Red Dirt Heart: Flammende Erde

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Z serii: Red Dirt Heart #1
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Kapitel 3

Verdammter selbstgefälliger Ami. Jepp. Hab ich so gesagt.

George brach in schallendes Gelächter aus. »Genau, selbstgefällig. Nennt man das heutzutage so?« Er prustete. Ich sah ihn fragend an und erntete ein wissendes Lächeln. »Der verdammte selbstgefällige Ami hat dich den ganzen Tag über schwer beschäftigt.«

Ich hob eine Augenbraue. »Ich hab ihm aus der Luft einen Überblick über die Gegend verschafft, in der er nächste Woche Vieh treiben wird.«

»Er kommt mit auf die Tour?«, fragte George.

»Jepp. Ich war mit ihm beim zweiten Bohrloch und er hat gleich mit angefasst und die Rohre angehoben. Hat nicht mal drüber nachgedacht. Er wusste, was er tat. Und mit den Brahmanrindern kannte er sich auch aus, ist einfach drauf zugegangen und wusste, wo er sie anfassen konnte, wo er stehen musste. Er ist Farmer, George. Ich hab kein Problem damit, ihn mitzunehmen.«

George nickte knapp. »Ich kümmere mich darum. Wir werden noch ein Bike oder ein Pferd bereitstellen müssen, Ausrüstung, Proviant… Ich lasse Ma besser wissen, dass noch ein Mann mehr durchgefüttert werden muss.«

»Ich sage Ma selbst Bescheid«, erwiderte ich. »Ich muss drinnen noch ein paar Anrufe erledigen, aber nach dem Mittagessen überlasse ich Travis dir. Er kann seine Ausrüstung für Montag selbst vorbereiten, so wie jeder andere auch.«

»Das ist nur fair.«

Wir standen da und beobachteten, wie Travis langsam wieder auf uns zurollte. Wir konnten sein Grinsen schon von Weitem sehen. »Und lass ihn den braunen Wallach reinbringen. Dann sehen wir, ob er auf einem Pferd genauso eingebildet ist wie auf einem Bike.«

Nach dem Essen und ein paar geschäftlichen Telefonaten konnte ich George draußen lachen hören. Ich folgte dem Klang zur Hintertür. Ma, die das Lachen offensichtlich auch gehört hatte, kam herein und stellte sich neben mich.

Travis war dabei, das Pferd aufzusatteln, aber er musste irgendwas Komisches zu George gesagt haben. Sie grinsten beide. Travis kannte sich offenbar mit Pferden aus. Er zog den Bauchriemen zu und verstellte die Länge der Steigbügel, während er mit George sprach und ihn ansah.

»Er ist ein netter Junge«, sagte Ma. »Und niedlich, findest du nicht auch?«

»Ma, bitte«, ermahnte ich. »Das hatten wir doch bereits.«

»Nun schreib ihn doch nicht gleich ab«, sagte sie. »Weißt du, für welches Team er aufschlägt?«

»Ma«, fauchte ich. »So ist das nicht. Es ist rein professionell.«

»Und die ganze Nacht auf der Terrasse sitzen und reden«, sagte sie beiläufig. »War das deine Art und Weise, professionell zu sein?«

Ich seufzte.

»Dachte ich's mir doch«, sagte sie.

Ich besserte meinen vorherigen Kommentar etwas nach. »Ma, das kann nichts werden.«

»Warum nicht?«

»Er ist hier Gast. Ich bin für ihn verantwortlich. Du weißt, es gibt Regeln über Geschäft und Vergnügen.«

»Vielleicht liegt es ja in deiner Verantwortung, beides zu bieten…«

Ich schob mich durch die Fliegengittertür, bevor sie diesen Satz zu Ende bringen konnte, und ging zu dem Gatter hinüber, an dem George stand und Travis beobachtete.

Lieber Himmel, er war erst einen Tag hier.

Ich meine, so lange her war es nun auch wieder nicht, dass ich mit jemandem zusammen gewesen war… Ich versuchte, mich zu erinnern, wann ich das letzte Mal Sex gehabt hatte… Okay, fast anderthalb Jahre – das war vielleicht doch zu lang.

Verdammter Mist.

Ich war irgendwie sauer auf mich selbst, als ich mich neben George stellte. Ich stützte mich oben auf den Zaun und stellte einen gestiefelten Fuß auf der untersten Querstrebe ab.

»Alles klar bei dir?«, fragte George leise.

Er hatte mir schon immer alles vom Gesicht ablesen können. »Sicher.« Ich sah zu ihm hinüber und gab ihm einen Klaps auf die Schulter und lächelte ihn an. »Mir geht's gut.« Aber dann griff Travis, der bis dahin dagestanden und beruhigend auf das Pferd eingeredet hatte, das Sattelhorn, stellte seinen linken Fuß in den Steigbügel und zog sich in den Sattel hinauf.

Das Tier drehte sich einmal im Kreis und Travis spannte die Arme an. Seine Unterarmmuskeln traten hervor, als er die Zügel anzog. Seine Jeans schmiegte sich an Schenkel und Arsch, als er die Hüften aus dem Sattel hob.

Ich verbiss mir ein Stöhnen und senkte den Kopf, lehnte die Stirn gegen die Zaunkante.

»Du hast ihn«, rief George zu ihm hinüber, was heißen sollte, dass er das Pferd voll unter Kontrolle hatte.

Travis' Lachen ließ mich wieder aufblicken. Er grinste, als er den Wallach im Kreis herum lenkte. Wenn es irgendein Pferd gab, das ihm Schwierigkeiten machen konnte, dann war das dieser Wallach. Aber er hatte ihn total im Griff.

George öffnete das Gatter und Travis lenkte das Pferd heraus und dann in leichtem Trab die Auffahrt hinunter. Seine Bewegungen waren flüssig, als er sich im Sattel hob und seine Beine benutzte, fast schon in den Steigbügeln stand und sich dann über den Hals des Pferdes lehnte und es antrieb, bis es galoppierte.

»Ich glaube nicht, dass du dir Sorgen darüber machen musst, ob der Junge reiten kann«, sagte George neben mir lachend. »Selbstgefälliger Ami, hm?«

Ich lächelte und seufzte. »Sag ihm, er soll gar nicht erst absteigen. Ich werd mal aufsatteln gehen. So wie er den Wallach reitet, wird der gleich völlig aufgedreht sein. Da können wir genauso gut noch einen Ausritt machen.«

George nickte, aber es sah aus, als würde er sich ein Grinsen verkneifen. Ich war drauf und dran, ihm zu sagen, er solle sich gefälligst um seinen eigenen Mist kümmern. Aber stattdessen drehte ich mich um und ging weg.

Ich schnappte mir meinen Sattel aus dem Schuppen, ging zurück zum Pferch und legte den Sattel über den Zaun. Dann steckte ich zwei Finger in den Mund und pfiff laut, bevor ich wieder in den Schuppen zurückging.

Ich hörte Travis zurückkommen und George, der ihm sagte, er solle auf dem Pferd bleiben.

»Hab ja gesagt, ich kann reiten«, sagte Travis; sein Akzent war deutlich herauszuhören. Und dann, nach einem Moment: »Warum hat Charlie gepfiffen?«

»Ruft sein Pferd«, antwortete George.

»Ruft sein was?«, fragte Travis.

Ich lächelte in mich hinein, schnappte mein Zaumzeug und ging zurück zu meinem Sattel. Und wie erwartet, so wie immer, kam Shelby angaloppiert. Sie war ein Falbe, ein bisschen klein für ein Stockhorse, aber das beste, das ich je gesehen hatte. Sie hob den Kopf, schnaubte ein paar Mal und stampfte mit einem Vorderhuf.

Ich kletterte durch den Zaun, ging zu ihr und fuhr ihr mit der Hand über Hals und Schulter. Ich ließ sie an mir schnuppern und mich stupsen, so wie sie es immer machte. »Hey, mein Mädchen«, sagte ich sanft. »Schon ein paar Tage her, was?«

Sie stupste mich noch einmal mit ihrer Stirn an und ich streichelte ihre Ohren, während sie ihren Kopf auf meiner Schulter ablegte. Ich ignorierte die Blicke, die ich in meinem Rücken spürte, und legte ihr das Zaumzeug an, warf die Decke über ihren Rücken, dann den Sattel. Ich schnallte ihn schnell fest, dann stellte ich meinen linken Fuß in den Steigbügel, schwang mein rechtes Bein rüber und sank in den Sattel. Ich zog die Zügel an und wir drehten uns, bis ich Travis und George sehen konnte, die mich mit Argusaugen beobachteten. Travis zog an den Zügeln, um den unruhigen Wallach im Zaum zu halten, aber er ließ mich keinen Moment aus den Augen.

George grinste von einem Ohr zum anderen. Er schüttelte den Kopf, also warf ich ihm die Wasserflasche zu, die er mühelos auffing. Er füllte sie mit Wasser aus dem Hahn am Trog und warf sie zu mir zurück, dann öffnete er das Gatter für Travis.

George – der Mann, der immer wie ein Vater für mich gewesen war – versuchte nicht mal, sein Grinsen zu verbergen, als er zu mir hochsah. »Kommt nicht zu spät.«

Bevor ich eine passende Antwort hatte, ritt Travis durchs Gattertor und Shelby warf den Kopf zurück und ich musste hart in die Zügel greifen und sie herumziehen. Als ich zu George zurücksah, war das Tor wieder geschlossen und er auf dem Weg zurück ins Haus.

»Alles in Ordnung mit ihr?« Travis deutete mit dem Kinn auf Shelby.

»Alles gut«, antwortete ich. Ich stupste sie mit meinen Stiefelspitzen an und Shelby startete durch.

Ich schaute zurück und Travis war dicht hinter mir. Sicher, er konnte gut reiten, aber ich war besser. Besonders mit Shelby. Sie war eine wunderbare Stute, und verdammt schlau. Ich liebte es, mit ihr hier draußen zu sein, und vertraute ihrem Urteil. Es gab nicht allzu viele Menschen oder Tiere auf diesem Planeten, über die ich das sagen würde.

Ich ritt mit ihr ein paar Hundert Meter geradeaus, dann nahm ich sie vorsichtig zurück und ließ sie langsam auslaufen. Travis war im Handumdrehen an meiner Seite und wir ließen die Pferde im Schritt gehen.

Er lächelte noch immer, aber entspannte sich im Sattel. »Es ist wirklich wunderschön hier«, sagte er. »Ich hatte erwartet, dass es in den Wüsten von Utah oder Arizona ziemlich ähnlich sein würde, aber das ist es überhaupt nicht. Es ist mehr…« Er verstummte, so als würde er das richtige Wort nicht finden können.

»Australisch?«, schlug ich vor.

Er lachte. »Genau. Aber es ist sehr schön.«

Ich schnaubte. »Sei bloß vorsichtig, sonst hast du diese rote Erde schon bald in deinem Blut.« Dann deutete ich zur westlichen Zaungrenze. »Wir reiten daran entlang«, sagte ich zu ihm. Wir lenkten die Pferde zu den Bäumen in der Nähe des westlichen Zauns und folgten eine Weile lang seinem Verlauf. Ich erklärte ihm, dass dies eine der Viehkoppeln sein würde, wenn die Rinder runterkamen. Im Schatten einiger Bäume stiegen wir ab und Travis schlang die Zügel des Wallachs lose um den Zaun. Shelbys Zügel ließ ich einfach hängen.

 

»Nicht viel Schatten hier«, bemerkte Travis.

Ich lachte. »Hier wächst auch nicht viel hoch genug, um welchen zu produzieren.«

Er ging in die Hocke und schaufelte ein bisschen Erde in seine Hand. »Das ist der röteste Boden, den ich jemals gesehen habe.«

»Ist wie Sand«, sagte ich. »Schlechte Filtration, keine Nährstoffe.«

»Einige der schwierigsten Voraussetzungen für Landwirtschaft auf diesem Planeten«, sagte er und sah zu mir hoch.

Ich streichelte Shelbys Hals. »Macht mich das zu einem Verrückten?«

Travis stand lachend auf und ließ den roten Sand durch seine Finger rieseln. »Es ist unglaublich.«

Nun sah ich ihn an, als wäre er verrückt.

»Nein, wirklich!«, rief er aus. »Absolut unglaublich«, wiederholte er noch einmal leiser, fast andächtig. Dann sprach er weiter und erzählte von den Bodenbedingungen und geologischen Voraussetzungen der Farm seiner Eltern in Texas. Ich hatte vergessen, dass er Student war, oder besser, ein Student gewesen war. Streng genommen war sein Studium beendet, aber trotzdem – wie er über die alkalihaltige Tonerde und den sandigen Lehm in seiner Heimatregion sprach, erinnerte mich daran, dass er nicht nur hier war, um zu lernen, sondern auch liebte, was er tat.

Und die Art, wie er beim Sprechen seine Hände benutzte, brachte mich ganz durcheinander. Seine großen Hände, die kräftigen Finger und schwieligen Handflächen… Ich dachte die ganze Zeit daran, wie sie sich wohl auf meiner Haut anfühlen würden…

Ich brauchte dringend eine Ablenkung, also drehte ich mich zu Shelby um, plötzlich sehr interessiert an der Beschaffenheit ihrer Mähne. Ich hatte nicht bemerkt, dass Travis aufgehört hatte zu reden, bis er auf einmal direkt neben mir stand. »Sie ist ein besonderes Pferd«, sagte er. Es war keine Frage.

Ich musste mich räuspern. »Das ist sie.« Er wartete darauf, dass ich weitersprach, also tat ich das. »Ich hab sie bekommen, als sie noch ein Fohlen war. Oh Mann, das muss jetzt acht Jahre her sein. Als ich sechzehn, siebzehn Jahre alt war, waren wir unzertrennlich. Sie war mein bester Freund. Dann hab ich sie für drei Jahre hier zurückgelassen und als ich aus Sydney zurückkehrte, kam sie auf mich zu und hat mich glatt in den Zaun geschubst. Ich glaube, sie war sauer, dass ich sie nicht mitgenommen hatte«, sagte ich lachend. »Aber sie hat mir verziehen.«

So als wüsste sie, dass ich über sie sprach, schubste Shelby mich, aber diesmal ganz sanft.

Travis schmunzelte neben mir. »Ich glaube, sie mag dich.«

Ich sah ihn an und grinste. »Sie hat mir schon ein paar Mal den Arsch gerettet. Mal waren es Schlangen, vor denen sie gescheut und mich so gewarnt hat, oder wenn ich Streit mit meinem Dad hatte und ich mich in eines meiner Verstecke verkrochen hatte, dann hat sie mich so lange angestupst, bis ich sie wieder nach Hause brachte.«

Travis' Lächeln war warm und herzlich, so als wäre ihm das nur allzu vertraut. »Ich dachte immer, Pferde, die auf ein Pfeifen hören, gäbe es nur im Film.«

Ich lachte laut. »Die Koppeln hier sind halt ziemlich groß.« Dann fragte ich ihn: »Hast du zu Hause ein Pferd?«

»Nö. Nicht wirklich. Ich meine, wir haben zwei Pferde, aber die gehören meinen Schwestern. Ich bin mit einem aufgewachsen, und da habe ich auch reiten gelernt, aber das ist schon ein paar Jahre her. Es hat sich gut angefühlt, auf dem Burschen hier zu sitzen«, sagte er und streichelte die Stirn des braunen Wallachs. »Wie ist sein Name?«

»Er hat noch keinen«, gab ich zu. »Wir haben hier etliche Pferde. Er hier machte ein paar Probleme und ich war nicht sicher, ob er nicht am Ende des Viehtriebs mit auf einen der Trucks gehen würde.«

»Du hast mich auf ein Problempferd gesetzt?«

Sein Gesichtsausdruck brachte mich zum Lachen. »Wollte schließlich sehen, ob du reiten kannst.«

»Na toll, danke«, sagte er. Er verdrehte die Augen, aber schmunzelte dabei.

»Du hattest ihn gut im Griff.«

Travis klopfte dem Wallach zärtlich den Hals. »Er geht auf keinen Fall übernächste Woche auf einen der Trucks.«

Ich sah ihn überrascht an. »Nein?«

Er schüttelte den Kopf. »Nö. Jedenfalls nicht, solange ich hier bin.«

Ich lachte spöttisch über so viel Arroganz, aber er starrte mich an. Seine blauen Augen funkelten herausfordernd.

»Und ich darf ihm einen Namen geben«, fügte er hinzu. Dann runzelte er die Stirn, offenbar dachte er über einen passenden Namen nach. »Äh… mir fällt jetzt gerade nichts von Bedeutung ein.«

»Wie wär's mit Her Majesty's Service?«, fragte ich und verbiss mir das Grinsen.

»Hä?«

»Du weißt schon, die britischen Streitkräfte«, erklärte ich. »Haben schon immer die Amerikaner getragen.«

Ihm klappte buchstäblich die Kinnlade herunter und ich brach in schallendes Gelächter aus und erschreckte damit den Wallach. Als ich mich wieder eingekriegt hatte, starrte Travis mich immer noch an. Oder besser: Er funkelte mich an.

Ich musste noch mehr lachen. »Kapiert? Das Pferd trägt dich, und du bist Amerikaner.«

»Schon verstanden«, sagte er. »Ist nur nicht lustig.«

»Doch, war es. Wie wär's mit James Bond? Oder MIB«?

Jetzt verdrehte er die Augen. »Vielleicht nenne ich ihn Texas. Nur um dich zu ärgern.«

Immer noch lachend klopfte ich ihm auf die Schulter. »Das ist perfekt! Texas ist perfekt für dieses Pferd. Er hält sich nämlich auch für den Größten.«

Travis seufzte. »Ist heute nationaler Verarsch den Amerikaner-Tag? Das stand nämlich auch in keinem Reiseprospekt.«

Ich schnaubte vor Lachen. »Ich nehm dich nur hoch«, sagte ich und klopfte ihm diesmal auf den Arm. »Ich mein's nicht böse. So sind wir eben hier. Wir verscheißern.«

»Verscheißern?«

»Ja, wir machen uns lustig. Das war nicht nett, tut mir leid.« Ich schämte mich ein bisschen, aber es fühlte sich auch verdammt gut an zu lachen. Ich stellte meinen Fuß in den Steigbügel und schwang mich wieder auf Shelby. »Lass uns noch eben das Bohrloch am Ende dieses Zauns checken, wo wir schon mal hier sind. Die Tröge hier müssen nächste Woche einwandfrei funktionieren.«

Ich zog an den Zügeln und lenkte Shelby aus dem Schatten und am Zaun entlang. Ich weiß nicht, warum sich zu unterhalten so verdammt schwer war oder warum ich mich dabei so erbärmlich anstellte. Travis hielt mich jetzt bestimmt für einen Idioten, dabei sollte ich sein Boss sein. Ich sollte jemand sein, auf den er sich verlassen konnte, nicht jemand, der ihn verscheißerte.

Es war wirklich besser für mich, ausschließlich über die Arbeit zu reden. Oder überhaupt nicht zu reden.

Kurz darauf war Travis wieder an meiner Seite, auf dem frisch getauften Texas. »Wir werden die Herde auf diese beiden Koppeln treiben und sie dann aussortieren«, sagte ich und wandte mich damit einem wesentlich sichereren Thema zu. »In einen Pferch kommen die Bullen, in einen die Ochsen und in einen anderen die weiblichen Tiere und Kälber. Dann entscheiden wir, welche Tiere wir behalten und welche wir verkaufen.«

»Du hast mich nicht beleidigt, weißt du?«

Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. Er hatte dieses selbstgefällige, halbe Lächeln im Gesicht. Ich räusperte mich und sagte: »Ich, äh… ich hätte das trotzdem nicht sagen sollen. Und ich entschuldige mich dafür.«

»Willst du wissen, was wir in Texas auch noch haben?«, fragte er und ignorierte meine Entschuldigung. »Wir haben Sinn für Humor. Ich meine, die haben mich bei der Einreise recht gründlich durchsucht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich meinen durchgeschmuggelt hab.«

Das brachte mich zum Schmunzeln. »War's schlimm? Der Zoll, meine ich.«

»Oh, grauenvoll. Stundenlange Befragungen, Leibesvisitation, Körperöffnungen wurden untersucht.«

Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Wirklich?«

»Nein«, antwortete er trocken. Und dann lachte er.

Ich lachte leise und schüttelte den Kopf. »Oh Mann, ich dachte, du meintest das ernst.«

Er grinste darüber, dann deutete er mit dem Kopf in Richtung des Wassertrogs, dem wir uns näherten. »Wie groß ist dieses Bohrloch?«, fragte er. »Wie ist der Grundwasserspiegel hier?«

Und mir nichts, dir nichts sprachen wir über unterirdische Wasservorkommen hier bei uns und dort, wo er herkam, was zu einer Unterhaltung über Nachhaltigkeit und das Leben in der Wüste führte, wie man jeden Tropfen Wasser kultiviert, über Bewässerung und Wassergewinnung.

Er lachte, als ich erklärte, dass wir hier eigentlich nur einmal im Jahr bewässern und das dann die Nasse Jahreszeit genannt wird. Wir verbrachten den gesamten Nachmittag damit, den Zaun abzureiten, miteinander zu reden und zu lachen. Er erzählte mir von seiner Familie – er hatte einen Bruder und zwei Schwestern und noch beide Elternteile, die immer noch glücklich miteinander verheiratet waren. Die Farm liefe ordentlich, sagte er, und dass er der Zweitjüngste war und ihm das gefiel. Alle Verantwortung und Erwartungen ruhten auf dem älteren Bruder und der Schwester. »Sie können sich um diese Karriere-Heiraten-Kinder-Sache kümmern und ich kann machen, was ich will.«

»Wie zum Beispiel vier Wochen im Outback Australiens verbringen?«

»Genau«, antwortete er mit einem Grinsen. Dann fragte er: »Was ist mit deiner Familie?«

Ich unterdrückte ein Seufzen und lächelte weiter. »Einzelkind«, sagte ich. »Ich bin hier draußen aufgewachsen.« Ich ließ meinen Blick über die vertraute, sich ständig verändernde Landschaft schweifen und dann zum Stand der Sonne am Himmel. Ich sah auf meine Uhr. »Scheiße. Wir kommen zu spät zum Abendessen. Los, komm«, sagte ich und sprang eilig auf Shelbys Rücken. »Mas Regel Nummer eins ist: Komm nicht zu spät.«

Travis saß schnell auf und murmelte dabei vor sich hin, was ich ihm gestern gesagt hatte: »Sei pünktlich, sei sauber, sei dankbar.«

Ich stupste Shelby mit den Stiefelspitzen an und sagte ihr, dass es nach Hause ging, und sie rannte los. Travis folgte in kurzem Abstand und lachte, während er ritt.

Als wir beim Haus ankamen, waren wir beide verschwitzt, genau wie die Pferde. Ich sprang von Shelbys Rücken und löste schnell den Sattelgurt, zog den Sattel runter und warf ihn auf den Koppelzaun. Travis tat es mir nach und wir führten beide Pferde in den Schatten der Scheune. Ich schnappte mir den Wasserschlauch und spritzte die Pferde ab und Travis schnappte sich beide Sättel und brachte sie in die Scheune. »Geh schon mal und wasch dich fürs Abendessen. Wenn ich zu spät komme, findet Ma das nicht allzu schlimm.«

Travis lächelte mich noch einmal an, bevor er zum Haus sprintete. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen, als er auf einem Bein auf der Veranda herumhopste, während er versuchte, seine Stiefel auszuziehen, dann verschwand er im Inneren des Hauses.

Keine Ahnung, warum er mich so sehr entwaffnete. Er war wahrscheinlich hetero und wie ich aus früheren Erfahrungen gelernt hatte, endete diese Fantasie nie gut.

Ich spritzte die Pferde ordentlich ab, um den Staub und den Schweiß abzuwaschen. Dann ließ ich sie am Zaun angebunden im Schatten zurück und ging ins Haus.

Ich hängte meinen Hut an den mittleren Haken und sah, dass der Hut, den ich Travis gegeben hatte, am Garderobenständer hing. Ich schlich durch die Tür, die in den Flur führte, dann an meinem Zimmer vorbei und geradewegs zum Badezimmer. Travis war nicht zu sehen, aber ich konnte erkennen, dass er hier gewesen war. Im Waschbecken waren noch spiralförmige Spuren von rotem Staub, der mit dem Wasser in den Abfluss gelaufen war.

Darüber musste ich lächeln.

Ich schrubbte mich so schnell wie möglich sauber und eilte dann durch den Flur zurück zum Esszimmer. Aber als ich mich der Tür näherte, konnte ich sie reden hören.

»Du hast ihn wirklich lachen gehört?«, fragte jemand. Es klang wie Ernie.

Dann ein amerikanischer Akzent. »Lachen? Er ist fast geplatzt, so sehr hat er gelacht.«

»Bist du vom Pferd gefallen?«, fragte Trudy. »Das findet er nämlich lustig.«

Ich wollte fast gar nicht hineingehen. Ich stand unschlüssig im Flur, als Ma mit den Brötchen herauskam. »Oooh, gerade noch rechtzeitig«, sagte sie und tat so, als würde sie mich böse ansehen. »Husch, rein mit dir!«

Ich ging hinein und alle am Tisch verstummten. Nur gut, dass Ma direkt hinter mir hereinkam. Sie stellte die Brötchen auf den Tisch und dann aßen alle, also gab es erst mal sowieso keine Unterhaltung. Ich konnte Travis' Blick auf mir spüren, aber ich sah nicht auf.

 

Während des ganzen Abendessens bohrte sein Blick sich in mich hinein. Ich konnte die Fragen beinahe hören.

Warum hast du nie mit den anderen gelacht?

So wie mit mir heute?

Warum lässt du es sie nicht sehen?

Warum verhältst du dich in meiner Gegenwart anders?

»Ist es nicht so, Charlie?«, fragte Bacon.

»Hm?«, machte ich. Ich legte die Gabel auf meinen leeren Teller und sah ihn an. »Entschuldige, ich hab nicht gehört, was du gesagt hast.«

»Dieses Wochenende, nach Alice«, wiederholte er grinsend. »Der junge Travis hier sagte soeben, er denkt nicht, dass er mitkommen sollte. Und wir haben ihm gerade gesagt, klar soll er. Wir zeigen ihm, wie wir Territorianer abfeiern.«

War das eine gute Idee? Wollte ich, dass er mit den Jungs ein Wochenende trinken ging? Vielleicht würden die anschließenden Berichte über seine Eroberungen bei den Frauen mich von den lächerlichen Gedanken über ihn befreien, die mir im Kopf herumspukten.

Schließlich sah ich Travis an. »Du solltest mitgehen.«

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