Gesundheit durch die Kraft der Nahrung

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Der Koch





Ist Magier, in dessen Zauberkessel sich die Elemente in einem Alchemie-Prozess zu einer neuen Einheit verbinden.







Ist Gelehrter, der um die Wirkung der einzelnen Ingredienzien Bescheid weiß.







Ist Künstler, der aus verschiedenen Geschmacksnoten Gedichte zu komponieren versteht.







Ist Architekt, der durch die Gestaltung des Ambientes dem Essen einen würdigen Rahmen verleiht.







Ist Priester, der es versteht, göttliche Kraft in die Nahrung einfließen zu lassen.







Ist Narr, der mit kindlicher Unbefangenheit scheinbar zufällig neue Gerichte kreiert.







Ist Liebender, weil er es versteht, dass die gesunde Ernährung Wohlbefinden des Geistes erlaubt und die Grundlage entspannender Momente ist.














Weniger ist mehr!



Das Leben lehrt, dass es uns nicht glücklicher macht, wenn wir tun und lassen können, was wir wollen. Im Gegenteil, die Ursachen von Leiden sind Ignoranz, Egozentrik und negative Gedanken. Glück ist etwas, das wir nicht von außen zuführen können, wenn, dann nur kurz, aber keinesfalls dauerhaft. Es ist eine bereits vorhandene Qualität in uns, die wir kultivieren müssen. Ein Grundstein für Glück ist, uns von schädlichen Zwängen unabhängig zu machen, etwas aufzugeben und damit in unserem Geist Freiheit zu schaffen. Glück bedeutet auch, etwas nicht zu tun, was anderen Lebewesen, einschließlich unserer Erde als lebendem Organismus, schadet. Unser Konsumverhalten bietet dafür ein breites Anwendungsgebiet.



Wir müssen uns von der Vorstellung trennen, dass der Verzicht auf einzelne Produkte, wie etwa Zucker, Schokolade, Fleisch, Fertigprodukte etc., ein Verlust von Freiheit oder Lebensfreude ist. Das sind alteingesessene Glaubenssätze, an denen wir festhalten, sie sind ein Zwang, der unsere Freiheit einschränkt. Gerade der Verzicht auf diese Nahrungsmittel kann zu einem Gewinn an Lebensqualität und Unabhängigkeit führen, das kann man nur erleben, indem man es probiert. Außerdem: Wir essen viel zu viel, weil wir nicht gut kauen, weil wir „verzuckert“ sind und weil unsere Nahrungsmittel durch die Industrialisierung arm an echten Nährstoffen sind. Die Herstellung tierischer Lebensmittel ist in Bezug auf Wasserverbrauch, Landnutzung und Futtermittelverwertung weder ökonomisch noch ethisch vertretbar. Die Anbauflächen der Erde sind begrenzt, die steigende Weltbevölkerung macht es notwendig, eine Veränderung unserer Ernährung vorzunehmen, allein, um die Nachhaltigkeit der Böden und Wälder zu gewährleisten.





Pflanzliche Nahrung als Lösung?



Immer mehr Menschen verzichten auf Fleisch und Fisch und leben mittlerweile vegetarisch oder vegan. Nach vielen Jahren der Beschäftigung mit Lebensmitteln kann ich dies nur gutheißen und zu einer rein pflanzlichen, sogar veganen Ernährung raten. Das bedeutet konkret: sehr viel Gemüse (auch Rohkost), Obst, Beeren, viele frische Kräuter, Gewürzmischungen, Samen, Sprossen, Keimlinge und eine kleine Menge an Kohlenhydraten wie Kartoffeln und glutenfreie Alternativen wie Quinoa, Amaranth, Buchweizen, Hirse, Hafer und Naturreis. Nüsse, Leinsamen, Sesam, Chiasamen, Bohnen, Kichererbsen und Linsen liefern hochwertiges Eiweiß in pflanzlicher Form. Statt Kuhmilch empfehle ich Milchersatz aus Hafer, Mandeln, Reis, Kokos oder Hirse. Viele Studien und Ernährungsgesellschaften weltweit erkennen mittlerweile eine rein pflanzliche Ernährung als gesunde Alternative zur herkömmlichen Mischkost an. In den alten religiösen Traditionen wie im Daoismus oder Buddhismus war der Verzicht auf Fleisch- und Milchprodukte bereits vor Tausenden Jahren populär. Viele Menschen, die danach lebten, haben von ganz einfachen, kargen Mahlzeiten am Tag bis ins hohe Alter gesund gelebt. Wir können also darauf vertrauen, dass wir rein pflanzlich gut, wenn nicht sogar gesünder leben können.





Die Lebensmittelindustrie



Ich habe den Eindruck, dass unsere Ernährung, bevor sie zur Wissenschaft geworden ist oder von Konzernen und der Werbung manipuliert wurde, ganz in Ordnung war. Jene Nahrungsmittel, die unsere Großeltern und Urgroßeltern auf dem Teller hatten, waren vermutlich gesünder als jene, die wir heute nach so viel „Aufklärung“ zu uns nehmen. Die Erfahrung der Traditionen, der gesunde Hausverstand und die kulturelle Überlieferung haben genügt, um gesundes Essen zu kochen. In den 1960er-Jahren ist es aufgrund der Industrialisierung der Landwirtschaft dann schwierig geworden. Ab diesem Zeitpunkt sind die Nahrungsmittel aus unseren Supermärkten fast verschwunden und etwas anderes, das man auch essen kann, hat die Regale gefüllt. Diese nahrungsähnlichen Produkte wurden von den Ernährungswissenschaften und der EU abgesegnet. In den Regalen, wo sich früher Gemüse, Fleisch und Getreide befanden, leuchteten bunte Etiketten auf schönen Verpackungen. Tierische Fette wurden auf einmal für schlecht befunden und durch gehärtete Pflanzenfette ersetzt. Weizen, Mais und minderwertiges Auszugsmehl (nicht mehr gängige Bezeichnung für Weizenmehl Type 405) waren günstig verfügbar, Milchprodukte und Zucker in rauen Mengen. Künstliche Geschmacksverstärker betrogen unsere Sinne. Chemische Substanzen zur Aufzucht von Tieren und Pflanzen wurden eingeführt und finden sich nach wie vor in unserem Essen. Monokulturen statt kleinteilige Landwirtschaft waren auf einmal möglich.



Eine Zeit lang war laut damaligen Studien Milch unverzichtbar für die Knochengesundheit. Das Fleisch unverzichtbar für das Wachstum unserer Muskeln. Für die Menschen wurde vieles leistbar, aber auch unübersichtlich und verwirrend. Die Milliarden-Euro-Lebensmittel-Marketingmaschine und die ständig sich verändernden Erkenntnisse der Ernährungswissenschaft trieben und treiben die Menschen noch immer in ein unübersichtliches Feld an sich widersprechenden Informationen. Sind Omega-3-Fette nun gesund oder schädigen sie vielmehr unser Gehirn, da die Fische mit Quecksilber verseucht sind? Wie viel und welche Fette sind gesund? Ist das Glas Rotwein am Abend doch nicht gesund? Machen Light-Produkte doch nicht schlank? Macht Schokolade doch nicht glücklich?



Je mehr wir die Inhaltsstoffe erforschten, desto ungesünder wurde auf Dauer unsere Ernährung, das große Ganze, der Blick auf die Weisheit der Tradition, ging verloren. Die westliche Ernährung brachte eine ganze Reihe an neuen Erkrankungen mit sich: Übergewicht, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.



Die Ernährungswissenschaften sind unverzichtbar, sie haben uns wichtige Fragen beantwortet und im Detail bedeutende Erkenntnisse gewonnen. Unsere Ernährung ist jedoch etwas sehr Komplexes und Facettenreiches. Nur weitere Informationen wie die Geschichte, die Traditionen und Kulturen sowie die Naturheilkunde können zu einem gemeinsamen Sinn führen. Ernährung hat auch eine spirituelle Komponente, es geht nicht nur um die Aufnahme von Inhaltsstoffen. Wenn dem so wäre, hätte man sicher schon eine Ernährungspille erfunden, die das Essen ersetzt. Selbst in der modernen Medizin ist es bis heute nicht gelungen, Menschen im Krankenbett langfristig künstlich zu ernähren.



Es hat den Anschein, als gäbe es mittlerweile einen generellen Zwiespalt zwischen östlichem und westlichem Wissen sowie zwischen traditioneller und moderner Wissenschaft. Wir Menschen in unserem materialistischen System neigen dazu, modernes Wissen als Fakt, als richtig einzustufen. Mich überrascht immer wieder der Glaube der Gesellschaft an die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Es scheint daran wenig Zweifel zu geben. Kritische Fragen werden meist nicht gestellt. Dabei vergisst man häufig die Tatsache, dass das, was heute in Labors und Forschungseinrichtungen bestätigt wird, morgen schon wieder alt sein kann. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass das, was wir nicht wissen, vielleicht wesentlich größer ist als das, was wir wissen? Unsere westliche Wissenschaft bildet nur das ab, was wir wissen.



Stellen wir uns einmal vor, wie derzeit aktuelle Methoden in fünfzig oder hundert Jahren praktiziert werden. Vermutlich werden wir – oder unsere Kinder – über das, was wir heute als wissenschaftlich bezeichnen, laut lachen. Besonders in der Medizin und in der Ernährungswissenschaft wird das der Fall sein. Etwas anders verhält es sich mit dem traditionellen Wissen. Die Menschheit hat in Tausenden von Jahren weitreichende Erfahrungen über Kreisläufe, Energien, Nahrung, Arzneien, wiederkehrende Wandlungsphasen, spirituelle Kräfte, kausale Zusammenhänge, empirische Beobachtungen, Gesetzmäßigkeiten der Natur, Heilwirkungen von Pflanzen usw. zusammengetragen und über einen sehr langen Zeitraum hinweg immer wieder geprüft. Dieses Wissen hat also einen bestimmten Wahrheitsgrad erreicht und ist für mich die eigentliche Weisheit, auch wenn dies mit unseren modernen Methoden nicht untersucht oder bestätigt werden kann.



Was unsere Ernährung, unsere Heilkräuter und unsere Medizin anbelangt, sollten moderne Erkenntnisse aus dem Labor kritisch hinterfragt werden. Besonders in einer Zeit, in der Studien mit Geld und Vorgaben von Lebensmittelkonzernen und Interessensgruppen in Auftrag gegeben werden. Traditionelles Wissen gehört uns allen und ist das Kapital der Menschheit. Ein Grundwissen jeder und jedes Einzelnen über den Körper, Krankheiten, Nahrungsmittel, Kochmethoden, Heilkräuter und Möglichkeiten der Selbstdiagnose sollte ein wichtiger Bestandteil jeder Gesellschaft sein. Nur so kann die Gesundheit der Menschen in Unabhängigkeit und Freiheit funktionieren und zu einer Wechselbeziehung mit einer heilen Erde beitragen. Die Erde ist ein Teil unseres eigenen Lebens, sie ist die Mutter unserer Nahrungsmittel. Sie ist ein Teil dieser Verbindung, die es uns ermöglicht zu überleben. Wenn wir uns darauf konzentrieren sicherzustellen, dass diese Verbindung vorhanden ist, wird dies allein ausreichen, um unsere wahren Bedürfnisse zu befriedigen.

 







Wasser, das wir nicht sehen, aber verbrauchen







Für die Herstellung von einem Kilogramm Lebensmittel bzw. einem Liter Getränke wird die vielfache Menge Wasser benötigt, sogenanntes „virtuelles Wasser“.






1 Badewanne entspricht etwa 140 Liter Wasser












Brauchen wir Fleisch oder Kuhmilchprodukte?



Machen Sie sich einmal bewusst, was Kuhmilch eigentlich ist: Kuhmilch ist Muttermilch, die für das junge Kalb gedacht ist. Anstatt sie dem Kalb zu geben, wird es von der Mutter getrennt und diese wird jahrelang unter schmerzenden Eutern gemolken, als ob sie für immer ein kleines Kalb zu versorgen hätte.



Wir Erwachsene brauchen keine Muttermilch und schon gar nicht die einer Kuh, die unnatürliches Futter, Antibiotika und kaum frisches, natürliches Gras oder Heu zu fressen bekommt. Einige Studien bringen den Verzehr von Kuhmilchprodukten sogar mit Zellveränderungen und Krebserkrankungen in Verbindung. Oft wird auch behauptet, dass Kalzium in ausreichendem Maße nur in Kuhmilch vorkommt, was aber nicht stimmt. Die Bioverfügbarkeit von Kalzium ist in pflanzlichen Nahrungsmitteln teils höher als in Kuhmilch.



Es gibt viele pflanzliche Eiweißquellen. Tiere müssen also nicht gemästet, gequält, getötet, Unmengen an Wasser und Lebensraum nicht für Massentierhaltung verbraucht werden. Die Massentierhaltung ist einer der größten Faktoren für CO

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-Emissionen und für die Klimaveränderung. Meeresfische sind mittlerweile voll von Schwermetallen und Plastik, die Meere leergefischt. Wenn überhaupt, sollte nur mehr heimischer Fisch gekauft und gegessen werden.










Aus Sicht der Gesundheit gibt es keinen Grund dafür, heute noch an Fleisch und Milchprodukten festzuhalten. Wenn Sie auf Fleisch verzichten möchten, aber die Gewohnheit und das Verlangen nicht loswerden können, probieren Sie, sich Folgendes vorzustellen: Setzen Sie sich in einen Käfig oder Transportwagen, in dem normalerweise Tiere zum Schlachthof gebracht werden. Verbringen Sie gedanklich eine längere Zeit dort. Wenn Sie Hühnchen mögen, verbringen Sie einige Zeit in einem Hühnerkäfig. Wenn Sie Schweinefleisch mögen, verbringen Sie einige Zeit in einem Schweinestall; bedenken Sie dabei, dass Schweine laut österreichischer Tierhaltungsverordnung auf sogenannten Vollspaltböden leben, ganz ohne Stroh, nur in ihren eigenen Exkrementen, was zu diversen Krankheiten führt wie Gelenksentzündungen.

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 Merken Sie, wie es sich anfühlt. Dann entscheiden Sie.



Im traditionellen Asien lebte man nach dem Spruch: „Nimm die Pflanzen als deine Nahrung und das Fleisch nur, wenn du dich stärken musst.“ Gemeint ist, dass für unser Leben eine pflanzliche Ernährung vorgesehen ist. Das Fleisch gleicht eher einer Medizin nach einer erschöpfenden Krankheit (Hühnersuppe) oder bei Gebrechlichkeit von älteren Menschen. Es ist eine Substanz, die uns kurz helfen kann. Fleisch war aber nie als unser Hauptnahrungsmittel gedacht.





Verantwortung für uns und die ganze Welt



Wir stehen heute am Scheideweg mit unserer Mutter Erde. Es stellt sich nicht mehr die Frage, ob und wann wir auf die erforderlichen Maßnahmen eingehen, sondern ob wir diesem Wandel bewusst begegnen und ihn aktiv mitgestalten. Alternativ könnten wir warten, bis Katastrophen uns heimsuchen und großes Leid auf uns zukommt und dieser Zustand uns letztlich dazu zwingt, radikale Einschnitte und Maßnahmen durch totalitäre Gesetze hinzunehmen. Das sind keine Horror-Hypothesen, sondern wir alle erleben das bereits in gewisser Weise. So wie die Ernährungswissenschaft nicht wirklich zu einer besseren Ernährung der Menschheit geführt hat, verhält es sich auch mit unserem Planeten. Zu „toter“ Materie wie Teilchen, Partikeln, Elektronen und chemischen Substanzen können wir keine Beziehung aufbauen, was eine ganzheitliche Sicht auf unsere lebende Erde verunmöglicht. Menschen der alten Kulturen haben die Luft, das Wasser, die Erde, Steine und Pflanzen stets als heilig, geistig und lebendig betrachtet und ihnen Namen gegeben wie Demeter, Natura, Gaia, Pachamama. NaturgöttInnen sind nicht, wie von Kolonialisten bezeichnet, ein Aberglaube, vielmehr helfen sie uns, die abhängige Verbundenheit der verschiedenen Wesensarten und Phänomene zu verstehen. Spiritualität bedeutet für mich in erster Linie, diese Verbundenheit wahrzunehmen und die Erkenntnis darüber zu erlangen, dass es so etwas wie ein unabhängiges „Ich“ gar nicht geben kann. Die Entfremdung von der Natur, anderen Menschen und uns selbst ist der Beginn von Ausbeutung, Beziehungslosigkeit, wirtschaftlichem Wachstumswahn und leidbringenden Taten. Unsere Gesellschaft wieder in eine gute, lebendige und mitfühlende Beziehung zur Natur zu führen, bleibt eine der dringlichsten Aufgaben, vor der wir stehen. Die Beschäftigung mit den fünf Wandlungsphasen der TCM ist eine gute Möglichkeit, um diese lebendige Beziehung zu unserer Erde zu lernen und zu verstehen. Denn mittlerweile ist klar, dass wir, wenn wir so weitermachen, bald nicht mehr auf diesem Planeten leben werden können. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was es bedeutet, unseren Nachfahren und Kindern keinen Lebensraum zur Verfügung stellen zu können? Jede und jeder von uns ist in der Verantwortung, nachhaltiger zu leben, den Konsum einzuschränken, auf gewisse Dinge zu verzichten, wieder mehr lokal und unverpackt einzukaufen.





Weltweite CO

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-Emissionen 1990–2018












Laut Global 2000 ist die Nutztierhaltung für mehr als die Hälfte der Emissionen der heimischen Landwirtschaft verantwortlich. Hinzu kommen noch „die Abholzung des Regenwaldes sowie der Import von Fleisch aus anderen Ländern. In Summe erzeugt die Ernährung der Österreicherinnen und Österreicher rund 12,5 Millionen Tonnen CO

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eq und damit mehr als der Personenverkehr auf den Straßen Österreichs (12 Millionen Tonnen CO

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eq).“

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 Nicht nur für unser Klima stellt die Nutztierhaltung, meist Massentierhaltung, eine Belastung dar, sondern auch für unser Wasser. Von Millionen Tieren wird eine Unmenge an Gülle ausgeschieden und diese verursacht durch ihren hohen Gehalt an Problemstoffen große Umweltverschmutzungen. In Deutschland hat die intensive Schweinemast sogar dazu geführt, „dass Trinkwasser fast um die Hälfte teurer werden wird, weil ausgebrachte Gülle eine aufwändigere Reinigung des Wassers in Kläranlagen nötig macht. Auch in Österreich werden jährlich bei knapp zehn Prozent aller Messstellen Nitratgrenzwert-Überschreitungen im Trinkwasser festgestellt.“

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Trotz der hohen Treibhausgasemissionen und Umwelteinflüsse unserer Nahrungsmittelproduktion scheuen sich Länder, klare Empfehlungen für die Begrenzung des Fleisch- und Milchverzehrs auszusprechen. Auch nicht im Fall von rotem und verarbeitetem Fleisch und trotz des Zusammenhangs mit Herz-Kreislauf-Leiden und Krebs. Da die Politik die Massenproduktion tierischer Lebensmittel fördert, ist weltweit keine politische Neuorientierung in Bezug auf unsere Ernährung in Sicht. Wir müssen selbst etwas tun.



Die EAT-Lancet-Kommission, bestehend aus 37 internationalen WissenschaftlerInnen, ist der Ansicht, dass nur eine grundlegende Veränderung unserer Ernährungsweise, eine Verbesserung der Lebensmittelproduktion sowie die Reduktion unserer Lebensmittelabfälle eine nachhaltige und gesunde Ernährung für alle Menschen bis zum Jahr 2050 ermöglichen kann. Ihr Report verdeutlicht die positiven gesundheitlichen und ökologischen Folgen ihrer Empfehlungen und deren Umsetzbarkeit. Anfang 2019 präsentierte die Kommission sogar einen Speiseplan zum Schutz der Gesundheit der Menschen und des Planeten („Planetary Health Diet“). Demnach wären eine Verdoppelung der Nahrungsaufnahme von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen sowie die Hälfte des Konsums von Fleisch und Zucker notwendig. Würden sich die Menschen nach den EAT-Lancet-Vorgaben ernähren, würde die vorzeitige Sterblichkeit durch Zivilisationskrankheiten um bis zu 33 Prozent sinken. Die Emissionen durch die Nahrungsmittelindustrie würden sogar um das Dreifache verringert werden können.

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 Die tibetische Medizin ist der Ansicht: Wenn wir das Erde-Element (Bodenschätze, Pflanzen, Humus usw.) des Planeten ausbeuten, wird das Wasser-Element ansteigen. Neben den dann zu erleidenden Naturkatastrophen werden wir auch innerlich davon beeinflusst. Wir werden dadurch deutlich emotionaler und empfindlicher. Heben wir den Reichtum der Erde (also die natürlichen Ressourcen wie das Wasser und die Bodenschätze) weiter, wird auch das Wind-Element ansteigen, die Dinge verlieren an Stabilität und die Menschen werden reizbar, unruhig und entwickeln einen unnatürlichen Bewegungsdrang.



Wir pflegen einen respektlosen Umgang gegenüber unserem Planeten und bringen ihn damit an den Rand der Zerstörung. Die Erde ist ein lebender Organismus, der sich selbst reguliert. Sobald eine Spezies sich zu sehr ausbreitet, taucht eine andere auf, um diese einzudämmen. Es ist eine Art des Ausgleichs, dass neue Krankheiten entstehen, die das Lebewesen, welches das Gleichgewicht stört, drastisch dezimiert. Ich glaube, wir stehen gerade am Anfang dieser Phase. Moderne Technologien können uns davor nicht schützen, denn die komplexen wechselseitigen Beziehungen zur Erde sind schwer zu verstehen und schon gar nicht künstlich nachbildbar. Wir sollten die Natur so anerkennen, wie sie ist, und so leben, dass wir uns an die natürlichen Gegebenheiten anpassen, und nicht umgekehrt. Wir alle wollen glücklich sein, warum ändern wir also nicht unseren Lebensstil im Sinne der Natur?





Gefahr aus der Massentierhaltung



Die Stimmen gegen die Massentierhaltung müssen endlich gehört werden, die folgenden drastischen Worte vonseiten des Vereins gegen Tierfabriken

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 sind eindeutig. Sie dürfen nicht länger ignoriert werden.



Bereits 2008 warnte die UNO davor, dass die weltweite Intensivtierhaltung als Keimzelle für Pandemien eine immer größer werdende Gefahr für die Gesundheit der Menschen auf unserem Planeten ist. Fast alle gefährlichen, neuen Seuchen der letzten Zeit entstanden, weil Krankheitserreger von Tieren auf den Menschen übergesprungen sind. Dazu zählen Krankheiten wie Ebola, Aids, Sars, Mers, Vogelgrippe, Schweinegrippe und Nipah-Virus. Dass der aktuelle Coronavirus SARS-CoV-2 nun in Nerzen auf einer Nerzfarm in Holland nachgewiesen wurde, ist ein weiterer Beweis für diese Zusammenhänge und diese latente Gefahr. Während tödliche Virusmutationen in der Natur oft mit dem befallenen Tier rasch aussterben, besteht in der industriellen Massentierhaltung die Gefahr, dass ein sterbendes Tier noch tausende oder zehntausende andere Tiere mitansteckt, und die Keime dann über Tiertransporte in andere Tierbestände oder Schlachthöfe oder durch die Gülle unter Wildtieren und Menschen verbreitet werden.



„Die Viren gedeihen auch in unseren Ställen. Je mehr Tiere zusammen auf einer kleinen Fläche gehalten werden, desto leichter können Viren zirkulieren und desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie früher oder später auf den Menschen überspringen. In dieser Hinsicht stellt die Massentierhaltung ein Risiko für die öffentliche Gesundheit dar“, schreibt der renommierte Virologe Peter Rottier in der Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“.



Aber die industrielle Tierhaltung ist nicht nur eine Brutstätte gefährlicher Keime. Nein, durch den massenhaften Einsatz von Medikamenten in den Tierfabriken, wird auch unser aller Sicherheitsanker im Kampf gegen Krankheiten verspielt: Die Wirksamkeit der Antibiotika.

 



Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnte 2017 eindringlich vor dem weiteren Einsatz von Antibiotika in der industriellen Nutztierhaltung und der dadurch immanenten Gefahr der Bildung von Keimen, die gegen alle Antibiotika resistent sind. Trotzdem werden auch in Österreich weiterhin extrem große Mengen von Antibiotika in den Tierfabriken eingesetzt. Und weltweit gesehen, ist es noch schlimmer: Hier ist die Tendenz weiterhin steigend und schon jetzt wird nur ein kleiner Anteil in der Humanmedizin verwendet.



All das unterstreicht wie wichtig es ist, gegen das bestehende System der Massentierhaltung aufzutreten. Dieses bringt nicht nur millionenfaches schweres Tierleid mit sich, sondern gefähr