Za darmo

Ratsmädel- und Altweimarische Geschichten

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Noch immer hielt ich seine Hände, und die ganze Erregung und Bewegung des vorigen Abends kam über mich.

»Ei du Glückspilz!« rief mein guter Pastor überrascht. »Nun setz dich einmal hin und erzähle.«

Und ich erzählte ihm, schüttete mein ganzes Herz vor ihm aus – und wie er zuhörte! Er fragte und fragte und wäre für sein Leben gern dabei gewesen; die Zeit verging uns im Umsehen. Er stand beim dritten Akte auf und holte die Pastorin, und ich mußte mit Erzählen wieder von vorn beginnevn.

Als ich geendet hatte, sagte ich mit Thränen: »Lieber guter Pastor, ich möchte auch irgend etwas thun, was schön ist, ich möchte irgend ein großes Talent haben, dann erst würde ich glücklich sein.«

»Ja, mein Kind,« antwortete er, »da bitt' erst einmal um einen großen Fleiß, das ist die Hauptsache. Wenn du auf ein Ding deinen ganzen Fleiß verwendest, wird es dich auch interessieren, ganz gleich, was es ist.«

Ich erzählte ihm, daß ich bei Friedrich Preller zeichnete, daß es damit aber nichts wäre. Der alte Preller lache über alles, was ich mit Müh' und Not zu stande brächte; und wenn er sich meine Arbeit angesehen habe, sage er gewöhnlich, ich solle es sein lassen, es wäre besser, wenn ich mit ihm zum Kaffeetrinken käme. Das ließe ich mir dann auch nicht zweimal sagen, und während die andern noch sich abmühten, säße ich schon und lauerte darauf, daß der alte Preller seine wundervollen Skizzenbücher zur Hand nehmen würde; aber selber zeichnen und bei aller Not und Mühe nur elendes Zeug zu Tage fördern, das hielte ich für eine Sünde.

»Ja, das ist's auch,« sage Preller selbst.

»Nun also!«

Die Feier des heiligen Abendmahls erfüllte wieder mein Herz mit wunderbaren Schauern.

Ich grübelte nicht und gab mich ganz dem weihevollen Augenblicke hin – den dumpfen Klängen der Orgel, dem mystischen Gesang, den geheimnisvollen Worten. –

Meine Seele verlangte danach, sich auf Lebenshöhen zu fühlen. Der Zwiespalt zwischen dem alltäglichen Dasein, seiner Ruhe, Gleichgültigkeit und leichten Befriedigung, und den tiefen Bewegungen und Gewalten einer mächtigen Kunst hatte mich verwirrt, beunruhigt – und ich wollte Beruhigung empfinden.

Nicht lange nach dieser Zeit begann ich in aller Unschuld das wunderliche Spiel mit den Käuzen, von denen ich schon erzählt habe – trieb es geheimnisvoll glückselig, hockte auf unsrer Bodentreppe und schrieb dort nach Herzenslust – Geschöpfe zauberte ich in mein blaues Heft, die mir ungemein sympathisch waren; sie sprachen und thaten, was ich wollte, was ich wünschte, und ich lebte mit ihnen im besten Einvernehmen.

Es war ein leidenschaftliches Spiel, das ich trieb, um die Welt hätte ich es nicht irgend jemand verraten mögen – und dennoch verriet ich es selbst und gewann durch diesen Verrat das höchste Glück, das das Schicksal einer schaffensmutigen Seele zu teil werden lassen kann; ich gewann, wie ich schon sagte, einen Lehrer und Helfer, und zwar einen Lehrer und Helfer, wie er nicht besser zu denken war, der es verstand, mich unverbesserlichen Faulpelz zu Fleiß und Ausdauer anzuspornen; der mir als höchstes Ziel steckte: Wahrheit in jedem Empfinden, und eine freie Würdigung alles Menschlichen. So kam es, daß ich ein reiches und beglücktes Dasein kennen lernte, daß ich meinen festen, ruhigen Weg gehen konnte. – Meine Arbeit, meine Kunst wurde mir die stille Zuflucht, der nichts nahen durfte, wenn das alltägliche Leben zu stürmisch oder zu gleichgültig oder gar zu schwer werden wollte. Und ich selbst habe mich immer gewundert, wie gerade ich zu diesem großen Glück gekommen bin – gerade ich, die so wenig veranlagt schien, je etwas zu erstreben, geschweige zu erreichen.

Ich könnte manches aus meinem Leben erzählen, von guten Freunden, getreuen Nachbarn und dergleichen, von Ereignissen aller Art, von meiner Verheiratung, meinen Reisen, von allem Guten und Bösen, was ich auf Erden kennen lernte, mag es fürs erste aber damit genug sein, daß ich erzählt habe, wie ich zum Blaustrumpf wurde. Das alles ist nur Spaß. Wie der Ernst des Lebens an mich herantrat – der volle Ernst – und in seinem Gefolge Kummer und Not, wie ich die Arme nach Hilfe ausstreckte, wie ich verzweifelte, wie ich endlich nach langer Qual genas, davon will ich schweigen, das liegt im tiefsten Seelengrunde, für Worte kaum erreichbar.

Ende