Legionär in der römischen Armee

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XIII Gemina. Noch eine Gemina, diesmal mit einem Löwensymbol. Ihr größter Moment war es, als sie mit Caesar den Rubikon überschritt und die Bürgerkriege von 49 v. Chr. lostrat. Nach ihrer Umbildung durch Augustus ist die Legion seitdem fast ausschließlich im Donauraum stationiert gewesen. Für kurze Zeit zog es sie einmal nach Italien, wo sie Seite an Seite mit der VII Claudia darum kämpfte, Vespasian 69 n. Chr. zum Kaiser zu machen, aber grundsätzlich sind ihre Angehörigen die Dakerjäger par excellence.

XIV Gemina. Spezialität: Aufstände niederschlagen. Diese Legion nahm an der Invasion Britanniens 43 n. Chr. teil. Weil sie 61 n. Chr. Boudicca besiegte, wurde sie Neros Lieblingskind und erhielt zur Belohnung den Titel „Martia Victrix“. Nach Germanien verlegt, half sie beim Wiederherstellen der Ordnung nach dem Aufruhr von 70 n. Chr. Das einzige Mal, dass sie sich die falsche Seite aussuchte, passierte ihr, als sie die Kaiserträume des aufständischen Statthalters Saturninus 89 n. Chr. mittrug. Zurzeit wird sie nach Vindobona (Wien) verlegt, obwohl sich einige Abteilungen auf eine Teilnahme am Dakerfeldzug vorbereiten.

Gnaeus Musius, der mit 17 zu den Legionen ging und mit 32 nach 15 Dienstjahren starb. Er war der Adlerträger der Legio XIV Gemina und zeigt stolz die Symbole auf seinem Schild, sein Feldzeichen und die Torques, die man ihm verliehen hat. Den Grabstein hat ihm sein Bruder, ein Zenturio, errichtet. (CIL XIII 6901, Mainz)

Der Eber der Legio XX. Der Eber war ein gallisches Feldzeichen, aber die Form des Tonstücks, auf das er geprägt ist, verrät, dass dies ein Dachziegel-Antefix aus der Legionsbrennerei ist, das den Wind daran hindern soll, unter die gewölbten Dachziegel der Kasernen zu dringen.

XV Apollinaris. Die Apollinaris, benannt nach Apollo, dem Schutzgott ihres Gründers Augustus, kommt aus Carnuntum (Deutsch- Altenburg/Petronell) im Gebiet um Vindobona, in das die XIV Gemina gerade einrückt. Die XV Apollinaris hat im jüdischen Aufstand harte Kämpfe miterlebt und bereitet sich nun vielleicht darauf vor, die Parther auf die Probe zu stellen – falls nicht doch die Daker zuerst das Vergnügen mit ihr haben.

XVI Flavia Firma. Man kann nur hoffen, dass die „standhafte flavische“ Legion, noch ein Opfer des Desasters von 70 n. Chr., sich besser hält als in ihrem früheren Leben unter der Bezeichnung XVI Gallica, die sang- und klanglos vor dem Feind kapitulierte. Die neuformierte Legion wurde in Syrien stationiert – und hat den begründeten Verdacht, dass Vespasian diese Verbannung als Strafe für ihre hauptsächlich gallischen Soldaten gedacht hat. Sie wird Gelegenheit haben, im anstehenden Dakerfeldzug ihren Ruf zu verbessern.

XX Valeria Victrix. „Die siegreiche, mannhafte Legion“ ruht sich inzwischen nach einem erfolgreichen Feldzug gegen die Kaledonier auf ihren Lorbeeren aus. Sie stellt ein Drittel der britischen Legionen dar (Britannien hat im Verhältnis zu seiner Größe eine stärkere Garnison als jede andere Provinz im Reich, Judäa inklusive, und das will was heißen), hat einen guten Ruf und keine Kämpfe in Aussicht. Sie wird wohl noch eine Weile in Britannien bleiben.

XXI Rapax. Die „Räuberischen“ unterstützten Vespasian erfolgreich 69 n.Chr. und setzten dann 89 aufs falsche Pferd, als sie bei einem Aufstandsversuch, der ihren Provinzstatthalter Saturninus zum Kaiser von Rom machen sollte, spektakulär erfolglos waren. Seitdem sind sie wie vom Erdboden verschluckt, und Gerüchte erzählen von ihrer Auflösung oder dem Untergang der gesamten Legion in Pannonien.

XXII Deiotariana. Hat die Besonderheit, ursprünglich nichtrömisch zu sein, weil sie aus zwei vom Galaterkönig Deiotaros aufgestellten, nach römischem Muster organisierten Legionen gebildet wurde. Diese Streitmacht war eine so erfolgreiche Kopie der römischen, dass Augustus sie zu den echten schlug. Wie die VII Gemina/Hispana hat sich auch die Deiotariana nicht weit von ihrem Geburtsort entfernt und poliert zurzeit wie die III Cyrenaica ihre Anti-Krawall-Technik in Alexandria auf.

XXII Primigenia. Eine Legion, die sich in den Bürgerkriegen von 69 n. Chr. mit konstanter Bosheit die falsche Seite aussuchte und dann leicht niedergedrückt wieder zum Tagesgeschäft überging, von Mogontiacum (Mainz) aus die Rheingrenze zu bewachen. Das ist eine Legion kampferprobter Germanenjäger, die seit drei Generationen im Geschäft sind. Sie holten sich den Titel Pia Fidelis, „pflichtbewusst und treu“, weil sie Kaiser Domitian zum Sieg über den Usurpator Saturninus verhalfen. Eine gute Wahl für Leute, die gern nur eine Sache machen (Germanen töten), das aber richtig.

Schlimme Zeiten für Castra Vetera

Viele Legionen möchten ihre unrühmliche Rolle in den Bürgerkriegen und Revolten von 69–70 n. Chr. gern vergessen und keine mehr als die Beteiligten am Debakel von Castra Vetera (Birten bei Xanten). Die Bataver, ein am Rhein lebender Stamm, erhoben sich unter der Führung eines ihrer Fürsten, eines römischen Bürgers namens Julius Civilis. (Die Römer hatten seinen Bruder hingerichtet, also hatte Civilis ein gewisses Recht, verstimmt zu sein.) Den Legionen V Alaudae, XVI Gallica und XV Primigenia misslang die Niederwerfung des Aufstands. Im weiteren Verlauf wurden die IV Macedonica und die XXII Primigenia mit hineingezogen, dazu die I Germanica.

Die V Alaudae und die XV Primigenia wurden im Legionslager Vetera belagert und liefen zu Civilis über. Die I Germanica und die XVI Gallica rückten zur Unterstützung an, aber kapitulierten stattdessen ebenfalls. Es brauchte einen Großteil von dem, was an römischer Armee noch übrig war, um das anschließende Chaos unter Kontrolle zu bringen. Während der Abrechnung, die folgte, wurde die XV Primigenia kurzerhand aufgelöst.

Die V Alaudae, der dasselbe Schicksal drohte, überlebte nur, um später von den Dakern zerlegt zu werden. Die XVI Gallica und die IV Macedonica wurden in XVI Flavia Firma respektive IV Flavia Felix umbenannt und die I Germanica mit der Legio VII zusammengelegt, worauf die VII Gemina aus ihnen wurde.

III Karrierealternativen im Militär

Conare levissimus videri, hostes enim fortasse telis indigeant.

Versuche so unbedeutend wie möglich auszusehen – vielleicht ist der Feind knapp an Munition.

Die römische Armee hat mehr zu bieten als nur Legionen – für manchen sind die Legionen vielleicht sogar nicht einmal die richtige Wahl. Im Folgenden finden Sie einige andere Möglichkeiten, die sich ein angehender Rekrut durch den Kopf gehen lassen sollte; beachten Sie aber, dass nicht jede dieser Stellen für alle zugänglich ist. Egal, in welcher Einheit sich ein Soldat wiederfindet, er gehört auf jeden Fall zu einem integrierten Kampfverband, in dem sich die verschiedenen Einheiten mit ihren Stärken gegenseitig ergänzen.

Die Kavallerie

Seit den Tagen der frühen römischen Republik, über die Polybios schreibt, hat sich einiges geändert, nicht zuletzt, weil die Römer seitdem mit der Unterlegenheit ihrer eigenen Kavallerie fertiggeworden sind, indem sie diese Aufgabe an besonders begabte Reitervölker out-sourcen. Wegen der verschiedenen Techniken und Anforderungen an die Kavallerie in verschiedenen Gebieten des Imperiums findet man in dieser Waffengattung eine größere Vielfalt als in jedem anderen Teil von Roms Armeen.

Ein Kavallerist im Kettenpanzer. Beachten Sie den Arm, der eine Lanze zum Stoß unter der Schulter hindurch hielt. Beachten Sie auch, dass das Schwert länger und der Nackenschutz des Helms kürzer ist als die Legionsversionen; andererseits hat man großzügig Halterungen für Federschmuck über den Helm verteilt, denn schließlich sind wir bei der Kavallerie. Aus praktischen Erwägungen und nationalen Vorlieben trägt dieser Reiter außerdem lieber Hosen als Tunika.

Nehmen Sie beispielsweise die Kavallerie der östlichen Provinzen, die es mit zwei ganz unterschiedlichen Arten berittener Feinde zu tun hat. Einmal gibt es da die leicht bewaffneten Bogenschützen, die nach hinten über die Kruppe ihrer Pferde schießen können. Das ist der berühmte „parthische Schuss“, der diese Reiter auf der Flucht so tödlich macht wie beim Angriff. Zweitens hat dieselbe Region die furchtbaren cataphracti hervorgebracht, eine Kavallerie, deren Pferde fast so schwer gepanzert sind wie ihre Reiter. In jedem Einzelfall muss die römische Kavallerie sich der Herausforderung anpassen, völlig verschiedene Gegner zu bekämpfen. In den Wüsten Numidiens etwa haben die Römer festgestellt, dass Schleudern eine nützliche Waffe gegen ihre beweglichen, wilden Feinde, die Berber, sind.

Römer, die Reiter werden, finden sich wahrscheinlich in der Legionskavallerie wieder; das sind Einheiten, die sehr eng in die Legionen eingebunden sind und ihre meisten Angehörigen von dort beziehen. Nehmen Sie etwa Tiberius Claudius Maximus, einen römischen Bürger aus Philippi in Makedonien, der sich vor rund 15 Jahren zur Armee gemeldet hat. Natürlich wählte er die Legion, in der sein Vater schon als Soldat gedient hatte – in diesem Fall die VII Claudia –, und wurde dank seiner Familienzugehörigkeit ein Legionskavallerist.

 

Checkliste Pro und Contra Kavallerie

PRO:

1.Soldat im Sattel sein bringt Prestige.

Früher machte das der römische Adel.

2.Wenn du reiten kannst, wozu laufen?

3.Die Kavallerie verbringt einen Großteil der Schlacht mit Warten.

4.Sie steht Bürgern und Nichtbürgern offen.

5.Wenn es mit dem Feldzug richtig schlecht läuft, liefert ein Pferd Fleisch für mehrere Wochen.

CONTRA:

1.Es gibt jede Menge Ausrüstung zu putzen und zu pflegen.

2.Außerdem muss man ein Pferd striegeln und seinen Stall ausmisten.

3.Die parthische Reiterei ist der römischen normalerweise überlegen.

4.Die sarmatische Reiterei auch.

5.Und die gallische und die germanische und die numidische …

Später wurde er zum II. Pannonischen Kavallerieregiment versetzt, bei dem er heute noch auf einer der unteren Offiziersstellen mit einem sehr beachtlichen Jahressold von 700 Denaren dient. Vorübergehend zählte er zum Stab des Legionskommandeurs – Bürger in der Kavallerie sind als Kuriere sehr nützlich –, aber jetzt führt er einen Trupp exploratores. Diese Kavalleristen haben die Aufgabe, weit im Vorfeld der Armee zu operieren und Sondereinsätze auszuführen oder Feindbewegungen auszukundschaften. Das ist ein spannendes Leben voller Abenteuer, aber es verlangt noch mehr Flexibilität und Fitness, als ohnehin von einem Durchschnittslegionär erwartet wird.

Ausrüstung und Zubehör

Ein alter Infanteriewitz sagt, dass ein Kavallerist, wenn er ins Zivilleben zurückkehrt, nie arbeitslos werden wird. Er findet immer noch einen Job als Stallknecht. Richtig ist sicher, dass ein Reiter einen vollen Tag hat, sei es im Einsatz oder wenn er sich darauf vorbereitet. Die Kavallerieausrüstung orientiert sich hauptsächlich an der keltischen, weil die Kelten während des letzten Jahrhunderts den Hauptteil der Reiterei gestellt haben. Stellen Sie sich darauf ein, folgende Ausrüstung mit ins Feld zu nehmen und instand zu halten:

In frühester Zeit kämpften [die Römer] ohne Rüstung […] was sie im Nahkampf in größte Gefahr brachte […] Ihre Speere waren in doppelter Hinsicht unpraktisch. Einmal waren sie so leicht und biegsam, dass sich unmöglich richtig damit zielen ließ, der Speer bei jeder Bewegung des Pferdes herumwackelte und meistens sogar brach, noch ehe man etwas damit traf […] Die Schilde waren aus Ochsenhaut, […] zu weich, um etwas beim Angriff zu taugen. Und bei Regen schälte die Haut sich ab, faulte und machte den Schild nicht nur unpraktisch, sondern vollkommen nutzlos.

POLYBIOS, Historien 6,25

Kavalleriehelm. Römische Reiter besitzen Helme für die Schlacht, Helme für die Parade und Helme für besondere Sorten Feind. Der Besitzer dieses Helms erwartet offensichtlich, dass er eine Menge Schläge auf den Kopf bekommt (darum die Querverstärkung), und verfügt über umfangreichen Schutz gegen Hiebwaffen. Etwas zu hören ist für einen Kavalleristen im Gefecht wichtig, also sorgen Ohrlöcher für Schalldurchlässigkeit und etwas Lüftung.

Rüstung: Üblicherweise handelt es sich um Kettenpanzer, entweder im keltischen Stil oder in der für normale Auxiliare typischen Ausführung, aber einige Einheiten bevorzugen Schuppenpanzer.

Helm: Er unterscheidet sich deutlich von der Infanterieversion und braucht eine lange Eingewöhnung. Er ist auf Rundumschutz im Handgemenge zu Pferd ausgelegt, wo Angriffe von hinten häufiger sind, als Legionäre sie zu erwarten haben. Kavalleriehelmen fehlt außerdem der charakteristisch weit vorspringende Schutz, den ein Legionärshelm als Nackenteil hat, denn ein Sturz aus Sattelhöhe auf diesen Vorsprung erhöht die Wahrscheinlichkeit, sich den Hals zu brechen, drastisch.

Schild: Viel kommt darauf an, wo die Einheit steht und welche Aufgaben sie hat, aber der Standardschild ist ein breites Oval, das dem Schild der Auxiliare ähnelt. Man braucht viel Übung, bis man Schild, Schwert, Speer und Wurfspeer benutzen kann, während man auf einem sich schnell bewegenden Pferd sitzt. Übung darin, ohne schwere Verletzungen vom Pferd zu fallen, bekommt man ganz spontan im Lauf des üblichen Trainings.

Schwert: Man nennt es die spatha. Es ist länger als der gladius des Legionärs (s.S. 73) und wird häufig unter die Satteldecke gesteckt, wenn man kein Gefecht erwartet.

Wurfspeer: Ein römischer Reiter ist die reinste Abschussrampe. Man erwartet, dass ein Kavallerist während der Attacke deutlich mehr als ein Dutzend Wurfspeere oder schwere Wurfpfeile auf seine Gegner schleudert, bevor der Nahkampf losgeht.

Vierhornsattel; Darstellung des Sattelbaums und der Polsterung. Ein römischer Reiter verlässt sich auf seinen schraubstockartigen Schenkeldruck, um im Sattel zu bleiben. Auch die seitlichen Hörner helfen, nur muss ein Reiter, der es eilig hat, aufs Pferd zu kommen, gut aufpassen, keine empfindlichen Weichteile sozusagen aufs Horn zu nehmen.

Sattel: Der charakteristische römische Sattel mit vier Sattelhörnern ist für einen Kavalleristen ein besonders wichtiges Ausrüstungsstück. Wie das Reiterschwert stammt er von den Kelten und ist das Einzige, was den Reiter sicher auf dem Pferd hält – noch ist niemand auf die Idee herumbaumelnder Fußstützen aus Metall (später Steigbügel genannt) gekommen. Halten Sie das Fehlen einer Fußstütze aber bloß nicht für eine Ausrede, ein Kavallerist könne sich im Gefecht nicht auf Infanterie stürzen – der Sattel ist tief und fest genug, dass man sich den Speer für einen kräftigen Stoß unter den Arm klemmen kann und der Reiter beim Aufprall trotzdem nicht über das Pferd weg nach hinten fliegt.

Geschirr und Zaumzeug: Davon gibt es jede Menge, weil die Römer es mögen, wenn ihre Kavallerie etwas hermacht. Also hat man diverse Medaillons und andere Metallteile zu polieren und zusätzlich Schnallen und Lederzeug in Schuss zu halten. Dann wäre da noch die persönliche Ausrüstung des Reiters, nicht zu reden von der Pflege und „Instandhaltung“ des Pferdes selbst.

Auf dem Schlachtfeld kämpft das Gros der Kavallerie in alae, wörtlich: „Flügeln“, weil sie normalerweise die Infanterie flankieren. Weil Pferde schneller müde werden als Menschen, darf ein Kavallerist damit rechnen, einen großen Teil jeder Schlacht in Reserve stehend zuzubringen – wenige Feldherren werfen gern mehr als ihre halbe Kavallerie auf einmal ins Gefecht. Eine weitere Hauptaufgabe der Reiterei in der Schlacht beginnt, wenn eine feindliche Einheit geschlagen ist und die Kavallerie losgelassen wird, damit sie die aufgelösten, fliehenden Gegner niederreitet. Weil Kavalleriepferde vernünftiger als Menschen sind, galoppieren sie für gewöhnlich nicht in geschlossene feindliche Einheiten zu Fuß oder zu Pferd hinein. Kommt es also zum Gefecht von Kavallerie gegen Kavallerie, dann wird man sich einig und beide Seiten öffnen während der Attacke die Reihen, sodass der Zusammenstoß mit dem Gegner in voller Geschwindigkeit geschieht. Ansonsten reiten beide in geschlossener Formation im Schritt aufeinander zu, bevor sie zu einem ausgewachsenen Wettkampf im Einander-Niederhauen übergehen.

Wenn er hinter einer reglosen Gesichtsmaske in schimmernder Rüstung dahintrabt, gibt der Kavallerist einen imposanten Anblick ab. Röhrenförmige Drachenstandarten flattern über der Schwadron (eine Kavallerieschwadron heißt turma), und klimpernde Metallplatten schmücken die Pferdegeschirre. In solchen Momenten denkt der römische Reiter vielleicht, dass sich die vielen Stunden mühsamen Wienerns, Ölens und Striegelns, Exerzierens und Drills gelohnt haben, die es brauchte, damit dieser Gesamteindruck zustandekommt.

Kavallerie, die einer [Infanterie-]Kohorte zugeteilt ist, hat es schwer, für sich allein einen guten Eindruck zu machen, und sogar noch mehr, abwertende Kommentare zu vermeiden, wenngleich vor ihr die Auxiliarkavallerie ins Manöver gegangen ist: Sie geht kürzere Wege und hat weniger Speerwerfer.

(Hadrian zum Kavalleriekontingent der VI. Kommagener-Kohorte in einer Inschrift aus Lambaesis.) Inscriptiones Latinae selectae 2487

Die Auxilia

Wer kein Pferd reiten kann, kein römischer Bürger ist und keine guten Beziehungen zu wichtigen Leuten hat, der endet wahrscheinlich bei den Auxilia – richtiger ausgedrückt, bei den anderen Auxilia, denn auch die meisten Kavalleristen sind Auxiliare. Doch allgemein bezeichnet man mit diesem Begriff die leichter bewaffnete Infanterie aus Nichtbürgern, die für rund 80 Prozent des Soldes die riskante Arbeit machen. Die Dienstzeit beträgt 25 Jahre, aber weil man bei der Entlassung zum Bürger wird, ist es theoretisch möglich, mit 16 zu den Auxilia zu gehen und sich dann mit 41 zur Legion zu verpflichten. Viele stellen dann freilich fest, dass über zwei Jahrzehnte in der Armee sie von ihrer Sehnsucht nach einer Karriere als Soldat kuriert haben.

Checkliste Pro und Contra Auxilia

PRO:

1.Die Einheiten sind eher ortsfest.

2.Die Einheiten sind weniger strikten Regeln unterworfen als die Legionen.

3.Für jede Spezialkenntnis, die Sie nur mitbringen können, gibt es Verwendung.

4.Man kann zusammen mit vielen Landsleuten dienen.

5.Zur Entlassung gibt es das römische Bürgerrecht.

CONTRA:

1.Der Sold ist niedriger als bei Legionären.

2.Die Abfindung beim Ruhestand ist nicht so gut wie für Legionäre.

3.Truppenverlegungen erfolgen oft auf Dauer.

4.Auxilia sind öfter in kleinere Kampfhandlungen verwickelt.

5.Der Verlust von Auxiliareinheiten gilt im Vergleich zu Legionen als nicht so schlimm.

Auf jeden Fall merken sollten Sie sich, dass es schon fast so lange Auxiliarverbände gibt wie die römische Armee, nur hat man sie manchmal „Bundesgenossen“ genannt und zu anderen Zeiten waren sie sogar Söldner. (Im 2. Jahrhundert v. Chr. beschwerte sich der Senat bei Kreta, dass es sowohl Rom als auch dessen Feinden die Bogenschützen lieferte – gelegentlich sogar für dasselbe Schlachtfeld.) Außerdem haben ebenso viele, wenn nicht noch mehr Soldaten in den Auxilia gedient als in den Legionen, und das ist immer noch so. Wie die meisten militärischen Fragen wurden die Auxilia durch Augustus in feste Verhältnisse gebracht, obwohl das System nicht annähernd so eng reguliert ist wie bei den Legionen.

Ein Auxiliarsoldat kann sich auf den Dienst in einer Kohorte aus rund 480 Mann einstellen, von denen viele seine Stammesgenossen sein werden. Manche Auxiliare dienen weit weg von ihrem Rekrutierungsort (selbst Caesar nahm in seine Truppen für Gallien spanische Schleuderer und Kavalleristen, germanische Reiter und kretische Bogenschützen auf), aber wenn die Auxilia erst einmal irgendwo angekommen sind, bleiben sie üblicherweise länger da. Verluste werden an Ort und Stelle ausgeglichen und mit der Zeit ändert sich die Nationalität der Kohorte. So steht die cohors I Augusta, ursprünglich aus der spanischen Provinz Lusitania, inzwischen in Ägypten und hat ein Kontingent aus 120 Kamelreitern (dromedarii) dazubekommen, die ihr Handwerk garantiert nicht in den Pyrenäen gelernt haben.

Wie die Anwesenheit von Kamelkavallerie schon andeutet, verläuft das Leben in den Auxilia mit einer gewissen Lockerheit, die in den Legionen nicht zu finden wäre. Zunächst einmal fehlt den Auxilia, weil sie in Kohorten operieren, die Verwaltungsstruktur der Legionen. Das macht sie gut geeignet für den Dienst in kleinen, ad hoc für Spezialaufgaben zusammengestellten Verbänden. Zum Beispiel können Auxilia ebenso viel Zeit damit verbringen, einem Steuereintreiber in einer kleinen Provinz hinterherzutrotten, wie sie im Konflikt mit Barbarenhorden stehen. Auch in Fragen der Bewaffnung und Rüstung herrscht größere Flexibilität. Warum soll man sich auch Syrer holen (die berühmt für ihre Fähigkeiten am Bogen sind) und ihnen dann Speer und Kurzschwert in die Hand drücken? Das umso mehr, als Bogenschützen zu Fuß das Patentrezept gegen die leichten berittenen Schützen sind, die die Legionen auf ihren Feldzügen im Osten belästigen.

Diese Flexibilität ist vielleicht der Grund, wieso manche römischen Bürger sich tatsächlich lieber für den Dienst bei den Auxilia statt in den Legionen entscheiden. Das trifft besonders auf Bürger zu, die in einer Provinz aufgewachsen sind und eine Kavallerielaufbahn mit ihren Landsleuten im Auge haben.

 

Andere jedoch stoßen als pedites (wie man die Infanterie nennt) zu den Auxilia, obwohl ihr Bürgerrecht ihnen den Anspruch verleiht, Legionäre zu werden. Womöglich spielt bei ihrer Entscheidung auch der Umstand eine Rolle, dass die Auxilia viel wahrscheinlicher in Heimatnähe bleiben.

Gruß an meinen Bruder Herakleides. Ich habe dir schon wegen des jungen Pausanias geschrieben, der in den Legionen dienen will. Also, jetzt hat er beschlossen, es soll die Kavallerie sein […] Ich bin nach Alexandria gegangen und habe verschiedene Tricks ausprobiert, und schließlich habe ich ihn in einer Kavallerieeinheit in Koptos untergebracht […]

Papyrus Oxyrhynchus 1666

Die Legionen wechseln den Ort, wie es die Gesamtstrategie des Imperiums will. In aller Regel winken die Auxilia ihnen freundlich hinterher und werden anschließend mit der neuen Legion warm, falls eine auftaucht. Die Folge ist, dass viele auxiliare Nichtbürger lang genug am Standort bleiben, um Frauen zu nehmen und Kinder großzuziehen, die bei ihrer Entlassung zusammen mit ihnen eingebürgert werden. Falls diese Kinder auf Papas Spuren in die Armee finden – wie das viele tun –, geben sie castris (aus dem Lager) als Herkunftsort an und haben die Wahl zwischen der alten Auxiliareinheit ihres Vaters und den Legionen.

Eine Anzahl von Gründen spricht dafür, Auxiliarkohorten am gleichen Ort zu belassen:

Welche Kohorte wähle ich?

Das leicht eigenwillige System der Legionsbezeichnungen ist ein Muster an militärischer Ordnung, verglichen mit dem der Auxilia. Auxiliarkohorten heißen nach ihrem aktuellen Standort oder ihrer Herkunft, ihrer Stammeszugehörigkeit, ihrer Lieblingswaffe oder auch dem Kaiser, unter dem sie aufgestellt wurden, ihrem Kommandeur oder einer beliebigen Kombination der genannten Elemente – und vorn hängt man üblicherweise eine scheinbar willkürliche Zahl dran. Diese Fülle theoretischer Optionen verhindert es jedoch nicht, dass verschiedene Kohorten denselben Namen haben. Zurzeit rennen mindestens zwei Kohorten namens I Alpinorum im unteren Pannonien herum, und wenn in ihrem Fall kurz und klar leider nicht das Gleiche ist, dann kann man der klangvoll betitelten II Augusta Nervia Pacensis Brittonum, die an ihrer Seite kämpft, diesen Vorwurf bestimmt nicht machen.

• Örtliche Soldaten dienen lieber am Ort.

• Ortskenntnis ist lebenswichtig für den Kleinkrieg mit seinen Hinterhalten, Streifzügen und Scharmützeln.

• Die Auxiliare vor Ort haben Jahrhunderte mit der Entwicklung von Waffen und Taktiken entwickelt, die dem Terrain ideal angepasst sind (zum Beispiel gibt es wenig Verwendung für numidische Reiter in den Wäldern Germaniens, während die Bataver-Kavallerie aus Niedergermanien – exzellente Schwimmer, die sich auf Flussüberquerungen bei Hochwasser spezialisiert haben – sich in der afrikanischen Wüste, die das Zuhause der Numider ist, leicht überflüssig vorkäme).

Die Ausnahme von der Regel, die Auxiliare in ihrer Region zu lassen, sind Spezialtruppen, die man überall gern sieht. Sarmatische Kavalleristen und syrische Schützen beispielsweise können wirklich erwarten, zur Armee zu gehen und die Welt kennenzulernen. Ihre Landsleute sind von den Sümpfen Britanniens bis zu den Basaren von Alexandria über das ganze Reich verteilt.

Tiberius Julius Abdes Pantera aus Sidon liegt hier begraben. Er lebte 62 Jahre und war 40 Jahre Soldat in der Bogenschützen-Kohorte.

(Grab bei Bingium, Germania superior)

H. DESSAU, Inscriptiones Latinae selectae 2571

Was die Legionen betrifft, ist die Rolle der Auxilia genau das, was ihr Name auf Latein besagt – Hilfe und Unterstützung. Während die Legionen sich ins Gefecht begeben, erbringen die Auxilia

• Aufklärung des vorausliegenden Gebiets gegen Hinterhalte,

• Nachrichten für den General über mutmaßliche Zusammensetzung und Taktik des Feindes,

• Informationen für die Armee zu nahe gelegenen Nahrungsvorräten und Lagerplätzen.

Kommt es zu einem größeren Gefecht, stehen die Auxilia nicht einfach dabei und lassen die Legionen machen. Während die Armeen aufeinanderprallen, erfüllen die Auxilia einige oder alle der folgenden Aufträge:

• Sie führen das Geplänkel zur Eröffnung der Schlacht.

• Sie halten feindliche Kavallerie von der Flanke der Legionen fern.

• Sie verteidigen hügeligen oder zerklüfteten Boden, auf dem die Legionäre nur mühsam in Formation bleiben können.

• Sie attackieren je nach Spezialwaffen den Feind mit Speeren, Pfeilen oder Schleudergeschossen.

• Sie kämpfen, wo es richtig heiß hergeht. (Die Auxiliare sind zwar um einiges leichter bewaffnet als die Legionäre, aber wahrscheinlich besser bewaffnet, trainiert und ausgestattet als die feindliche Hauptmacht, also schickt man sie eventuell auch frontal gegen diese.)

Vespasian verließ Ptolemais und ließ […] die leichtbewaffneten Auxiliare mit den Bogenschützen zuerst marschieren, damit sie Überraschungsangriffe des Feindes verhinderten und jedes Waldstück durchsuchten, das einen Hinterhalt verbergen konnte.

JOSEPHUS, Der Jüdische Krieg 3.115 (3,6,2)

Und wenn die Legion dann wieder im Lager ist, sind es natürlich die Auxilia, die die örtlichen Garnisonen stellen, flächendeckend Patrouillen unternehmen und sich an das tagtägliche Geschäft machen, die Pax Romana aufrechtzuerhalten.

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