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Lucia Miranda

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»Nicht Allen droht Gefahr,« erwiedert Miranda, den Blick noch immer flehend auf ihn richtend. »Nicht Allen – nur Dir! Den Anderen vielleicht nur um Deinetwegen!«

»Welches Räthsel!« sagt Hurtado kopfschüttelnd. Dann fügt er lächelnd hinzu: »Du bist krank, Miranda, Du bist aufgeregt, es erschreckt Dich, mich fern zu wissen!«

»O nein, ich bin nicht so schwach,« antwortet seine Gattin. »Ich weiß, daß es Deine Pflicht ist, jeder Gefahr zu trotzen. Nur vor der Hinterlist Mangora’s möchte ich Dich warnen.«

»So gieb mir einen Grund dafür!« sagt Hurtado drängend und einen Blick durch das Fenster auf die Reiter werfend. »Sprich, Miranda, und sprich schnell! Was hast Du gegen den Kaziken?«

»Sebastian,« ruft das junge Weib, ihr ganzes Gefühl in wenige Worte zusammendrängend und ihr Haupt an seiner Brust verbergend, »er liebt mich, er ist eifersüchtig auf Dich! Er wird Dich tödten, wenn er Dich allein trifft!«

Ein leichter Schreck zuckt durch Hurtadoʼs Glieder. Es ist nicht Furcht vor dem mächtigen Häuptling der Timbuesen; es ist ein unerklärliches, dumpfes Gefühl von Abscheu, daß ein solches Wesen es wagen kann, sein unreines Auge bis zu dem schönsten und unschuldigsten Weibe zu erheben – zugleich ein Gefühl von Mitleid mit feiner Gattin und mit dem Entsetzen, das sie bei einem solchen Gedanken empfinden muß.

Er schweigt eine Minute lang, und noch immer verbirgt Lucia Miranda ihr Haupt an seiner Brust.

»Liebes Weib,« sagt er dann, »Du irrst Dich. Mangora wird Dich bewundern – wie Jeder! Aber hat er nicht sein Weib? Und weiß er nicht, daß Du meine Gattin bist?«

»O, nimm es nicht leicht!« bittet Miranda.

»Hat er zu Dir gesprochen?« fragt Hurtado unruhig.

»Nein! Aber seine Blicke sprechen deutlicher als Worte. Nie hat ein Mensch mich so angeblickt wie dieser braune Indianer – wilder, tückischer als jene Onka, die neulich in dem Lager gefangen wurde.«

»Nun, so mag es sein!« sagt Hurtado besänftigend. »Ich bin gewarnt und werde den Kaziken fern halten. Hier im Lager bist Du sicher und er kann Nichts gegen Dich unternehmen. In spätestens acht Tagen bin ich zurück; bis dahin lebe wohl! Aber noch immer glaube ich, daß Du Dich ohne Grund ängstigst. Der Timbuese hat nie eine weiße Frau gesehen, und muß ich es ihm nicht verzeihen, daß er Dich bewundert?«

»Scherze nicht, Sebastian!« bittet Miranda. »Sagtest Du mir nicht vor einigen Wochen, daß er Dich gebeten, ihn in seinem Dorfe zu besuchen, und daß ich Dich begleiten möge?«

»Gewiß! Es war eine Ehre, die er mir erzeigen wollte.« «

»Nein, eine Schlinge war’s, um Dich und mich in seine Gewalt zu locken!« ruft Miranda. »Sei nicht so vertrauensvoll, so großherzig, Hurtado. Und kehre bald wieder, bald! Mir wird das Herz schwer sein, so lange Du fort bist.«

»So will ich eilen!« sagt Hurtado, über dessen Stirn eine Wolke fliegt. »Miranda, ich glaube, Du hättest besser gethan, mir das nicht zu sagen; ich werde schwach genug sein, daran zu denken. Lebe wohl!«

Er zieht sie an sich, ein Tritt ertönt unter dem Fenster; es ist Nunjo de Lara, der vorübergeht.

»Der Hauptmann!« ruft Hurtado. »Er mahnt mich daran, daß ich zögere!«

Und einen flüchtigen Kuß auf ihre Lippen drückend, eilt er fort.

Nunjo de Lara hat durch das Fenster gesehen.

»Ei, Hurtado!« ruft er lächelnd. »Nehmt Ihr so kalten Abschied von Eurer Gattin? Fürwahr, man sieht, daß Ihr nicht mehr in den Flitterwochen seid!«

Sebastian erröthet und schaut zurück auf Miranda, die verschämt die Augen senkt. Nie ist sie ihm schöner erschienen, nie ist sein Herz glücklicher und stolzer aufgewallt. Er eilt zurück, noch einmal zieht er sie in seine Arme, preßt glühende Küsse auf ihre Lippen, und während Miranda tief erröthend in das Dunkel der Kammer flieht, eilt der junge Held, den Hauptmann grüßend, über den Hof zu seinen Reitern, die ihn erwarten.

Die Pferde wiehern und stampfen muthiger die Erde; es ist, als kennten sie den Führer. Das Kommandowort ertönt, der Zug ordnet sich. Das westliche Thor wird geöffnet, und hinaus zieht die kleine Schaar in den frischen Morgen, den grünen Abhang hinunter, auf dessen Gipfel Cabot die Schanze des heiligen Geistes errichtet hat.

Inzwischen ist Miranda nicht in ihrer Kammer geblieben; sie steht aus einem entlegenen Vorsprunge der Schanze, und ihr Blick, trübe und doch innig, folgt mit dem Ausdrucke der Sehnsucht dem scheidenden Gatten.

Sie sieht, wie die Schaar über Hügel und Ebenen zieht; zuweilen läßt sie ihr weißes Tuch flattern, und vom Zuge her weht ihr ein ähnliches Zeichen den Gegengruß herüber. Endlich, am Saum des nahen Waldes, weht das Zeichen zum letzten Mal und die Schaar verschwindet in dem Dickicht. Ein einzelner Reiter hält noch vor dem Walde. Sie weiß, daß es Hurtado ist, und noch einmal flattert ihr Tuch in der Luft. Dann verschwindet auch jener Reiter, und Miranda kehrt mit gesenktem Haupte und bewegtem Herzen in ihre stille kühle Wohnung zurück, um den Tag über zu träumen und an den fernen Gatten zu denken.

Ruhig und klar lächelt der Himmel des nächsten Tages über der Schanze des heiligen Geistes, die Thore sind geschlossen, wie immer, die Wachen stehen auf ihren Posten, die Krieger arbeiten im Innern der Schanze friedlich an dem Ausbau der Wohnungen.

Miranda ist wieder auf jenem Vorsprung gewesen und hat in die Ferne hinausgeblickt, und wie am vergangenen Tage ist sie träumerisch und mit schwerem Herzen in ihr Zimmer zurückgekehrt.

Der durchdringende, hallende Ton einer Trompete verkündet jetzt, daß etwas Außergewöhnliches sich nahe. Die Krieger verlassen Hammer und Kelle, ergreifen ihre Waffen und eilen nach dem Punkte, der Jedem für den Fall der Gefahr angewiesen.

Nunjo de Lara erscheint und begiebt sich mit schnellen Schritten, aber mit der Würde, die den Befehlshaber und vor Allem den Spanier nie verläßt, nach der Plattform über dem westlichen Thor.

Er sieht sogleich, daß es sich nicht um eine Gefahr handelt, denn ungefähr dreißig Indianer, beladen mit verschiedenen Gegenständen, nähern sich dem Thore. Sie sind nur mit kurzen Spießen bewaffnet, und vor ihnen schreitet eine Gestalt, die Anderen fast an Kopfeslänge überragend, und, wie es scheint, ganz unbewaffnet.

»Es ist Mangora!« sagt Nunjo de Lara beruhigt, »er will uns Geschenke bringen; laßt das Thor öffnen!«

Während es geschieht, kehrt der Hauptmann nach seinem Empfangszimmer zurück, das mit Fahnen, Waffen, Goldflittern, Thierfellen und astronomischen Instrumenten ausgeschmückt ist, um auf die Söhne der Pampas einen um so größern Eindruck zu machen. Mangora freilich kennt dieses Zimmer schon; aber Nunjo de Lara unterläßt es nie, ihn in demselben zu empfangen. Er müßte sonst fürchten, seiner Würde etwas zu vergeben und den Stolz des Timbuesen zu beleidigen.

Mangora tritt ein, eine hohe, kräftige, aber schlanke Gestalt, braun durch die Geburt und noch gebräunter durch Wind und Wetter. Seine Gesichtszüge sind regelmäßig, beinahe schön. Sie sind ruhig und verrathen keinen bestimmten Ausdruck oder Charakter; das schmal geschnittene Auge allein irrt unruhig umher und findet keinen festen Gegenstand.

Er ist nur mit einem Gürtel um die Lenden und mit einem spanischen Mantel bekleidet, den ihm Cabot zum Geschenk gemacht. Sein schwarzes dünnes Haar ist in einen Schopf zusammengebunden und fällt lang auf den Nacken. Im Gürtel steckt ein Messer, ebenfalls ein Geschenk des Spaniers.

Mangora richtet seine Blicke auf den Hauptmann. Er scheint die Anrede desselben zu erwarten.

Nunjo de Lara geht auf ihn zu und ergreift seine Hand zum Zeichen der Freundschaft.

»Sei willkommen, mein Bruder!« sagt er. »Was führt Dich zu uns? Die Freundschaft, hoffe ich.«

»Ja wohl, die Freundschaft!« antwortet Mangora mit seiner tiefen Stimme. »Gestern brachte man mir die Nachricht, daß sich ein Zug weißer Männer durch die Ebene und den Wald bewege; da eilte ich, mich nach ihren Wünschen zu erkundigen. Sie sagten mir, daß meine weißen Freunde in der Schanze der Lebensmittel bedürften, und ich befahl dreißig von meinen Männern, so viel zu nehmen, als sie tragen könnten, Früchte, Wild und zahmes Vieh, und es nach der Schanze zu bringen, damit meine weißen Freunde keinen Mangels leiden, bis ihre Brüder zurückkehren.«

»Ich danke Dir, Mangora!« ruft der Hauptmann erfreut. »Unsre Noth ist nicht so groß, als Du vielleicht glaubst; ein kluger Feldherr sorgt bei Zeiten. Aber Deine Gabe ist willkommen, doppelt willkommen, da sie mir ein neues Zeichen Deiner Freundschaft bietet! Ich danke Dir und ich hoffe, Du und Deine Brüder, Ihr werdet heute meine Gäste sein und bis zum Abend bleiben.«

»Wenn Du es wünschest,« antwortet Mangora mit der Würde eines Fürsten von Geblüt, »so werden wir Deine Bitte erfüllen. Zuweilen ist es mir lieb, mit meinen weißen Freunden zu sprechen.«

Nunjo de Lara beeilt sich, den Befehl für die Anordnung eines großen und prächtigen Mahles zu geben; dann geht er mit dem Indianer in den Hof, um die Geschenke zu besichtigen. Sie sind reich genug, um die Garnison wochenlang vor Mangel zu schützen; Nunjo de Lara, dessen Vorräthe auf die Neige gehen, ist hoch erfreut und wählt die leckersten Stücke Wildpret für das Mittagsmahl.

Dann zeigt er dem Indianer die neuen Einrichtungen, die Verbesserungen Mangora betrachtet und prüft Alles mit ruhiger gleichgültiger Miene. Er scheint den Hauptmann als seinen Vasallen zu betrachten. Zuweilen jedoch fliegt sein Blick mit durchdringender Schärfe über den Hof und nach dem Fenster jenes Zimmers, in welchem Hurtado von seiner Gattin Abschied genommen.

Der Indianer sucht vergebens. Kaum hat Lucia Miranda erfahren, daß sich Mangora in der Schanze befinde, als sie ihre verborgenste Kammer aufsucht, entschlossen, sie nicht zu verlassen. Dennoch ist sie beruhigt und erfreut in ihrem Herzen. Sie weiß nun, daß ihr Gatte sicher ist, heut wenigstens, daß er nicht mit Mangora zusammentreffen kann.

 

Unterdessen sind zwei Tafeln aufgeschlagen, eine kleinere für Mangora, den Hauptmann und zwei spanische Edelleute, eine größere für die Indianer Mangora’s. Der Braten duftet, lachend ruhen die Früchte auf den silbernen Tellern, und der Wein steht in den Kühlgefäßen, seine Gluth sammelnd, um sie nachher feuriger durch die Adern der Zecher zu strömen.

Das Mahl beginnt. Nunjo de Lara ist in der heitersten Laune, und als wackerer Zecher spricht er fleißig dem Weine zu, um so mehr, da der spärliche Vorrath einen solchen Genuß nur an festlichen Tagen gestattet. Die Edelleute folgen seinem Beispiel, Mangora nur trinkt mäßig. Er will sich nicht den Kopf verwirren, wie er sagt, und er ist an den feurigen Saft nicht gewöhnt.

»Ist es bei meinen weißen Freunden Sitte, immer das Mahl allein zu halten?« fragt er endlich. »Ich erinnere mich, eines Tages auch Weiber an Eurem Tisch gesehen zu haben.«

»Es ist wahr,« sagt Nunjo de Lara. »Damals, als Cabot noch hier war, pflegten die Frauen mit uns zu essen, jetzt leistet uns nur Hurtado’s Gattin zuweilen Gesellschaft.«

»Weshalb heut nicht?« fragt Mangora mit ruhiger Miene. »Ist sie krank?«

»Ich glaube nicht,« antwortet der Hauptmann. »Aber Hurtado ist nicht hier, er führt den Zug. Wenn es Dir lieb ist, sie zu sehen, so werde ich sie rufen lassen. Du liebst die Weiber, wie es scheint!«