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Der Eroberer

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Melodrama

(Eine Laube. Salinia sitzt bey einem Marmortischchen, stützt mit einer Hand ihr müdes Haupt, und hält mit der andern die Feder. Hernach Eduard.)

Salinia.

 
Wie feurig dieser Busen wallt!
Wie ist mein Geist entflammt, beflügelt!
Und doch scheint mir ein jeder Ausdruck kalt –
Nein dieser Brief wird nicht versiegelt!
 

(Sie zerreisst das Blatt und beginnt ein Neues.)

 
Wo ist die Flammenschrift,
Die meine heisse Liebe malet?
Wo ist ein Pinsel, der sich pralet,
Daß er das Ideal von meiner Sehnsucht trift? –
Wie feurig fliegt vom warmen Herzen
Oft der Gedanke bis zur Hand!
Wie frostig schildert sie, was ich empfand;
Wie unempfindlich lallt sie meine Liebesschmerzen!
 

(Sie wirft die Feder weg.)

 
Vergebens ist mein thätiges Bemühn;
Nur Sylben stehen hier, der Geist fliegt hin!
 

(Sie steht auf.)

 
O Eduard, ich will dir nicht die Glut beschreiben,
Sie soll geheimnißvoll in meinem Busen bleiben!
 

(Sie betrachtet sein Bild)

 
O Meisterstück der zaubernden Natur,
Wie reissest du mich hin in ein Entzücken!
Ein sanfter Blick auf dich kann mich beglücken;
In dir find ich der Grösse seltne Spur.
Welch stolzes Adleraug, und welche Götterstirne!
O schließt man auf das Herz vom fürstlichen Gehirne,
Wie muß es groß und edel seyn! –
Wie täuschend wiegt mich oft die süsse Hofnung ein,
Daß einst dein holder Blick mir lächelt! –
O Zephyr, der so sanft um meine Haare fächelt,
Eil, flüstre leis ihm meine Triebe zu,
Der Zeuge meiner Glut, mein Busenfreund bist du!
Sag, daß Salinia die reinste Flamme nähret;
Stillschweigend sich um seine Gunst bewirbt;
Daß sie die Nachtigall stäts neue Seufzer lehret,
Daß sie hinschmachtet, schweigt und stirbt –
Jedoch, warum soll mich die schönste Liebe tödten?
Ist nicht der Gegenstand ein Erdengott?
Warum soll ich beschämt erröthen?
Wo spricht ein dreister Mund mir Spott?
Von Eduard entflammt, wer wagt es mich zu höhnen?
So reine Liebe muß die Tugend selbsten krönen!
 

(Sie eilt fort, und zögert wieder)

 
Ich zeige dir mein Herz in seiner Unschuld bloß –
Sey stolz mein Geist, dein Freund denkt groß! –
Ach! Für mich viel zu groß! – Izt fliessen meine Thränen —
Der Abstand lockt mir Zähren ab.
Der stille Harm gräbt mir ein schwarzes Grab!
O der Gedanke macht die Hofnungen verschwinden!
Verlassen, einsam steh ich hier!
Wo soll ich Trost, und wo ein Labsal finden?
Auch nicht die Zukunft schmeichelt mir! –
O Liebe, doch kehr ich entzückt zu dir,
Denn du allein beherrschest grosse Seelen;
Selbst die Verzweiflung trennt uns nicht! –
Hör Eduard, was meine Lippe spricht:
Izt will ich mich mit dir vermählen! –
Dies sey mein Brautaltar!
 

(Sie setzt das Bild auf den Tisch)

 
Ihr Sterne hört! Euch ruf ich izt zu Zeugen!
Dich Laube, die so oft mein Lieblingstempel war;
Euch Aeste, die sich hold auf meine Scheitel neigen;
Euch Sänger, die ihr auch die stille Nacht
Mit warmer Zärtlichkeit durchwacht;
Dich blasser Mond, der mich so freundlich grüsset;
Euch Schatten, die ihr mich in eure Arme schliesset;
Ihr edlen Zeugen alle hört!
Was izt Salinia zum höchsten Himmel schwört:
Eh wird mein Geist dies Flammenherz verlassen:
Eh wird die Brust sich selbsten hassen:
Als meine Zärtlichkeit für Eduard sich schwächt!
Und wäre je mein Busen so vermessen,
Die frommen Schwüre zu vergessen;
So strafe mich der Gott, der Eide rächt!
Dir Eduard, will ich die ganze Liebe geben;
Dir schlägt allein mein Herz, dir will ich leben!
Wenn mich der erste Blick der Sonne früh begrüßt;
Und wenn der Abendstern die Tage schließt,
Will ich von dir erfüllt für dich die Stunden zählen;
Auch wenn die Nacht der Welt zum Schlummer winkt,
Soll nur dein Bild mein Herz beseelen.
Selbst wenn auf mich ein sanftes Träumchen sinkt,
Soll mich allein mein Eduard umschweben!
So will ich ganz allein dir athmen, hauchen, leben!
Ich bin mit dir vermählt! – Izt mag mein Vater dräun!
Izt mögen die Verwandten wüten,
Und ihre stolzen Plane brüten!
Ihr Freyer möget in Verzweiflung seyn!
Ich will mein Aug mit Worten nicht entweihn,
Die von profanen Flammen sprechen;
Fort Briefe, euer Stoff ist mir zu klein!
 

(Sie zerreißt alle Liebesbriefe)

 
Sieh Eduard, so will ich dich an ihnen rächen!
Mein Abgott, du allein bist warm geliebt;
Sieh wie Salinia dir stäts Beweise giebt.
Erkenne doch mit Dank die zarten Triebe;
Ich heische nichts von dir für so viel Liebe! –
Ein Blick auf dieses Bild soll die Belohnung seyn.
 

(Man hört in der Ferne ganz leise eine kriegerische Musik)

 
Ach Eduard, du wirst uns bald entrissen!
Bald werd ich dich vom Feind umringet wissen.
Du eilst zur Schlacht, wo dir so viel Gefahren dräun!
O flieh Geliebtester, die blutigen Trophäen!
Mein Geist begleitet dich in jede Schlacht.
Oft muß ich dich verwundet sehen;
Oft schließt dein Auge schon die schwarze Todesnacht;
Ich rufe ganz bethränt dem kühnen Mörder zu;
Ich will den raschen Dolch von deinem Nacken reissen!
O Eduard, wie hart bist du!
Soll ich Geliebter, dich nicht grausam heissen?
Da du mir immer Stoff zu neuen Thränen giebst,
Und dich mein theures Gut so wenig liebst?
Jedoch, wie kann ich mich gerecht beklagen?
Erst muß ich dir die warme Liebe sagen.
Vielleicht entwafnet dich mein zarter Blick –
Ich eile! – Ja, er soll die schönste Flamme wissen! –
Wo eilst du hin? – Halt ein! –
Du wirst verschmäht, verachtet seyn.
Soll wohl für dich sich Eduard entschliessen,
Den Lorbeer, den er liebt, zu missen?
Er, der die Liebe höhnt, der keiner Schönheit lacht,
Und selbsten mein Geschlecht, als schwach, verächtlich macht;
Der, wenn er nur auf stolzen Palmen thronet,
Die Zärtlichkeit und Seufzer nicht belohnet.
Was hilft es, wenn er auch die heisse Liebe weiß,
Verläßt er wohl für mich den Heldengleis? –
So lebe wohl! Zieh hin! – Nimm meinen Segen,
Der aus dem Herzen strömt!
O schone dich; sey nicht verwegen;
Schenk dich der Thräne Fürst, die meine Seufzer hemmt!
 

(Sie stürzt auf die Knie)

 
O Himmel, hör geneigt die fromme Bitte!
Dich fleh ich izt für ihn um Schutz und Güte;
Zähl meine Tage seinen bey;
Und heischt dein Wille sein Verderben,
So laß Salinia für ihren Gatten sterben,
Laß ihn für dieses Opfer frey! –
Geliebter Eduard, erblicktest du die Zähren,
Und möchtest du die Seufzer hören –
 

Eduard (in der Ferne)

 
Er hört den Wunsch, und liebet dich!
 

Salinia.

 
Wer spricht? – Wer kömmt? Mein Geist verwirret sich —
 

(Sie springt auf)

 
Jedoch wenn ich mich nicht mit Träumen täusche;
So hört ich hier ein flüchtiges Geräusche –
 

(Sie blickt schüchtern herum, geht zum Eingang der Laube. Eduard schleicht durch das Gebüsch, ergreift das Bildniß, besieht es beym Monde, und stürzt Salinien zu Füssen, welche auf einen Rasensitz sinkt.)

Eduard.

 
Du liebest mich! Ich bin entzückt, berauscht!
Vergieb, ich habe dich von ungefähr belauscht.
Die Gegenwart soll dich nicht in Verwirrung setzen.
Ich wollte mich von deinem Vater letzen.
Ich wählte mir die stillen Schatten aus,
Und bey der Dämmerung beschlich ich dieses Haus.
Ich wollte dich und ihn mit regem Danke segnen,
Und zitterte dem Blick der Gottheit zu begegnen,
Die dieses Herz allein besiegt –
Verschmähe nicht den Freund, der dir zu Füssen liegt –
 

Salinia.

 
Du liebst mich Eduard? – Ich fühle mich getrieben —
Mein Blick verräth das Herz – O Theurer, laß uns lieben!
Sieh, wie mein Busen dir entzückt entgegen wallt! –
Jedoch entreiß dich mir! – Die Kriegstrompete schallt! –
Ich höre meinen Vater kommen! –
Lebwohl!
 

Eduard.

 
Den ersten Kuß! – Der Abschied ist genommen!
Ich eile hin, und ärndte Lorbeern ein,
Bald will ich sie zu deinen Füssen streun!
 

(Sie umarmen sich, und trennen sich gewaltsam.)

Scene

Ein Holweg. Eduard zu Pferde in einem schlechten Reutrock. Ein Fuhrmann

Edu. Wohin mein Freund?

Fuhrm. Gerade zum Maul!

Edu. Ist weit dahin?

Fuhrm. Zwey volle Stunden.

Edu. Was ist dein Amt?

Fuhrm. Ich muß Riesen füttern!

Edu. Du sprichst lauter Räthsel –

 

Fuhrm. Ich meyne das Kriegsheer. Aber zum Henker! Mit meinem Geschwätze wählte ich eine falsche Strasse. Meine Kameraden sind dort auf dem Seitenwege.

Edu. Ich will dir aus dem Holwege heraushelfen.

Fuhrm. Dank Herr! – Ich bin nicht sicher vor feindlichen Haufen.

Edu. Was sagt man von König Eduard?

Fuhrm. O das ist ein Teufelskerl! Wenn er mich hier findet; so läßt Er mich und meine Mitknechte hängen.

Edu. Izt fahr zu! Wenn du zum Lager kömmst, grüße die Soldaten, und sag: Eduard der Teufelskerl hat dir aus dem Holwege geholfen, und schickt dich und deine Kameraden mit einem Frühstück zu ihnen! Leb wohl.

(Eduard reitet zu seinem Gefolge, und der Kutscher treibt ängstlich seine Pferde an.)

Scene

Ein Saal bey Hofe. König Willhelm, der Leibarzt, ein Bothe, hernach der Barbier und einige Räthe

(Der König liegt auf einem Sopha, hat beyde Füsse in Verbänden, und zerreißt wütend ein Papier.)

Willh. Verdorren soll die Hand, die dieses schrieb! – Der Feind an meiner Gränze! Hölle und Teufel! Was machen meine Statthalter?

Der Arzt. Eurer Majestät theure Gesundheit – Der Puls —

Willh. Ich möchte Sie einen Esel heissen! Mit ihrem verwünschten Puls! – Die Feinde sind also vorgerukt?

Bothe. Vorgerukt —

Willh. Haben die Provinzen meiner Nachbarn erobert? —

Bothe. Erobert —

Willh. Werfet den Echo zur Thüre hinaus! Kann der Schurke nur nachplaudern? – Papagey red anders! Bursche lüge mir vor!

Der Bothe. Der junge König ist ein Strom, der alles nieder reißt –

Willh. Der Kopf dieses gekrönten Buben macht mir mehr Unruhe als meine zwey Füsse voll Podagra! – Aber ich bin geheilt. Ich will ihn ausfordern! – Weg verdammte Verbände! – Ich bin gesund wie ein Hirsch! – Meine Waffen! – Sattelt mein Reutpferd! – Er thürmet Sieg auf Sieg, und ich alte Memme liege hier im Schatten einer Apotheke – Ich bin wieder jugendlich! (Er spiegelt sich und reibt das Kinn.) Nur der graue Bart verräth mich! – Man muß die dürren Stoppeln wegmähen! – Wo ist mein Barbier? – Herein! Geschwind! (Er setzt sich) Eile!

(Der Barbier ergreift seinen Arm.)

Willh. Was will der Narr?

Barbier. Eine Aderlässe –

Willh. Dummkopf, den Bart weg, oder dein Kopf fliegt! – Ich will selbst Adern öffnen, meine Feinde sollen bluten!

(Der Barbier seifet ihn ein, wird plötzlich tiefsinnig, und eilt hastig fort, indem er das Messer zu Boden wirft.)

Willh. Mach doch geschwind! Ich muß in den Kriegsrath! – Mord und Tod! Daß auch die Könige mit solchen Kleinigkeiten goldne Minuten verlieren! – Bursche, du stiehlst mir kostbare Augenblicke! – Die Feinde rücken vor! – Wo eilt der Narr hin? Daß dich die Pest! – Holt den Thoren zurück! – Warum läuft der Schlingel?

(Der Barbier kehrt zitternd wieder, und wirft sich den König zu Füssen.)

Willh. Was machst du?

Barbier. Eure Majestät, ich habe durch meine Flucht ihr Durchlauchtiges Leben gerettet –

Willh. Welch ein Anschlag? – Verrätherey! Mörder sprich —

Barbier. Da ich die Kehle unter dem Messer hatte, gab mir Satan den Gedanken ein: Mach einen Schnitt, so rettest du viele tausend Leben! Die Versuchung war so stark, daß ich davon lief, um nicht zu fallen –

Willh. Steh auf! Ich danke dir mein Freund! Du hast mir das Leben geschenkt! Dein Glück ist gemacht. Du solt königlich belohnt werden. Du hast dem Teufel einen Streich gespielt! – Aber scheeren sollst du mich nicht mehr. Ich liebe nicht politische Kannengiesser! (Zu den Räthen) Was denken Sie meine Herren von den kriegerischen Zeitläuften?

Ein Rath. Könnte nicht Friede –

Willh. Verdammt seyd ihr und euer Steckenpferd der Friede! – Ich sollte den gekrönten Jüngling vom Schlachtfeld mit Lorbeern ziehen lassen? – Nein! Da steht noch eine alte trotzige Säule, die sie sich ihm entgegenstemmet. Junge, der morsche Podagrist soll dich zittern machen! – Sie meine friedsamen Herren Räthe legen sich indeß in meine Flaumfedern, und pflegen Sie mit Beystand meines geschäftigen Leibarztes mein hartnäckiges Podagra; ich will indeß den Harnisch ergreifen, und König seyn! – Wir wollen heut noch im Schlachtfelde tanzen! – O daß ich dreyßig, nur zwanzig Jahre zurückrufen könnte, ich wollte dem jungen Adler die Flügel verschneiden! – Fort Wünsche! So wie wir sind, müssen wir die Stirnen messen! –

(Er eilt fort. Alle folgen.)

Elegie
Salinia an Eduard

 
Eilet ihr Blätter, ihr redenden Zeugen der zärtlichsten Thränen,
Bringt dem Geliebten den Gruß, und mein Lebewohl zu;
Denn mein trauriges Leben nähert sich hastig dem Tode,
Weil ich verlassen, verschmäht, und beleidiget bin.
Ach! Ich werde wie Träume vergessen! Wo sind die Beweise,
Daß mir Eduard lebt, daß er mich schätzet, und liebt?
Wie ein Ikarus stürz ich herab mit schmelzenden Flügeln,
Soll ich mir Mitleid erflehn? Welches Donnerwort! Flehn!
Einst war es Gnade, mich lieben zu lassen; izt bin ich verachtet!
Dieser Gedanke zernagt mein verwundetes Herz.
Aber wenn er mich liebte, wenn etwa nur grosse Geschäfte,
Eine Krankheit, Gefahr, vielleicht der schreckliche Tod –
O ich sinke zu Boden! Die schwärzesten Ahnungen stürmen
In der bebenden Brust! – Ja, mein Eduard stirbt!
Izt hab ich die Ursach von seinem Stillschweigen ergründet;
Welcher neue Verlust presset die Thränen mir aus!
Wie die rasenden Winde die schwankenden Schiffe bekriegen,
So bin ich ewig von Furcht und von Zweifeln bestürmt.
Diese Bilder verfolgen mich immer vom Morgen zum Abend.
Sie sind ewig bey mir, und verschonen mich nie,
Wenn ich beym Monde die stillesten Schatten mit Seufzen durchirre,
Schenk ich der vorigen Zeit einen verstohlenen Blick,
Und dann schleichen die süssen Gemälde der seligsten Tage,
Die mir die Zärtlichkeit gab, täuschend und liebreich zurück.
Aber plötzlich verscheuchet das Schrecken die reizenden Träume.
Schwarze Scenen der Angst schwärmen wie Geister um mich.
Jeder Gegenstand ändert izt seine Natur, und seine Gestalten.
Der sanftfliessende Strom rauschet wie Meere vorbey;
Der abkühlende Zephir wird ein wildheulender Nordwind,
Und der Nachtigall Lied scheint mir ein Leichengesang.
Das sonst so leise Gezische der Blätter ist Donnergebrülle;
Und das duftende Gras däucht mir ein glüender Sand.
O kehr wieder Du Sonne, die alles dem Auge verschönert!
Komm mein Geliebter zurück, schenk den Gefilden den Schmuck!
Liebe bevölkert die Wüsten, und schafft aus der Hölle den Himmel.
Wie nach dem Winter die Erd um den Frühling sich sehnt;
Wie die Mutter den Sohn von fernen Gestaden erwartet;
So ruft mein klagender Mund meinem Eduard zu.
Bothe des Himmels, du bringst mir das Leben! So lebt mein Geliebter?
Lebt, und liebet mich noch! So schreibt die göttliche Hand.
Dank für das Labsal, und Segen und Liebe für alle Geschenke!
Immer Geschenke? Mein Freund, was sind Gaben für mich?
Hat je die Grösse, der Reichthum den liebenden Busen bestochen?
Nimm die glänzende Welt; aber schenk dich mir selbst!
Liebliche Worte, verstohlne Seufzer, sanftlächelnde Blicke
Sind ein Göttergeschenk für mein zärtliches Herz.
Aber ich spreche von Liebe, von Liebe mit einem Monarchen,
Dem die Begierde nach Ruhm keinen Augenblick läßt.
Immer von Schlachten zu tödtenden Schlachten, von Siegen zu Siegen
Schleppet der Ehrgeitz Dich fort! – Deine Salinia weint,
Lebet die traurigsten Stunden, und zittert der Nachricht entgegen
Daß ihr Leben, ihr Licht dort auf dem Kampfplatz verlischt.
Wie oft reissest du die Einbildungskraft deiner Geliebten
Auf das schreckliche Feld, wo die Donner dir dräun;
Wo so viel mördrische Dolche zu deinem Verderben sich rüsten;
Wie oft sterb ich in Dir; wie oft tödtest du mich!
Wie lang ärndest du Lorbeern, wie viel erbeutest du Kronen?
O ein Myrthenkranz wiegt blutige Palmen hinab!
Du bist izt Held, und Sieger; o setze dem Ruhme die Schranken!
Wisse, dann jauchzt dir die Welt, wenn dich Salinia küßt.
Schenk der Erde den Frieden, den weinenden Bürgern den Vater;
Schenk den Freunden den Freund, und der Geliebten dein Herz.
 

Geschichte

Grosse Begebenheiten, welche das Wohl ganzer Staaten entscheiden, müssen die Seele der Geschichte seyn. Der Geschichtschreiber überläßt einzelne Thaten dem Biographen, und beschäftiget sich nur, der Nachwelt die Triebfedern zu zeigen, welche mächtige Reiche in Bewegung setzen, und neue Epochen hervorbringen. Er schildert den Geist ganzer Nazionen, und entwirft die wichtigen Charaktere jener Könige, die durch ausserordentliche Thaten den ganzen Kloß der Erde in Bewegung bringen und umbilden. So waren die Epochen Alexanders, Augusts, der Mediceer, Ludwigs, und anderer Fürsten, unter deren Herrschaft die Welt eine neue Gestalt erhielt.

Eduard begann seine Regierung. Die Thätigkeit in den Geschäften, die Standhaftigkeit in den Gefahren, und der Fleiß in Ausführung seiner Plane brachte in wenig Jahren ausserordentliche Wirkungen hervor. Er rief den Adel, der unthätig und despotisch in den Ritterschlössern das Volk unterdrückte, an seinen Hof. Er machte den Ackerbau, und Handel blühend. Freyheit und Glückseligkeit ergoß sich über seine Unterthanen. So ein gewünschter Erfolg erregte den Neid seiner Nachbarn. Selbst seine Bundesgenossen und Freunde zitterten vor diesem kühnen Adler, und suchten frühzeitig seinen Flug zu hemmen.

König Willhelm sein gefährlichster Nachbar, und geschworner Feind seines Vaters, mit dem er beständig im Kriege verwickelt war, und der den Sohn noch mehr als den Vater haßte, weil er ihn als einen Rächer der verübten Räubereyen ansah, suchte die Zahl der Freunde Eduards durch Ränke zu schwächen, und die Zahl seiner Feinde von allen Seiten zu vermehren.

Willhelm war ein kriegerischer Fürst, kühn, hastig, feurig, oft unüberlegt, und unglücklich. Sein Charakter war hart, und unbeugsam; er sezte für unmögliche Entwürfe oft das Wohl seiner Länder auf das Spiel, und wagte sich unter ihren Ruinen zu begraben. Er war schlau in seinen Anschlägen, treulos in seinen Bündnissen. Seine schwarze Politik bestand aus gewaltsamen Grundsätzen, welche die Menschlichkeit empören. Er kannte kein Völkerrecht; der Eigennutz war sein einziges Gesetz, und sein Wille entschied. Er hatte sich nur durch ungerechte Kriege bereichert, und vergrössert. Da er sich selbst zu schwach fand, den mächtigen Eduard zu bekriegen; so suchte er Helfer, und wiegelte alle benachbarte Mächte auf. Er fand bald geneigte Ohren.

König Philipp, ein junger Prinz, hatte seit zwey Jahren die Herrschaft selbst übernommen. Er haßte in seinem Reiche alle diejenigen, deren Ansehen älter als seine Regierung war. Er hatte mit Sehnsucht auf den Tod seines Vaters gewartet, der seine thörichten Rathschläge, die meistens in jugendliche Chimären ausarteten, weislich verwarf, und dadurch in das Herz dieses feurigen Jünglings einen so eingewurzelten Groll pflanzte, den nichts mehr ausrotten konnte. Er entehrte noch im Grabe die ehrwürdige Asche seines Vaters durch unüberlegten und schändlichen Spott, und suchte das verehrungswürdige Gedächtniß eines geliebten Monarchen zu vertilgen, der in den Herzen aller Unterthanen und Patrioten lebte. Er verfolgte, da er das Ruder ergrif, alle getreue Diener seines Vaters, er stürzte die Günstlinge, entwürdete die Beamten, und verabscheute sogar die Palläste, die einst der Lieblingsaufenthalt seines Vaters waren. Sobald er seinem Reiche eine andere Gestalt gegeben hatte, das heißt alles verwirrte, überließ er sich stolz als ein Verbesserer einem weichlichen Leben, das seine Jugend entweder mit einem übereilten Alter, wo nicht gar mit einem frühen Tode bedrohte. Bey diesem betäubten Wollüstling fand der kriegerische Willhelm durch scheinbare Gründe gewünschtes Gehör, denn Philipp haßte die Tugenden Eduards. Kleine Republiken, und mindere Fürsten ketteten sich allmählich an diese tongebenden Könige, und der Untergang Eduards war beschlossen. Aber das Schicksal rüstete diese Wetterwolken, damit Eduard wie eine Sonne desto heller glänzte. Der junge Löwe bot allen Feinden seine muthigen Klauen. Er hörte die Gefahren, und stand entschlossen im vollen Kriegsrath auf. Meine Freunde, rief er, wir müssen die Länder nicht nur von der Mühseligkeit sondern auch von der Furcht der Gefahren befreyen. Sehet unsere Feinde dräuen trotzig an der Gränze. Es werden die Heerden furchtsam verlassen; die Weiden sind öde, die Ackerpflege wird venachläßiget; die Schifffahrt der Kaufleute ruht. Der Staat verliert durch den Schrecken des Krieges seine Einkünfte. Lasset uns eilen, diesem Uebel zu steuren; suchen wir die Feinde in ihrem Lande!

 

Er flog an die Gränze, und stand mit furchtbarem Heere vor dem Antlitz der Feinde, ehe sie wusten, daß er ausgezogen war. Er nüzte die erste Betäubung. Er griff hastig an. Er war Zeuge der Thaten seiner Krieger. Er eilte durch die Reihen, munterte auf, führte an, kam zu Hülfe, wo seine Haufen wankten. Er war Feldherr und Krieger. Er wechselte die ermüdeten Geschwader. Er war wie ein Blitz. Willhelm wich, und verwünschte sein widriges Schicksal. Philipp war auf das Haupt geschlagen, und nahm eine schändliche Flucht. Eduard stand als Sieger auf der blutigen Wahlstatt, und erbeutete ein reiches Lager. Der Ueberwinder eilte unter dem Zuruf eines jauchzenden Heeres von Stadt zu Stadt. Viele sandten ihm die Schlüssel entgegen; andere wurden mit stürmender Hand erobert. Welche glänzenden Tage für einen jungen König, den seine Unterthanen anbeteten, seine Bundesgenossen bewunderten, und seine Feinde fürchteten. Eduard ward nicht stolz und übermüthig gemacht, er bot selbst der erste seinen besiegten Feinden den Frieden unter solchen Bedingnissen an, die jeder anderer als Willhelm mit Freuden angenommen hätte.

Willhelm wich nicht. Er sammelte die letzten Kräfte; er verschanzte sein Lager, und schmiedete heimliche Ränke. Allein vergebens waren seine giftigen Anschläge. Eduard schrieb bald seinen Feinden Gesetze vor, und setzte durch seine glücklichen Unternehmungen alles in Erstaunung. Er überraschte das verschanzte Lager. Die kühnen Krieger erkletterten siegreich die Anhöhen, und verbreiteten Schrecken und Verwirrung unter den feindlichen Geschwadern. Alles wich der Tapferkeit des unüberwindlichen Eduards. Sein Geist schien in alle Herzen vertheilet. Das Treffen war anfangs mehr blutig als entscheidend. Willhelm focht als ein Verzweifelter. Er bot allen seinen Kräften auf. Er sammelte den Kern seiner Krieger; er überfiel seinen Gegner. Er war so glücklich die tapfersten Schaaren zu Boden zu schleudern. Ein unglücklicher Sturz des Pferdes brachte den fechtenden Eduard in Lebensgefahr; aber Prinz Sigismund der Sohn seiner Schwester, ein hofnungsvoller Jüngling, der die königliche Leibwache führte, stürzte herzu. Er machte sich selbst zur Brustwehr des fallenden Königs. Er fieng die Streiche der zudringenden Feinde auf, und gab seinen Gefährten Zeit den König zu retten. Sigismund ward von diesem entscheidenden Tage einer der Lieblinge des Helden.

Eduard rächte durch neue Thaten die kleine Schlappe. Er warf den rechten Flügel über den Haufen; der ganze Klumpen des Heeres zerschmolz. Kein Streiter hielt mehr Stand. Die Tapfersten fielen unter dem Schwerte des Siegers. Die Uebrigen suchten das Heil in der Flucht. Diese blutige Schlacht entschied das Schicksal der Feinde. Viele Fahnen, unzählbares Geschütz und viele Kriegsgeräthschaften wurden erbeutet. Auf der Wahlstatt lagen zehntausend Todte, und Willhelm suchte seine Hauptstadt zu erreichen. Er sah sich gezwungen um Frieden zu bitten. Eduard zeigte seine erhabne Seele in voller Grösse. Seine Mäßigung setzte seine Feinde in Erstaunung. Er bewilligte allen alles, und schenkte Kronen. Willhelm blieb undankbar, und spähte nur auf neue Gelegenheit, sich nachdrücklich zu rächen. Doch sein Groll kochte heimlich. Der Friede war der Erde gegeben. Niemand hatte geglaubt, daß dieser schädliche, weit sich erstreckende Krieg durch alle tapfern Befehlshaber in einem Jahre, oder durch alle Befehlshaber in vielen Jahren zu Ende kommen würde, und doch der einzige Eduard siegte in zehn Monden über alle seine Feinde.