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Sie führte ihn von Dr. Levin weg und als Kevin zurück auf die Wissenschaftlerin schaute, schaute Dr. Levin ihn nicht mehr an. Sie gingen zum Ausgang und durch ihn hindurch, in den Lärm der Fragen, die aus allen Richtungen gerufen wurden.

Zu seiner Überraschung wartete Ted dort neben dem Auto von Kevins Mutter. Er musste es für sie hierhergebracht haben.

„Sind Sie hier, um auch die Ehrlichkeit meines Sohnes infrage zu stellen?“, fragte Kevin Mutter und stellte sich zwischen ihn und Ted.

Zu Kevins Überraschung oder vielleicht nicht, schüttelte Ted seinen Kopf. „Nein nichts dergleichen. Ich wollte nur mit ihm reden.“

Kevins Mutter sah aus, als wenn sie sich nicht sicher wäre, aber Kevin legte eine Hand auf ihrem Arm.

„Es ist okay, Mama“, sagte er. „Ich vertraue Ted.“

Er hatte aber auch vielen der Wissenschaftler vertraut. Er schaute zu Ted hoch.

„Ich habe mir das nicht ausgedacht“, sagte er.

„Ich habe nie gesagt, dass du das getan hast“, antwortete Ted. „Menschen verändern ihr Denken, um sich anzupassen. Sie sind enttäuscht, weil die Dinge nicht klappen, und sie suchen nach jemandem, den sie beschuldigen können. Sie denken, dass Beweise, die sie mit eigenen Augen gesehen haben, ein Trick sein müssen.“

Er hielt ihm seine Hand hin und Kevin nahm sie. „Danke, Ted.“

„Pass auf dich auf“, sagte Ted. „Und … versuche einfach die Dinge, die sie sagen werden nicht so sehr an dich heranzulassen, okay?“

„Okay“, versprach Kevin.

Er konnte nicht sehen, wie er das vermeiden konnte. Er hatte der Welt Außerirdische versprochen und er hatte versagt.

Er hatte versagt.

War er ein doch ein Betrüger? Hatte er sich unbewusst die ganze Sache eingebildet?

KAPITEL ACHTZEHN

Reporter umzingelten Kevins Haus, als sie dort ankamen. Reporter und Demonstranten und sogar ein paar Polizisten, die offensichtlich da, um sie vor der Meute zu schützen. Kevin saß auf dem Beifahrersitz im Auto seiner Mutter und hielt seinen Kopf gesenkt. Er hoffte, dass niemand ihn sehen würde, aber das war illusorisch. In dem Moment, als sie das Auto sahen, waren sie von einer Menge Menschen umgeben und das Auto glitzerte praktisch von den Kamerablitzen.

„Wenn ich deine Tür öffne, dann komm einfach mit mir mit“, sagte seine Mutter. Sie stieg aus und Kevin machte sich bereit.

Sie zog die Tür auf seiner Seite auf und legte einen Arm beschützend um Kevin, auch wenn er größer war als sie.

„Zurück“, rief sie. „Verschwindet von meinem Grundstück.“

Die Reporter zogen sich ein wenig zurück, aber der Druck der Leute gab kaum nach. Kevin hielt sich an seiner Mutter fest, während sie sich durchkämpften. Die Polizisten schrien, dass die Leute zurückweichen sollten, aber sie machten keine Anstalten, ihnen beiden irgendwie zu helfen. Kevin bekam das Gefühl, das sie vielleicht genauso verärgert, wie alle anderen darüber waren, was passiert war. Wie viele von ihnen hatten geglaubt, dass sie im Begriff waren, direkt mit Außerirdischen zu sprechen? Wie viele von ihnen hassten ihn jetzt, weil die Kapsel nicht das war, was sie erwartet hatten?

Seine Mutter und er zwängten sich durch die Menge und schoben Menschen beiseite, die nach ihnen griffen und Antworten auf Fragen forderten, auf denen Kevin keine Antworten hatte.

„Warum gab es da keine Außerirdischen?“

„Warum hast du all das gemacht?“

„Weißt du, wie viele Menschen du verletzt hast?“

Kevin sah, wie sich seine Mutter wütend an sie wandte, und er versuchte, sie zurückzuziehen, aber dafür war zu spät.

„Lassen Sie meinen Jungen in Ruhe“, rief sie. „Er hat nichts falsch gemacht. Er ist krank!“

Sie gingen ins Haus und schlossen die Tür hinter sich. Kevin sah, wie seine Mutter sie so verriegelte, als ob sie annähme, dass die Leute versuchen würden, einzubrechen. Sie ging durch das Haus, zog die Vorhänge zu und blockierte so die Blitze der Fotografen zusammen mit dem Licht.

Kevin ging zum Fernseher und machte ihn an. Die Nachrichten liefen, mit Bildern von ihrem Haus und einem kurzen Clip von seiner Mutter, der sie wie eine Verrückte aussehen ließ, als sie Reporter zurückschob.

„Lassen Sie meinen Jungen in Ruhe. Er hat nichts falsch gemacht. Er ist krank!“

Die Worte Eingeständnis eines Schwindels? liefen über den unteren Teil des Bildschirms, in einer Frage, die es schaffte zu beschuldigen, ohne anzuklagen. Sie ließen es so klingen, als ob Kevins Mutter versuchte, ihn zu entschuldigen, etwas falsch gemacht zu haben, anstatt sich für ihn einzusetzen, so, wie sie es getan hatte.

Das hatte sie doch, oder?

„Du solltest das ausschalten“, sagte seine Mutter. Sie trat neben Kevin und machte genau das und der Bildschirm wurde schwarz. „Es ist nicht gut, wenn du siehst, was die alles über dich sagen.“

„Mama“, sagte Kevin, „was sie sagen … sie lassen es so klingen, als würdest du mir nicht wirklich glauben. Als würdest du glauben, dass ich mir Dinge ausdenke, weil ich krank bin.“

Seine Mutter antwortete eine Weile nicht.

„Du denkst das wirklich“, sagte Kevin. Er konnte es nicht glauben. Er war sich sicher gewesen, dass seine Mutter ihm glauben würde.

„Ich weiß nicht, was ich glauben soll, Kevin“, antwortete seine Mutter. Sie hörte sich so müde an. „Ich weiß, dass du all das glaubst.“

„Wir haben das Signal gefunden“, sagte Kevin. „Du hast mich vor Professor Brewster verteidigt.“

„Du bist mein Sohn“, sagte seine Mutter. „Ich werde nicht zulassen, dass sie schlechte Dinge über dich sagen, egal, was passiert. Ob es wahr ist oder nicht … ich weiß es nicht. Ich war überzeugt, aber alles mit dem Stein …“

Kevin fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. Er spürte, dass die Dinge wieder so waren, wie vor dem ersten Mal, als seine Mutter ihn zum SETI-Institut gefahren hatte, nur weil sie gedacht hatte, dass es etwas war, was Kevin tun musste. Er wollte nicht, dass sie die Dinge tat, weil sie seine Mutter war und das Gefühl hatte, sie tun zu müssen. Er wollte, dass sie ihm glaubte.

„Sie werden irgendwann verschwinden“, sagte seine Mutter. „Sie werden das alles vergessen. Wir können mit unserem Leben ohne sie weitermachen − ohne Außerirdische, ohne irgendwas davon.“

Sie klang, als ob sie versuchte, Kevin zu beruhigen, aber Kevin war sich nicht sicher, ob es eine beruhigende Wirkung hatte.

Gerade als er ihr das sagen wollte, klingelte das Telefon seiner Mutter.

„Hallo“, sagte sie. „Wer ist … nein, ich habe nichts zu sagen, nicht zu Ihnen oder irgendeinem anderen Reporter.“

Sie hatte kaum aufgelegt, bevor es einen weiteren Anruf gab, und noch einen. Jedes Mal legte sie nach nur wenigen Sekunden auf. Als das Telefon wieder klingelte, dachte Kevin, dass seine Mutter ihr Handy durch das Zimmer werfen würde. Sie hielt inne, als sie es hochhielt, und betrachtete den Bildschirm mit einem besorgten Ausdruck.

„Was ist los, Mama?“, fragte Kevin.

„Das ist meine Arbeit“, sagte seine Mutter und etwas daran, wie sie das sagte, sagte Kevin, wie viel Angst sie hatte. Sie nahm den Anruf entgegen und gestikulierte, dass Kevin ruhig sein sollte. „Hallo, Mr. Banks. Ja, es ist ziemlich schlimm. Ja, ich weiß, dass ich weg war, aber mein Sohn … ja, ich weiß. Nein, das verstehe ich, aber … das können Sie nicht machen. Ich weiß, dass das schlechte Presse ist, aber Sie können nicht …“ Sie verfiel ins Schweigen und hörte mehrere Sekunden lang zu. „Nein, ich verstehe.“

Sie beendete den Anruf und dieses Mal warf sie das Telefon auf den Boden, setzte sich auf den Rand des Sofas und stützte den Kopf in ihre Hände.

„Mama?“, sagte Kevin und ging zu ihr. „Was ist passiert?“

„Das war meine Arbeit“, sagte sie, ohne hoch zu sehen. „Sie … sie haben mich gefeuert. Sie haben gesagt, dass sie keine negative Presse haben wollen, indem sie jemanden für sich arbeiten lassen, der mit so etwas in Verbindung steht.“

„Können sie das tun?“, fragte Kevin. Es schien ihm nicht gerecht, dass es Arbeitgebern erlaubt sein sollte, so etwas zu tun, besonders da seine Mutter nichts falsch gemacht hatte.

„Sie sagen, sie können“, erwiderte seine Mutter, „und wenn ich dagegen angehe, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass sie es so teuer machen, dass ich nichts dagegen tun kann und vielleicht würde ein Richter zustimmen, dass ich dem Geschäft schade, in dem ich einfach nur da bin.“

Es hörte sich nicht fair an für Kevin. Es hörte sich nicht richtig an. Noch schlimmer, es hörte sich nicht an, als wenn sie irgendwas dagegen tun könnten.“

„Es tut mir leid, Mama“, sagte er. „Hätte ich das alles für mich behalten …“

„Das ist nicht deine Schuld“, sagte seine Mutter.

Kevin wusste, dass das nicht stimmte. Dank des Fernsehens wusste er, dass seine Mutter das nicht glaubte. Er war zur NASA gegangen und hatte über Außerirdische gesprochen und jetzt wurde seiner Mutter gekündigt, während ihm überhaupt niemand glaubte, was er gehört hatte.

„Es wird alles gut“, sagte seine Mutter. Sie hörte sich jedoch nicht so an, als ob sie das glaubte. „Wir werden einen Weg finden, das alles wieder in Ordnung zu bringen.“

Sie saßen dort auf dem Sofa, ohne den Fernseher anzuschalten, und keiner von ihnen wagte es, die Vorhänge zu öffnen. Schließlich ging Kevin in sein Zimmer und saß dort im Dunkeln, damit sich seine Mutter nicht so sehr um ihn sorgen musste.

Nach einer Weile nahm er die Kopfhörer, die Ted ihm gegeben hatte, ehe er das Institut verlassen hatte, und setzte sie auf, mehr, um die Geräusche der Reporter draußen auszuschalten, und weniger, weil er wirklich dachte, dass etwas passieren würde. Vielleicht hatte er darauf gehofft. Wenn er eine weitere Nachricht bekommen könnte, die helfen würde, den Sinn all dessen zu verstehen, könnte er vielleicht zu den Reportern dort hinausgehen und alles erklären. Vielleicht konnte er den Leuten dann klar machen, dass es echt war und dass er nicht gelogen hatte.

 

Es gab aber nur Stille. Kein Signal, keine Wörter in seinem Kopf, kein Zeichen von etwas, das helfen würde. Er nahm die Kopfhörer ab und warf sie zur Seite und legte sich zum Schlafen hin. Vielleicht würden die Dinge morgen schon besser aussehen.

***

Kevin ging zu seinem Schlafzimmerfenster und schaute hinaus. Er suchte nach den Journalisten und hoffte, dass es ihnen jetzt, sieben Tage später, vielleicht zu langweilig geworden war, hier herumzustehen und dass sie abgezogen waren.

Waren sie nicht. Es gab immer noch Kameras vor dem Haus, immer noch Reporter, die dort mit ihren Mikrofonen warteten, welchen Schritt auch immer er machen würde. Kevin wünschte sich, sie würden weggehen und dachte zum hundertsten Mal daran, einfach hinunterzugehen und ihnen das zu sagen, aber er tat es nicht. Es war nicht dasselbe, wie eine Nachricht zu übersetzen, während die Menschen auf einer Pressekonferenz zusahen und überhaupt, Kevin nahm an, dass das genau das war, worauf sie warteten.

Also zog er sich stattdessen an und taumelte leicht, als ihn eine Welle von Schwindel traf. Es folgten Schmerzen, die durch seinen Schädel flackerten, und Kevin fühlte Nässe an seinen Lippen. Als er seine Hand an seine Nase legte, war sie rot von seinem Blut. Er fühlte sich heute noch kränker, hatte Mühe, auf die Toilette zu gehen, und aufzuräumen hatte ihn fast erschöpft. Er hatte es dennoch getan. Er wollte nicht, dass seine Mutter sich sorgte. Er stellte sicher, dass er gut aussah, als er die Treppe hinunterging, und versuchte, das schwache Zittern in seinen Händen zu verbergen, das jetzt nicht mehr wegging.

Erst jetzt erkannte er, wie viel medizinische Zuwendung er im Forschungsinstitut bekommen hatte. Er hatte sich über all die Tests und Scans und den Rest beschwert, aber vielleicht hatte es irgendwo bei all dem etwas gegeben, das seine Krankheit verlangsamt hatte. Oder vielleicht waren sie nur so beschäftigt gewesen, dass er deren Voranschreiten nicht bemerkt hatte.

„Ich darf Mama nicht beunruhigen“, sagte er sich selbst.

Als er nach unten kam, hörte er Stimmen.

„Es tut mir leid, Ms. McKenzie, aber das ist kein Scherz. Es wurde ein Verfahren gegen Sie eingeleitet, weil Sie Ihren Sohn dazu benutzt haben, um Menschen zu betrügen und wir müssen das ernst nehmen.“

Kevin eilte nach unten und sah ein paar Menschen in Anzügen mit seiner Mutter sprechen. Sie sah aus, als wenn sie überhaupt nicht geschlafen hätte und als sie zu Kevin hinüberblickte, konnte er die violetten Schatten unter ihren Augen sehen.

„Ah, hier kommt ja Ihr Sohn“, sagte einer der Männer. „Vielleicht kann er jetzt eine Aussage machen, die helfen kann.“

„Nein“, sagte seine Mutter, „nicht jetzt, nicht so. Ich möchte, dass die Leute meinen Sohn in Ruhe lassen.“

„Das macht mir nichts, Mama“, sagte Kevin.

„Aber mir“, erwiderte seine Mutter. „Geh in die Küche Kevin. Ich muss mit diesen Leuten reden.“

Wenn sie geschrien hätte, hätte Kevin vielleicht widersprochen. Stattdessen hörte sie sich einfach nur unglaublich traurig an und Kevin tat, was sie verlangte, ging in die Küche und setzte sich an den Küchentisch. Die ganze Zeit versuchte er durch die Wand zu hören, was passierte.

„Ich muss das Haus verkaufen“, sagte seine Mutter. „Was das kosten wird … mir fällt kein anderer Weg ein.“

„Ich verstehe, dass das schwierig ist, Ms. McKenzie, aber es ist wichtig, dass wir uns darum kümmern. Die Alternative könnte eine Gefängnisstrafe für Sie oder Ihren Sohn bedeuten.“

Kevins Finger klammerten sich an die Kante des Küchentischs, so fest, dass es wehtat. Sie konnten das nicht tun, oder? Sie konnten seine Mutter nicht ins Gefängnis stecken, wenn er die Wahrheit gesagt hatte. Er saß da, ein Teil von ihm wollte da hineinplatzen, ein Teil von ihm wusste, dass es viel zu wichtig war, das zu tun.

Er saß immer noch still dort, als er eine Person entdeckte, die sich in ihren Garten schlich. Eine Beanie bedeckte ihren Kopf und ein dicker Mantel, dessen Kragen hochgeklappt war, verdeckte ihre Gesichtszüge. Sie sprang mit der Anmut von jemandem über den Zaun, der dies schon ziemlich oft gemacht hatte, bevor sie sauber im Garten landete.

Wenn es ein Reporter oder ein Fremder gewesen wäre, der über den Zaun kletterte, hätte er nicht gewusst, was er tun sollte. Wahrscheinlich nach Hilfe gerufen. Er hätte seine Mutter unterbrochen, trotz all der wichtigen Dinge, die hier passierten. Stattdessen machte er die Hintertür auf und ließ Luna ins Haus, als sie hinübereilte.

„Hey“, sagte sie und umarmte ihn so fest, dass Kevin schon fast überrascht war.

„Hey“, antwortete Kevin. „Ich nehme an, du konntest nicht vorne hereinkommen?“

„Zu viele Reporter“, stimmte Luna zu und trat zurück. Sie zog sich die Beanie vom Kopf. „Gefällt dir meine Verkleidung?“

„Ist toll“, sagte Kevin, aber er konnte sich kein Lächeln abringen.

„Was ist los?“, fragte Luna. Sie schüttelte ihren Kopf. „Dumme Frage.“

Kevin setzte sich wieder hin und Luna folgte ihm. Wie oft hatten sie schon so ihre Hausaufgaben gemacht? Das hier fühlte sich aber anders an, viel ernster.

„Da sind Anwälte im Wohnzimmer“, sagte er. „Sie sagen, dass meine Mutter vielleicht ins Gefängnis kommt und dass wir das Haus verkaufen müssen.“

„Weswegen?“, wollte Luna wissen, in dem empörenden Tonfall, der besagte, dass sie bereit war zu kämpfen, Anwälte hin oder her. „Du hast nichts falsch gemacht.“

„Sie denken, dass dem so ist“, sagte Kevin. „Sie glauben … ich glaube, sie denken, dass ich mir all das ausgedacht habe, um Aufmerksamkeit zu bekommen oder sie dazu zu bringen mir medizinische Behandlung oder so zukommen zu lassen.“

„Dann sind sie Idioten“, erklärte Luna mit der Art von felsenfester Sicherheit, die niemand sonst um ihn herum zu haben schien. „Du hast ihnen Botschaften aus einer anderen Welt gegeben. Du hast ihnen alles über einen Planeten erzählt, von dem sie sonst kaum etwas wissen würden. Du hast ihnen geholfen, das Meteoriten-Ding zu finden, auch wenn es leer war. Es ist nicht deine Schuld, dass Außerirdische seltsam sind und Steine als Geschenke an die Menschen schicken.“

Das war eine Sichtweise, von der Kevin annahm, dass niemand außer Luna sie haben konnte. Dennoch fühlte es sich gut an.

„Du glaubst mir also?“, fragte er.

Sie nickte. „Ich glaube dir. Ich glaube auch an dich. Du wirst einen Weg finden, damit umzugehen.“

„Und du bist über meinen Zaun geklettert, nur um mir das zu sagen?“, fragte Kevin.

Luna legte eine Hand auf seine Schulter. „Wofür sind Freunde da? Ich schleiche halt gerne herum. Das macht Spaß. Außerdem muss ich dich wohin bringen.“

Kevin sah sie überrascht an.

„Wohin?“, fragte er.

Sie lächelte breit.

„Es ist eine Überraschung.“

KAPITEL NEUNZEHN

Kevin schaute in den Spiegel, ehe er nach draußen ging. Es war keine Eitelkeit, er wollte sichergehen, dass ihn auf keinen Fall irgendjemand erkennen würde. Er hatte seine Kapuze über seinen Kopf gezogen, eine dunkle Brille aufgesetzt, um sein Gesicht zu verstecken. Es war nicht gut, aber indem er sich verkleidete − so redete er es sich selbst ein − konnten die Leute nicht sehen konnten, dass er es war.

„Es wird reichen müssen“, sagte er zu sich selbst.

Seine Mutter hatte das Haus vor ein paar Minuten verlassen, sie musste mit noch mehr Anwälten sprechen oder vielleicht versuchen, einen anderen Job zu finden, nicht das jemand die Mutter des Jungen, der gelogen hatte, einstellen wollte. Die Türen waren verschlossen wegen der ständigen Anwesenheit der Reporter da draußen und das würde wahrscheinlich auch bei ihrer Rückkehr noch so sein.

„Sie wird sauer sein, wenn sie herausfindet, dass ich das getan habe“, sagte Kevin, aber das war ein Grund, warum er eine Verkleidung trug. Er hatte zu lange drinnen gesessen, ohne zur Schule zu gehen, wegen seiner Krankheit und hatte jetzt keine Chance hinauszugehen − wegen der Reporter und der Angst seiner Mutter davor, was passieren würde. Er wurde verrückt hier drinnen und er nahm an, dass das die Dinge für seine Mutter nur noch schwieriger machte. Er musste zumindest für eine Weile nach draußen.

Sein Handy war voll mit Nachrichten von Leuten, die er nicht kannte. Einiges waren Fragen, andere Beleidigungen. Eine oder zwei waren Drohungen oder Versprechen, dass sie Kevin bezahlen würden, wenn er ihnen nur seine Geschichte erzählen würde.

Kevin war sich nicht sicher, ob er vorsichtig sein wollte. Er hatte das Gefühl, dass er explodieren würde, wenn er sich noch viel länger verstecken müsste. Er schaute in den Garten, versuchte abzuschätzen, ob er auf dieselbe Art herauskommen würde, wie Luna hineingekommen war. Vor ein paar Wochen hatte er sich darüber keine Sorgen machen müssen.

Jetzt dachte er über das Zittern nach, das nun immer häufiger auftrat und die Episoden mit Zeitverlust und Schwindel. Er nahm die Trittleiter, die seine Mutter in der Garage aufbewahrte, lehnte sie gegen den Zaun und nutze sie, um hinüberzuklettern auf einen kleinen Pfad, der zwischen den Grundstücken verlief.

Kevin hielt seinen Kopf gesenkt, als er weiterlief, um sicherzugehen, dass niemand sein Gesicht sah. Auch wenn der Teil der Stadt, in dem er lebte, nicht schlecht war, war er doch nur ein paar Blöcke von einem Industriebereich entfernt, in dem Fabriken wie eingezäunte Kisten dastanden und gelegentlich verrostete Maschinen auf die Unternehmen hindeuteten, die nicht so erfolgreich waren.

„Komm schon“, sagte Luna, nachdem sie über den Zaun gesprungen war und nun begonnen hatte, loszuschlendern, vorbei an verlassenen Gebäuden und mit Graffiti besprühten Mauern, die aussahen, als wäre sie mit geschlossenen Augen bemalt worden.

Sie kamen jetzt näher an das Stadtzentrum. Kevin behielt seine Kapuze auf, da er sich sicher war, dass er sogar hier, weit weg von seinem Haus, erkannt werden würde.

„Wir könnten ins Einkaufszentrum gehen“, sagte Luna.

Kevin schüttelte seinen Kopf. „Zu viele Menschen.“

„Dann der Platz“, schlug Luna vor.

Kevin nickte. Da würden wahrscheinlich fast genauso viele Menschen sein, aber sie würden sich bewegen und es wäre weniger wahrscheinlich, dass sie ein Kind bemerkten, das seinen Kopf gesenkt hielt. Im Einkaufszentrum würde die Security wahrscheinlich glauben, dass er etwas stehlen wollte, aber draußen im Freien konnten er und Luna gehen, wohin sie wollten, ohne dass es ein Problem war.

Sie machten sich auf den Weg ins Stadtzentrum, zu einem kleinen Platz, auf dem sie und ihre Freunde seit ihrer Kindheit herumgehangen hatten. Es gab dort einen kleinen quadratischen Bereich, mit Bäumen an jeder Ecke und einer Statue in der Mitte, die wahrscheinlich einmal ein Denkmal für jemanden Wichtigen gewesen war, aber jetzt vom Wind und Regen so abgetragen war, dass es so gut wie jeder sein konnte. Als sie endlich dort hinkamen, war Kevin so erschöpft, dass er nach einer Bank suchte, um sich hinzusetzen.

„Kevin“, sagte Luna, „was ist los?“

„Ich bin einfach nur müde“, sagte Kevin.

Luna runzelte die Stirn und glaubte es offensichtlich nicht. „Nun, wir könnten auch zu Frankie‘s gehen.“

Das Diner war schon lange einer ihrer Lieblingsplätze. Vielleicht, wenn er nicht so erschöpft wäre, hätte Kevin sich vielleicht Sorgen darum gemacht, aber so konnte er sich ein wenig vom Laufen ausruhen. Er nickte.

„Ich dachte, du hast es geschafft durch den Dschungel zu wandern“, sagte Luna.

„Ich glaube, es wird schlimmer“, sagte Kevin, als sie in Richtung Diner liefen. „Es ist, als müsste ich mich darauf konzentrieren, dass mein Körper funktioniert.“

Selbst das erklärte es nicht richtig, aber er war sich nicht sicher, ob es dafür Worte gab. Das war einer der schwierigsten Aspekte einer so seltenen Krankheit: Es bedeutete, dass es nicht wirklich die Worte gab, um alles zu beschreiben, was geschah.

„Du solltest ins Krankenhaus gehen“, sagte Luna und hörte sich an, als wenn sie sofort einen Rettungswagen rufen wollte.

Kevin schüttelte seinen Kopf. „Das hat keinen Sinn. Wir wissen, was mit mir passiert. Es ist nicht so, dass sie viel tun könnten, um mir zu helfen.“

„Das kann nicht sein“, sagte Luna. Für einen Moment hörte Kevin ihre Stimme brechen und er dachte, sie würde vielleicht weinen. „Ich weiß … ich weiß, sie können dich nicht heilen, aber sie können dir mit den Symptomen und solchen Dingen helfen, oder? Sie können die Dinge verlangsamen? Sie haben es bei NASA gemacht.“

„Weil sie dort einige der cleversten Wissenschaftler der Welt haben“, betonte Kevin. „Ich glaube nicht, dass sie mir jetzt noch helfen wollen. Und … wenn ich jetzt ins Krankenhaus gehe, dann wird das, glaube ich, zu viel kosten. Ich glaube nicht, dass Mama sich meine Behandlung wirklich leisten konnte, noch vor all dem hier. Jetzt mit den Anwälten und so …“

 

Kevin wusste nicht, wie viel ein Gerichtsverfahren kostete. Viel, nahm er an. Seine Behandlung kostet auch viel. War das dann zweimal so viel? Hoch zwei? Wenn er keine Ahnung von den Summen hatte, die hier involviert waren, dann konnte seine Vorstellung nicht einmal Beträge liefern.

„Okay“, sagte Luna, „aber wir sollten zumindest hineingehen. Komm, Frankie‘s ist nicht so weit weg.“

Sie gingen in das Diner, das zu der Zeit ziemlich leer war. Ein paar Kinder waren dort, die Kevin flüchtig kannte, ein paar ältere Jungs in einer Ecke und der Eigentümer, ein Mann in den Fünfzigern, der die meiste Zeit damit zu verbringen schien, die Theke mit einem Tuch abzuwischen. Es war ein altmodisches Lokal und normalerweise hätte es Kevins Freunden nicht gefallen, aber es gab tolles Eis hier.

„Ich hole das Eis“, sagte Luna und deutete auf eine Ecke. „Du setzt dich hin.“

Sie ließ das wie einen Befehl klingen und Kevin gehorchte. Er musste sich sowieso hinsetzen und wenn das hieß, dass Luna das Eis kaufte, dann war das noch besser. In der Ecke des Diners gab es einen Fernseher und für einen Moment dachte Kevin, das wäre kein Problem. Dann kamen die Nachrichten und wieder Bilder von der Belagerung vor seinem Haus.

Kevin gab sich Mühe, das zu ignorieren, aber das war nicht einfach. Dass die Fernsehsender das noch immer zeigten, überraschte ihn. Vielleicht glaubten sie, dass es Leute gab, die es immer noch nicht gesehen hatten oder vielleicht hatten sie noch nichts anderes gefunden. So oder so, er saß hier und kauerte sich in die Ecke. Es war schwer, sich vorzustellen, dass er und Luna vor ein paar Wochen noch regelmäßig hierhergekommen waren, dass alles normal gewesen war. Jetzt saß er hier und soweit Kevin sagen konnte, wartete er eigentlich nur darauf zu sterben.

Das war ein Gedanke, den er nicht wollte, aber er schlich sich ein, als er nicht aufpasste, setzte sich in seinem Kopf fest und wollte nicht weggehen, egal wie sehr er ihn dazu drängte. Er würde sterben. Er hatte das eine Weile ignorieren können, während er noch mit all dem Zeug um die Außerirdischen, den Botschaften und der Reise in den Regenwald beschäftigt gewesen war. Jetzt gab es nichts weiter zu tun, außer hier zu sitzen und darüber nachzudenken.

„Nun“, sagte Luna und kam mit zwei Gläsern zurück, die bis zum Rand mit Eis gefüllt waren, „du siehst erbärmlich aus. Kopf hoch, sonst gibt es kein Eis.“

Nur Luna würde sich über ihn lustig machen, wenn er so war. Nur Luna würde wissen, dass es genau das war, was Kevin brauchte.

„Du suchst nur nach einer Ausrede, um beides zu essen“, sagte Kevin.

Luna lächelte. „Vielleicht. Denkst du immer noch darüber nach, was du hättest anders machen können?“

Kevin nickte. „Ich weiß nicht, warum. Ich glaube … ich habe einfach gehofft, es würde einen Sinn ergeben.“

„Hoffnung ist gut“, sagte Luna. „Ich glaube, es ist gut, dass du immer noch zuhörst. Du solltest nicht aufgeben, auch wenn die Leute dir nicht glauben.“

Kevin nickte. Er brauchte das. Er brauchte etwas, an dem er festhalten konnte, ansonsten –

„Hey, warte mal, du bist doch Kevin McKenzie, oder? Der Junge, der sich all diesen Alien-Kram ausgedacht hat? Du warst auf unserer Schule.“

Kevin schaute hinüber und sah einige der Kids in seine Richtung schauen. Er wollte ihnen gerade sagen, dass er keinen Ärger wollte, aber Luna war bereits aufgestanden und ging zu ihnen.

„Kevin hat sich das nicht ausgedacht!“

„Natürlich hat er das“, sagte einer der Jungen. „Wer würde dumm genug sein, an Außerirdische zu glauben?“

„Du und jeder andere, anscheinend“, sagte Luna.

„Nennst du mich dumm?“

Kevin stand auf und schloss sich ihr an. „Wir wollen keinen Ärger.“

„Also, warum hast du es dann getan?“, fragte ein Mädchen im Hintergrund. „Meine Eltern haben sich so Sorgen gemacht, dass Aliens kommen, das sie davon geredet haben, das Haus zu verkaufen und aufs Land zu ziehen.“

Die meisten Leute starrten ihn jetzt an und holten ihre Handys raus. Kevin wusste, dass er so nicht gesehen werden durfte. Seine Mutter würde verrückt werden. Außerdem hatte er erlebt, wie große Gruppen von Menschen sich verhalten konnten.

„Wir gehen einfach“, sagte Kevin und hielt seine Hände hoch. „Wir wollen kein Problem verursachen.“

„Du gehst nirgendwo hin“, sagte der Junge, der zuerst gesprochen hatte. „Nicht ehe du zugegeben hast, was du getan hast.“

Er stand dort mit verschränkten Armen und sah aus, als ob er es auch so meinte. Das war ein Problem, denn je länger sie hierblieben, desto mehr Leute würden zuschauen. Luna schien dasselbe zu denken und da sie Luna war, ging sie das Problem direkter an. Sie ging zu dem Jungen, der die Tür blockierte und schubste ihn fest.

„Lauf, Kevin!“

Sie rannte bereits und es dauerte ein wenig, bis Kevin erkannte, dass er dasselbe tun sollte, aber nur einen Moment. So müde er auch gewesen war, er erholte sich schnell genug, um an dem Jungen vorbei zu rennen und Luna zu folgen, als sie auf die Straße lief. Er rannte, so schnell er konnte, ignorierte, dass sein Atem in kurzen Stößen kam und versuchte, mit ihr Schritt zu halten, als sie die Stufen erreichten und zurück durch das Industriegebiet und an dem rostigen Metall vorbeiliefen. Kevin rannte, bis er fühlte, dass sein Herz in seiner Brust explodieren könnte, seine Lungen brannten.

Als es offensichtlich war, dass ihnen niemand folgte, hielten er und Luna an und zu seiner eigenen Überraschung, begann Kevin zu lachen.

Luna lachte ebenfalls. „Das war lustig.“

„Meine Mutter wird mich umbringen“, sagte Kevin, aber in diesem klang selbst das nicht so schlecht. Die Wahrheit war, dass er sich viel besser fühlte, als er es seit Tagen getan hatte. Es schien so lange her, seit er so etwas einfach gemacht hatte: mit Luna in Schwierigkeiten zu geraten und wegzulaufen, bevor es sich in etwas Schlimmeres verwandeln konnte.

„Deine Mutter wird das verstehen“, antwortete Luna.

„Da bin ich mir nicht so sicher“, antwortete Kevin, denn sie würde wütend sein, dass er einfach so hinausgegangen war, wütend, dass er alles riskiert hatte, in dem er dort hingegangen war, wo Leute ihn sehen würden. „Wenn ich nach Hause komme, muss ich …“

Er stoppte sich, als ein Gefühl in ihm aufzusteigen begann. Ein Gefühl, das er viel zu gut kannte, weil es schon vor der NASA und all dem da gewesen war.

„Was ist los?“, fragte Luna. „Was musst du machen?“

Kevin schüttelte seinen Kopf. „Luna, ich glaube …“

„Was?“, fragte sie.

„Ich glaube, es kommt eine weitere Botschaft.“