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Nick aus der Flasche - Snippet

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»Ist sonst noch was drin?«, fragte er und kniete sich neben sie.

»Ja.« Sie zog einige Dokumente hervor. »Ein Schülerausweis von meiner Schule und ein Pass!«

»Was steht drin?« Ihm klopfte das Herz bis zum Hals. Mit zitternden Fingern nahm er den dunkelblauen Ausweis entgegen und klappte ihn auf.

Julie schaute ihm über die Schulter. »Nicolas Tate, geboren in New York. Stimmt das?«

»Ich glaube schon.« Schwach erinnerte er sich an New York. Dort hatte er gelebt.

»Du bist fast ein Jahr älter als ich. Bald wirst du achtzehn!«

Nick starrte auf das Datum. Er fühlte instinktiv, dass das Geburtsjahr nicht stimmen konnte, doch der Tag … »Sechzehnter Juni.«

Während er nur in den Pass starren konnte, redete sie unaufhaltsam weiter.

»Du besitzt sogar eine Sozialversicherungskarte! Mann, hoffentlich bekommen sie uns nicht wegen Urkundenfälschung dran.«

»Die Dokumente sehen verdammt echt aus«, murmelte Nick. Er konnte noch gar nicht begreifen, was sich eben abspielte.

»Einen Führerschein hast du auch!« Sie sprang auf. »Fehlt nur noch das Auto. Vielleicht steht es vor der Tür?« Sie rannte zum Fenster, während Nick auf dem Boden hocken blieb, zu überrascht, um irgendetwas zu tun.

Julie hatte einen Wunsch für ihn geopfert. Träumte er auch nicht? Was, wenn er in Wahrheit immer noch bei Solomon war?

»Ich sehe kein Auto. Schade«, sagte sie und kehrte zu ihm zurück. »Das wäre wirklich cool gewesen. Wir hätten zusammen fahren können. Oder vielleicht hättest du mich ja mal fahren lassen. Ich hab auch einen Führerschein, aber Dad sagt, wenn ich ein Auto möchte, muss ich mir das erst verdienen. Mit kleinen Diensten, für ältere Leute einkaufen oder Zeitungen austragen. Er ist so verdammt streng!«

Vorsichtig packte er alles in den Rucksack und schloss den Reißverschluss, wobei er nur mit halbem Ohr zuhörte, wie sie sich über ihren Vater beschwerte. »Heißt das, ich darf morgen mit dir zur Schule gehen?«

»Am Montag. Morgen ist Samstag. Mann, wie werden die anderen reagieren, wenn du einfach in die Schule spazierst?«

»Es wird alles klappen.« Langsam stand Nick auf. Tränen trübten seine Sicht. »Julie …« Voller Dankbarkeit schloss er sie in die Arme, genoss ihre Wärme, ihren lieblichen Duft. Sie fühlte sich so echt an, und er hätte vor Glück platzen können. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.« Lachend wirbelte er sie herum und setzte sie erst ab, als sie sagte: »Mir wird schwindlig.«

»Ich werde mich irgendwie dafür revanchieren. Versprochen.« Bestimmt schaute er, berauscht von so viel Glück, dämlich drein, aber das war ihm im Moment egal. »Jetzt hast du einen Wunsch verwirkt und nicht mal für dich.« Er freute sich, dass sie so selbstlos war. Was für ein Glück er mit ihr hatte!

Rein instinktiv zog er sie erneut in die Arme. »Danke!« Er versenkte die Nase in ihrem weichen Haar und fuhr mit den Fingern darunter. Diese Nähe tat gut. Zu lange hatte er darauf verzichten müssen. Wenn er Julie spürte, fühlte er sich lebendig. Nicht als Geist.

Erst als ihre Hände über seinen nackten Rücken wanderten, wurde er sich bewusst, dass er kein Hemd trug. Diese Nähe gehörte sich nicht zwischen Herrin und Dschinn!

Hastig wich er zurück.

Grinsend rieb sich Julie über die Schläfe, die genauso gerötet war wie ihr restliches Gesicht. »Dein Bart kratzt.«

»Tut mir leid.« Er sollte das Gestrüpp loswerden. Es juckte ihn ohnehin nur. Je länger er aus der Flasche war, desto mehr erinnerte er sich, desto lebendiger fühlte er sich.

»Und du könntest eine Dusche vertragen.« Julies Gesichtsfarbe wechselte von Rosa zu Dunkelrot. Räuspernd wandte sie sich von ihm ab und deutete auf die Wand, an der ihr Bett stand. »Dort ist das Zimmer meines Bruders. Ich werde mal sehen, ob ich was für dich zum Anziehen finde.«

Möglichst unauffällig schnupperte Nick an einer Achsel. Er roch wirklich alles andere als angenehm. »Eine Dusche und frische Kleidung wären fantastisch.« Solomon hatte ihm das nur selten erlaubt.

»Wieso hast du einen Wunsch für mich geopfert?«, fragte er.

»Ich hab nicht geglaubt, dass das tatsächlich klappt!«, erwiderte sie hastig und wurde erneut rot. Sie mochte ihn, ganz gewiss! Und falls nicht, brauchte er keine Angst vor ihr zu haben und grausame Konsequenzen fürchten, falls er sich weigerte, ihr einen Wunsch zu erfüllen, der ihm nicht gefiel. Julie war ein gewöhnlicher Mensch und konnte nicht zaubern. Sie würde ihn nicht zwingen können, gewisse Dinge zu erledigen, wie Solomon, der zu gerne seine magische Peitsche auf Nicks Rücken hatte tanzen lassen oder ihn auf andere Art gedemütigt hatte.

Julie deutete auf die zweite Tür in ihrem Zimmer. »Dort ist das Badezimmer. Am besten, du gehst gleich duschen, solange mein Bruder noch nicht da ist und keiner deine Anwesenheit mitbekommt.«

Bevor sie den Raum verließ, drehte sie sich noch einmal um und fragte: »Wie lange kann ich meine Wünsche aufheben?«

»So lange du willst.«

»Und was ist, wenn die Wünsche aufgebraucht sind?«

»D-das weiß ich nicht.« Was, wenn er dann gehen musste? Sich auflöste?

Hoffentlich hob sie sich ihre Wünsche lange auf. Immerhin würde er von nun an auf Ewig ihr gehören, außer, sie schenkte ihn weiter. Doch das würde Nick nicht zulassen. Mit seinem Charme konnte er bei Julie bestimmt weit kommen, wenn er wollte, und er würde alles geben, damit er für immer bei ihr blieb.

* * *

Julie zog die Zimmertür ihres Bruders hinter sich zu und lehnte sich dagegen. Ihr kam es noch immer unwirklich vor, einen Flaschengeist zu besitzen und einen so attraktiven dazu. Und ihr Wunsch hatte tatsächlich funktioniert, unglaublich! In Zukunft musste sie sich gut überlegen, was sie für sich wollte, und durfte keinen Wunsch mehr verschwenden. Wobei sie es nicht als Verschwendung sah, Nick einen Traum erfüllt zu haben. Außerdem hatte sie ja noch zwei Wünsche frei. Doch zuerst brauchte ihr Dschinn neue Klamotten.

Julie blickte sich in Connors Zimmer um. Sie betrat es nicht oft, und ihr Bruder würde sie wohl köpfen, wenn er sie hier vorfand, denn sein Zimmer war sein Heiligtum, genau wie alles, was sich darin befand. Es war genauso geräumig wie ihres, nur dass es nicht so vollgestopft aussah. Connor war penibel, der Raum wirkte beinahe spießig. Der Schreibtisch und das TV-Rack waren penibel aufgeräumt, sämtliche Kleinteile in irgendwelchen Schubladen oder Schränken verstaut. Das breite Bett zierte eine rotkarierte Tagesdecke, die den einzigen Farbklecks in dem Zimmer bildete, da ansonsten alles aus Beigetönen zu bestehen schien: der helle Parkettboden, die Möbel … sogar die Wände waren in einem zarten Braun gestrichen. Hier wurde deutlich, dass definitiv nicht dasselbe Blut in ihnen floss.

Während Julie auf den Kleiderschrank zusteuerte, lief ihr Gehirn auf Hochtouren. Was sollte sie sich wünschen? Sie musste sorgsam darüber nachdenken, denn einmal verwirkt, gab es kein Zurück. Und wie würden diese Wünsche ihr Leben und das von anderen beeinflussen? Himmel, sie könnte eine Kettenreaktion in Gang setzen, eine, die sich negativ auf alles auswirken könnte. Und was war, wenn sie alle Wünsche verbraucht hatte? Würde Nick dann verschwinden? Wollte sie überhaupt, dass er verschwand?

Wünschen war eine weitaus verzwicktere Angelegenheit als gedacht. In Filmen sah das immer so einfach aus! Die meisten wollten Reichtum, ein ewiges Leben, Macht … Aber was wollte sie?

Ein Auto wäre für den Anfang toll, nur wie sollte sie ihren Eltern erklären, woher sie das Geld hatte? Sie müsste lügen, ihnen etwas verheimlichen, was sie ohnehin schon tun musste, wenn Nick tatsächlich bei ihr blieb, und das verursachte ihr Magenschmerzen. Ein Flaschengeist in ihrem Zimmer, noch dazu einer, der verdammt gut aussah … Ach, war das Leben auf einmal kompliziert und aufregend!

Eins nach dem anderen, schalt sie sich. Zuerst musste ihr Dschinn neu eingekleidet werden, doch Connor würde ausflippen, wenn etwas fehlte! Daher wählte sie die Kleidungsstücke sorgfältig aus. Am besten, sie nahm nur Sachen, die sich weit hinten und ganz unten im Schrank befanden, die würde ihr Bruder vielleicht nicht vermissen.

Hastig entschied sie sich für ein weißes T-Shirt mit buntem Logo-Aufdruck einer bekannten Sportmarke. Von diesen Hemden besaß Connor mehrere, also schienen sie weit verbreitet zu sein. Dazu schnappte sie sich schwarze Socken und einen dunkelblauen Slip, was bei der Anzahl ebenfalls kein Problem war, aber bei der Hose wurde es brisant. Zuerst stellte sich Julie die Frage: kurz oder lang? Bei den Temperaturen wären Shorts wohl angebrachter, doch davon hatte Connor nicht so viele hier, die meisten hatte er fürs College eingepackt. Daher blieben bloß drei Jeans.

Während sie überlegte, lauschte sie dem Prasseln der Dusche. Connors und ihr Raum verband ein Badezimmer, das sie gemeinsam nutzten, daher war Julie froh, dass ihr Bruder nur noch an den Wochenenden heimkam. Er brauchte darin nämlich länger als jede Frau. Früher hatten sie sich deshalb oft in die Haare bekommen, wenn es morgens eng wurde.

Und jetzt stand Nick darin. Nackt.

Spontan entschied sie sich für die mittlere Hose und hoffte inständig, dass Connor sie nicht vermisste, und wollte eben an der Badezimmertür klopfen, als sie Mom rufen hörte.

»Julie, dein Bruder ist da!«

Shit!

Hastig warf sie die Kleidung in Cons Raum vor die geschlossene Badezimmertür und eilte auf den Flur. Gerade rechtzeitig, denn Mom kam die Treppen nach oben. Sie brauchte nicht zu sehen, dass sie in Connors Zimmer gewesen war.

»Kommst du dann zum Essen?«, fragte Mom und legte den Kopf schief. »Ist die Dusche an?«

 

»Die Dusche?« Julies Stimme überschlug sich und das Herz klopfte ihr bis in den Hals. »Nö.«

Mom drückte sich an ihr vorbei. »Aber ich höre Wasser rauschen.«

Verdammt, verdammt, verdammt!

Sie eilte ihrer Mutter hinterher, die den Weg durch ihr Zimmer nahm, und überlegte fieberhaft, wie sie ihr erklären sollte, dass ein junger Mann unter der Dusche stand.

Mom, es ist nicht so, wie es aussieht. Da steht zwar ein nackter Junge unter der Dusche, doch das ist bloß mein Flaschengeist. Alles im grünen Bereich.

Bevor ihre Mom die Badezimmertür erreichte, stellte sich Julie davor. »Geh nur runter, ich mach die Dusche aus.«

»Aber warum ist sie an?«

»Ich …« Mist, Mom ließ sich einfach nicht abschütteln! Sie schob Julie kurzerhand auf die Seite und betrat den kleinen Raum, in dem warmer Dampf bis unter die Decke waberte. Julie folgte ihr auf den Fersen, ließ hastig Nicks schmutzige Jeans, die über dem Waschbecken hingen, hinter ihrem Rücken verschwinden und stellte sich vor den hellblauen Duschvorhang. »D-da war eine Spinne, die wollte ich wegspülen!«, rief sie.

Oh nein, gleich würde Mom Nick sehen! Sie hatte die Hand bereits am Vorhang.

»Jetzt lass mich mal vorbei!«

Stöhnend drehte sich Julie um. Fuck, was mach ich denn jetzt?

Sie wartete auf einen Schrei – oder mehrere –, doch die blieben aus. Stattdessen wurde das Wasser abgedreht und Mom sagte sarkastisch: »Da ist keine Spinne. Du hast sie erfolgreich eliminiert. Gratuliere.«

»Was?« Julie wirbelte herum und starrte in die leere Duschkabine. Wo war Nick?

Theatralisch seufzend rollte Mom mit den Augen. »Keine Spinne.« Murmelnd verließ sie das Badezimmer, aber Julie hörte genau, was sie von sich gab: »Pubertät gehört verboten … macht die Birne weich.«

Nicht die Birne, sondern die Knie! Ihre Beine zitterten. Hastig schloss sie die Tür und schaute sich um.

»Nick?«, wisperte sie. »Wo bist du?«

»Ich bin hier«, vernahm sie ein piepsendes Stimmchen, das so gar nicht nach ihrem Flaschengeist klang. Schwach, leise und mindestens zwei Oktaven höher.

Sie drehte sich im Kreis. Es gab nichts, wo er sich verstecken konnte, nur die Dusche, ein Waschbecken, die Toilette, einen Hocker und einen schmalen Hochschrank, der voller Regale war. »Wo denn?«

»Hinter dem Shampoo.«

Als ein kleiner Kopf hinter der XXL-Flasche im Duschregal hervorschaute, musste Julie mehrmals blinzeln. Nick war nicht größer als eine Barbiepuppe! Eher kleiner.

»Wie hast du das gemacht? Ich dachte, du kannst nicht zaubern?«

»Keine Ahnung. Solomon hat behauptet, ich könne nur die obligatorischen Wünsche erfüllen, nicht zaubern. Aber als deine Mutter plötzlich kam, hab ich einfach nur gewollt, dass du keinen Ärger bekommst. Ich hab versucht, mich in der Shampooflasche zu verstecken, auch wenn ich nicht wusste, ob ich in anderen Flaschen verschwinden kann, doch die war verschlossen, also habe ich gehofft, ich könne mich dahinter verstecken und es klappte!«

»Wow!« Atemlos starrte sie auf den kleinen nassen Haarschopf. »Hast du denn nie probiert, ob weitere Fähigkeiten in dir schlummern?«

»Solomon hat mich gewarnt, das zu tun. Er hätte mich gewiss bestraft.«

Nick musste wirklich große Angst vor dem alten Hexer gehabt haben. Was hatte der ihm alles angetan? Zum Glück war der Mistkerl tot.

Nick räusperte sich. »Und … Julie?«

»Hm?«

»Hast du vielleicht ein Handtuch für mich?«

»Ähm, klar!« Schnell holte sie ein frisches aus dem Hochschrank, und als sie sich wieder umdrehte, stand Nick in voller Lebensgröße in der Dusche, ihr den Rücken zugekehrt.

Himmel, was hatte der Kerl für einen knackigen Po! Überhaupt hatte ihr Flaschengeist einen Körper wie ein Supermodel. Na ja, besser so, als alt und verschrumpelt, dachte Julie, woraufhin ihr noch heißer wurde.

»Hier, bitte«, krächzte sie, als er die Hand über seine Schulter hielt und sie ihm das Handtuch reichte. Sofort wandte sie sich um, holte die Kleidung hinter Connors Tür hervor und legte sie auf den Hocker.

Als sie erneut zu ihm blickte, hatte er sich das Handtuch um die schmalen Hüften gewickelt. Ein Wassertropfen lief aus seinem feuchten Haar über den Hals bis über den flachen Bauch und versickerte im Frottee.

Rasch schaute Julie wieder nach oben, denn Nick war es sichtlich unangenehm, dass sie ihn musterte. Seine Wangen waren mindestens genauso rot wie ihre.

Ohne Bartstoppeln sah er jünger aus, doch nicht weniger attraktiv.

Julie warf einen Blick in die Duschablage, wo neben der Shampooflasche und dem Duschgel noch andere Utensilien lagen. »Sag mal, hast du meinen Rasierer benutzt?«

Leicht kniff er die Lider zusammen. »Wozu brauchst du einen Rasierer?«

»Ähm … vergiss es.« Ihr Kopf glühte. Nein, ihr ganzer Körper glühte! Alles brauchte ihr Flaschengeist auch nicht von ihr wissen.

Sie deutete auf die frische Kleidung. »Das kannst du anziehen. Ist von meinem Bruder.« Seine alten Jeans würde sie später entsorgen, die waren ohnehin nicht mehr zu retten.

Schnurstracks ging sie aus dem Badezimmer und wartete ungeduldig, bis Nick herauskam. Sie musste nach unten, alle würden schon auf sie warten, doch zuvor musste sie mit Nick noch einiges besprechen.

»Du kannst nicht hierbleiben!«, sagte sie daher prompt, als er ihr Zimmer betrat.

Die frottierten Haare standen ihm in alle Richtungen, was ihn so unschuldig und süß aussehen ließ, dass es ihr sämtlichen Wind aus den Segeln nahm. Außerdem sah er in den Klamotten ihres Bruders zum Anbeißen aus. Die Jeans saßen ihm tief auf den Hüften und durch das Shirt zeichneten sich seine Brustmuskeln ab.

Plötzlich musste sie erneut an die »Bezaubernde Jeannie« denken. Der weibliche Flaschengeist hatte das Leben ihres Meisters ordentlich durcheinandergewirbelt. Würde ihres jetzt genauso chaotisch werden? Nick konnte unmöglich bis zum Rest ihres Lebens bei ihr bleiben! »Das war gerade verdammt knapp«, setzte sie daher weniger forsch hinzu.

»Aber ich muss bei dir bleiben, du bist meine neue Herrin!«

Außer, sie schenke ihn weiter, doch das würde sie um nichts auf der Welt tun, immerhin hatte sie noch zwei Wünsche frei. »Dann musst du zurück in die Flasche.«

Langsam schüttelte er den Kopf. »Wenn ich mich wieder so klein mache, störe ich doch niemanden. Keiner wird mich sehen.«

»Meine Mom hätte dich beinahe gesehen!«

»Hat sie aber nicht.«

Okay, er hatte recht. »Schaffst du es denn noch mal, dich so klein zu machen?«

Eine Weile starrte er sie einfach nur an und sie zweifelte schon daran, als er die Lider zusammenkniff und zu schrumpfen begann. Julie konnte ihren Augen kaum trauen. Beinahe befürchtete sie, er würde in einem Kleiderhaufen verschwinden, doch die Anziehsachen schrumpften mit ihm, bis er kaum zwanzig Zentimeter groß war.

Grinsend schaute er zu ihr auf, winkte und sagte mit Piepsstimme: »Siehst du!«

»Krass …« Mehr fiel ihr dazu nicht ein.

Schnell begann Nick zu wachsen und hatte wenige Sekunden später wieder seine volle Größe erreicht. Da hörte Julie ein Knurren.

»Was war das?« Alarmiert schaute sie auf Nick. »Bringt die Verkleinerung Nebenwirkungen mit sich?«

»Ich glaube nicht«, antwortete er und hielt sich den Bauch. »Das war nur mein Magen. Es duftet so lecker und ich hab schon ewig nichts mehr gegessen.«

»Ich dachte, du bist ein Geist und die müssen nicht essen.«

»Außerhalb der Flasche bin ich fast ein normaler Mensch, muss essen und altere auch, aber sehr viel langsamer als normal.«

»Sicher?«

»Ähm …« Er kratzte sich am Kopf und murmelte: »Dieses Wissen war plötzlich da.«

Sie konnte ihn nicht verhungern lassen, doch … »Meine Mom wird sicher stutzig, wenn ich mit einem Teller voller Essen in mein Zimmer marschiere. Sie sieht das nicht gern. Gegessen wird bei uns nur in der Küche.«

»Wenn ich mich klein mache, brauche ich nur winzige Portionen Nahrung.«

»Woher weißt du das?«

Nick biss sich auf die Unterlippe. »Davon gehe ich fest aus. Ich weiß es instinktiv.«

»Aha, das ist so ’ne Flaschengeistsache.«

»Vermutlich.«

Mit Nick würde es sehr aufregend werden, keine Frage. »Wer weiß, was du noch kannst, außer dich kleinmachen und deine obligatorischen Wünsche erfüllen.«

»Ich bin gespannt. Danke, dass ich bei dir bleiben darf.«

»Ja, ja, du Schleimer.« Julie grinste. »Okay, dann schmuggele ich gleich was für dich hoch, aber ich muss jetzt wirklich runter.« Das würde ihr gerade noch fehlen, wenn jemand in ihr Zimmer platzte. Doch eine Frage hatte sie noch. »Gibt es eigentlich mehrere wie dich? Als Mrs. Warren mir deine Flasche geschenkt hat, waren da noch viele andere im Karton. Sind dort auch Geister drin?«

Nick kratzte sich am Kopf. »Ich glaube schon.« Er wirkte für einen Moment nachdenklich, bevor er einen Fluch ausstieß. »Verdammt, ich kann mich erinnern. Solomon hat die Flaschengeister verkauft und ich musste ihm dabei helfen!«

Oh Gott, noch mehr wie Nick? »Dann müssen wir sie retten!«

»Julie, kommst du endlich!«, hörte sie ihre Mom durch die geschlossene Zimmertür schimpfen. Sie musste im Treppenhaus stehen!

Julie eilte zur Tür, öffnete sie einen Spalt und rief: »Ich komme!« Zu Nick gewandt sagte sie leise: »Ich rufe sofort Mrs. Warren an.«