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Übung am Klavier







     Der Sommer summt. Der Nachmittag macht müde;


     sie atmete verwirrt ihr frisches Kleid


     und legte in die triftige Etüde


     die Ungeduld nach einer Wirklichkeit,








     die kommen konnte: morgen, heute abend —,


     die vielleicht da war, die man nur verbarg;


     und vor den Fenstern, hoch und alles habend,


     empfand sie plötzlich den verwöhnten Park.








     Da brach sie ab; schaute hinaus, verschränkte


     die Hände; wünschte sich ein langes Buch


     und schob auf einmal den Jasmingeruch


     erzürnt zurück. Sie fand, daß er sie kränkte.










Die Liebende







     Das ist mein Fenster. Eben


     bin ich so sanft erwacht.


     Ich dachte, ich würde schweben.


     Bis wohin reicht mein Leben,


     und wo beginnt die Nacht?








     Ich könnte meinen, alles


     wäre noch Ich ringsum;


     durchsichtig wie eines Kristalles


     Tiefe, verdunkelt, stumm.








     Ich könnte auch noch die Sterne


     fassen in mir; so groß


     scheint mir mein Herz; so gerne


     ließ es ihn wieder los








     den ich vielleicht zu lieben,


     vielleicht zu halten begann.


     Fremd, wie niebeschrieben


     sieht mich mein Schicksal an.








     Was bin ich unter diese


     Unendlichkeit gelegt,


     duftend wie eine Wiese,


     hin und her bewegt,








     rufend zugleich und bange,


     daß einer den Ruf vernimmt,


     und zum Untergange


     in einem Andern bestimmt.










Das Rosen-Innere







     Wo ist zu diesem Innen


     ein Außen? Auf welches Weh


     legt man solches Linnen ?


     Welche Himmel spiegeln sich drinnen


     in dem Binnensee


     dieser offenen Rosen,


     dieser sorglosen, sieh:


     wie sie lose im Losen


     liegen, als könnte nie


     eine zitternde Hand sie verschütten.


     Sie können sich selber kaum


     halten; viele ließen


     sich überfüllen und fließen


     über von Innenraum


     in die Tage, die immer


     voller und voller sich schließen,


     bis der ganze Sommer ein Zimmer


     wird, ein Zimmer in einem Traum.










Damen-Bildnis aus den Achtziger-Jahren







     Wartend stand sie an den schwergerafften


     dunklen Atlasdraperien,


     die ein Aufwand falscher Leidenschaften


     über ihr zu ballen schien;








     seit den noch so nahen Mädchenjahren


     wie mit einer anderen vertauscht:


     müde unter den getürmten Haaren,


     in den Rüschen-Roben unerfahren


     und von allen Falten wie belauscht








     bei dem Heimweh und dem schwachen Planen,


     wie das Leben weiter werden soll:


     anders, wirklicher, wie in Romanen,


     hingerissen und verhängnisvoll, —








     daß man etwas erst in die Schatullen


     legen dürfte, um sich im Geruch


     von Erinnerungen einzulullen;


     daß man endlich in dem Tagebuch








     einen Anfang fände, der nicht schon


     unterm Schreiben sinnlos wird und Lüge,


     und ein Blatt von einer Rose trüge


     in dem schweren leeren Medaillon,








     welches liegt auf jedem Atemzug.


     Daß man einmal durch das Fenster winkte;


     diese schlanke Hand, die neuberingte,


     hätte dran für Monate genug.










Dame vor dem Spiegel







     Wie in einem Schlaftrunk Spezerein,


     löst sie leise in dem flüssigklaren


     Spiegel ihr ermüdetes Gebaren;


     und sie tut ihr Lächeln ganz hinein.








     Und sie wartet, daß die Flüssigkeit


     davon steigt; dann gießt sie ihre Haare


     in den Spiegel und, die wunderbare


     Schulter hebend aus dem Abendkleid,








     trinkt sie still aus ihrem Bild. Sie trinkt,


     was ein Liebender im Taumel tränke,


     prüfend, voller Mißtraun; und sie winkt








     erst der Zofe, wenn sie auf dem Grunde


     ihres Spiegels Lichter findet, Schränke


     und das Trübe einer späten Stunde.










Die Greisin







     Weiße Freundinnen mitten im Heute


     lachen und horchen und planen für morgen;


     abseits erwägen gelassene Leute


     langsam ihre besonderen Sorgen,








     das Warum und das Wann und das Wie,


     und man hört sie sagen: Ich glaube —;


     aber in ihrer Spitzenhaube


     ist sie sicher, als wüßte sie,








     daß sie sich irren, diese und alle.


     Und das Kinn, im Niederfalle,


     lehnt sich an die weiße Koralle,


     die den Schal zur Stirne stimmt.








     Einmal aber, bei einem Gelache,


     holt sie aus springenden Lidern zwei wache


     Blicke und zeigt diese harte Sache,


     wie man aus einem geheimen Fache


     schöne ererbte Steine nimmt.










Das Bett







     Laß sie meinen, daß sich in privater


     Wehmut löst, was einer dort bestritt.


     Nirgend sonst als da ist ein Theater;


     reiß den hohen Vorhang fort —: da tritt








     vor den Chor der Nächte, der begann


     ein unendlich breites Lied zu sagen,


     jene Stunde auf, bei der sie lagen,


     und zerreißt ihr Kleid und klagt sich an,








     um der andern, um der Stunde willen,


     die sich wehrt und wälzt im Hintergrunde;


     denn sie konnte sie mit sich nicht stillen.


     Aber da sie zu der fremden Stunde








     sich gebeugt: da war auf ihr,


     was sie am Geliebten einst gefunden,


     nur so drohend und so groß verbunden


     und entzogen wie in einem Tier.










Der Fremde







     Ohne Sorgfalt, was die Nächsten dächten,


     die er müde nichtmehr fragen hieß,


     ging er wieder fort; verlor, verließ —.


     Denn er hing an solchen Reisenächten








     anders als an jeder Liebesnacht.


     Wunderbare hatte er durchwacht,


     die mit starken Sternen überzogen


     enge Fernen auseinanderbogen


     und sich wandelten wie eine Schlacht;








     andre, die mit in den Mond gestreuten


     Dörfern, wie mit hingehaltnen Beuten,


     sich ergaben, oder durch geschonte


     Parke graue Edelsitze zeigten,


     die er gerne in dem hingeneigten


     Haupte einen Augenblick bewohnte,


     tiefer wissend, daß man nirgends bleibt;


     und schon sah er bei dem nächsten Biegen


     wieder Wege, Brücken, Länder liegen


     bis an Städte, die man übertreibt.








     Und dies alles immer unbegehrend


     hinzulassen, schien ihm mehr als seines


     Lebens Lust, Besitz und Ruhm.


     Doch auf fremden Plätzen war ihm eines


     täglich ausgetretnen Brunnensteines


     Mulde manchmal wie ein Eigentum.










Die Anfahrt







     War in des Wagens Wendung dieser Schwung?


     War er im Blick, mit dem man die barocken


     Engelfiguren, die bei blauen Glocken


     im Felde standen voll Erinnerung,








     annahm und hielt und wieder ließ, bevor


     der Schloßpark schließend um die Fahrt sich drängte,


     an die er streifte, die er überhängte


     und plötzlich freigab: denn da war das Tor,








     das nun, als hätte es sie angerufen,


     die lange Front zu einer Schwenkung zwang,


     nach der sie stand. Aufglänzend ging ein Gleiten


     die Glastür abwärts; und ein Windhund drang


     aus ihrem Aufgehn, seine nahen Seiten


     heruntertragend von den flachen Stufen.










Die Sonnenuhr







     Selten reicht ein Schauer feuchter Fäule


     aus dem Gartenschatten, wo einander


     Tropfen fallen hören und ein Wander-


     vogel lautet, zu der Säule,


     die in Majoran und Koriander


     steht und Sommerstunden zeigt;








     nur sobald die Dame (der ein Diener


     nachfolgt) in dem hellen Florentiner


     über ihren Rand sich neigt,


     wird sie schattig und verschweigt —.








     Oder wenn ein sommerlicher Regen


     aufkommt aus dem wogenden Bewegen


     hoher Kronen, hat sie eine Pause;


     denn sie weiß die Zeit nicht auszudrücken,


     die dann in den Frucht- und Blumenstücken


     plötzlich glüht im weißen Gartenhause.










Schlafmohn







     Abseits im Garten blüht der böse Schlaf,


     in welchem die, die heimlich eingedrungen,


     die Liebe fanden junger Spiegelungen,


     die willig waren, offen und konkav,








     und Träume, die mit aufgeregten Masken


     auftraten, riesiger durch die Kothurne —:


     das alles stockt in diesen oben flasken


     weichlichen Stengeln, die die Samenurne








     (nachdem sie lang, die Knospe abwärts tragend,


     zu welken meinten) festverschlossen heben:


     gefranste Kelche auseinanderschlagend,


     die fieberhaft das Mohngefäß umgeben.










Die Flamingos





Jardin des Plantes, Paris

 









     In Spiegelbildern wie von Fragonard


     ist doch von ihrem Weiß und ihrer Röte


     nicht mehr gegeben, als dir einer böte,


     wenn er von seiner Freundin sagt: sie war








     noch sanft von Schlaf. Denn steigen sie ins Grüne


     und stehn, auf rosa Stielen leicht gedreht,


     beisammen, blühend, wie in einem Beet,


     verführen sie verführender als Phryne








     sich selber; bis sie ihres Auges Bleiche


     hinhalsend bergen in der eignen Weiche,


     in welcher Schwarz und Fruchtrot sich versteckt.








     Auf einmal kreischt ein Neid durch die Volière;


     sie aber haben sich erstaunt gestreckt


     und schreiten einzeln ins Imaginäre.










Persisches Heliotrop







     Es könnte sein, daß dir der Rose Lob


     zu laut erscheint für deine Freundin: Nimm


     das schön gestickte Kraut und überstimm


     mit dringend flüsterndem Heliotrop








     den Bülbül, der an ihren Lieblingsplätzen


     sie schreiend preist und sie nicht kennt.


     Denn sieh: wie süße Worte nachts in Sätzen


     beisammenstehn ganz dicht, durch nichts getrennt,


     aus der Vokale wachem Violett


     hindüftend durch das stille Himmelbett —:








     so schließen sich vor dem gesteppten Laube


     deutliche Sterne zu der seidnen Traube


     und mischen, daß sie fast davon verschwimmt,


     die Stille mit Vanille und mit Zimmt.










Schlaflied







     Einmal wenn ich dich verlier,


     wirst du schlafen können, ohne


     daß ich wie eine Lindenkrone


     mich verflüstre über dir?








     Ohne daß ich hier wache und


     Worte, beinah wie Augenlider,


     auf deine Brüste, auf deine Glieder


     niederlege, auf deinen Mund.








     Ohne daß ich dich verschließ


     und dich allein mit Deinem lasse,


     wie einen Garten mit einer Masse


     von Melissen und Sternanis?










Der Pavillon







     Aber selbst noch durch die Flügeltüren


     mit dem grünen regentrüben Glas


     ist ein Spiegeln lächelnder Allüren


     und ein Glanz von jenem Glück zu spüren,


     das sich dort, wohin sie nicht mehr führen,


     einst verbarg, verklärte und vergaß.








     Aber selbst noch in den Stein-Guirlanden


     über der nicht mehr berührten Tür


     ist ein Hang zur Heimlichkeit vorhanden


     und ein stilles Mitgefühl dafür,








     und sie schauern manchmal, wie gespiegelt,


     wenn ein Wind sie schattig überlief;


     auch das Wappen, wie auf einem Brief


     viel zu glücklich, überstürzt gesiegelt,








     redet noch. Wie wenig man verscheuchte:


     alles weiß noch, weint noch, tut noch weh.


     Und im Fortgehn durch die tränenfeuchte,


     abgelegene Allee








     fühlt man lang noch auf dem Rand des Dachs


     jene Urnen stehen, kalt, zerspalten:


     doch entschlossen, noch zusammzuhalten


     um die Asche alter Achs.










Die Entführung







     Oft war sie als Kind ihren Dienerinnen


     entwichen, um die Nacht und den Wind


     (weil sie drinnen so anders sind)


     draußen zu sehn an ihrem Beginnen;








     doch keine Sturmnacht hatte gewiß


     den riesigen Park so in Stücke gerissen,


     wie ihn jetzt ihr Gewissen zerriß,








     da er sie nahm von der seidenen Leiter


     und sie weitertrug, weiter, weiter...:








     bis der Wagen alles war.








     Und sie roch ihn, den schwarzen Wagen,


     um den verhalten das Jagen stand


     und die Gefahr.


     Und sie fand ihn mit Kaltem ausgeschlagen;


     und das Schwarze und Kalte war auch in ihr.


     Sie kroch in ihren Mantelkragen


     und befühlte ihr Haar, als bliebe es hier,


     und hörte fremd einen Fremden sagen:


     Ichbinbeidir.










Rosa Hortensie







     Wer nahm das Rosa an? Wer wußte auch,


     daß es sich sammelte in diesen Dolden?


     Wie Dinge unter Gold, die sich entgolden,


     entröten sie sich sanft, wie im Gebrauch.








     Daß sie für solches Rosa nichts verlangen.


     Bleibt es für sie und lächelt aus der Luft?


     Sind Engel da, es zärtlich zu empfangen,


     wenn es vergeht, großmütig wie ein Duft?








     Oder vielleicht auch geben sie es preis,


     damit es nie erführe vom Verblühn.


     Doch unter diesem Rosa hat ein Grün


     gehorcht, das jetzt verwelkt und alles weiß.










Das Wappen







     Wie ein Spiegel, der, von ferne tragend,


     lautlos in sich aufnahm, ist der Schild;


     offen einstens, dann zusammenschlagend


     über einem Spiegelbild








     jener Wesen, die in des Geschlechts


     Weiten wohnen, nicht mehr zu bestreiten,


     seiner Dinge, seiner Wirklichkeiten


     (rechte links und linke rechts),








     die er eingesteht und sagt und zeigt.


     Drauf, mit Ruhm und Dunkel ausgeschlagen,


     ruht der Spangenhelm, verkürzt,








     den das Flügelkleinod übersteigt,


     wahrend seine Decke, wie mit Klagen,


     reich und aufgeregt herniederstürzt.










Der Junggeselle







     Lampe auf den verlassenen Papieren,


     und ringsum Nacht bis weit hinein ins Holz


     der Schränke. Und er konnte sich verlieren


     an sein Geschlecht, das nun mit ihm zerschmolz;


     ihm schien, je mehr er las, er hätte ihren,


     sie aber hatten alle seinen Stolz.








     Hochmütig steiften sich die leeren Stühle


     die Wand entlang, und lauter Selbstgefühle


     machten sich schläfernd in den Möbeln breit;


     von oben goß sich Nacht auf die Pendüle,


     und zitternd rann aus ihrer goldnen Mühle,


     ganz fein gemahlen, seine Zeit.








     Er nahm sie nicht. Um fiebernd unter jenen,


     als zöge er die Laken ihrer Leiber,


     andere Zeiten wegzuzerrn.


     Bis er ins Flüstern kam; (was war ihm fern?)


     Er lobte einen dieser Briefeschreiber,


     als sei der Brief an ihn: Wie du mich kennst;


     und klopfte lustig auf die Seitenlehnen.


     Der Spiegel aber, innen unbegrenzter,


     ließ leise einen Vorhang aus, ein Fenster —:


     denn dorten stand, fast fertig, das Gespenst.










Der Einsame







     Nein: ein Turm soll sein aus meinem Herzen


     und ich selbst an seinen Rand gestellt:


     wo sonst nichts mehr ist, noch einmal Schmerzen


     und Unsäglichkeit, noch einmal Welt.








     Noch ein Ding allein im Übergroßen,


     welches dunkel wird und wieder licht,


     noch ein letztes, sehnendes Gesicht,


     in das Nie-zu-Stillende verstoßen,








     noch ein äußerstes Gesicht aus Stein,


     willig seinen inneren Gewichten,


     das die Weiten, die es still vernichten,


     zwingen, immer seliger zu sein.










Der Leser


   <blockq

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