Das Miami Syndikat

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Das Syndikat II



«Er hat sich in unser System eingehackt. Er hat die Listen!» sagte das Monster mit einer sehr tiefen Stimme. Er fühlte sein Herz so stark schlagen, dass er vor Aufregung nicht mehr klar denken konnte. Ob er es jemals getan hatte, war eine andere Frage.



«Wir werden warten, weil ich nicht weiss, zu wem er gehört! CIA, FBI, Interpol oder KGB! Es gibt nicht viele Möglichkeiten. Seid sein Schatten, seid sein Atem, hört sein Handy ab, prüft alles, alles was er isst, alles was er trinkt! Ich will alles über ihn wissen! Alles! Er darf euch nicht entdecken! Falls er es doch tut, dann verschwindet ihr, nachdem ihr seine Freunde kalt gemacht habt. Er würde dann als Krönung zuletzt dran glauben müssen.» Es brachte ihn um mit diesen Idioten zu kommunizieren. Aber er hatte keine Wahl. Sie waren seine Werkzeuge!



«Ja, Chef, es sind nur vier Organisationen. Darum kümmere ich mich!» bellte das Monster.



«Nur vier! Du genetischer Abfall, nur vier....» Durch autogenes Training fand er seine Fassung wieder.



«Aber Chef, Sie haben gesagt…»



«Halt’s Maul! Fuck you…»



Seine Fassung nahm eine neue, interessante Form an. Und die philosophischen, gesellschaftlichen, futuristischen Visionen, die er vertrat, fanden Ausdruck in einer sehr interessanten Art und Weise der Kommunikation. Denn nur das war die Sprache, die sie verstanden. Diese Monster…



Es war nicht die Stimme oder die Stimmung, nein, es war das Büro, das alles so unheimlich erscheinen liess. Um solche Büros bezahlen zu können, stilvoll, zeitlos elegant, brauchte man ein gut laufendes Unternehmen oder vierzig, (Komma) drei Lebzeiten, um das erforderliche Geld aufzubringen. Oder das Syndikat. Dicke Teppiche bedeckten den Boden und verringerten das Volumen des Raumes bei mindestens einem halben Kubikmeter. Und diese Teppiche hatten schwarze und sauerkirschrote Muster. (Rot, wie die Kommunisten oder Kapitalisten, die er in der Sonne der Sahara zwei Tage lang vergass. Ab und zu. Damit sie nachdachten! Um ihnen die Möglichkeit zu geben, Visionen zu haben. Da irrte einer vor zweitausend Jahren durch die Wüsste, durch die Hitze, und redete danach wirres Zeug. Zeug, das die Menschheit daraufhin für tausende von Jahren prägte. Aber das war eine andere Geschichte…) Möbel aus Holz, für die alte, grosse Bäume sterben mussten und hunderte von Sklaven in Fabriken mit den Händen und Schmirgelpapier schufteten bis der Designer der Meinung war alles würde perfekt passen. Seine wahr gewordene Vision.



Man kann nicht Milliarden Dollar verdienen, wenn man ehrlich arbeitet. Und wenn ihr glaubt diejenigen, die Milliarden besitzen, waren immer ehrlich und verhielten sich stets ethisch und korrekt, dann solltet ihr schnell eine Sekte gründen und auf einsamen Inseln Lieder über blaue Schmetterlinge singen.






Der Visionär II




Die Blumen der Orangenbäume, weiss, klein, filigran, wunderschön, dufteten intensiv. Ein Baum, der Früchte und Blumen gleichzeitig trug. Hoffnung und Erfüllung zugleich. Sein Lieblingsbaum. Mit jedem Atemzug spürte er die Sonne, den Duft der Blumen. Seine Lungen konnten nie genug davon bekommen die Schönheit der Natur einzuatmen. Ganz tief. So tief, dass er den Duft immer noch zu spüren hoffte, auch wenn er schon längst vergangen war. Die Sonne wärmte das Grass, die Blätter, die Oliven. Die Geruchspalette hätte jedes Herz mit Freude und Hoffnung erfüllt. Nur seins nicht. Denn die Hoffnung in seinem Herzen wurde zum schrecklichen, schmerzlichen Drang. Und zur schmerzlichen Gewissheit, dass es eine Lebensaufgabe und darüber hinaus sein würde das Ziel zu erreichen. Den paradiesischen Zustand. Denn Paradis war nur eine Metapher für den Zustand den die Menschheit nicht erreichen konnte. Noch nicht… Aus Faulheit, Bequemlichkeit, Dummheit und Impertinenz.



Er wendete seinen Blick vom Fenster und liess ihn über die Bibliothek schweifen. Tausende von Büchern, jedes Einzelne in Leder gebunden, jedes Einzelne ein Kunstwerk. Die goldene Schrift, die Autoren, verrieten alles… Platon, Aristoteles, Xenophon, Hippokrates, Nietzsche, Karl Marx, Baruch de Spinoza, Kant und noch so viele mehr. Den Wert dieser Bücher konnte man nicht mit Geld messen. Denn die Visionen, die Gedanken, die Träume dieser Visionäre waren mit materiellen Mitteln nicht zu bezahlen. Und die Genialität dieser Visionen gab ihm Kraft. Kraft um Tag für Tag aufzustehen und daran zu arbeiten, die Welt zu verbessern.



Aus dem offenen Fenster hörte man das Zwitschern der Vögel. Das Rascheln des Windes durch die Blätter der Olivenbäume. Spürte man die Wärme der Sonne. Kleine weisse Wolken wanderten am Himmel und lösten sich in den Sonnenstrahlen auf. Nichts davon konnte seinen versteinerten Blick ändern, nichts davon konnte seine Laune heben. Sein Traum war eine Lebensaufgabe und noch viel mehr, das war ihm klar. Und auch welch ein Preis dafür zu zahlen war.



Aus dem bequemen Sessel schaute er mit kaltem Blick auf den Computermonitor. Und sah auf dem geteilten Bildschirm Nachrichten-Kanäle. Die Selbstreferentialität der Welt. Die Verdorbenheit der Welt. Den Wahnsinn der Welt. Die Misere der Welt. Eine Welt, in der der Massstab Geld war. Wer Geld hatte war reich. Reich waren nicht diejenigen, die reich an Gedanken waren. An Visionen. An Wissen. Sondern die, die reich an Geld waren, der trügerischsten, Sicherheit! Er war auch reich. Reicher als alle auf dieser Welt. Nur das Geld machte ihn unglücklich. Er konnte die Menschheit mit seinem Geld nicht weiterbringen. Die Evolution hatte den Menschen so viel geschenkt. Der Mensch war die Krönung einer physischen, chemischen und biologischen Entwicklung mit einem enormen Potenzial. Und er nutzte dieses Potenzial nicht aus. Denn er konzentrierte sich nur darauf Geld zu verdienen. Weil politische, wirtschaftliche und religiöse Systeme soziale Modelle entwickelten, die die Menschen beschäftigten. Tag und Nacht. Und beschäftigte Menschen hatten keine Zeit zum Nachdenken. Zeit zu merken, dass sie Sklaven waren. Verdammt auf ewige Dummheit.



Er lebte ausschliesslich in seinen Gedanken, entfernt von der Realität, und hatte dort seine eigene Welt erschaffen. Eine gute Welt. Eine schöne Welt. Alle hielten ihn für wahnsinnig. Er bestrafte sie mit Schweigen und Gleichgültigkeit. Kein Psychologe, kein Therapeut konnte die Mauer durchbrechen, die er um sich aufgebaut hatte. Sein Wissenshunger konnte auch kein Buch, keine Universität, kein Studium stillen. Irgendwann, als er achtzehn wurde und sein Studium begann, ging es ihm gut. Er öffnete sich, liess das Leben an sich ran. Nur konnte er Wahrheiten nicht aus der Welt schaffen, indem er sie ignorierte. Und später, nach Jahren, als er ein erfolgreicher Unternehmer war und Geld in Unmengen verdiente, kam wieder die Sehnsucht. Seine alte Sehnsucht nach der idealen Welt. Die nichts mit Politik, mit Religion zu tun hatte. Sondern mit Intelligenz, emotionaler Intelligenz und Ordnung. Mit Liebe und Fürsorge. Mit Visionen Schönes zu erschaffen. Und diese Sehnsucht erwürgte ihn. Und die Dummheit und Perversion um sich herum auch. Er zog sich immer mehr zurück und vermied den Kontakt zu der Aussenwelt. Das war seine Strafe für sie. Fürs nicht Zuhören. Fürs nicht Verstehen. Geld war sein Mittel, um die Welt zu versklaven, um sie danach befreien zu können. Um sie danach retten zu können. Sie danach neu zu erschaffen. Eine Gesellschaft in der Ordnung, Respekt und Disziplin herrschte. Nicht im militärischen Sinn. Disziplin als Verantwortung gegenüber der Mitmenschen und der Natur. Das Paradoxon bestand darin, dass der Weg dorthin mit Perversion, Dummheit und Unterdrückung zu bestreiten war. Mit Absolutismus. Denn Rhetorik führte zu nichts. Rhetorik setzte ein gewisses Niveau an Intelligenz voraus. Nur dieses Niveau erreichte man in einer Gesellschaft nicht ohne sie zu zwingen. Traurig aber wahr. Um das grosse Ziel zu erreichen, die absolute Freiheit, musste man diese jetzt aktuelle, sogenannte Freiheit abschaffen. Paradox, wie gesagt, aber nur so konnte man vorankommen. Diesmal ohne Gewalt und Krieg. Sondern mit Versklavung durch Schulden.



Seit wann versagten alle wirtschaftlichen Modelle? Seit immer. Auf lange Frist gesehen. Und neue Denkschulen, wie in der Antike vorhanden, fehlten. Keine neuen Ideen, keine neuen Visionen. Die Wirtschaft war ein wildes Tier geworden, nicht zu kontrollieren und nicht zu zähmen. Sie wurde zu einem selbständigen Monster, das vom Teufel besessen war. Und der Teufel hiess Geld, dadurch Macht, dadurch Kontrolle. Diese Welt raubte ihm die Kraft zu atmen. Seine Zeit würde kommen, denn er wusste, er würde diese Welt mit ihren eigenen Waffen besiegen.



Was passierte nun als Liebe, Hass, Dummheit, Klugheit, Hoffnung, Hoffnungslosigkeit, Perversion, Gleichgültigkeit und Chaos aufeinander trafen? Es fand das reale Leben statt! Das nicht utopische, nicht vorauszusehende, nicht erklärbare Leben.






Der blonde Engel & die Freunde




«War die Zeit unerträglich ohne mich?» fragt mein blonder Engel und schaut mir direkt in die Augen. (Was sie betrifft gibt es eine Transzendenz in meiner Beschreibung. Sie ist gleichzeitig Engel und wahre Göttin. So wie Hera: Gattin und Schwester des Zeus.) Es fällt einem schwer solche leuchtend grüne Augen zu belügen. Also sage ich nichts, weil ich spontan merke, dass ich immer noch nackt bin.



«Oh mein Gott! Ich frage mich, wie dir das andauernd passiert. Du bist fast immer bei mir und wenn nicht… Es ist wirklich schrecklich!» interpretiert sie mein Schweigen richtig. Die so schöne Erfahrung mit Isabelle mit dem Wort schrecklich zu assoziieren, finde ich aber nicht fair.

 



«Baby ich weiss es nicht! Es ist eine Kraft des Universums! Ich kann sie nicht kontrollieren!» sage ich scheinbar unschuldig. «Ich höre Stimmen…», versuche ich es noch mit der alten Masche, denn die Erklärung, dass die Teilchen, also meine auf Kohlenstoff basierenden Moleküle, mich zu einer Wechselwirkung (3) mit (in diesem Fall) Isabelles Molekülen zwingen (nach den Gesetzen des Universums), würde sie mir nicht mehr abnehmen.



«Ja, die Stimme deines… Ach, lassen wir das! Noch eine mehr auf deiner sehr langen Liste… Du wartest eigentlich immer noch auf mich! Das finde ich süss», sagt die klügste Frau, die ich je getroffen habe. Schaut ihr jetzt eure Alte ein bisschen komisch an, liebe Leser? Oder ist das nur meine Einbildung? Die Alte, die euch gerade anschreit, dass ihr den Müll wegschaffen sollt, ist wahrscheinlich nicht so tolerant. Könnt ihr euch vorstellen wie viel Leid der Menschheit erspart bleiben würde, wenn mehr von dieser Engelsgattung existieren würden? Man sollte das Wichtigste im Leben im Auge behalten! Sie ist die Einzige bei der ich bleibe, die Einzige, der ich das Frühstück ans Bett bringe, die Einzige, der ich die Harre wasche oder an Stellen rasiere, die an öffentlichen Stränden von der Sonne versteckt bleiben. Andere Frauen sind nur ein Schliff des Diamanten. (Meine liebe Leserinnen, bitte seid jetzt nicht verwirrt und böse! Falls wir uns jemals an Lektüreabenden treffen, werdet ihr froh sein, dass ich so viel über euch weiss. Und alles, was ich von euch weiss, kann man nicht in Büchern nachlesen. Man muss dabei gewesen sein! Denn niemand ruft grundlos den Namen des Schöpfers im Moment der Ekstase. Ihr versteht, was ich meine…)



«Wie war dein erster Tag an der neuen Uni?» versuche ich die Gesprächsrichtung zu ändern.



«Irgendwie komisch. Ich hatte das Gefühl, man kümmert sich zu viel um mich. Zu viele Fragen, Vorschläge, Lösungen. Zu nett. Zu viel. Und diese Frau, die mich herumgeführt hat, war nicht zu allen so nett. Das stört mich daran!» lässt ihre weibliche Intuition Raum für Äusserungen, die zu anderen Äusserungen führen.



«Eine Frau hat dir die Uni gezeigt?» frage ich. An Frauen bin ich immer interessiert.



«Ja, eine Art Asiatin mit einer Haut wie Schokolade, schwarzem Haar und Schlafzimmeraugen. Ich hatte das Gefühl wir haben etwas gemeinsam. Ich konnte es aber nicht ordnen. Mich hat zu sehr gestört, dass mir eine fremde Person so vertraut war, so nah… Das habe ich als bedrohlich empfunden.»



«Und ihr Name war Isabelle!» sage ich überzeugt.



«Ja, woher weisst du das?» fragt sie und ihr Blick lässt die Sonne kälter scheinen. Es ist alles ein bisschen eigenartig. Isabelle rauchte Grass mit mir, machte mit mir Amore, benutzte meinen Computer, um ihre Hausaufgaben zu erledigen und danach führte sie meine Freundin durch die Uni? Allerdings nicht ganz so eigenartig, wenn das alles vorher geplant gewesen wäre und wir zusammen ein paar Nächte zu dritt verbracht hätten. Und ich denke dabei nicht an “Scrabble” oder “Mensch ärgere dich nicht” spielen. Nein, ich denke an Nächte voller Leidenschaft, voller Dynamik. Die Nationalhymne meines Landes vermittelt die unterschwellige Botschaft: einer allein ist kraftlos aber wo zwei sind, wächst die Kraft und alles klappt besser! Eine Paraphrase meiner vorherigen Idee, gewiss. Aber die Botschaft ist wichtig! Die unterschwellige. Könnt ihr euch vorstellen, was passieren würde, wenn plötzlich drei Personen das Bett teilen? Macht nicht so zufriedene Gesichter ihr Feministinnen. Ich meine immer ein Mann und zwei, drei oder eine beliebige Zahl von Frauen! Aus heutiger Sicht, eine perverse Vorstellung. Nur die heutige Sicht wurde von seelischen Sadomasochisten geprägt. In der Antike, war dieser schöne Traum Realität.



«Oh nein, Baby, sag mir sie war es nicht! Ich werde noch viel mit ihr zu tun haben und das gefällt mir gar nicht. Wenn ich sie nicht kennen würde, wäre mir alles egal, aber so werde ich leiden. Immer wenn ich sie sehen werde, werde ich an alles erinnert was dich anmacht, alles was du geküsst, alles was du geleckt hast, alles…» Die Arme tut mir leid, denn bald wird sie die ganze Welt nicht mehr anschauen können. Die weibliche Welt. Ich muss sie unterbrechen und ihr die Liebe geben, die Frauen veranlasst, von bösen Gedanken befreit, lächelnd über den Parkplatz zu laufen. Um so mehr, da ich sowieso nackt bin. Das soll euch eine Lehre sein, ihr untreuen Männer. Egal mit wem ihr gerade die Ekstase der körperlichen Liebe geniesst, seid immer für eure Frauen da und nehmt ihnen die Sorgen ab, die sie ohne euch erst gar nicht haben würden. Alles klar? Frauen sind wie Gitarren. Man kann immer das gleiche Lied spielen, aber wenn man es richtig interpretiert, klingt es nie gleich. Versteht das nicht falsch. Mein Engel ist die Frau für mich, aber als Teenager mit Prinzipien und Idealen hatte ich mir vorgenommen etwas Gutes für die Menschheit zu tun. Und mein Beitrag dazu ist alle Frauen zu lieben. Körperlich versteht sich. Und ob ihr es glaubt oder nicht, keine von den Schönheiten hat sich jemals beschwert! Wenn man in den Zwanzigern ist und noch dazu klug, muss man Ideale und Prinzipien haben. Wenn man in den Dreissigern immer noch Prinzipien und Ideale hat, ist man dumm. Die Ironie des Lebens. Und das nennt man Fortschritt.



Sie ist plötzlich ruhig, ihr Atem regelmässig. (Ihr müsst die Seite nicht noch einmal lesen, ihr habt nichts übersehen. Ich habe das Geschehen bewusst nicht beschrieben, um eure Neugier zu erhalten. Für die nächsten Seiten.)



«Weisst du, was ich so fesselnd an dir finde? Nein, sag nichts, sonst machst du alles kaputt! Du hast einen tollen Charakter! Ok, du bist das letzte Schwein, das ich je getroffen habe. Aber hinter dieser Fassade versteckt sich etwas, das ich nicht einordnen kann. Du hast ein grosses Herz und ich weiss, du würdest sogar dein Leben aufs Spiel setzen, um meins zu retten. Das fühle ich!» sagt sie leise und hat damit so recht. Denn Frauen wie sie verzeihen Männern die Seitensprünge. Wenn es darauf ankommt, würden Männer wirklich mit ihrem Leben bezahlen, um ihre Frauen zu retten. Ein Kompromiss mit dem Männer leben können. Nur wer “Seitensprünge” wissenschaftlich als Begriff definiert oder in einer Weise festgelegt hat, dass Männer, wenn sie eine Freundin haben, mit keiner anderen Frauen mehr schlafen dürfen, ist ein Mysterium, das die Wissenschaft bislang noch nicht gelüftet hat. In solchen Momenten ist es angebracht ein paar Nächte im Trio mit Isabelle vorzuschlagen. Stellt euch vor, eine mit einer Haut wie Milch und eine mit einer Haut wie Schokolade. Wenn man so was erlebt hat, braucht man nicht mehr weiterleben. Man hätte alles im Leben erreicht und sollte die Umwelt nicht mehr belasten. Ich habe den Faden verloren, aber ich bin mir sicher euer Leben wird sich jetzt zum Positiven ändern.



Die Sonne geht langsam unter und alles schimmert rot. Es ist nicht mehr so heiss aber die Klimaanlage läuft immer noch. Die Beobachtung, dass die Haut meiner Flamme sich ein bisschen zusammenzieht und ihre Titten kleiner erscheinen, führt dazu, dass ich angsterfüllt von der Idee, dass sie tatsächlich kleiner werden, zu der Lösung komme, die Klimaanlage abzuschalten.



«Weisst du was? Lass uns nach Hause gehen, uns ein wenig entspannen und dann auf eine Party gehen. Egal zu welcher», meint sie ohne zu bemerken, dass ihre Titten wieder die gewünschte Grösse annehmen.



«Egal zur welcher Party? Hier in Miami finden ungefähr tausend Partys statt. Und das nur in unserem Viertel. Es gibt welche, auf denen man die ganze Nacht Salsa tanzen kann. Es gibt welche, auf denen man tiefgehende Gespräche führen kann. Aber wer will schon diese oral masturbierenden Hohlköpfe treffen? Nicht wörtlich zu verstehen, mehr metaphorisch. Menschen, die mit sich selbst spielen, sind langweilig. Es sei denn, es sind Frauen und ich schaue ihnen zu. Bis ich es für nötig halte mitzuwirken und sie zu befreien. Denn Männer haben die Lösungen aller Probleme der Frauen in der Hose. Es gibt welche (Partys) wo man sich fesseln und peitschen lassen muss oder kann. Aber darauf bin ich nicht scharf. Also, nicht irgendwelche Partys!» Ich hoffte, mein kleiner, rhetorisch gestalteter Monolog macht ihr klar in welche Gefahr ich mich begeben würde, wenn “die Party” nicht genau definiert ist. Sie hatte sogar Zeit sich anzuziehen, während ich meiner Genialität freien Raum liess.



Ich starte den Motor. Wir fahren durch die menschenleere Stadt und wenn sie nicht leer ist, dann befinden sich die Menschen in Autos, Bussen, auf Strassen etc. (Sagt mir nicht, dass das keinen Sinn macht. Ich will das nicht hören! Ihr lest mein Buch und erzählt mir was Sinn ergibt und was nicht?) Jede Meile, die wir fahren ist für mich ein Genuss. Der Motor hat 5,6 l Hubraum und 280 PS. Für Europäer kaum zu glauben, dass man 25l Benzin verbraucht. Für 100 km, nicht für eine Woche. Es sei denn man fährt 100 km die Woche. (Oh nein, ihr seid doch nicht so bescheuert, dass ich euch alles auf diese Weise erklären muss?)



Die Strasse hat fünf Spuren. Es sind nicht viele Autos unterwegs aber ein Auto fällt mir auf. Es ist schwarz und der Fahrer sehr geduldig. Es scheint ihn nicht zu stören, dass ich eine Weile brauche, um die richtige Kreuzung zu finden an der ich abbiegen muss, dass ich nicht immer blinke, dass ich spontan die Spuren wechsle, so dass er andauernd bremsen muss, so dass mit jeder “Bremsung” die Chance den Preis für die besten Reifen nach 100.000 Meilen zu bekommen immer geringer wird, so dass sein Verstand im Vergleich dazu riesig erscheinen würde! (Der längste “so dass” Satz der klassischen Literatur)



Wir erreichen die Villa, in der wir seit einer Woche wohnen, schlafen, träumen, weggehen, zurückkommen und noch viele andere Sachen veranstalten, die bestimmt der Zensur zum Opfer fallen würden, würde ich sie aufzählen, also gebe ich mir nicht mal die Mühe. Das Haus ist gross, mit einem grossen Vorgarten und einem grossem Hintergarten. (Also, um es kürzer oder klarer zu machen: die Gartenanteile des Hauses sind gross, nur weil ich den Massstab nicht definiert habe. Daher bleibt es eurer Fantasie überlassen die Grösse einzuordnen. Eure Schlussfolgerungen werden unterschiedlich ausfallen. Ein Leser aus Brasilien, aus den Favelas, wird sich andere Dimensionen vorstellen als ein Leser aus Amerika, der fünf Mexikaner als Gärtner beschäftigt, natürlich alle mit Sozialversicherung und gültiger Steuernummer.)



Schon höre ich die Stimmen unserer Freunde. Und da sind sie! Ihn kenne ich schon seit meiner Kindheit. Sein Name ist Joe und er hat mich mehrmals in diesem Leben vor der finanziellen Pleite bewahrt. Zum Glück konnte ich ihm immer alles zurückzahlen, sonst wäre er jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr mit mir befreundet. Seine Freundin Joena, eine tolle Frau, Anwältin, bestand darauf mit uns in die Staaten zu kommen, um mit uns ein Jahr zu verbringen und nichts zu tun, anstatt nach ihrem Studium loszulegen und zu verteidigen, zu verklagen, Menschen in Gefängnisse zu stecken, aus Gefängnissen zu befreien, sich bestechen zu lassen, Unschuldige als schuldig und Schuldige als unschuldig zu verurteilen. Nichts zu tun als in der Sonne zu liegen. Als zu saufen. Als zu lieben und sich lieben zu lassen. Nichts zu machen als Grass zu rauchen. Anders gesagt, eine entspannte Zeit zu verbringen, ohne Probleme, Rechnungen, zu laute oder zu leise Nachbarn (auf jeden Fall Idioten), die Listen über deinen Lebensstil, deine sexuellen Neigungen und Wünsche und dein ungesundes Essen führen. Die zwei, Joe und Joena, sind immer gut gelaunt und für jede Schweinerei zu haben. Die Hütte ist von riesigen Bäumen umrahmt. Die roten Fliesen, die zum Haus führen, ein Pfad des Glücks, verschmelzen mit der weissen Fassade. Die Fenster sind geschlossen, um das Haus vor der Hitze des Tages zu schützen. Wir gehen durch das Wohnzimmer zum Pool. Unsere Freunde hören laute, schrille Musik, die man irgendwann, vor hundert Jahren, als Heavy-Metal bezeichnet hat. Das Wasser im Pool ist so blau und kühl, dass es uns zwingt, uns, Rico und meine Flamme, in zwei Augenzwinkern nackt reinzuspringen. Das kühle Wasser bringt die erwartete Erfrischung und es würde mich nicht wundern, wenn ich nichts mehr zu zeigen hätte. Von dem Teil, von dem Männer annehmen, dass es Frauen so fasziniert. Vor Allem die Grösse. Ich werde in meinen Gedanken unterbrochen.



«Komm raus und lasst uns eine Party aussuchen», sagen die zwei weiblichen Kreaturen des Teufels, die sich jetzt wieder zusammengeschlossen haben. Entweder haben die beiden keine Ahnung, was kaltes Wasser bei nackten Männern bewirkt oder sie sind so pervers, dass es an Zynismus grenzt und sie wollen mich blossstellen.



Ich bleibe noch im Pool, um meine Schande zu verstecken. Nach einer schnellen manuellen Prüfung habe ich nämlich herausbekommen, dass mein Schwanz tatsächlich geschrumpft ist. Ich bin bestimmt in den Bereich von 10 bis 15 cm zurückgefallen. Im schlappen Zustand versteht sich.

 



Joe und ich kommen aus der gleichen Stadt, aus dem gleichen Land, das ein bisschen kommunistisch hätte werden sollen und in dem vor hunderten von Jahren Graf Dracula seinen Miezen das Blut ausgesaugt hat. (Höre ich Polen? Kein Wunder, dass deine Frau mit deinem Nachbar rummacht! Nein, es ist nicht Polen!) Es ist ein Land in dem Kindern klar gemacht wurde, dass der Feind des Kommunismus die Amerikaner wären. (Wer denn sonst? Andersrum betrachtet, waren die Amerikaner auch die Feinde der Kommunisten… damals. Jetzt ist es irgendwie die ganze Welt.) Deswegen wurden wir mit Bussen zu Schiessplätzen gefahren, um mit Luftgewehren auf Vögel zu schiessen. Um den Ernstfall zu üben. Falls die Amerikaner kämen und uns bedrohten. Mit Fastfood, Talkshows und Massenverblödung. Darauf wurde verzichtet als unser Lehrer umgefallen war, ohnmächtig wurde und ein wenig später in seiner Ohnmacht weinte als ihm klar wurde, dass es gefährlich war seinen Schwanz an einem Schiessplatz aus der Hose zu holen und gedankenlos zu urinieren. Eine Kugel verirrte sich… und traf den Feind. Es blieb unklar wer geschossen hatte, aber ich vermute, dass eine unaufgeklärte Kollegin den Unterschied nicht gesehen oder eingesehen hatte. Den Unterschied zwischen dem Feind, in Form des Kapitalismus, und dem Schwanz, im übertragenen Sinne versteht sich. Aber Frauen reagieren immer instinktiv. Meistens richtig. Danach brauchten wir keine amerikanische, Kommunismus-feindliche Fantasietruppen mehr angreifen. Mit Luftgewehren. Und wenn man so etwas zusammen erlebt hat, verpflichtet es ein Leben lang zur Freundschaft. So wie Adel, ein Leben lang verpflichtet. Zu Blödheit und Inzest. Das sind wir, Joe und ich: Freunde.



Männer brauchen genau hundert Sekunden, um sich für eine Party fertigzumachen. Frauen hundert Minuten. Aber wenn die Frauen endlich fertig sind, dann kann man von ihre Schönheit erblinden. Wie auch vom Masturbieren. Meine Flamme trägt ein blaues, eng anliegendes Kleid, das mir die Sprache und den Atem verschlägt. So eine blaue Farbe hilft mir bestimmt nie wieder Depressionen zu bekommen. Und der Inhalt des Kleides macht mich für eine lange Zeit glücklich. Stöckelschuhe, die ausser der Sohle nur zwei kleine Riemen haben, die (ihr werdet es nicht erraten!) nicht blau sondern silbrig glänzen. Joena trägt ein enges Irgendetwas, das von oben bis unten ihren Körper umhüllt und Hose, Bluse, BH und sonst alles, was eine Frau braucht. In so einem Anzug ist eine schnelle Nummer nicht möglich. Hat aber auch Vorteile. Für Joe! Sie trägt Stiefel aus Krokodilleder und ich sage euch, es ist egal, dass das Krokodil für die Stiefel mit seinem Leben bezahlen musste. Es hat sich gelohnt! Ich bin immer noch im Pool und Joe sitzt am Rand. Ich bin nackt und Joe trägt die Badehose seines Großvaters. Wir sind bei weitem noch nicht fertig!



«Wir gehen schon mal vor», sagen die Damen mit göttlichen Stimmen.



«So geht ihr nicht mal alleine bis zum Briefkasten! Ohne uns ist die Öffentlichkeit für euch verboten. So wie ihr angezogen seid, seid ihr vor keinem Mann sicher. Das ist eine Einladung!» Meine Empörung ist eindeutig zu hören. Unmissverständlich. Und steht im Konflikt mit meiner früheren These, was die Freiheit des Bumsens betrifft. Aber es ging ja um die Freiheit der Männer… jetzt ist wieder alles klar, oder?



«Wer sagt euch, dass wir sicher sein wollen? Lass die Jungs nur kommen!» piepsen die zwei. «Ihr habt zwanzig Minuten um euch umzuziehen. So lange wir einen Kaffe trinken. Wenn ihr dann nicht fertig seid, habt ihr Pech gehabt und wir sind weg!»



Ich weiss nicht was das soll, aber ich habe das Gefühl, die Frauen wollen testen wie cool wir sind. Und wenn wir den Test nicht bestehen, werden sie auch all das machen wollen, was für uns selbstverständlich ist. Ausgehen, anmachen, abschleppen und… Manche sind der Ansicht, dass Frauen in die Küche gehören. Ich bin der Meinung man hätte sie erst gar nicht vom Bett entfesseln sollen. Metaphorisch, sadomasochistisch gesehen. Aber bei nüchterner Überlegung konnte nicht mal der debile Adam, der direkten Kontakt zu Gott hatte, diese Kreaturen unter Kontrolle halten. Nicht die erste, Lilith. Und auch nicht die zweite, Eva. Was können wir also von der Situation erhoffen? Wir einfachen Männer… Nun ja, jetzt ist es zu spät das Mysterium zu lichten und wir haben nur noch zwanzig Minuten Zeit.



Männer brauchen für eine Party zwei Sachen: ein weisses Hemd, giftgrüne Jeans und ein teueres Aftershave, das mindestens hundert Dollar kosten sollte. (Waren das mehr als zwei? Und das