Meno-Balance. Mit gutem Gefühl durch die Wechseljahre

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Teil I



Das Hormonsystem und die Wechseljahre





Was sind eigentlich Hormone?



Die Geschichte der Hormone ist noch ganz jung: Das erste Hormon (Adrenalin) wurde 1901 entdeckt. Aus dem Altgriechischen übersetzt bedeutet das Wort Hormon so viel wie »antreiben«. Und in der Tat, das beschreibt bereits die Aufgabe der Hormone ganz bezeichnend: Hormone sind chemische Botenstoffe, die eine Information überbringen, die in Folge einen biochemischen Prozess auslöst. Mit anderen Worten: Hormone sind die Dirigenten des Lebens, weil sie alle Lebens- und Stoffwechselprozesse steuern.



Hormone werden von verschiedenen Körperdrüsen gebildet und dann ins Blut abgegeben. Im Gegensatz zu Nervenimpulsen, die innerhalb von Sekunden Informationen übermitteln, benötigen Hormone Minuten und Stunden, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Sie docken zunächst auf der Zellwand von Hormonrezeptoren an, gelangen dann ins Zellinnere und überbringen dort ihre Information.



Hormon und Rezeptor – das ist wie das »Schlüssel-Schloss-Prinzip«: Nur das passende Hormon kann auf dem richtigen Rezeptor andocken und eine Folgewirkung »antreiben« beziehungsweise auslösen. Dabei reicht häufig schon ein Billionstel Gramm pro Liter Blut aus, um einen Einfluss auf den Organismus zu bewirken.



In unserem Körper befinden sich Tausende von Rezeptoren, an denen hormonelle Botenstoffe andocken und dort tief greifende Stoffwechselprozesse in Gang bringen, steuern und regulieren. Und das im 24-Stunden-Dauereinsatz. Für unser gesamtes Leben, Wachstumsprozesse und fürs Überleben sind sie maßgeblich: Man spricht daher zu Recht von der »Macht der Hormone«.



Die Wissenschaft kennt heute über 150 verschiedene Hormone, doch man vermutet, dass es noch viele weitere unentdeckte oder hormonähnliche Vorstufen gibt, möglicherweise bis zu weitere 1000. Es gibt zwei Hauptgruppen von Hormonen, die Peptidhormone, die aus Eiweißbausteinen bestehen (Neurohormone, die in Nervenzellen gebildet werden), und die Steroidhormone (Geschlechtshormone), die aus Cholesterin bestehen, und um diese geht es vorrangig in diesem Buch. Diese Funktionen steuern die Hormone:



○ Wachstumsvorgänge im Körper



○ Fortpflanzung, Sexualfunktionen



○ Stoffwechsel und Muskeltätigkeit



○ Zuckergehalt im Blut



○ Menstruationszyklus und Schwangerschaft



○ Flüssigkeits- und Mineralienhaushalt



○ Beschaffenheit von Haut, Haaren, Nägeln



○ Angst und Stress



○ Empfindungen und Gefühle



○ Geistige Aktivität



Weil das Hormonsystem so eng mit dem Immun- und dem Nervensystem vernetzt ist, kommt ihm auch eine enorm wichtige Bedeutung in der Gesunderhaltung zu. Kennt man all seine vielfältigen Aufgaben, dann ist verständlich, warum es bei einer hormonellen Dysbalance zu Störungen auf körperlicher, geistiger und emotionaler Ebene kommen kann – nicht nur in den Wechseljahren …



Das endokrine System



Hormone werden in den Hormondrüsen, den sogenannten »endokrinen Drüsen«, produziert. Endokrine Drüsen – so nennt man alle Drüsen, die chemische Signalstoffe – die Hormone – produzieren und diese in die Blutbahn (»endokrin« für griechisch: »nach innen«) abgeben. Das endokrine System, ein Synonym für »Hormonsystem«, beschreibt ein Organsystem, das aus verschiedenen hormonproduzierenden Drüsen besteht, die funktional miteinander vernetzt sind. Dazu zählen Hypothalamus, Hypophyse, die Zirbeldrüse, Eierstöcke, Nebennieren, Thymusdrüse, Schilddrüse und die Bauchspeicheldrüse, Eierstöcke und beim Mann die Hoden. Das endokrine System hat die komplexe Aufgabe, die Koordination zwischen Organen und Botenstoffen zu steuern. Auch in Geweben finden wir hormonproduzierende Drüsen, beispielsweise im Magen- und Darmtrakt, in Herz und Nieren und auch in Fettgeweben oder der Haut (z. B. Vitamin D

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).










Wenn die Hormone verrücktspielen …



Das Hormonsystem ist ein äußerst sensibles Netzwerk. Ein Schwinden oder Schwanken einzelner Hormone kann schnell die Gesamtharmonie stören. Diese Dysbalance äußert sich dann an psychischen oder körperlichen Symptomen und Befindlichkeiten. Und die begleiten uns Frauen ja bereits ein Leben lang, und die meisten können ein Lied davon singen: Pickel und Stimmungstiefs in der Pubertät, Brustspannen, Herzrasen, Bauchweh und Kopfweh an den leidigen Tage vor den Tagen (prämenstruelles Syndrom), Myome, Endometriose, zu schwache, zu starke oder unregelmäßige Blutungen – und jetzt kommen schließlich noch die Wechseljahre daher mit ihren verschiedensten Symptomen …



Wann geht es eigentlich los?



Im Durchschnitt sind die Wechseljahre für die meisten Frauen ab einem Alter von ungefähr 45 Jahren wahrnehmbar (Prämenopause). Sind unsere rund 400 000 von Geburt an angelegten Follikel (Eizellen) aufgebraucht, schaltet der Organismus auf Drosselung der Hormonproduktion um, da sich die fruchtbare Phase im Leben einer Frau dem Ende zuneigt. Frauen, die früher sehr am prämenstruellen Syndrom litten, spüren die klimakterisch bedingte Hormonumstellung häufig besonders intensiv. Nach der SWAN-Studie aus dem Jahr 2019

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 können Wechseljahresbeschwerden wie etwa Hitzewallungen im Durchschnitt bis zu 7,4 Jahre anhalten, viel länger, als man bisher vermutet hatte. Heutzutage setzen die Wechseljahre häufig auch in den Dreißigern ein (→ auch Seite

65

).



Die Prämenopause – die Zeit vor der Menopause



Nach und nach stellen die Eierstöcke ihre Produktion ein, die Zeit der Fruchtbarkeit geht langsam vorüber. Ist das Keimgewebe in den Eierstöcken aufgebraucht, gilt dieser Moment als Startschuss für die Wechseljahre, man spricht von der Prämenopause oder auch Perimenopause.



Zuerst lässt die Produktion von Progesteron in den Eierstöcken nach, ein Hormon, das in der fruchtbaren Phase dafür zuständig ist, die Gebärmutter auf eine mögliche Schwangerschaft vorzubereiten. Als Botenstoff ist es aber auch für die Gehirnfunktion unerlässlich, wirkt angstlösend und fördert den gesunden Schlaf. Dann lässt auch die Produktion von Östrogen nach, und schließlich bleibt die Regelblutung ganz aus. Östrogen, das in den Eierstöcken gebildet wird, steuert als Botenstoff nicht nur die Funktion der Geschlechtsorgane, sondern ist bei vielen Stoffwechselvorgängen im Körper wichtig: Östrogen ist beteiligt am richtigen Funktionieren von Darm, Schleimhäuten, Bindegewebe, Knochen, Leber, Gehirn und Blutgefäßen. Zudem wirkt es sich günstig auf das seelische Wohlbefinden aus.



Der Beginn der Wechseljahre ist zunächst ein schleichender Prozess, die meisten Frauen spüren ihn nicht. Erst im Laufe der Zeit kann die Perimenopause auch mit starken Hormonschwankungen einhergehen. Ein Eisprung findet oft nur noch jeden zweiten Monat statt.



Erkennbar sind die sich anbahnenden Wechseljahre von den meisten Frauen an den veränderten Monatsblutungen: Der Zyklus wird unregelmäßiger, die Abstände der Monatsblutungen können kürzer oder länger sein. Oft treten sehr starke Blutungen auf, manchmal bleibt eine Blutung bereits aus. Nur etwa 10 Prozent aller Frauen durchlaufen diese wechselhafte Phase nicht, bei ihnen kommt es abrupt zum Ausbleiben der Monatsblutung.



Im Mittel beginnt die Prämenopause mit 45 Jahren. Bereits in dieser Übergangszeit kann es zu unspezifischen »Befindlichkeitsstörungen« kommen wie Reizbarkeit und Müdigkeit, Herzrasen, Scheidentrockenheit, Schlaflosigkeit oder Stimmungsschwankungen. Auch können jetzt erste Hitzewallungen auftreten. In diesem Zeitfenster bilden sich auch häufiger als in einem anderen Alter Myome in der Gebärmutter oder Zysten an den Eierstöcken. In der Laboranalyse kann die Perimenopause deutlich erkannt werden: Die Progesteron- und Östrogenwerte sind gesunken, die FSH-Werte (follikelstimulierendes Hormon) sind erhöht. Im Durchschnitt dauert diese Phase ein bis zwei Jahre – bis zum Zeitpunkt der letzten Monatsblutung, der Menopause.



Auch wenn Blutungen unregelmäßig auftreten, ist es in dieser Zeit immer noch möglich, schwanger zu werden. Deshalb sollten Sie eine geeignete Verhütungsmethode anwenden, wenn Sie kein Kind mehr bekommen wollen.



Was hilft bei zu starken Blutungen?



Viele Frauen erleben in der Perimenopause Blutungen, die länger als zwei Wochen anhalten (Dauerblutungen) oder sturzbachartige, sehr heftige Blutungen mit hohem Blutverlust. Die Ursachen sind zwar in den meisten Fällen harmlos und hängen mit den Hormonveränderungen zusammen, für das Gesamtbefinden sind sie jedoch äußerst belastend. Ein starker Blutverlust kann auch einen Eisenmangel bedingen, der Müdigkeit, Schwindel oder Erschöpfung verursacht. Eisenreiche Nahrungsmittel, wie Weizenkleie, Kürbiskerne, Hirseflocken oder Kichererbsen, sind in dieser Zeit ideal. Vermutlich löst der plötzlich gesunkene Progesteronspiegel die starken Beschwerden aus. Daher können Heilpflanzen mit einer progesteronartigen Ausrichtung hier wertvolle Helfer sein: Mönchspfeffer, Hirtentäschelkraut, Macawurzel, Schafgarbe, Frauenmantel und Yamswurzel. Auch die Homöopathie hat wirksame Arzneien zur Regulierung der Monatsblutung. Bei zu starker und zu langer Periode haben sich Calcium carbonicum Hahnemanni, Kalium carbonicum und Calcium phosphoricum bewährt. Auch eine Substitution mit Eisentabletten und Vitamin E kann sinnvoll sein. Bei sehr schwerwiegenden Beschwerden oder wenn Schmerzen hinzukommen, sollten Sie in jedem Fall Ihren Frauenarzt um Rat fragen.



Die Menopause – die Zeit nach der letzten Monatsblutung



Menopause bedeutet das Ausbleiben der Regelblutung. Nach der letzten Regelblutung, durchschnittlich zwischen dem 49. und dem 55. Lebensjahr, spricht man von der Menopause. Das mittlere Alter liegt bei 51 Jahren. Das Reservoir an Eizellen ist aufgebraucht, daher hören die Monatsblutungen auf, und die fruchtbare Phase im Leben einer Frau ist beendet. Den Zeitpunkt der Menopause kann man tatsächlich erst im Nachhinein bestimmen, nämlich wenn es innerhalb eines Jahres zu keiner Blutung mehr gekommen ist. Die Wissenschaft geht davon aus, dass der Zeitpunkt der Menopause erblich bedingt ist. Es gibt aber viele Gründe, warum es heutzutage auch zu einer frühzeitigeren Menopause kommen kann. Das ist häufiger bei starken Raucherinnen der Fall oder bei Frauen mit Über- oder Untergewicht. Aber auch weitere äußere Faktoren wie Umweltgifte können dazu beitragen, dass die fruchtbare Phase im Leben einer Frau früher endet, als das im Durchschnitt der Fall ist (→ »Frühe Wechseljahre«, Seite

65

 f.).

 



Für manche Frauen bedeutet das Ende der Fruchtbarkeit einen tiefen Lebenseinschnitt. Denn oft setzen sie die Menopause mit dem Ende der Attraktivität und weiblicher Anziehungskraft gleich. Doch auch nach der Menopause werden natürlich weiterhin Sexualhormone produziert, nur nicht in so hohen Mengen, wie sie für Fruchtbarkeit, den Schwangerschaftseintritt und -erhalt benötigt würden. Viele Frauen begrüßen es aber auch sehr, wenn die Monatsblutungen ausbleiben. Für sie bietet dieser Zeitpunkt eine ganz neue Freiheit. Keine lästigen Monatsblutungen mehr im Urlaub … Welche Frau schätzt das nicht?



Einblicke



»Ganz ehrlich. Ich bin froh, dass es vorbei ist. Gerade wenn ich jetzt an ein Erlebnis in der Prämenopause zurückdenke … Ich war damals ca. 50 Jahre alt und mit meinem damaligen Lebenspartner zum Wandern in Monterosso (!), Cinqueterre. Wandern im August bei 38 Grad ist natürlich an sich schon ein Vorhaben, das zum Scheitern verurteilt ist. Hinzu kam dann noch, dass ich (wie in fast jedem Urlaub) meine Tage bekommen hatte. Und natürlich heftigst. Ich stand in dieser Phase immer wirklich wie kurz vor dem Verbluten und brauchte mindestens stündlich neue Tampons oder Binden. Und die zu tauschen, d. h. quasi an jeder Ecke öffentliche Toiletten zu finden, das war in Italien nicht so einfach! Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich in der Mittagshitze wie ein Häuflein Elend mit Starkblutungen am Hauptplatz in Monterosso auf einer Parkbank saß, dazu gesellten sich neben der Hitze noch Kopfschmerzen und Kreislaufschwäche … Ich bin wirklich froh, dass das Geschichte ist!«



Die Postmenopause – ein Jahr danach



Ein Jahr nach der Menopause beginnt die Postmenopause. Der Organismus benötigt im Durchschnitt zwei bis fünf Jahre, bis er sich an die neue hormonelle Situation gewöhnt hat. Dann lassen die Beschwerden bei den meisten Frauen trotz niedrigerem Hormonstatus nach. Aber natürlich bestätigen wie immer Ausnahmen die Regel: Es gibt einige wenige Frauen, die auch noch in den 70igern oder 80igern unter Hitzewallungen und Co. leiden.



Die Postmenopause bedeutet für viele Frauen auch eine ganz neue sexuelle Freiheit, denn die fruchtbare Phase ist nun endgültig vorüber, und man muss sich keine Gedanken mehr über Verhütung machen. Rund fünf Jahre nach der Menopause gelten die Wechseljahre als beendet. Die Phase der Postmenopause wird jedoch in einem Fünf- bis Zehn-Jahres-Zeitraum definiert, der durchschnittlich bis zum 65. Lebensjahr reicht.



Das »Postmenopausen-Syndrom«?



In der Zeit nach dem Wechsel, der Postmenopause, kann es auch zu Beschwerden kommen, die durch einen jahrelangen Hormonmangel verursacht worden sein können. So ist beispielsweise die Einlagerung von Kalzium in die Knochen von der Anwesenheit ausreichenden Östrogens abhängig. Ein Östrogenmangel kann sich erst nach rund zehn Jahren in Knochenschwund, der Osteoporose, zeigen, mit der sich das Risiko von Knochenbrüchen erhöht. Neben der Abnahme der Hautdicke können Körpergewebe unter Östrogenmangel nicht nur austrocknen, sondern auch schrumpfen. Beispielsweise auch die Bandscheiben. Aber auch die Kieferknochen können porös werden und weniger werden, das Setzen von Implantaten ist dann schwierig, oder Brücken machen plötzlich Probleme, weil sich der Kiefer verformt hat. Ebenso wird diskutiert, dass verschiedene Erkrankungen, die vorwiegend in fortgeschrittenem Alter vorkommen, in direktem Zusammenhang mit einem Östrogenmangel stehen – wie etwa Depression, Autoimmunerkrankungen oder Alzheimer.



Das Ende der Wechseljahresbeschwerden



Natürlich empfinden Frauen es wie eine Erlösung, wenn der Körper endlich damit aufhört, mit Hitzewallungen und Co. zu signalisieren, dass ein Hormonmangel besteht. Doch wenn die Symptome nachlassen (nach einem oder vielleicht erst nach sieben Jahren), muss das nicht bedeuten, dass der Organismus jetzt über ausreichende Hormonmengen verfügt oder mit wenig Hormonen gut auskommt.



Es ist möglich, dass sich unser Körper dem Hormonmangel angepasst und nur seine Antennen dafür eingefahren hat: Ein Geliebter schreibt seiner Liebsten vielleicht auch hundert Liebesbriefe. Wenn er dann keine Antwort erhält, gibt er es irgendwann einmal auf. Daher kann nach Beendigung von typischen Wechseljahressymptomen dennoch ein Hormonmangel bestehen. Eine regelmäßige Kontrolle der Hormonspiegel kann daher auch in der Postmenopause – selbst wenn man symptomfrei ist – sinnvoll sein: im Sinne einer präventiven Medizin und für eine freudvolle und entspannte zweite Lebenshälfte.





Masterdrüse Hypothalamus








Die hormonelle Kommandozentrale sitzt in einem kleinen Areal im Zwischenhirn, dem Hypothalamus. Im Zusammenwirken mit der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) steuert er andere endokrine Drüsen und auch das vegetative Nervensystem. Nur winzige Mengen an Hormonen werden über Nervenfasern und Blutbahnen an die Hypophyse weitergeleitet. Doch diese Menge ist ausreichend, dass die Hirnanhangsdrüse ein Tausendfaches an Hormonen produziert und ausschüttet. Dies bewirkt wiederum eine tausendfache Ausschüttung an Hormonen an Enddrüsen, z. B. in den Eierstöcken, die Östrogen produzieren. Der Hypothalamus hat lebenswichtige Funktion wie die Regulation des Herzschlags und des Blutdrucks, der Körpertemperatur (Hitzewallungen!) oder der Nierenfunktionen. Aber auch Hunger und Durst, Schlaf- und Wachrhythmus sowie die Libido (Geschlechtstrieb) werden von ihm gesteuert.



Übrigens: Das Neuropeptid Oxytocin wird vom Hypothalamus produziert. Es steuert wichtige Funktionen bei der Fortpflanzung, bekannter ist es aber als »Kuschelhormon«, das in besonders hohen Mengen nach einem Orgasmus ausgeschüttet wird, aber beispielsweise auch beim Anschauen von Katzenvideos – oder wenn wir uns einfach besonders wohlfühlen.



Die oberste Schaltzentrale



Der Hypothalamus wird auch oft als Masterdrüse bezeichnet. Denn als oberste Schaltzentrale im Gehirn erhält er ständig aus fast allen Bereichen des Zentralnervensystems (ZNS) Informationen. Der Hypothalamus steuert so alle vegetativen und hormonellen Vorgänge im Körper, prüft zugleich die biologische Wirkung und reguliert sie durch ein Feedbacksystem – bei Bedarf jederzeit. Durch Regelkreise und Rückkoppelung reagiert er also 24 Stunden auf die Hormonspiegel im Blut und reguliert, welche Hormone in welchen Mengen gebildet werden müssen. Seine Aufgabe besteht darin, alle Systeme in der Balance zu halten. Die meisten Hormone werden in bestimmten Rhythmen produziert und ausgeschüttet. Manche unterliegen auch einem Tag-Nacht-Rhythmus.



Wie ein Wasserfall – die Hormonkaskade



Man kann sich das Hormonsystem wie einen Wasserfall vorstellen, der ganz oben aus einer Quelle entspringt und schließlich große Kraft entfaltet. Daher spricht man tatsächlich auch von der »Hormonkaskade«.



Die gute Nachrichtet lautet: An der Schnittstelle zwischen Innenwelt und Außenleben können wir aktiv etwas tun, denn wir haben tatsächlich viel selbst in der Hand. Der Hypothalamus arbeitet wie ein sehr sensibler Hormonfühler. Er reagiert aber nicht nur auf das, was in unserem Körper geschieht, sondern auch auf das, was außerhalb passiert – und gerade deshalb können wir über diesen Hormonfühler selbst positiven Einfluss auf unsere Meno-Balance nehmen. Beispielsweise über die Ernährungsweise, über Entspannung oder positive Lebensveränderungen.



Über diese und weitere »Hormonfreunde« werden Sie noch mehr im Laufe dieses Buches erfahren, aber natürlich auch über die »Hormonfeinde«, die die Meno-Balance unseres Hormonsystems gefährden und aus der Bahn werfen könnten.



Es ist wirklich effektiv, ganz oben an der Hormonkaskade mit der geistigen Ausrichtung auf Gesundheit und Vorsorge zu beginnen. Und je mehr wir über Hormone und ihre Feinde und Freunde wissen, desto mehr nehmen wir positiv Einfluss, meiden, was unser Hormonsystem triggert und nähren unseren Organismus mit dem, was auch den Hormonen guttut. Denn: Hormone gut, alles gut! Wir können immer auf die Intelligenz unseres Körpers vertrauen, denn er hat die große Kraft der Selbstregulation.



Selbstregulation



Unser Organismus besitzt nicht nur die Fähigkeit, das Zellsystem zu erneuern, sondern auch die, alle Organe zu regenerieren. Homöostase nennt man in der Medizin das System der Selbstregulation, das versucht, die innere Balance stets aufrechtzuerhalten, selbst wenn dem Körper die letzten Reserven abverlangt werden. Setzt man sich jedoch immer wieder extremen Anforderungen aus, wird diese natürliche Wiederherstellung des Gleichgewichtes, die über das autonome Nervensystem reguliert wird, gestört, wenn die Zeiten von Ruhe und Entspannung zu kurz sind. Hält dieser Zustand zu lange an, greift dies das Immunsystem an, und Müdigkeitserscheinungen und stressverursachte Beschwerden können auftreten wie Verspannungen, nervöse Störungen, Depression uvm.





Hormone und ihre Aufgaben



Den meisten Menschen ist nicht bewusst, wie entscheidend Hormone die Biochemie unseres Körpers beeinflussen. Sie sind tatsächlich die Dirigenten unseres Lebens.



Der Hormonbaum



Die Sexualhormone (Steroidhormone) sind die Hauptakteure dieses Buches. Steroidhormone bestehen aus dem Grundbaustoff Cholesterin. Das ist ein kristalliner, fettreicher Naturstoff, der in der Leber produziert wird. Er befindet sich auch in Gehirn, Nerven und Blut. In der Zellmembran übernimmt Cholesterin die Aufgabe, Signalstoffe in die Zelle hinein- und wieder hinauszuschleusen. In der unten stehenden Abbildung des sogenannten »Hormonbaumes« wird der Syntheseweg der Steroidhormone aufgezeigt.



Bereits auf den ersten Blick erkennt man vieles, ohne dass man Biochemiker sein müsste! Die Sexualhormone bilden ein baumartig verflochtenes sensibles Gefüge, das man sich auch wie ein Mobile vorstellen kann: Stupst man eines der Hormone an, ist diese Bewegung auch bei allen anderen spürbar. Nimmt man ein Teil allerdings einfach weg, gerät das Mobile sofort in Schräglage, die sensible Meno-Balance ist gestört.



Aus dieser Abbildung (→ Seite

34

) lässt sich leicht ableiten, dass aus dem Grundbaustein Cholesterin alle weiteren Sexualhormone hergestellt werden. Im ersten Schritt entsteht Pregnenolon, aus dem wiederum alle weiteren Geschlechtshormone hervorgehen wie z. B. Progesteron, DHEA, Testosteron, Östradiol und mehr.










Die Pfeile bedeuten, dass aber auch ein Hormon aus einem anderen hergestellt werden kann. Beispiel: Östrogen kann auch aus Progesteron hergestellt werden. Oder aus Progesteron wird Cortisol gemacht. Viel Cortisol muss produziert werden, wenn wir in Stresszuständen leben. Das bedeutet, dass es im sensiblen Hormongefüge auch mannigfaltige Wechselwirkungen gibt. Haben wir beispielsweise Stress, dann wird viel Progesteron aufgebraucht für das Synthetisieren von Cortisol: Der Progesteronspiegel kann also stressbedingt in der Zeit des Wechsels zusätzlich sinken. Mehr zum Thema, wie Stress die Meno-Balance gefährdet, erfahren Sie im Kapitel über die »Hormonfeinde« auf Seite

58

 ff.



Androgene



So bezeichnet man die Gruppe männlicher Geschlechtshormone, zu denen beispielsweise auch Testosteron gehört. Androgene sind für Entwicklung und Ausprägung der männlichen Geschlechtsmerkmale verantwortlich und werden bei Männern überwiegend in den Hoden gebildet. Doch auch Frauen haben einen Anteil dieser Androgene, wenn auch in viel geringeren Mengen. Sie werden in Eierstöcken, Nebennieren und Fettgewebe gebildet. Mit den Wechseljahren sinkt auch der Androgenspiegel im Vergleich zu einer 30-jährigen Frau um fast die Hälfte.

 



Cortisol



Es ist auch als »Stresshormon« bekannt. Es wird in der Nebennierenrinde produziert, stärkt das Immunsystem, wirkt überschießenden Reaktionen entgegen, senkt die Entzündungs- und Allergieneigung und federt Stress ab. Zudem spielt es eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Blutzuckers, des Herzschlags und im Knochenstoffwechsel. Bei Stresszuständen produziert der Organismus vermehrt Cortisol, um die Belastungen abzufedern. Chronische Stresszustände können allerdings zu einem ständig erhöhten Cortisolspiegel führen, der negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Erschöpft sich die Cortisolproduktion in der Nebennierenrinde, kann sich dies als völliger Erschöpfungszustand, als Burn-out, zeigen.



DHEA



DHEA (Dehydroepiandrosteron) wird in den Nebennierenrinden hergestellt und ist das am häufigsten vorkommende Geschlechtshormon im menschlichen Körper. Aus der Hormonvorstufe DHEA kann der Organismus sowohl männliche Sexualhormone (Androgene) herstellen sowie auch weibliche Sexualhormone (Östrogene) – siehe auch den »Hormonbaum« auf Seite

34

.



DHEA ist wichtig für den Antrieb, emotionale Ausgeglichenheit, Haarwuchs und erholsamen Schlaf. DHEA weist von allen Geschlechtshormonen die höchsten Hormonkonzentrationen im Körper auf, aber auch den stärksten Abfall mit zunehmendem Alter. Mit rund 25 Jahren haben wir den höchsten Spiegel an DHEA im Organismus. Häufig wird DHEA auch als Anti-Aging-Hormon bezeichnet, weil es einen positiven Effekt bei altersbedingten Vitalitätsstörungen aufweist, die Immunabwehrkräfte stärkt und den Hauttonus verbessern kann. Ein Mangel kann insbesondere in der zweiten Lebenshälfte Ursache für Leistungsabfall, Müdigkeit, Antriebsschwäche und Haarverlust sein. DHEA gilt als Partnerhormon des Cortisols, das ungünstige Wirkungen bei Cortisolüberschuss hemmt. Doch Achtung: Wie landläufig angenommen, handelt es sich hier nicht um einen Mikronährstoff oder ein Nahrungsergänzungsmittel. DHEA ist ein Prohormon und in Deutschland ein rezeptpflichtiges Arzneimittel. Die Einnahme von DHEA kann den Testosteron-, aber auch den Östrogenspiegel anheben und stellt somit ein Risiko in Bezug auf hormonempfindliche Krebsarten dar. Eine Einnahme sollte daher nur nach einer eingehenden Hormonberatung und der Messung relevanter Hormonspiegel erfolgen. Zudem bestehen zahlreiche Wechselwirkungen zu anderen Medikamenten, über die Ihr Behandler Sie informieren sollte.



FSH



Das follikelstimulierende Hormon FSH wird von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) ausgeschüttet, um die Östrogenproduktion in den Eierstöcken anzuregen. Zudem wird es zur Reifung der Eizellen benötigt. Sind die Eizellen langsam erschöpft, steigt der FSH-Spiegel an. Die FSH-Werte können daher Auskunft darüber geben, in welchem Stadium der Wechseljahre man sich befindet.



LH



Das luteinisierende Hormon wird in besonders hohen Mengen in der Zyklusmitte von der Hypophyse ausgeschüttet und ist wichtig für den Eisprung. Es wandelt die reife Eizelle in den Gelbkörper um, der dann Progesteron produziert.



Melatonin



Melatonin, das Schlafhormon, wird in der Zirbeldrüse – einer winzigen Region im Gehirn – aus Serotonin bei Einbruch der Dunkelheit hergestellt. Die Information, ob es hell oder dunkel ist, wird vom Auge geliefert. Die Zirbeldrüse beginnt mit der Herstellung von Melatonin in den Abendstunden und erreicht ihre größte Produktion in der Zeit zwischen zwei und vier Uhr nachts. Auf dem Blutweg gelangt dieses Hormon in jede Körperzelle: Wir sind müde und schlafen gut. Wer allerdings die Nacht zum Tag macht, stört diesen natürlichen Rhythmus auf empfindliche Weise. Studien zeigen, dass Melatonin nicht nur den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert, sondern auch eine Rolle im Kampf gegen freie Radikale spielt.



Mit zunehmenden Jahren nimmt die körpereigene Melatonin-produktion ab, worunter die Schlafqualität erheblich leiden kann. Als Folge davon auch das Gedächtnis, wie Forscher festgestellt haben. Unter anderem können Bananen, Avocado, Erdnüsse und Mandeln, Cranberrys, Pilze, Lapacho- und Johanneskrauttee hier Erste Hilfe leisten und die Melatonin-Produktion wieder ankurbeln. Wichtig ist, den Tag- und Wachrhythmus möglichst nicht zu verschieben, bei Schichtarbeiterinnen kommt es häufiger zu einem Mangel an Melatonin. Im Winter muss man auf ausreichend Tageslicht ac

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