Kowalskis Mörder

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»Es war das Revier in Köpenick. Die haben nicht viel gemacht. Die haben unten geklingelt, aber es hat niemand geöffnet. Sie konnten nicht ins Haus rein. Außen haben sie sich dann nur noch die Fenster angesehen. Die Gardinen waren zugezogen, alles ganz normal ...«

»Und haben die auch durch die Fenster geschaut?«, warf Thomas ein.

»Ging nicht, Steffanie Hartfeld wohnt im vierten Stock.«

»Kein Licht nichts?«, fragte Thomas.

Marek zuckte mit den Schultern.

»Hausdurchsuchung, die sollen sich vom Hausmeister oder so die Wohnungstür öffnen lassen.«

»Das geht doch nicht«, sagte Marek. »Die haben geklingelt, die haben geschaut. Es war niemand da, fertig.«

»Und das heißt was?« Thomas schüttelte den Kopf.

»Das heißt noch gar nichts«, antwortete Marek.

»Das glaubst du doch selbst nicht. Ruf noch mal auf dem Revier an, die sollen das volle Programm fahren. Sag einfach, Gefahr in Verzug.«

»Gefahr in Verzug«, wiederholte Marek und ihm wurde jetzt wieder bewusst, dass hinter den ominösen Nachrichten mehr stecken konnte.

Thomas nahm ihm das Telefon aus der Hand und begann eine Nummer einzutippen. Er ließ es klingeln, stellte den Lautsprecher ein. Das Freizeichen ertönte dreimal.

»LKA Fahndung, Sie sind mit der Zentrale verbunden«, meldete sich eine Beamtin.

Thomas autorisierte sich kurz. »Ich möchte bitte einen roten Opel Astra Kombi Typ K zur Fahndung ausschreiben. Die Halterin ist Frau Dr. med. Kerstin Sander. Es geht nur darum, festzustellen, wo sich das Fahrzeug derzeit befindet. Falls die Kollegen Frau Dr. Sander an ihrem KFZ antreffen, bitte ich um Kontaktaufnahme.«

»Sander, Kerstin, Dr. med.«, wiederholte die Beamtin. »Haben Sie auch das Kennzeichen des Fahrzeugs?«

Marek nannte ihm das Kennzeichen von Kerstins Opel, das Thomas an die Beamtin weitergab.

»Könnten Sie bitte auch gleich feststellen, ob auf eine Frau Steffanie Hartfeld ebenfalls ein KFZ zugelassen ist?«

»Einen Moment bitte.« Ein leises Tastaturtippen war zu hören. »Hartfeld, Steffanie, wohnhaft im Bezirk Köpenick, Kladden Straße 27.« Die Beamtin nannte auch noch das Geburtsdatum von Steffanie Hartfeld. Marek nickte.

»Kladden Straße, ja, das ist sie«, bestätigte Thomas der Kollegin. »Um was für ein Fahrzeug handelt es sich?«

»Ebenfalls ein Opel Astra, Typ K, aber in weiß. Und dieser Wagen soll auch zur Fahndung ausgeschrieben werden?«

»Ja, bitte. Es geht mir wie gesagt nur um den derzeitigen Standort der Fahrzeuge.« Bevor Thomas auflegte, gab er noch seine Handynummer an die Beamtin des Fahndungsdezernats weiter.

»Und jetzt müssen wir uns noch um die Wohnungsdurchsuchung kümmern«, sagte Thomas, nachdem er aufgelegt hatte. »Was machen wir also?«

»Du hast es doch selbst vorgeschlagen«, antwortete Marek. »Wir fahren da jetzt sofort hin.«

Marek war schon aufgesprungen, als sein Smartphone mit einem Signalton den Eingang einer neuen Nachricht ankündigte. Er verharrte in der Bewegung. Auf dem Display des Telefons leuchtete das Symbol der HIKE-App auf.

*

»Da hast du deine Antwort«, sagte Thomas und öffnete die PDF-Datei, die an der jüngsten HIKE-Nachricht angehängt war.

»Wenn ich tue, was die wollen ...« Marek atmete tief ein und schüttelte dann den Kopf. »Verdammt, das kann ich doch nicht machen, wie soll ich an diesen Prossmann herankommen. Ich kann doch nicht einfach so zu dem Team der Personenschützer stoßen. Die müssen doch von oben eine offizielle Mitteilung bekommen, sonst geht da gar nichts.«

Thomas scrollte auf Mareks Smartphone. »Die haben Prossmanns Tagesablauf mitgeschickt. Ein ganz schön voller Terminkalender und das auf einem Sonntag. Und hier sind sogar die Namen seiner Bodyguards, eine Sicherungsgruppe des BKA. Das sind Zweierteams. Ach, schau an, den Einsatzleiter kenne ich sogar, das ist doch der Kai, Kriminaloberkommissar Kai Bokel.«

Marek blickte auf.

»Kai Bokel hat die Tagschicht«, fuhr Thomas fort, »zusammen mit KK Lutz Hohenbach. Den kenne ich allerdings nicht.«

»Was soll ich jetzt machen?«, fragte Marek. »Und woher haben die überhaupt diese ganzen Informationen?«

Thomas überlegte. »Entweder ist das immer noch ein riesen Fake, oder die sind wirklich mächtig. Du musst da mitspielen, es sei denn Kerstin meldet sich in den nächsten zehn Minuten, oder die Fahndung findet sie.«

Marek nahm Thomas das Smartphone aus der Hand und wählte Kerstins Nummer aus dem Telefonspeicher. Er wartete einige Sekunden. »Verdammt!«, rief er und schleuderte das Telefon auf den Sitz des Bürostuhls. Marek sah Thomas an. »Wieso zehn Minuten?«

Thomas deutete auf das Smartphone. »Prossmann hat seinen ersten Termin um Viertel nach acht. Wenn du dabei sein willst, musst du dich bei Kai Bokel melden.«

»Und wenn er meine Mitarbeit ablehnt?«

»Du musst es probieren. Sie werden es wissen, wenn du nichts unternommen hast.«

»Und wie komme ich an diesen Kai Bokel heran?«

Thomas erhob sich und nahm Mareks Smartphone von der Sitzfläche des Bürostuhls. »Die wissen alles«, sagte er und scrollte wieder in dem PDF-Dokument aus der letzten HIKE-Nachricht. Er hielt Marek das Telefon schließlich hin. »Ruf ihn einfach an. Die haben seine Nummer ja gleich mitgeliefert. Die haben wirklich an alles gedacht.«

»Moment, und was mache ich, wenn er mich nicht nimmt?«, fragte Marek. »Ich muss in jedem Fall nach Köpenick, egal ob die Fahndung Kerstin findet oder nicht. Und wenn sie nur ihr Auto finden, muss ich erst recht hin.«

»Du hast einen klaren Auftrag«, rief Thomas. »Du musst dich bei Kai Bokel melden und du musst an Prossmann herankommen ...«

»Um dabei zu helfen, ihn zu entführen oder zu ermorden oder was immer die von mir verlangen?« Marek schüttelte den Kopf.

»Nein, du hast es doch selbst in der Hand. Du spielst deren Spiel mit und am Ende sorgst du dafür, dass Prossmann nichts passiert. Das kannst du allerdings erst machen, wenn wir wissen, was mit Kerstin los ist, oder wenn sie eindeutig in Sicherheit ist.« Thomas machte eine Pause. »Pass auf, ich werde mich darum kümmern. Ich fahre nach Köpenick. Ich bringe Kerstin in Sicherheit, wenn das nötig ist. Du spielst das Spiel mit. Nimm jetzt das Telefon und rufe Kai Bokel an.«

Marek setzte sich an den Schreibtisch, nahm Zettel und Bleistift zur Hand und schrieb die Telefonnummer zunächst aus dem PDF-Dokument auf das Papier. Dann tippte er die Nummer in sein Telefon, speicherte sie unter Kontakte und ließ sie anschließend wählen. Während die Verbindung aufgebaut wurde, stellte er den Lautsprecher ein und sah Thomas an, der jetzt mithören konnte. Marek wandte sich erst ab, als Kriminalkoberkommissar Kai Bokel abnahm. Marek stellte sich vor und kam ohne Umschweife auf sein Anliegen zu sprechen. Marek drehte sich wieder zu Thomas um, als sie Kai Bokels Reaktion hörten.

»Klasse, dass das so schnell geklappt hat. Quint war Ihr Name?«

»Ja, vom LKA hier in Berlin.« Marek hatte sich eine Geschichte zurechtgelegt, aber er kam gar nicht dazu, irgendetwas zu begründen.

»Finde ich toll, dass ihr euch spontan für solche Sondereinsätze zur Verfügung stellt. Ein Kollege fällt nämlich heute Vormittag aus. Vielleicht kennen Sie ja Lutz Hohenbach, dem passt es heute erst am Nachmittag. Sein Kleiner spielt nämlich bei einem Fußballturnier. Das müsste er canceln, wenn Sie sich nicht gemeldet hätten. So ist es aber optimal.«

»Lutz Hohenbach, den Kollegen kenne ich leider nicht«, sagte Marek. »Dann habe ich ja jetzt etwas gut bei ihm.«

»Ja, und bei mir natürlich auch.« Kai Bokel lachte. »Heute Nachmittag sind wir besser aufgestellt. Wenn Lutz dann zum Dienst kommt, reicht es, wenn Sie bis halb drei bleiben. Sie brauchen also keine der üblichen Zwölf-Stunden-Schichten zu machen.«

»Oh, das habe ich nicht gewusst«, sagte Marek und tat überrascht. »Ich habe mich tatsächlich auf eine Zwölf-Stunden-Schicht eingestellt.«

»Nein, nein, das mache ich schon«, erklärte Kai Bokel, »obwohl wir uns sonntags in der Regel immer aufteilen können. Ein Mann am Vormittag, einer am Nachmittag, wenn unser Kunde den Sonntag gemütlich zu Hause verbracht hätte. Leider hat Herr Dr. Prossmann seine heutigen Termine kurzfristig eingeplant.«

»Ich habe kein Problem, heute eine Zwölf-Stunden-Schicht zu machen«, sagte Marek schnell und dachte dabei an seinen unfreiwilligen Auftrag.

»Wenn Sie meinen, ich hatte den Nachmittag eigentlich auch schon verplant. Wir können das später ja noch einmal besprechen, vielleicht ist das ja auch nichts für Sie und Sie sind ganz froh, wenn Ihre Zeit um ist.« Kai Bokel lachte. »Übrigens, kennen Sie den Herrn Staatssekretär Dr. Prossmann eigentlich?«

»Ich habe nur ein kurzes Dossier erhalten«, antwortete Marek. »Politiker, Auswärtiges Amt, das ist schon alles. Gibt es eine aktuelle Bedrohung?«

»Eine aktuelle Bedrohung?«, wiederholte Kai Bokel und schien kurz zu überlegen. »Wenn es die nicht gäbe, wären wir nicht am Start. Ich denke, das können wir später auch noch einmal besprechen, aber es ist schon klar, dass Sie wissen wollen, woran Sie sind und wie hoch das Gefährdungspotential für Sie ist.«

»Gut, das sollten wir unbedingt noch alles genau klären«, bestätigte Marek. »Was muss ich machen, wo muss ich mich einfinden. Ich habe noch keine Adressen.«

»Wir sammeln Sie auf. Wir treffen uns an Dr. Prossmanns ersten Termin. Das ist noch mehr was Privates, wo ich sonntags oft mit ihm alleine hingehe. Da können wir dann alles Weitere besprechen. Kennen Sie die Schwimmhalle in der Finckensteinallee?«

»In Lichterfelde, das ehemalige Hallenbad der amerikanischen Andrews Barracks?«, fragte Marek. »Ich dachte, das wäre wegen Baufälligkeit geschlossen.«

 

»War es auch, aber seit gut anderthalb Jahren ist es wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Herr Dr. Prossmann hat sich da wohl auch engagiert«, erklärte Kai Bokel.

»Gut, ist notiert Finckensteinallee, um wie viel Uhr?«

»Können Sie so gegen acht da sein, Finckensteinallee 73 auf dem Parkplatz? Sie können Ihren Wagen dann auch dort stehen lassen, später mit einem Taxi zurückkommen und ihn abholen. Das zahlt natürlich alles Vater Staat. Sie müssen nur die Belege sammeln, wenn Sie im Einsatz außergewöhnlichen Ausgaben haben.«

»Was könnten das denn für Ausgaben sein?«, fragte Marek. »Dann muss ich nämlich noch sehen, dass ich genug Bargeld dabeihabe.«

»Ich denke, außer dem Taxi wird da heute nicht viel zusammenkommen«, überlegte Kai Bokel. »Ich kann Ihnen auch Geld geben, wenn Sie es brauchen. Ich bin das ja gewohnt und immer entsprechend bestückt.« Er lachte wieder.

»Gut, verstanden, das Taxigeld werde ich heute wohl noch zusammenbekommen. Dann also in einer Stunde«, stimmte Marek zu.

»Prima, danke, dann sehen wir uns.«

Sie verabschiedeten sich, Kai Bokel legte auf. Das Besetztzeichen hallte durch Mareks Arbeitszimmer. Er schaltete das Telefon aus.

»Das ist doch sehr merkwürdig«, stutzte Thomas.

»Was?«, fragte Marek.

»Der hat deinen Anruf erwartet.«

»Das habe ich auch gerade gedacht. Er wusste zumindest, dass sich jemand zur Unterstützung seines Teams melden würde.«

»Wie machen die das? Was steckt wirklich dahinter?« Thomas schüttelte den Kopf.

Marek überlegte. »Mir ist das egal, wie die das machen. Ich gehe jetzt in die Offensive.«

»Wir gehen in die Offensive. Du musst in die Finckensteinallee und trittst dort deinen Dienst an. Dann wirst du schon sehen, wie es weitergeht. Ich werde nach Köpenick fahren. Wenn ich Kerstin gefunden habe, gebe ich dir Bescheid. Unterwegs werde ich mich bei der Fahndung melden, vielleicht haben die ja auch schon etwas herausgefunden, melden sich aber nicht, weil die nicht wissen, wie es bei uns brennt.«

Marek nickte. Er nahm sein Smartphone und öffnete die HIKE-App, um sich noch einmal die bislang eingegangenen Nachrichten anzusehen.

Thomas trat neben ihn. »Genau, das wollte ich auch noch mal prüfen«, sagte er. »Was ist das für eine merkwürdige Anwendung?«

»Ein Messenger«, antwortete Marek und deutete auf das Laptop. »Ich wollte das vorhin schon nachsehen.«

»Ein Messenger?«, wiederholte Thomas. »So etwas wie WhatsApp, warum benutzen die nicht gleich WhatsApp oder was gibt es da noch?« Thomas setzte sich an den Schreibtisch vor das Laptop.

»Ich kannte bislang auch nur WhatsApp«, sagte Marek.

Thomas googelte bereits. »Da lernt man was«, sagte er. »WhatsApp ist ein sogenannter mobiler Instant-Messenger und hier gibt es eine ganze Liste von Programmen. KakaoTalk, klingt doch lustig und HIKE ist auch darunter und natürlich Skype.« Thomas drehte sich zu Marek um. »Letzte Woche haben wir doch mit den Kollegen aus München eine Skype-Konferenz abgehalten. Bis dahin hatte ich gar nicht gewusst, dass so ein Programm auf unseren Rechnern installiert ist.«

»Ich habe während des Studiums viel geskypt und natürlich mit Freunden auf WhatsApp. Was steht da denn nun über diese HIKE-App?«

»Moment.« Thomas wählte den Link, eine neue Seite öffnete sich, auf der er zu lesen begann. »Da steht leider nicht viel. Das ist eine indische Software, Bharti und Softbank. Der eine ist indisch, der andere japanisch, soll auf allen Betriebssystemen laufen, hat eine 128-bit-SSL-Verschlüsselung, was immer das heißt.« Thomas klickte weiter durch das Netz. »So richtig berühmt ist HIKE allerdings nicht«, sagte er schließlich. »Unter den Top Ten der WhatsApp-Alternativen wird HIKE jedenfalls nicht gelistet. Wie kommt jemand auf dieses Ding?«

»Indien, Japan, Afghanistan«, stellte Marek fest.

»So ein Quatsch, was haben Indien und Japan mit Afghanistan zu tun, oder doch?« Thomas hatte Google-Maps geöffnet. »Naja, zwischen Afghanistan und Indien liegt nur noch Pakistan.«

»Jetzt lass doch den Quatsch. Die haben irgendeinen Messenger genommen, der nicht wie WhatsApp von jedem Trottel benutzt wird.«

»Hey, ich habe auch WhatsApp-Freunde, wir sind doch keine Trottel«, rief Thomas lachend. »Die App kann auch sehr praktisch sein.«

»Ich habe WhatsApp mal gehabt, aber dann wurde mir das zu blöd«, sagte Marek. »Im Studium wirst du ständig von Leuten angefunkt, die du eigentlich nicht kennst. Seit meiner Rückkehr nach Berlin habe ich es bislang nicht vermisst.«

»Na gut, du hast ja jetzt HIKE und gleich einen neuen Freund«, sagte Thomas grinsend.

»So lustig finde ich das gar nicht.« Marek verzog das Gesicht.

Thomas klopfte ihm auf die Schulter. »Wenn wir uns jetzt trennen, sollten wir in Kontakt bleiben.« Er überlegte. »Du reaktivierst einfach deinen WhatsApp-Account und ich nehme dich auf meine Freundesliste auf oder ich installiere mir dieses HIKE und du leitest die Nachrichten einfach an mich weiter. Bei WhatsApp geht das auch.«

Marek schüttelte den Kopf. »Bist du dir sicher, dass der Absender der ursprünglichen Nachricht nicht mitbekommt, wenn man das macht?«

Thomas zuckte mit den Schultern. »Das müsste man ausprobieren, in dem ich dir eine HIKE-Nachricht schicke und du sie an ...«

»Nein, wir haben keine Zeit, irgendetwas auszuprobieren«, rief Marek.

»Dann installiere dir WhatsApp oder hast du es vielleicht noch auf deinem Telefon?«

Marek hatte sein Smartphone schon in der Hand. Er wählte die App über Google-Play aus und versuchte sie zu laden. Google-Play gab eine Fehlermeldung und Marek startete die Installation noch einmal. Er blickte mit zusammengekniffenen Augen aufs Display.

»Verdammt ich kann WhatsApp nicht laden, ohne HIKE zu verlieren.«

»Was?«, fragte Thomas und stellte sich neben Marek.

»Nicht was, die beiden Apps beißen sich.«

»Probiere es noch mal«, rief Thomas. »Vielleicht kann man das ja umgehen.«

Marek tat es, dann zuckte er mit den Schultern. »Geht einfach nicht. Was ist, wenn du dir HIKE zulegst?«

»Schon in Arbeit«, sagte Thomas. »Das geht ja fix. Jetzt gib mir noch deine Nummer. Der kann hier zwar mein gesamtes Telefonbuch übernehmen, aber das wollen wir ja nicht.«

Marek hielt sein Telefon hin und Thomas tippte die Nummer in das Kontaktfeld der HIKE-App.

»So, jetzt probieren wir das mal. Ich habe dir gerade eine Nachricht geschickt.«

Marek sah selbst wieder auf das Display seines Smartphones. »Verdammt, was passiert da denn jetzt? Der hat das gleich weitergeschickt, und zwar an Kowalskis Mörder.«

»Was, das kann doch nicht sein?« Thomas nahm Marek das Telefon aus der Hand. »Das muss eine Einstellung sein, die man bestimmt rausnehmen kann.«

Thomas tippte entschlossen auf dem Smartphone, bis Marek es ihm wieder abnahm.

»Das ist mir zu gefährlich. Wir lassen das mit der App. Was hast du mir geschrieben? Wissen die jetzt von dir?«

Thomas zuckte mit den Schultern. »Immer wieder sonntags. Das ist alles, was ich dir gesendet habe. Die haben aber jetzt meine Nummer. Telefonieren können wir dann auch wohl vergessen.«

Marek überlegte. »Ich weiß gar nichts mehr, scheiß Technik, scheiß Kontrolle. Ich schalte jedenfalls mein GPS aus, wahrscheinlich haben die mit diesem Messenger jetzt volle Kontrolle über mein Handy.«

»Wie wollen wir dann in Kontakt bleiben, über Babyfon?«

»Spinn nicht rum. Wir müssten uns auf die Schnelle zwei Pre-Paid-Handys besorgen, aber die Läden sind heute ja dicht.«

»Wie ist es mit einer Tanke, da bekommt man doch alles«, schlug Thomas vor.

»Quatsch. Du suchst nach Kerstin. Wenn du sie gefunden hast, bringt ihr euch in Sicherheit. Ich bleibe so lange an diesem Prossmann dran, bis meine Schicht zu Ende ist.«

»Aber trotzdem«, sagte Thomas schnell, »wenn ich Kerstin habe, schreibe ich dir einfach, dann ist die Sache doch ohnehin erledigt, dann haben die kein Druckmittel mehr ...«

»Und wenn sie kein Druckmittel mehr haben«, unterbrach Marek Thomas, »dann gehen sie mit allem was sie haben auf Prossmann und mich los. Nein, nein, das lässt du bleiben. Du nimmst keinen Kontakt zu mir auf. Du hast Prossmanns Terminplan und weißt dadurch immer, wo ich gerade bin.«

»Was ist mit E-Mail?« Thomas ließ nicht locker.

»Wenn die mein Handy kontrollieren, dann wissen die auch, wann ich E-Mails bekomme, von wem die sind und was drinsteht.«

»Dann leihst du dir einfach immer von Kai Bokel das Handy, logst dich in deinen Account ein und wir bleiben in Kontakt.« Thomas überlegte. »Ich gebe dir zu jeder vollen Stunde Bericht.«

»Was soll ich Kai Bokel denn sagen, wenn ich mir jedesmal sein Telefon ausleihen will?«, fragte Marek und schüttelte den Kopf.

»Du behauptest einfach, dass du über deinen Anbieter ab und zu kein Netz hast. Das kann doch passieren. Und dein Diensthandy hast du eben nicht dabei, vergessen.«

»Ich weiß nicht.« Marek überlegte. »Ich garantiere dir aber nicht, dass ich zu jeder vollen Stunde nachsehe. Es muss sich ergeben und es darf nicht auffallen. Und außerdem, weiß du, ob Kai Bokel nicht auch in der Sache drinsteckt.«

»Das glaube ich nicht. Warum sollte er?«, fragte Thomas.

»Weil das alles hier so verrückt ist«, rief Marek. Er überlegte erneut, dann nahm er Zettel und Stift vom Schreibtisch und notierte etwas. Er gab Thomas den Zettel. »Du kannst mir gerne etwas schreiben, aber nimm diese E-Mail-Adresse. Das ist mein alter Hochschul-Account, den können die unmöglich kennen.«

Thomas besah sich die E-Mail-Adresse. »Und der ist noch aktiv, du bist doch schon fast zwei Jahre exmatrikuliert oder wie heißt das?«

»Letzte Woche habe ich noch Mails darüber bekommen, der ist aktiv, das kannst du mir glauben.«

Thomas zuckte mit den Schultern. »Okay, du bist der Boss. Ich kann dich über E-Mail erreichen, du kannst mich über E-Mail wissen lassen, was vor sich geht. Kannst du mir noch die HIKE-Nachrichten per E-Mail senden, die du bislang bekommen hast?«

»Wie denn, ich habe sie ja nur auf meinem Handy und ich fasse die nicht mehr an, weiterleiten oder so, mache ich nicht.«

»Dann leite mir doch einfach dein Festnetz auf mein Handy weiter, falls die Fahndung sich meldet oder sogar Kerstin selbst.«

Marek nickte. »Gut, das kann ich machen.«