Die Abschlussarbeit im Unternehmen schreiben

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Sind nun alle Formalien erledigt? Nicht ganz. Die Ausschreibung der Stelle sollte auch die Rahmenbedingungen erwähnen, unter denen der Student in Ihrem Unternehmen arbeiten und forschen wird. [30]Bekommt er einen eigenen Arbeitsplatz? Wo? Vielleicht einen unternehmenseigenen Laptop? Und wie steht es um eine eventuelle Bezahlung? All diese Rahmenbedingungen sind mit der Personalabteilung, dem Vorgesetzten und/oder dem Budgetverantwortlichen zu klären.

2.5 Kosten planen


Um es offen auszusprechen: die Arbeit eines Studenten fällt mit weitaus weniger Kosten ins Gewicht als die eines (fest angestellten) Absolventen. Weniger Kosten sind aber nicht keine Kosten! Eine Abschlussarbeit ist keine Gratis-Leistung. Doch wie viel kostet die Begleitung einer Abschlussarbeit tatsächlich? Es empfiehlt sich, vor der Ausschreibung einen Kostenplan zu erstellen. Ein realistischer Überblick über die zu erwartenden Kosten der Betreuung verhindert, dass man später in die ‚Kostenfalle’ tappt und das Projekt möglicherweise ausgebremst wird.

Budget

Zum notwendigen Budget gehören:

 Anschaffungen wie Software, Hardware, PC, Verbrauchsmaterialien und sonstiges Material, das extra für die Aufgaben des Studenten besorgt werden muss. Dieser Posten betrifft vor allem den praktischen Teil der Abschlussarbeit, dessen Gelingen eben auch auf der guten Ausstattung mit Materialen gründet. Auch ein Student kann nichts aus dem Nichts heraus erschaffen!

 In vielen Unternehmen erhält der Student der Fairness halber eine Aufwandsentschädigung in Form einer monatlichen Zahlung. Hier ist die Spannweite groß: Entschädigungen von 300,- bis 1.000,- Euro sind gängige Praxis. Dieser kleine bis große Obolus soll dem Studenten [31]helfen, seine laufenden Lebenshaltungskosten zumindest teilweise zu decken. Studenten, die von außerhalb kommen, wird manchmal auch ein Appartement angeboten (dies dann oft als Ersatz für die monatliche Vergütung).

 Viele Unternehmen zahlen den Studenten eine Prämie, wenn sie die Abschlussarbeit in der angegebenen Zeit fertig stellen. Diese Prämie richtet sich nach dem angestrebten akademischen Grad (Bachelor, Master, Doktor) und bewegt sich erfahrungsgemäß im Rahmen um 500,-Euro. Diese Prämie ist aber keine Vergütung der Abschlussarbeit, denn dies wäre nicht erlaubt! Alle Fragen rund um Aufwandsentschädigung oder Abschlussprämie regelt rechtlich die Personalabteilung.

 Auch Büchergutscheine sind oft praktizierte Formen der Aufwandsentschädigung.

 Denken Sie im Fall von Förderprojekten oder Forschungsaufträgen auch an die Kostenübernahme.

Ausstattung, Aufwandsentschädigung plus eventuelle Zusatzkosten: All diese finanziellen Posten sollte der Betreuer vorab zusammenstellen und mit dem Budget-Verantwortlichen und mit der Personalabteilung abstimmen, damit während der Abschlussarbeit keine unnötigen Diskussionen den Fortschritt der Arbeit blockieren (oder im schlimmsten Fall verhindern).

Beispiel


Bedarf Kosten
PC 800 €
Besonderes Material 300 €
Aufwandsentschädigung (6 × 500 €) 3.000 €
Büchergutschein bei Abschluss 50 €
Forschungsprojekt 5.000 €

Tab. 2: Beispiel für eine Kostenübersicht

[32]2.6 Zeit planen


Ohne einen nennenswerten Anteil an Betreuung wird die Abschlussarbeit kein Erfolg, weder für den Studenten noch für das Unternehmen. Als Betreuer sollten Sie sich im Klaren darüber sein, dass Sie in den Studenten eine Menge Zeit investieren müssen. Doch wie hoch ist der Aufwand tatsächlich?

In der Regel kann man davon ausgehen, dass in den ersten Tagen der Betreuung ungefähr zwei Stunden für die praktische Einführung des Studenten anfallen. Die kommenden zwei Wochen ist dann ungefähr eine halbe Stunde pro Tag nötig, damit die Arbeit mit dem Studenten gut anläuft. Danach fällt ungefähr 1 Stunde wöchentlich für die Betreuung an. Am Ende sollten Sie mindestens 1 bis 2 ganze Arbeitstage für die Beurteilung und die Diskussion der Arbeit einplanen, plus der Aufwand für die Abstimmung mit der Hochschule und die Hilfe bei der Vorbereitung der Abschlusspräsentation.

Rechnen Sie den Zeitaufwand noch großzügiger, wenn Sie das erste Mal eine Betreuung übernehmen. Bei allen weiteren Betreuungen haben Sie dann einen Erfahrungsschatz in der Schublade, der Ihnen hie und da Zeit spart. Eine gute Quelle für den tatsächlichen Zeitaufwand sind immer auch Kollegen, die bereits Abschlussarbeiten betreut haben.

Tipp! Nach der Aufstellung des zu erwartenden Zeitaufwands sollte auf alle Fälle noch einmal kritisch hinterfragt werden, ob das – möglicherweise – zu erwartende Ergebnis der Abschlussarbeit den Zeitaufwand, den Sie als Betreuer investieren, wirklich lohnt.

[33] Beispiel


MaßnahmenMinimaler Aufwand für Betreuer
Organisatorische Vorbereitung4h
Einführung am ersten Tag2h
Betreuung in den ersten zwei Wochen (10 × 30 Min.)5h
Wöchentliche Betreuung (26 Wochen × 1h)26h
Abstimmung mit der Hochschule4h
Review16h
Präsentation2h
Summe59h

Tab. 3: Beispiel für eine Zeitabschätzung

Stellen Sie sich vor welchen Aufwand Sie benötigen. Multiplizieren Sie den mit und tragen Sie diese Werte in Ihre Liste ein. Halten Sie dann den wirklichen Aufwand ehrlich fest und schreiben Sie ihn neben Ihren Plan. Sie werden feststellen, dass Sie das Doppelte aufgewendet haben.

Arbeitet Ihr Unternehmen mit einer Zeiterfassung? Dann sollten Sie eruieren, auf welche Kostenstelle oder welches Projekt der Zeitaufwand für die Betreuung gebucht werden muss. Wichtig: Überprüfen Sie, ob für diese Kostenstelle oder dieses Projekt genügend Zeitbudget vorgesehen ist – falls nicht, muss dies noch vor der Ausschreibung mit Ihrem Vorgesetzten geklärt werden. Vergessen Sie nicht, die Zeit, die Sie für den Studenten und die Vorbereitungen auf seine Arbeit aufwenden, von Anfang an auch in Ihren eigenen Projektplan einzutragen (dies sollte in Abstimmung mit dem Projektmanagement geschehen).

Die genaue Planung der Zeit des Studenten wird in → Kapitel 14 genau beschrieben.

[34]2.7 Die Ausschreibung entwerfen


Sie haben ein interessantes Thema, ein attraktives Unternehmen und gute Rahmenbedingungen für die Abschlussarbeit? Dann berichten Sie davon in der Ausschreibung! Schließlich wollen Sie den am besten geeigneten Studenten finden.

Mit der Stellenanzeige für die Arbeit macht Ihr Unternehmen Werbung für sich und für das Projekt. In der Ausschreibung stellen Sie daher zunächst Ihr Unternehmen kurz vor: Logo und Claim des Unternehmens plus eine kurze Darstellung, was Ihr Unternehmen macht. In der Personalabteilung gibt es hierfür Vorlagen. Nach dieser Unternehmensdarstellung folgen Zielgruppe, der Titel der Abschlussarbeit und der akademische Grad, der damit erlangt werden soll. Ein Beispiel: „Student/in für Masterarbeit »Marktanalyse im Bereich innovativer Software«“. Versuchen Sie, den Titel der Abschlussarbeit so präzise wie möglich auf den Punkt zu bringen. In den meisten Fällen ist es das Thema der Arbeit, das das Interesse der Studenten weckt. Formulieren Sie ansprechend und motivierend! In diesem Stadium der Abschlussarbeit entscheiden Sie (noch) allein, wie der Titel der Arbeit lauten soll. (Dieser verändert sich dann erfahrungsgemäß im Arbeitsprozess oder in der Abstimmung mit dem betreuenden Professor.) Jetzt aber geht es allein darum, das Thema der Arbeit so darzustellen, dass es die besten Studenten anspricht, ihre Abschlussarbeit in Ihrem Unternehmen zu verfassen. Scheuen Sie sich nicht, die Hilfe von erfahrenen Kollegen aus der Personalabteilung oder dem Marketing bei der Titelfindung zu Rate zu ziehen.

Auf den Titel der Arbeit folgt eine kurze Aufzählung, welche Inhalte konkret bearbeitet werden sollen. So kann sich der Student ein genaueres Bild machen, von was die Arbeit handelt. Auch für diese Aufzählung gilt: sie wirbt für die Arbeit. Ihre Formulierungsgabe ist also noch einmal gefragt. Vermeiden Sie eine bloße Auflistung in Stichworten und formulieren Sie die inhaltlichen Punkte ansprechend. Je präziser und interessanter der Inhalt der Arbeit [35]vorgestellt wird, desto größer ist die Chance, einen guten Bewerber neugierig zu machen. Das Problem: je präziser Sie die Punkte formulieren, desto besser erkennt der Wettbewerber, an welchen Technologien und Themen Ihr Unternehmen gerade arbeitet. Viele Unternehmen schauen genau deswegen regelmäßig in die Stellenanzeigen ihrer Konkurrenten. Es ist also eine Gratwanderung: Formulieren Sie den Inhalt der Arbeit so, dass Sie dem Studenten ein interessantes und gut abgegrenztes Thema anbieten können. Und dies, ohne der Konkurrenz einen allzu großen Blick ins Schlüsselloch Ihres Unternehmens zu ermöglichen. Nicht zuletzt aus diesem Grund muss die Stellenanzeige unbedingt mit dem Vorgesetzten und dem Produktmanagement abgestimmt werden.

 

Ist diese Hürde genommen, nehmen Sie den optimalen Bewerber ins Visier. Den stellen Sie im nächsten Absatz der Stellenanzeige vor. Nennen Sie die fachlichen Fähigkeiten, die der Absolvent in spe auf alle Fälle mitbringen muss, um die Arbeit inhaltlich stemmen zu können. Und vergessen Sie nicht die sogenannten Soft Skills, die Sie von Ihrem Studenten erwarten. Stimmen Sie diese persönlichen Fähigkeiten auf das personelle Umfeld ab, in dem der Student tätig sein wird. Wenn in Ihrer Abteilung vorwiegend in Teams gearbeitet wird, ist Teamfähigkeit eine unerlässliche Eigenschaft, die der Student mitbringen muss. Wenn Sie als Betreuer Wert darauf legen, dass der Student selbständig arbeitet, fordern Sie in der Stellenanzeige eben dies: Eigenverantwortlichkeit. Und denken Sie an die Soft Skills, die für die Arbeit selbst nötig sein werden. Wenn ein Bestandteil der Recherchen zum Beispiel in Form von unternehmensinternen Interviews stattfindet, muss der Student unbedingt Kommunikationsfähigkeit mitbringen.

Die Stellenanzeige schließt ab mit den Formalien. Mit welchen Unterlagen muss der Student sich bei Ihnen bewerben? Standard sind ein aktueller Lebenslauf und Zeugnisse. Viele Unternehmen wünschen sich, nicht ohne Grund, auch einen Notenspiegel in den Bewerbungsunterlagen. Notieren Sie, auf welchem Weg die Unterlagen eingereicht werden sollen. Heute ist es üblich, die Unterlagen als PDF per E-Mail einzufordern oder ein Web-Formular anzubieten. Oft gibt es in den Unternehmen hierzu verbindliche Regeln, Details sprechen Sie am besten mit der Personalabteilung ab. Diese [36]Abteilung übernimmt in der Regel dann auch die Formatierung der Stellenanzeige. Falls nicht, fragen Sie im Sekretariat nach Vorlagen oder nach einer Formatvorgabe, nach der Sie die Anzeige dann setzen. Zuletzt muss die in Unternehmens-CI2 formatierte Stellenanzeige in der Regel von der Personalabteilung und dem Vorgesetzten freigegeben werden. Dann endlich kann sie in den für Ihr Unternehmen relevanten Medien geschaltet werden.

Checkliste: Ausschreibung

 Kurzvorstellung des Unternehmens

 Format entspricht Unternehmens-CI

 Gut formulierter Titel

 Inhalte beschrieben

 Fachliche Voraussetzungen beschrieben

 Soft Skills benannt

 Aufforderung zur Bewerbung und Formalien

 Freigabe durch Personalabteilung und Vorgesetzten

2.8 Die Ausschreibung platzieren


Die Arbeit, die Sie ausschreiben, ist es Wert, den besten Studenten dafür zu finden. Daher sollte die Stellenanzeige möglichst vielen potenziellen Kandidaten zugänglich gemacht werden. Je größer die [37]Zahl der Rezipienten, desto größer die Zahl der Bewerber. Und desto größer Ihre Chance, die Stelle optimal zu besetzen.

Wer übernimmt die Schaltung Ihrer Stellenanzeige? In der Regel macht dies die Personalabteilung. Je nach Fachgebiet, Unternehmensausrichtung und Budget wird sie die Anzeige auf der eigenen Unternehmenswebseite, in Stellenbörsen im Internet und, seltener, im Printbereich platzieren. Für Sie als Betreuer heißt es auch in dieser Phase aktiv bleiben. Informieren Sie sich regelmäßig über das Feedback auf die Anzeige. Fällt es nicht so aus, wie Sie sich es vorgestellt haben (zu wenig oder nicht geeignete Bewerber), können Sie die Stellenanzeige zumindest im Onlinebereich schnell und problemlos nachbessern.

2.9 Aktiv Studenten suchen


Eine klassische Stellenanzeige ist heute nicht mehr der einzige Weg, um auf Kandidatensuche zu gehen. Es gibt noch eine Reihe anderer Möglichkeiten. Sie alle fordern von Ihnen als Betreuer aktives Handeln und ein entsprechendes Zeitbudget.

Am zeitlich wenigsten aufwendig ist – in bestimmten Branchen – die Kandidatensuche im Internet. Es gibt eine Reihe von Websites, auf der Studenten ihr Profil posten können, darunter beispielsweise www.stepstone.de, www.xing.de oder www.monster.de. Sinnvoll und damit erfolgreich ist eine Kandidatensuche über diese Seiten dann, wenn dies ein gängiger Weg in Ihrer Branche ist.

Tipp! Setzen Sie sich ein Zeitbudget für die Suche. Wenn man die Uhr nicht im Blick behält, können Internet-Suchen wahre Zeitfresser sein (ohne dass das Ergebnis dann ein erfolgreicheres wäre).

[38]Werden in Ihrem Unternehmen regelmäßig zahlreiche Abschlussarbeiten ausgeschrieben, lohnt sich möglicherweise ein Stand auf einer Recruiting-Messe, auf der das Unternehmen sich vorstellt und direkt mit interessierten Studenten ins Gespräch kommt. Auf den zahlreichen Vortragsveranstaltungen, die solch eine Messe einrahmen, kann man als Redner fürs Unternehmen die Chance nutzen, interessante Projekte vorzustellen und geeignete Studenten neugierig machen. Welche Personalmesse für Ihr Unternehmen (und Ihre Studentensuche) geeignet ist, erfahren Sie von der Personalabteilung. Die Kollegen dort können gut einschätzen, ob der Besuch einer solchen Veranstaltung überhaupt lohnt. Denken Sie bei der Entscheidungsfindung auch an Ihren Vorgesetzten – und an die Zeit und die Reisekosten, die dafür investiert werden müssen.

Eine weitere Möglichkeit, einen guten Studenten zu finden, ist der Weg über die Hochschule. Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter geben im Allgemeinen gerne eine Empfehlung für bestimmte Studenten ab – die Kontaktdaten dieser Ansprechpartner entnehmen Sie den Homepages der entsprechenden Institute.

Der erfolgreichste Weg, einen sehr guten Studenten zu finden, ist natürlich die Kooperation mit der Hochschule, entweder im Rahmen eines Forschungsauftrages und/oder eines Förderprojekts (siehe auch → Kapitel 2.3). Die Hochschule wird nicht zuletzt aus Eigeninteresse bemüht sein, die am meisten interessierten und motivierten unter den begabten Studenten in diese Kooperation aufzunehmen.

2.10 Den Überblick behalten


Überblick ist das A und O für den Betreuer – und dies vom ersten Moment an. Vor allem, wenn Sie ein aus studentischer Sicht attraktives Thema für die Abschlussarbeit ausschreiben (plus gute Rahmenbedingungen anbieten), müssen Sie mit einer Flut von Bewerbungen rechnen.

[39]Tipp! Richten Sie sich schon vor dem Eintreffen der ersten Bewerbung eine funktionierende digitale Ablage ein.

Bewährt hat sich eine Ordnerstruktur wie beispielsweise in Abb. 2, in der alle Informationen in Dokumentenform abgelegt werden. Diese Ordnerstruktur sollte als Verzeichnisbaum auf dem Rechner und parallel auch als Struktur im E-Mail-Programm angelegt werden. Informationen, die nur auf Papier verfügbar sind, werden nach derselben inhaltlichen Struktur abgelegt (siehe auch → Kapitel 6.6). So hinderlich Pedanterie in vielen Fällen ist, in Sachen Ablage wirkt sie Wunder! Und auch Akribie kann hier nicht hoch genug eingeschätzt werden: Achten Sie darauf, von jedem Studenten, der sich bewirbt, mindestens die Bewerbungsunterlagen, Ihre Notizen, den digitalen und postalischen Schriftverkehr sowie alle vertraglich relevanten Informationen abzulegen. Vorschlag für eine Struktur:


Abb. 2: Verzeichnisstruktur Betreuer

[40]Checkliste:

Ausschreibung durch das Unternehmen

 Ziele definiert

 Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit einer Hochschule geprüft

 Thema beschrieben

 Richtige Ansprechpartner identifiziert

 Kosten geplant

 Zeitplan aufgestellt

 Ausschreibungsunterlagen erstellt

 Ausschreibung veröffentlicht

 Aktiv auf Studenten zugegangen

 Unterlagen organisiert

3 Vorbereitung auf die Abschlussarbeit durch den Studenten


Mit der Abschlussarbeit setzen Sie als Student einen Schlusspunkt hinter Ihr Studium und gehen zugleich einen wichtigen Schritt in die nahe Zukunft. Es geht nicht darum, irgendwie zum Ende zu kommen … und danach sieht man weiter. Die Abschlussarbeit sollte nicht nur ein weiterer Punkt auf der Liste sein, den man mehr oder weniger automatisiert abarbeitet. Mit einem gut gewählten Abschlussthema öffnen Sie sich die Türen! Und daher ist es sinnvoll, sich wirklich ausführlich auf die Abschlussarbeit vorzubereiten.

[41]3.1 Motivation wecken


Ganz klar, wer sein Studium erfolgreich abschließen möchte, muss eine Abschlussarbeit vorlegen. Kaum ein Studiengang kommt ohne diese Textleistung am Ende des Studiums aus. Die Abschlussarbeit ist also, um es salopp zu formulieren, so sicher wie das Amen in der Kirche. Aber reicht das aus, um diese Arbeit motiviert anzugehen?

Warum schreibe ich eine Abschlussarbeit? Anders formuliert: was hat die Abschlussarbeit mit der Berufslaufbahn zu tun, die ich anstrebe? Diese Fragen kann man sich nicht zu früh stellen! Drängend werden sie aber spätestens dann, wenn es darum geht, das Thema Abschlussarbeit richtig anzugehen. Denn die Abschlussarbeit wird ihren Teil dazu beitragen, dass Sie die Weichen für Ihre Zukunft richtig stellen. Wo schreibe ich meine Abschlussarbeit? An der Hochschule? In einem Unternehmen? Welches Thema soll ich wählen? Wie den Schwerpunkt setzen? Denken Sie nicht nur an die nächsten sechs Monate, sondern an die nächsten fünf bis zehn Jahre.

Tipp! Stellen Sie sich die großen Fragen des Lebens. Wie ist meine weitere Lebensplanung? Was ist mein Ziel? Was will ich? Wer will ich sein? Was brauche ich für meinen Weg? Schreiben Sie die Antworten auf und skizzieren Sie, was Sie in den nächsten 5 bis 10 Jahren erreichen wollen. Das Überlegen und Erarbeiten darf ruhig ein Wochenende dauern.

In manchen Studiengängen ist es ausreichend, mit einem Bachelor abzuschließen, um erfolgreich in die Berufspraxis einzusteigen. In manchen Fächern ist ein Master- oder vielleicht sogar ein Doktortitel notwendig, um überhaupt an der Stelle in ein Unternehmen einzusteigen, in der Sie einsteigen möchten. Möglicherweise denken Sie aber auch eher an eine akademische Karriere? Dann ist das Thema Abschlussarbeit im Unternehmen für Sie nicht von großem Interesse.

[42] Beispiel


Jahr Plan
Dieses Jahr Alle Vorlesungen/Prüfungen beenden
2. Jahr Studium mit Abschlussarbeit abschließen
Erster Job
3. Jahr
4. Jahr
5. Jahr
6. Jahr
7. Jahr
8. Jahr
9. Jahr
10. Jahr

Tab. 4: Beispiel für einen 10-Jahres-Lebensplanung

 

Warum schreibe ich eine Abschlussarbeit? Eine klare Antwort darauf wird immer wieder helfen, das Ziel im Auge zu behalten und die kleinen Hürden und großen Entscheidungen auf dem Weg mit Leichtigkeit, Würde, Mut und Entschlossenheit zu nehmen.

3.2 Abschlussarbeit an der Hochschule


Eine Abschlussarbeit an der Hochschule ist die klassische Variante. Man bearbeitet ein Thema aus dem Fachgebiet des eigenen Studienfaches ausführlich mit wissenschaftlichen Methoden und stellt das Ergebnis dann der wissenschaftlichen Gemeinschaft zur Verfügung. Der große Vorteil, den eine Abschlussarbeit an der Hochschule hat, ist ihr Fokus auf die Wissenschaft: Sie bearbeiten ein Thema, das für die Wissenschaft Ihres Fachs von Interesse ist, und [43]Sie zeigen Ihre Fähigkeit, die bereits gelernten Inhalte mit wissenschaftlicher Methodik zu erweitern. Keine Frage, wenn Sie eine wissenschaftliche Laufbahn mit Bachelor, Master, Promotion und Habilitation anstreben, ist dieser Weg der beste, den Sie einschlagen können. Ihre erste akademische Arbeit sollte dann tatsächlich den akademischen Bereich nicht verlassen.

Neben der akademischen Laufbahn gibt es weitere Argumente, die dafür sprechen, die (erste) Abschlussarbeit an der Hochschule zu schreiben. Zum Beispiel dann, wenn man nach dem Bachelor noch den Master anstrebt. Eine klassische Bachelorarbeit an der Hochschule ist eine gute Vorbereitung auf die spätere Masterarbeit im Unternehmen. Auch wenn Sie im Laufe Ihres Studiums schon einige wissenschaftliche Arbeiten verfasst haben – sie alle werden kaum so umfangreich wie eine Bachelorarbeit gewesen sein, mit der Sie dann zeigen, dass Sie die wissenschaftlichen Methoden und Vorgehensweisen auch auf langer Strecke beherrschen. Viele Unternehmen sehen es gerne, wenn dieses wissenschaftliche Handwerkszeug erfolgreich unter Beweis gestellt wurde – und dann in der Masterarbeit um den praxisnäheren Teil erweitert werden kann. Schließlich darf nicht vergessen werden: auch eine Abschlussarbeit in der Industrie folgt den strengen wissenschaftlichen Methoden.

Auch sind die Anforderungen, die an eine Abschlussarbeit gestellt werden, von Hochschule zu Hochschule, mitunter sogar von Lehrstuhl von Lehrstuhl verschieden. Manche Fakultäten oder Hochschullehrer fordern, dass der theoretische Anteil mindestens die Hälfte der Abschlussarbeit ausmachen muss oder hierauf gar der Schwerpunkt zu liegen hat. In solchen Fällen deckt sich die Ansicht der Hochschule nicht mit dem Anliegen, das das Unternehmen hat. Im Fall so unterschiedlicher Zielsetzung sollte die Abschlussarbeit eher an der Hochschule als im Unternehmen geschrieben werden.

Und in noch einem Fall empfiehlt es sich, die Abschlussarbeit an der Hochschule zu schreiben – dann nämlich, wenn Sie später in einem Unternehmen Abschlussarbeiten betreuen möchten. Dann nämlich hilft es ungemein, die Denkweise einer Hochschule zu kennen.

Zuletzt spricht noch ein Punkt für die Bachelor-Arbeit an der Hochschule, der nicht hoch genug eingeschätzt werden kann: die [44]Unterstützung durch den betreuenden Professor. Als Student müssen Sie sich bewusst sein, dass Sie bei einer externen Abschlussarbeit ohne Förderprojekt oder Drittmittel keine oder nur sehr wenig Unterstützung von der Hochschule bekommen – aber trotzdem von dieser benotet werden. Überprüfen Sie also genau, ob Sie es sich zutrauen, sozusagen ohne akademisches Backup eine Arbeit zu schreiben, die den akademischen Anforderungen entspricht.

3.3 Abschlussarbeit in einem Unternehmen


Viele gute Argumente sprechen also dafür, zum Beispiel die Bachelorarbeit an der Hochschule zu schreiben und erst für die Masterarbeit in ein Unternehmen zu gehen. Einerseits. Kommen wir zum andererseits. Und das ist schnell identifiziert: wer eine Karriere außerhalb der akademischen Laufbahn anstrebt, sollte möglichst früh möglichst viel praxisrelevante Erfahrung in Unternehmen sammeln. Während es noch vor zwanzig Jahren Usus war, den ersten Schritt in ein erfolgreiches Berufsleben nach dem Hochschulabschluss zu tun, kann man heute nicht früh genug damit anfangen, Praxiserfahrung zu sammeln. Praktika während der Schul- und Hochschulzeit sind mittlerweile fast schon obligatorisch. Dann arbeitet man als Werkstudent in einem Unternehmen und schreibt seine Abschlussarbeit dort, erst die Bachelor- und dann die Masterarbeit. Viele, fast die meisten Unternehmen, die Absolventen einstellen, achten nicht nur auf gute Noten, sondern, möglicherweise sogar mehr denn je, auf Berufserfahrung (die sich, angenehmer Nebeneffekt, auch durchaus positiv auf das Einstiegsgehalt auswirkt). Sprich: Erfahrungen in der Praxis zählen! Sie machen sich fantastisch im Lebenslauf – spätestens dann, wenn man sich um seine erste Stelle bewirbt.

Mit dem richtigen Einstieg die Zukunft vorbereiten

Eine Abschlussarbeit im Unternehmen ist also der erste Schritt für den besten Berufseinstieg. Und daher wollen das Unternehmen und die [45]Branche sehr gut gewählt sein. Stellen Sie sich folgende Fragen: In welcher Branche will ich einmal tätig sein? Welches ist der richtige Industriezweig für mich? Wo werden die Produkte und Dienstleistungen angeboten, mit denen ich mich identifizieren kann? Wohin passen meine Interessen am besten? Will ich in einem Konzern arbeiten? In einem Familienbetrieb? Und welche Unternehmen passen beispielhaft und warum?

Wie möchte ich arbeiten? Und wie und wo unter keinen Umständen? Nehmen Sie sich Zeit, diese Fragen zu beantworten. Und wenn Sie danach auf die Suche nach einer Abschlussarbeit gehen, legen Sie genau diese Kriterien an, die Sie an Ihre erste richtige Arbeitsstelle stellen würden.

Tipp! Schreiben Sie Ihre Antworten auf die oben genannten Fragen auf und reflektieren Sie diese in Ruhe. Erinnern Sie sich, wo es Ihnen während eines Praktikums besonders gut gefallen hat und warum. Manchmal erfährt man übrigens auch über das Ausschlussverfahren so einiges über sich selbst. Fragen Sie sich: wo will ich lieber nicht arbeiten? Welche Branche kommt für mich überhaupt nicht in Frage? Warum?

Immer noch keinen Plan? Dann könnte es hilfreich sein, die Meinung anderer einzuholen. Zum Beispiel, indem Sie einen Studentenstammtisch besuchen. Dort partizipieren Sie an den Erfahrungen, von denen Kommilitonen berichten, teilen Ihre eigenen Fragen und Unsicherheiten den anderen mit – manchmal hilft der Gedankenaustausch in der Gruppe, den eigenen Weg besser zu erkennen.

Selbstverständlich ist es kein Beinbruch, wenn Sie auch in der letzten Phase Ihres Studiums noch nicht genau wissen, wo und wie Sie einmal berufstätig sein wollen. Es ist nichts dagegen einzuwenden, in ganz verschiedenen Branchen und Unternehmen hospitiert zu haben – immerhin sammelt man so ein wirklich breites Spektrum an Erfahrung. Aber: Der Wechsel von Branche zu Branche darf nicht zu [46]einem lust- und ziellosen Herumtreiben verkommen. Irgendwann sollte sich ein Schwerpunkt abzeichnen, sich ein Berufsziel entwickeln. Fällen Sie Ihre Entscheidung, wo und wie Sie Ihre Abschlussarbeit schreiben wollen, nicht aus einer Tageslaune heraus, sondern mit Überlegung. Nicht zuletzt wird auch Ihr zukünftiger Wunscharbeitgeber sicherlich beim Bewerbungsgespräch nachfragen, warum Sie so viele ganz unterschiedliche Erfahrungen gesammelt haben. Das ‚Hopping‘ muss also glaubhaft erklärt werden.

Überlegung ist schließlich auch gefragt, wenn es um die Entscheidung geht, in welchem Unternehmen die Abschlussarbeit geschrieben werden soll. Natürlich ist die Verlockung groß, ein Unternehmen zu wählen, weil es die Abschlussarbeit finanziell unterstützt. Ihre Entscheidung für ein bestimmtes Unternehmen sollte aber nicht vom Geld abhängig sein – es gibt genügend Nebenjobs, mit denen Studenten auch während einer Abschlussarbeit ihr Konto aufbessern können. Denken Sie nicht nur an die nächsten sechs Monate, sondern an die nächsten Jahre! Im Zweifelsfall entscheiden Sie sich dann für das für Ihre Karriere interessantere Unternehmen, nicht für das, das mehr zahlt.

3.4 Abstimmung mit der Hochschule


Welche Möglichkeiten habe ich im Rahmen meines Studiums, eine Abschlussarbeit in einem Unternehmen zu schreiben? Im Studentensekretariat, im Intranet der Hochschule oder im Prüfungsamt erhält man die notwendigen Informationen und Unterlagen dazu. Den großen Überblick verschaffen die Prüfungs- und Studienordnungen, die für alle Studenten verbindlich sind. Hinzu kommen weitere Unterlagen, etwa Formulare, Vorlagen oder Vorgaben, den Zeitplan betreffend. In manchen Hochschulen unterscheiden sich die Vorgaben, die für eine Abschlussarbeit in einem Unternehmen einzuhalten sind von denen, die für die Abschlussarbeit an der Hochschule gelten. Machen Sie sich noch vor der Bewerbungsphase [47]mit allen diesen Anforderungen vertraut, damit Sie sich später voll und ganz auf die Arbeit konzentrieren können.

Auch wenn Sie sich für eine externe Abschlussarbeit entschlossen haben, müssen Sie in der Vorbereitung darauf auf die Unterstützung der Hochschule nicht verzichten. Fragen Sie Ihren Professor um Rat, wenn Sie auf der Suche nach einem geeigneten Thema sind. Fragen Sie nach, welche Unternehmen die Hochschule für geeignet hält oder gar empfiehlt. Wie sieht es mit der Unterstützung durch Tutoren und wissenschaftliche Mitarbeiter aus? Fragen Sie die entsprechenden Personen nicht zwischen Tür und Angel, sondern besuchen Sie deren Sprechstunden. Wenn Sie während Ihres Studiums ein gutes Verhältnis zu Ihren Professoren und dem akademischen Mittelbau aufgebaut haben, macht sich das spätestens bei der Bitte um Unterstützung bezahlt. Auch die Studentenvertretung, das Studentensekretariat und die Fachschaft sind gute Anlaufpunkte, um Fragen im Vorfeld zu klären.

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