Za darmo

Sklavin, Kriegerin, Königin

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KAPITEL DREIUNDZWANZIG

Thanos ritt vorbei an unzähligen Zelten und zehntausenden von Reichssoldaten, die sich in den Alva Bergen bereit hielten in Richtung General Dracos. Er machte keine Anstalten die Abscheu in seinen Augen zu verbergen, die er für den General hegte, denn dieser stand für alles was im Reich schief lief. Eigentlich hasste er den korrupten General genauso sehr wie seinen Onkel, vielleicht sogar noch mehr. Es gab schließlich Gerüchte, dass es General Draco gewesen war, der Thanos’ Eltern getötet hatte.



Dort angelangt stieg Thanos von seinem Pferd und schritt über das versenkte Gras auf den graumelierten General mittleren Alters zu. Dieser stand vor seinem Zelt, sein roter Umhang wehte im Wind und eine um seine muskulöse Schulter geschlungene Bandage stach ihm ins Auge. Er war gestern verwundet worden als der Blackrock Platz von der Rebellion gestürmt worden war. Wenn der Pfeil doch nur sein schwarzes Herz getroffen hätte.



„Komm her mein neuer Leutnant“, sagte General Draco.



Thanos hätte liebend gerne auf diesen Titel verzichtet, doch der König hatte ihm ihn aufgezwungen. Jetzt da das Reich einen Keil zwischen Ceres und ihn getrieben hatte und ihm die Chance genommen hatte jemals mit ihr zusammenzuleben, hasste er den Titel sogar noch mehr als je zuvor. Dennoch war ihm Ceres’ und sein Leben wichtig und so würde er versuchen den Titel in Ehren zu halten bis die Rebellion ausgemerzt war.



Thanos folgte dem General ins Zelt. Sie stellten sich an den mächtigen Eichentisch in der Mitte des Raumes, auf dem sich zu Strategiezwecken sowohl eine Karten von Delos als auch verschiebbare Figuren befanden.



„Dein Onkel hat mir von deinen kämpferischen und strategischen Fähigkeiten vorgeschwärmt Thanos. Ich hoffe du bist so gut wie dein Ruf.“ Der General sprach mit schnellen Worten.



Thanos sagte nichts.



„Die Rebellion hat ungeahnte Auswüchse angenommen und wir dürfen keine Minute mehr verlieren“, sagte der General. „Die Rebellen haben wie vermutet heute den Quellplatz angegriffen. In diesem Augenblick drängen die Reichssoldaten von diesem Platz in Richtung Norden. Wenn du gleich das Zelt verlässt, dann wirst du eine Kompanie von hundertzwanzig Mann zur Nordseite des Quellplatzes anführen. Hierher.“



Der General deutet auf die Karte.



„Du wirst die Anführer der Rebellion töten oder gefangen nehmen und sie tot oder lebendig zum Lager zurückbringen.“



Thanos’ Herz seufzte, denn er wusste, dass jeder den sie lebend zurückbrächten zu Tode gefoltert würde. Es war besser sie an Ort und Stelle umzubringen, dachte er, obwohl er auch das nicht tun wollte.



„Dieser Auftrag muss gelingen und aufgrund der Empfehlung des Königs habe ich darum gebeten dir diese Aufgabe anvertrauen zu dürfen“, sagte der General.



„Ich verstehe“, sagte Thanos.



„Und nur für den Fall, dass du einen kleinen Ansporn brauchst hat der König mich wissen lassen, dass er Ceres im Fall deines Versagens wieder in den Kerker werfen wird. Bei den nächsten Tötungen würde er sie dann als Köder benutzen.“



*

Mit einhundertzwanzig Reichssoldaten und vier Wägen beladen mit Waffen erreichte Thanos den Norden des Quellplatzes in etwa einem Kilometer Entfernung. Hier sollten die Reichssoldaten auf die Rebellen treffen. Er befahl seinen Männern Waffen in den verlassenen Häusern um sie zu deponieren, Fallen in den Straßen aufzustellen und die Feuertöpfe auf die Dächer zu schleppen.



Thanos kletterte mit einem Dutzend Reichssoldaten auf eines der Dächer während die anderen in den Häusern hinter geschlossenen Fensterläden auf die vorbeiziehenden Revolutionäre warteten. Dort stand er unruhig wartend und hasste sich mit jeder Minute immer mehr.



Kaum fünf Minuten waren verstrichen und Thanos hörte das erste Huftraben auf den Pflastersteinen. Er war noch immer nicht im Reinen mit dem was er zu tun hatte und hasste wie der König ihn als Pfand in seinem Spiel benutzte. Dennoch zündete er die Spitze eines seiner Pfeile an und wartete auf den ersten Revolutionär der um die Ecke galoppieren würde. Er konnte nach außen hin nicht gegen den König rebellieren, das wusste er; und doch konnte er vielleicht einen Weg finden den Rebellen und vor allem denjenigen die Ceres am Herzen lagen nur den geringstmöglichen Schaden zuzufügen.



Es dauerte nur Sekunden und schon schossen vier Männer auf Pferden vorbei. Ihre blauen Insignien wehten im Wind. Noch bevor sie vorbeireiten konnten, wurden sie von den Pfeilen der anderen Reichssoldaten von ihren Pferden geschossen und fielen verwundet auf die Straße.



Thanos hatte seinen Pfeil noch immer nicht abgeschossen. Schweiß ran ihm die Wange hinab.



Die Rebellen wurden sofort von acht Reichssoldaten ergriffen und auf einen Sklavenwagen geschmissen. Dieser würde sie zurück in das Lager bringen würde, wo sie sich einer Befragung unterziehen mussten.



Das ist nicht recht, dachte Thanos. Er wusste, dass er keine andere Wahl hatte als sie zu töten.



Oder hatte er doch eine Wahl? Konnte er diese Frauen und Männer retten?



Neunzehn weitere kamen bereits um die Ecke. Gerade als sie an Thanos vorbeiritten übergossen die Reichssoldaten sie mit heißem Öl, das sie vom Dach des Gebäude stürzten. Ihre Schreie zerrissen Thanos das Herz und er musste den Blick von den sich vor Schmerzen windenden Körpern abwenden. Nachdem sich das heiße Öl abgekühlt hatte wurden alle neunzehn zu den anderen auf den Sklavenwagen geschmissen.



Die Reichssoldaten hatten gerade erst die Straße wieder freigegeben und alle Hinweise auf einen Angriff unsichtbar gemacht, da kam eine kleine Reitergruppe auf sie zu galoppiert.



„Rexus!“, hörte Thanos einen der Männer schreien.



Thanos erinnerte sich sofort daran, dass Ceres diesen Namen erwähnt hatte als sie sich auf der Terrasse des Palastes unterhalten hatten und sein Blick durchkämmte die Revolutionäre.



Ein muskelbepackter blonder Mann drehte sein Pferd und steuerte es winkend an die Straßenseite.



Hinter der kleinen Gruppe ritten mehrere Revolutionäre, doch bevor sie bei Thanos und den Reichssoldaten ankommen konnten, knipste Thanos die Flamme an seinem Pfeil aus und hüpfte vom Dach in eine Gasse, um dort lauernd auf Rexus zu warten.



Noch bevor Rexus überhaupt nah genug herankommen konnte, stürmte ein Haufen Reichssoldaten aus den Häusern und begann die Revolutionäre abzuschlachten.



Thanos konnte sehen, dass Rexus bei diesem Überraschungsangriff zusammenzuckte, doch schneller als Augen folgen konnten zog Rexus einen Pfeil nach dem anderen aus seinem Köcher. Er metzelte einen Feind nach dem anderen nieder. Jeder Schuss war ein Treffer.



Als alle seine Pfeile aufgebraucht waren, sprang Rexus von seinem Pferd und zog sein Schwert. Mit der Präzision eines Kampfherrn schlitzte er abwechselnd rechts und links die Reichssoldaten auf, die ihm in die Quere kamen.



Thanos rannte aus seinem Hinterhalt und auf Rexus zu. Er hatte sein Schwert über den Kopf gehoben und tat so als würde er ihn angreifen wollen. Er musste den jungen Mann erreichen bevor ihn irgendjemand sonst tötete.



Er pirschte sich an Rexus heran und begann ihn zu würgen und ihm gleichzeitig den Mund zuzuhalten. Dann zog ihn Thanos in die düstere Gasse.



Doch Rexus war stark, befreite sich aus Thanos’ Griff und zückte sein Schwert.



Thanos streckte die Hände vor sich und ließ sein Schwert fallen.



“Ich will dir nichts tun!”, schrie er und trat noch einen Schritt zurück tiefer in den Schatten hinein. Er hoffte, dass Rexus ihm folgen würde.



Rexus holte mit solcher Kraft gegen ihn aus, dass Thanos zurückspringen musste. Er fürchtete, dass er einen Fehler gemacht hatte und nun seine letzte Stunde geschlagen hatte. Rexus stürmte wie ein Tornado auf ihn zu und schwang sein Schwert, so dass ein Rauschen zu hören war.



“Ceres hat mir gesagt, dass du ihr Freund bist!”, sagte Thanos. “Ich will dir helfen!”



Rexus hielt einen Moment lang inne.



“Das ist eine Falle”, sagte er.



“Nein. Sie hat sich Sorgen um dich gemacht. Sie wusste, dass ich kämpfen würde und hat mir von ihren Brüder erzählt und von dir.”



Rexus zögerte.



“Bleibe hier und du wirst nicht getötet werden”, sagte Thanos.



“Ich werde mit Sicherheit meine Männer dort draußen nicht im Stich lassen!”, brummte Rexus.



Natürlich würde er das nicht und das hätte Thanos wissen sollen. Aber es hatte ihn spontan überkommen, ohne viel Zeit über seinen Plan nachzudenken.



So schnell wie ein Blitz zog Thanos einen Pfeil aus seinem Köcher und nagelte Rexus an seinem Ärmel an der Wand fest.



Diese Ablenkung gab Thanos genug Zeit, auf Rexus zuzustürmen und ihn mit dem Griff seines Schwertes bewusstlos zu schlagen.



Rexus viel zu Boden und Thanos atmete vor Erleichterung aus. Er würde nicht jeden retten können, das wusste Thanos, doch zumindest die Freunde von Ceres.



Thanos kletterte zurück auf das Dach und blickte die Straße hinab. Viele Reichssoldaten waren gefallen – mehr als er gedacht hätte. Er sah die Gelegenheit gekommen, die Revolutionäre zu retten, und es gleichzeitig als eine gute Entscheidung dastehen zu lassen. Niemand würde ihm einen Strick drehen, wenn sie sich jetzt zurückzögen anstatt sinnlos abgeschlachtet zu werden.



„Reichssoldaten Rückzug!“, schrie er. „Sofortiger Rückzug!“



Ein paar der Reichssoldaten blickten erstaunt nach oben, doch er wusste, dass sie seinem Befehl folge leisten würden. Reichssoldaten waren darauf trainiert, sich in jedem Fall dem Befehl zu beugen.



Die Soldaten auf dem Dach traten den Rückzug an und liefen auf die Wägen zu. Diejenigen, die auf der Straße und in den Häusern noch immer in Kämpfe mit den Revolutionären verstrickt waren, bewegten sich ebenso kämpfend auf die Wägen zu.



Thanos sah, dass seine Männer in Sicherheit waren und war schon dabei ihnen zu folgen als ein schwaches Geräusch hinter ihm seine Aufmerksamkeit weckte. Er blickte sich um und sah einen jungen Revolutionär mit Schwert und Speer in den Händen.

 



Thanos warf seinen weg und trat einen Schritt auf den Mann zu.



„Ich will dir nichts tun“, sagte er.



Doch der junge Mann kam schreiend auf Thanos zu gerannt. Die Spitze seines Speers auf Thanos’ Herz gerichtet.



Thanos drehte sich um und schlug seinem Gegner den Speer aus der Hand. Der junge Mann schlug zu, doch verfehlte er sein Ziel und bevor er seinen Arm zurückziehen konnte, hatte Thanos ihm den Arm aufgeschlitzt.



„Ich will dich nicht töten!“, sagte Thanos erneut und trat einen vorsichtigen Schritt zurück. „Geh und du wirst leben.“



„Alles, was aus dem Munde eines Reichssoldaten dringt, ist eine Lüge!“, erwiderte der junge Mann.



Der junge Mann schrie und fletschte die Zähne. Schon stürmte er wieder auf Thanos zu.



„Ich weiß, dass du Prinz Thanos bist!“, sagte der junge Mann und fuchtelte mit seinem Schwert herum.



„Da liegst du richtig. Und wer bist du?“, fragte Thanos die Attacke abwehrend.



„Das werde ich dir erst sagen, wenn mein Schwert in deinem Herzen steckt“, sagte der junge Mann.



„Ich muss dich warnen, ich habe noch nie ein Duell verloren.“



Die Augenbrauen des Mannes schnellten nach oben und doch schien ihn das nicht einzuschüchtern.



„Es gibt immer ein erstes Mal!“, schrie er.



Der junge Mann spuckte Thanos vor die Füße. Ihre Schwerter klirrten und das Kräftemessen begann. Schwert gegen Schwert. Schließlich stieß Thanos ihn von sich, doch eine Sekunde später war der junge Mann schon wieder auf dem Weg zu ihm. Er war stark. Wut und Leidenschaft für die Revolution gaben seiner Stärke noch weiteren Auftrieb.



Der junge Mann erhob das Schwert gegen Thanos, doch er verfehlte ihn erneut.



Thanos wollte ihn nicht töten, aber er hatte den Eindruck, dass erst einer von ihnen sterben musste, bevor dieser Kampf ein Ende fand. Im Bruchteil einer Sekunde entschied Thanos, dass er versuchen würde einfach wegzurennen.



Doch bevor er sich noch aus dem Duell zurückziehen konnte, hatte der junge Mann es auf Thanos’ Herz abgesehen. Wieder wich Thanos ihm geschickt aus, und der junge Mann überschlug sich.



Der junge Mann fiel und rammte sich dabei die Klinge in seinen eigenen Unterleib.



Er stöhnte auf und schrie als er sich das Schwert aus dem Leib zog.



Thanos trat ein paar Schritte auf ihn zu.



„Töte mich!“, sagte der junge Mann. Tränen fluteten seine Augen.



Thanos blickte ihn einige Momente lang an und ein Gefühl der Traurigkeit überkam ihn. Er steckte sein Schwert zurück in die Hülle und drehte sich von ihm weg, um zu gehen.



„Ich sterbe“, stöhnte der junge Mann.



Thanos schüttelte traurig den Kopf.



„Ja, das tust du.“, sagte er. Er sah, wie schlecht es um ihn stand und dass es nichts gab, was er noch für ihn hätte tun können.



„Ich habe dir noch nicht meinen Namen genannt.“, keuchte der Junge.



Thanos nickte und wartete.



„Nenn ihn mir“, sagte er, „und ich werde sicherstellen, dass du eines ehrenhaftes Todes stirbst.“



„Mein Name ist Nesos.“, sagte er.



Thanos starrte ihn erschrocken an. Ceres’ Bruder.



Als Nesos tot zusammensank, wusste Thanos, dass sich sein Leben für immer verändert hatte.



KAPITEL VIERUNDZWANZIG

Als Thanos in den Thronsaal trat bemerkte er sofort die Spannung, die in der Luft lag. Der König war gerade dabei General Draco anzuschreien, die Hochgeborenen stritten sich auf ihren Stühlen sitzend und die Königin ließ einen Schwall von Gemeinheiten auf einen ihrer Berater niedergehen. Alle waren sie hier versammelt sogar die Prinzen und Prinzessinnen, die normalerweise an dieser Art von Versammlungen nicht teilnahmen. Aus guten Gründen.



Thanos hatte auf seinem Rückweg das Ausmaß der Schlächterei gesehen. Häuser waren bis auf den Grund niedergebrannt worden und die Leichen von Bürgern – Männer, Frauen und Kinder zu gleichen Teilen – waren achtlos auf den Straßen zurückgelassen worden, streunende Hunde vergingen sich an ihrem Fleisch und Krähen pickten in ihren Eingeweiden. Ein paar arme Seelen hatte man an Bäumen festgenagelt. Andere baumelten an deren Ästen. Doch hatten auch unzählige Reichssoldaten ihr Leben gelassen, denn die Revolutionäre waren keinen Deut behutsamer vorgegangen. Sie hatten genauso gefoltert, Leichen geschändet und zerstückelt.



Er wusste, dass dies kein Krieg war, an dem er beteiligt sein wollte. Nicht jetzt. Niemals.



„Die Rebellion ist über alles, was wir uns hätten vorstellen können, hinausgewachsen. Die wenigen verbleibenden Revolutionäre haben sich in Monster verwandelt und wenn wir sie nicht bald zerstören, dann werden sie die Macht im Reich übernehmen“, sagte General Draco, der vor dem König und der Königin stand.



Als Thanos den Treppenabsatz vor dem Thron erreicht hatte, wurde es langsam still im Raum.



Der König reagierte nicht auf das, was der General gesagt hatte, sondern wandte sich an Thanos.



„Mein Neffe sollte sich einer einzigen Aufgabe widmen“, sagte er. „Einer einzigen und was passiert? Er versagt kläglich und macht einen Narren aus sich und seiner gesamten Familie und das in nur einer Stunde. Was hast du dazu zu sagen Thanos?“



Thanos presste seine Lippen zusammen, damit ihm nicht aus Versehen die Wahrheit entschlüpfte und er dem König gestand, dass er die Schlacht absichtlich hatte scheitern lassen.



„Es war nicht nur seine Schuld“, sagte General Draco. „Viele andere haben sich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Wie gesagt, wir sollten mehr Soldaten aus dem Norden her beordern. Wenn wir das nicht tun, dann wird das nicht die letzte Niederlage bleiben und wir werden es bald mit einem Krieg zu tun haben.“



Thanos war überrascht, dass General Draco ihn unterstützte.



„Wenn wir aufhören zu verlieren, dann brauchen wir auch nicht mehr Truppen.“, sagte der König.



„Vielleicht, aber das ändert nicht das Faktum, dass wir mehr Männer verlieren als die Rebellion neue hinzu gewinnt.“, sagte General Draco.



Der König dachte einen Moment lang nach, während er seinen Bart zwirbelte. Thanos war froh, dass die Aufmerksamkeit nun von ihm abgelenkt worden war.



„Ich bin mir nicht sicher, ob es die beste Entscheidung wäre Truppen aus dem Norden zu holen. Es wird Tage dauern, bis sie hier sind“, sagte der König.



„Mit allem Respekt, Sir, was sollen wir sonst tun?“, fragte General Draco.



„Irgendwelche anderen Vorschläge?“, fragte der König die anderen Hochwohlgeborenen im Raum.



„Wir könnten die Brunnen in der Stadt vergiften“, sagte einer. „Nur die friedfertigen Bürger werden Zugang zu sicherem Trinkwasser erhalten.“



„Das könnte gehen, doch würde es den Zorn der Revolutionäre nur noch mehr anfachen.“, sagte der König. „Vielleicht können wir etwas aushandeln, ein Zeichen des guten Willens, das ihre Wut besänftigen wird.“



„Wir könnten die königlichen Essensspeicher öffnen und sie sich satt essen lassen“, sagte ein anderer.



Der König machte eine kurze Pause und nickte dann.



„Vielleicht“, sagte er. „Andere Vorschläge?“



„Dürfte ich etwas sagen?“, fragte die Königin, deren listige Augen Thanos fixierten.



Damit zog sie alle Blicke auf sich.



Der König machte mit der Hand eine Geste und gab ihr damit das Rederecht.



„Ich schlage die Verbindung eines Bürgerlichen mit einem Adligen vor, ein Ehebündnis zwischen dem Volk und dem Reich“, sagte sie.



„Was genau stellst du dir da vor?“, fragte der König.



„Thanos und Ceres werden vermählt“, sagte sie.



Ein Raunen ging durch den Thronsaal. Schrecken und Unglauben zeichnete sich in den Gesichtern der Berater ab.



Auch Thanos war von dem Vorschlag der Königin überrascht worden. Natürlich würde er Ceres ohne zu zögern heiraten, aber aus politischem Kalkül und als Schachfigur des Königs in einem Spiel, dessen Regeln die Königin bestimmt hatte? Danach war ihm gar nicht zumute. Er wollte nicht, dass sie das Einzige, was in seinem Leben zählte, derart durch den Dreck zogen.



„Das ist eine hervorragende Idee“, sagte der König. „Eine Verbindung zwischen einer einfachen Bürgerlichen und einem Adligen. Das wird das Volk lieben.“



„Thanos war mir versprochen!“, schmetterte die Stimme eines Mädchens durch den Saal.



Thanos wirbelte herum sah Stephania, die am anderen Ende des Raums stand. Ihr Körper war angespannt und ihre Augen blickten verletzt drein.



Stephania lief den Gang hinauf in Richtung der Thronstühle.



„Bleib wo du bist!“, schrie die Königin. „Geh zurück an deinen Platz und schweig still bis die Versammlung vorüber ist.“



Stephania blieb stehen und blickte zu Thanos. Er sah, dass ihre Wangen tränennass glänzten.



Es war das erste Mal, dass ihm die Prinzessin Leid tat. Er hatte sie niemals heiraten wollen, doch war auch sie nur eine Figur in einem Spiel, dem sie nicht entkommen konnten.



Thanos nickte Stephania zu und schaute sie mitleidig an. Vielleicht würde sie angesichts der Tatsache, dass es nicht Thanos’ Entscheidung gewesen war, jemanden anderen zu heiraten, endlich von ihren Heiratsplänen mit ihm absehen. Vielleicht war es auch eine Chance für sie.



Stephania drehte sich um