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Der Eroberer

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Scene

(Eine gebirgichte Waldgegend. Eine Zigeunerbande bereitet ihr Lager. Die ältern Weiber und Männer sind mit verschiedenen häuslichen Verrichtungen beschäftiget. Einige bereiten die Zelter; andre kochen und braten. Die jungen Burschen und Mädchen singen und tanzen; andere spielen mit ihren Instrumenten. Eduard mit seinem Jagdgefolge erscheint. Die Zigeuner begrüssen ihn. Didia ein artiges Zigeunermächen erscheinet an der Spitze.)

Edu. Welche Fröhlichkeit herrscht unter diesem armen Volke! – Wie heissest du junges Mädchen?

Didia. Mein Vater gab mir den Namen Didia. Ich will Dir weissagen aus deinen Gesichtszügen, aus deiner Hand, und aus deinen Träumen.

Edu. Verstehst du auch den Sinn der Träume? – Du erinnerst mich auf einen seltnen Morgentraum, er ist wunderbar. Hör:

Traum

 
Aus einer Höhle trat ein Löwe stolz hervor;
Ihm huldigten mit Zittern alle Thiere;
Er neigte königlich sein Ohr,
Und hörte gütig ihre Schwüre.
Gäh zeigte sich in Wolken eine Hand,
Die warf ihm Lorbeern zu, und goldne Kronen,
Die Tapferkeit des Löwens zu belohnen.
Als die Wohlthäterinn verschwand,
Schwang sich ein Adler stolz aus einem Neste,
Das in der Löwenhöhle stand.
Er übereilte rasch die Wipfeln aller Aeste,
Nahm alle Kronen mit, und flog in stolzer Ruh
Der Sonne majestätisch zu.
Der Löwe lag indeß entkräftet auf der Erde,
Und traurig schien mir seine Heerde.
 

Was däucht dir von diesem wunderbaren Traume? Du denkst nach? – Du scheinst verlegen? – Nun kleine Hexe –

Did. Der Sinn deines Traumes ist sonnenklar!

Edu. Du machst mich neugierig kleine Schwätzerinn –

Did. Hör die Erklärung:

(Sie singt.)

 
Dein Heldenhaupt umgiebt so manche Krone;
Doch keine lässest Du zur Erbschaft einem Sohne.
Aus deinem Stamme sproßt ein edler Zweig hervor,
Der trägt als Baum die Wipfel hoch empor.
Sey gütig Fürst, denn du betrübst viel Mütter!
Du bist den Königen zur Last,
Und in der Welt ein böser Gast.
Viel Feinde hassen dich, und du schenkst deine Güter,
Dem Feinde, den dein Herz am meisten haßt.
 

Edu. Geh! Du bist eine Lügnerinn!

Did. Die Zeit wird mich rechtfertigen!

Edu. Da nimm diesen Ring! Trag ihn zu meinem Angedenken! Besuch meinen Hof, und ich will dir und den Deinigen wohl gewogen seyn. Diesen Beutel schenk ich deinen Brüdern und Schwestern. Lebt wohl! – Ein wunderbares Volk! Die artige Sibylla!

Moralische Erzählung

Voll Verdruß über die Welt legte sich Isidor in das duftende Gras unter dem Schatten wohlthätiger Eichen. Komm süsser Schlaf, rief er, du einziger Freund der Armen, laß mich die Erde und ihre Narren vergessen! – Izt hört er im nahen Gebüsche ein Geräusch; er horcht, und sieht seinen Neffen mit einer Pistole sich nähern. Der Jüngling sprach mit sich selbst; seine verstöhrte Miene, die gebrochenen Seufzer, die Thränen im Auge, die wilden Geberden machten den alten Edelmann aufmerksam. Rosalia wird mir geraubt! Ich muß sterben! So schluchzte der junge Lindor, es ist für mich kein Trost mehr; von einem Landmanne verachtet, mißhandelt zu seyn; das thut weh! Da bin ich Auswürfling des Schicksals! Wo soll ich als Bettler Hülfe suchen? Selbst meine edle Geburt wird mir zum Fluch! Ich will sterben! – Lebwohl Rosalia! – Halt ein! Rief hastig sein Onkel, indem er aufsprang, und sich der Pistole bemächtigte, die er in die Luft schoß. Thor, was willst du thun? sterben, wegen einer verliebten Grille sterben? – Faß Muth Junge! Wenn oft die Noth am äussersten ist, lächelt uns Hülfe. Man muß nie verzweifeln; sieh mich an! – Ich bin ein alter Schildknappe, mich hat das Schicksal durch die Spießruthen des Elendes gejaget; mein Herz ist morsch von den Streichen des Jammers! – Setze dich zu mir in das Gras, erzähle mir deine Umstände, vielleicht kann ich dir helfen.

Sie setzten sich, und Lindor begann. Ach! mein theurer Onkel, ich bin sehr unglücklich! Soll ein Bettler wie ich ein zärtliches Herz haben? – Und doch habe ich es wider meinen Willen. Ich liebe Rosalia die Tochter des reichen Jonas. Sie liebt mich wieder. Ich kann ohne sie nicht leben. Wir hielten lange Zeit unsere zärtliche Liebe geheim, allein der alte Bauer beschlich uns; ich warf mich zu seinen Füssen, ich beschwur ihn bey allem, was heilig ist; aber ich sprach zu einem Felsen. Jüngling, du bist ein Bettler, ein Taugenichts ohne Aussicht! Und was noch mehr ist, ein Edelmann! – Meine Tochter soll einen wackern Landmann heurathen, der Brod verdienen kann, und hiemit ist der Handel entschieden! Ein Mann wie ich spricht nur zwey Worte. Meine Tochter ist schon verheissen. Geh Junge, such Kriegsdienste, wo man Edelleute braucht; auf meinen Feldern arbeiten fleißige Landburschen. So rief Jonas trotzig, nahm seine zitternde Tochter zörnend bey der Hand, und ließ mich wie eine Bildsäule stehen. Wäre er nicht Rosaliens Vater, bey Gott! – Aber eine sanfte Thräne von ihr, ein bittlicher Blick schmelzt meine Rache nieder! – O mein Onkel, für mich ist kein Trost!

Der Onkel sprang auf. Ich will für dich etwas wagen, was ich für mich selbst nicht thun würde. Wir sind arm, es ist wahr; aber wir haben alte gerechte Ansprüche bey Hofe. Mein Vetter hat dem Könige wichtige Summen vorgeschossen; ich habe die Schuldbriefe; ich will dem Könige die billige Foderung erlassen, um für Dich einen Dienst zu erhalten. Dann wollen wir sehen, was der stolze Bauer an Dir zu tadeln findet. Laß nur mich gehn, ich bin ein Kerl, der Gehirne im Kopfe hat! Sey ruhig, bis ich wieder komme! Willst du? – Küß mich guter Neffe, du sollst glücklich seyn! – Wein nicht, leb für Rosalien! – Meine zitternde Hand schreibt sehr unleserlich, Bursche, du schreibst schön, ich will dir die Bittschrift an den König in die Feder sagen. Sie soll kurz; aber kräftig seyn! – Eure Majestät, sollst Du schreiben, ich bin Isidor, ein alter Invalide, ich habe dreyßig Jahre als ein ehrlicher treuer Soldat gedient! – Das mußt du groß schreiben! – Ich habe einen Neffen, der gut gewachsen ist, der Mutterwitz besitzt, und den ich erzogen habe, weil sein Vater ein tapferer Biedermann auf dem Bette der Ehre gestorben ist; – Ich bitte Eure Majestät für diesen hofnungsvollen Burschen um ein Aemtchen, damit er ein hübsches Mädchen heurathen kann, das er liebt, und das ihn wieder liebt. – Ich erlasse Eurer Majestät aus Erkenntlichkeit die alte Foderung von zweymalhunderttausend Gulden – (Ein hübsches Geld!) die mein reicher Vetter dem Staat in bedrängten Zeiten vorstreckte; – Ich, wünsche Eurer Majestät tausend Segen! – Das schreib Junge, und du bist ein gemachter Mann! – Gelt soviel Verstand hast du in diesem alten Schedel nicht gesucht? Ich bin ein Teufelskerl; für andere kann ich alles; aber für mich selbst bin ich stumm wie ein Stock! – Ich weiß nicht, ich bin gleich ein anderer Kerl, wenn ich für meinen Nächsten arbeite. Geschwind Neffe, die Schrift, und dann nach Hofe!

Der alte Edelmann mit seiner Schrift und mit tausend Hofnungen beladen eilte in die Residenz. Die Städter gafften ihn überall an, und lachten über den Schnitt seines Kleides. Die Jungen liefen ihm nach. Er gieng kaltblütig seinen Schritt weiter, und näherte endlich den königlichen Gemächern. Niemand hört den alten Haudegen; die Wachen verspotten ihn. So sind die Menschen, seufzt er. Mein Herr ich wünschte – Ha, wie der Kerl lauft! – Aber sie mein Herr – Eure Gnaden! – Nur ein Wort – Bin ich denn eine Meerkatze? – Blitz und Donner! Die stolzen Buben! Das sind ja keine Menschen, das sind ächte Waldteufel! – So murmelte er unter den Zähnen, als ein Jagdhund durch die Gemächer lief, und sich ihm freundlich näherte. Komm her du liebes Thier! Du beschämest die Menschen, du würdigest einen armen Fremdling deines Blickes! – Er streichelt den Hund, dieser wird dreister, er beriecht die Säcke, die vermuthlich mit einem kalten Braten beschwert waren, er hascht spielend im Hut die Bittschrift, und eilt wie der Blitz davon. Der Edelmann folgt hastig mit bangem Geschrey; aber die Wachen stossen ihn zurück.

Die Bittschrift ist beym Henker! Rief der Edelmann; so gar die Hunde bey Hofe sind Spitzbuben! Was werde ich meinem armen Neffen sagen? Wer schreibt mir hier eine so kräftige Bittschrift? Verdammt! Ich muß wieder in das Dorf zurück. Auf dem Wege will ich einen Vorwand ersinnen.

Indeß eilte der Hund mit seinem Papiere gerade in das Kabinet des Königs, und legte es nach seiner Gewohnheit vor seine Füsse, denn Eduard beliebte oft mit ihm wegen seiner besondern Artigkeit zu scherzen. Eduard nimmt das Papier von der Erde, will es zusammenballen, beschaut es neugierig, und liest. Er schüttelt den Kopf über das seltne Begehren, und fragt die nächsten Höflinge um den Verfasser. Diese schweigen, und gestehen ihre Unwissenheit. Eine so ausserordentliche Bittschrift läßt mich ausserordentliche Menschen muthmassen, ruft der König, ich muß sie sehen! Der Ort und die Namen sind hier verzeichnet, wir machen einen Spatzierritt auf das Dorf!

Der Edelmann schlenderte noch griesgramend über den Zufall auf der Heerstrasse fort, und verwünschte sein Unglück, als der König nur von einem Höfling begleitet im gemeinsten Reutkleide sich ihm näherte, und um den nächsten Weg fragte, der zum Dorfe führte.

Der König. Mein Freund kennst du auch im Dorf einen gewissen Isidor?

Isid. Der bin ich!

Der König, (der ihn steif beschaut, und lächelt.) Du selbst? Wo warst Du mein Freund, wenn ich fragen darf?

Isid. Herr, ich war bey Hofe, wo Menschen und Thiere Spitzbuben sind! Ich wollte das Nest um viel Geld nicht wieder besuchen. Doch der König, der von allem nichts weiß, ist frey gesprochen.

 

Der König. Das ist schön gedacht! Dörfte ich wohl um eine Erzählung dieser Begebenheit bitten, vielleicht kann ich Dir Dienste leisten.

Der alte Edelmann erzählte alles mit einer naifen Aufrichtigkeit, die den König ergötzte, und er begehrte von ihm, er sollte ihn unverzüglich zum Hause des alten Jonas führen. Sie nähern sich allmählich dem Dorfe. Schon von ferne lauert auf einem Hügel Lindor auf seinem Stock gelehnt, und erwartet mit Sehnsucht den Onkel. Er erblickt ihn kaum, so fliegt er ihm mit zärtlicher Begierde entgegen, und ist voll Hofnung, weil er ihn mit Stadtleuten erscheinen sieht. Der Onkel, der noch ein bischen verlegen ist, winkt ihm nur, und sagt ihm einige Hofnungen zu. Der König beschaut mit Vergnügen den schönen Jüngling, und freut sich schon im Herzen über den Segen, den er bald über so würdige Geschöpfe ausgiessen wird.

Man nähert dem Hause des alten Jonas. Rosalchen ist die Erste, die den Fremden gastfreundlich entgegenhüpft. Sie war so schön wie ein Engel, nur eine schwermüthige Blässe betrübte ein wenig ihr reizendes Antlitz. Der König liebkosete dem Mädchen, das sanft erröthete, und ihrem Vater rief.

Der König. Herr Jonas willkommen! – Auf ein Wort im Vertrauen! – Ich komm vom Hofe, der König –

Jon. Unser König soll leben! – Bedarf Er Steuern? Er soll fodern, mein Gut steht zu seinem Dienste!

Der König. Meinen Dank in seinem Namen! – Du bist ein Biedermann!

Jon. He! Rosalchen, ein Glas Wein! – Von meinem Faß! – Nehmen sie Platz mein Herr! – Also was beliebt?

Der König. Der König befiehlt ihm seine Tochter dem jungen Lindor zu geben –

Jon. (springt auf) Der König befiehlt mir, meine Tochter dem Lindor zu geben? – Befiehlt? – Herr, da hat der König unrecht! – Ich bin Vater! – Des Herrn Gesundheit! – Trink der Herr! – Aber der König hat unrecht!

Der König. Herr Jonas, sein Wohlseyn! – Jungfer Rosalchen soll leben!

Jon. Schönen Dank! Aber der König hat unrecht, einem Vater zu befehlen! – Bey meiner Seele der König hat unrecht!

Der König. Mein lieber Jonas, bedenk dich wohl!

Jon. Was bedenken? der König hat unrecht! Das ist meine Tochter! Lindor ist ein Bettler, und der König hat unrecht!

Der König. Der König hat recht! Hör Vater Jonas: Der König ist dem jungen Lindor zweymalhunderttausend Gulden schuldig –

Jon. Ey möglich?

Der König. Der junge Edelmann war so großmüthig, dem König die Schuld zu schenken –

Jon. Er soll leben! – Izt hat er meine Gnade!

Der König. Der König kann von einem armen Unterthan das Geschenk nicht annehmen –

Jon. Was thut also der König? – Unter uns! – Trink der Herr!

Der König. Er läßt ihm das Kapital mit dem Interesse auszahlen, und schenkt ihm noch zur Belohnung für die treuen Dienste seiner Ahnen ein gutes Aemtchen. Dazu wünscht er also –

Jon. Schön! Sehr schön! Aber der König hat doch unrecht! Ich gebe meine Tochter keinem Edelmann, das habe ich geschworen. Ich bin ein Bauer, der König hat unrecht. (Er schlägt auf den Tisch).

Der König. Lieber Jonas, der König hat recht! – Der König hat dich in den Adelstand erhoben, befreyet dich von allen Steuern, und kann also deine Tochter als ein Fräulein unmöglich einem Bauer geben; er wählt diesen würdigen Edelmann, der König hat recht!

Jonas, (der sich staunend bedenkt.) Der König hat mich geadelt? – Mich?

Der König. Das ist gewiß! Es lebe der edle Jonas?

Jon. Meine Tochter wäre also ein Fräulein?

Der König. Wer sie nur ansieht, gesteht es. Sie ist ein Engel!

Jon. Nur noch eine Frage, wenn es erlaubt ist – Wer ist der Herr?

Der König. Ich bin der König!

Jonas (der den Hut vom Kopfe reißt, und ihm zu Füssen stürzt.) Eure Majestät izt habe ich unrecht!

Der König, (der ihn liebreich emporhebt.) Nein Jonas, du hast recht! Steh auf! Setze dich! – Ich komme nicht dich zu zwingen, du bist Vater, du kannst die Hand deiner Tochter verschenken, aber ich komme zu dir als ein Freund, dich zu bitten; sieh ein würdiger Jüngling liebt dein Kind, und dieses süsse Mädchen liebt ihn. Willst Du als Vater zwey verbundene Herzen trennen?

Jon. O Eure Majestät, ich habe nur Thränen zur Antwort! Ich habe unrecht, Eure Majestät haben allezeit recht! Segen auf Euch meine Kinder! O welch ein glücklicher Vater bin ich, da mein Landesfürst selbst mich würdiget, unter mein Strohdach einzutreten, und mich und meine Familie zu beglücken. He Rosalia!

Rosalia, Lindor, und Isidor schlichen zu. Andere, Landleute horchten neugierig, und der König verband die jungen Verliebten. Sie stürzten zu seinen Füssen, und die Segenswünsche tönten aus dieser glücklichen Hütte bis zum Throne.

Anekdote

Eduard liebte Salinien täglich mehr. Umsonst war seine angewandte Mühe, sie zu vergessen; umsonst wandte der bescheidene Alsin und seine schöne Tochter selbst alle Vorsicht an, die siegenden Reize bey allen Gelegenheiten dem Auge des gekrönten Liebhabers zu entziehen. Eduard liebte, und entschloß endlich nach langem Kampfe die Tugend dieses würdigen Ministers, und seiner Geliebten zu krönen, und seinen Thron mit diesem weiblichen Kleinod zu schmücken. Der ganze Hof rüstete sich bereits zu dieser Feyerlichkeit, und man erdachte ausserordentliche Feste. Unter andern Schauspielen erschien ein allegorischer Tanz.

Ballet

Die Scene ist eine gebirgigte Gegend mit Bäumen umgeben, in der Mitte eines Hügels raget über dem Tempel der Weisheit eine prächtige Sternwarte hervor. Beym goldenen Thore sitzt der Vorsteher, und begrüsset die ankommenden Weisen und Sternkündigen, welche mit Büchern und Ferngläsern belastet erscheinen. Sie drücken alle ihre Begierde aus, neue Entdeckungen zu machen, wodurch sie ihre Unsterblichkeit erreichen.

Izt erscheinen viele Weiber mit Büchern und Sehröhren, und wollen ganz dreist in den Tempel treten. Der Vorsteher erstaunt, und dräut den Verwegnen, die als profane Geschöpfe diese Freystäte der Weisheit entheiligen wollen. Er eilt zornig in den Pallast, und verriegelt die Thore. Umsonst flehen einige Mädchen eingelassen zu werden. Sie stehen alle beschämt und weinen.

Amor fliegt aus einer Silberwolke von Täubchen umflattert, und tröstet die betrübten Schönen, indem er ihnen einen Plan überreicht, wodurch er ihnen die nahe Zusammenkunft des Mars und der Venus eröfnet. Er pocht kühn an den Tempel, und fodert die stolzen Weisen zum gelehrten Streit auf. Sie erscheinen mit einem spöttischen Lächeln über den Knaben. Amor forscht um ihre neuen Entdeckungen, und sie gestehn ihre Unwissenheit. Izt zeigen die Mädchen ihren Plan mit siegreicher Zufriedenheit. Die Weisen erstaunen, und umarmen sie als gelehrte Schwestern die würdig sind, in ihre mystischen Kreise zu treten. Sie drücken alle ihre Freude über diese glückliche Vereinigung aus, und eilen auf die Sternwarte, diese wichtige Verheissung erfüllt zu sehen.

Die Gegend verwandelt sich in einen prächtigen Sternensaal. Der Abendstern und einige Planeten erscheinen in goldenen Kleidern, welche von Diamanten blitzen; sie versammeln die mindern Sterne, und rüsten sich zur feyerlichen Bewillkommung ihrer hohen Gäste. Mars erscheint endlich mit einem furchtbaren Kriegsgefolge: Venus von Grazien und Liebesgöttern umgaukelt begegnet ihm. Sie erblicken einander, erstaunen über ihre ausserordentliche Schönheit, sind von Freude hingerissen, und umarmen sich freundschaftlich. Sein kriegerisches Gefolg hält ihn zwar zurück; aber sie werden von Grazien entwaffnet, und sinken in die Arme der Huldgöttinnen. Amor erscheinet, und bindet mit duftenden Rosenketten die edlen Verliebten, und die bräutliche Vereinigung der Venus mit dem Mars giebt Anlaß zu einem feyerlichen Tanz. Mars und Venus drücken durch entzückte Geberden ihre zärtlichen Empfindungen aus, und alle Uebrigen ergiessen ihre Wollust in zierlichen Reihentänzen. Beide Gottheiten eilen zum Braut-Lager.

Plötzlich verschwindet die Gegend, und unter einem nächtlichen hellgestirnten Himmel erscheint auf der Erde eine glänzende Denksäule. Alle Sternkündigen, Männer und Weiber eilen herzu, und umgeben staunend die Pyramide; der Vorsteher schreibt mit goldenem Griffel die seltne Begebenheit in feurigen Zügen auf das Ehrenmaal. Amor erscheint, bringt das Bildniß Eduards, und Saliniens unter der Gestalt des Mars und der Venus, und hängt die Gemälde mit Lorbeern und Myrthenkränzen auf die Ehrensäule. Alle Gegenwärtigen stürzen zur Erde, und schliessen den Ballet mit einer Huldigung.

Allegorische Scene

Die Schönheit, Aglaja, Euphrosine, Thalia, und Amor

Die Schönh.

 
Wie, Schwestern, folgt ihr mir?
Entreißt Ihr Euch den mütterlichen Küssen;
Könnt Ihr wie ich den Götternektar missen?
 

Agla.

 
Wir leben nie getrennt von dir.
Doch theure Schönheit, ich erstaune,
Sprich welche seltne Laune
Des grossen Jupiters schließt Dich vom Himmel aus?
Verdient wohl eine Welt Dich zu besitzen?
Wo ist die Stadt, wo ist ein Haus,
Wo pranget ein Pallast auf edlen Marmorstützen,
Der Dir zum Obdach schiksam ist?
Wie selig ist der Ort, den deine Lippe grüßt!
 

Die Schönh.

 
Ich will nicht lange mehr um eine Herberg suchen.
Dieß kleine Dorf umringt von hohen Buchen,
Soll stäts mein Aufenthalt auf dieser Erde seyn.
 

Euph.

 
So willst Du Dich o Schwester von uns trennen?
Wähl einen Sitz, wo wir auch wohnen können.
Ich heisse nicht das Landvolk zu gemein;
Nie schlich der eitle Stolz in unsre Herzen;
Einst pflegten wir mit Schäfern froh zu scherzen;
Doch jene Zeiten sind nicht mehr.
Die Dorfmagd kennt nicht unsre Reize.
Jedoch die Städterinn sucht uns mit Geize.
In grossen Städten wohnt die Schönheit würdiger.
 

Thalia.

 
O Schwätzerinn, Du machst mich lachen.
Was sollen wir am faden Putztisch machen?
Das ist das Grab für alle Grazien,
Da würde man uns sterben sehn.
Jedoch Freund Amor kömmt; der wird die Wohnung wissen,
Die wir mit Anstand wählen müssen.
Laßt uns dem holden Gott entgegen gehn.
Wir wollen ihn recht schwesterlich begrüssen.
 

Amor.

 
Willkommen Grazien! Gewünscht besucht ihr mich!
Kann der galante Zevs Euch einen Tag entrathen?
Gewiß berauscht er sich
Heut mit Ambrosia bey einem kalten Braten.
Die Juno, die so oft Euch Schwesterchen beschlich,
Sah Euch vielleicht mit ihrem Gatten spielen;
Ihr fächelt oft bey Göttern Feuer an;
Der Donnerer pflegt selbst auf Euch zu schielen,
Und seine Majestät beliebt sich abzukühlen.
Der Zufall freuet mich; ich habe manchen Plan.
Beym Styx! Ihr kommet mir, als wäret Ihr gerufen.
Die Wohnung wähl ich Euch, so gut man wählen kann.
Sie ist bequem, und ohne hohe Stuffen,
Auch nicht zu groß, und nicht zu klein.
Das Aug Saliniens, das selbst die Götter schufen,
O Schönheit soll für Dich die schönste Wohnung seyn?
Da thronst Du königlich! Ihr weisser Busen
Ist schon der Sitz der edlen Musen:
Und die benachbarten und hübschen Gegenden
Sind für Euch theure Grazien!
So könnt Ihr stäts beysammen wohnen,
Und jeden, der mein Mädchen sieht, belohnen.
Mein Plan gefällt gewiß, weil wir Euch lächeln sehn.
Besucht Salinien, und machet eine Probe.
Auf ihrer Wange blüht unschuldige Natur.
Da findet Ihr von Schminke keine Spur,
Genug ist es, wenn ich der Liebesgott sie lobe.
Eilt theure Grazien, und ziehet siegreich ein,
In ihrem Herzen will ich euer Nachbar seyn!