2000 Biere

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(Brouwerij Van Honsebrouck Ingelmunster/Belgien)

Brinkhoff’s N° 1 (5,0% ) benimmt sich mittlerweile ähnlich anständig wie → Wicküler. Beim Siegel Pils (4,8% ) ist überhaupt nichts richtig. Siegel Export (5,3% ) – phänomenologisch und astrein dasselbe. Einziger Vorteil: im Frankfurter Lokal »Horizont« erhält man es im Schnittglas durchschnittlich sieben Minuten früher als das Pilsener. Sagt Röthle. Ein Ritter Pils (4,8% ) – gibt es auch.

(Dortmunder Union-Ritter-Brauerei)DAB

Ein einleuchtender Beweis, daß es die Amis doch können und nicht immer nur den Mund viel zu voll nehmen, wäre Brooklyn Lager (5,1% ) mit blumigbitterem Antrunk, trocken mit starker Säure, bräunlichgelb mit Backpflaumenverweisen und Rosinenveredlungen. Kaum vorzustellen, wie ein Direktvergleich mit unseren einheimischen sogenannten Lagern ausfiele. Desaströs. Für wen brauche ich Ihnen nicht zu erläutern.

(The Brooklyn Brewery New York/USA)

Bruch Edel Pils (4,8% ) ist wahrhaft edel. Gar nicht sooo signifikant für diese Gegend, wie ich mir zu meinen erlaube. Gelungenes Hopfenfinish, nicht zu schlank, anhaltender Nachtrunk. Zwickel (4,8% ) setzt noch einen drauf: Mit dieser Wertegemeinschaft auf der Zunge möchte man den Rest des Lebens zubringen/sein Leben aushauchen (bitte Zutreffendes streichen). Bis dahin trage ich Bruchbänder mit der Aufschrift: »Trinkt Bruch Zwickel!« Landbier 1702 (4,8% ): Das mit dem »nach Rezept von 1702« wird freilich keiner glauben wollen, vielleicht etwas farb-/röstmalzig, aber nahe am Optimum, könnte einen Schuß mehr Lieblichkeit vertragen.

(Brauerei Bruch Saarbrücken)

An Bruckmüllers feines Hefeweizen (5,3% ) delektiert man sich besser vor Ort, am besten auf dem Amberger Marktplatz. Möglichst mit leidlich viel Restalkohol um die Nervenbahnen herum, legt man die vorzüglichen Eigenschaften auf den Prüfstand, die im besonderen ausgerechnet diesem Weizenbier zugesprochen werden. Nach drei Halben erstrahlt das Sein in ungewohnt feurigem Glanz. Herr Duschke tritt herzu, freut sich, Herrn Roth und mich kennenzulernen, plaudert, hält trotz methusalemischer Jahresringe um die Augen wacker mit und empfiehlt »für die Heimreise« das lieblichzarte Bruckmüller Hell (4,7% ). Ein Hochamt!

(Brauerei Bruckmüller Amberg)

Brütting Kellerbier riecht sauerkrautig nach altem Holzfaßboden. Es mag seine Eigenheiten haben, ansprechend waren sie jedenfalls mitnichten. Überm Ärger vergißt man fix, zu bezahlen.

(Brauerei Brütting Friesen)

Brugse Tripel (9,0% ) floriert dunkelbernsteinig mit nussiger Nase und smoothen Marzipaneinschlüssen, drumrum ein nicht zu bitterer, warm und weich gefütterter Kakaomantel. Man muß sich eben mit dem Alkohol anfreunden können.

(N. V. De Gouden Boom Brugge/Belgien)

Budweiser Světlé Pivo (4,0% ) rangiert sehr hopfenweich, kühlend erfrischend, danach empfiehlt sich der allfällige Wechsel zum Budweiser Budvar (5,0% ). Jedoch nur, um dieses aktuelle Bierdrama zu verifizieren: eine Schaumlosigkeit sondergleichen, viel zu vollgelbe Farbe und eine rappelvolle Hopfenwolke, die unergründlich ins Krauthaftmedizinische abirrt. Die Brauer berufen sich stets auf ihre sprichwörtliche Budweisheit und liegen nunmehr voll daneben. Ebenso Gary Moore, in dessen CD-Booklet zu »After Hours« (1992) eine gut plazierte Flasche Budvar zu erspähen ist. Wenigstens beim Bier weiß der Mann, was er will. Budweiseuphorisierte greifen spätestens jetzt zu Bud Super Strong (7,6% ), einem superben böhmischbelgischen Brückenschlag mit angedeuteten obergärigen Avancen. Atmet schwer hopfend im Vergleich zu deutschen Bockbieren. Wie machen die das? Die einzig akzeptable Art, die Budweiser Bierkunst in die Zukunft zu retten.

(PivovarČeské Budějovice/Tschechien)Göller,Göltzsch- tal,Gräfenberger,Samson,Tucher

Bürger Bräu Edel Pilsner (4,8% ) verhält sich ziemlich still. Ist der Wegfall der Zonenrandförderung zu beklagen? Edel-Weiße (4,9% ) gesteht »Weizenmalz, Gerstenmalz, Erlesener Hopfen, Feine Hefe, Brauwasser aus eigenem Brunnen, Original Flaschengärung« bei der Herstellung berücksichtigt zu haben. Kann eigentlich kaum was schiefgehen. Tut es aber. Alles. Fluch über Bürger Bräu! Hof galt ja noch nie als Heimstatt des Brauens, höchstens des Grauens. Neueste Funde bei Ausgrabungen belegen, daß die Stadt – ähnlich Troja – auf zig Schichten Scherbenschutt vor lauter Verzweiflung zertrümmerter Braukessel und Flaschen steht. Das Erdreich ist zum Teil bis in tausend Meter Tiefe von weggeschütteten Sudrückständen kontaminiert, und die Sterberegister der letzten fünfhundert Jahre kennen ausschließlich eine Todesursache. Trotzdem wird man da nicht schlau, bei der Bürger Bräu Hof.

Bürger-Bräu Lagerbier (4,4% ) stolpert mich sauer an, rülpst und sagt schlechte Wörter. Bürger-Bräu Pilsner (4,9% ) erinnert in schwachen Stunden – und die hat es wahrscheinlich immer – an das Starovar Cheber. Selber Kellertrunk ist ein Rosinensud mit 5,4 Prozent Alkohol, und beim Altbayerischen Weißbier (4,9% ) katapultieren sich die CO2-Bläschen ins Freie, daß es eine Schau ist. Bloß raus hier, heißt ihre Devise. Daß ein Brauhaus Schwierigkeiten mit dem Spund hat, ist nichts Neues. Aber ein Weizenbier, das man in einem Guß ins Glas bringt, sogar – ich hab’s probiert – aus einem halben Meter Höhe, gibt es kaum alle Tage. Was die Selber selber brauen, werden sie auf längere Sicht auch selber trinken müssen. Eine auf den ersten Blick harmlose, doch, wie ich hoffe und glaube, pädagogisch wertvolle Strafe für die Bürger-Bräu Selb.

Bürgerbräu Festbier (5,2% ) ruft: »Tradition die wirklich schmeckt« an. Wie schmeckt eigentlich Tradition? Ohne Komma? Wie Edel-Export (5,2% )? Dann möchte ich damit nicht viel zu tun haben. Nur Kollege Seidl käme mit »Mittelgelb«-Witzen auf seine Kosten. Beim Edel-Bock (7,2% ), der wenigstens eine Patina kupfriger Röte auf die Glaswangen zu zaubern versteht, dann wieder nicht. Im Edel-Pils (4,9% ) ist sogar Hopfen drin. Das von Jean Paul ehedem angehimmelte »Weihwasser« beziehungsweise die »vorletzte Ölung« kann es kaum sein. Das wüßte ich.

 

(Bürgerbräu Bayreuth)

Jetzt Bürgerbräu Pils (5,0% )! Da hat wohl jemand die Stirn, der → Kaiserdom-Brauerei die rote Lampe am Platz streitig machen zu wollen. Die Chancen, jedenfalls, stehen mit dieser »Specialität« nicht schlecht. Kein Austrinkbier. (Bürgerbräu Bamberg)

Büttner Bräu Premium Pilsner (4,9% ) wird ausgerechnet im Brauhaus Schweinfurt gebraut, solange die Büttnerbräu in Gründung bleibt. Und da leisten die Schweinfurter eine hopfenmäßig sehr »ergebnisorientierte Sacharbeit«. Also bitte.

(Büttnerbräu Bad Königshofen i. Gr.)

Burgherren Pils (4,8% ) wird noch in den dicken, alten Flaschen feilgeboten. Ein grandioser Feierabendtrunk, auch aus dem Glas. Man kann zudem prima Interviews damit geben, nach Lesungen in Marburg oder sonstwo. Ostheimer Dunkel (4,5% ) wäre für die Kollegen, die es aus unerfindlichen Gründen immer ein Quäntchen deftiger haben mögen.

(Streckbräu Ostheim)


Cains (5,0% ) mit hefigem Schaum, bernsteinig in der Farbe, würden meine Kollegen schreiben, auf die Literdose verweisen und daß → Faxe der Distributor sei. In solchen Fällen bräuchte ich lediglich ergänzen, daß »unsere Jungs« damit prima die Trinkgewohnheiten ihrer Waffenbrüder für den nächsten humanitären Einsatz prüfen können.

(The Robert Cain & Co. Ltd. Liverpool/England)

Cannabia (5,0% ) ist selbst als »Hanftrunk«, der sich offiziell der Bierdeklaration verweigern muß, eine Schande. Tölpelhaft brotig, öfter als häufig gar kein Schaum, wie mit Bergamotte aromatisierter Schwarztee (dritter Aufguß). Das führt gänzlich in Irrungen und Wirrungen.

(Kronenbrauerei Gundolfing)

Dank Cantillon Gueuze 100% Lambic (5,0% ) weiß ich jetzt eines sicher: warum die Belgier die Gueuzes aufsüßen und verfruchten müssen. Ohne dieses beschwichtigende Zutun wäre große Zwietracht auf diesem Archipel. Mit vorbildlicher Langmut verschneidet etwa Jean Van Roy bis zu sechs ältere mit jüngeren (stillen) Lambics zu seinem Cantillon Gueuze 100% Lambic Bio (5,0% ). Die Schaumlabilisatoren sind auf Landurlaub geschickt worden, eine bittersaure Grapefruit übernimmt den Dienst an Deck und taucht die lambicsche Entelechie in einen orangenmarmeladengelben Widerschein. Cantillon Kriek (5,0% ) scheint diese Einsichten anfangs kaum zu berücksichtigen. Die astringierende Wirkung bleibt approximativ vollständig erhalten. Dafür werden geduldige Genießer später mit einem bombig-nussigen Nachtrunk belohnt, der es in sich hat. Was »es«? Alles, was man sich darunter vorstellen möchte.

(Brasserie Cantillon Bruxelles/Belgien)

Im Carib Lager (5,2% ) ist ja gar nichts los. Die sensitiven Referenzen, wie wenn ich Schnittlauch als Trinkröhrchen genommen hätte. Kann ich auch nicht weiterhelfen.

(Carib Brewery Champs Fleurs/Trinidad)

Carioca Classic (5,0%) nörgelt durchschnittlich, ohne größere, geschweige denn nachvollziehbare geschmacksästhetische Entäußerungen. Merke: kein Geschmack – keine Beurteilung.

(Latino du Brasil in Lizenz von Brasseries Huyghe Melle/ Belgien)Delirium tremens

Nehmen Sie eine Flasche Carlsberg Elephant Strong Special Beer (7,2% ) zur Hand. Vergessen Sie alles Gute, was Sie jemals über Starkbiere gehört haben. Fluchen Sie mit mir über diese Flasche als Endlager schlimmster sensorischer Willkürakte. Tauchen Sie mit mir Ihr Schwert ins noch dampfende Blut der Carlsberg-Brauer, die ihre Rohstoffe aus dem Sonderangebot, dem Winterschlußverkauf oder dem Räumungsverkauf seit Jahrmillionen verlassener, verschimmelter Mälzereien und strahlenverseuchter Hopfendepots beziehen und im heillosen Machbarkeitswahn mit allerlei lustigen Bakterienvölkchen angedicktem Mehrwegwasser anrühren. Klagen Sie mit mir über ein Produkt, das offenkundig nur in der Mikrowelle haltbar gemacht werden konnte. Geben Sie jedem im gerechten Zorn einen Genickschuß, den Sie beim Erwerb eines Carlsberg Beer (5,0% ) antreffen. Zählt alles unter Notwehr.

(Carlsberg Breweries Kopenhagen/Dänemark)Han- nen,Tuborg

Casablanca Beer (5,0% ) ödet schaumverhalten. Trokkene Säure. Mir hat das warme Gelb, mit denen die malzig dominierten Geschmacksabziehbildchen die Augen ein kleines bißchen zu verwirren suchten, am meisten gefallen.

(Société des Brasserieres du Maroc Casablanca/Marokko)

Cervoise Lancelot (6,0% ) braut Site de la Mine d’Or Le Roc Saint-André für Bernard Lancelot/Frankreich. Nelken und Birne früchteln, und die Hefe bildet einen sauren Rahm(en). So müssen Weizenbiere aussehen.

Halt, sehen sie auch meistens. Aber schmecken. Schmecken müssen sie so. Perfekt! Telenn du (4,5% ), ebenfalls für Bernard Lancelot, nun von Manoir de Guermahia St-Servant-sur-Oust gebraut, ist ein hefiges, fast undurchdringlich-nebliges Schwarzbier aus der Bretagne. Mehr als ein vorbildliches Dunkles mit Hopfengrüßen vorab. Was da wie eine Stuhlprobe daherrauscht, ist Blanche Hermine (4,0% ), eine staubtrockene »Zitronenmelissenkreation« (H. Krüger) mit Terpentineinsprengseln. Sonst oder gerade deswegen von überzeugendster Komplexion.

Chapeau Peche Lambic (3,0% ) – ein Biermischgetränk. Sauer. Nicht lästig. Lästerer mögen einwenden: verunglückte Sude aus früherer Zeit verschnitten. Aber nur Lästerer. Framboise (3,0% ) nach Punkten am bier-ähnlichsten im Chapeau Sortenverbund, klarer Vorsprung zu den Kollegen von → Lindemans. Wer Ananas sonst nicht mag, geht beim Exotic Lambic (1,5% ) ebenso leer aus. Es sind einfach zu wenig Geschmacksprozente anbei. Tropical (3,0% ) wäre eigentlich was für meinen Sektbeauftragten, wenn es nicht wie selbstgemacht schmeckte. Banane mit Gerste und Weizen – für Mixeries muß man geboren sein.

(Brewery de Troch Wambeek/Belgien)

Farbe, Schaumbeschaffenheit und Geschmack von Charlottenburger Pilsener (5,0% ) lassen den Schluß zu, daß hier die paneuropäische → Corona-Destille konspirativ schlummert. Nicht wecken, sonst merken sie’s noch.

(Engelhardt-Brauerei Berlin)

Chimay Rouge (7,0% ) wäre die unseren Zungen geläufigste Starkbiervariante und gleichsam rotgoldener Schlüssel zum Reich der belgischen Trappistenbiere. Von da stammen noch das trockenere Blanche (8,0% ) sowie das alles überragende und den braven Übergang zum Tempel der Jahrgangsbiere vorstellende Bleue (9,0% ). Und Chimay Grand Réserve (9,0% ) – das ist es dann. (Abbay de Scourmont Chimay/Belgien)Achel,La Trappe,Orval,Rochefort,Westmalle

Chinese Ginseng Beer (4,1% ) besteht angeblich aus Hopfen, Ginseng, Wasser, geröstetem Weizen, Glucose, Maltose, Hefe, CO2, Karamel, Schaumstabilisator, Propylenglycolalginat und Ingwer. Von all dem habe ich nichts geschmeckt. Wie die sprichwörtliche Null vor dem Komma. Ja, der Rotchinese. Da hat er wieder zu nah am Wasser gebraut.

(The Ginseng Brewing Company/China)

Einen anderen Namen für Chodovar Prezident (5,0% ) habe ich nicht finden können. Alles drin, alles dran, gut gemacht, schmeckt trotzdem unauffällig. Schaum wie eine Borte, würde die achtmalkluge Charakterglatze Conrad Seidl sagen. Nicht zu süß, nicht zu dunkel brilliert Chodovar C erná desítka (4,2% ) – ein feines Schwarzbier. Chodovar Desítka (4,0% ) wiederum überpasteurisiert, viel zu dunkel und mit buttrigmistigem Geruch, Prozentnachbar Chodovar 11° (4,5% ) noch dunkler, brotig. Das ist Rohstoffentweihung, für ein Butterbrot ist es jetzt freilich zu spät. Ungleich kräftiger, mit einer vagen Hopfenfixierung, die sich später, dafür um so nachhaltiger meldet, Chodovar Speciál (5,1% ). Für seine Kraft sorgen dreizehn Prozent Stammwürze, genügend Kraft, die Pasteurnote vergessen zu machen. Mausert sich von Schluck zu Schluck zu einem Geschmackserlebnis. Seine Bestimmung gefunden hat das letzte westböhmische Privatbrauhaus in Chodovar Kvasnicový Skalní Ležák (5,0% ) – wie das Restsortiment in Granitfelsenkellern aus dem 12. Jahrhundert gelagert und gereift – funkelt es dunkelbernsteinig mit einer stolzen Hefetrübung. Soweit das Visuelle. Olfaktorisch geht es mit einer feinen Hefe-/Hopfenfahne los, begleitet von feiner Frucht bestätigt der Geschmack diese Eindrücke. Nur Obacht: vergessen Sie darüber den exzellentwürzigen Abgang nicht. Im Ergebnis habe ich die felsenfeste Überzeugung gewonnen: ein Wunderbier.

 

(Rodinný Pivovar v Chodové Plané/Tschechien)

Christoffel Blond (5,0% ) bedeutet double hopped Beer mit hingebungsvollen, obergärigen Pilseneranleihen, malzkörperbetont, hopfenumflort.

(Bierbrouwerij St. Christoffel Limburg/Niederlande)

Ch’Ti Ambrée (5,9% ) prunkt cognacfarben und riecht auch so. Eingedenk dieser Eindrücke transkribiert der Geschmack hernach in → Schumacher Alt-Regionen. Das paßt mir.

(Brasserie Castelain Benifontaine/Frankreich)

Cisk Premium Lager Beer (4,2% ) versucht richtig, zur Sache zu gehen. Und nach drei, vier Flaschen kriegen sie einen tatsächlich rum. Der Malteserhilfsdienst mußte zwar vorher zwei Hopfenampullen pro Exemplar injezieren. Wen interessiert das hinterher? Der Patient ist wohlauf und die Verkoster sind es selbstverständlich auch.

(Simonds Farsons Cisk Mriehel/Malta)

Der Mohrentrunk Club Mini (5,0% ) odelt aus der Flasche odieus nach Schusterleim, und der Mais verpaßt dem Konglomerat zusätzlich einen ekligsüßen Schwall.

(Accra Brewery/Ghana)

Im Cobra (5,0% ) paart sich typische Reisleere mit ranziger Maisfettigkeit, doch es will nichts werden. Ein Helles, wenn ich es denn tatsächlich »wöllte« (J. Kummer), das bekäme ich leichter, besser und billiger in München. Billiger und in großen Flaschen.

(Cobra Indian Beer Pvt. Ltd. Bangalore/Indien)King- fisher

Colbitzer Heide-Bock (6,8% ) eignet sich mild, weich, anschmiegsam für die dafür vorgesehenen Zungenbezirke. Seit die Bundeswehr da nimmer bomben darf, dramatischer Rückgang der Ausstoßzahlen.

(Colbitzer Heidebrauerei)

Die Spelzen würden fürs Commerzienrat Riegele Privat (5,2% ) nicht mit eingebraut, suchen uns die Brauleute zu ködern. Zwecklos. »Klassisches Zigarrenraucherbier« (G. Rudolf). Schon trefflicher ihr Slogan: »Schieb’ ein Riegele vor!« Mach ich. Lasse ich nicht mehr rein.

(Brauhaus Riegele Augsburg)

Cooper’s Best Extra Stout (6,8% ) ist die mit einer gehörigen Prise Schall oder Rauch auf Flaschen gezogene Finsternis. Hochviskos und undurchsichtig, also tiefschwarz, ohne die geringste Chance des Nachdunkelns. Ein Kohlensud. Äußert sich verhältnismäßig kurz und trocken, besser furztrocken.

(Cooper’s Brewery St. Leabrook/Australien)

Coors Extra Gold (5,0% ) – vgl. Abtropfwasser von SPAR Gemüsemais, dreihundert Gramm à 0,39 Euro (mit Serviervorschlag). – Nein, nein, falsch: da ist ein verspieltes Hopfenengagement unterm Schaumpilz versteckt, das ist ja, pardauz!, richtig klasse ist das ja. (Coors Brewery Co. Golden Colorado/USA)

Corona Extra (4,6% ) schmeckt und trinkt man weg wie nix.

(Cerveceria Modelo Mexico City/Mexiko)Sol Desde

Corsendonk Agnus Dei (8,0% ) besitzt eine Krone wie Pilsener, eine Farbe wie ungefiltertes Export, einen Geruch wie Märzen, einen Geschmack wie tiptop Bockbier. Ich habe es aus einem Cognacschwenker genossen, daher die guten Bewertungen für den Schaum. Bockbier ist begrenzt korrekt – ein größerer Posten noch nicht entölten Kakaopulvers, beträufelt mit einer Messerspitze Kurkuma in winziger Flammenschrift sorgt für eine beträchtliche Geschmackshorizonterweiterung. Die Zunge ringelt sich aus und um und ein, den Nachtrunk zu behalten. Umsonst. Dafür wird es in 750 Milliliter-Flaschen angeboten. Und doch darf man Agnus Dei nur unter »Abteibieren« subsumieren. Das sind die Marken, deren Braurechte die belgischen Klöster an säkulare Braustätten vergeben haben. In vorliegendem Fall Corsendonk an Du Bocq. Die exakter firmamentierten Sublimationen stehen bei den »Trappistenbieren« an, denen, die tatsächlich noch in Klöstern gebraut werden.

(Brasserie Du Bocq Purnode für Brouwerij Corsendonk Oud Turnhout/Belgien)Chimay,(Trappistes) Roche- fort, Schaapskooi (Niederlande),Orval,Westmalle, Westvleteren. UndBlanche de Namur

Crazy Ed’s Original Chili Beer (4,7% ) sieht aus wie Bohnenwasser mit grünem Partybockwürstchen. Das aber erinnert extrem an Chilischote, ja strenggenommen ist es eine. Vielleicht doch vergorenes Hot Dog? So genau weiß man das bei Crazy Ed nie. Die Sache mit dem Bier sollte er sich noch mal überlegen.

(Black Mountain Brewing Cave Greek Arizona/USA)

Cruzcampo (5,0% ) aus der Grupo Cruzcampo, das klingt bedrohlich nach Riesenbierkartell, nach Intrige, Lobbyismus, Bestechung, Ausbeutung und Kinderarbeit, vielleicht Militärisch-Industrieller Komplex. Und alles, um ein muffigwurzliges Bier zu produzieren, das selbst → Henninger oder → Altmühltaler Schäff mit links brächten.

(Grupo Cruzcampo Sevilla/Spanien)

Cuzco Cerveza (5,0% ) beweist gegenüber seinen lateinamerikanischen Brüdern durchaus Willen zum Biergetränk, ja spaziert typologisch schnurgerade auf ein Oberbayerisches Helles zu, obwohl der Bayer, insonderheit der Oberbayer mit der Kolonisation Perus kaum in Verbindung zu bringen wäre. Die Inka hatten C.s Vorläufer wegen der heftigen Rauschwirkung verboten. Das soll und wird Cuzco Cerveza erspart bleiben. (Compania Cervecera del Sor Cusco/Peru)

Und weiter geht es mit dem D.


DAB Export (5,1% ) und DAB Diät Pils (4,8% ) schreien gegen das Vergessen an – vergeblich. »Zum Wohlsein« pinselt ihr auf euer DAB Pilsener-Etikett . Darüber müssen wir noch mal reden. Auch über euer Immerähnlicherwerden mit → Brinkhoff’s. Über die 4,8 Prozent nicht. Dark Devil (5,6% ) firmiert unter »teuflisch stark – höllisch gut. Entdecke Deine Dunkle Seite«. Der ganze Werbezinnober wäre gar nicht nötig gewesen: → Hochstahlfarben, überraschend malzmild und hopfenfeintönig. Schaum anfänglich sehr steif, dann mit einem Mal weg. Gut für Henkelgläser. Für DAB Strong (4,9% ) albert man unter Verwendung australischen Hopfens der Bezeichnung »Pride of Ringwood«: »Work hard. Drink Strong.« Und läßt es gut, schön und edel auf der Zunge zergehen. Nicht auszudenken, braute es eine richtige Brauerei.

(Dortmunder Actien-Brauerei)

Darguner Pilsener (5,0% ) schmeckt auf einmal gut. Den monolithischen Nachtrunk, jawohl, den gibt es tatsächlich, meine Damen und Herren, den muß man sich förmlich herbeischmatzen. Probieren Sie das mal. Etwas ratlos ließ mich vorerst 99’er Pilsener (5,2% ) zurück. »Dieses gehobene Qualitätsbier ist mit dem Wunsch hergestellt, eine Spezialität für besondere Anlässe anzubieten.« Weich, eine Idee aleig, vollgelb und mit akrobatischen Malzkombinationen. Die sind bald so fesselnd, daß man im Abtrunkgeschehen wenig Verpflichtung verspürt, sich näher mit dem Hopfen zu befassen. Darguner Dunkel dagegen soll ein Dunkel sein, ist aber nicht dunkel. Wieder sowas in Richtung Märzen und einen Versuch wert. Mecklenburger Pilsener (5,0% ) wird für die fatalistische Kioskkundschaft bereitgestellt.

(Darguner Brauerei)Bjørne

Darmstädter Premium (4,8% ) macht viel Rummel um nix. Das leidige Premiumdesaster: verstümmelte Hefen an die vollmondgelbe Würzefront geprügelt. Notdürftig geschlagener Schaum. Der Hopfen hat den Einsatz verpaßt. Und das in Darmstadt, der Stadt von Maruhn, dem »größten Biermarkt der Welt«. 1245 Marken. Kein Quadratmillimeter ist den Inhabern entgangen, um mit dieser Botschaft vollgeklebt zu werden. Über interkontinentale Pipelines ist Maruhn mit nahezu allen namhaften Bierherstellern verbunden. Sehr gut machte sich da der Umstand, daß schon in vorchristlicher Zeit auf dem Grundstück erfolgreich nach Bier gebohrt wurde. Der letzte Bohrturm bestimmt noch heute weithin sichtbar das Land schafts bild.

(Darmstädter Privatbrauerei Wilhelm Rummel)

Das feine Hofmark gibt sich »würzigherb« und uns ampelgelbe 5,6 Prozent. Im Ganzen zu matt, zu schlaff, zu rauh geraten. Das feine Hofmark »würzigmild« mit abermaligen 5,6 Prozent ist eine noch feinere Enttäuschung. Kommt denn nicht endlich wieder was zum Loben?

(Hofmark Brauerei Cham-Loiffling)

De Koninck 1833 (5,0% ) bietet eine staubtrockne Varietät mit fabelhafter Grapefruit. Was das Größte ist: der Farbschimmer. Wie brauner Plastikstielkamm, gegen eine Vierzig-Watt-Lampe gehalten. Alte Taschenlampe geht auch.

(Brauerei De Koninck Antwerpen/Belgien)

Das Etikett des Delirium tremens (9,0% ) liefert die Motive, die Sie sich im nach dem Getränk benannten Aggregatzustand vor dem inneren Auge runterladen können: rosa Elefanten, metallicgrüne Krokodile, bronzene Chinadrachen. Das Ethanol nimmt hierbei pimentförmige Gestalt an. Am besten trinkt sich die angeblich so verflixte siebte Flasche. Wenn Sie das noch erleben sollten. La Guillotine (9,3% ) haut natürlich ganz schön rein, uns im Pulverdampf ergrauten Verkostern noch lange nicht die Rübe ab. Floris Chocolat (3,0% ) dürfte ein Witbier mit Schoki sein, auch als »Gardenbeer« tauglich – ideal zur Biergartensaisoneröffnung. Vor allem mengenmäßig. Mc Gregor (6,5% ) war, glaube ich, eine whiskymalzige, betörend ölige Honigsache, dazu ein angemessener Alkohol. Erinnert mich lebhaft an meinen ersten Meßweinrausch.

(Brasserie Huyghe-Melle Gent/Belgien)Carioca Classic

Dérer (4,3% ) überwältigt den Leser, äh Trinker mit seinem fast untschechischen Drive, sanftbitter, nein, eher schon metallischherb mit ausgezeichneter Würze und einer konsequenten Abwesenheit weibischen Zuckers. Und davon braut die bienenfleißige Hausbrauerei in Hlučin jährlich fünfhundert Hektoliter. Eine Schande ist das!

(Hlučínský Pivovar/Tschechien)

Desperados (5,9% ) wird von der Brasserie Fischer Schiltigheim/Frankreich in blaßweißes Preßglas gepreßt, damit jeder auf Anhieb den harnigen Gout visualisieren kann, dann vor jedem Junkfoodladen, vor der Trendatze in Mitte oder Schwäbisch Gmünd abgekippt, bereitwillig von den Campdesperados (Spex unterm Arm) aus der Basecap gesoffen – eins zu eins mit Luft aus dem Hohlschädel. → Fischer Tradition

Detmolder Pilsener (4,8% ) aus dem Zwei-Liter-Steinie-Riesen-Faß und ebenso aus der Brauerei Strate Detmold wird für die folgenden Auflagen Outdoor verkostet und mit Live-Publikum, da finden sich immer dankbare Austrinker.

Diebels (4,8% ) ist das → Warsteiner unter den Altbieren. Läßt Altbiertrinker verflucht alt aussehen. Diebels Plato 13 (6,0% ) – ein dunkles, obergäriges Porter-Imitat können sie auch nicht. Immense Verständigungsschwierigkeiten zwischen Schaum und Testflüssigkeit, bald zwischen beiden und Trinker evoziert Diebels Pils (4,9% ), was laut gängiger Lehrmeinung nicht einmal beim Nachspülen von Billigpizza hilft. Voll daneben ist auch vorbei, meine Herren Niederrheiner.

(Privatbrauerei Diebels Issum)

Eine ordentliche Caramalznote schleppt sich gemächlich durch den Nachtrunk der Dingslebener Lava (5,2% ). Unbeachtliche Nebennote, Nachteil der schwachen Vergärung vielleicht? Mit mehr Rezens wäre da eine Menge auszurichten. Trotzdem ein schöner Stern am Thüringer Schwarzbierhimmel. Passend dazu Lava-Lampen und Black Sabbath »Iron Man« oder »War Pigs«. Dingslebener Edel Premium ist kraft seiner 4,9 Prozent ein gutes Dingslebener Edel Premium, das ebenso kräftige Edel Pils nicht minder und der Dingsbumslebener Bock (6,4% ) dito. Dingslebener Landbier (5,2% ) und Dingsle-bener Weißbier (4,9% ) recht herb, Hopfen paßt sich gut ein, mit der Säure etwas knapp, auch der Schaum matt, eine winzige, aber das Ganze veredelnde Prise Kümmel. Dingslebener Diät Pils (4,9% ) hingegen ein en passant zu hochambitionierter, daher zu tragischem Scheitern verurteilter Versuch, der die biertypischen Ausprägungen vermissen läßt. Straight ahead Sprudelwasser. Lassen wir es bei den anderen.

(Privatbrauerei Metzler Dingsleben)

Dinkelacker Privat verfügt frei über 5,1 Prozent. Und das ist jetzt Bier? Wie es gebraut ist, erschließt D. der Ungenießbarkeit neue Dimensionen, eine Idee, die Dinkelacker Pils (4,9% ) mit ebenso schwer verständlichem Ehrgeiz verfolgt und das mit denselben 4,9 Umdrehungen an sich und für sich und an und für sich kopiergeschützte CD-Pils in schweflige Untiefen reißt. Seiner Höpfigkeit geht umgehend die Puste aus. Die Schmeckbestandteile beim Malz hat man wohl vorher sorgsam herausgepopelt und nur die Ballaststoffe verbraut. Mit dem Cluss Kellerpils (5,0% ) werden die Stuttgarter Brauleut es nicht nur zu verhindern wissen, daß ihr Bier ins schnöde Mittelmaß hochrutscht, sondern es ist auch ein allerletzter Aufschrei, ein verzweifelter Appell an mitfühlende Zeitgenossen: »Macht uns dicht, macht unsere Brauerei dem Erdboden gleich! Es soll ein Ende sein damit.« Die Erklärung zu Sanwald Hefe Weizen Hell , Hefe Weizen Dunkel und Kristallweizen (je 4,9%) fällt knapp aus, denn das käsige Verwesungsaroma schreckt nicht wenig ab. Als wäre der Weizen in der nächstbesten Kläranlage gedarrt worden oder das Bier darin gebraut. Ich habe sie vor dem Testakt eine Stunde unter meine Dunstabzugshaube postieren müssen, dann ganz anständig. Nur eben die Überwindung.

(Dinkelacker Brauerei Stuttgart)Schwabenbräu,Wittichenauer

Also Distelhäuser Premium (4,9% ) aus Distelhausen ist ganz ohne Zweifel, ach, lassen wir das, ein gutes Pilsener, mehr nicht. Doch auch nicht weniger. Ihr hopfiges, fürsorglich um fruchtige Pistazienreferenzen bemühtes Hefe Weissbier (5,4% ) sei »mit Lust und Liebe« gebraut. Tss, tss. Ich dachte da eher an Malz, Hopfen, Wasser, Hefe. Wonach es schließlich und außerdem noch prima schmeckt.

(Distelhäuser Brauerei Distelhausen)

Im Dithmarscher Pilsener (4,6% ) residiert der Hopfengott, der gütige, milde, nachsichtige, der es gut mit mir meint und mir gütig nachsieht, will ich mal ein anderes Bier trinken. Wenn mir endlich jemand erklärt, was »Landbier« sein soll, sage ich auch, wie gut ich Achtern Diek Landbier Pils (4,8%) fand.

(Privatbrauerei Karl Hintz Marne)

Wäre Dixie Blackened Voodoo Lager (4,95% ) ein Ale, wie anfänglich aufgrund der Säure zu vermuten stand, hätte man auf Zwetschge tippen können, Kollege Riedel erkannte auf Petersbirne. Doch es ist ein bis auf fünf Hundertstel genaues untergäriges Lager, und der Milz- äh: Malzbrand aus angeblich fünf Malzsorten weist die gebrechlichen Hopfennuancen in die Schranken. Seltsamerweise schien die Kohlensäure einen teuflischen Pakt mit der Schwerkraft geschlossen zu haben: Der Schaum kam gar nicht erst zustande. Himmelarsch und Sauerkraut! Nach zwei solchen Flaschen würden Sie vergeblich auf die dritte lauern. Ob danach die einschlägigen Hellblaubuden benannt worden sein könnten?

(Dixie Brewing Co. New Orleans/USA)

Doktor (4,0% ) erfindet, wie das Intro von »Doctor Doctor« von UFO, welches Michael Schenker angeblich ständig neu zu erfinden scheint, die Leichtigkeit im Bierbereich neu. Mit jeder Flasche. Das zugehörige Helle Jednotak enthält Wasser, Sommergerste, Zukker, Hopfen, Hopfenextrakt, Antioxidationsmittel E300, und trotzdem schmeckt es. Ein kleines Wunder – die 3,6 Prozent.

(Pivovar a sodovkárna Svitavy/Tschechien für den tschechischen coop-Ausleger Jednotak)

Dom Kölsch (4,8% ) zimtet, meldet sich danach sehr hopfigherb. Als obergäriges Pilsenerimitat das Einstiegskölsch für Kölnbesucher zum Aklimatisieren. Danach darf es dann ruhig ein richtiges Kölsch sein.

(Dom-Brauerei Köln)

Dortmunder Stifts Pils (4,9% ) wedelt, vor allem in der Bahn und aus der Flasche getrunken, mit einem lächerlich kupierten Hopfenschweif. Viel zu vollmundig, pah: zu dortmundig. »Da shit ya can’t fuc wit!« (Da Brat)

Dovgan N° 20 (5,0% ) aus mährischer Gerste und böhmischem Hopfen wird als »The Best of Russia« in merkwürdigen Flaschen Billigmärkten angeboten und sicher von Tschechen gebraut. Farbe, Schaumverhalten und Geschmacksweichheit deuten darauf hin. Dovgan N° 23 (4,5% ) »reiht sich nahtlos« (G. Kühnemund) in die schön rauchige böhmische Dunkelbiertradition ein, mit einem leicht verständlichen Hinweis auf → Bamberger Spezial.