Temperamentvoll essen

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Temperamentvoll essen
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Michaela Hauptmann
Temperamentvoll essen
Ernährung nach der Traditionellen
Europäischen Medizin


ENNSTHALER VERLAG STEYR

www.ennsthaler.at

ISBN 978-3-7095-0121-4

Michaela Hauptmann • Temperamentvoll essen

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © 2020 by Ennsthaler Verlag, Steyr

Ennsthaler Gesellschaft m.b.H. & Co KG, 4400 Steyr, Austria

Umschlaggestaltung: Thomas Traxl & Ennsthaler Verlag, Steyr

Umschlagbilder: © Amir Abou-Roumie

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt

Inhalt

Temperamentvoll essen, die Lebensgeister wecken

Erklärungen und Hinweise

Einstimmung: Was dich erwartet

Was ist die TEM? Wo kommt sie her?

TEM steht für Traditionelle Europäische Medizin

TEM – ein wenig Geschichte

TEM im Jetzt

TEM im Dienst der Gesunderhaltung

Feuer & Eis … Alles ist in allem enthalten

Vier Primärqualitäten: Warm, kalt, feucht, trocken

Vier Elemente: Luft, Feuer, Erde, Wasser

Sonne, Mond und die Planeten

Organisierende Kraft … Spiritus | Seele

Energie der Lunge: Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Immerfort

Lebenskraft, dreigeteilt und doch vereint

Vier Temperamente … oder doch mehr?

Vier Säfte, mehr als Stoffliches

Anamnese: Optische und körperliche Merkmale

Lebensumfeld: Entwicklung und Beeinflussung

Verdauung … Du bist, was du verdaut hast

Verdauungskraft: Fremdes überwinden

Assimilationsstoffwechsel: Die Umwandlung der Nahrung

Qualität vor Quantität – und ein hübsch gedeckter Tisch

Vier-Temperamente-Küche … Geschmackvoll & gut verdaulich

Geschmäcker, achtmal anders

Zubereitungsarten: Gegrillt, roh und irgendwas dazwischen

Temperieren – mehr als würzen

Balance: Jedem Temperament, was es benötigt

Rhythmus … Ernährung im Kreis des Tages, Jahres und Lebens

Bewegung & Rhythmik, das Grundprinzip allen Lebens

Ernährung im Tagesablauf: Aufbauen, nähren, ausklingen

Ernährung im Jahreskreislauf: Frühling, Sommer, Herbst & Winter

Essenspausen – der Verdauung ausreichend Ruhe gönnen

Ernährung im Lebenskreislauf: Die Lebensphasen

Es ist alles anders … wenn Entgleisungen passieren

Sanguinitas, die Bluthaftigkeit

Choleritas, die Gelbgalligkeit

Melancholia, die Schwarzgalligkeit

Phlegmatismus, die Schleimigkeit

Lebensmittel … TEMperamentvolle Nahrung

Die Lebensmittel und die Elemente

Luft – als Nahrung

Obst & Gemüse: Früchte des Feldes und des Gartens

Fette und Nüsse, nährstoffreich und essenziell

Getreide, echt und pseudo

Tierische Produkte, wertschätzend und wertvoll

Kräuter & Würzmittel: Frisch & fröhlich temperieren

Getränke, durststillend und befeuchtend

Fragen … und TEMperamentvolle Antworten

Das war’s noch nicht … bleiben wir in Kontakt

Danke … es kommt von Herzen

Glossar (Abkürzungen, Fremdwörter, Begrifflichkeiten, Erläuterungen)

Regionale Küchenbegriffe

Rezeptindex

Bildnachweis

Literaturverzeichnis

Über die Autorin

Temperamentvoll essen, die Lebensgeister wecken

Du möchtest mit mehr Schwung und Elan durchs Leben gehen? Möglichst gesund und fit sein und bleiben? Aktiv und wach sein? Spaß am Leben haben? Wunderbar!

Aktiviere und wecke deine Lebensgeister mit einer für dich und durch dich individuell abgestimmten Lebensweise. Dein erster Schritt beginnt mit einer Ernährung, die für dich maßgeschneidert ist und deine aktuelle Lebensphase berücksichtigt. Richtig wohlfühlen mit der Traditionellen Europäischen Medizin, das heißt mit den vier Elementen Luft, Feuer, Wasser, Erde und der Vier-Temperamente-Küche. Ja, das geht!

Egal ob du eher sanguinisch, cholerisch, melancholisch oder phlegmatisch durchs Leben gehst – mit der Traditionellen Europäischen Medizin, kurz TEM genannt, findet jeder einen Weg. Seinen Weg. Dieses Buch unterstützt dich dabei. Für deinen Alltag findest du Anregungen und Rezepte quer durch alle Kapitel. Viele Lebensmittel sind gesondert beschrieben. Auch Hintergrundinformationen zur TEM will ich dir nicht vorenthalten. Fremdwörter kommen dann und wann mal vor – Latein ist die am meisten überlieferte Sprache zur TEM. Vieles wurde in Klöstern niedergeschrieben und dort wiederentdeckt. Doch keine Sorge, ein Lexikon wirst du nicht benötigen, denn am Ende des Buches findest du eine Kurzübersicht der Fachbegriffe.

Temperamentvoll essen

beschreibt den Weg deiner persönlichen Ernährung und deines Lebensstils – ganz gleich ob dieser eher lebensfroh, impulsiv, bedächtig oder beständig ist, die TEM unterstützt dich dabei.

Du wirst dich mal mehr und mal weniger angesprochen fühlen: So ist das mit den Temperamenten – sie sind so wunderbar verschieden. Mal überschwänglich lebensfroh, dann wieder besonders impulsiv, auch angenehm bedächtig und oft sehr beständig. Nimm aus diesem Buch einfach das, was am besten zu dir passt. Doch sei mutig und probiere das eine oder andere Neue und Ungewohnte aus. Wenn es dich anspricht und dir guttut, wird es auch deinem Temperament entsprechen. Sei dabei allerdings ehrlich zu dir selbst! Ein Augenzwinkern ist hin und wieder ratsam. Manchmal hilft es dir, deine Komfortzone einen oder zwei Schritte zu verlassen. Denn, wie heißt es so schön: Das Gute liegt manchmal so nah. Greif einfach zu!

 

Erklärungen und Hinweise

• Die Informationen in diesem Buch wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert, zusammengetragen und reflektiert niedergeschrieben. Vieles beruht auf naturwissenschaftlichem Hintergrund und manches entspringt altem Heilwissen. Ziel ist die Gesundheitsvorsorge – das Gesundbleiben. Wenn du krank bist, kann die TEM wunderbar unterstützen und helfen, ziehe aber bitte immer einen Arzt deines Vertrauens zurate.

• Die in diesem Buch angeführten Vorstellungen und Vorschläge sind nicht als Ersatz für eine professionelle medizinische oder therapeutische Behandlung gedacht. Die Anwendung der angeführten Ratschläge geschieht nach alleinigem Gutdünken des Lesers – deinem Wunsch. Autor, Verlag, Berater, Vertreiber, Händler und alle anderen Personen, die mit diesem Buch in Zusammenhang stehen, können weder Haftung noch Verantwortung für eventuelle Folgen übernehmen, die direkt oder indirekt aus den in diesem Buch gegebenen Informationen resultieren oder resultieren sollten.

• Ich spreche dich direkt an. Das DU habe ich mir einfach so herausgenommen, denn mit diesem Buch will ich dich so persönlich wie möglich erreichen und dir die Sichtweise der TEM näherbringen. Das Du macht es einfacher.

• Auf das Binnen-I habe ich bewusst verzichtet. In der TEM sind die weiblichen und männlichen Prinzipien sowieso tief verankert. Und alles ist in allem enthalten. Wenn du also zum Beispiel vom Choleriker liest, fühle dich als Cholerikerin bitte auch angesprochen – sofern du es so für dich empfindest.

Einstimmung: Was dich erwartet

Wir alle essen täglich! Ja, klar, denkst du jetzt vielleicht. Und das ist gut so. Essen soll etwas Alltägliches und Normales sein. Und genau da beginnt es oft: Was bedeutet »normal«?

Nun, eigentlich ist das alles ganz unaufgeregt – Essen soll dir schmecken, dich nähren und dir guttun. Und dennoch hat es oft, wenn man sich so umsieht, etwas Dogmatisches. Es gibt die unterschiedlichsten Ernährungsweisheiten, Ernährungstipps für die ultimative Gesundheit, Ratschläge und Weisheiten, die kommen und wieder gehen. Wir – ich schließe dich da mit ein – sind immer auf der Suche nach … ja, nach was? Schnell, einfach, gesund, leicht, problemlos, das sind die Schlagworte, die wir finden. Kommt hier je »geschmackvoll« vor? Oder »köstlich«? Also, ich habe das in Ernährungsbüchern noch nicht gelesen. Und gerade das ist so wichtig. Gesundes Essen muss auch schmecken!

Der Geschmack der Speisen signalisiert uns – sofern wir bewusst genießen – was uns Wohlbefinden beschert. Hier ein einfaches Beispiel: Schokolade, schnell gegessen, ist lediglich Kalorienzufuhr – okay, das darf schon auch mal sein – aber tut es dir dann gut? Anders herum: Stückchen für Stückchen gegessen – und genossen –, nimmst du mit allen Sinnen wahr, und das geht so: ein Stück Schokolade abbrechen, daran riechen. Dann fühlen, auf der Zunge zergehen lassen, im Mund spüren und langsam schlucken. Und genau da kommt der Geschmack ins Spiel. Du magst dann vielleicht eher die milde, süße und ich die rauere, herbe Schokolade.

Du wunderst dich? Warum beginnt ein Buch über Ernährung nach der Traditionellen Europäischen Medizin mit Schokolade? Mit einer Art Schokoladenmeditation? Mit diesem Beispiel – Schokolade hat wohl jeder schon mal genascht, du bestimmt doch auch – zeige ich dir, dass Geschmack und Geruch in der Ernährung einfach bedeutsam sind. Du beginnst Bissen für Bissen die passende Ernährung für dich zu finden. Jeder Bissen ist ein Beitrag für deine Lebensqualität. Und – »Augenzwinkern« – glaube mir, die Übung funktioniert mit jeder Art von Speise. Lass dich überraschen!

Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die tägliche Ernährung einen wertvollen Beitrag zur Gesundheit leistet. Mit jeder Mahlzeit tun wir etwas für uns. Jeder Löffel, jede Gabel ist ein Beitrag für dein Wohlbefinden und zur Belebung der Lebensgeister – und genau die wollen wir aktivieren. Spüren lernen. Spüren.

Die Ernährung, die Diätetik der TEM hat den Menschen – dich – in seiner Gesamtheit im Blick. Das Temperament, dein Temperament – es ist so wunderbar individuell. Es ist wie dein persönlicher Fingerabdruck. Und genau dieses Temperament gilt es zu stärken und in Gleichklang zu bringen. Passende Ernährung ist dabei eine wesentliche Säule.

Als Ernährungsexpertin der TEM liegt mein Fokus auf der Ernährung. Doch die Diätetik der TEM kennt nicht nur die Säule der Ernährung. Es gehört sehr viel mehr dazu. Es ist wesentlich mehr als bloß essen. Alles nur aufs Essen zu reduzieren, wäre zu einseitig und engstirnig gedacht.

Es ist tatsächlich viel mehr: deine Lebensumstände, deine momentane Lebenssituation, deine Gedanken und Möglichkeiten. Und immer – Hand in Hand mit der Ernährung – ist auch Bewegung notwendig. Körperliche, aber auch geistige Bewegung darf man nie vernachlässigen. Bewegung findet auch in der Vier-Temperamente-Küche statt – auch Lebensmittel müssen »bewegt« werden, damit sie für dich passen.

Hier noch ein weiteres Schlagwort: Lebensrhythmus. Es ist definitiv nicht egal, wann du was isst. Und das gilt es herauszufinden, so individuell, wie du bist. Leben und Essen im Rhythmus – deinem Rhythmus! Spüren, wohin es geht, was dir schmeckt, dir einfach guttut. Ganz nach deiner ureigenen Konstitution, deinem Temperament und deinen Möglichkeiten im täglichen Leben.

Um in voller Kraft deines Temperaments das Leben zu genießen, ist es oft auch notwendig, Frieden mit dir selbst zu schließen – zu verstehen und zu hören, was dir dein Körper und dein Geist sagen wollen, und dann danach zu handeln. Weder Dogmen, Verbote noch andere Vorgaben von außen sollen deine Ernährung beeinflussen. Du allein entscheidest.

Die Vier-Temperamente-Küche mit dem Hintergrund der vier Elemente Luft, Feuer, Erde und Wasser unterstützt dich dabei. Sie begleitet dich auf deinem Weg. Durch den Tag, durch das Jahr, durch das Leben.

Betrachte dieses Buch als Reise. Eine Reise, um deinen Lebensstil und deine Ernährungsgewohnheiten kennenzulernen, zu hinterfragen, zu prüfen und anzupassen. Ganz auf deine Art und Weise. Schritt für Schritt und Bissen für Bissen.

Gute Reise

… und lass es dir temperamentvoll schmecken!

Michaela Hauptmann


Was ist die TEM?
Wo kommt sie her?

……………

Mit dieser Fragestellung habe ich mich intensiv beschäftigt, nachdem ich das erste Mal von TEM gehört hatte. Ich war unsicher: Ist das etwas Neues? Etwas Altes? Neu erfunden? Gibt es die wirklich? Ja! Nach einiger Recherchetätigkeit und Gesprächen mit Experten fand ich plausible Erklärungen und Beschreibungen für die TEM.


Eines vorneweg: TEM – die Traditionelle Europäische Medizin – ist kein nostalgischer Begriff. Sie will sich auch nicht mit der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin), der TTM (Traditionelle Tibetische Medizin), der TPM (Traditionelle Persische Medizin) und anderen Medizinsystemen vergleichen. Jede traditionelle Medizin hat ihre Berechtigung, auf ihre Art und Weise.

Mein Weg ist die TEM, sie steht mir einfach näher. Vieles davon hat mich – und möglicherweise auch dich – von Kindheit an begleitet. Vielfach unbewusst. Seien es Märchen, Mythen und Heilanwendungen in Form von einfachen, aber effektiven Hausmitteln wie Schmalzfleck, Essigpatscherl & Co. – von Kindern nicht gerade heiß geliebt, heute aber umso mehr geschätzt. Auch kulturelle sowie religiöse Aspekte haben Einfluss auf die TEM bzw. umgekehrt.

Ein Satz ist es, der für mich ganz pragmatisch den Grundgedanken der TEM zusammenfasst: »Die TEM, die Traditionelle Europäische Medizin, fördert Wohlbefinden und betrachtet dabei den Menschen – dich und mich – individuell, in seiner Ganzheitlichkeit, mit seinen europäischen Wurzeln und in seinem aktuellen Lebensumfeld.« Nun, wie hört sich mein Satz für dich an? Klingt er für dich passend? Ja, du hast schon recht, es steckt einiges mehr dahinter: Philosophie, Natur, Geografie, Kultur, Religion etc.: Die TEM bist du. Die TEM bin ich. Jeder in seinem Umfeld. Die TEM ist tief in uns verwurzelt.

TEM steht für Traditionelle Europäische Medizin

Die TEM setzt sich aus drei Buchstaben zusammen und kommt ganz ohne spezielle Marketingadjektive aus. T, E und M: Anhand dieser Buchstaben möchte ich dir einen ersten Überblick über die Traditionelle Europäische Medizin geben.

T steht für »traditionell«

Die Bedeutung des Worts »traditionell« ist eindeutig: Es ist nichts Starres, nichts Veraltetes. Es steht für Weitergabe von Verhaltensweisen, Rezepten, Wissen und vielem mehr – von Generation zu Generation, doch immer mit Bedacht auf das Jetzt. Das Wissen wird immer neu evaluiert, angepasst, weiterentwickelt und an die nächste Generation weitergegeben, um es wiederum zu adaptieren.

E steht für »europäisch«

Es geht eindeutig um etwas mehr als nur unser Europa, wie wir es heute kennen. Hier darf man im Sinn der großen Weltreisenden, der Völkerwanderungen und im Hinblick auf die Tatsache, dass die europäischen Sprachen indoeuropäisch sind, keinesfalls die Kulturen Ägyptens, Bagdads, Persiens und Tibets vergessen. Auch wenn diese Länder aktuell keinen zentralen Einfluss auf das europäische Gesundheitswesen haben, so waren sie geschichtlich betrachtet zutiefst prägend für unser Medizin- und Heilsystem.

M steht für »Medizin«

Medizin ist eindeutig definiert. Sie ist die Wissenschaft der Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Krankheiten bzw. Verletzungen bei Mensch und Tier. Das ist streng geregelt, und hier ist man speziell in Österreich restriktiv. Als Mediziner gilt nur jemand, der die staatliche Zulassung hat, Kranke zu behandeln. In der Prävention von Krankheiten gibt es hingegen eine große Bandbreite an möglichen Unterstützungen. Und genau hier will die Ernährung der TEM ansetzen: in der Vorbeugung, damit Krankheiten erst gar nicht aufkommen.

TEM – ein wenig Geschichte

Ein paar Worte zum geschichtlichen Hintergrund der TEM: Die Vier-Säfte-Lehre bildet die Basis der TEM. Sie geht auf Hippokrates, den wohl bekanntesten Arzt des Altertums (um 460 v. Chr.), zurück. Der griechische Arzt Galenos von Pergamon (ca. 129-215 n. Chr.), bekannt auch als »Galen«, vereinfachte die Vier-Säfte-Lehre und begründete die Temperamentenlehre. Diese kategorisiert den Menschen nach seiner Grundwesensart und bezieht die verschiedenen Funktionen und Wirkungen von Klima, Krankheit, Medikamenten und zeitlichen Konstellationen mit ein.

Die Temperamentenlehre ist eine Typenlehre. Ihr werden Körpersymptome, Organe, Körpersäfte, Tages- und Jahreszeiten, Lebensabschnitte, Elemente und Farben zugeordnet.

Der persische Arzt Ibn Sina (ca. 980-1037 n. Chr.), auch bekannt unter dem Namen Avicenna, entwickelte das Wissen von Hippokrates und Galen weiter. Seine Erkenntnisse und Studien, die er in seinem fünfteiligen »Kanon der Medizin« niederschrieb, prägten die europäische Medizin bis in die Neuzeit.

Im Mittelalter wurde die Temperamentenlehre durch die Zuordnung von Elementen, Himmelsrichtungen, Jahreszeiten, Planeten, Sternzeichen und Tonarten erweitert.

Die TEM – mit ihren Wurzeln im antiken Griechenland, dem alten Rom und Ägypten – greift aber auch auf germanische, keltische und slawische Impulse zurück. Diese leben noch heute in der Volksmedizin weiter – allerdings wurden dieses Wissen und die Erfahrungen damals nicht verschriftlicht, sie wurden immer von Generation zu Generation weitergegeben. Märchen und Mythen lohnt es daher zu interpretieren. Und es lohnt, zwischen den Zeilen zu lesen.

 

Tätowierungen an »Ötzi«, der bekanntesten und am besten erforschten Eismumie, zeigen, dass die Ursprünge der europäischen Medizin noch weiter zurückliegen als vermutet. Man fand heraus, dass sich »Ötzi« einer Schmerztherapie unterzogen hatte. Die Lage seiner Tätowierungsmale weisen auf Beschwerden mit dem Rücken, der Galle und der Leber hin. Die Behandlungsmethoden basieren auf einer Energielehre, die mehr als 5000 Jahre zurückreicht.

Schriftliche Aufzeichnungen belegen, dass die TEM seit mehr als 3000 Jahren in der Gesundheitspflege gelebt und stetig weiterentwickelt wird. Bekannte Vertreter und Weiterentwickler der TEM sind: Avicenna, Hildegard von Bingen mit ihren Schriften und Überlieferungen, aber auch der Arzt und Philosoph Paracelsus, Samuel Hahnemann (Begründer der Homöopathie), Rudolf Steiner (Begründer der Anthroposophie) und Pfarrer Sebastian Kneipp (Begründer der fünf Säulen der Gesundheit: Kräuter, Bewegung, Wasser, Ernährung, Lebensordnung).

Erst der medizinische Umbruch im 19. Jahrhundert – die Zellularpathologie, die Krankheitslehre, nach der Krankheiten auf Störungen der Körperzellen und ihrer Funktionen basieren – beendete die Ära der TEM als universitäre Medizin.

TEM im Jetzt

Wir leben und arbeiten heute in einem ganz anderen Rhythmus als noch die Generation vor uns. Nur noch ein Bruchteil der Bevölkerung ist manuell so schwer gefordert wie einst unsere Großeltern und Urgroßeltern. Maschinen, Computer, Tablets, Handys & Co. erleichtern uns die Arbeit – erschweren sie allerdings in anderen Bereichen und bringen neue Herausforderungen mit sich.

Die Arbeitswelt hat sich massiv verändert. Dies bedingt auch einen veränderten Lebensstil. Ernährung und Bewegung sind nicht mehr unmittelbar miteinander verknüpft. Wir jagen definitiv keinem Mammut mehr hinterher oder flüchten vor wilden Raubtieren. Und trotzdem haben wir diese Prozesse tief in uns abgespeichert – in Stresssituationen zeigt sich das eindeutig.

Trotz der geänderten Lebenssituation sind viele Anwendungen, Ernährungsgewohnheiten und Rezepte der Volksmedizin und Naturheilkunde weiterhin beliebt. Sie erden, unterstützen, helfen. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben. Traditionelles wird auf heutige Lebensumstände angepasst. Ganz mit dem Gedanken: Altes mit Neuem verbinden.

Betrachten wir die TEM also als Unterstützung und Basis zur temperamentvollen Gesunderhaltung, zu der jeder seinen eigenen Beitrag leisten kann. Auch du!

Ziel der TEM-Diätetik ist es, die individuelle Konstitution zu stärken, Dysbalancen auszugleichen und die Selbstregeneration des Körpers zu aktivieren. Die TEM betrachtet dich mit deinem ureigenen Grundtemperament, deiner Konstitution und Gedankenwelt niemals isoliert, sondern immer in Zusammenschau mit deinen Lebensumständen sowie im Wechselspiel von Jahreszeit, Umwelt, Klima und Lebensphase.