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Der Finanzrath nickte und wollte von seinem Stuhle aufstehen, der alte Weiß aber sagte: »Hören, Sie noch einen Augenblick, es kommt noch eine zweite Neuigkeit. Gleich nachdem ich von Fräulein Linchen wegging, verfügte ich mich zu Herrn Palm, um demselben das Geld für den Musikunterricht zu bringen. Er war gerade beschäftigt, alle seine Sachen zu packen und erzählte mir, daß er heute noch von hier abreise. Auch er sah dabei so betrübt und unglücklich aus, daß ich mich nicht enthalten konnte, ihm zu sagen: Weshalb wollen Sie von hier fortgehen, wo so viele Menschen Sie herzlich lieb haben? Bleiben Sie hier und sprechen Sie mit dem Herrn Finanzrath, daß er etwas für Sie thut und Ihre Stellung bei uns befestigt; ich sollte doch meinen, ein Mann wie Sie müßte überall zu Ansehen kommen können. Darauf aber schüttelte er den Kopf, sprach von unglückseligen Verhältnissen, von Rang, von Geld und dergleichen und wollte sich auf nichts einlassen; doch sagte er mir, daß er dem Herrn Finanzrath versprochen habe, noch einmal zu einer Unterredung zu kommen und daß er mir in einer halben Stunde folgen werde. Darauf hielt ich es denn für meine Pflicht, meine Neuigkeiten noch vorher schnell auszukramen und Ihnen Alles, was ich gesehen und gehört habe, zu berichten.«

»Daran haben Sie wohl gethan, alter Weiß,« entgegnete freundlich der Finanzrath, »obgleich Ihre Neuigkeiten für mich eigentlich keine solchen sind, denn ich weiß die Quelle der Betrübniß meiner Tochter und ich kenne auch die Ursache, weshalb der brave Palm von hier fort will. Bitte, gehen Sie jetzt, und sagen Sie meiner Tochter, daß ich sie sprechen will und daß sie hierher kommen möge.«

Der alte Mann nickte beifällig und verließ das Zimmer, während der Finanzrath nachdenkend sitzen blieb.

Einige Sorge machte ihm die Angelegenheit doch, denn der erfahrene und weltkundige Mann konnte sich nicht verhehlen, daß die Entscheidung, welche er jetzt treffen wollte, eine wichtige und folgenschwere sei. Aber er hoffte Alles von dem edlen Charakter Palm's, den er hinlänglich zu kennen glaubte, und er erwog dabei, daß die Hoffnung auf das Glück der beiden liebenden Herzen alle weiteren Schritte, welche etwa zur vollständigen Erfüllung nöthig sein würden, erleichtern werde.

Fast zu gleicher Zeit traten Karoline und Palm in das Zimmer, Beide überrascht und Palm sichtlich in höchst schmerzlicher Erregung.

Der Finanzrath begrüßte ihn voller Herzlichkeit und redete ihn mit den Worten an: »Ich danke Ihnen, Herr Palm, daß Sie meiner Bitte Gehör geschenkt haben, obgleich Ihre Zeit kurz gemessen ist. Um Sie nun nicht länger als nöthig ist aufzuhalten, gehe ich sofort auf den Kern des Gegenstandes ein, über welchen ich mit Ihnen sprechen wollte.«

Ohne dann auf die Verlegenheit zu achten, die sich der beiden jungen Leute im höchsten Grade bemächtigte, nöthigte er Palm zum Sitzen, und zog Karoline neben sich auf das Sopha.

»Ich habe Sie als Mann von Charakter kennen gelernt,« begann er darauf, »und wenn ich auch noch Nichts über Ihre Herkunft und Vergangenheit erfahren habe, so ist doch die Achtung, die Sie sich in Hellhausen allgemein erworben haben, Bürgschaft genug, daß kein Makel von der Zeit vor Ihrer Hierherkunft auf Ihnen lasten wird. Sie besitzen Kenntnisse und Bildung in außergewöhnlichem Grade und ich wäre stolz, einen Mann wie Sie zum Sohne zu haben. Antworten Sie mir daher ohne Umschweife auf das, was ich Sie fragen werde. Ich wiederhole, daß ich Sie immer als Ehrenmann betrachtet und Ihnen als solchem mein Haus geöffnet habe. Sagen Sie mir daher jetzt offen und ehrlich: Lieben Sie meine Tochter?«

Diese plötzliche, in solcher Weise völlig unerwartete Frage brachte Palm vollständig außer Fassung. Er stotterte: »Verzeihen Sie, Herr Finanzrath –,« aber indem er nach Worten suchte, fiel sein Blick auf Karoline, die ihn mit einem unaussprechlichen Ausdruck von liebender Besorgniß anblickte, und unfähig sich länger zu beherrschen, stieß er rasch die Worte hervor: »Ja, ja, ich liebe sie unaussprechlich!«

Karoline verbarg ihr Gesicht beim Anhören dieser Worte an der Brust ihres Vaters und dieser fühlte, wie ihr Herz in höchster Wonne heftig pochte.

Gerührt drückte er sie an sich, und indem er sich erhob, wendete er sich mit den Worten zu Palm: »Machen Sie mein Kind glücklich und ich werde es nie bereuen, meine Einwilligung zu dieser Verbindung gegeben zu haben.«

Man hätte erwarten sollen, daß diese Sprache dem Liebenden wie Sphärenmusik geklungen habe, aber dem Anscheine nach wirkte sie völlig anders und es verging eine unheimliche Pause.

Vergeblich versuchte Palm zu Worte zu kommen, er war in der furchtbarsten Stimmung. Der Anblick Karolinens, die von Glück strahlte und deren Herz heftig pochte, die gütigen Worte ihres Vaters, Alles dies lag sichtlich mit Zentnerschwere auf ihm und machte ihm doch auch wieder jede Einsprache für den Augenblick unmöglich. Rathlos starrte er vor sich hin und es konnte Karolinens Vater nicht entgehen, daß eine Reihe peinlicher Gedanken den Armen marterte.

Er hoffte ihn zu beruhigen, indem er sagte: »Geben Sie jetzt keinem anderen Gedanken Raum, und überlassen Sie es mir, in ruhigen Augenblicken mit Ihnen zu überlegen, was weiter für die Zukunft zu thun ist. Hoffentlich werden Sie Ihre Abreise, aufgeben und Hellhausen nicht verlassen, um so weniger,« setzte er in scherzendem Tone hinzu, »da meine Frau den Besuch eines Verwandten erwartet, den sie Ihnen zum Nebenbuhler bestimmt hat.«

Er sagte dies lächelnd, und als Karoline ihn fragend ansah, fuhr er fort: »Ja, ja, sieh nur erstaunt d'rein. Es ist unser Vetter, der junge Baron von Wiesen, den sie erwartet und von dem sie ja wünscht, daß er dir als Bräutigam willkommen sein möge.«

Der Finanzrath hatte auch dies leichthin gesagt, aber seine Worte machten auf Palm einen unerwartet erschreckenden Eindruck.

»Wer?« sagte er, »etwa der Baron Karl von Wiesen, der früher im Militärdienste stand und vor zwei Jahren seinen Abschied nahm?«

»Ganz richtig, derselbe,« entgegnete etwas erstaunt der Finanzrath; »kennen Sie ihn?«

»Und er ist es, den Frau von Bremer zu Karolinens Gemahl bestimmt hat?« frug Palm rasch weiter.

»Derselbe,« versetzte der Finanzrath, während Karoline ebenfalls ganz erstaunt auf Palm hinsah.

Dieser aber schien einen mächtigen inneren Kampf durchzumachen, und nachdem einige Minuten vergangen waren, wendete er sich mit den Worten an den Finanzrath: »Allerdings werde ich meine Reise aufschieben und ich denke nicht mehr daran, Hellhausen heute noch zu verlassen. Aber jetzt muß ich um Entschuldigung bitten, wenn ich Sie verlasse, mein Kopf schwindelt und ich muß hinaus in die Luft, um einer Erregung, die mich fast zu ersticken droht, einigermaßen Herr werden zu können.«

Damit ging er und der Finanzrath versicherte die sehr betroffene Karoline, daß seine Achtung vor dem jungen Manne durch dessen allerdings etwas seltsames Benehmen nicht vermindert sei, da er als die Ursache desselben die Bedenken betrachten müsse, die einem Ehrenmanne immer kommen, wenn er dem Gedanken Raum geben muß, daß nicht er das Loos der Geliebten, sondern diese das seinige bestimme. Karoline schüttelte schmerzlich den Kopf, aber sie vertraute den Worten ihres Vaters.

* * *

Hellhausen war eine kleine angenehm gelegene Stadt, in welcher man ein höchst gemächliches Leben führen konnte. Es gab weder sehr arme, noch sehr reiche Leute dort, weder große Fabriken, noch eine Universität, noch eine Garnison, und nur ein Theil der höheren Verwaltung war daselbst stationirt.

Ganz besonders gern wählten pensionirte alte Staatsdiener und Officiere die Stadt Hellhausen zu ihrem Aufenthalte, und so lebte auch daselbst seit einiger Zeit der alte General Richthaus, der Schwager der Frau von Bremer und rechtmäßige Onkel von mütterlicher Seite des Barons Karl von Wiesen. Als der junge Baron schon früher einmal eine Zeitlang in Hellhausen sich aufhielt und bereits auf die Hand der heranwachsenden Karoline reflectirte, war der General noch nicht dort. Er zog sich erst später nach Hellhausen zurück. General Richthaus war ein echter Soldat von altem Schrot und Korn, der weder an seiner Frau Schwägerin, noch an seinem Neffen besonderes Wohlgefallen hatte. Er kam fast nie in das Bremer'sche Haus, aber wo er am dritten Orte mit dem Finanzrathe oder seiner Tochter zusammentraf, zeigte er stets viel Freundlichkeit für Karoline und es war daher zu erwarten, daß er die Absichten seines Neffen in dieser Beziehung gewiß sehr billigte.

Einige Tage nach den zuletzt geschilderten Vorgängen traf Karl von Wiesen bei seinem Onkel ein, und obgleich der alte General diesen Besuch zu keiner Zeit besonders gern gesehen hätte, so ließ er sich denselben doch in Hinblick auf die Absicht gefallen und machte ein möglichst freundliches Gesicht.

Der junge Baron hatte diesmal einen Bedienten bei sich, der schon im Hause seines Vaters gewesen und, einige Jahre älter als Baron Karl, großen Einfluß auf diesen hatte. Franz, so hieß derselbe, war ein durchtriebener Bursche voller Schlauheit und immer bereit, den jungen Baron in seinen Thorheiten und Ausschweifungen zu unterstützen. Dem General war das Gesicht dieses Menschen sofort verdächtig und es währte nicht lange, so hatte er die Ueberzeugung gewonnen, daß ein großer Theil von Karl's Fehlern auf Rechnung seines nichtsnutzigen Bedienten kam.

Als daher der junge Baron am Tage nach seiner Ankunft ausgegangen war, um im Hause des Finanzraths seinen Besuch zu machen, ließ der General den Bedienten zu sich rufen, um eine Art Verhör mit ihm anzustellen.

»Wie lange dienen Sie bei meinem Neffen?« frug er ihn.

Der dreiste Bursche sah dem General ziemlich unverschämt in das Gesicht und entgegnete: »Wir sind zusammen aufgewachsen.«

»Nun,« meinte der General, »jedenfalls waren Sie früher wie er damit fertig, denn wie mir scheint, sind Sie doch eine ganze Reihe von Jahren älter. Sie haben wohl auch Karl's Vater gekannt?«

 

»Gewiß,« versetzte Franz, »er hat mich oft genug Taugenichts genannt.«

»Danach frage ich nicht,« sagte hierauf in streng militärischem Tone der General, »ich verlange nur über das Auskunft, wonach ich mich erkundige. Sie wissen ohne Zweifel, wie lange der alte Baron todt ist?«

»Fünfzehn bis sechzehn Jahre,« sagte Franz nach einigem Nachdenken.

»Ist er an einer Krankheit gestorben?« fragte der General weiter.

Mit unverschämtem Lachen versetzte Franz: »An Gesundheit sicher nicht.«

»Ich will wissen, woran er starb,« sagte hierauf der General mit einer Stimme, die dem dreisten Burschen denn doch imponirte.

»Was soll ich sagen,« sprach er, »er ist an zu weit getriebenem Ehrgefühl gestorben.«

»Stellen Sie meine Geduld nicht länger auf die Probe,« drohte ihm jetzt der General, »und erzählen Sie kurz und bündig, was an dem letzten Tage vor dem Tode des Herrn von Wiesen vorgefallen ist.«

Mit einer Miene, die halb Verschmitztheit, halb Frechheit ausdrückte, begann Franz zu erzählen: »Des Morgens um ein halb fünf Uhr stand er auf und zog Strümpfe und Stiefel an; ich war nicht dabei, aber ich schließe es daraus, weil er wenige Augenblicke später gestiefelt und gespornt zum Vorschein kam.«

»Kerl!« rief hierauf der General, »ist denn gar nichts mit Ihm anzufangen? Will Er wohl einfach den Hergang erzählen!«

»Kann ich es ändern?« erwiederte Franz. »Nicht Jeder ist zum Erzähler geboren und ich habe mich noch nie für einen solchen ausgegeben; ich erzähle also so gut ich kann.«

»Nun so fahren Sie in drei Teufels Namen fort,« wetterte nun der General, der es einsah, daß mit dem unverschämten Burschen nichts anzufangen sei.

»Der alte Herr,« so fuhr nun Franz zu erzählen fort, »war am Abend vorher sehr verstört von einer Gesellschaft bei Hofe zu Hause gekommen; ich hörte, daß er Streit gehabt und daß am folgenden Tage ein Duell stattfinden sollte; ich weiß dies allerdings nur durch Ueberlieferung, denn ich hatte an demselben Tage mit dem jungen Baron Arrest im Gartenhause, weil wir Aprikosen gemaust hatten.«

»Lassen Sie die Aprikosen und erzählen Sie von dem Duell,« mahnte der General.

»Den folgenden Morgen,« erzählte Franz weiter, »ging also der Baron um fünf Uhr aus dem Hause und wurde schon um halb Sieben tödtlich verwundet zurückgebracht. Er hatte eine Kugel in der Brust.«

»Starb er kurz darauf?« fragte der General.

»Ja, des Nachmittags um halb Zwei, nachdem er noch mit drei Officieren viel gesprochen hatte; es war auch ein Stabsofficier darunter.«

»Das war der Major von Huser,« warf hier der General ein; »und was geschah weiter?«

»Es ist mein Verdienst,« versetzte Franz, »daß ich dem Herrn General darüber etwas mittheilen kann, denn wenn ich damals nicht durch's Schlüsselloch gesehen und gelauscht hätte, so wüßte ich nichts davon, weil Niemand von den Bedienten zugelassen war und daher keiner den anderen etwas erzählen konnte. Ich sah also, wie der Stabsofficier vor dem Bette in die Knie sank und heftig weinte. Der verwundete Herr von Wiesen reichte ihm darauf die Hand und sagte –«

»Weiter, weiter,« unterbrach hier die Ungeduld des Generals den Erzähler; »was sagte er? Das gerade muß ich wissen.«

»Er sagte, daß er Durst habe.«

»Ach, das meine ich nicht,« entgegnete der enttäuschte General, »fahren Sie fort.«

»Man reichte ihm zu trinken; er richtete sich in seinem Bette auf, umarmte den Stabsofficier und sagte leise: Wir wollen in Frieden scheiden, ohne Vorwürfe. Aber der Stabsofficier wollte sich partout nicht beruhigen lassen und rief immerzu: Kannst du mir vergeben, Wesen? Worauf der Baron lächelnd sagte: Gerne, gerne! Und darauf ersuchte er einen der anderen Officiere, den kleinen Karl zu rufen, was denn auch sofort geschah. Der kleine Karl kam vor das Bett und weinte heftig, und nachdem sein Vater ihn zu beruhigen gesucht hatte, wendete er sich an den Stabsofficier, dessen Namen ich nicht recht verstehen konnte, und sagte zu diesem: Mache dir keine Vorwürfe wegen meines Todes; es war ein ehrliches Duell und du hättest eben so gut fallen können, wie ich, aber um Eins bitte ich dich: nimm dich meines nun ganz verwaisten Knaben an und sei ihm ein Vater. Der Stabsofficier brach hierauf aufs Neue in Schluchzen aus und rief: Das schwöre ich dir! Worauf der Baron von Wiesen freundlich lächelte, ihm noch einmal die Hand reichte und darauf starb.«

»Es ist gut,« sagte hierauf der General, der offenbar von der Erzählung ergriffen war; »aber nun noch eine Auskunft und zwar die wichtigste. Haben Sie den Stabsofficier nie wieder gesehen und nichts von ihm gehört?«

»Ich habe ihn nie wieder gesehen,« versetzte Franz, »er soll ein halbes Jahr danach ebenfalls gestorben sein. In der Küche erzählte man damals, er habe mit seinem Sohne, der einige Jahre älter war als Baron Karl, und ein großes musikalisches Talent hatte, eine Reise ins Ausland unternommen und die Anordnung hinterlassen, daß er den jungen Baron nach seiner Zurückkunft zu sich nehmen werde; da er aber niemals zurückgekehrt ist, konnte daraus nichts werden,«

»Und sein Sohn?« frug hierauf der General.

»Von dem habe ich niemals etwas gehört,« erwiederte Franz.

Der General schien hierüber etwas erstaunt.

»Haben Sie denn nicht einen gewissen Herrn Gustav von Huser gekannt?« fragte er.

»Huser?« entgegnete Franz rasch, »sehr gut, er war ja der beste Freund des jungen Barons, der von langer Zeit her immer in seiner Nähe lebte.«

»Und was ist aus ihm geworden?« fragte hierauf rasch der General.

»Nicht viel Gutes,« erwiederte Franz mit eigentümlicher Geberde, »wenigstens nichts, was man besonders rühmen kann; er war leichtsinnig, das heißt, eigentlich war er es nicht; er spielte, das heißt, er spielte eigentlich nie, ausgenommen Clavier, das spielte er den ganzen Tag; es ist eine eigene Sache, aber jedenfalls nahm es ein schlimmes Ende mit ihm.«

»Armer Gustav!« sagte der General zu sich selbst, und indem er sich wieder zu Franz wendete, fuhr er fort: »Sagen Sie mir Alles, was Sie über die Sache wissen.«

»Was soll ich Ihnen erzählen, Herr General?« versetzte Franz; »ich selbst weiß weiter nichts, als daß er in Meinungsverschiedenheiten mit dem Staatsanwalt gerieth, die sehr übel aufgenommen wurden, und da man ihn mit Unvorsichtigkeiten, falschen Wechseln und dergleichen in Beziehung brachte, so können Sie schon denken, daß ihm schließlich das Gesetz über den Hals kam.«

»Demnach muß er vorher in schlechte Verhältnisse gerathen sein?« meinte hierauf der General; »und doch glaubte ich, daß ihm sein Vater etwas hinterlassen habe. Auf welche Weise brachte er denn sein Geld durch? Wenn er nicht spielte, oder mit leichtsinnigen Weibern große Summen verschwendete, so begreife ich nicht, wie er so tief hineingerathen konnte.«

»Das ist es eben,« entgegnete Franz, »was ich, selbst nicht begreifen konnte; er spielte nie, bekümmerte sich gar nicht um Frauen, sah immer düster und mißvergnügt aus, mir war er unausstehlich, ein langweiliger Patron, der meinem Herrn allezeit Moralpredigten hielt und mich gern aus meinem Dienste gebracht hätte.«

Der General hatte mit immer größerer Verwunderung zugehört und konnte sich nicht zusammenreimen, wie Gustav von Huser's Schicksal sich so traurig gestaltet hatte. Er hatte jedoch Erfahrung genug, um einzusehen, daß irgend etwas Räthselhaftes in dieser ganzen Angelegenheit zu Grunde liegen müsse, und er gelobte sich, die Sache näher zu untersuchen. Er hatte eben so wohl Karl's Vater, den Baron von Wiesen, wie den Major von Huser als junge Officiere genau gekannt und wußte im Allgemeinen, auf welche Weise Beide zu dem unglücklichen Duell getrieben wurden. Die Einzelheiten waren ihm jedoch nicht bekannt gewesen, da er später nichts darüber erfahren. Als die beiden Söhne seiner Freunde mit einander dienten, hatte der General von Richthaus bereits seinen Abschied genommen, aber er lebte damals noch nicht zurückgezogen in Hellhausen, sondern auf Reisen. Auf diese Weise war er über die Vorfälle in dem Leben des jungen Huser gar nicht unterrichtet.

Er entließ den Bedienten und dieser machte sich rasch aus dem Staube.

* * *

Karl von Wiesen war unterdessen in das Haus des Finanzraths von Bremer geeilt und hatte dort seiner Tante einen Besuch gemacht. Diese war ihm sofort mit der Nachricht entgegengekommen, daß ihr Mann den unbegreiflichen Entschluß gefaßt habe, seine Tochter mit einem anderen Manne und zwar mit dem Musikmeister Palm zu verloben.