Za darmo

Der Eroberer

Tekst
0
Recenzje
iOSAndroidWindows Phone
Gdzie wysłać link do aplikacji?
Nie zamykaj tego okna, dopóki nie wprowadzisz kodu na urządzeniu mobilnym
Ponów próbęLink został wysłany

Na prośbę właściciela praw autorskich ta książka nie jest dostępna do pobrania jako plik.

Można ją jednak przeczytać w naszych aplikacjach mobilnych (nawet bez połączenia z internetem) oraz online w witrynie LitRes.

Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Hochzeitode

 
Göttliche Schönheit, und ihr siegenden Tugenden
Werdet die Säule des Liedes, das ich Euch heilige.
Sehet, dort nähert die Braut eines Eroberers
Schüchtern, keusch, und jugendlich!
 
 
Nicht so reizend erschien Griechenlands Helena;
Auch nicht Aegypten dein Schmuck! Römerbezauberinn,
Dich beschämet ein Blick einer Salinia,
Welche die Tugend verherrlichet.
 
 
Täuscht mich ein gaukelnder Traum, nähert sich Venus selbst?
Aus dem Silbergewölk eilt sie mit Grazien,
Die Liebesgötterchen, und Täubchen umflattern sie,
Sie reicht den Gürtel Alsinien.
 
 
Töne hochzeitlich und süß goldenes Saitenspiel!
Der schönlokichte Gott reicht ihr den Myrthenkranz;
Seine Fackel entflammet siegende Zärtlichkeit,
Welche die Liebe verewiget.
 
 
Schüchtern erscheinet der Held, vor dem die Erde bebt,
Er blikt Salinien an, staunet und huldiget,
Leget den Lorbeerzweig ihr zärtlich zu Füssen hin,
Und begrüßt sie als Königinn.
 
 
Antlitz verschönernde Scham, zärtliche Liebe stralt
Auf der Wange der Braut, wie früh das Morgenroth.
Eduard krönet ihr Herz, den Sitz der Tugenden,
Sie sind fürstlicher Kronen werth.
 

Scene

Kabinet. Eduard, Alsin

Als. Ich bitte meinen König um Gehör! –

Edu. Du setzest mich in Erstaunung. Bin ich nicht dein Freund Eduard? – Sprich!

Als. Izt sind es sechzig Jahre, die ich dem Dienste deines Vaters und dem Deinigen mit Vergnügen widmete. Ich sage dies nicht etwa aus eitler Ruhmredigkeit, sondern ich führe meine kleinen Verdienste mit Bedacht an, damit Du mir meine erste und letzte Bitte gewährest. Es betrift meine Ehre, den Ruhm meiner grauen Tage —

Edu. Ich staune! Bitte sagst du? Edler Mann, fodre die Hälfte meiner Krone, ich schwöre beym Himmel –

Als. Ich kenne dein gütiges Herz. Eduard, besieg deine Liebe! Du liebst meine Tochter, und bist großmüthig genug ihr die Würde einer Königinn anzubieten. Unser Dank ist rege. Beraube mich nicht meines guten Rufes –

Edu. Ich begreife nicht –

Als. Die Welt würde sagen, daß mein Eifer, und meine Vaterlandsliebe nur ehrgeizige Absichten zum Grunde habe. Der Gott, der alle Herzen sieht, kennt meine Uneigennützigkeit. Eduard, bester der Könige, laß mich mit Ehre in das Grab meiner Väter eilen; wähl eine würdige Königinn zum Wohl deiner Staaten. Vergiß eine flüchtige Leidenschaft, und sey stäts Eduard! – Hör mit Geduld eine kurze Moral –

Das morgenländische Gemälde

Die Morgenröthe warf ihre goldnen Stralen über die Gipfel der Berge, der Weise wusch sein Antlitz, und grüßte das schimmernde Tageslicht. Wohlthätige Sonne, sey den Sterblichen willkommen! Du giessest mit gleicher Huld auf Fromme und Böse deinen Segen. Wirf deinen gütigen Schimmer in das Schlafgemach des Königs, beleuchte seine schlummernden Augen, und lehr ihn wohlthätig wie Du zu seyn! O Vorsicht, warum lässest du durch grosse Fürsten die Kleinen unterdrücken? So seufzte der Weise, als ein glänzender Geist vor seinem Auge stand. Ich habe deine Klage gehört, ich will dich belehren. Was siehst Du dort? – Ich sehe, sprach der Greis, eine einladende Quelle an einem blumenreichen Gestade; die Pilgrimme erquicken sich an dem kühlenden Wasser. Was erblickst du izt? fragte ihn der schimmernde Jüngling, Sieh, rief der Alte, eben diese sanfte Quelle schwillt zur stürmischen Flut empor, welche die Fluren verheeret, und die ländlichen Hütten niederstürzet. Was siehst du izt? war die Frage des Genius. Eine wohlthätige Flamme, die mich wärmet, und meine Speisen zur Verdauung kochet. Blick weiter! Rief der himmlische Geist. Gott! Ich sehe, jammerte der Greis, eine wütende Flamme, die alles verschlinget; Häuser und Menschen frißt! Aber izt fühle ich eine sanfte Luft, sie kühlet mein graues Haupt, und reizt meine Augen zum Schlummer. Aber ach! Sie wird zum rasenden Sturmwinde! Sieh, wie die höchsten Cedern zu Boden fallen! Hör dort die zerrissenen Haine klagen! – Sey ruhig! Sprach der Geist lächelnd, was zeigt sich dir? – Ich sehe, rief der Naturforscher eine grüne Ebne, welche mit dem Schmelzwerk der Blumen malerisch pranget. Doch, wie verwildert sich plötzlich dieß Eden! Die Erde bebt, die Abgründe öffnen sich; diese sonst so gütige Mutter verschlinget grausam ihre Kinder! – Was soll O erhabner Lehrer, dieß wunderbare Gesicht bedeuten? Welch ein Widerspruch! – Dieß ist ein Gemälde der Leidenschaften, so schloß der Genius, sie sind die edelsten Triebfedern aller menschlichen Handlungen; alle Tugenden keimen hervor, so lange sie von der Vernunft geführt und beherrscht sind; aber weh den Menschen, wenn ihre Leidenschaften die Gränzlinie verlassen, und die Schleussen durchbrechen, dann vertilgen sie alles. So rief der belehrende Geist und verschwand. Der Weise dankte, und segnete die Allmacht.

Selbstgespräch

Eduard. Er verläßt mich! Wie bin ich beschämt! Welche erhabne Seele besitzest Du mein Freund! Du erniederst mich! – Ich will dir nachfliegen kühner Adler! – Ich eile unter dem Geräusche der Waffen meine Leidenschaft zu besiegen, zu vergessen! – O Salinia, dich vergessen – Welchen schweren Kampf ficht mein Herz!

Serenade

Erster Auftritt

Der König, die Ehre mit ihrem Gefolge

Die Ehre.

 
Wie lange wirst Du hier in träger Ruhe schlafen?
Sieh auf! Dort lächelt Dir ein schöner Lorbeerhain!
Ergreif mit Muth die edlen Waffen,
Durch sie allein kannst du verewigt seyn!
Der Weichling mag im Arm der Wollust lenzen,
Der, wenn er stirbt, vergessen ist;
Doch Helden, die mit Siegespalmen glänzen,
Die die Unsterblichkeit begrüßt,
Enteilen streitbar ihren Gränzen,
Weil sie ihr Geist in keine Welt verschließt.
 

Der König.

 
Willkommen Königinn der Erde!
Durch dich entflammt vergißt der Krieger die Beschwerde,
Die sich ihm stolz entgegenstemmt,
Und seine Riesenschritte hemmt.
Umarme mich, Du hast mein Herz bemeistert,
Ich fühle schon den göttlichen Instinkt,
Ein Blick von Dir hat mich begeistert.
Ich eile hin, wo mir dein theurer Lorbeer winkt.
 

Zweyter Auftritt

Die Weichlichkeit, und ihr Gefolge, Vorige

Die Weichl.

 
Wohin mein Sohn, entfliehst Du meinen Armen?
Die Ehre leitet Dich?
Ich seh Euch beide mit Erbarmen!
Held zaudre noch, und höre mich!
Du willst Dich kühn in die Gefahren wagen?
Ich schildre Dir das Bild von meinen sanften Tagen:
Früh wecket Dich die süsse Harmonie,
Dann eilst Du zu den Blumengärten,
Umringt von schmäuchelnden Gefährten.
Sie lieben dich, dein Blick beseelet sie.
Indeß bewaffnen sich mit Reizen alle Schönen;
Die Liebe buhlt um Dich in tausend Wollustscenen.
Ein jedes Wölkchen wird verscheucht.
Dann lädt Dich Bachus zu den Festen;
Du taumelst froh mit muntern Gästen,
Bis sich die Sonne roth zum Meere schleicht.
Dann rufen Dich Thaliens Spiele,
Und sie belebt dein Herz mit zärtlichem Gefühle.
Doch endlich reicht der frohe Tanz
Dir seinen bunten Blumenkranz.
Spät eilt der Schlafgott dich zu grüssen,
Und du entschläfst mit Amors süssen Küssen.
Hat dieses Leben keinen Glanz?
 
 
Was ist mein Freund, der eitle Ruhm?
Baust Du dein Glück auf Menschenknochen?
O flieh die blutigen Epochen,
Denn ihre Gleise sind zu krumm!
Hier ruhest du am schönsten Busen!
Hier lächeln Dir die sanften Musen,
Und hier ist mein Elisium!
 

(Izt umgaukeln ihn die Liebesgötter; die Grazien schmücken ihn mit Blumen, und er sinkt entzückt in ihre Arme. Der Friede krönt ihn.)

Chor des Gefolges der Weichlichkeit
 
Freudige Chöre
Der Liebe zur Ehre
Erquicken das Ohr.
Zärtliche Lieder
Erheben izt wieder
Die Herzen empor.
 

Dritter Auftritt

Donner und Blitz. Der Eckel und die Zwietracht mit ihrem Gefolge stürzen herein

Der Eckel.

 
Wirst du denn nicht der schaalen Lüste müde?
Kannst du gewärmte Lust verdaun?
Ich sage Dir mein Fürst ganz im Vertraun,
Mir eckelt oft Gesundheit, Wohlseyn, Friede.
Ich schwöre Dir, mich quält dieß Einerley.
 

Die Zwietr.

 
Wir treten deiner Meinung bey.
Ich sehe diesen Hof bey allen Freuden gähnen.
Dein Schauplatz, O Monarch, ist niemals neu.
Man sieht beständig alte Scenen.
Ein altes Lächeln fort, wenn es zu oft erscheint!
Wähl lieber Krieg, wenn auch der Landmann weint,
So sind es doch ganz neue Thränen.
Hör, wie der Krieger murrt, wie frech dein Nachbar dräut,
Und sich bey deinem Schlummer freut!
Kannst du den Schimpf stäts so gelassen tragen?
Wirst du denn nicht Versuche wagen?
Begräbt die Weichlichkeit dein grosses Herz;
Betäubt den grossen Geist ein kleiner Liebesscherz?
Nein! Länger kann ich Dich nicht so entehret schauen,
Ich reisse selbst den Wollusttempel ein;
Ich will dem Ruhm Altäre baun!
Ich steige zum Olymp! Willst du Begleiter seyn?
Wir müssen Neid, und Haß, und Vorurtheil zerschmettern;
Dein Zögern heischt von mir izt eine kühne That.
Ich will mit Dir auf jenen Felsen klettern,
Wo die Unsterblichkeit den schönsten Tempel hat.
 
 
Willst du? So reiche mir die Hand!
Verlaß die kleinen Liebesspiele;
Verwirf dieß weichliche Gewand!
Dort nähern wir dem edlen Ziele,
Wo Herkules einst Lorbeern fand.
 

Der König.

 
 
Empfang von mir die erste Huldigung!
Ich folge froh dem Heldenwinke.
Ich bin zwar noch an Thaten jung;
Jedoch es treffe mich die härtste Züchtigung,
Wenn ich als Weichling je zurück zur Ruhe sinke,
Und je den Taumelkelch der Wollust trinke.
 
 
Auf Ehre! Komm, dein Ruf belebt!
Mein Blut beginnt izt feuriger zu wallen;
Ich höre schon die Kriegstrompete schallen,
O Götterton, der mich erhebt!
Laßt uns mit Muth das Siegesschwert ergreifen;
Bald werden uns die schönsten Palmen reifen!
O Heldengeist, der mich umschwebt,
Sieh, wie die Welt schon furchtsam bebt!
 
Chor des kriegerischen Gefolges
 
Wir eilen, wir fliegen zum blutigen Kriege!
Dort pflücken wir Lorbeern, dort ärnden wir Siege,
Die über die Meere die Fama posaunt,
Bey denen die späteste Nachwelt erstaunt.
 

Biblische Schreibart

Aber Willhelm der König hörte die Siege seines Feindes, und der Neid fuhr in ihn, und er sandte zu Philipp seinem Bundesgenossen, und an alle benachbarte Könige, und foderte sie zum Streit auf wider Eduard ihren Feind von gestern und ehegestern.

Und es thaten sich alle Gewaltigen zusammen, und das Getümmel der Kriegsschaaren war wie das Rauschen vieler Wässer.

Und der Herr sprach zu Eduard dem König, da er schlief, fürchte dich nicht vor ihnen, denn morgen um diese Stunde will ich sie alle vor deinem Angesicht vertilgen, und ihre Könige in deine Macht übergeben. Ihre Rosse sollst du lähmen, und ihre Wägen mit Feuer verbrennen.

Also kamen die Kriegsschaaren des Königs zusammen, und waren alle eines Gemüthes und eines Vornehmens, und es fanden sich funfzigtausend, die das Schwert auszogen.

Und alsobald wurden die Kriegstrompeten geblasen, und die Geschwader zogen auf das Schlachtfeld. Eduard aber trat an ihre Spitze.

Und er sprach zu ihnen: Folget mir, denn der Herr hat unsere Feinde in unsere Hände übergeben; und sie folgten ihm, und nahmen die Furth am Ufer des Flusses, welcher beide Heere trennte, und sie überfielen ihre Feinde, und erschlugen unzählbare Haufen, welche alle starke und streitbare Männer waren, und keiner konnte entrinnen.

Aber König Willhelm strit wider Eduard, und seine Schaaren flohen vor dem Angesicht der Feinde; ihrer wurden viele niedergeworfen und erschlagen in der Ebne.

Und die Geschwader Eduards drangen häufig auf die Leibwache Willhelms; er aber wurde in einer Sänfte getragen, denn er war krank, und er stieg heraus. Und der ganze Last des Streits wendet sich auf Willhelm, und die Schützen trafen ihn an, und er ward tödtlich verwundet, und die Seinigen fielen rings herum.

Da sprach Willhelm der König zu seinen Hauptleuten; tödtet mich, damit ich nicht in die Hände meiner Feinde falle, und sie ihren Spott mit mir treiben; aber seine Hauptleute wollten nicht, denn sie waren sehr erschrocken. Da stürzte er wüthend unter die zudringenden Feinde, verwünschte sein Schiksal, und ward im Gefechte getödtet, und von Pferden zermalmet. Also hat Gott das Böse vergolten, das Willhelm wider Eduard seinen Knecht gethan hatte. Er und seine Krieger wurden erschlagen und zertreten, und es gieng ein Gestank aus von ihren Aesern. Die Thore ihrer Städte wurden zerbrochen, und die Mauern niedergerissen.

Aber Philipp der König floh, und versperrte sich in eine feste Stadt, und der Hunger und die Noth mehrten sich täglich, denn sie wurden von Eduard hart belagert. Und die Inwohner assen das Brod nach dem Gewicht, und mit Sorgen, und tranken das Wasser mit dem Maaß und in Aengsten, und sie verschmachteten. Da trat die Schwester des Königs mit ihrem Bruder in ein Verständniß, und sie gieng in das Lager der Feinde, und sie gefiel den Augen des Königs.

Alidia warf sich weinend zu den Füssen Eduards, und sprach: Herr, laß mich Gnade finden vor deinen Augen. Willst du denn alles vertilgen, was von uns übrig ist, und deinen Grimm über mein Volk ausschütten? Mein Bruder hat deinen Zorn gereizt, seine Missethat ist groß; aber schenk Gnade deiner Magd, die für die Schuldigen flehet, du bist der mächtigste und weiseste König, den ich verehre.

Und Eduard gab ihr Gnade, und Verzeihung ihren Freunden. Deine Thränen, sprach er, sind ihr Heil, ihr sollet wieder pflügen, und Saamen der Erde geben; die Städte sollen bewohnet werden, und die Ruinen sollet ihr wieder erbauen. Ich will eure Erde mit Menschen und Vieh erfüllen; sie sollen wachsen und blühen, und sich mehren. Die verheerten Felder sollen mit Korn beladen werden, und die Auen sollen Früchte tragen. Dieß alles thue ich um deinetwillen, denn du hast Gnade vor meinen Augen gefunden.

Aber sieh da, ihr Bruder ward mißtrauisch auf seine Schwester, und verzweifelte an seinem Heil.

Und er versammelte alle seine Kebsweiber und Diener, und sezte den Pallast in Flammen, und verbrannte sich und die Seinigen.

Alidia aber folgte dem König, und sie war seine ganze Seele. Er verschlang ihre Schmäucheleyen, und ward stolz und übermüthig.

Seine Krieger aber giengen siegreich in ihre Häuser, und assen die Frucht des Weinstockes, und die Frucht der Bäume, und tranken das Wasser ihrer Brunnen in Freude. Und die Völker jauchzten.

Psalm

Ich will singen, und mit Psalmen den Allmächtigen preisen. Erzählet seine ewigen Wunderthaten in den Jahrbüchern der Erde.

Machet Euch auf ihr Völker zum Lobgesange des Herrn; machet Euch auf ihr Väter, ihr Mütter, und rufet seinen heiligen Namen!

Singet ihr Jünglinge und Jungfrauen sein heiliges Lob!

Er hat ein neues Denkmaal seiner Grösse und Güte errichtet. Zerschlagen waren unsere Herzen; wir weinten, und wir hiengen traurig unser Saitenspiel auf die Weiden.

Unsere Feinde waren hoch von Augen, und unersättlich von Herzen; Sie verliessen sich auf ihre ähernen Wägen, und ihre zahlreichen Rosse; wir aber haben in Demuth unsern Gott angerufen.

Er hat sie geschlagen, und seinen furchtbaren Arm wider sie aufgehoben. Er hat seinen verschlingenden Zorn in die Schaale unserer Feinde gelegt, und seine göttliche Gerechtigkeit in unsere Schaale; aber seine gränzenlose Barmherzigkeit war das Uebergewicht.

Der königliche Löwe zieht herauf aus seinem Lager, den Feinden entsinkt das Herz, denn unser Gott ficht mit ihm.

Seht, Er kommt herab wie eine schwarze Donnerwolke; sein feuriger Wagen ist wie ein heulender Sturmwind; und seine schnaubenden Pferde sind schneller denn Adler; er nimmt Frieden und Stärke von dem feindlichen Heere.

Wo ist izt die Wohnung der Hochmütigen? Er hat ihre Lagerstatt zerstöret, und ihre Nester zermalmet. Die Stolzen sind verstricket, und zu Boden gefallen; wir aber stehen auf, und preisen dich wohlthätiger Gott!

Unser König erfreut sich durch deine Stärke, und frohlocket über unser Heil; du hast ihm gegeben, was sein Herz begehrte, und ihn hoch über seine Feinde erhoben.

Sein Volk sitzt in der Schönheit des Friedens, und wohnt in überschwenglicher Ruhe durch dich O Gott der Herrlichkeit, und des Sieges; wir danken dir, und lobsingen dir in Ewigkeit.

Geheime Nachrichten
Fragment

Nach so glücklichen Siegen, und so häufigen Eroberungen kannte sich der mächtige Eduard nicht mehr. Sein ganzer Charakter verwandelte sich. Eine übertriebene Eigenliebe beherrschte ihn. Seine Leutseligkeit und Güte verschwand. Die Schmäucheleyen kriechender Hofschranzen vergrösserten täglich seinen Hochmuth. Er kannte nur seinen umschränkten Willen. Er schrieb den Nachbarn willkürlich Gesetze vor. Er gebot als Monarch seinen Bundesgenossen. Er sah auf seine Unterthanen wie auf verächtliche Sklaven herab, und wollte von der ganzen Erde gefürchtet und angebetet seyn. Alidia, und ihre Speichellecker umringten ihn stäts, verscheuchten seine patriotischen Räthe, und Freunde, und verdrängten alle treuen Diener des Vaterlands. Fremdlinge flößten in sein Herz Grundsätze einer schwarzen Politik, die alles gewaltsam zertrat, und alles hungrig verschlang. Das arme Volk fühlte die eiserne Ruthe des despotischen Eigendünkels eines Tyrannen. Alidia war alles in allem. Sie schlich sich so in sein Herz, daß er beschloß sie zur Königin zu erheben. Alle Feste des Hofes wurden ihr mit schwelgerischem Aufwande gefeyert, und alles staunte die glänzende Sonne an, die an der Seite Eduards glänzte.

Pantomime

Ein offener Gartensaal
Der König, viele Höflinge, Damen, Ankart der Finanzminister, und hernach Losin

Viele Damen und Kavaliere sitzen beym Frühstück. Der König geht auf und ab, und liest in einem Briefe, lächelt, hält die Hand auf die Stirne und denkt nach. Er blickt auf einen andern Brief, fährt freudig auf, und erblickt seinen Finanzminister, der sich nur beugt, und ihn nicht stöhren will. Der König nimmt einen Schwamm, läßt ihn wohl anschwellen, indem er zu allen Springquellen eilet, und dann drückt er den Schwamm auf einem Waschbecken, welches er in einen Schrank stellt. Ankart bemerkt alle Geberden, neigt sich, und geht. Der König liest weiter. Losin trit auf, will wegen gegenwärtiger Gesellschaft wieder abtreten. Der König winkt ihm, führt ihn zur Gartenebne, und haut mit einem Stäbchen alle Mohnköpfe von den Blumenbeeten ab. Losin überlegt diese Handlung ein wenig, verbeugt sich ehrfurchtsvoll, und eilt fort, bringt eine Schrift, Wachs und Licht. Der König drückt sein Siegel auf, und Losin nimmt Abschied. Die Gegenwärtigen staunen über die Räthsel, und über die Art des Königs seine geheimen Befehle zu ertheilen. Der König kehrt freudig zur Gesellschaft16.

Scene

(Der Narr kommt mit einer Rolle und singt.)

Beliam.

 
Dieß wird getauft:
Etwas zum Lachen,
In Ehesachen,
Menschen zu machen,
In allen Sprachen,
Heysa! Wer kauft?
 

(Der Narr hat ein Kleid, welches wie eine Landcharte mit allen Ländern bemahlt ist. Eduard betrachtet ihn.)

Beliam. Sieh! Ich bin ein neuer Atlas! Ich trage die ganze Welt. Wenn du mich siehst, hast du alle Königreiche vor Augen. An der Brust trage ich deine Erbländer, und am Rücken die Staaten deiner Nachbarn.

Zeitungsblatt

Hoffeyerlichkeiten. Den zehnten April gab der König ein Universalfeuerwerk, wobey sieben Städte abgebrannt wurden.

Man warf sechshundertpfündige Raketen nach der neuesten Erfindung, und ist nie ein Schauspiel von der Gattung mit mehr Pracht und Aufwand erschienen. Der Herr Feldzeugmeister Attika entzündete dieses künstliche Feuerwerk. Bey der Verzierung erschien in vollem Feuer das Emblema: Et lux perpetua luceat eis! Seine Majestät geruhten über diese sinnreiche Erfindung Seiner hochfürstlichen Durchlaucht des Herrn Feldmarschall Murrat den allerhöchsten Beyfall zu äussern.

Den zwanzigsten erlustigten sich Seine Majestät mit einer wohlgeordneten Menschenjagd. Hunderttausend Kuppelhunde jagten das Wild auf. Es ward auf beiden Seiten viel Blut vergossen. Nach dieser kleinen Leibesbewegung hat Seine Majestät einen besondern Hunger zu verspüren geruht, und Allerhöchstdieselbe würdigten sich beym Nachtmahle ein allerunterthänigstes Rebhuhn zur Freude aller anwesenden hohen Gäste allergnädigst zu verdauen.

Da der Herr Erzbischof in diesen kriegerischen Zeitläuften den König allerehrerbietigst befragte, ob nicht Betstunden anzuordnen wären, weil die Unterthanen kein Brod haben; so hat unser allergnädigster Landesvater das allerhöchste Placet ertheilet: Beten und Fasten –

Man will wissen, daß wichtige Plane im Kabinet entworfen werden. Laut sichern Nachrichten wird am Frieden thätig gearbeitet.

Pasquil

An der Pforte des königlichen Pallastes erschien ein Gemälde. Eduard trug auf seinem Rücken die Weltkugel, und eilte mit hastigen Schritten. Dieses Sinnbild führte diese satyrische Aufschrift.

 
 
O Weiber, schwächet doch den kühnen Riesensohn,
Sonst trägt er uns und Euch in seiner Welt davon!
 
16Dem Finanzminister gab der König Befehl seine Pächter bereichern zu lassen, und ihnen hernach den Ueberfluß abzunehmen. Dem Losin ertheilte er Vollmacht in den Städten, die sich seinem Schutze vertrauten, alle Große zu erniedern, und also das Volk zu bejochen. Es liegt oft viel Beredsamkeit im Geberdenspiele.