Der Jungbrunnen des Dr. Shioya

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Verjüngung

Als ich 94 Jahre alt wurde, hatte ich die Idee, ein Treffen zum 70-jährigen Studienabschluss zu veranstalten, blätterte in einer alten Namensliste und schrieb den einen oder anderen an. Die Antwortschreiben sahen wie Todesnachrichten aus, in denen die Familie nur mitteilte, wann der Betreffende verstorben war. Die Teilnehmer waren nur ich und ein weiterer Studienkollege, sodass wir zwei 94-Jährigen – zusammen mit einigen Teilnehmern aus dem Himmel – ein tief bewegtes Klassentreffen veranstalteten.

Dieser einzige andere Klassenkamerad lebte zwar noch, aber er war schon sehr gealtert. Nur ich war, je älter ich wurde, immer gesünder geworden, und wie ich es schon beschrieben habe, waren auch mit über neunzig Jahren meine Kondition und mein Gesundheitszustand dem Gefühl nach eher besser als je zuvor. Auch wenn ich älter werde, behalte ich doch meinen bisherigen Gesundheitszustand bei, oder aber Kondition und Gesundheitszustand verbessern sich sogar. Das ist von der Biochemie des menschlichen Körpers her gesehen unmöglich. Genau das passiert aber mit meinem Körper. Es ist die Wirkung der Vorstellungskraft und der Atemtechnik.

Das 8. Loch des Golf Clubs, bei dem ich Mitglied bin, ist ein aus Hügeln bestehender Parcours. Der Weg von der Abschlagzone bis zum Fairway steigt stetig die ganze Zeit an, und auch auf dem Fairway geht der Hang weiter. Ich habe diesen ansteigenden Weg seit Beginn meiner Mitgliedschaft dort gehasst. Wenn beim Spiel dieses 8. Loch an die Reihe kommt, feuere ich mich beim Laufen selbst unwillkürlich mit einem regelmäßigen »yo-kora-sho« an, und mir geht die Luft fast aus. Dies ist nun wirklich greisenhaft, so hatte ich die Idee, den Putter umzudrehen und als Stock zu benutzen, und damit konnte ich nun den Hang hinaufsteigen.

Da dieser Klub erst vor Kurzem gegründet wurde, sind viele der Mitglieder junge Leute und auch ihre Laufgeschwindigkeit ist anders. Während des Spieles lief ich nicht langsamer als die jungen Mitglieder, aber auf dem Weg zum Klubhaus nach Ende des Spieles, blieb ich doch tatsächlich wegen der Müdigkeit in Beinen und Hüften hinter der Gruppe zurück und ging mit schlürfenden Schritten hinterher.

Das ist langweilig, sehr langweilig. »Aber«, dachte ich, »wenn man mein Alter bedenkt – da lässt sich nichts ändern.« Doch auf einmal kam ich auf die Idee, meine müden Beine und Hüften zu verjüngen.

Während ich also die Kraft der Gedanken und den richtigen Atem einsetzte, stellte ich mir deutlich vor: »Mein Körper hat sich verjüngt, er hat sich verjüngt. So ein Hügel macht mir gar nichts aus, den kann ich locker hinaufgehen«, und ich visualisierte mich, wie ich ohne Stock forsch den Fairway hinaufschritt.

Des Weiteren bemühte ich mich, mir auf der inneren Leinwand auszumalen, wie ich auf dem Rückweg nicht hinter der Gruppe zurückblieb, sondern mit den Sportfreunden zusammen ging. Als ich das etwa drei bis vier Tage praktiziert hatte, kam der Tag meines wöchentlichen Spiels.

Als ich mich nun tatsächlich auf dem Parcours befand und der Hügel des 8. Loches an die Reihe kam, konnte ich den einst so anstrengenden Hügel ohne Probleme hinaufsteigen. Die Füße ließen sich auch leicht anheben und natürlich brauchte ich keinen Stock. Auch auf dem Weg zurück zum Klubhaus konnte ich ohne zurückzubleiben, neben allen anderen hergehen. Und nicht nur das! Obwohl ich bisher vom Klub bis nach Hause immer mit dem Taxi fahren musste, konnte ich diesmal – wie alle anderen auch – mit dem Bus und der Bahn nach Hause fahren, da ich mich nicht so müde fühlte.

Auch am nächsten Morgen konnte ich, obwohl ich mich sonst am Morgen danach im Bett gewälzt hatte, sofort aufstehen und ohne Hindernisse den Tag beginnen. Außerdem war dieser Zustand nicht auf dieses eine Mal beschränkt, sondern er hält bis heute unverändert an. Mein Körper hat sich eindeutig verjüngt.

Auch die Zeiger der körpereigenen Uhr können zurückgedreht werden

In Wirklichkeit ist es schwieriger, sich derart zu verjüngen, als eine Krankheit zu heilen. Bei einer Krankheit arbeitet die natürliche Heilkraft mit, um den Körper auf den Weg der Heilung zu bringen, aber einen Körper, der im Alterungsprozess natürlich abbaut, zu verjüngen, ist so etwas, wie die Zeiger der Uhr zurückzudrehen. Eine solche Umkehrung ist keine der natürlichen Fähigkeiten von uns Menschen. Eine Grippe kann man heilen, ohne Medikamente einzunehmen, aber es ist normalerweise unmöglich, einen gebeugten Rücken wieder aufzurichten.

Nur die Vorstellungskraft allein macht dies möglich. Das glaube ich jedenfalls. Und ich bin ein gutes Beispiel dafür. Es ist nämlich noch etwas Ähnliches geschehen:

Auf Grund meines hohen Alters passierte es mir manchmal, dass ich etwas vergaß, und besonders als ich über neunzig Jahre alt war, passierte es mir häufig, dass, wenn ich mich mit anderen Menschen unterhielt, ich mitten in der Unterhaltung die Worte vergaß. Ich konnte mich überhaupt nicht mehr an Namen von Menschen und Bezeichnungen von Dingen erinnern, oder sie lagen mir auf der Zunge, aber ich konnte sie irgendwie nicht aussprechen. Da irrte ich in der Umgebung der richtigen Antwort herum: »Wie sagt man da noch ...« oder drückte es anders aus und stahl mich aus der Situation davon und begann mich zu wiederholen.

Wenn ich mich mit ebenfalls betagten Menschen unterhalte und so etwas passiert, so ist es mit einem Witz abgetan, aber auf Vorträgen oder wenn ich mich mit jungen Leuten über meine Veröffentlichungen unterhalte, irritiere ich den Gesprächspartner nur damit, dass ich den Faden verliere oder Dinge vergesse. Bei einem derart unterbrochenen Gedankenfluss werden die Gespräche und die Begegnungen mit Menschen mühsam.

Eine Weile lebte ich so, aber eines Tages entschloss ich mich »So! Jetzt versuche ich, diese Vergesslichkeit zu kurieren!« Und ich wiederholte: »Meine Gehirnzellen verjüngen sich«, und ich schickte die Vorstellung an meine Gehirnzellen, damit sie in diese eindringen könne. In Gedanken und mit Gefühl visualisierte ich detailliert die Form der Zellen und stellte mir deutlich vor, wie sie lebhaft funktionieren. Die Wirkung stellte sich nach kurzer Zeit ein.

Ich bin nicht mehr um Worte verlegen, sondern kann direkt auf die Worte, die ich gebrauchen will, zugreifen. Es ist nicht mehr mühsam, mich mit Menschen zu unterhalten und ich kann auch meine Vorträge frei halten.

Siebzig Prozent der menschlichen Gehirnzellen schlafen, und es gibt eine Theorie, nach der sie überhaupt keine Funktion haben. Das sieht zwar auf den ersten Blick recht plausibel aus, aber es stimmt in Wahrheit nicht. Der menschliche Körper entspricht dem Universum, und es gibt nicht ein einziges, nutzloses Ding. Dass siebzig Prozent der Gehirnzellen zu null Prozent effektiv sind, das kann es nicht geben.

Es ist viel näher an der Wahrheit anzunehmen, dass jede einzelne Gehirnzelle nur dreißig Prozent ihrer Kraft einsetzt. Alle Zellen arbeiten, aber jede setzt nur dreißig Prozent ihrer jeweiligen Kraft ein. Die restlichen siebzig Prozent sind inaktiv.

Wie wäre es, wenn man sich vorstellen würde »meine Gehirn-zellen verjüngen sich, sie entfalten ihre Fähigkeiten zur Gänze« und mit der Atemtechnik frischen Sauerstoff und Energie in den Körper aufnehmen würde? Die inaktiven siebzig Prozent würden ebenfalls aktiv werden und man wäre mit der vollen Arbeitsfähigkeit von hundert Prozent ausgerüstet. Es schlummern noch viele verborgene Fähigkeiten in inaktivem Zustand in unserem Körper. Könnte man diese unbekannten Kräfte im Alltag wirken lassen, so könnten die Möglichkeiten des Menschen bis ins Unendliche gesteigert werden.

Derzeit fertige ich überhaupt keine Manuskripte für meine eineinhalb- bis zweistündigen Vorträge an. Ich mache mir auch keinerlei Notizen. Ich hole alles vor Ort aus den Schubladen in meinem Kopf hervor und kleide es in Worte, um darüber zu sprechen. Ich bleibe kein einziges Mal in meiner Rede stecken und verspreche mich auch nicht. Auch Fragen kann ich aus dem Stegreif beantworten.

Viele sind erstaunt darüber, wie rasch und intensiv die Methode bei mir wirkt, das kommt aber durch die Übung. Dadurch habe ich eine stärkere »Kraft der Gedanken« entwickelt als andere Menschen und ich glaube auf Grund meiner eigenen Erfahrungen zu hundert Prozent an die Wirksamkeit dieser Visualisierungen und setze sie im Alltag in den verschiedensten Fällen ein. Dies ist es, was mich und meinen Körper verjüngt.

Der Zen-Mönch Dôgen sagte, dem Sinne nach: Wenn du etwas willst, dann denke immerzu daran, ob du wachst oder schläfst. Wenn du das tust, dann werden auch schlechte Gedanken in Erfüllung gehen. Es ist schade, dass häufig das Böse in der Welt gedeiht und die Gier der dieses Böse aus-übenden Menschen – obwohl sie fehl am Platze ist – aufrichtig ist, weil die meisten von ihnen leidenschaftlich bei der Sache sind.

Wenn man deshalb mit demselben Eifer positive gedankliche Bestätigungen von »… habe ich getan« und »…habe ich geschafft« aussendet, sammelt sich die Energie für die Verwirklichung in unserem Inneren an, und sie wird nach außen geleitet, sodass der Wunsch in Erfüllung geht.

»Körper und Geist können sich durch die Kraft der Gedanken verjüngen.« Das habe ich so geschrieben, aber in Wirklichkeit ist es unmöglich, dass Kondition und Zellen sich verjüngen. Deshalb verjüngen wir uns durch die Vorstellungskraft eigentlich nicht, sondern kehren zum ursprünglichen Sollzustand der Gesundheit zurück.

Man kann getrost behaupten, dass der Mensch ein Lebewesen ist, das im optimalen Fall, bei bester Gesundheit geboren wird, und bei dem dann diese Lebenskraft Stück für Stück abnimmt. Die Zeit als neugeborener Säugling ist so betrachtet der »gesündeste Zeitpunkt« im Leben, danach durchläuft dieses Lebewesen einen Prozess, bei dem dieser Gesundheitszustand durch spätere Ursachen, wie Krankheiten, Vernachlässigung der Gesundheit und Stress reduziert wird.

 

Obwohl man ursprünglich als ein kräftiges und schnelles Pferd geboren wird, verringert sich die Kondition durch viele negative Einflüsse, man bekommt nicht genug Nahrung und wird zu einem schwachen und abgemagerten Pferd. Dieser abgemagerte Klepper ist der Zustand der heutigen Menschen. Mit anderen Worten: Gesund werden heißt nicht, Gesundheit zu erlangen. Es bedeutet, den negativen Zustand in den ursprünglichen, normalen Zustand zurückzuversetzen, und das sieht dann so aus, als ob man verhältnismäßig robust geworden sei und der Gesundheitszustand sich verbessert hätte.

Dass meine Beine und Hüften kräftiger wurden und meine Gehirnzellen wieder auflebten, ist nur durch die Vorstellung des Sollzustandes, des ursprünglichen Gesundheitszustandes und der Lebenskraft wieder erreicht worden, und es sieht nur so aus, als ob ich mich, im Vergleich zu vorher und zu anderen Menschen, verjüngt hätte.

Gesundheit bedeutet lediglich, zum ursprünglichen Sollzustand zurückzukehren.

Daraus ergeben sich zunächst einmal die folgenden beiden Punkte:

1. Jeder kann gesund werden.

2. Der größte Teil der menschlichen Fähigkeiten liegt brach.

Zu Punkt 1: Da jedem dieser »Sollzustand« angeboren ist, hat jeder die gleichen Möglichkeiten, selbst wenn er sich jetzt im Zustand eines Kleppers befindet, je nachdem, wie viel Energie er dafür investiert, in den Zustand eines schnellen Pferdes zurückzukehren. Deshalb können auch Sie es, verehrte Leserinnen und Leser, wenn ich es gekonnt habe. Ich konnte es gestern und Sie können es morgen – einen größeren Unterschied gibt es zwischen uns nicht.

Zu Punkt 2: Aus einem etwas anderen Blickwinkel betrachtet, kann man feststellen, dass der Mensch in seinem Körper einen Schatz an brachliegenden, verkümmerten Fähigkeiten besitzt. Die Placebo-Wirkung, einfach durch die Macht des Glaubens, ist dafür ein Beispiel. Außerdem gibt es das geflügelte Wort von den »Bärenkräften in der Not«: In Notfallsituationen kommt es vor, dass ein Mensch Kräfte entfaltet, die seine normalen Fähigkeiten bei Weitem übersteigen. Man kann diese, in Extremzuständen aktivierten Kräfte, aber als den Pegel unserer ursprünglichen Kraft ansehen. Wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, lassen wir große Fähigkeiten latent in uns schlummern. Indem man diese Bärenkräfte nicht nur in der Not, sondern im Normalfall entfaltet, kann man sie in den Dienst der Verwirklichung seiner Gesundheit und der Erfüllung seiner Wünsche stellen. Wie bereits wiederholt gesagt, ist es die gedankliche Vorstellung, die Kraft der Visualisierung, welche dies ermöglicht.

Physiologische und genetische Grundlagen

»Jeder will lange leben. Aber keiner will älter werden.« Dieser – ironisch gemeinte – Ausspruch trifft den Nagel auf den Kopf und ist durchaus ernst zu nehmen, denn es ist jedem möglich, so wie ich, lange zu leben und sich seine Kraft zu erhalten.

Bis zu hundert Jahre gesund leben – das ist auf der Ebene der Gesundheit der Sollzustand des Menschen, da dies den ursprünglichen, latenten Anlagen des Menschen entspricht. Jeder hat eine Lebensspanne von hundert Jahren bekommen, jeder hat die Fähigkeiten, voller Vitalität hundert Jahre zu leben. Wenn wir also diese Fähigkeiten auf natürliche Weise entfalten, können wir lange leben, ohne zu »altern«.

Daneben gibt es auch die Theorie dass der Mensch genetisch dafür angelegt ist, 125 Jahre alt zu werden. Die Lebensspanne der Säugetiere berechnet sich aus dem fünffachen Zeitraum der Zeitspanne von der Geburt bis zur Reife, und unsere Muskeln und die Zellen der Organe wachsen bis zum Alter von 25 Jahren. Deshalb lautet die Theorie, dass wir bis 5 x 25 = 125 Jahre leben können, ich persönlich halte dies aber für eher unwahrscheinlich.

Und warum? Weil es fast keine Menschen gibt, die tatsächlich 125 Jahre alt wurden. Es gibt also für diese Theorie von einem 125-jährigen Leben kaum Beweise. Es ist zwar richtig, dass die Muskeln und die Zellen der Organe bis zum Alter von 25 Jahren wachsen, doch ich glaube, dass sie nicht der Bezugspunkt sein sollten.

Mit fünf multiplizieren sollte man nicht das Alter, in dem die Zellen der Organe, sondern dasjenige, in dem die Gehirnzellen aufhören zu wachsen. Die Gehirnzellen wachsen bis zum Alter von zwanzig Jahren. Mit zwanzig Jahren hören sie auf zu wachsen und nehmen dann in der rasenden Geschwindigkeit von 100.000 pro Tag ab. Deshalb muss man bei der Berechnung des Lebensalters des Menschen dieses Alter, in dem die Gehirnzellen aufhören zu wachsen, mal fünf nehmen, und dabei kommt man auf eine Zeitspanne von hundert Jahren.

Allein hier in Japan leben etwa 9000 Hundertjährige. Deshalb hat das auch eine Beweiskraft. Warum brechen mehr als die Hälfte von uns ihre gegebene Lebensspanne ab, indem sie ihre Fähigkeiten verdrängen und brach liegen lassen, wenn es doch selbstverständlich ist, dass man hundert Jahre alt werden kann? Wie bereits vorher erwähnt, behindern verschiedene negative Ursachen die angeborene Lebenskraft.

Viele von denen, die tatsächlich hundert Jahre alt sind, scheinen von Geburt an gesund und kräftig gewesen zu sein. Es gibt sehr viele, die keine besondere Gesundheitspraktik anwenden. Sie sind von Anfang an mit einer gesunden Anlage ausgestattet, ihr Immunsystem ist stark und sie haben wohl auch ein dickes Fell gegen negative Einflüsse. Dies ermöglicht ihnen ein langes Leben.

Wenn dem so ist, sind dann Gesundheit und ein langes Leben nicht von angeborenen Anlagen bestimmt? Nein, das ist nicht so. In meiner Kindheit war meine Lebenskraft fast null. Meinen derzeitigen hervorragenden Gesundheitszustand und mein überaus langes Leben habe ich mir durch meine eigene Atemtechnik und meine Methode der Visualisierung angeeignet.

Jeder hat die Möglichkeit, hundert Jahre alt zu werden. Das ist die Lebensspanne, die uns der Himmel gegeben hat, das ist unser ursprünglicher Sollzustand. Wir müssen nur durch die Anwendung der Vorstellungskraft und der Atemtechnik die angeborene Lebenskraft entfalten, diesen Soll-Zustand aktivieren und in den Ist-Zustand überführen.

Die Konzentration auf das Ziel

1. ein klares Ziel haben

2. an die Verwirklichung des Zieles glauben

3. auf das Ziel hin handeln.

Eine solche Einstellung ist notwendig, um die latenten Fähig-keiten zu erwecken. Zum Anvisieren eines klaren Zieles möchte ich Ihnen ein Beispiel geben, an dem ich nur indirekt beteiligt war.

Es ging darum, dass ich von einer großen Firma in Tokio um einen Vortrag über Gesundheit gebeten worden war. Ich fragte mich allerdings, ob das von der Geschäftsführung gewünschte Thema: »Gesundheit« für die Angestellten von irgendeinem Interesse sein würde, schließlich handelte es sich durchwegs um junge, gesunde Menschen, die wohl wenig Interesse an den Erzählungen eines alten Mannes über Gesundheit hätten. Außerdem war mein Name nicht sehr bekannt und der Eintritt war ziemlich teuer. Deshalb dachte ich, dass nicht so viele Leute kommen würden und es schon großartig wäre, wenn die Hälfte der Plätze besetzt wäre. Etwa eine Woche vor dem Vortragstermin rief mich der organisierende Abteilungsleiter mit der Nachricht an, dass, obwohl der Termin vor der Tür stand, kaum Anmeldungen vorlagen. Bei der Ankündigung war er von hundert Teilnehmern ausgegangen, aber bisher waren es leider nur dreißig. Und er bat mich ziemlich eigennützig, ob ich nicht mit meiner Vorstellungskraft die Anzahl der Zuhörer auf hundert erhöhen könne. Er hatte mein Buch gelesen und wusste über die Methode Bescheid. Ich antwortete ihm folgendermaßen:

»Diese Gelegenheit hat eine große Bedeutung für Ihr eigenes Leben. Wenn Sie hier Erfolg haben, wird das ein Pluspunkt für Ihr zukünftiges Leben als Geschäftsmann sein. Sie müssen dies als eine gute Chance optimistisch annehmen und es irgendwie erfolgreich abschließen. Aber Sie dürfen nicht andere Menschen darum bitten, sondern müssen diese Chance mit Ihrer eigenen Vorstellungskraft anpacken und diese selbst einsetzen. Ich unterstütze Sie hierbei überhaupt nicht.«

Dann gab ich ihm noch den Ratschlag, er solle sich deutlich vorstellen, dass sie gekommen seien, mehr als hundert Zuhörer, und er solle den vollbesetzten Hörsaal lebhaft visualisieren. Der Abteilungsleiter hatte gehofft, er könne meine Hilfe bekommen, und er schwieg wohl, weil er etwas enttäuscht war, aber schließlich sah er es ein.

Er praktizierte die schöpferische Kraft der Gedanken und der richtigen Atmung, visualisierte so, wie ich es ihm gesagt hatte, und er stellte sich vor, dass sogar die Presse zum Vortrag erschienen sei. Die Wirkung zeigte sich bald, und bis zum Tag vor dem Vortrag hatten sich 98 Zuhörer angemeldet. Dann, am Morgen des Tages, rief er mich noch einmal an und berichtete mit freudiger Stimme, dass sich soeben noch zwei angemeldet hatten und die anvisierten hundert Zuhörer erreicht worden seien.

»Das ist sehr gut. Bis zum Vortrag sind es aber noch sechs Stunden. Visualisieren Sie doch noch einmal bis dahin. Dann werden es bestimmt noch mehr«, ermunterte ich ihn und stieg in den Hochgeschwindigkeitszug (Shinkansen), da es Zeit geworden war, mich auf den Weg zum Veranstaltungsort zu machen. Als er mich abholte, sagte er mit freudestrahlendem Gesicht: »Wie Sie prophezeit haben sind noch mehr Anmeldungen gekommen. Es sind schließlich hundertzwanzig Zuhörer geworden«, so berichtete er stolz. Und auch ich konnte mich über diesen Erfolg aus ganzem Herzen freuen.

Diese Geschichte geht aber noch weiter: Ein Jahr später hielt ich dort wieder einen Vortrag, und diesmal schickte mir der Abteilungsleiter etwa zehn Tage vorher eine Liste von fast siebzig Zuhörern, die sich bis dahin angemeldet hatten. Auch diesmal stieg die Anzahl bis zum Schluss auf das Doppelte, also auf hundertvierzig Zuhörer an und auch diesmal hatte der Abteilungsleiter die Kraft der Vorstellung und des richtigen Atmens eingesetzt. Als ich mich näher erkundigte, erfuhr ich, dass es bei den in dieser Firma organisierten Vorträgen und Seminaren normalerweise so war, dass die Anmeldungen bis zehn Tage vorher eingingen, danach aber keine mehr eintrafen.

So konnte ich endlich auch verstehen, warum mich der Abteilungsleiter vor dem ersten Vortrag, für den er nur dreißig Anmeldungen verzeichnen konnte, so besorgt angerufen hatte. Mit Hilfe seiner Vorstellungskraft hatte er das normale Schema jedoch gleich zweimal durchbrochen und auch ich wurde mir wieder einmal der Macht der Vorstellungskraft bewusst.

In diesem Fall führte die Tatsache, dass der Verantwortliche willig und vertrauensvoll meinen Ratschlägen folgte, zu guten Ergebnissen. Wenn man zweifelt: »Auch wenn ich darum bitte, wird es denn tatsächlich in Erfüllung gehen?«, und wenn die Bitte mit Unsicherheit gepaart ist, wird es schwierig, zu einem Ergebnis zu kommen. Mit einem aufrichtigen und klaren, zielgerichteten Gefühl ohne Zweifel gelingt es ganz sicher, und das Geheimnis, wie man den Erfolg auf dem kürzesten Weg anlockt, besteht darin, zu visualisieren, dass es bereits gelungen ist.

Es verbirgt sich eine wirklich interessante Tatsache dahinter, warum so etwas passiert.

In meinen bisher erschienenen Büchern habe ich, um die lange Geschichte zu straffen, geschrieben: »Die Prostatahypertrophie, die innerhalb von drei bis vier Jahren langsam immer schlimmer wurde, erreichte mit neunzig Jahren dann endlich einen wirklich ernsthaften Zustand. Als ich mir dann in Gedanken meine Vision von Gesundheit ausmalte, begann bereits am nächsten Morgen der Urin wieder besser zu fließen. Und kaum eine Woche später war ich vollständig geheilt.«

Diejenigen, die diese Bücher gelesen hatten, wussten nicht, dass ich in den drei bis vier Jahren, in denen sich die Symp-tome entwickelten, bereits die Methode ohne Erfolg praktiziert hatte. Sie glaubten fest daran, dass gleich beim ersten Mal die Symptome sich gebessert hatten. Und als sie dann die Methode begeistert anwandten, hatten sie den Erfolg, an den sie glaubten.

In meinem Fall kam erschwerend hinzu, dass ich, als ehemaliger Arzt, mehr als der Laie über die Krankheit wusste. Ich wusste, dass die Prostatahypertrophie eine Krankheit ist, die nur durch eine Operation geheilt werden kann, und dies hat unbewusst die Funktion meiner gedanklichen Vorstellung behindert. Des Weiteren tröstete ich mich unterbewusst, dass ich mich ja immer noch operieren lassen konnte, wenn es mir nicht gelang, mich selbst zu heilen, und auch das war ein Hindernis für die Wirksamkeit der Vorstellung.

 

Diesbezüglich wird die Vorstellungskraft eines Menschen, der keine genaueren Kenntnisse besitzt und der nicht von Zweifeln behindert ist, stärker sein als die meine, und dadurch wird die Wirkung unmittelbarer eintreten.

Bei Versuchen, die durchgeführt werden, um die Existenz von übernatürlichen Kräften nachzuweisen, erhält ein Wissenschaftler, der fest daran glaubt, mit fast hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit positive Ergebnisse; wenn aber ein zweifelnder Wissenschaftler den Versuch durchführt, erbringt er mit ebenso hoher Wahrscheinlichkeit negative Ergebnisse. (Im Grunde beweist dies nur, dass die eigenen Vorstellungen und Erwartungen sich erfüllen, denn in beiden Fällen entsprechen die Ergebnisse den eigenen Gedanken und Erwartungen.)

In den modernen Wissenschaften wird ein Phänomen oder Gesetz allerdings erst wissenschaftlich anerkannt, wenn es reproduzierbar ist, das heißt, auch wenn ein Mensch ein Phänomen festgestellt hat, wird dieses nicht anerkannt, solange nicht viele andere das Experiment wiederholen und die gleichen Ergebnisse erhalten können. Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass wir bis in alle Ewigkeit darauf verzichten müssen, dass die übernatürliche Kraft jemals wissenschaftlich anerkannt wird.

Klar ist allerdings, dass, wenn man einen Wunsch ausspricht und gleichzeitig Zweifel hat und unsicher ist, man sich selbst und die Erfüllung des Wunsches damit behindert. Das können auch die Menschen leicht verstehen, die nicht an die übernatürliche Kraft glauben.

Die meisten Skeptiker sind reich an Wissen, da sie jedoch häufig negativ denken, haben sie eine geringe Handlungskraft: »Dafür gibt es noch kein Beispiel«, »Unter diesen Bedingungen kann es nicht funktionieren« usw.

Menschen andererseits, die nicht einmal ein Halbwissen besitzen, und die die Dinge mit einer aufrichtigen Einstellung und positiv betrachten, können ihre Vorstellungskraft entwickeln und die Macht der Gedanken aktivieren und einsetzen.

Ich habe mir schon oft gedacht, wenn ein Kleinkind bereits über das Wissen und die Weisheit eines Erwachsenen verfügen würde, so würde der Mensch wohl nicht richtig laufen lernen. Wenn das Kleinkind anfängt zu laufen, fällt es immer wieder hin und steht immer wieder auf, ohne dabei wütend zu werden. Das Kleinkind hat eben noch nicht wie ein Erwachsener die negative Einstellung wie z.B. »Vielleicht kann ich gar nicht stehen?« Es hat sich in seinem Bewusstsein noch nicht beschränkt und Grenzen gesetzt. Ein Kleinkind ist sozusagen ein Bündel von aufrichtigem und positivem Bewusstsein. Und dieses führt dann schließlich dazu, dass es laufen lernt.

Aufrichtigkeit, Konzentration auf das Ziel, positives Denken – auch eine solche Einstellung ist ein unabdingbares Element für die Verwirklichung der Vorstellungen.

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