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Dalmatinische Reise

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Ich schrieb darauf an ihn noch diesen Brief: »Sehr geehrter Herr Statthalter! Nehmen Sie, sehr verehrter Herr Statthalter, meinen allerbesten Dank für Ihre so freundlichen Bemühungen und Ihr liebenswürdiges Schreiben vom 30. März. Was die Sache selbst betrifft, die ja auch mir »wenig glaubwürdig« verkommt, so sind mir inzwischen hierzu noch folgende Daten angegeben worden: ›Zu Weihnachten 1908 wurden bei der Entwaffnung des Dorfes Otok im politischen Bezirke Sinj den Bauern mehrere sehr schöne, kostbare, antike Nationalwaffen genommen, welche die Bauern bei dem jährlichen, am 15. August stattfindenden historischen »Alka«-Pferderennen als Schmuck tragen. So wurde dem Dorfvorsteher von Otok, Luka Milanovič-Litre des ver. Luka, zwei mit Silber beschlagene sehr alte Gewehre und ein gleichfalls mit Silber beschlagenes und mit sehr kostbaren Steinen besetztes Handjar-Messer genommen. Diese Waffen waren schon über 150 Jahre im Besitze der Familie Milanovič.‹ So steht nun Behauptung gegen Behauptung. Nochmals bestens dankend, bin ich, sehr geehrter Herr Statthalter, Ihr aufrichtig ergebener H. B.«

Darauf erhielt ich vom Statthalter keine Antwort mehr, wohl aber erschien in der Spalatriner »Sloboda« vom 18. Juni folgender Aufsatz:

»Hermann Bahr für Dalmatien.

Als Hermann Bahr den verflossenen Winter in Dalmatien zubrachte, fragte er uns, da er sich für die Landes- und Volksverhältnisse sehr interessierte, unter anderem, weshalb unsere reichen und altertümlichen Volkswaffen immer mehr verschwinden, so daß sie heute zu einer Seltenheit im Lande geworden sind.

Um dem Herrn Bahr dieses »Verschwinden« zu erklären, zeigten wir ihm, wie auch in diesem »Unternehmen« unsere Regierung die Hauptrolle spielt und es ausschließlich ihr Verdienst ist, daß es mit diesen historischen und kunstvollen Andenken unseres Volkes so weit gekommen ist.

Wir erzählten ihm folgendes: Unsere Regierung führt schon seit mehreren Dezennien ununterbrochen und systematisch die Entwaffnung des Landes durch; bei diesen Entwaffnungen wird auf die historischen Volkswaffen der größte Wert gelegt, und werden dieselben von den betreffenden behördlichen Organen mit einer gewissen Habgier gepfändet und abgenommen; hierbei werden mit den neuen Waffen alte Gewehre, Pistolen und Säbel abgenommen, mit denen man kaum eine Maus töten könnte, die für das Volk jedoch die einzige Erinnerung an die Heldentaten ihrer Vorfahren sind. Diese Waffen werden dann aus Dalmatien nach Wien transportiert, und hier entweder um teures Geld verkauft, oder unter die höheren Beamten und deren Freunde verteilt. Der verstorbene Dr. Trojanović sah gelegentlich einer Opernvorstellung in Wien in der Hand des Tenors einen herrlichen alten Säbel, der aus der Gegend von Kotor stammte; als er mit diesem Tenor zusammenkam, sagte ihm dieser, er habe den Säbel im Ministerium des Inneren erworben. Schließlich wurde vor einiger Zeit das Dorf Glavice bei Sinj entwaffnet und hierbei den Leuten kostbare, in Gold und Silber gearbeitete, sowie mit Edelsteinen verzierte Waffen, abgenommen.

Als Herr Bahr dies hörte, staunte er und skandalisierte sehr über dieses Barbarenwesen und diese Plünderung – wie er es selbst bezeichnete. Er wollte gar nicht an die Möglichkeit unserer Behauptungen glauben, und sagte, daß dies nicht nur ein dalmatinischer, sondern ein europäischer Skandal wäre, und begriff nicht, wie das Land und besonders die Abgeordneten dem ruhig zusehen können, denn es wäre doch unglaublich, wenn man diesem Vorgehen nicht Einhalt tun könnte…

Als Bahr dann nach Wien kam, richtete er einen Brief direkt an den Statthalter Nardelli, worin er ihm Einiges, was er in dieser Beziehung gehört, mitteilte, und fragte ihn ob es wahr sei, daß gelegentlich der Entwaffnung im Jahre 1907 in einem Dorfe des Bezirkes von Splitazach die altertümlichen Volkswaffen den Bauern abgenommen wurden. (Bahr glaubte nämlich, daß das Dorf Glavice im politischen Bezirke von Split gelegen sei.) Die Statthalterei wußte zwar genau, daß sich dies auf den Ort Glavice beziehe, machte sich jedoch den Irrtum Bahrs zu Nutzen, und stellte fest, daß schon seit zehn Jahren im Bezirke von Split keine Entwaffnung vorgenommen wurde, und daher auch die Behauptung Bahrs nicht der Wahrheit entspreche.

Herr Bahr ruhte jedoch nicht, erfuhr, daß der Ort Glavice zum politischen Bezirk von Sinj gehöre, daß derselbe im Jahre 1907 entwaffnet wurde, und daß bei dieser Gelegenheit nebst anderen auch dem Luka Milauvire-Litre zwei kostbare Stücke alter Waffen abgenommen wurden.

Als Bahr im Besitze dieser unwiderlegbaren Tatsachen war, drohte er diesen ganzen systemisierten Skandal der Plünderung des Nationalgutes in die europäische Presse zu bringen, falls dem nicht ehebaldigst entgegengetreten würde.

Die Drohung des deutschen Herrn Bahr flößte doch den Herren in Zadar und Wien Angst ein, obwohl sie die Drohungen unserer Abgeordneten unbeachtet ließen, und die Folge war, daß die Statthalterei einen Erlaß erließ, worin angeordnet wird, daß die dem Luka Milanovič-Litre, gelegentlich der Entwaffnung abgenommenen Waffen sogleich rückzuerstatten sind, und am 27. Mai l. J. sandte die Statthalterei ein Zirkular an alle Bezirksvorstände, in welchem bestimmt wurde, daß von nun an bei der Entwaffnung dalmatinischer Ortschaften auf die alten Waffen genau zu achten ist, und solche weder gepfändet noch abgenommen werden dürfen, sondern im freien Besitze desjenigen zu verbleiben haben, bei dem sie gefunden wurden.

So wird durch das Verdienst eines Fremden unser Volk in der Lage sein, die wenigen Überreste der historischen Waffen behalten zu können. Dies ist zwar sonderbar und traurig, aber wahr.«

In diesem Aufsatz wundert mich nur, daß die Statthalterei als eine »Drohung« empfunden haben soll, was doch nur eine höfliche Anfrage war.

Am Ende wird man dieses ganze Buch auch als »Drohung« empfinden, während es doch nur zornige Liebe ist, die hier spricht.

Ich will helfen, Österreichs schönstes Land vor seinen tückisch schleichenden Verderbern zu retten und ihm die Freiheit zu bringen.

Ende

Werke von Hermann Bahr

(S. Fischer, Verlag, Berlin)

Die gute Schule. Roman. 2. Auflage. Geh. 3 Mk., geb. 4 Mk.

Neben der Liebe. Wiener Roman. 2. Auflage. Geh. 3 Mk., geb. 4 Mk.

Dora. Wiener Geschichten. 2. Auflage. Geh. 2 Mk., geb. 3 Mk.

Caph. Novellen. 2. Auflage. Geh. 2 Mk., geb. 3 Mk.

Renaissance. Neue Reihe zur Kritik der Moderne. Geh. 3,50 Mk., geb. 4,50 Mk.

Theater. Ein Wiener Roman. 3. Auflage. Geh. 3 Mk., geb. 4 Mk.

Tschaperl. Ein Wiener Stück. Geh. 2 Mk., geb. 3 Mk.

Josephine. Ein Spiel. Geh. 2,50 Mk., geb. 3,50 Mk.

Der Star. Ein Wiener Stück. 2. Auflage. Geh. 2,50 Mk., geb. 3,50 Mk.

Wiener Theater (1892-1898). Geh. 4 Mk., geb. 5 Mk.

Die schöne Frau. Novellen. 2. Auflage. Geh. 2 Mk., geb. 3 Mk.

Rezensionen (Wiener Theater 1901-1903). Geh. 5 Mk., geb. 6 Mk.

Dialog vom Tragischen. Essays. Kart. 2,50 Mk.

Der Meister. Komödie. 3. Auflage. Geh. 2 Mk., geb. 3 Mk.

Sanna. Schauspiel. Geh. 2 Mk., geb. 3 Mk.

Die Andere. Schauspiel. Geh. 2 Mk., geb. 3 Mk.

Glossen (Zum Wiener Theater 1903-1906). Geh. 5 Mk., geb. 6,50 Mk.

Ringelspiel. Komödie. Geh. 2 Mk., geb. 3 Mk.

Die gelbe Nachtigall. Komödie. Geh. 2,50 Mk., geb. 3,50 Mk.

Stimmen des Bluts. Novellen. 2. Auflage. Geh. 2 Mk., geb. 3 Mk.

Die Rahl. Roman. 3. Auflage. Geh. 4 Mk., geb. 5 Mk.

Drut. Roman. 4. Auflage. Geh. 5 Mk., geb. 6 Mk.

Theater

Hermann Bahr hat sein oft gegebenes Versprechen gehalten, er hat den ersten bodenechten Wiener Roman geschrieben.

(Wiener Tagblatt)

… So hat denn sein Roman, den er selbst einen Wiener Roman nennt, bei aller Lokalfarbe doch etwas Allgemeingültiges, ist ein menschliches Dokument, das seinen Wert behalten wird, auch wenn alle Modelle, von denen er die Einzelzüge entlehnt, längst den Weg alles Fleisches gegangen sein werden… Ein so mondänes Buch wie das Bahrsche darf man selbst denen empfehlen, die sich mit Grund vor deutschen Romanen fürchten. Eine spannende Plauderei für den Oberflächlichen, ist es ein hochrespektables Kunstwerk für den Verständigen, in Plan und Detailausführung gleich bemerkenswert, zugleich aber eine Prosaleistung, vor der man den Hut abnehmen darf.

(Neues Pester Journal)
Glossen

So manche der in der Glossensammlung besprochenen Autoren werden im Mausoleum der Literaturgeschichte vermodert, so mancher heute noch laut ausgerufene Name wird, vergessen und verschollen, selbst den Gelehrten nicht mehr geläufig sein – in dem höchst anziehenden und lehrreichen Buche des impressionistischen Dichterkritikers werden sie vor der Nachwelt ihre Auferstehung feiern.

(Die Wage, Wien)
Stimmen des Bluts

Jede dieser lässig skizzierten Erzählungen hat irgendeinen Reiz, der fasziniert. Ihre Vorwürfe sind bizarr. Die geheimnisvolle Anziehung und Abstoßung zwischen den Geschöpfen wird von einem skeptischen Weltmann mit eleganter Nachlässigkeit beplaudert. Es ist Pose in dieser Eleganz, Nachlässigkeit vor dem Photographen, aber es ist künstlerisch und niemals langweilig.

(Süddeutsche Monatshefte)

… Wer aber diese Geschichten liest, der wird eine Weile lang sonst unhörbare, nie völlig erschürfte Quellen des Lebens rauschen hören und eine Weile lang gedankenvoll Dingen nachgrübeln, die ganz abseits vom Wege unseres nüchternen Rechenverstandes liegen und die nur ein Dichter zuweilen bis an die Schwelle unseres Bewußtseins zu heben versteht.

 
(Pester Lloyd)
Drut

… den österreichischen Roman zu schreiben, das Buch, in dem nicht einzelne Typen, sondern der gesamte Komplex von verknöcherten Traditionen, kampfbereiten Expansionsgelüsten, innerem Parteihader, still arbeitenden politischen Gewalten, von Liberalismus und Demagogentum, von ehrfürchtiger Kaisertreue und scheelem Zynismus, von müde gewordenen Hoffnungen und machtdurstiger Geschäftigkeit, in dem dieser Komplex von mehr fühlbaren als faßbaren Dingen lebendig würde und dies in der spezifisch weichen, lebensfrohen Atmosphäre Österreichs – dieses Buch zu schreiben gelang erst heute Hermann Bahr in seinem eben erschienenen Roman »Drut«… Es wird Leute geben, die sich an diesem allzu frischen Zusammenhang des Bahrschen Romans mit realen Ereignissen stoßen werden. Sie werden das Buch lesen müssen, um zu sehen, wie ein Künstler den Einzelfall ins große Allgemeine, Typische zu weiten weiß. Mit welch tiefer Seelenkunde, mit welch warmem Verstehen und namentlich mit welch unglaublicher Lebensechtheit die Menschen hier gestaltet sind. Und wie in ihr Tun alle Probleme und alle Mächte des heutigen Österreich hineinspielen, wie greifbar die österreichische Landschaft hineingrüßt – und sie werden dann bewundernd zu der Höhe der Kunst hinaufsehen, zu der sich Bahr durch so vielerlei Wandlungen emporläuterte.

(Pester Lloyd)

… So bekommen wir auch in diesem Roman, der, künstlerisch gemessen, eines seiner bedeutendsten und vollkommensten Werke, ein österreichischer Roman im besten Sinne des Wortes, ein wundervoll lebendiges Bild unserer Zeit ist, doch auch manchen prächtigen Essay, manche treffende Abhandlung über soziale und ethische Fragen zwischendurch zu lesen. – Bahr will eben nicht bloß unterhalten, sondern auch überzeugen. Er ist Bildner und Lehrer, Prophet und Dichter zu gleicher Zeit. Sein Roman ist in diesem Sinne auch ein politisches Buch. Und es ruft nicht bloß – wie sonst meistens Romane – Frauen und Jünglinge, sondern auch und vielleicht vor allem Männer zu seinen Lesern herbei. Männer, die dieses Österreich lieben wie Bahr selbst und denen Österreichs Zukunft am Herzen liegt.

(Neue Freie Presse, Wien)
Die Rahl

Hermann Bahr hat einen neuen Roman geschrieben: »Die Rahl«. Aus dem Theaterleben, dem Bahr schon so viel psychologische Beute verdankt. Diesmal steht eine große Tragödin in der Mitte und neben ihr ein kleiner Schuljunge, ein Gymnasiast. Die Rahl lebt im Leben nur ein Scheindasein, ihr inneres und echtes Leben lebt sie auf dem Theater; der arme kleine Junge neben ihr darf eine Nacht lang ihr Genosse sein, und da der Gymnasiast in der Wirklichkeit steht, kann er es nicht begreifen, daß die Künstlerin die große Stunde so rasch vergessen konnte. Am Ende, da der Jüngling von den Bedienten der Rahl nicht mehr vorgelassen wird, dringt er in seinem knabenhaften Mut bis zu dem Grafen, dem Gatten der Tragödin, vor, um ihm alles zu »enthüllen«. Das ist eine von delikatestem Witz eingegebene Szene. Dieser bebende kleine Junge, der mit der Romantik seiner sechzehn Jahre vor einem vom Leben durchgegerbten, aus Notwendigkeit milde gewordenen Gatten steht, nun von dem vermeintlichen »Unterdrücker« die Geliebte fordert, und als Antwort nur ein sehr gütiges, nachsichtiges Lächeln empfängt! Ich wüßte nicht, welcher Deutsche außer Hermann Bahr eine ähnliche Szene schreiben könnte. Diese aus seelischem Wissen entspringende Lustspielstimmung gehört nur ihm. Wo ist denn ein anderer Deutscher, dessen Humor aus psychologischem Untergrund kommt? Der Roman ist mit einigen sehr scharfen Silhouetten aus der Mittelschulwelt geschmückt, und besonders in Wien wird das angedeutete Porträt des »kleinen Beer«, des jüdischen Revolutionärs im Obergymnasium, von Hunderten Jünglingen als das eigene Bild angesehen werden.

(Wiener Arbeiterzeitung)

Hinweise zur Transkription

Das Verlagsemblem wurde vom Vorblatt zum Buchende verschoben.

Der Text des Originalbuches wurde grundsätzlich beibehalten, mit folgenden Ausnahmen:

Seite 28:

"ungrischen" geändert in "ungarischen"

(Hafen von Preluka, knapp an der ungarischen Grenze)

Seite 30:

"zerstriebend" geändert in "zerstiebend"

(lacht noch schrill und ist schon zerstiebend wieder versunken)

Seite 101:

"Verständnise" geändert in "Verständnisse"

(zum klaren Verständnisse seiner Aufgaben aufschwang)

Seite 123:

"unsrerer" geändert in "unserer"

(wenn wir unserer Südslawen nicht sicher sind)

Seite 142:

"Bote" vereinheitlicht zu "Boote"

(hier wird nicht gelandet, sondern Boote legen an)

Seite 142:

"Bot" vereinheitlicht zu "Boot"

(aus einem Boot herauf in rauhem Deutsch)

Seite 158:

"9. d." geändert in "9. d. M."

(Auf meinen Brief vom 9. d. M. werden Sie mir antworten)

Seite 165:

"Kart" geändert in "Kart."

(Dialog vom Tragischen. Essays. Kart. 2,50 Mk.)