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Auf einen Blick:

• Orientierungslosigkeit: 6 von 10 wissen nicht mehr, was in Bezug auf Politik, Wirtschaft und in Lebensfragen richtig oder falsch ist

• Wie wir den Wandel der Gesellschaft empfinden: Rasant, komplex, unsicher – und doch alles in allem nicht negativ

• Ob Alt oder Jung: Wir alle sehnen uns nach Entschleunigung

• Rund 4 von 10 sagen: Der Wandel der Gesellschaft ist uns zu komplex geworden

• Wo wir uns am sichersten fühlen: Familie, soziales Umfeld, eigene Überzeugungen und Werte

• Wo wir uns am unsichersten fühlen: Politik, Medien und klassische Sicherheitsthemen

2018 als Jahr des Umbruchs – das Comeback der Zufriedenheit
EIGENSTUDIE – JUNI 2018

Alles dreht sich. Alles bewegt sich.

Die Gesellschaft ganz besonders. Wir haben davon bereits einiges gehört. Der rasante Wandel und all das. Dabei gibt es jedoch spannende Veränderungen zu verzeichnen, die sich erst in allerjüngster Zeit herauskristallisiert haben.

So zum Beispiel bei jener Frage, wie sich die Wirtschaft entwickeln wird. Welche Vermutungen stellen die Österreicher diesbezüglich an?

Bereits Ende des Vorjahres, bei Messungen im Dezember 2017, zeigte sich, dass jeder Dritte im Land felsenfest davon überzeugt war, die Wirtschaft in Österreich würde sich in naher Zukunft positiv entwickeln, die Lage sich also weiter verbessern. Im März/April 2018 erhielten wir bei unseren Nachforschungen dieselben Werte – und auch im Juni/Juli ergab sich ein ähnliches Bild.

Vom Gegenteil ging hingegen nur jeder Fünfte im Land aus. Betrachten wir aus aktueller Sicht diese Zahlen, so können wir sagen: Der jüngste Zwölf-Monats-Check hat die mit Abstand höchsten Werte seit Jahren ergeben. Die Zuversicht der heimischen Bevölkerung, ihr Vertrauen in die heimische Wirtschaft also, ist so groß wie lange nicht, auch, wenn die Zahlen zuletzt leicht rückläufig waren.


Natürlich wurden diese Veränderungen schon länger diskutiert. Wirklich sichtbar, empirisch belegt, wurden sie aber erst jetzt. Und: Der gesellschaftliche wie auch wirtschaftliche Wandel ist nun in breiten Teilen der Gesellschaft angekommen.

Als wir von IMAS Ende 2017 die traditionelle Neujahrsfrage stellten (übrigens bereits zum 46. Mal), zeigte das Stimmungsbarometer in Österreich bereits eindeutig in Richtung Optimismus, wie wir im IMAS-Report 27/2017 festhalten konnten.

Nun jedoch deutet auch in puncto gesellschaftlicher Zufriedenheit alles auf eine eindeutige Trendumkehr hin, die Ampeln stehen also auf Grün. Immerhin deuten schon vier Messungen hintereinander in diese Richtung.

Die meisten Menschen in der Alpenrepublik, genau genommen eine relative Mehrheit von 41 Prozent, haben den Eindruck, dass die Österreicher mit ihrer allgemeinen Lebenssituation zufrieden sind. Ein starkes Drittel ist gegenteiliger Meinung, die Übrigen, rund ein Fünftel, hatten dazu keine klare Meinung, weder in die eine noch in die andere Richtung. Alles in allem liegt hier also eine beachtliche Trendumkehr vor, wenn wir sowohl die mittel- als auch die langfristigen Forschungsergebnisse heranziehen.


Überhaupt konnte IMAS seit 2006 in den regelmäßig angestellten Forschungen keinen so hohen Grad an Zufriedenheit messen wie im Jahr 2018. Blicken wir zurück ins Jahr 2013, so war die Differenz zwischen den Zufriedenen und den Unzufriedenen im Land immer im negativen Bereich – und zwar bis Oktober 2017. Dabei schwankten die Werte einigermaßen stark, zwischen minus 2 und bis zu minus 20 Prozentpunkten. Aktuell liegt die Differenz hingegen bei plus 5 und im Jänner 2018 waren es sogar plus 9.

Betrachten wir die vergangenen zehn Jahre, so erkennen wir: Mit Abstand am negativsten waren die Österreicher Ende 2008, kurz nachdem die globale Finanzkrise mit dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers ihren Höhepunkt erreicht hatte, und im August 2010. Ziehen wir nun den Langzeittrend über vier Jahrzehnte heran, so erreicht die Unzufriedenheit der Österreicher mit ihrem Leben 2007 den Zenit.

Überaus positiv hingegen war die Stimmung Mitte der Achtzigerjahre. Damals war noch rund Zweite im Land davon ausgegangen, dass die Österreicher mit dem, wie es ist, in Summe zufrieden sind.

Doch bleiben wir bei den aktuellen Ergebnissen. Nach soziodemoskopischen Aspekten betrachtet, ergibt sich dieser Befund: Männer und Menschen mit höherer Schulbildung verströmen eine besonders positive Stimmung im Land. Ein Altersgefälle kann jedoch nicht festgestellt werden.


In den letzten 35 Jahren manifestierte sich der Eindruck, dass mehr Wohlstand nicht zwingend gleichbedeutend mit mehr Zufriedenheit ist. Oder, anders gesagt: Geld allein macht nicht glücklich. Denn obwohl es seit damals wirtschaftlich tendenziell aufwärts ging, sank die allgemeine Zufriedenheit, wie die Zeitreihe darlegt. Das konnte fast schon als demoskopische Faustregel angesehen werden.

Die neuesten Messungen aus 2018 zeichnen allerdings ein etwas anderes Bild. Es scheint, als würde mehr Wohlstand die Menschen neuerdings auch zufriedener machen. Wie sehr sich dieser Eindruck in den kommenden Jahren stabilisiert oder doch wieder kippt, bleibt abzuwarten. Doch diskussionswürdig ist die Sache allemal.

Auf einen Blick:

• Das Comeback der Zufriedenheit im Jahr 2018

• 4 von 10 sagen: Wir Österreicher sind ein zufriedenes Volk. Rund ein Drittel meint das Gegenteil, die Übrigen sind sich nicht sicher

• Wohlstand allein macht nicht zufrieden – oder doch?

Mehr Verbrechen? Ein Volk zwischen Gefühl und nackten Zahlen
EIGENSTUDIE IN KOOPERATION MIT DEM RAML UND PARTNER FORUM – NOVEMBER 2016

Spätestens seit jenen Tagen, da auch Europa begann, immer öfter im immer größeren Stil Schauplatz internationalen Terrors zu werden, ist in Österreich die Diskussion abermals aufgeflammt: Wie sicher sind wir? Und dazu die Frage: Wie sicher können wir uns in unserem kleinen Land fühlen?

Diesem Fragenkomplex gingen wir in Kooperation mit dem Raml und Partner Forum, in dessen Rahmen durch Diskussionen mit Verantwortungsträgern der verschiedensten Bereiche Bewusstsein für wichtige Zukunftsthemen geschaffen werden soll, nach. Empirische Untersuchungen haben diesen Befund ans Tageslicht geholt. Hier die Zahlen aus November 2016.

Ja, wir Österreicher fühlen uns im Großen und Ganzen sicher, was Straftaten und Verbrechen angeht. Allerdings mit einem fetten Aber. Mit Vorbehalt also. Mit dem einen oder anderen Bedenken. Die Zahlen belegen das eindeutig, denn nur jeder Siebte fühlt sich tatsächlich sehr sicher, eine überwältigende Mehrheit (sogar eine absolute, mit 51 Prozent) steht auf der Bremse und meint: Sicher? Nun ja, geht so. Einigermaßen.

Gar nicht sicher hingegen fühlt sich nur jeder Zehnte im Land, während weitere 2 von 10 mit eher mulmigem Gefühl durchs Leben gehen. In Summe also ein schwaches Drittel, das sich in Österreich in puncto Verbrechen nicht wirklich gut aufgehoben fühlt.



Doch wie sieht es bei dieser, ob an den Stammtischen oder anderswo, oftmals so heiß diskutierten Frage aus, nämlich: Hat die Kriminalität in Österreich zuletzt zugelegt oder hat sie das nicht? Was meinen Sie?

Ja, antworten uns die Österreicher auf unsere Befragung. Ich habe das Gefühl, die Zahl der Verbrechen ist angestiegen. Eine knappe Zwei-Drittel-Mehrheit sagt das, korrespondierend mit dem allgemeinen Gefühl zunehmender Unsicherheit, von dem wir bereits gehört haben. Nur jeder Vierzehnte (7 Prozent) sah die Sache völlig anders und meinte: Nein, heute gibt es weniger Verbrechen als früher. Und ein Viertel der Bevölkerung hatte den Eindruck, alles sei beim Alten geblieben.

Überproportional stark fühlten übrigens ältere Menschen diesen Anstieg. Sowie jene, die auf dem Land leben. Und zu bemerken ist an dieser Stelle auch: Diejenigen, die im persönlichen Interview eine gewisse Unsicherheit zu Protokoll gaben, gingen auch häufiger von einer Verschlechterung der Verbrechensrate aus.

Mit den offiziellen Zahlen passt dieses Gefühl der Österreicher oftmals nicht zusammen. Laut Statistik ist die Kriminalitätsrate in Österreich in den vergangenen Jahren ziemlich stabil, in manchen Bereichen sogar rückläufig.


Die Zahlen, auf die ich mich hier beziehe, sind mittlerweile zwei Jahre alt. Doch mit der größten Wahrscheinlichkeit ist diese Diskrepanz zwischen gefühlter und amtlich ausgewiesener Kriminalität heute ebenso festzustellen wie im November 2016.

Doch was sind nun die Gründe dafür, dass die Menschen von prinzipiell mehr Verbrechen ausgehen?

Hier gibt es drei große Bereiche zu unterscheiden.

 

1. Die zahlreichen internationalen Krisen, die Europa zuletzt erschüttert und für einige Verunsicherung gesorgt haben.

2. Die Zunahme an Terroranschlägen auch in Europa. Sie haben die Ängste geschürt.

3. Die deutlich veränderte Medienlandschaft. Sowohl in den klassischen wie auch neuen Medien wird immer stärker über Verbrechen berichtet. Außerdem tauchen im Netz immer mehr einschlägige Videos auf, die jederzeit per Handy abrufbar sind.

Auf einen Blick:

• Kriminalität in Österreich: Zwei Drittel spüren einen Anstieg

• Woher kommt diese gefühlte Diskrepanz zwischen Statistik und Gefühl? Drei Gründe:

- die vielen Krisen

- die vielen Anschläge auch in Europa (Terrorgefahr)

- die vielen Videos und Berichte in Netz und Medien

Politische Wende? Oder soll alles so bleiben, wie es ist?
EIGENSTUDIE – AUGUST 2018

Seit etwas mehr als einem Jahr wehen über den Regierungsbänken im österreichischen Parlament die Farben Türkis und Blau. Zeit und Anlass, um im ganzen Land nachzufragen, was die Menschen davon halten. Wie sehr oder wie wenig sie damit zufrieden sind. Wie sehr oder wie wenig sie es gerne anders hätten.

Zu diesem Zweck erhoben wir als Forscherteam in monatlichen Abständen zweierlei. Erstens, ob die Menschen mit der allgemeinen Tätigkeit der Regierung einverstanden sind. Und zweitens, wie sie es mit dem neuen Bundeskanzler Sebastian Kurz und seiner Politik halten.

Alle beide also klassische Fragen der Meinungsforschung, zwei Standards, mit denen sich die Bevölkerung sehr gut auf den Zahn fühlen lässt. Denn: Würden die Österreicher die Leistung der neuen Bundesregierung für eher schwach bis sehr schwach halten, würde sich dies in den Antworten auf diese beiden Fragestellungen sehr klar äußern.

Was denken wir also mehrheitlich über Regierung und Kanzler Kurz?

Beginnen wir mit der Regierung als Ganzes. Und mit der Frage, die eine Wendestimmung klar abbilden kann, die also zeigt, ob der Wunsch nach Veränderung bereits existiert oder im Anmarsch ist.

»Wäre es gut, wenn die österreichische Bundesregierung wechseln würde, oder wäre das nicht gut?«


Acht Messungen, angefangen von Dezember 2017, also rund zwei Monate nach der Wahl, haben klar ergeben: Wir wollen den Status quo. Wir wollen mit relativer Mehrheit (fast jeder Zweite), dass alles so bleibt, wie es ist. Das genaue Gegenteil – eine neue Regierung also – wünschen sich zurzeit nur 19 Prozent, also im Durchschnitt jeder Fünfte.

Von einer Wechselstimmung kann im direkten Vergleich derzeit also keine Rede sein. Allerdings muss dabei auch in Betracht gezogen werden: Rund ein Viertel aller Befragten will sich dazu nicht näher äußern, entweder, weil die Menschen sich nicht deklarieren wollen, oder auch, weil sie nicht sicher sind. Das Gesamtbild dieser Stimmung kann also relativ rasch ins Wanken geraten, wenn die Unentschiedenen sich doch in die eine oder in die andere Richtung festlegen.

Im Schnitt ergaben alle Messungen relativ ähnliche Ergebnisse, größere Abweichungen waren nicht zu verzeichnen. Die besten Werte (55 Prozent gegen einen Wechsel) erzielte die Regierung im Mai 2018, die schlechtesten (44 Prozent) drei Monate später, im August.

Nun zur zweiten Kernfrage unserer Untersuchung, jene rund um den Kanzler. Immerhin ist gerade in Zeiten wachsender Unsicherheit ein Regierungschef auch eine Art emotionaler Botschafter. Einer, der ständig unter ganz besonderer Beobachtung steht. Also stellten wir den Menschen diese Frage:

»Sind Sie mit der Politik von Bundeskanzler Sebastian Kurz einverstanden oder nicht einverstanden?«


Ergebnis: Die Werte waren ähnlich denen der Regierung im Gesamten. Im Schnitt überwiegt die Zufriedenheit mit einem Verhältnis von 45 zu 20 deutlich. Abweichungen über die Monate gibt es natürlich auch hier – am größten war sie im Mai 2018 (49 Prozent), am geringsten drei Monate später, im August (39 Prozent). Die Spitzen sowohl nach oben wie nach unten korrespondieren also zeitlich exakt mit jenen der Regierung im Mai und August.

Auffällig auch hier: Die Zahl der Unentschlossenen ist hoch, wie schon bei der Frage zur Bundesregierung mehr als ein Viertel der Menschen.

Fehlt noch der Blick auf die Parteilager beziehungsweise Sympathisanten. Hier ergibt sich klarerweise keine große Überraschung: Zustimmung oder Ablehnung erfolgten im Gleichklang mit der politischen Situation der jeweils eigenen oder favorisierten Partei. SPÖ-Wähler wünschen sich den Wechsel. ÖVP- und FPÖ-Wähler wollen das Gegenteil.

Auf einen Blick

• Wollen wir Österreicher derzeit die Wende? – Nein, alles soll bleiben, wie es ist. Jeder Zweite will den Status quo, aber nur rund Fünfte eine neue Regierung.

• Kanzler Kurz – sind wir mit seiner Politik einverstanden oder sind wir es nicht?

- 45 Prozent im Schnitt sagen: Ja

- 20 Prozent im Schnitt sagen: Nein

- Der Rest weiß es nicht (oder machte keine Angabe)

Europäische Union – wie gerne haben wir Brüssel & Co. heute?
NOVEMBER / DEZEMBER 2017
DIESE STUDIE WURDE IM AUFTRAG DER JUNGEN INDUSTRIE OÖ ERSTELLT UND MIT ERLAUBNIS DES AUFTRAGGEBERS VERÖFFENTLICHT

Weil wir gerade von politischer Wende oder Nicht-Wende gesprochen haben… Wie sieht es denn mit der Stimmung der Österreicher aus, wenn wir über den Tellerrand hinausblicken? Hinaus ins übrige Europa oder, genauer gesagt, in die Europäische Union?

Wie ist die Stimmung im Land in Richtung Brüssel? Was überwiegt, auch im Vergleich zu den vergangenen Jahren – der Wunsch, in der EU zu bleiben, oder ein Austritt nach Vorbild der Briten? Wie sieht es mit dem Abgleich von Vor- und Nachteilen aus?

Interessante Fragen auch in Hinblick auf die Jugend in Österreich. Immerhin währt die Mitgliedschaft nun bereits mehr als zwei Jahrzehnte. Viele Menschen im Land kennen gar nichts anderes als die vier Freiheiten der Europäischen Union, nämlich: freier Verkehr für Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital. Auch, wenn zuletzt da wie dort und das eine oder andere Mal die Grenzbalken wieder nach unten gegangen sind.

Was also empfindet Österreich rund um die EU?


Zuallererst die Bedeutung der Mitgliedschaft. Hier besteht bei den Menschen im Land kein Zweifel. Ja, die Mitgliedschaft in der EU ist wichtig. Eine knappe absolute Mehrheit (51 Prozent) ist dieser Ansicht. Davon 20 Prozent mit dem Vermerk: sehr wichtig. Die übrigen 31 mit ziemlich wichtig.

Ein starkes Drittel (35 Prozent) sieht das anders und sagt: Nein, die Mitgliedschaft ist nicht wichtig. Betrachten wir diese 35 Prozent genauer, sehen davon 19 Prozentpunkte eher keine, 16 Prozentpunkte überhaupt keine Bedeutung in der Mitgliedschaft.

Jene, die also voll und ganz in die eine oder andere Richtung tendierten (hin zu den sogenannten Meinungspolaritäten), standen sich in nahezu gleich großen Gruppen gegenüber.

Die Übrigen (in Summe 15 Prozent) wollten sich dazu nicht äußern. Und wie sieht es im Detail aus, nach sozialen Schichten oder Geschlechtern getrennt?

Hier waren doch klare Gefälle zu erkennen, sei es in Sachen Alter, Bildung oder Stadt oder Land. Männer, die 16- bis 34-Jährigen, Angehörige der höheren Bildungsschicht und die Bewohner urbaner Räume maßen Österreichs EU-Mitgliedschaft doch deutlich höhere Bedeutung bei als ihre soziografischen Gegengruppen.

Auch die Präferenzen der Menschen (in Verbindung mit der Nationalratswahl 2017) spielte eine Rolle. SPÖ- und ÖVP-nahen Wähler war die EU-Mitgliedschaft um einiges wichtiger (mehrheitliche Zustimmung) als beispielsweise jenen der FPÖ. Sie erachteten diese größtenteils als eher unwichtig.

Interessant sind auch die Muster, die erkennbar wurden. Je mehr die Menschen im Allgemeinen über die Europäische Union Bescheid wussten, desto größer war auch die Bedeutung der Mitgliedschaft.

Spannend ist vor allem ein Blick auf den Trend seit 1996. Bis ins Jahr 2014 herrschte nämlich die Meinung vor, Österreichs Mitgliedschaft in der Union sei eher unbedeutend. Seit damals jedoch ist diese Ansicht gekippt, die Bedeutung hat zugenommen. Dies war auch bei der jüngsten Messung klar zu erkennen.

Aber auch das wollten wir – bewusst polarisierend – von den Menschen im Land wissen. Nämlich eine Einschätzung zu dieser prinzipiellen Frage:

»Sollen wir über einen Verbleib in der Europäischen Union abstimmen oder nicht?«

Das Ergebnis war absolut gespalten. 4 von 10 (41 Prozent) sprachen sich entschieden für eine Abstimmung aus, nahezu ebenso viele jedoch (38 Prozent) strikt dagegen.

Männer, Menschen mit höherer Bildung, Stadtbewohner, SPÖ-Wähler und jene, die über ein überdurchschnittliches EU-Wissen verfügen, waren verstärkt Gegner einer Abstimmung über den Verbleib in der Union. Im Prinzip waren das dieselben Gruppen, die auch der Bedeutung der Mitgliedschaft überdurchschnittlich große Bedeutung beimaßen. Altersunterschiede – ob ja oder nein – waren hingegen keine auszumachen.

Dieselbe Frage hatten wir übrigens auch schon im Juli 2016 gestellt. Im Vergleich zu damals gab es diesmal nur marginale Verschiebungen. Jene, die eine Abstimmung kategorisch ablehnten, hatten um 3 Prozent zugelegt, die anderen um 2 Prozent verloren. Die relative Mehrheit in dieser Frage direkter Demokratie war also stabil.

Doch was, wenn es diese (fiktive) Abstimmung sehr wohl gegeben hätte? Wie hätten wir uns dann entschieden? Bleiben oder doch – wie die Briten – gehen?

So uneins die Österreicher waren, ob wir überhaupt über einen Verbleib abstimmen sollten, so klar entschieden zeigten sie sich für den Fall, dass doch ein Ruf zu den Urnen erfolgte, wie Sie auf der nächsten Seite auf der Grafik sehen können.

Fast jeder Zweite (46 Prozent) sagte: Ja, bleiben. Nur rund ein Viertel hingegen: Nein, austreten. Die Gruppe der Unentschlossenen ist mit 28 Prozent allerdings ziemlich groß, einen exakten Ausgang seriös vorherzusagen schwierig. Oder zum aktuellen Zeitpunkt in Wahrheit gar nicht abzuschätzen.

Aber auch hier ist festzuhalten: Der Trend im Vergleich zur Messung ein Jahr zuvor ist absolut stabil. Und, natürlich nicht überraschend, sind jene, die bei einer Volksabstimmung für den Verbleib gestimmt hätten, dieselben, die auch von der hohen Bedeutung der Mitgliedschaft überzeugt sind.

Und wie denkt nun die Bevölkerung heute über die Vor- und Nachteile, die wir in Österreich durch die EU erzielen oder erleiden? Immerhin ein Knackpunkt, der seit Anbeginn der Mitgliedschaft immer wieder hitzig diskutiert wird. Hat sich da in der Wahrnehmung der Bevölkerung etwas geändert?

Betrachten wir den langjährigen Trend in der Grafik auf Seite 58 über fast ein Vierteljahrhundert, so zeigt sich: Jene, die anfangs, im Jahr 1994, Nachteile auf uns zukommen sahen, hatten über die Jahre in ihrer Meinung gehörigen Aufwind und erlebten im Jahr 2006 ein absolute Spitze. Damals glaubte jeder Zweite (51 Prozent) daran, dass die Nachteile für uns Österreicher überwiegen. Mittlerweile jedoch hat sich dieser Wert wieder auf jenen von 1994 (in etwa zur Zeit der Abstimmung über den Beitritt) eingependelt – auf ein starkes Viertel der Menschen also.


Weniger volatil hingegen die Entwicklung bei jenen, die immer schon Vorteile in der EU-Mitgliedschaft erblickten. Zu Beginn war ein starkes Drittel davon überzeugt, nun ist es mit 4 Prozentpunkten weniger ein schwaches Drittel. Der mit Abstand niedrigste Wert (22 Prozent) war vor knapp fünf Jahren im Jänner 2014 zu verzeichnen. Bemerkenswert auch, dass im Sommer 2016 Vor- und Nachteile so gut wie gleichauf lagen.

Auch hier lassen sich klare Unterschiede innerhalb der Bevölkerungsgruppen ausmachen, die das allgemeine Meinungsbild zur Europäischen Union widerspiegeln. Vorteile in der EU sehen vor allem Männer, 16- bis 34-Jährige, höher Gebildete, sozial besser Gestellte, Städter, SPÖ- und ÖVP-Wähler und jene, die überdurchschnittlich über die EU und ihre Strukturen Bescheid wissen. Am markantesten hier (abgesehen von der Bildung) waren die Unterschiede zum Durchschnitt bei jenen, die gute EU-Kenntnisse aufwiesen.

 

Die FPÖ-Wähler hingegen zeigten sich mit absoluter Mehrheit überzeugt, dass die Nachteile innerhalb der Union überwiegen würden.


Wenn wir hier aber schon von den Vor- und Nachteilen sprechen – welche sind es konkret, die das Pendel in die eine oder andere Richtung ausschlagen lassen? Und welche glauben die Menschen am allermeisten zu verspüren, welche so gut wie gar nicht?

Bei den Vorteilen ein klares Bild: der Euro als einheitliche Währung, die offenen Grenzen, der freie Warenverkehr ohne Zölle und auch das Wirtschaftswachstum innerhalb des EU-Raums. Faktoren wie Erhalt von Frieden oder freie Wohnsitzwahl spielten hingegen nur im Mittelfeld mit. Und etwaige Preisvorteile durch die EU sahen überhaupt nur die Allerwenigsten.

Die mit Abstand größte Gruppe (mehr als jeder Dritte) sind allerdings jene, die gar keine Vorteile ausmachten.

Und die Nachteile?

Auch hier herrscht keinerlei Zweifel, worin diese für die Menschen liegen: zu wenig Eigenständigkeit der Nationalstaaten, Bevormundung durch Brüssel, eine allgemeine Teuerung seit dem Beitritt und die von der EU erlassenen Richtlinien und Verordnungen.

Auch hier ist anzumerken, wie schon bei den Vorteilen, dass die Gruppe derer, die gar keine Nachteile ausmachten, mit einem Viertel die größte ist.


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