Der Tänzer

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dass ich nicht auch lieber ein Neues hätte?!“ „Entschuldige“, sagte Viktor und küsste ihn hinters Ohr. „Hm! Und jetzt?“, fragte Chris unsicher, „wie soll es jetzt weitergehen?“ „Naja, ich dachte, du wolltest einkaufen gehen und mit mir zur Villa fahren“, erwiderte Viktor und leckte ihm über die empfindliche Stelle, unter dem Ohrläppchen. „Wolltest du uns nicht eine Lasagne machen?“, raunte er und leckte noch einmal genüsslich darüber. „Du schmeckst so gut, mmh“, machte er, „ich mag Erdbeereis!“ Chris schüttelte nur seinen Kopf und entwand sich ihm. „Auch wenn es salzig ist?“, meinte er spöttisch. „Hauptsache, es schmeckt nach dir“, raunte Viktor und umarmte ihn erneut. „Bitte, Chris, fahr mit zu mir. Lass uns einen schönen Tag haben und dann kannst du immer noch entscheiden, hm? Außerdem, bist du mir noch ein Essen schuldig“, sagte er dann lieb und sah ihn treuherzig an. „Mann, Alter, du bist mir vielleicht einer“, antwortete Chris kopfschüttelnd, „hast du diesen Hundeblick vor dem Spiegel eingeübt?“ „Hundeblick?“, fragte Viktor gespielt beleidigt, „wuff, wuff“, machte er dann, „oh bitte, liebes Chrissy-Herrchen, komm doch mit zu dem armen kleinen Viktor-Hundi und spiel ein bisschen mit ihm. Wuff!“ Er leckte ihm übers Gesicht und Chris wehrte ihn angewidert ab. „Igitt, bäh!“, rief er, „geh weg!“ Viktor zog ihn wieder an sich und leckte ihn nochmals mehrere Male über die Wange. „Oh Mann, Alter, bist du widerlich!“, rief Chris erneut, musste dann aber lachen, als Viktor es wieder versuchte. „Hörst du jetzt auf?! Pfui, aus!“, rief er kichernd. „Wuff! Wuff!“, machte Viktor wieder und knurrte. „Viktor hat Chrissy-Herrchen zum Fressen gern! Und wenn er keine Lasagne kriegt, muss er Chrissy fressen! Wuff!“ „Mann, Alter, du spinnst vielleicht!“, rief Chris und schlug nach ihm. „Schluss jetzt! Ist ja gut! Ich fahre mit!“ Viktor zog ihn in eine feste Umarmung und küsste ihn stürmisch. „Du wirst es nicht bereuen“, sagte er plötzlich ernst. „Chris, wenn du es möchtest, dann schmeiß ich alles weg! Ich räume das ganze Schlafzimmer aus!“ „Das würdest du wirklich tun?“, fragte Chris gerührt. „Ich würde alles, für dich tun“, antwortete Viktor fest. Chris räusperte sich verlegen und schluckte. „Tja, Mann, ich weiß gar nicht, was ich jetzt sagen soll.“ „Nichts“, erwiderte Viktor und lächelte ihn an. „Lass uns einfach fahren.“ „Ja, ähm, ok“, meinte Chris und schnaufte tief durch. „Ich glaub`, ich wische erstmal den Tisch ab“, sagte er dann und drehte sich verlegen, hin und her. „Ja, also ehrlich“, meinte Viktor, „was hat Chrissy- Herrchen da bloß gemacht!“ Er schüttelte übertrieben empört seinen Kopf und lachte dann herzlich, als Chris rot anlief. „Idiot!“, sagte der und holte einige Wegwerf-Tücher, aus der Küche. „Du, hör mal“, sagte er dann gedrückt, „ähm, kannst du mir vielleicht `ne Hose borgen? Kommt vielleicht nicht so gut, wenn ich damit in `nen Supermarkt gehe“, meinte er kleinlaut und deutete auf seine nackten Beine. Viktor hob zwar kurz verblüfft seine Augenbrauen, nickte dann aber schnell. „Sicher“, sagte er nur und deutete nach oben. „Im Schlafzimmerschrank, findest du alles, was du brauchst!“ „Danke“, sagte Chris lächelnd und verschwand nach oben. Er betrat den begehbaren Kleiderschrank und sah sich um. „Oh Mann, von wegen Schlafzimmerschrank! Das Ding ist größer, als mein Zimmer“, murmelte er. „Sind ja nur Anzüge!“, seufzte er und zog eine Schublade auf. „Ah!“, machte er und nahm sich eine Jogginghose und ein weißes T-Shirt heraus. Als sein Blick in den riesigen Wandspiegel fiel, verzog er kritisch seinen Mund. „Ist echt `n bisschen kurz geraten“, sagte er zu sich selbst, „gut das Dad mich nicht darin gesehen

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hat!“, seufzte er erneut und zog sich um. Als er wieder nach unten kam, telefonierte Viktor gerade. „Ja, mach ich“, sagte er, „na hör mal! Nein! Werde ich nicht! Ja, ok, grüß Hellen von mir, viel Spaß dann, heute Abend!“ Er drehte sich zu Chris` um und der sah ihn säuerlich an. „War das dieses Arschloch, vom Club?“ „Sein Name ist Vincent und er ist kein Arschloch“, antwortete Viktor gelassen. „Hm, gehst du joggen?“, fragte er dann amüsiert. „War nichts Anderes da, außer Anzüge“, erwiderte Chris achselzuckend. „Naja, wäre doch mal was Anderes gewesen, würde dir bestimmt auch gut stehen“, meinte Viktor und legte seinen Arm um ihn. „Ich glaube, du würdest selbst in einem Müllsack, noch eine gute Figur machen!“ „Du bist vielleicht ein Schmeichler! Willst mich wohl um den Finger wickeln, hm?“, sagte Chris und stupste ihn mit dem Finger auf die Nasenspitze. Viktor biss danach und Chris quietschte erschrocken auf. „Böser Hund! Aus!“, rief er und beide lachten vergnügt. „Wenn das so weitergeht, lege ich dir einen Maulkorb um und es gibt keine Leckerlis mehr“, sagte er dann drohend und Viktor winselte ergeben. „Und jetzt, komm, bei Fuß!“, befahl Chris und klopfte gegen seinen Oberschenkel. Viktor legte den Kopf schief und folgte ihm hechelnd zur Tür.

Sie fuhren auf dem Weg zur Villa noch an einem Supermarkt vorbei und kauften ein. Chris bestand darauf zu bezahlen und schluckte etwas, als er die Rechnung sah. Er hatte Viktor gebeten, einen Lambrusco auszusuchen und der hatte natürlich, den teuersten genommen. Als sie am Haus angekommen waren, entschuldigte sich Viktor und ging in sein Arbeitszimmer, um die Mails zu checken. Chris zog sich aus und ging auf die Terrasse. Er schwamm ein paar Bahnen und legte sich dann nackt in die Sonne. Etwa eine Stunde später kam Viktor zu ihm heraus und betrachtete ihn schmunzelnd. „Dir ist schon klar, dass hier überall Kameras sind“, sagte er und deutete um sich. „Hm?“, machte Chris und blinzelte ihn an. „Kameras“, wiederholte Viktor und deutete nach oben. „Wie bitte?“, fuhr Chris hoch, nahm sofort das Handtuch und wickelte es um seine Hüften. „Die sind aber doch nicht an, oder?“ „Natürlich, sind sie das!“, erwiderte Viktor, „oder denkst du, ich lasse das Haus unbewacht?! Schatz, ich bin so oft unterwegs, da ist es doch klar, dass ich eine Security Firma beauftragt habe, die das Anwesen rund um die Uhr überwacht!“ „Und das sagst du mir jetzt?!“, blaffte Chris ihn an. „Also, die haben mich doch jetzt nicht gesehen, oder?“ „Ich fürchte, doch!“, meinte Viktor schmunzelnd. „Ich konnte ja nicht ahnen, dass du ein Anhänger der Freikörperkultur bist.“ „Scheiße, Mann! Und jetzt?“ „Nichts, und jetzt“, erwiderte Viktor gelassen, „die haben dich gesehen, aus die Maus!“, lachte er. „Ich hoffe, du hast dich anständig benommen und dir keinen runtergeholt!“ Chris sprang auf und stürzte ins Haus. „Und hier drinnen?“, fragte er aufgebracht. Viktor folgte ihm und deutete in verschiedene Richtungen. „Da ist eine und da noch eine“, meinte er erheitert, „und am anderen Ende des Ganges und noch zwei, in der Halle!“ „Und oben?“, fragte Chris, mit aufgerissenen Augen. „Keine!“, antwortete Viktor, „ist schließlich mein Privatbereich und geht niemanden etwas an. Er ging zu einer kleinen Schalttafel, die neben der Terrassentür angebracht war und gab einen Pin-Code ein. „So, jetzt kannst du wieder nackt herumlaufen“, sagte er und sah ihn grinsend an. „Das darf ja wohl nicht wahr sein! Das sieht doch keiner, oder?“ Chris sah ihn beinahe verzweifelt an.

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„Schatz! Die Security Leute, haben dich nackt gesehen! Aber das Band wird automatisch gelöscht, spätestens, nach vierundzwanzig Stunden!“ Chris schnaufte einige Male hektisch durch, stand kurz davor zu hyperventilieren und Viktor sah ihn besorgt an, als der sich schwankend am Tisch festhielt. „Alles in Ordnung?“, fragte er und trat zu ihm. „Hey, Schatz, was ist denn? Das sind Profis und haben gewiss schon ganz anderes gesehen!“ Chris atmete noch immer mehr als hektisch. „Ich glaub`, mir wird schlecht“, sagte er und sank in sich zusammen. „Baby! Oh Gott! Was ist denn?!“ Viktor kniete sich neben ihn und nahm ihn in seine Arme. „Ist ja schon gut, niemand wird das jemals sehen, hörst du! Liebling, bitte, sag doch etwas!“ Chris erschlaffte zusehends in seinen Armen und war tatsächlich für einige Sekunden bewusstlos. Viktor hob ihn hoch, trug ihn zum Sofa und legte ihn darauf. „Schatz, bitte, sag was“, flehte er und spürte, wie es ihm die Kehle zuschnürte. Chris sog plötzlich die Luft ein und öffnete die Augen. „Geht schon wieder“, sagte er matt und Viktor zog ihn in seine Arme. „Oh Baby, ich hab` gedacht, ich müsste sterben“, raunte Viktor völlig aufgelöst und den Tränen nahe, „was war denn nur los?“ „Keine Ahnung“, log Chris, „vielleicht nur zu viel Sonne!“ „Soll ich einen Arzt rufen?!“, fragte Viktor außer sich, vor Sorge. „Nein, bloß nicht! Geht schon wieder. Das passiert mir öfter, ich habe `nen niedrigen Blutdruck, das ist alles!“, erwiderte Chris und schnaufte durch. „Kannst du mir bitte was Kaltes zu trinken bringen? Ein Glas Wasser, oder besser `ne Cola?“ „Natürlich, sofort!“ Viktor sprang auf, eilte zum Kühlschrank, holte eine Dose heraus und brachte sie ihm geöffnet. „Hier, Schatz“, sagte er und setzte sich neben ihn. „Danke“, meinte Chris, trank einige Schlucke und rollte sich dann die kalte Dose, über die Stirn. „Oh, das tut gut!“ „Ja, warte“, sagte Viktor schnell, lief erneut zum Kühlschrank, holte einige Eiswürfel heraus, wickelte sie in ein Tuch und kam wieder zu ihm zurück. Ganz vorsichtig legte er das Bündel in Chris` Nacken. Und der sah ihn betreten an. „Danke, du bist lieb“, sagte er und sah ihn lächelnd an. Viktor stand vor ihm und blickte ernst auf ihn hinab. „Soll ich nicht doch einen Arzt rufen?“ „Nein, wirklich nicht! Es geht mir doch schon besser, echt!“, sagte Chris fest. Viktor lief einige Male vor ihm auf und ab und blieb plötzlich stehen. „Als ich dich so gesehen habe, so leblos, da dachte ich, mein Herz würde stehen bleiben“, sagte er leise. „Ich habe meine toten Eltern gesehen, nach dem Unfall, als sie aufgebahrt dalagen und sie sahen genauso aus. So blass und leblos!“ Er schluckte schwer, presste sich plötzlich die Fäuste gegen die Schläfen und kniff fest die Augen dabei zusammen. Dann sah er ihn mit aufgerissenen Augen an. „Bitte, Chris, geh nicht weg! Verlass mich nicht!“, sagte er laut und sank vor ihm auf seine Knie. „Ich will alles tun, was du möchtest, nur bitte, geh nicht fort“, flehte er ihn an. „Scheiße“, sagte Chris erschüttert und beugte sich zu ihm hin. „Hey, ist ja gut“, raunte er beruhigend und nahm ihn in seine Arme. „Ich werde nicht gehen, hm, alles ist gut.“ „Chris, bitte geh nicht fort“, flüsterte Viktor erstickt, „wenn du mich allein lässt, weiß ich nicht mehr weiter, ich weiß gar nichts mehr…“ `Oh, Mann´, dachte Chris, `was ist denn nun los? Der ist ja total, durch den Wind, voll durchgeknallt.´ „Ist ja gut“, sagte er nochmals eindringlich, „Ich gehe nicht, hörst du? Ich werde nicht gehen!“ Er nahm ihn bei den Schultern und schüttelte ihn kurz. „Viktor!“ Viktor hob den Blick und sah ihn seltsam verklärt an. „Ja?“ „Alles klar?“, fragte Chris ein wenig irritiert. „Ja!“, antwortete Viktor mit fester Stimme und nickte einmal dabei. Er erhob sich und setzte sich

 

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neben ihn, auf die Couch. „Entschuldige bitte, ich weiß selbst nicht, was da gerade mit mir los war. Manchmal, träume ich noch immer davon und sehe sie tot daliegen.“ „Naja, du warst noch sehr jung, eigentlich noch ein Kind“, meinte Chris, „kein Wunder, dass dir das zu schaffen macht. Hast du schon mal mit jemanden darüber gesprochen?“ „Mit meiner Oma“, antwortete Viktor, „und die meinte immer, dass das schon irgendwann vergehen würde.“ „Nein, ich meinte mit einem Therapeuten“, sagte Chris ernst und Viktor sah ihn beinahe entsetzt an. „Du meinst so einen Psycho-Fritzen?“, erwiderte er zynisch, „nein, danke! Die verdrehen dir nur dein Hirn!“ Chris warf ihm einen schiefen Blick zu und seufzte. „Das tun sie nicht! Manchmal tut es gut, wenn man mit jemanden reden kann, besonders über seine Ängste und Sorgen!“ „Klingt ja fast so, als ob du damit Erfahrung hättest“, sagte Viktor spöttisch. „Bevor ich zu so einem gehe, ersäufe ich mich lieber! Und außerdem habe ich Vincent, mit dem kann ich übrigens über alles reden! Hast du denn keinen, besten Freund?“ Chris wich seinem Blick aus und pulte an seinen Fingernägeln. „Doch, schon, klar!“, antwortete er, „in erster Linie, meine Schwester. Der erzähle ich halt immer alles.“ „Siehst du“, meinte Viktor bestätigend, „Hauptsache, man hat jemanden, dem man sich anvertrauen kann!“ Chris nickte und stand auf. „Ich werde uns jetzt erstmal was zu essen machen“, sagte er und schnaufte durch. Viktor erhob sich sofort. „Nein! Du legst dich besser hin! Ich kann uns etwas bestellen!“, sagte er, wieder ganz der Alte. „Blödsinn, mir geht es gut“, sagte Chris und wollte gehen, doch Viktor hielt ihn fest. „Du legst dich hin! Wenigstens noch eine Weile!“, entgegnete er beinahe scharf. „Jetzt hör mir mal gut zu!“, fuhr Chris ihn plötzlich aufgebracht an und riss sich los. „Ich bin kein Püppchen! Ich sagte, es geht mir gut! Verdammt, nochmal! Es war nur ein kleiner Schwächeanfall, mehr nicht! Und jetzt, mache ich die Lasagne! Ich bekomme nämlich langsam Hunger!“ Viktor nahm fast ein bisschen erschrocken den Kopf zurück. „Wirklich?“, fragte er, „aber dann helfe ich dir wenigstens, ja?“ „Viktor!“, sagte Chris ermahnend. „Hör endlich auf! Du musst mich nicht, mit Samthandschuhen anfassen! Und gut, ich kann Hilfe gebrauchen! Hast du eine Schürze?“ „Küche, hinter der Tür“, antwortete Viktor respektvoll und folgte ihm nach. „Klasse!“, meinte Chris, nahm sich eine Schürze, legte sie sich um seinen Hals und band die Bänder hinter dem Rücken zusammen. „Setz dich und schneid` schon mal die Zwiebeln“, sagte er, „und ich kümmere mich um das Fleisch! Hast du `nen Mixer?“ Viktor nickte schmunzelnd. „Zu Befehl“, sagte er, „ähm, wie viele? Und der Mixer, steht da, im Schrank!“ Chris warf einen abschätzenden Blick auf die Zwiebeln. „Zwei, müssten reichen, aber ganz fein hacken!“, meinte er und machte sich ans Werk. Viktor grinste nur kopfschüttelnd und schnitt unter Tränen, die Zwiebeln. „Du kleines Biest“, sagte er als er fertig war und wischte sich mit dem Handrücken, über die wässrigen Augen. „Das war wohl absichtlich, von dir, hm? Wolltest dich rächen, wegen heute Morgen!“ „Tja, Rache ist süß, wie man so schön sagt“, erwiderte Chris schelmisch grinsend. „Leg dich besser nicht, mit einem Engel an! Und außerdem, wollte ich dich nur mal heulen sehen!“ „Biest! Und wieso Engel, du kleiner Teufel!“, antwortete Viktor. Chris sah ihn verwundert an. „Engel, das ist mein Name“, sagte er, „Christian Engel! Wusstest du das nicht?“ Viktor nahm den Kopf zurück. „Im Ernst?“, fragte er ungläubig. „Nein, wusste ich nicht, woher auch!

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Hast es ja nicht für nötig gehalten, es mir zu sagen!“, meinte er dann wieder ein wenig eingeschnappt. „Naja, dann weißt du es jetzt“, sagte Chris achselzuckend und widmete sich wieder dem Fleisch. „Holst du uns ein Glas Wein?“, fragte er, ohne ihn anzusehen und Viktor stand auf. „Ja, ich brauche jetzt eh erstmal, `nen Schluck, gut, dass ich zwei Flaschen, genommen habe!“, grummelte er und verschwand im Wohnzimmer. Chris fasste unter die Schürze und zog sich das Handtuch herunter. „Mal sehen, was du dazu sagst“, raunte er grinsend zu sich selbst und tat so, als ob nichts wäre. Viktor kam wieder herein und blieb erst einmal stehen. Chris stand mit nichts als der Schürze und mit dem Rücken zu ihm, da und schnippelte vor sich hin. „Wow!“, machte Viktor nur und starrte ihm auf den nackten Hintern. „Was hast du nur, für einen geilen Arsch“, sagte er, kam zu ihm und stellte die Gläser ab. Er strich ihm mit den Fingerspitzen über den Rücken, die Wirbelsäule entlang nach unten, bis zum Po Ansatz. Als er gerade die Spalte berühren wollte, drehte Chris sich um und schlug ihm auf die Finger. „He, Vorsicht! Finger weg, vom Nachtisch! Oder ich schneide sie dir ab und mache Bratwürstchen daraus!“, rief er und hob drohend das scharfe Messer. Viktor zuckte leicht zusammen, vor Schreck und trat einen Schritt zurück. „Nicht mal kosten?“, fragte er geknickt. „Nichts da! Du kannst dir Appetit holen und dich später daran ergötzen“, antwortete Chris bestimmt und Viktor zog ihn hart an sich. „Du machst mich wahnsinnig, weißt du das?“, raunte er heiser vor Verlangen und küsste ihn fordernd. „Chris, ich will dich, jetzt sofort und hier!“ „Tja, du wirst dich wohl noch etwas gedulden müssen“, antwortete Chris nur und zuckte die Schultern, „hast du dir nicht verdient!“ Er entwand sich ihm und drehte sich wieder um. „Du Miststück, na warte!“, sagte Viktor, „Ich schwör dir, ich ficke dir nachher die Seele aus dem Leib!“ „Ja, ja, mach so weiter und du bekommst gar nichts“, trällerte Chris vergnügt vor sich hin. „Du bist der Teufel“, sagte Viktor überzeugt, nahm sein Glas und trank. „He! Trinkst du immer allein?“, fragte Chris vorwurfsvoll und hielt ihm seines entgegen. „Prost, dann!“ Viktor sah ihn mit verengten Augenlidern an. „Treib`s nicht zu weit, mein Schatz, sonst lege ich dich doch noch mal, übers Knie! Und bei Gott, es wird mir ein Vergnügen sein!“ Chris grinste nur und gab ihm einen flüchtigen Kuss. „Und jetzt, bring mir die Zwiebeln!“, sagte er und deutete zum Tisch. „Teufel“, raunte Viktor und reichte sie ihm. Chris lachte vergnügt und sah ihn schelmisch an. „Danke, mein Schatz“, sagte er keck. Viktor sah ihn einen Moment ernst an. „Ich liebe dich“, sagte er leise. Chris sog die Luft ein. „Ja, ähm“, räusperte er sich und setzte ein Lächeln auf. „Also, ich bräuchte `ne Pfanne“, sagte er und drehte ihm den Rücken zu. Sie schwiegen eine Weile und Viktor räumte das Schneidebrett und die Zwiebelschalen auf. Dann setzte er sich auf einen Stuhl und trank einen Schluck. „Wolltest du nicht deine Mutter anrufen?“ „Später“, meinte Chris und drehte sich zu ihm um, „wenn die Lasagne, im Rohr ist!“ Auch er trank einen großen Schluck. „Mmh gut, schön kalt.“ „Und süß“, brummte Viktor zurück. „Kalt und süß, so wie du! Hast du was dagegen, wenn ich noch mal kurz nach oben gehe? Ich hab was vergessen“, sagte er dann. „Oder brauchst du mich noch?“ „Nein, das schaffe ich schon“, antwortete Chris, drehte sich um und werkelte weiter. „Ja, dann, bis später“, sagte Viktor, „mein Handy, liegt im Wohnzimmer!“ Er warf noch einen Blick auf ihn und ging hinaus.

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Als er wieder herunterkam, trug Chris wieder die Jogginghose und das T-Shirt. Er saß im Schneidersitz auf der Couch und telefonierte. „Ja, Mama, weiß ich“, sagte er gerade. „Nein, ich bin nicht bei Phillip, ich bin bei einem Freund. Nein, du kennst ihn nicht, habe ihn erst kürzlich kennen gelernt, ja, beim Tanzen, Mama! Sein Name ist Viktor, ja, schöner Name“, meinte er und verdrehte die Augen, als sich Viktor neben ihn setzte und ihn ansah. „Mama“, sagte er genervt, „ich weiß nicht, wann ich nach Hause komme, ja, ich weiß, dass die Schule wieder anfängt, ja, entweder heute oder spätestens morgen! Geht doch erst am Dienstag los! Du Mama, ich muss jetzt Schluss machen, sonst brennt die Lasagne an! Ja, hab` dich auch lieb“, antwortete er dann ein wenig verlegen und Viktor grinste ihn an. Chris zog ihm eine Grimasse und Viktor lachte. „Ja, Mama, das war er, er sitzt hier neben mir, nein, kannst du nicht! Mama! Ich muss jetzt echt aufhören, Ciao! Mensch Mama, was soll schon sein? Ja, du kannst mich unter der Nummer erreichen“, sagte er und schüttelte seinen Kopf. „Ciao, jetzt, ja“, meinte er noch und legte auf. „Oh Mann, Alter, die war vielleicht drauf“, sagte er und verdrehte erneut die Augen. „Was war denn?“, fragte Viktor. „Ach, sie war `n bisschen sauer, weil ich mich so spät gemeldet habe“, antwortete Chris abwinkend, „die wollte doch glatt, mit dir reden!“, meinte er dann kopfschüttelnd. „Ach?! Warum hast du sie mir nicht gegeben?“, fragte Viktor verwundert. „Sonst noch was? Geht`s noch? Damit sie dir die Ohren volljammert, dass du ja auf mich aufpassen sollst?“, erwiderte Chris und stand auf. „Essen ist gleich fertig, deckst du schon mal den Tisch?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er in die Küche und Viktor folgte ihm. „Muss ich denn, auf dich aufpassen?“, fragte er etwas amüsiert. „Quatsch!“, antwortete Chris empört, „kann ich schon selber! Bin doch kein kleines Kind mehr! Ph!“ „Ja, du bist ja schon so erwachsen“, meinte Viktor spöttelnd und holte zwei Teller aus dem Schrank. „Bin ich auch!“, sagte Chris überzeugt, „und mit einem wie dir, werde ich allemal fertig!“ Viktor nickte nur. „Auf alle Fälle“, meinte er und deckte den Tisch. Chris holte die Lasagne aus dem Ofen und stellte sie auf einen Untersetzer, auf den Tisch. „Perfekt“, meinte er zufrieden, „jedenfalls, sieht sie perfekt aus. Hoffentlich, schmeckt sie dir auch!“ „Oh, wenn sie so schmeckt, wie sie duftet, dann ist sie sicher köstlich!“, sagte Viktor und schnupperte verzückt. „Da läuft einem ja das Wasser, im Mund zusammen!“ Er setzte sich und sah ihn erwartungsvoll an. „Warte noch einen Moment“, sagte Chris, „sie muss noch ein, zwei, Minuten ruhen!“ Er schenkte ihnen Wein ein und lächelte Viktor verheißungsvoll an. „Du hast ja schon alles aufgeräumt“, meinte Viktor und sah sich um. „Ja, Mama sagt immer, wenn man gleich alles wegräumt, dann hat man hinterher die halbe Arbeit!“ „Du bist ja eine richtige, kleine Hausfrau“, meinte Viktor und sah ihn grinsend an. „Naja, nicht ganz“, gab Chris zu, „meine Eltern werfen mir immer vor, dass ich ziemlich schlampig wäre“, er zuckte seine linke Schulter, „hab`s eigentlich nicht so, mit dem Aufräumen. Aber ich koche gerne und backe!“, sagte er dann begeistert. „Am liebsten, Plätzchen, zu Weihnachten und Kuchen!“ „Wäre das nicht eher etwas, für deine Schwester?“, fragte Viktor. „Lilly? Du liebe Zeit! Sie hasst alles, was mit Küchenarbeit zu tun hat! Ich glaube, sie könnte sich nicht mal ein paar Spiegeleier braten“, lachte Chris. „Sie sagt immer, dass eigentlich sie der Junge hätte werden sollen und ich das Mädchen! Als Kind, wollte ich auch immer als Prinzessin zum Karneval gehen und war dann immer voll enttäuscht, wenn ich ein Cowboy- oder Indianerkostüm bekommen habe und sie ein Krönchen tragen durfte! Ich war dann immer voll neidisch auf sie, weil sie so hübsch aussah und ich naja, halt wie ein normaler Junge!“ Sie lachten beide und Chris schnitt die Lasagne auf. „Ist ziemlich viel geworden“, meinte Viktor, „da könnte ja eine ganze Familie davon satt werden.“ „Naja, für vier Personen halt“, antwortete Chris, „macht nichts, dann haben wir noch was, für

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morgen Mittag!“ „Vier Personen? Wohl eher acht“, erwiderte Viktor zweifelnd, „oder willst du mich mästen?“ „Quatsch! So `ne Lasagne, putzen wir zu Hause weg, wie nichts!“, sagte Chris und schaufelte ihm ein riesen Stück auf den Teller. „Wirst schon sehen!“ Er nahm sich selbst ein nicht ganz so großes Teil und setzte sich. „Vorsicht, heiß!“ Viktor sah ihn liebevoll an, ergriff seine Hand und küsste sie sanft. „Meine kleine Hausfrau“, sagte er verklärt, „na dann, guten Appetit!“ Chris nickte ihm zu. „Ja, guten Appetit!“ Er beobachtete, wie Viktor den ersten Bissen, in den Mund nahm. „Mmmmh“, machte Viktor und schloss für einen Moment die Augen. „Köstlich“, sagte er mit vollem Mund und sog sogleich die Luft ein. „Und, heiß! Wow!“, meinte er und fächerte sich Luft zu. Chris lachte erst einmal. „Sagte ich dir doch! Aber wenn du nicht warten kannst? Selbst schuld!“ Er zerteilte seine Lasagne in mehrere kleine Stücke und schob sie ein wenig auseinander. „So, macht man das!“ „Aber ich habe solchen Hunger und sie duftet so unglaublich gut“, sagte Viktor ein wenig beschämt. Chris sah ihn schief an. „Ich dachte, du bist so geduldig, wenn sich das Warten lohnt?“ „Biest!“, sagte Viktor, doch es klang nicht ein bisschen böse. Er machte es ihm nach und schob die dampfenden Stücke auseinander. „So?“ „Ja“, meinte Chris zufrieden. „Weißt du, ich habe sogar früher immer heimlich mit Lillys Barbiepuppen gespielt, wenn sie in der Schule war. Ich habe sie stundenlang an und ausgezogen und ihnen die Haare gekämmt. Einmal, hat sie zu Weihnachten, so einen Schminkkopf bekommen. Kennst du die? Das ist ein großer Puppenkopf, mit ganz tollen Haaren und man kann dann super hübsche Frisuren machen und die Puppe immer wieder neu schminken! Ich habe ein ferngesteuertes Auto bekommen, voll langweilig“, sagte er dann abwinkend, „tja, wir haben dann einfach getauscht, Lilly hat mein Auto genommen und ich den Schminkkopf, kannst dir ja vorstellen, dass meine Eltern ziemlich überrascht waren, besonders mein Dad!“, lachte er und Viktor sah ihn schmunzelnd an. „Wie haben deine Eltern eigentlich darauf reagiert, als sie herausgefunden haben, dass du schwul bist?“, fragte er. „Naja, Mama hat mich einfach in den Arm genommen und hat gesagt, dass sie mich liebhat und dass es doch die Hauptsache ist, dass ich gesund wäre und so. Mein Dad hat nur geseufzt und sagte, dass er es irgendwie schon immer geahnt hätte. Tja, dass war`s dann!“ „Aber sie stehen voll hinter dir, oder?“, fragte Viktor und nahm erneut vorsichtig einen Bissen. „Ja, schon! Sie sind echt toll, im Großen und Ganzen! Aber manchmal nerven sie schon, sind halt wie alle Eltern! Chris, in deinem Zimmer sieht`s mal wieder aus, wie im Schweinestall, räum endlich auf, mach was, für die Schule, du bist stinkfaul und so! Voll ätzend“, antwortete er und verdrehte die Augen. Viktor legte den Kopf leicht schräg und sah ihn zweifelnd an. „Naja, so schlimm, wird es schon nicht sein“, meinte er, „wenn ich mir die Küche ansehe, alles tip-top aufgeräumt!“ „Was machen wir eigentlich heute noch?“, fragte Chris schließlich erwartungsvoll. „Ich weiß nicht, auf was hast du denn Lust?“, erwiderte Viktor lächelnd. „Hm! Tanzen gehen, vielleicht? Wir könnten später noch, in den Club gehen!“, sagte Chris vergnügt, doch Viktor schien nicht gerade begeistert zu sein. Er hob zweifelnd eine Augenbraue und sah ihn an. „Ich denke, das ist keine so gute Idee“, meinte er, „nach der Sache gestern mit Vincent und dir, ist es wohl besser, wenn ich ihn erstmal darauf vorbereite, dass wir nun zusammen sind!“ „Sind wir das denn?“, fragte Chris nachdenklich. „Chris!“, antwortete Viktor leicht vorwurfsvoll, „du hast doch zugestimmt, dass wir es miteinander versuchen!“ „Ja, schon“, antwortete Chris seufzend, „aber…“

 

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„Aber? Chris, es gibt kein Aber mehr! Ich habe dir doch gesagt, dass ich auf alles verzichten will, nur nicht auf dich! Du, bist mir viel wichtiger!“, sagte Viktor bestimmt. Chris seufzte erneut schwer. „Ich habe einfach Angst, dass du es irgendwann bereuen könntest“, sagte er leise und Viktor ergriff seine Hand. „Niemals“, antwortete er sicher, „und was sind schon ein paar Fesselspielchen und ein Halsband, gegen die beste Lasagne der Welt? Hm?“ Er lächelte ihn zärtlich an und küsste ihn sanft. „Tja, dann weiß ich ja jetzt, wie ich dich in Zukunft `rumkriege“, sagte Chris und sie lachten. „Wow, dann bist du jetzt also mein fester Freund“, meinte er dann doch wieder etwas unsicher. „Bin gespannt, wie meine Familie darauf reagiert“, sagte er seufzend. „Wieso? Ich dachte, die kommen damit klar?“, fragte Viktor überrascht. „Ja, schon, aber ich habe zu Hause ein bisschen was über dich erzählt, naja, dass ich halt so einen total überspannten und durchgeknallten Typen kennen gelernt habe“, antwortete Chris verlegen. Viktor sah ihn schief an. „Na danke, auch!“ „Naja, ich dachte doch, dass das mit uns nur ein einmaliger Ausrutscher war und es nie was mit uns geworden wäre“, meinte Chris kleinlaut. „Ausrutscher?!“, fuhr Viktor fassungslos auf. „Das darf ja wohl nicht wahr sein! Ich war also nichts weiter, als ein Ausrutscher, für dich! Na da wundert es mich nicht mehr, dass du dich nicht mehr gemeldet hast!“ Er kippte den Rest seines Weines hinunter und schenkte sich kopfschüttelnd nach. „Viktor, so war das doch nicht gemeint“, sagte Chris vorsichtig. „Ich meinte doch nur…“ „Ach, halt die Klappe!“, herrschte Viktor ihn an und lehnte sich beleidigt zurück. „Dieser Phillip, der wäre ihnen wohl lieber, hm?“, schnaubte er zynisch. „Der ist doch `ne totale Tunte! Sieht man doch schon auf hundert Kilometer Entfernung, das der `ne Schwuchtel ist!“, brummte er, „aber deine super tollen Eltern, sind ja so tolerant!“ „Jetzt reicht`s aber langsam“, erwiderte Chris, langsam genervt, „ja, meine Eltern sind tolerant und sie mögen Phillip! Immerhin war ich mal mit ihm zusammen und er wollte keine perversen Spielchen, mit mir machen! Er ist eben einfach nur nett!“ „Nett!“, wiederholte Viktor spöttisch und schnaubte. „Tja, und ich bin eben nicht nett! Ich bin eben überspannt und durchgeknallt! Was hast du ihnen denn so alles über mich erzählt, hm?“ „Naja, alles, halt“, antwortete Chris verlegen und zuckte die linke Schulter. „Habt ihr euch wenigstens gut über mich amüsiert, ja? Nachmittags, bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen? Erzählst du eigentlich alles zu Hause, was du so mit deinen abgeschleppten Typen erlebst und wo du mit ihnen vögelst? Was sagt denn Mutti dazu, dass du dich auf dem Disco Klo und ohne Kondom ficken lässt?! Hat das der nette Philliplein, mit dir gemacht, ja? Hat er dich ordentlich durchgefickt?“ Chris blinzelte einige Male verunsichert. „Wieso sagst du sowas?“, fragte er bestürzt und starrte auf seine Hände. Er zupfte dabei nervös an seinen Fingernägeln herum und sah dann auf. „Ich wollte doch nur cool, vor dir sein“, meinte er leise. „Du warst so unglaublich arrogant und selbstsicher, als ich dich kennengelernt habe, da war ich halt ein bisschen frech und hab` ein paar lockere Sprüche rausgehauen, mehr nicht! Ich wäre nie, mit dir aufs Klo gegangen.“ „Ach! Aber mit Phillip!“, schnaubte Viktor nur wieder zynisch. „Du Arsch!“, fuhr Chris hoch und warf dabei sein Glas um. Er blickte kurz erschrocken auf die Weinpfütze, drehte sich dann um und stürmte auf die Terrasse. Viktor schnaufte tief durch, stand auf und folgte ihm. „Es tut mir leid“, sagte er ruhig. „Ich bin halt doch, eifersüchtig auf ihn. Du sagst ständig nur, wie nett und was für ein guter Freund er ist und wie sehr ihn deine Eltern mögen und mich hast du dabei nicht gerade gut aussehen lassen. Da habe ich mich eben geärgert, verstehst du das nicht?“ Er trat von hinten an ihn heran und strich ihm sanft über die Oberarme. „Entschuldige, bitte!“ Chris schnaubte leise und atmete laut aus. „Du bist manchmal, so ein Arsch“, sagte er leise.

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