LASST BLUMEN MORDEN

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Den Tüten nach zu urteilen hätten wir auf jeden Fall die Nachbarn auch noch einladen können.

Als ich anfing auf dem Esstisch alles auszupacken, war die Übelkeit von meiner Frau auch gleich wieder verflogen und sie holte sich gleich einen Teller. Das Gericht, das ihr Salvatore gekocht hatte ließ aber einem wirklich das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Er hatte für sie Spaghetti mit Muscheln in einer Knoblauchsoße gemacht, die einfach himmlisch war. So aßen wir zusammen, und Gaby sagte, dass sie mich heute bereits im Regionalfernsehen gesehen hat.

Na ja, bei Mord ist das Fernsehen mittlerweile immer vor Ort.

Bei der morgigen Pressekonferenz wird bestimmt auch der eine oder andere überregionale Fernsehsender mit dabei sein. Hat mich eigentlich gewundert, dass heute Mittag noch keiner von denen da war. Allerdings können die auch nie so schnell vor Ort sein, wie eben ein Lokalsender. Dementsprechend ist deren Berichterstattung dann meist auch von einer anderen Qualität.

Nach dem mehr als üppigen Essen waren wir nicht nur satt, sondern Gaby hatte nicht mehr die Spur von Übelkeit. Salvatore war eben ein begnadeter Koch.

Wie versprochen, ging ich mit Spenser noch eine Runde am Marienberg spazieren. Obwohl es dunkel und wirklich eiskalt war, machte ein Spaziergang mit unserem Hund wirklich Spaß.

Aber nach einer Stunde hatte ich dann auch genug und wir gingen wieder nach Hause. Noch eine Stunde später war es schon wieder Schlafenszeit für Rene. Also ab ins Badezimmer und ab ins Bett. Nach einer kleinen Gutenachtgeschichte schlief er mit einem Lächeln ein, und ich ging leise aus dem Kinderzimmer.

Gaby war im Wohnzimmer und sah gerade die Nachrichten im Fernsehen, mit meiner Portion Tiramisu in der Hand. Soviel zu,

„Ich kriege gar nichts runter „.

Aber ich konnte ihr ja sowieso nicht böse sein. Ich hoffte nur, dass sie mir noch ein kleines Stück vom Nachtisch übriglassen würde.

Natürlich wurde ich jetzt wieder ausgequetscht und musste meiner Frau alles haarklein erzählen, was eben in den Nachrichten noch nicht erwähnt wurde.

Als ich mit meinem Bericht fertig war, fragte sie mich nur, ob ich es nicht doch bereute nicht zur Mordkommission gewechselt zu haben.

Was ich aber vehement verneinte.

So gut es jedenfalls ging.

Nein, ich hatte mich entschieden, und das war gut so.

Jedenfalls war ich, im Moment, mit meiner Situation ganz zufrieden. Mehr oder weniger.

Am nächsten Tag war ich zeitig auf den Beinen und der erste im Büro, zumindest in der Presseabteilung. Andreas war ebenfalls schon da, sein Wagen stand auf seinem Parkplatz.

Ich rief ihn kurz an und lud ihn zum Frühstück in unsere Kantine ein, um unser weiteres Vorgehen, bzw. welche Informationen wollten oder mussten wir der Presse mitteilen, zu besprechen. Da Frau Schlagmann, und auch sonst noch keiner von seinem Team schon so früh zum Dienst erschien, waren wir ungestört.

Bei Kaffee und Eier mit Speck berichtete mir Andreas was er gestern noch so herausgefunden hatte.

„Nachdem wir gestern noch bei der Arbeitsstätte von Frau Lorentzer waren, ergibt sich momentan folgendes Bild. Das Opfer war im wahrsten Sinne des Wortes eine alte Jungfer. Wie Frau Schlagmann schon recherchierte hatte sie keine Freunde, keine Verwandten und keine sonstigen Bekanntschaften. Das gleiche sagten auch schon die Nachbarn. Sie ging jedem aus dem Weg und lebte allein mit ihren beiden Katzen. Alle unsere Befragten sagten, dass sie alles andere als ein Menschenfreund war. In ihrer Firma war sie ebenfalls nicht gerade sehr beliebt. Sie arbeitete als Lektorin bei einem Verlag und bearbeitete die eingehenden Manuskripte. Wirklich keiner wollte was mit ihr zu tun haben, weder die Kollegen noch irgendwelche Nachbarn oder sonst wer.

Darum hat es auch eine Kollegin am Empfang des Verlages regelrecht verwundert, dass gestern ein Bote einen riesigen Blumenstrauß für Frau Lorentzer hatte abgeben wollen. Da sie aber gestern nicht im Verlag war, gab die Kollegin dem Boten die Adresse von Frau Lorentzer. Tja, wie es aussieht war das unser Mörder.

Leider konnte die Kollegin am Empfang den Boten nicht wirklich gut beschreiben, außer dem Blumenstrauß und einer Baseballmütze sah sie von dem Kerl nicht viel. Ich habe sie trotzdem mal zu unserem Zeichner gebracht, hat aber nicht wirklich viel gebracht. Ungefähr 1,70 groß, schlanke Figur, mittleres Alter, Schnauzbart wie Tom Selleck.

Ist nicht viel, aber wir stehen ja erst am Anfang.

Allen Anschein hat jemand diesen Mord sehr wohl durchdacht und geplant. Jedenfalls hätte der Mörder ja seine Tat auch im Verlag durchgeführt, wenn sein Opfer da gewesen wäre. Das bedeutet entweder, dass es ihm vollkommen egal war, ob man ihn schnappt und er wollte nur den Tod von Frau Lorentzer, oder er ist sich sicher, dass wir ihn nicht kriegen werden.

Jedenfalls ist es mehr als ungewöhnlich, jemanden an seinem Arbeitsplatz töten zu wollen.

Dort ist das Risiko wesentlich größer auf mögliche Gegenwehr von Mitarbeitern zu stoßen.

Wie gesagt, entweder war es ihm vollkommen egal, wie das für ihn ausgegangen wäre, oder er hat es einkalkuliert und hätte noch mehr Opfer in Kauf genommen.

So oder so, dieser jemand muss einen sehr großen Hass auf die Frau gehabt haben. Stellt sich nur die Frage, wen sie sich so sehr zum Feind gemacht hat.

Nach meinem ersten Eindruck gestern beim Verlag, hat ihr keiner auch nur eine Träne nachgeweint. Es war mehr so ein allgemeines Aufatmen, und ich hatte den Eindruck, als gäbe es keinen, der traurig über ihr Ableben war. Zu der späteren Pressekonferenz möchte ich dich bitten über den Blumenstrauß noch nichts zu sagen. Das möchte ich noch für uns behalten.

Ansonsten kannst Du soweit alles mitteilen, ist ja eh nicht viel.“

„Kein Problem, Du bist der Boss. Sollen wir erst mal sagen, dass wir „In alle Richtungen ermitteln “? Hört sich ja immer gut an. Ich meine, wir müssen ja noch keine konkrete Ermittlungsrichtung mitteilen.“

fragte ich meinen Freund und Kollegen.

„Genauso machen wir´s. Ich sehe schon, Du bist nicht umsonst jetzt zum stellvertretenden Chef der Pressestelle befördert worden. Übrigens, was macht eigentlich Dominik?

Ich habe ihm ja versprochen, dass ich immer wieder zum Training komme, aber was soll ich sagen, der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ meinte Andreas.

„Matthäus Evangelium, Kapitel 26 Vers 41. Aber Bibelsprüche werden Dich vor Dominik auch nicht retten. Komm doch am Samstagabend zum Essen zu uns. Dominik wird auch da sein, und da kannst Du Dir auch gleich Deinen Arschtritt von ihm abholen. Aber Du kennst ihn, er meint es nur gut mit Dir.“

gab ich zur Antwort.

„War ja wieder mal klar, dass Du sogar die Versnummer aus der Bibel kennst, Klugscheißer. Jedenfalls vielen Dank für die Einladung, gute Idee. Aber wird das für Gaby nicht zu viel, wenn Du das Haus voller Gäste hast?“ fragte Andreas

„Habe ich ja nicht, sind ja alles Freunde. Und Gaby wird sich bestimmt auf Deine Frau und die Kinder freuen. Und natürlich auch auf Dich.“ schob ich noch hinterher.

„O.K. gerne. Ich gebe Marion gleich Bescheid, die wird sich auch ein Loch in den Bauch freuen, Moritz und Lukas lieben Spenser und Sarah ist sowieso vernarrt in Rene. Sind ja auch beide fast gleich alt. Aber bis zum Wochenende haben wir ja noch drei Tage Arbeit vor uns. Ich hoffe nur, unser Mörder macht uns da keinen Strich durch die Rechnung.“ bekam ich zur Antwort.

„So wie ich Dich kenne hast Du doch schon längst eine Spur und es ist nur eine Frage der Zeit bis Du den Typen hast. Außerdem hast Du ja eine ganze Sondereinheit inclusive Frau Schlagmann, was soll da schiefgehen?“ mit dieser mehr aufmunternden gedachten Frage, klopfte ich Andreas auf die Schulter.

„Ja, wenn Du`s so siehst, hast Du natürlich Recht.“

kam als Antwort.

Wir standen beide auf und verließen die Kantine.

Ich ging in mein Büro und Andreas machte sich wieder auf den Weg zu seiner Mordkommission.

Er hatte einen Mörder zu suchen, und ich musste die Presse einigermaßen zufriedenstellen.

Schoppershof

Frau Wachter, unser Polizeipräsident Herr Baumgärtner und meine Wenigkeit machten uns auf den Weg zum Konferenzraum, in dem die Pressekonferenz stattfand. Als wir den Raum betraten, waren schon alle Journalisten anwesend, zumindest hatte es den Anschein, da der Raum ziemlich voll war. Wir drei nahmen am vorderen Pult Platz, und unser Chef begrüßte erst einmal alle Anwesenden. „Meine Damen und Herren, ich darf Sie recht herzlich zu der heutigen Pressekonferenz begrüßen. Leider ist der Anlass kein erfreulicher. Wie Sie ja wissen, wurde gestern eine weibliche Leiche am Heroldsberger Weg gefunden. Wie gestern schon vermutet, wurde die Frau Opfer eines Gewaltverbrechens. Hier ermittelt die Mordkommission mit Hochdruck.“ leitete der Chef die Pressekonferenz erst mal ein.

Natürlich begann jetzt das übliche Durcheinander. Die meisten redeten auf einmal und wollten sich in der jeweiligen Lautstärke überbieten. Nach einem auffordernden Blick von Frau Wachter ergriff ich das Wort und mahnte mit kräftiger Stimme zur Ruhe.

„Meine Damen und Herren, ich darf doch um Ruhe bitten. Gerne werden wir Ihre Fragen, soweit es uns möglich ist, beantworten. Aber ich darf doch um Ihr Verständnis bitten, dass immer nur einer reden kann. So, bitte Herr Heinzelt, fangen wir doch mit Ihnen an.

Ihre Frage bitte.“

 

So erteilte ich dem Reporter der Nürnberger Nachrichten als erstes das Wort, was allerdings in so einem Fall keine Rolle spielte. Aber um ehrlich zu sein, arbeitete ich mit denen einfach am liebsten zusammen. Obwohl ich natürlich neutral gegenüber allen Journalisten war, hatte jedoch der Polizeireporter Heinzelt bei mir einen Sympathiefaktor.

Nachdem ich alle Fragen soweit beantwortete und sich die Meute erst mal mit dem Wenigen begnügte, beendete Herr Baumgärtner die Inforunde.

Der Chef bat uns noch kurz in sein Büro und gratulierte uns zu der vorerst gelungenen Pressekonferenz. Obwohl wir nicht alle Information weitergegeben haben, wie ja mit Andreas abgesprochen, konnten wir dennoch genug sagen, um die Presse ruhig zu stellen. Was ja auch schon mal was wert ist. Natürlich wäre jetzt noch ein schneller Ermittlungserfolg mit der einhergehenden Verhaftung eines Tatverdächtigen noch besser, aber da vertraute ich eigentlich ganz auf Andreas. Was ich dem Chef auch so mitteilte.

Wir gingen wieder in unsere Büros und machten uns weiter an die Arbeit. Das heißt, ich musste noch einen Berg an Mails beantworten und meine Chefin hatte noch ein Meeting mit der Personalstelle.

So genau wollte ich das aber gar nicht wissen.

Gegen 17 Uhr hatte ich die Nase voll, und machte für heute Feierabend.

Da ich bis jetzt durchgearbeitet hatte und das Mittagessen vollkommen verschwitzt hatte, merkte ich jetzt doch wie sehr mir der Magen knurrte.

Also nix wie heim. Vielleicht habe ich ja heute Glück, und Gaby hat was fürs Abendessen vorbereitet. Sonst würde ich mich eben selber in die Küche stellen.

Meine Kochkünste waren zwar bescheiden, aber was ich kochte war durchaus genießbar.

Zum Glück ging es Gaby heute wieder richtig gut, und sie zauberte in der Küche unser Abendessen. Es gab Schnitzel mit Kartoffelsalat und für unseren Prinzen natürlich extra Pommes. Ja, ja ich weiß, wir verwöhnen ihn nach Strich und Faden. Aber er konnte einen mit seinen zweieinhalb Jahren schon richtig gut um den Finger wickeln.

Beim Abendessen erzählte ich von meinen Wochenendplänen und dass ich Andreas mit seiner ganzen Familie eingeladen hatte. Dominik und Nicole waren ja sowieso schon eingeplant.

Rene freute sich auf Sarah, Moritz und Lukas, die Kinder von Andreas und Marion, und auch Gaby war von der Idee begeistert. Sofort nach dem Essen telefonierte sie mit Nicole und Marion, um das Essen zu besprechen.

Somit waren Rene und ich aus der Sache raus und hatten Zeit zum Legospielen und einer Runde Gassi mit Spenser. Obwohl Spenser ein ausgebildeter Wachhund ist, ist er auch sehr kinderfreundlich und hat ihnen gegenüber eine sehr hohe Toleranzgrenze.

So machte ich mir keine Sorgen, weder um unseren Hund noch um die Horde Kinder, die am Samstag bei uns aufschlagen werden.

Manche Hunde kriegen es bei zu viel Kinderlärm manchmal an die Nerven, wenn es Spenser zu viel wird, geht er einfach in seine Hütte, die im Keller steht. Was allerdings nur selten vorkommt.

Jedenfalls war der Samstagabend jetzt schon voll durchgeplant. Unsere Damen hatten alles besprochen und wir Männer konnten uns zurücklehnen. Dachte ich.

Natürlich war da noch der Einkauf, der ja auch erledigt werden wollte, und das war dann wieder mein Job.

Was ich aber sowieso erledigt hätte.

Der nächste Tag war ohne besondere Vorkommnisse, wie man so schön sagt. Andreas hatte noch keine weiteren Hinweise, ging aber bereits einer Spur nach, wie er sagte. Mehr wollte er mir momentan noch nicht dazu sagen, was ich etwas merkwürdig fand.

Allerdings bohrte ich auch nicht weiter nach. Er machte seinen Job und ich den meinen. Wenn ich etwas wissen müsste, würde er es mir schon noch sagen. Vielleicht war er ja am Samstag nach einem Whisky etwas gesprächiger.

Endlich war es Samstag und Rene war schon ganz aufgeregt. Nicht nur, dass sein Patenonkel Dominik wieder mal bei uns war, nein, er bekam auch noch Besuch von seinen neuen Freunden. Wir kennen Andreas und seine Familie zwar erst seit einem halben Jahr, haben uns aber ziemlich schnell miteinander angefreundet. Ich hatte mit Andreas seit unserem gemeinsamen Fall letztes Jahr sowieso ein besonderes Verhältnis, aber auch Marion, seine Frau, und die Kinder sind uns inzwischen ans Herz gewachsen.

Zum Glück waren die Kinder von Andreas in etwa in Renes Alter. Sarah war drei Jahre alt,

Moritz fünf und Lukas sechs.

Somit war unser Sohn das Nesthäkchen, und die anderen kümmerten sich liebreizend um ihn. Und Spenser passte sowieso auf alle auf.

Als am Abend die ganze Familie Köster eintraf, merkte ich bei Andreas eine leichte Zurückhaltung.

Ich hatte fast den Eindruck, als ob ihn etwas belastete. Aber als Dominik und Nicole kurze Zeit darauf ebenfalls kamen, war der Eindruck wieder verflogen, und die Stimmung war mehr als ausgelassen.

Unsere Frauen hatten den Plan, zwei Raclette Öfen auf den Tisch zu stellen, und so konnte sich jeder seinen Wunschteller selbst zusammenstellen. Genug Zutaten gab es ja, ich hatte am Vormittag noch das halbe Mercado leer gekauft.

Wir hatten alle möglichen Fleischsorten, Gemüse, Champignon, Salate und Baguette ohne Ende. Es war nicht nur eine ausgefallene Idee, das Essen zog sich auch in die Länge, und alle hatten ihren Spaß. Auch die Kinder fanden es klasse selber ihr Essen zusammenstellen zu dürfen. Aber nach zwei Stunden kriegte keiner mehr etwas runter. Da nutzte ich die Gelegenheit, mit Spenser eine Runde zu drehen. Kaum, dass ich mich kurz entschuldigen wollte, fragte mich Andreas, ob er mich begleiten dürfte.

Natürlich durfte er, und ich war schon gespannt, was er auf dem Herzen hatte.

Kaum waren wir ein paar Meter vom Haus entfernt in Richtung Park gegangen, meinte Andreas,

„Also Peter, unsere Ermittlungen haben ergeben, dass es sich bei dem Mörder wahrscheinlich um einen abgewiesenen Hobbyschriftsteller handeln muss. Frau Lorentzer hat Dutzende von Drohbriefen bekommen, die meisten per Mail. Die handschriftlichen hat sie immer gleich weggeworfen, wie Kollegen berichteten.

Frau Lorentzers Job war es ja, die eingesandten Manuskripte nach ihrer Qualität zu sortieren und dem jeweiligen Einsender zu antworten. Meist jedoch in einer sehr uncharmanten Art und Weise. Wie schon gesagt, sie war eben kein Menschenfreund. Es gab nicht viele Manuskripte, die ihren Ansprüchen genügten, und so hat sie diesen Freizeitschriftstellern ziemlich deutlich gesagt, was sie von ihren Werken hielt.

Tja, Freundlichkeit war nicht gerade ihre Stärke. Jedenfalls gab es einige E-Mails an sie,

in der sie übel beschimpft wurde. Zwar hat sie die Mails gelöscht, aber unsere Techniker haben alles wiederherstellen können.“ erklärte mir Andreas.

„Hey Alter, ist doch super, nach drei Tagen Ermittlungen schon eine echte Spur. Und warum ziehst Du dann so ein Gesicht?“

fragte ich etwas unverständlich.

„Bei den Recherchen hat Frau Schlagmann einen Kerl besonders herausgepickt. Dessen Manuskript wurde von Frau Lorentzer ebenfalls in der Luft zerrissen und sie hat bei dem sogar nochmal mit einer zweiten Mail nachgelegt. Daraufhin schrieb der wiederum zurück und wünschte ihr die Pest an den Hals, um es mal gelinde auszudrücken. Wenn der Staatsanwalt das liest, würde er von einer klaren Morddrohung sprechen.“ meinte Andreas.

„Na also, läuft doch. Wo ist das Problem?“

hakte ich nach.

„Wir haben den Kerl überprüft. Also das mit den Mails habe ich Dir gerade erklärt, dann hat Frau Schlagmann mal die Sendemasten in Ziegelstein überprüft. Zur Tatzeit hat sich das Handy unseres Verdächtigen dort eingeloggt. Also war er wahrscheinlich am Tatort, oder zumindest in der Nähe. Und als ob das noch nicht reicht, passt die Personenbeschreibung, die wir haben, ebenfalls.“

„Und warum hast Du dann den Kerl noch nicht verhaftet? Ich würde mal sagen, Du hast hier einen dringenden Tatverdacht, oder?

wollte ich wissen.

„Aus einem einfachen Grund. Weil ich Dir was schulde, und ich es Dir zuerst sagen wollte,

dass ich den Verdächtigen am Montag zum Verhör ins Präsidium abholen werde. Und weil Du ihn gut kennst.“ meinte Andreas.

„Jetzt machst Du es aber schon sehr spannend. Wer ist es denn?“ fragte ich neugierig.

„Es ist Heinz Seeler. Ich weiß, was Du gleich sagen willst. Dass der ja Nie und Nimmer ein Mörder ist und ich mich vollkommen irre. Ist mir schon klar. Aber ich kann die Fakten nicht so ohne weiteres ignorieren. Ich hoffe Du verstehst das.“ sagte Andreas.

„Also eins weiß ich so ziemlich genau, nämlich dass Heinz auf keinen Fall zu so etwas fähig ist und außerdem, dass Du der gründlichste Mordermittler bist den ich kenne. Mach einfach Deinen Job und ich bin überzeugt, dass sich am Ende alles aufklären wird. Willst du ihn schon verhaften, oder wie ist der Plan.“ fragte ich meinen Freund.

„Da bin ich mir noch nicht sicher. Kommt auf das Verhör an. Jedenfalls sollte er sich einen Anwalt nehmen.“ damit beendeten wir unsere Runde mit Spenser und gingen zurück zum Haus.

Das war jetzt erst mal ein Ding. Heinz als Hauptverdächtiger in einem Mordfall. Das glaube ich im Leben nicht. Aber ich verstehe Andreas natürlich, die Indizien sprechen für sich. Und wenn Heinz nicht ein Freund von mir wäre, hätte ihn Andreas wohl oder übel schon in Untersuchungshaft verfrachten müssen. Aber er kannte Heinz ja ebenfalls, wenn auch nur flüchtig.

Bei unserem letzten Fall hatte mir Heinz seine Gartenlaube als Versteck für meine Kronzeugen zur Verfügung gestellt. Das hat sich für alle Beteiligten als wahrer Glücksfall herausgestellt. In diesem Zusammenhang lernte Andreas meinen Freund Heinz ja eben kennen und konnte sich eine Meinung von ihm bilden. Dennoch konnte er natürlich die Indizien nicht unter den Tisch kehren.

Jedenfalls musste ich irgendwie helfen, diese Umstände aufzuklären.

Wir ließen den Abend dennoch entspannt ausklingen und den Fall erst mal ruhen. Zumindest bis Montag. Andreas machte sich gegen 22:30 Uhr zum Heimgehen auf, da die Kinder schon fast schliefen. Wir verabschiedeten uns herzlich voneinander, und ich sagte ihm beim Hinausgehen, dass ich ihn morgen nochmal anrufen würde. Nachdem ich mit Heinz gesprochen hatte. Er nickte nur kurz und ich klopfte ihm auf die Schulter.

Kaum schloss ich die Haustür, fragt mich Dominik was los sei. Keiner kennt mich eben so gut wie mein bester Freund, außer noch vielleicht meine Frau.

So hat er schon bemerkt, dass ich über irgendwas nachdachte, und wollte jetzt genaueres wissen.

Da es keinen Sinn hatte, irgendwas verbergen zu wollen, konnte ich auch genauso gut im Beisein unserer Frauen darüber reden. Sie würden es sowieso aus uns herauspressen. Ich brachte nur ganz schnell Rene ins Bett, was in ziemlicher Rekordzeit geschah, da er schon neben Spenser eingeschlafen war.

Nachdem ich wieder im Wohnzimmer war, warteten Gaby, Nicole und Dominik schon gespannt auf mich. Mein Kumpel machte gerade noch eine Flasche Wein auf und füllte unsere Gläser nach.

„Also, wie ihr ja alle wisst, ermittelt Andreas im Mordfall von Ziegelstein. Und als wir vorhin mit Spenser draußen waren, hat er mir von seinem Hauptverdächtigen erzählt. Ich will Euch gar nicht auf die Folter spannen, es ist Heinz.“ erzählte ich knapp.

„Ich gehe mal davon aus, Andreas hat gute Gründe dafür, die sich auch nicht so einfach widerlegen lassen, oder?“ fragte Dominik.

„Andreas kann ihm das Motiv und die Gelegenheit beweisen, wenn er jetzt noch die Tatwaffe oder ein Geständnis hätte, wäre der Fall klar. Aber zwei von drei, sind in der Regel genug und reichen für eine Verurteilung vollkommen aus.

Um ganz ehrlich zu sein, wenn Heinz nicht mein Freund wäre und Andreas ihn nicht selber auch schon kennengelernt hätte, wäre er längst schon in Untersuchungshaft. Ich werde morgen mit Heinz reden, bevor Andreas ihn am Montag zum Verhör abholt. Mal sehen was sich ergibt.“

gab ich zurück.

„Gib Bescheid, wenn Du Hilfe brauchst.“

meinte Dominik nur.

Wir machten keine große Diskussion mehr darum, was sowieso nichts gebracht hätte. Erst mussten wir mal die Version von Heinz hören. Vielleicht ließ sich ja alles irgendwie erklären und es kam nicht zum Äußersten. Wenn ich auch nicht so sehr daran glauben mochte. Jedenfalls kramte ich schon mal die Telefonnummer von Nürnbergs bestem Anwalt hervor.

 

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Heinz die Hilfe von Dr. Loßmann gut gebrauchen konnte.

Auch wenn Andreas seit dem letzten Fall nicht wirklich gut auf den Anwalt zu sprechen war, so war er doch die erste Wahl, wenn man einen guten Rechtsbeistand brauchte.

Und Heinz brauchte einen, wenn er es auch selber wahrscheinlich noch gar nicht wusste.

Dominik und Nicole verabschiedeten sich, und wir waren alle so ziemlich bedient mit den neuesten Entwicklungen. Natürlich versprach ich mich zu melden, sobald ich Neuigkeiten hatte. Aber als erstes war ich mal gespannt, was Heinz zu den Vorwürfen zu sagen hatte. Ich überlegte mir noch, ob es klüger war, vorher bei ihm anzurufen oder ihn tatsächlich zu überrumpeln, um zu sehen, wie er reagierte.

Aber das konnte ich mir morgen beim Frühstück auch noch überlegen. Für heute hatte ich erst mal genug gegrübelt.

Am nächsten Morgen frühstückten wir erst mal in aller Ruhe, und ich half Gaby beim Aufräumen. Nachdem die Spülmaschine voll und das Wohnzimmer wieder ordentlich war, rief ich bei Heinz an.

„Hallo Peter, schön das Du Dich meldest. Na wie geht es Dir und dem Rest? Ich hoffe doch Du bist gut drauf

und …“ Ich musste erst mal seinen Redefluss unterbrechen und kam gleich zur Sache.

„Heinz, ich rufe nicht aus Höflichkeit an. Wir müssen uns unterhalten. Ich komme in 20 Minuten vorbei. Oder wenn es Dir lieber ist, kannst Du auch zu uns kommen, aber komm bitte allein.“

Anscheinend hat er schon am Klang meiner Stimme erkannt, dass ich es ernst meinte, denn er stellte keine Fragen mehr.

„O.K., wenn Du willst, dann komme ich bei Dir vorbei. Bis gleich.“ meinte er und legte auf.

Gaby hat zwar sowieso die ganze Zeit mitgehört, aber ich sagte trotzdem nochmal, dass Heinz eben gleich vorbeikommen würde und ich mit ihm im Arbeitszimmer sprechen wollte. Danach würden wir sehen, wo wir stehen und was los ist.

Es dauerte nicht lange und es läutete an der Tür. Spenser machte sich sofort auf, um zu sehen wer hier in sein Revier wollte. Da kam mir spontan die Idee, doch lieber einen Spaziergang mit Heinz zu machen, und Spenser konnte ich auch gleich mitnehmen. Vielleicht redete er ungezwungener, wenn er sich nicht von Gaby belauscht fühlte. Ich schickte Spenser erst mal wieder auf seinen Platz und öffnete die Tür.

„Hallo Heinz, bitte lass mich schnell meine Jacke anziehen. Ich glaube es ist besser, wenn wir uns ein wenig die Füße vertreten.“ begrüßte ich meinen Freund.

„Gut, wenn Du meinst. Es ist zwar Arschkalt aber wir werden schon nicht gleich erfrieren.“

bekam ich als Antwort.

Ich gab nur kurz Gaby Bescheid, und schon war ich mit Spenser und Heinz auf dem Weg zum Marienberg.

„Also, Herr Geheimniskrämer. Was ist denn so wichtig, dass Du es mir nicht am Telefon sagen wolltest?“, fragte Heinz.

„Kann ich Dir sagen. Kennst du eine Frau Lorentzer?

Natürlich kennst Du sie und Du weißt bestimmt auch, dass sie tot ist. Erstochen um genau zu sein.“

fing ich an.

„Habe ich in der Zeitung gelesen. Glaub mir, um die ist es nicht schade. Kann mir nicht vorstellen, dass um dieses bitterböse Weib irgendwer trauert.“ sagte Heinz.

„Tja, dass solltest Du morgen besser nicht sagen, wenn Dich Andreas verhört. Du stehst nämlich ganz oben auf seiner Liste der Hauptverdächtigen um nicht zu sagen, Du bist dringend Tatverdächtig.“ gab ich zurück.

„Du willst mich verarschen, oder? Der glaubt doch nicht im Ernst, ich hätte die Alte umgebracht?

Sehe ich aus wie ein Mörder?

fragte er ziemlich verunsichert.

„Also jetzt mal im Klartext. Du hast ein Motiv, was Deine E-Mails an Frau Lorentzer beweisen. Du warst zur Tatzeit zumindest in der Nähe, was die Einloggdaten deines Handys beweisen und die Personenbeschreibung passt auch zu Dir. Das alles zusammen ist mehr als Andreas normalerweise braucht, um jemanden zu verhaften. Der einzige Grund, warum Du noch nicht einsitzt, ist, dass wir uns kennen und Andreas mir die Gelegenheit gibt, mit Dir zu sprechen, bevor er Dich morgen zum Verhör abholen lässt.“

Heinz hörte mir zu und wurde immer blasser. Als wir an einer Bank vorbeikamen, schlug ich erst mal vor, uns zu setzen. Außerdem war hier die Freilaufzone für Hunde, und Spenser raste wie ein geölter Blitz auf einen Labrador zu. Es dauerte nicht lange, und von beiden Hunden war nichts mehr zu sehen.

„Was Dich jetzt retten würde, wäre ein gutes Alibi.

Also, wo warst du zur Tatzeit? Was hattest Du am Dienstagvormittag in Ziegelstein zu suchen?“ fragte ich.

„Kann das unter uns bleiben? Wenn das meine Frau rausfindet, bin ich geliefert.“

bittete Heinz kleinlaut.

„Glaube mir, Anita ist jetzt Dein geringstes Problem. Wenn Du mir alles erzählst, versuche ich Dir zu helfen.

Du kannst mir glauben, sollte Andreas noch irgendein weiteres Indiz finden, das gegen Dich spricht, muss er Dich verhaften. Ob er will oder nicht.“ erklärte ich ihm.

„O.K, O.K, ist ja schon gut. Also das mit den Mails, zugegeben, da habe ich mich hinreißen lassen. Aber die hat mich auch auf die Palme gebracht. Ich wollte nur einen Erlebnis Roman anbieten, den ich geschrieben habe. Ist schon lange so ein Hobby von mir und ….“

Da unterbrach ich seinen Redeschwall, denn ich wollte

auf sein Alibi hinaus. Seine Vorgeschichte konnte ich mir schon denken. Also wurde ich etwas direkter.

„Heinz, lass stecken. Sag jetzt endlich wo Du warst.“

blaffte ich ihn an.

„Also seit längerem spiele ich da so in einem Club. Na ja, eigentlich ist das so zur Hälfte ein Wettbüro und da kann man eben auch Poker spielen und so. Da habe ich seit längerem immer wieder mal ein paar Wetten laufen. Nichts Großes, aber letzte Woche habe ich mich eben hinreißen lassen. Da habe ich 2000 Euro verloren. Am Dienstag früh sollte ich meine Schulden dort bezahlen, was ich auch machte.

Du glaubst ja nicht, was das für Typen sind. Bei denen kommt eine verspätete Rückzahlung nicht gut an, wenn Du verstehst. Jedenfalls, war ich da und habe meine Schulden bezahlt.“ gab er kleinlaut zu.

„So, und jetzt beichtest Du mir noch den Rest. Denn laut den Handydaten warst Du länger in Ziegelstein. Und wenn Du mir nicht alles haarklein erzählst, kann ich Dir auch nicht helfen.“ hakte ich nach.

„Schon gut, ich pack ja aus. Aber das muss echt unter uns bleiben. Wenn Anita das mitkriegt, ist alles aus.“

flehte mich Heinz an.

„Erst mal kann ich Dir sagen, dass ich nichts erzählen werde. Denn das übernimmst Du gefälligst selber.

Und jetzt raus mit der Sprache, es wird nämlich immer kälter.“ blaffte ich ihn etwas unwirsch an.

So langsam hatte ich nämlich das Gefühl, auf der Parkbank festzufrieren.

„Also, ich ging in den Club und wollte meine Schulden bezahlen. Aber irgendwie wollten die mich nicht wieder gehen lassen. Zuerst musste ich mit denen einen trinken, und danach bestanden alle darauf, dass ich eine Runde Poker mit ihnen spiele. Eigentlich wollte ich gar nicht, aber ich bin irgendwie aus der Nummer nicht mehr rausgekommen.

Die haben mich nicht gehen lassen und ein Nein wurde sowieso nicht akzeptiert. So habe ich eben mit denen gepokert. Nach zwei Stunden habe ich über 5000 Euro verloren. Geld, das ich gar nicht habe. So, das ist die Wahrheit. Ich schäme mich so und kann es unmöglich Anita erzählen.

Es fällt mir ja schon schwer genug, es Dir zu erzählen.“

beichtete mir mein Freund.

„Wo ist dieser feine Club?“ fragte ich

„Der Club heißt Pokersaloon und ist in der Andernacher Straße. Aber ich glaube nicht, dass die bestätigen werden, dass ich zu der Zeit da war. Kommt noch dazu, dass ich nur bis nächste Woche Zeit habe meine Schulden zu bezahlen, und ich keine Ahnung habe wie ich das machen soll.“ bekam ich zur Antwort.

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