Ein Händedruck für Thronerben

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KAPITEL VIER

“Ihr sterbt?”, fragte Sophia und konnte es nicht glauben. Der Schock davon durchfuhr sie heiß und kalt, sie wollte etwas tun, irgendwas, anstatt es zu glauben. Selbst als Sienne sich gegen ihre Hand presste, brachte die Anwesenheit der Waldkatze nicht die Realität zurück.

„Ihr könnt nicht sterben“, sagte Kate. „Nicht so. Nicht nach alldem was wir durch gemacht haben. So sollte es nicht sein.“

Sophia konnte ihre Sorge hören und die Tränen, die sich in den Augen ihrer Schwester bildeten. Das war schon fast ein genauso großer Schock wie alles andere, weil Kate nie weinte. Sie wurde wütend, damit sie nicht weinen musste.

“Weint nicht meine Schätze”, sagte ihre Mutter und streckte ihre Arme aus. Sophia stand auf, um zu ihr zu gehen und sah, wie Kate dasselbe machte. „Das ist schon lange so.“

„Aber wir haben euch gerade erst gefunden“, sagte Sophia, als wenn das einen Unterschied machte. Sie wusste jetzt, dass die Welt nicht so funktionierte, aber sie sollte es. Sie sollte es wirklich.

„Ihr habt uns dennoch gefunden“, sagte ihr Vater von der Seite. „Wir haben die Chance wieder eine Familie zu sein, wenn auch nur kurze Zeit.“

Sophia sah ihn zusammenzucken, seine Hand ging zu seiner Brust. Erst als er das tat, verstand sie, wie kurz die Zeit sein konnte.

“Kann man nichts dagegen tun?”, fragte Lucas. Sophia konnte sehen, wie er versuchte, seine Gefühle zu verstecken. Das gefiel ihr nicht; sie wollte, dass ihr Bruder hier war, und nicht nur die Hülle von ihm.

„Es musst etwas geben“, stimmte Kate zu. „Wenn ich noch meine Kräfte hätte, könnte ich euch heilen. Wenn ich sie nicht verloren hätte …“

„Dann gehörest du immer noch zu einem der uralten Dinge unseres Landes“, sagte ihre Mutter. „Das ist nicht deine Schuld, Kate.“

„Nein, es ist die Schuld der Witwe“, keifte Kate. „Sie und ihre Anhänger. Sie ist tot, aber die Anhänger leben immer noch. Ich werde jeden Einzelnen von ihnen finden.“

„Kate“, sagte Sophia sanft. „Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um sauer zu werden.“

“Warum bist du nicht wütend?”, entgegnete Kate. „Was ist der Sinn, wenn man all diese Macht hat, und wir unsere Eltern nicht zurückbekommen? Warum müssen wir die ganze Zeit so viele Opfer bringen?“

Sophia konnte sehen, dass Kate nicht nur an ihre Eltern dachte, sondern an all die anderen Dinge, die in ihrem Leben passiert waren, all der Schmerz, all das Leid.

„Wir müssen, weil es manchmal das Schicksal von uns fordert“, erwiderte ihre Mutter. „Ich weiß, du hast Einblicke in das bekommen, was kommen wird Sophia und du auch Lucas. Ich habe es mein ganzes Leben gesehen. Eine Zeit mit großer Macht in der Welt liegt vor uns. Ich habe einen Krieg gesehen, und wie sich der Krieg entwickelt, wird das Schicksal der Welt bestimmen.“

„Wir haben die Witwe geschlagen“, sagte Sophia.

“Und jetzt steht die neue Armee an eurem Hafen”, sagte ihre Mutter. „Der Krähenmeister verfolgt sie und tötet dabei.“ Sie drehte sich zu Kate. „Es tut mir leid, mein Schatz, aber Will ist tot.“

Sophia fühlte die Welle an Trauer und Schmerz, die von ihrer Schwester kam wie eine Artilleriebombe. Sie ging zu Kate, um sie zu umarmen, aber ihre Schwester zog sich zurück, sie ließ sich von Sophia nicht anfassen.

„Nein, das kann nicht sein, das kann nicht stimmen“, sagte sie. „Will … er kann nicht …“

„Ich habe es gesehen“, sagte ihre Mutter. “Ich habe davon geträumt, wie Ashton fällt und ich habe den Moment gesehen, in dem er sein Leben gelassen hat, damit andere flüchten können. Er hat Sebastians Leben gerettet, und ihn mit Violet weitergeschickt. Er hat die Kanone in die Luft gejagt, die er zur Verteidigung hatte und der Krähenmeister hat gerade so überlebt.“

Sophia erwartete, dass ihre Schwester zusammenbrach. Nicht mal Kate konnte so lange so stark sein. Sie berührte vorsichtig ihre Gedanken, aber fand nur eine Mauer aus Wut, so kalt, dass es ihre Gedanken bei der Berührung verbrannte. Kate schien ewig dort zu stehen, ehe sie wieder sprach.

„Wie töte ich ihn?“

Diese Worte hatten die Art von Anspannung, die von der Wut dahinter kam.

„Das ist ein dunkler Weg, Kate“, sagte ihre Mutter.

„Es ist das, was von Anfang an hätte passieren sollen“, erwiderte Kate.

Sophia sah, wie ihre Eltern sich anschauten.

„Es gibt Dinge, auf die ihr drei euch vorbereiten müsst, auf den Kampf der kommen wird“, sagte ihr Vater.

„Das ist mir egal“, antwortete Kate. „Alles was ich will, ist sicherzugehen, dass dieses Ding, das für Wills Tod verantwortlich ist, stirbt!“

„Du brauchst deine Macht dafür“, sagte ihre Mutter. „Die Wege dorthin gibt es noch, aber sie sind kaputt.“

Sophia legte eine Hand auf die Schulter ihrer Schwester. Dieses Mal, ließ Kate es zu.

„Wir werden einen Weg finden, um ihn zu töten“, sagte sie. „Auch ohne deine Kräfte, du bist immer noch meine Schwester, du bist –“

„Wenn ich meine vollen Kräfte hätte, wäre Will nicht tot“, erwiderte Kate. Sophia sah, wie sie zu ihrer Mutter hinüberschaute. „Wie bekomme ich sie zurück?“

“Es gibt einen Ort”, sagte ihre Mutter. Sie beugte ihren Kopf. „Und es passt zum Rest, was ich gesehen habe. Wenn du das wirklich tun willst …“

Sophia wusste, es gab nicht mal eine Wahl.

„Wir wollen das“, sagte sie. „Wir werden Kate helfen, ihre Kräfte zurückzubekommen. Wir werden den Krähenmeister überwältigen.“

Sie sah, wie ihr Vater den Kopf schüttelte. „Das ist eine Sache, die ihr nicht zusammen machen könnt. Es gibt zu viel zu tun und zu wenig Zeit dafür. Die Welt hängt jetzt von den Aufgaben ab, die jeder von euch hat.“

„Welche Aufgaben?“, fragte Sophia.

Sie sah ihre Mutter eine Grimasse schneiden, ehe sie weitersprach, sie setzte sich hin und schloss ihre Augen. „Das Gift wird stärker. Ich hatte … vergessen, dass es so weh tut.“

“Wir müssen das tun”, sagte ihr Vater. Er stellte sich neben ihr und nahm ihre Hand. Sobald sie sich berührten, bekam Sophia eine Vision.

Sie sah Monthys, das alte Anwesen, das sich über das Land unter den Bergen ausbreitete. Sie sah es, wie sie es noch nie gesehen hatte, schimmernde Kraftschichten waren darum geschlungen, in Netzschichten, die so kompliziert wie mächtig waren. Sie schienen ein Netzwerk zu bilden, entworfen, um das zu beschützen was darin lag und um sich mit dem Land zu verbinden. Dennoch fehlten Stücke in dem Netzwerk. Dumpfe Punkte standen heraus und ohne diese Punkte war Monthys nichts weiter als eine Ruine. Symbole schwebten über fünf Stellen, und als Sophia sie ansah, verstand sie, was jedes davon bedeutete.

Stein, Eis, Feuer, Schatten, Tatkraft, die Stimme ihrer Mutter flüsterte ihr zu. Einige der Ältesten mit Magie glaubten, dass dies die Dinge waren, aus denen die Welt gemacht wurde, und haben jedem ein zu Hause in der Welt gegeben.

„Stonehome und Ishjemme?“, riet Sophia laut.

Und andere Orte, sagte die Stimme ihres Vaters und kam zu der von ihrer Mutter hinzu. Jede hält ein Herz, eine Quelle der Macht. Morgassa hat den Ort des Feuers gehalten, ehe seine Herrscher entschieden, dass das Herz zu wertvoll war, um in einer Wüste hinterlassen zu werden. Du wirst es zurückholen Sophia und es nutzen, um Dinge wieder aufzubauen.

Der Ill Ysbryd ist ein merkwürdiger Ort, schickte ihre Mutter. Die Dinge sind echt und nicht echt. Lucas muss das Herz zurückholen. Er wird es nur mit Hilfe schaffen, aber ihr müsst genug Vertrauen in ihn haben, um ihn alleine gehen zu lassen.

Der Ort Si ist noch gefährlicher, schickte ihr Vater. Ich mache mir Sorgen um deine Schwester. Sie wird finden, was sie haben will, aber was dann?

Die Vision zerbrach oder zumindest nahm Sophia an, dass sie das tat. Es war schwer zu sagen, weil die Magie immer noch im Raum herumzuwirbeln schien. Sie sah die Außenlinien der Welt unter sich aufleuchten, so wie die Scheibe die Lucas mitgebracht hatte. Sie glühten mit Macht und fünf Lichtpunkte schienen sich durch den Boden zu brennen und standen gegen den Rest des Raumes ab.

Sophia stand auf und starrte sie an. Sie konnte eins ausmachen dass hell in ihrem Königreich glühte. Ein weiterer stand in der Nähe, an der Stelle, wo sie wusste, dass Ishjemme lag. Ein Dritter befand sich in der Nähe der Mitte der Karte, es zentrierte ganz klar die Stelle, wo es stand. Zwei weitere standen heraus: Einer auf einer Insel, die von Korallenriffen umgeben war, ein anderer in einer Stadt auf einem Hügel inmitten einer weiten Ebene. Nichts schien es in einem Umkreis von hundert Meilen zu geben, außer einem Fluss der da durchfloss.

“Sie sind so weit weg”, sagte Sophia.

Lucas nickte. „Deswegen können wir nicht zusammengehen. Ich werde zu dem Ort mit der Tatkraft gehen und das Herz suchen. Ich werde nicht scheitern.“

„Und ich werde dort hingehen“, sagte Kate und kniete sich hin, um mit dem Finger auf Si zu stoßen. „Wenn es das hat, was es braucht, um den Krähenmeister zu töten, dann werde ich es schaffen und ich werde dieses Herzding ebenfalls zurückbringen.“

„Und ich muss König Akar von Morgassa überzeugen“, sagte Sophia. Es schien keine schwierige Aufgabe, zumindest, bis sie daran dachte, wie er versucht hatte, sie alle von diesem vergessenen Ort fernzuhalten. Auch die Karawane, die er geschickt hatte, um sie zu führen, hätte sie irgendwo anders hingeführt. So gesehen schien es vielleicht schwieriger, als Sophia gedacht hatte.

 

„Du schaffst das schon“, sagte Lucas. “Wir werden es schaffen.”

“Ich werde jeden töten, der versucht mich aufzuhalten”, sagte Kate mit harten Augen.

“Kate—“, begann Sophia, aber ihre Schwester schüttelte ihren Kopf.

“Nein. Ich brauche das. Ich muss wütend sein, weil wenn ich nicht mehr wütend bin, dann ist nichts mehr übrig. Ich werde das tun. Ich werde alles tun, was nötig ist. Außerdem hört es sich nicht so an, als wenn es irgendwas Nettes gibt, das in dem „Ort der Schatten“ lebt, oder?”

„Ich denke nicht“, sagte Sophia. Sie schaute ihre Eltern an und hoffte auf einen weiteren Rat oder vielleicht ein wenig Hilfe dabei, Kate zu überzeugen, dass es eine bessere Art gab, all das zu tun, auch ohne Gewalt.

Ihre Eltern saßen auf dem Sofa, das sie teilten, ganz still mit geschlossenen Augen, während die Magie um sie herum arbeitete. Sophia spürte, wie ihr Atem stockte und sie ging zu ihnen, und berührte die Schulter ihrer Mutter und schüttelte sie.

„Mutter, kannst du mich hören? Mutter, Vater“

Sie waren viel zu still. Sogar ihre Brust hob und senkte sich nicht mehr. Die Haut ihrer Mutter fühlte sich kalt bei der Berührung an, die Wärme wich davon zusammen mit der Magie. Wie viel hatten sie in den letzten Zauber gelegt? Genauer gesagt, wie viel von dem Gift konnte als Verbindung zu ihnen verwendet werden? Sie hatten ihnen gezeigt, wo sie hingehen sollten, aber dabei … dabei hatten sie sich selbst offen zu allem gelassen, was sie so lange ausgeschlossen hatten.

Ihre Eltern waren tot.

KAPITEL FÜNF

Die neue Armee stürmte nach vorne und Sebastian wusste, dass es keinen Weg gab, um sie mit Stonehomes Mauer zurückzuhalten. Sie hatten es nicht in Ashton geschafft oder in irgendeiner der anderen Städte des Königreichs, also warum würden sie es hier schaffen in einem Dorf mit nur ein paar Tausend Einwohnern?

„Weil wir müssen“, sagte Asha und zog ihr Schwert und eine Pistole. „Wir müssen dagegenhalten oder Violet wird niemals wachsen, um das zu werden, was wir in ihr gesehen haben.“

Sebastian ignorierte den Teil, wo sie anscheinend schon wieder seine Gedanken gelesen hatte. Es reichte, dass sie bereit war, zu helfen und dass sie da war, als die erste Welle der Soldaten hereinstürmte.

Musketen und Pistolen erklangen bei der ersten Ladung und wurden langsamer als Männer fielen, die durch den Hagel von Bleischrot und Pfeilen niedergesteckt wurden. Es war dennoch nicht ausreichend, es könnte nie genug sein, wenn es keine Zeit gab, in der man nachladen konnte. Ein paar der Krieger konnten zum zweiten Mal schießen, mit Ersatzwaffen oder nur, weil sie es einfach irgendwie geschafft hatten, nachzuladen aber die Feinde kamen weiter auf sie zu auch, wenn ihre Kameraden fielen, sie zielten auf die Mauer, welche das Dorf umgab.

Sebastian machte sein Schwert bereit und trat nach vorne, um sich dem Feind entgegenzustellen, der wegen seiner Tochter kam. Er stieß das Schwert in die Kehle des ersten Mannes, der näher kam, dann zielte er mit einem Rückhandschlag auf einen Zweiten.

Er schnitt Männer nieder und es kamen immer mehr, selbst als er versuchte an einen Weg zu denken, wie er die Menschen, die um ihn herum standen retten konnte. Er sah die Krieger von Stonehome Seite an Seite mit den Flüchtlingen stehen, die kämpfen konnten. Sie schlugen ohne irgendeine Art von Plan zu, sie hielten nur dagegen. Es gab keine Zeit für Feinsinn oder Strategie, nur die Notwendigkeit hier zu stehen und zu kämpfen.

Er fühlte eine Hand auf seinem Arm und drehte sich mit erhobenem Schwert um, nur um Emeline mitten im Kampf zu finden.

„Wir müssen zu Violet!“, schrie sie über das Krachen der Schwerter und das Knacken der Magie, die bei dem Kampf benutzt wurde, hinweg. Um Sebastian herum nutzten Stonehomes Krieger Macht, die sie ein Dutzend Mal mehr gefährlicher machte, als jeden einzelnen Soldaten: Einige von ihnen bewegten sich schneller als jede normale Person es geschafft hätte, einige warfen Dinge mit unglaublicher Stärke, während einer Flammen auf die Kleider seiner Gegner warf.

Selbst mit all den Möglichkeiten ihrer Magie, selbst wenn sie so schnell wie Gedanken koordinieren konnten und jeden Feind spüren konnten, der auf sie zukam, gab es dennoch so wenig das sie tun konnten im Angesicht der reinen Anzahl, die auf sie zukam.

Sebastian sah einen Krieger fallen, er wurde heruntergezogen, als die Menge der Menschen um ihn herum bedeutete, dass er nirgendwo mehr ausweichen konnte. Er versuchte dort hinzulaufen, um zu helfen, aber Emelines Hand berührte wieder seinen Arm.

„Du kannst hier nichts tun Sebastian“, sagte sie. „Die Verteidiger brauchen dich nicht, aber deine Tochter schon.“

Sebastian schluckte. Er hatte keine Wahl, nicht mit seiner Tochter in Gefahr. Er musste sie in Sicherheit bringen.

“Wo ist sie?”, fragte er.

„Cora ist mit ihr ins Haus gegangen“, sagte Emeline. „Beeil dich, ehe der ganze Ort hier überrannt wird.“

Sie liefen auf die kleine Hütte zu, rannten an der Gewalt vorbei. Sebastian sah ein paar Soldaten, die einen der Flüchtlinge angriffen, und schnitt ihn mit seinem Schwert nieder, aber er hörte nicht auf. Es gab jedoch keine Zeit mehr für irgendwas, außer zu laufen. Wenn sie nicht bald zu Violet kamen, würde es zu spät sein.

Er sah ein Quartett Soldaten, die sich um die offene Tür der Hütte versammelt hatten und eine Kampfansage brüllten, als sie nach vorne stürmten. Einer der Männer drehte sich zu ihm, als Sebastian seine Kehle mit seinem Schwert durchschnitt. Ein weiterer erstarrte mit seinem erhobenen Schwert und Sebastian stieß sein Schwert durch die Brust des Mannes, zog es heraus, als es dort feststeckte, und warf sich auf einen Dritten. Sebastian warf ihn zu Boden, zog einen Dolch aus seiner Scheide, um ihn aus nächster Nähe zu benutzten und stach zu, während er den Mann mit der anderen Hand am Handgelenk festhielt. Als der Soldat schlaff wurde, sah er auf und sah den Letzten von ihnen mit erhobenem Schwert über ihm ragen. Asha kam von der Seite und Schwerter schnitten in sein Fleisch, alles war schon fast zu schnell um es zu verfolgen.

“Du hattest recht”, sagte sie. „Wir müssen Prinzessin Violet hier rausbringen.“

Sebastian starrte sie an, während sie da stand. Er war sich nicht sicher, ob Asha wirklich diejenige war, die er sich für diesen Moment an seiner Seite ausgesucht hätte.

„Dann bist du ein Idiot“, sagte sie als Antwort auf seine Gedanken. „Ich habe genauso wie jeder andere hier gekämpft und ich werde sie mit meinem Leben beschützen. Ihr Überleben ist alles, was wichtig ist.“

Sebastian nahm an, dass es ihr ernst war und auf jeden Fall war jetzt nicht die Zeit für einen Streit. An den Mauern konnte er Vincente sehen, der versuchte eine Verteidigung aufzustellen, aber die Frauen und Männer dort verloren mit jedem Schritt den Boden.

Sie rannten in die Hütte und fanden einen weiteren toten Soldaten auf dem Boden, Cora stand mit einem Schwert in der Hand über ihn gebeugt und mit Violet im Arm, die sie in eine Schlaufe gewickelt hatte.

„Gut gemacht“, sagte Asha zu ihr und schien zum ersten Mal beeindruckt von ihr.

“Wir müssen hier raus”, sagte Cora und schien sich nicht um den toten Mann zu ihren Füßen zu kümmern. Violet war überraschend ruhig und kaute an einem Stück Stoff, das in Milch getaucht war.

„Wie denn?“, fragte Sebastian laut, während er aus dem Fenster der Hütte schaute, und versuchte eine Lücke in den Kämpfen zu finden, durch die sie laufen konnten. Wenn sie es zu den Pferden schafften, dann könnten sie es ins Moor schaffen, aber auf jeder Seite waren Soldaten und Sebastian konnte die Krähen sehen, die sich dort versammelten, zweifellos suchten sie nach einem Zeichen von Violet.

Noch schlimmer, Sebastian sah den Moment, als der Krähenmeister auf die Mauer trat. Stonehomes Krieger rannten auf ihn zu und er schnitt einfach durch sie hindurch, drehte und wandte sich, schickte seine Krähen in ihre Gesichter, schnitt mit seinem Duellschwert. Überall um ihn herum standen Männer und er schien immer zu wissen, in welche Richtung er sich drehen musste. Noch schlimmer, mit der Menge an Toten in der Luft war seine Stärke erschreckend. Ein Mann trat ihm in den Weg und wurde durch einen Schlag in zwei geschnitten. Ein weiterer wurde weggetreten, sein Brustkorb wurde zerschmettert.

Vincente war auf einmal da und der Krähenmeister duckte sich noch rechtzeitig, um die Soldaten hinter ihm den bellenden Ruf seiner Donnerbüchse spüren zu lassen. Vincentes langes Schlachtermesser war längst nicht so gewandt, wie der Degen des Krähenmeisters, aber er bewegte es beständig und hielt ihn auf Abstand. Asha sah aus, als wenn sie ihm helfen wollte, aber stattdessen sah Sebastian, wie ihre Augen bei dem Anblick des Steinkreises aufleuchteten.

„Wenn wir dorthin gelangen, kann ich uns rausbringen.“

„Asha“, sagte Emeline. „Das wird nicht funktionieren. Der Fluch den Endi gelegt hat –“

„Ich will nicht in dem Kreis stehen“, sagte sie. „Wir brauchen das Steinherz in seinem Kern. Helft mir einfach. Ich werde Vincente nicht umsonst sterben lassen.“

Sie rannte aus der Hütte und rannte auf den Kreis zu und stach Feinde nieder während sie rannte. Emeline rannte mit ihr und Sebastian fluchte leise.

“Komm”, sagte er zu Cora. „Wenn Asha einen Weg hinaus kennt, dann müssen wir den gehen.“

Sie rannten hinter Asha und Emeline her zum Kreis. Sobald sie flohen, begannen die Krähen über ihnen zu krächzen und Sebastian sah sich um und sah die Augen des Krähenmeisters auf sie ruhen. Der Mangel an Aufmerksamkeit kostete den General der Neuen Armee einen Schnitt von Vincentes Klinge, aber diese schloss sich fast sofort wieder, dank der Macht die durch ihn lief. Beide kämpften weiter, aber wie lange würde ihr Duell noch andauern, wenn Soldaten sich von allen Seiten näherten?

Die Antwort kam in nur wenigen Sekunden. Der Krähenmeister ließ eine Lücke und Vincente schlug wieder zu, aber sein schweres Schwert stach in das Fleisch eines anderen Mannes und der Krähenmeister lächelte grausam, ehe er wieder und wieder zu schlug, mit seinem Schwert und einem langen Dolch.

„Lauft in den Kreis“, schrie Sebastian Cora zu und Gott sei Dank gehorchte sie ihm, während er sich drehte und sein eigenes Schwert richtete und auf den Krähenmeister wartete. Der andere Mann sprang nach vorne, der Mantel flackerte im Wind wie Flügel, seine Schwerter waren wie Scherenhände ausgestreckt. Sebastian wusste, er konnte nicht länger als Sekunden gegen so etwas überleben, aber selbst Sekunden würden irgendwie ausreichen, um sein Kind entkommen zu lassen.

Der Krähenmeister kam näher und Sebastian hob sein Schwert … und dann erhob sich der Nebel.

Er fiel in einer dicken Welle über das Dorf, die Sebastian nur zu gut kannte. Darin konnte man nicht sagen, was in welcher Richtung lag. Er machte einen Schritt zur Seite, wich dem Schlag des Krähenmeisters aus und dann waren sie beide verloren, verschwunden im Nebel.

Sebastian lief blind durch den Nebel nicht sicher, ob er nach dem Feind suchte oder nach seinem Kind oder nach etwas anderem. Er dachte, er sah zwei Schatten im Nebel, aber niemand kam zu ihm. Niemand fand seinen Weg zu ihm.

Eine Hand legte sich auf seinen Arm und Sebastian schnellte herum, bereit zu töten.

„Ich bin es“, sagte Emeline. „Ich bin es, Sebastian. Hier lang!“

Sie ging durch den Nebel voran, zu einer Stelle, wo Cora und Asha bereits auf zwei Pferden saßen. Cora hielt Violet, während Asha etwas in ihrer Faust hielt; etwas das glühte. Sie öffnete kurz ihre Hand und gab einen perfekt kugelförmigen Stein frei, der mit Sigille über Sigille geschnitzt war, jedes flackerte über die Oberfläche.

„Das kann sie nicht machen“, sagte Emeline. Bewunderung und Angst wetteiferten um die Kontrolle in ihre Stimme.

„Sie kann nicht die ganze Nebelbarriere an Ort und Stelle halten, wenn der Krähenmeister daran zieht, nicht ohne den ganzen Kreis.“

 

“Schaut mir zu …”, schaffte Asha es zwischen zusammengebissenen Zähnen zu sagen. „Steine sind nur zum Fassen und fokussieren, da… das ist … einfach!“

Es sah nicht einfach für Sebastian aus. Wenn überhaupt sah es aus, als wenn die Bemühungen davon langsam durch sie brannten und sie von innen auffraßen.

„Ich werde mit Cora reiten und uns dagegen schützen, dass wir mit unseren Gedanken gefunden werden“, sagte Emeline. „Sebastian nickte und saß auf. Draußen im Nebel konnte er noch die Schreie und die Geräusche der Gewalt hören, aber sie schienen jetzt irgendwie weiter weg, verteilt und nicht real.

„Ich werde uns einen Weg da durch bahnen“, sagte Emeline von vorne. “Reitet genau da, wo ich sage, und haltet nicht an!”

Sebastian brauchte die Warnung nicht. Im Nebel hatte er keine Hoffnung den Weg zu finden, ohne in die Feinde zu laufen, während Emeline vielleicht in der Lage war einen Weg zwischen den Soldaten und der Mauer zu finden, die sie vor den Krallen des Krähenmeisters schützen.

Zusammen bewegten sie sich schnell und ruhig, als wenn ihre Pferde sie führen würden, ritten sie hinaus in den Nebel.