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Lucia Miranda

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»Siripa hat es verboten! Du darfst nicht an meinem Herzen ruhen!«

Sie senkt das Haupt. Beide setzen sich gegenüber, beide sprechen zugleich, und während Thränen aus ihren Augen dringen, lächelt Miranda in der Fülle ihres Glückes. Sie haben sich so viel zu sagen: sie sprechen von der Vergangenheit, von dem Schicksal der Schanze, von der traurigen Zukunft, der sie entgegensehen. Hurtado verzweifelt nicht, so lange sein Arm noch kräftig ist, aber Miranda sieht keine Hoffnung mehr, sie ahnt die Hinterlist des Indianers, sie sieht das Verderben ihres Gatten voraus.

Draußen sinkt der Tag und die Hütte füllt sich mit traulicher Dämmerung. Nie ist dem Spanier seine Gattin schöner erschienen, nie hat sie anmuthiger gelächelt, nie ist ihr Antlitz so verklärt gewesen, als jetzt in seiner Bekümmerniß, in seiner bleichen Sorge. Und so lange ist er fern von ihr gewesen! Nie hat sein Herz stürmischer dem ihren entgegen geklopft. Er sieht, wie ihre Brust sich hebt in banger Angst, und er darf den Schmerz nicht von ihren Lippen küssen, denn das drohende Wort des Feindes trennt ihn von dem Weibe, das sein, allein sein eigen ist; er sieht sie bleicher werden, er sieht sie hinsinken, überwältigt von der Freude des Wiedersehens und von der Last der schweren Gegenwart; er will sie halten.

»Hurtado!« flüsterte sie, und der Strahl ihrer feuchten, brechenden Augen schleudert den Funken gewaltig auflodernder Leidenschaft in sein Herz, »Hurtado, es ist Dein Tod!«

»So sei es, Miranda!« ruft er. »Was ist mir das Leben ohne Deine Liebe? Um Deinetwillen habe ich Alles gewagt, um Deinetwillen schleudere ich das Leben von mir, wie ein häßliches Gewürm! Tausendmal hätte ich früher das Leben hingeopfert um eine einzige Umarmung, um einen Kuß von Deinen Lippen! Und das Wort dieses Elenden sollte mich jetzt von meinem Weibe trennen? O, ich ahne es! Er will unser Verderben, er wird uns tödten, auch wenn wir seinem tückischen Befehle folgen. Laß uns sterben, Miranda, laß uns sterben, wie wir gelebt – in voller und ganzer Liebe, unbekümmert um die Welt, um die Zukunft!«

Miranda’s Augen leuchten auf. Sie erhebt sich; sie selbst eilt ihrem Gatten entgegen.

»Sebastian!« ruft sie. »Nimm mich noch einmal an Dein Herz! Schlinge noch einmal Deinen starken Arm um mich! Dann laß mich sterben! Du hast Recht; es ist der Verrath, der uns umlauert. Laß uns dem Verrath trotzen und diesem Wilden! Und wenn ich sterbe – dann scheide ich von Dir, von der Welt mit dem Gedanken, daß ich das glücklichste Weib der Erde gewesen bin!«

Sie schlingt die Arme um ihren Gatten, ihr Herz klopft an dem seinen. Er trinkt die Thränen ihrer Augen, er küßt das Lächeln des Entzückens und die behenden Worte der Liebe von ihren Lippen. Ein heiliger Schauer durchrieselt Beide und drängt sie Beide inniger Herz an Herz. Sie fühlen, daß sie dem Tode geweiht sind und daß der Tod sie überraschen wird aus dem Gipfelpunkte irdischer Seligkeit; die Erde hat keinen Raum für solches Glück. – —

Längst hat Hurtado, hat Miranda die Welt vergessen, aber die Welt nicht sie.

Zwei Augen, unheimlich funkelnd und triumphirend leuchtend, sind auf das glückliche Paar gerichtet. Siripa’s Weib ist es, die das Geheimniß der Gatten belauscht, erhebend zugleich vor Wonne über den Triumph ihres Hasses und vor geheimem Schauer über die Allgewalt so unendlichen Glückes. Sie steht, wie vom Zauber gebannt, sie vermag ihren Gatten nicht zu rufen, denn zum ersten Male fühlt sie etwas wie Sympathie mit zwei der herrlichsten Wesen, die je geschaffen.

Aber hinter sich hört sie einen Schritt. Siripa naht, von Unruhe und Eifersucht getrieben, um selbst zu schauen. Da regt sich in seiner Gattin wieder die dämonische Lust des Verderbens, und dennoch zittert sie, als solle sie ihr eigenes Unglück herausbeschwören.

»Sieh!« sagt sie leise, und tritt zögernd zurück.

Siripa stößt einen Schrei der Wuth aus, von dem das Dorf wiederhallt.

»Zum Tode! Zum Tode!« ruft er mit gellender Stimme den Indianern zu. »Errichtet den Scheiterhaufen, schürt das Feuer an; sie sollen sterben, Beide!«

Hurtado und Miranda schrecken auf, als die Indianer zu ihnen in die Hütte stürmen. In jähem Entsetzen, in schamvoller Verwirrung will Miranda sich verbergen. Zu spät! Schon ist sie ergriffen und fortgeschleppt, schon ist Hurtado gefesselt. – —

Dort steht er jetzt im Glanz der sinkenden Sonne, und die Pfeile schwirren um sein Haupt, senken sich ihm in die Brust. Dort steht er, Miranda gegenüber, zu deren Füßen die Flamme emporzüngelt. Sie haben ihre Blicke fest aufeinander gerichtet. Um Beider Lippen spielt ein Lächeln, in Beider Augen glänzt die Erinnerung an das höchste Glück der Liebe – wie die hellen Abendwolken dort oben noch leuchtend niederschauen, obgleich die Sonne schon gesunken. Triumphirend, glücklich, selig wie nie, erwarten sie den Tod.

Ein Pfeil trifft das Herz Hurtado’s; um Miranda wirbelt der Rauch, sie seinen Blicken entziehend.

»Sebastian!« tönt es noch einmal durch die Flammen, wie eine Stimme aus einer andern Welt.

»Miranda!« hauchen die Lippen des Sterbenden.

– — – — – — – —

Die Lampe erlischt. Ich schrecke mit einem Seufzer auf. Das Morgenlicht schimmert matt durch die Vorhänge.

Aber noch rauscht es und weht es um mich, da ich mich erhebe. Sind es die Geister Hurtado’s und Miranda’s gewesen, die mich umschwebt haben, während ich die Geschichte ihrer Liebe las? —