Za darmo

Infam cassirt

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»Ich bin unschuldig,« entgegnete Palm mit überzeugender Festigkeit; »ich schwöre es bei unserer Liebe!«

Mit einem tiefen Athemzuge sagte hierauf Karoline: »Gott sei dafür gedankt, denn wenn gleich meine Liebe auch dem Schuldigen zu eigen geblieben wäre, so ist es doch besser so. Und nun lassen Sie uns Abschied nehmen. Jenseits, wo die Vorurtheile der Menschen schwinden und die Herzen nach ihrem wahren Werthe bestehen, sehen wir uns wieder, und dort wird unsere Liebe erkannt werden, wie wir sie in unseren Herzen tragen.«

Sie schlang hierauf ihre Arme um seinen Hals, preßte ihr von Thränen überströmtes Gesicht an das seinige und küßte ihn zu wiederholten Malen. Sie konnte vor Schluchzen kein Wort mehr hervorbringen und das Lebewohl erstarb auf ihren zitternden Lippen. So riß sie sich los und eilte zur Thür hinaus.

Auch Palm hatte im Uebermaße des Schmerzes kein Wort mehr hervorbringen können. Was in ihm vorging, war mehr, als selbst das muthigste Männerherz ertragen konnte.

Zehnmal schwebte ein Wort auf seinen Lippen, das Wort, das ihn rechtfertigen und ihm die Achtung der Geliebten verdoppeln mußte, aber er sprach es nicht aus, denn seine Lippen verschloß eine heilige Pflicht. Als aber Karoline hinweggegangen war, übermannte ihn die ganze Gewalt seines furchtbaren Geschicks, und schwindelnd suchte er nach einem Halte, da seine Knie ihm den Dienst versagten. Er sank auf einen Stuhl und starrte regungslos und halb von Sinnen vor Jammer lange Zeit vor sich hin.

Wie lange es währte, bis Palm plötzlich aus diesem Zustande herausgerissen und in seinem Hinbrüten durch den Eintritt eines Mannes gestört wurde, wußte er nicht. Matt und von innerem Wehe zerrissen, erhob er die Augen, als er Jemand vor sich stehen sah, der ihn ganz erschreckt mit forschenden Blicken betrachtete. Es war ein ehrliches altes Soldatengesicht, welches er vor sich sah und aus dessen Munde ihm jetzt die Worte entgegenschallten:

»Ich bin der General Richthaus, ein Freund Ihres verstorbenen Vaters, des Majors von Huser.«

* * *

Gustav mußte sich mehrmals mit der Hand über die Stirn streichen, denn es war ihm, als habe er sich nur im Traume mit seinem eigentlichen Namen anreden hören. Er blickte dem Sprecher in das Gesicht und wußte nicht recht, was er auf die Anrede antworten sollte.

Der General aber ließ ihn nicht lange in dieser Verlegenheit, er sagte: »Mein Gott, wie sehen Sie aus? Da bin ich wohl gerade zur rechten Zeit gekommen, denn in einer solchen Stimmung, wie sie Ihr Gesicht verräth, werden oft die verzweifeltsten und übereiltesten Entschlüsse gefaßt.«

Er nahm hierauf einen Stuhl und setzte sich nahe zu Gustav hin. »Sie wissen nicht,« begann er hierauf wieder, »welch ein lieber Freund mir Ihr Vater war, denn ich war schon Jahre lang in einer sehr entfernten Garnison, als die unglückselige Katastrophe eintrat, die ihn aus seiner Carrière riß und auch wahrscheinlich seinen Tod verursacht haben wird. Ich bin ein alter Kerl und verstehe mich nicht auf sentimentale Gefühlsangelegenheiten, aber für einen alten Cameraden, den ich lieb gehabt habe und der mir seit frühester Jugend als ein Bruder galt, kann ich mehr thun, als mancher, der sich auf schöne Redensarten versteht. Ich wiederhole Ihnen, junger Mann, der Major von Huser war mein Freund, mein Bruder, und wenn sein Sohn will, so vertrete ich Vaterstelle an ihm und stelle Alles, was ich bin und habe, gern zu seiner Verfügung. Ich gelte etwas in der Welt, habe Freunde und Geld genug, um etwas durchzusetzen, wenn es sich darum handelt, einem tüchtigen Kerl auf die Beine zu helfen, und da dachte ich denn, ich wollte zu Ihnen gehen und zu Ihnen sagen: Reden Sie mit mir, wie mit einem Vater, sprechen Sie sich offen aus und sagen Sie mir, ob ich etwas für Sie thun kann.«

Gustav hörte den ehrlichen Worten des alten Mannes mit tiefer Rührung zu. Das war nun schon die zweite treue Seele, die er in seinem Unglücke fand; aber ach! auch hier hoffte er nicht auf Hülfe, auch hier kostete es ihn Ueberwindung, das zu thun, was er für das Rechte hielt, und er entgegnete: »Nehmen Sie meinen besten, herzlichsten Dank, Herr General, für die Liebe, die Sie meinem armen Vater bewahrt haben, und für das edle Anerbieten, welches Sie mir stellen. Wie glücklich wäre ich, einen Freund wie Sie zu besitzen, wenn ich die Freundschaft edler Männer annehmen dürfte, aber für mich giebt es einmal keine Hoffnung und keine Umkehr mehr auf dem Wege, der mich immer tiefer ins Unglück führt.«

»So leicht werden Sie mich nicht zur Retraite zwingen,« entgegnete hierauf der General, »und wenn Sie sich weigern, offen gegen mich zu sein, so will ich es einmal versuchen, anders zu manövriren, um Sie doch noch zur Capitulation zu bewegen. Lassen Sie also einmal sehen. Ich habe seit jenem unglücklichen Duell, über welches ich überhaupt erst spät ungenügend unterrichtet wurde, nichts mehr von meinem Freunde Huser erfahren; er war für mich verschollen und nur selten noch stieg der Wunsch in mir auf, doch einmal etwas Näheres über ihn und seinen Sohn zu wissen. Nun ist vor wenigen Tagen mein Neffe Karl von Wiesen hier angekommen, der sich um die Tochter des Finanzraths von Bremer, dessen zweite Frau, Gott sei es geklagt! meine Schwägerin ist, zu bewerben; ich mochte den Jungen nie leiden, denn er ist zu schwach, um schlecht, und doch zu schlecht, um anders zu sein; aber es gefiel mir von ihm, daß er auf das prächtige Mädchen sein Augenmerk gerichtet hatte, obwohl ich ihm auch hierin nicht traute, denn der Finanzrath ist ein reicher Mann und Karoline eine brillante Partie. Bevor ich noch Gelegenheit fand, mit meinem sauberen Herrn Neffen in Ruhe ein Gespräch über Familienangelegenheiten und alte Erinnerungen einzuleiten, erfuhr ich von dessen Bedienten, der mir ein ganzer Schurke zu sein scheint, einige Einzelnheiten über den Tod des alten Barons von Wiesen und zugleich in Bezug auf meinen Freund Huser, daß er todt, und sein Sohn gezwungen gewesen sei, die militärische Carrière zu verlassen. Rund herausgesagt, der Kerl theilte mir mit, daß Lieutenant Huser in Folge von allerhand Geschichten mit Wechseln und dergleichen cassirt wurde, dabei aber waren seine Mittheilungen so unklar und voll räthselhafter Widersprüche, daß ich mich damit nicht beruhigen wollte. Ich hatte nun die Absicht, mich bei meinem Neffen selbst danach zu erkundigen, kaum aber habe ich dies nur versucht, so vermehren sich die räthselhaften Widersprüche und Unklarheiten. Karl sagt mir, daß sein ehemaliger Freund Huser und der hier am Orte seit einiger Zeit lebende Musiklehrer Palm ein und dieselbe Person seien. Er sagt mir ferner, daß er dem Finanzrathe Aufschluß darüber gegeben habe, daß Palm, der mit Karoline von Bremer ein Liebesverhältniß habe, eigentlich der infam cassirte frühere Lieutenant von Huser sei, und um die Sache nun vollends noch verwickelter zu machen, giebt sowohl der schurkische Bediente wie sein Herr die Auskunft, daß Huser eigentlich niemals gespielt, noch sonst irgendwie verschwendet hätte, während mein Neffe, so viel ich durch Briefe, die von seinen Gläubigern bereits an mich gerichtet worden, erfahren habe, von jeher als Spieler verrufen ist und sich fortwährend in den Händen von Wucherern und Betrügern befindet. Zum Teufel, sagte ich mir, dahinter steckt ein Geheimniß, das ich, als Freund der beiden unseligen Cameraden, erforschen muß. Ich komme also nun zu Ihnen, um die Lösung all' dieser Räthsel zu erfahren. Wollen Sie mir dieselbe verweigern?«

Gustav seufzte tief auf, dann suchte er sich zu sammeln und sagte endlich: »Ihr offenes wohlwollendes Entgegenkommen, Herr General, thut mir wohl und ich möchte Ihnen gern Alles sagen, was mir auf dem Herzen lastet, aber wenn Sie selbst das Andenken meines Vaters so hoch halten, daß Sie seinem Sohne Ihre Freundschaft entgegenbringen, selbst auf die Gefahr hin, daß diese einem Unwürdigen zu Theil werde, wie viel mehr muß das Gedächtniß an diesen theuren unglücklichen Vater mir über Alles heilig sein. Als der Baron von Wiesen in jenem unglücklichen Duell von meinem Vater tödtlich getroffen war, verzieh er ihm sterbend, aber er nahm ihm den Schwur ab, seinem Sohne ein Vater zu sein. In der festen Absicht, diesen Schwur zu erfüllen und den Sohn des getödteten Freundes wie seinen eigenen, ja noch herzlicher zu lieben, begab sich damals mein Vater mit mir auf die Reise, welche nöthig war, um ihn für die erste Zeit zu entfernen. Unglücklicherweise erkrankte mein Vater, noch ehe wir zurückkamen, und auf seinem Todesbette nahm er mir das heilige Versprechen ab, Karl von Wiesen als meinen Bruder zu betrachten, dessen Wohl mir höher stehen müsse, als mein eigenes. Er sagte mir damals – und obgleich ich fast noch ein Knabe war, prägten sich doch seine Worte unauslöschlich in mein Herz – daß ich keine höhere Verpflichtung kennen dürfe, als für den Sohn seines Freundes, den er getödtet habe, zu leben und zu sterben. Dies, Herr General,« so schloß Gustav, »ist Alles, was ich Ihnen sagen kann. Wohl ist mein Schicksal schrecklich und mein guter Vater konnte nicht ahnen, welch eine Bürde er mir mit jener Verpflichtung auferlegte, aber ich darf mich ihr nicht entziehen, komme auch, was da wolle.«

Der General versank eine Weile in tiefes Nachdenken, dann entgegnete er: »So soll denn dies unselige Duell, dessen Ursache eigentlich nur eine Uebereilung war, die forterbende Quelle unglücklicher Verwicklungen sein! Donnerwetter! Ich bin zwar Soldat und weiß, was point d'honneur ist, aber solchen Fällen gegenüber möchte ich selbst dafür stimmen, daß das Duell ein für allemal als ein Rest barbarischer Unsitte ausgerottet würde. Hören Sie,« fuhr er dann gemächlicher fort, »auch die Pietät für unsere Verstorbenen kann zu weit getrieben werden, und ich fürchte, Sie sind in diesen Fehler verfallen und opfern einem Unwürdigen mehr, als Sie selbst Ihrem Vater gegenüber verantworten könnten. Doch sehe ich das Alles noch nicht völlig klar und schone gern Ihr Geheimniß. Die Welt steckt voller Vorurtheile. Wenn ein junger Mann im Leichtsinne seiner Jugend gefehlt hat, so mag er bereuen, so viel er will; ist seine Schuld einmal öffentlich bestraft, dann wenden sich Alle von ihm ab und machen ihm den Wiedereintritt in ein geregeltes Leben unmöglich. Was Sie aber auch begangen haben mögen, ich müßte Welt und Menschen nicht kennen, wenn ich nicht die Ueberzeugung hegte, daß Sie dennoch ein edler Mensch sind. Und Karoline! das liebe prächtige Mädchen, o, ich kann es mir denken, daß sie Ihnen zugethan ist! Wohlan denn, versuchen wir wieder gut zu machen, was gefehlt ist; lassen Sie mich wenigstens Alles wissen, was Ihrer Cassation zu Grunde lag, das ist ja doch kein Geheimniß, und vielleicht kann ich Ihnen einen guten Ausgang verbürgen. Das müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn Sie nicht noch immer zehnmal besser wären, als mein Hansnarr von Neffen, den meine hochnasige Schwägerin protegirt. Erzählen Sie mir die officielle Ursache Ihrer Cassation, denken Sie, Sie reden mit Ihrem Vater und verschweigen Sie mir nichts. Weiß Gott, ich habe Sie jetzt schon lieb, als wären Sie mein Sohn.«

 

»Sie wollen wissen, was meine Cassation veranlaßt hat,« erwiederte zögernd und stockend der unglückliche Gustav. »Es war eine Wechselfälschung vorgegangen und der Verdacht blieb auf mir haften. Ich konnte nicht leugnen und sah zu spät ein, wie schlimm die Sache lag. Das ist Alles, was ich Ihnen darüber sagen kann.«

»Gut,« entgegnete der General, »es ist aber nicht Alles, was ich darüber wissen muß, und ich versichere Sie, daß ich nicht eher ruhen werde, bis die Sache aufgeklärt ist. Mögen Sie nun schuldig oder unschuldig sein, ich werfe mich als Ihren Sachwalter auf. Sind Sie unschuldig, so muß Ihnen eine öffentliche Rechtfertigung zu Theil werden; haben Sie sich aber in jugendlicher Unbesonnenheit eines Verbrechens schuldig gemacht, so wird es ja auch noch Mittel geben, der unverdient großen Strafe, die über Sie hereingebrochen ist, ein Ziel zu setzen und Sie ein neues Leben beginnen zu lassen. Leben Sie also einstweilen wohl bis auf Wiedersehen.«

Damit verließ der General den jungen Mann und eilte sofort nach seiner Wohnung, um seinen Neffen dort in ein scharfes Verhör zu nehmen.

Er würde jedoch mit all' seiner soldatischen Derbheit und dem Eifer, der ihn für Palm beseelte, kaum zu seinem Ziele gekommen sein, wäre nicht ein anderer, unerwarteter Beistand erschienen.

* * *

Als der General nämlich in seine Wohnung kam, fand er dort eine merkwürdige Verwirrung. Sein Neffe hielt sich verborgen und der verschmitzte Diener, der ganz die gewohnte Keckheit verloren hatte, bat den alten Herrn sofort, ihm für einige Augenblicke Gehör zu schenken. So seltsam dies dem General auch schien, war es ihm doch im Augenblicke nicht unerwünscht, da er hoffte, durch den Diener noch Eins oder das Andere über die Streiche des Herrn zu erfahren.

Er ließ ihn daher vor und Franz machte dem General nun die Eröffnung, daß sein Herr sich in der peinlichsten Lage befinde, da ein schlimmer Gläubiger von ihm soeben mit einem Verhaftsbefehle hier eingetroffen sei und geschworen habe, sich nicht eher zu beruhigen, bis er entweder sein Geld habe, oder die Gewißheit, daß der Herr Baron sich mit der Tochter des reichen Finanzraths von Bremer verlobt habe. Mit dieser Aussicht, so setzte Franz hinzu, habe sein Herr seit längerer Zeit mehrere Gläubiger vertröstet, derjenige aber, welcher ihn jetzt verfolgt habe, sei nach der Abreise mißtrauisch geworden. Er habe den Verdacht gehegt, die ganze Verlobungsreise des Barons sei nur Schwindel, der eine Flucht zur wahren Absicht habe. Deshalb hatte er sich gleich auf die Reise begeben und drohte nun mit sofortiger Verhaftung, wenn seine Bedingungen nicht erfüllt würden.

Der General nahm diese Nachricht mit innerlichem Behagen auf, denn er ahnte, daß ihm das Mittel in die Hand gegeben sei, das Thun und Treiben seines Neffen einmal bis auf den Grund zu durchschauen. Er erkundigte sich noch, wie hoch ungefähr die Schulden des jungen Barons sich beliefen, und nachdem er erfahren hatte, daß der saubere junge Herr seit Jahren eine Menge von Verbindlichkeiten aller Art mit herumschleppe und nachgerade nur noch durch die sinnnlosesten Ausflüchte seine Gläubiger hinhalte, war sein Plan gefaßt. Zuvörderst stellte er dem schurkischen Bedienten die Alternative, sofort den Dienst bei seinem Neffen und die Stadt zu verlassen, oder sich auf ernstere Maßregeln gefaßt zu machen. Franz sah ein, daß das Spiel seines Herrn verloren und seine Rolle ausgespielt sei; er wählte daher eine schleunige Entfernung. Der General gab ihm noch einige derbe Ermahnungen mit auf den Weg, dann ließ er seinen Neffen zu sich kommen.

So abgefeimt und gerieben Karl von Wiesen auch war, fühlte er doch seinem Onkel gegenüber eine nicht geringe Beklemmung und er glaubte denselben am besten für sich zu gewinnen, wenn er die Rolle des reuigen Sünders ihm gegenüber durchführe. Hing doch für den Augenblick Alles davon ab, daß der Onkel durch eine Gutsage oder wenigstens durch eine Unterredung mit dem Besitzer des Wechsels die drohende Gefahr abwende, und da Karl schon seit Jahren gewohnt war, immer nur daran zu denken, sich aus augenblicklichen Verlegenheiten zu helfen, sei es auch, indem er sich für die Zukunft um so größere Bedrängnisse auflud, so hatte er auch jetzt keinen anderen Gedanken, als sich um jeden Preis der Hülfe des Generals zu versichern.

Er begann deshalb diesem von seinen Hoffnungen auf Karolinens Hand zu reden und versicherte ihn, daß er nach seiner Verheirathung ein ganz anderes Leben beginnen und ein sparsamer tüchtiger Mensch werden wolle. Sein Plan sei, sich irgendwo anzukaufen und dann im Schooße einer glücklichen Häuslichkeit nur dem Glücke seiner Karoline und in der Dankbarkeit für den Onkel zu leben.

Diese wohlgedrechselten Redensarten übten jedoch auf den General nicht die geringste Wirkung aus. »Ich kenne das,« sagte er, »und weiß, wie es um solche Besserung steht. Auf mich hoffst du vergebens, und wenn du keine anderen Ressourcen hast, so kannst du dich nur ruhig einstecken lassen, denn ich werde das brave Mädchen sogar noch warnen, daß sie nicht in ihr Unglück rennt, wenn sie überhaupt nach dem, was vorgefallen ist, noch Lust verspüren sollte, auf deine Freierei einzugehen. Uebrigens traue ich das dem Mädel nicht zu; ich bin im Gegentheil fest überzeugt, daß sie lieber ledig bleibt, als dich zum Manne nimmt.«

»Nun wohlan, Onkel,« entgegnete hierauf in theatralischem Schwunge der Baron, »wenn mir gar keine Hoffnung gelassen und jeder Ausweg mir unbarmherzig abgeschnitten wird, so bleibt nur die letzte Wahl und ich schieße mir eine Kugel durch den Kopf.«

Nun hatte ihn der General da, wo er ihn haben wollte.

»Es giebt noch einen anderen Ausweg,« sagte er, »der dir vielleicht willkommen sein wird, und den ich um so mehr für dich geeignet halte, da ich Geschichten aus früherer Zeit auf der Spur bin, die dich so sehr compromittiren, daß in der That gar keine Rettung für dich mehr möglich wäre, wenn ich mich nicht ins Mittel lege; ich meine die Geschichte mit Gustav von Huser und den falschen Wechseln, wegen derer er in Verdacht gerieth.«

Als er diese Worte sagte, sah er seinem Neffen scharf ins Gesicht, und sein Verdacht, daß dieser auch bei jener Geschichte betheiligt sei, bestärkte sich. So viel Mühe sich Karl auch gab, gleichgültig zu scheinen, wollte es doch nicht recht gelingen; sein wirrer Blick, die zusammengepreßten Lippen verriethen, daß des Generals Vermuthung auf der rechten Spur sei. Dieser faßte daher den Entschluß, rasch mit der Sache zu Ende zu kommen und fuhr fort: »Ich will dir einen Vorschlag machen, aber merke wohl auf und bedenke, daß dies der einzige und letzte Weg ist, der dir offen steht. An ein Bleiben hier im Lande ist für dich nicht zu denken. Karoline wird dich nicht zum Manne wollen und wenn die Geschichte einmal über dir zusammenbricht, so wirst du sobald nicht wieder auf freien Fuß kommen. Höre also wohl zu: Wenn du mir binnen jetzt und einer Stunde schriftlich eine genaue Auseinandersetzung der Vorfälle giebst, die den armen Huser durch deine Schuld ins Unglück gestürzt haben, so verspreche ich dir, mich mit dem Blutsauger, der mit dem Verhaftsbefehle dir gefolgt ist, sowie mit deinen anderen Gläubigern so weit zu arrangiren, daß du ungehindert von hier fortgehen kannst; außerdem biete ich dir Mittel, um nach einem fremden Lande zu gelangen, wo du dann leben magst, wie es dir gefällt, hier aber soll die Schande, die du deiner Familie machst, ein Ende nehmen, das sag' ich dir, als der Bruder deiner verstorbenen Mutter. Ich verlange vollkommene Offenheit in deinem Bekenntnisse, und du hast die Wahl, dich durch die Weigerung derselben völlig zu ruiniren und in das Gefängniß zu bringen, oder dir wenigstens die Freiheit zu erhalten und anderwärts nach deinem Gutdünken weiter zu leben. Gehe jetzt und fasse einen raschen Entschluß. Ich erwarte deine Mittheilung.«