Perry Rhodan - Die Chronik

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Am 17. Juni bedankte Whalen sich bei William Voltz für das Jahrbuch und erklärte auf Englisch: »Ich muss zugeben, dass Sie jünger sind, als ich erwartet hätte. Aber das ist wohl nicht weiter ungewöhnlich. Ich bin zum Beispiel erst sechzehn.« Und danach briefte er den Autor über die Flugzeiten der Maschine, wenn er unmittelbar nach seinem Besuch der Ancient Astronauts Society in Zürich mit der Swissair starte.

Vier bis fünf Stunden, versicherte Whalen, würden ihn nach New York bringen, wo er umsteigen müsse und um dreizehn Uhr Ortszeit in Washington eintreffe. Spätestens zwei Stunden danach sei er auf seinem Hotelzimmer und könne sich etwas Schlaf genehmigen, bis gegen achtzehn Uhr in der Convention Suite eine Privatparty beginne. Sie werde bis zehn oder elf Uhr dauern, wobei er aber nicht von Anfang an dabei sein müsse.

Der zweite Januar werde nicht so schlimm werden. Erst um vierzehn Uhr eröffneten Forry Ackerman und seine Freunde den Con, woraufhin der PERRY RHODAN-Film »SOS aus dem Weltraum« in englischer Fassung vorgeführt werde. Es stehe ihm frei, eine Einführung zu sprechen oder nur mit Einzelpersonen zu reden, je nachdem, was er seinem Englisch zutraue. Wichtig sei ihm aber die Teilnahme an einer Podiumsdiskussion zum Thema »Deutsche SF und ihr Fandom« mit Clark Darlton. Er habe sie beide nicht zu sehr mit Terminen vollgepackt, die meisten Abende ab achtzehn Uhr stünden zu ihrer freien Verfügung.

Ein wenig reumütig erwähnte er, dass ein deutscher Fan namens Klaus Mahn sich bei ihm gemeldet und er ihn eher beiläufig behandelt habe, bevor ihm klar geworden sei, dass es sich um Kurt Mahr handelte. Er wolle vielleicht auch zu dem Con kommen. Und abschließend eröffnete er Voltz, dass er seinen Club RHOCON zu einem weltweiten Fanklub ausbauen wolle und sich geehrt fühlen würde, wenn er Ehrenmitglied werde und ihm Rat und Beistand leisten könne. Eine entsprechende Mitgliedskarte liege bei.

Am 3. Juli bedankte sich Cheflektor Bernhardt für Whalens Schreiben vom 8. Juni und erteilte ihm die Erlaubnis zum Abdruck von Risszeichnungen und Texten aus dem Lexikon in seinem Fanzine, bat ihn aber auch, sich für eine Übernahme des beiliegenden Jahrbuchs durch Ace Books einzusetzen. Gleichzeitig bedauerte er, dass auf den US-Ausgaben von PERRY RHODAN nicht die Cover von Johnny Bruck Verwendung fanden. Die Übersendung oder Mitnahme der Vorlagen sei nicht möglich, da es sich um unverkäufliche Einzelstücke handele, von denen keine Kunstdrucke hergestellt würden.

»Bitte seien Sie jedoch versichert«, erklärte Bernhardt dem jungen Fan abschließend auf Englisch, »daß ich Ihren Wünschen stets so weit wie möglich nachkommen werde, um Ihnen die Arbeit für PERRY RHODAN zu erleichtern.«

Und noch einmal griff der Cheflektor in Sachen des ersten amerikanischen Cons ein. Mitte August setzte er sich mit der in Karlsruhe ansässigen SWS Iata-Agentur in Verbindung, einem Reisebüro, dessen Geschäftsführer Karl Zimmermann ein PERRY RHODAN-Fan der ersten Stunde war. Am 19. des Monats telefonierte dieser mit William Voltz, dann schrieb er Bernhardt ein Angebot, in dem er sich gegen eine kurze Veröffentlichung des Vorhabens auf der LKS der Serie bereit erklärte, die Reise mit Flug, Übernachtung und Frühstück vom 1. bis 5. Januar für unter 1000,- DM zu organisieren.

Er schloss mit den Worten: »Wir danken Ihnen für Ihre tätige Hilfe, die einem größeren Kreis von amerikanischen und deutschen SF-Freunden fruchtbaren Kontakt ermöglichen soll, und wünschen dem ersten US-Con vollen Erfolg.«

Ein denkwürdiges Event

Im Dezember 1975 erschien auf der Leserseite von PERRY RHODAN 746 ein kurzer Text, in dem Tim Whalen und sein Kollege Avery Goodman die IPRA vorstellten, die International Perry Rhodan Association, eine Art Korrespondenzklub des übergeordneten RHOCOM, der den Con in Amerika veranstaltete. Whalen bat darin alle Interessierten, sich an ihn zu wenden. Name und Anschrift würden dann in den amerikanischen Romanausgaben veröffentlicht werden – später auch in anderssprachigen Ausgaben.

Beinahe ein halbes Jahr verging, bis im Mai 1976 in TERRA ASTRA 246 bis 248 ein dreiteiliger Bericht über den RHOCON in Washington erschien, den niemand anderer als der ebenfalls anwesende Kurt Mahr verfasst hatte.

Er erzählt darin herrliche Anekdoten: »Auf dem Weg zum ›huckster room‹, der um 10.00 Uhr aufmacht, in der Cocktail Bar hängen geblieben, die auf dem Weg liegt. Grund: van Vogt, Dickson, Ackerman, Darlton sitzen dort. Getränke. Später stößt Voltz zu uns und berichtet sein erstaunliches Erlebnis: In seinem Zimmer kommt beim Aufdrehen des Kaltwasserhahns folgerichtig kaltes Wasser. Da Voltz am 2. Januar nicht kalt baden möchte, öffnet er auch den Warmwasserhahn. Dort kommt … eine Horde von Ameisen.«

Bei der Eröffungsrede von Ackerman sitzen die deutschen Autoren zwischen den Besuchern. Ackerman deutet sie aus, und tosender Applaus brandet auf. Von amerikanischer Verlagsseite ist niemand anwesend. Wohl, weil statt der versprochenen drei doch nur zwei US-Ausgaben pro Monat erscheinen. Als die Fans frustriert erfahren, dass in Deutschland schon 750 Romane vorliegen, rechnet jemand aus, dass dieser Band in den USA erst in 27 Jahren erscheinen wird. Eine bittere Pille für alle amerikanischen Fans.

Kaum wieder in Deutschland, verewigte Clark Darlton den Organisator Tim Whalen in seinem nächsten PERRY RHODAN-Roman als einen an Liebeskummer leidenden Geologen. Mausbiber Gucky teleportiert mit ihm auf einen Kleinplaneten, wo sie gestrandeten Aliens begegnen, die Aktionen gegen die SOL durchführen. Sie verzichten darauf, als Whalen sich freiwillig für seinen Verbleib auf dem Asteroiden ausspricht.

Ein würdiges Denkmal für einen erst sechzehnjährigen jungen Mann, der durch seine Entschlossenheit und Begeisterung den ersten PERRY RHODAN-Con in den USA auf die Beine stellte.

Sehr viel später, am 22. März 2006, feierten die deutschen Fans in einer YahooGroup das dreißigjährige Jubiläum des RHOCON. Der Leser Arnold W. Winter wies den Chronisten dankenswerterweise darauf hin, dass sich dort Tim Whalen überraschend zu Wort gemeldet hatte. Er schrieb in seinem Eintrag: »Mehrere hundert Fans kamen, weniger, als wir erhofft hatten, aber wie sich herausstellte, fand in diesem Jahr gleichzeitig eine Stark Trek Convention in D.C. statt. Nicht dass die Anwesenden sich beschwerten – alle hatten reichlich Gelegenheit, mit den Gästen zu reden, und die VIP-Räume blieben fast die ganze Zeit lang geöffnet. Der Con dauerte drei Tage.«

Und wie so oft bei PERRY RHODAN gab es für manche noch einen Zuschlag. Whalen berichtet weiter: »Zu meiner großen Freunde konnten Walter und seiner Frau Rosie anschließend eine Woche bei mir zu Hause in Florida wohnen, und sie genossen alles – vom Strand bis zum Anblick der Alligatoren, Pelikane und Schmuckreiher. Ich hielt mit Walter Kontakt – bis zu seinem Tod 2005. Unser letzter Briefwechsel erfolgte ein halbes Jahr vor seinem Tod. Es war wundervoll, mit Rosie und Walter zusammen zu sein.«

Geplant gewesen war noch ein zweiter PERRY RHODAN-Con in den USA, der gemeinsam mit einem »Star Trek«-Con am 8. bis 15. Dezember 1976 in Orlando, Florida, stattfinden sollte. Aber dazu kam es nicht mehr, weil vorher die amerikanische Ausgabe von PERRY RHODAN eingestellt wurde. Es gab noch ein paar Versuche, die Serie in den USA wieder zu etablieren, im Taschenbuch wie als Heft – doch bis heute vergeblich.

Der Schatten des ersten Gastautors

Der Einfluss von PERRY RHODAN ist gewaltig, und zwar vor allem durch die Wirkung, die das humanistische Gedankengut der Serie auf seine Leser hat. Unter diesen Lesern befanden sich Politiker wie Kurt Beck, Projektplaner der NASA wie Jesco von Puttkamer und Wissenschaftsjournalisten wie Rüdiger Vaas.

Auch Autoren von moderner deutscher Science Fiction sind durch PERRY RHODAN geprägt. Das prominenteste Beispiel dafür ist Andreas Eschbach, der Verfasser des zu Recht berühmten und verfilmten SF-Romans »Das Jesus Video«. Als bekennender ehemaliger Leser der Serie eröffnete er im September 1998 sogar ein neues Konzept des Verlags und verfasste den ersten sogenannten Gastroman, bei dem Autoren von außerhalb der Serie nach Exposé ihre Phantasie im Rahmen des Perryversums schweifen lassen dürfen.

Das Ergebnis war PERRY RHODAN 1935 mit dem Titel »Der Gesang der Stille«. Die Geschichte von der einsamen Mission des Reginald Bull wurde zu einem der beliebtesten Romane der Serie überhaupt und später in einer Sonderauflage für Sammler nachgedruckt. Aufgrund seines großen Erfolgs ließ Eschbach 2005 und 2009 noch zwei weitere Romane für die Serie folgen, die seinen Beliebtheitsstatus weiter gefestigt haben.

Aber wer glaubt, dass der »Der Gesang der Stille« seine erste Veröffentlichung im Rahmen der Serie war, der irrt.

Bereits im Oktober 1975 war in Band 739 seine Kurzgeschichte »Welt des Unheils« erschienen. Vorangestellt war damals ein Leserbrief, in dem es heißt: »Ich bin ein fünfzehnjähriger Gymnasiast, lese PERRY RHODAN seit fünf Jahren und besitze ca. 400 Bände. Mein Hobby ist die Weltraumfahrt, und manchmal träume ich davon, später einmal an der Serie mitzuschreiben.«

Es ist ihm gelungen – und noch vieles mehr …

Eine kaum beachtete technische Revolution

Heute, im Zeitalter der Computer und E-Mails, ist der Datenaustausch meist nur noch eine Frage weniger Minuten. Bei PERRY RHODAN machen sich Exposés, Manuskripte und sonstige Beiträge jetzt immer gleich nach Fertigstellung digital auf den Weg. Dass es einmal anders war, wird einem inzwischen kaum mehr bewusst.

Ein Schreiben des Pabel Verlags vom 12. Mai 1975 erinnert an Zeiten, als die bloße Vervielfältigung von Texten noch logistischer Vorarbeiten bedurfte. Das damalige Sekretariat unter Frau Wollenschneider wandte sich darin mit den Worten an William Voltz: »Sehr geehrter Herr Voltz, wir nehmen an, dass das Fotokopiergerät inzwischen bei Ihnen eingetroffen ist und Sie schon fleißig am Kopieren sind. Das Gerät ging in Ihren leihweisen Besitz über und wird in unserer Inventarliste geführt. Dürfen wir Sie bitten, auf der beiliegenden Karte unter ›Benutzer‹ zu unterzeichnen, und wenn möglich die Maschinen-Nummer, die irgendwo zu finden sein wird, einzufügen.«

 

Der Fotokopierer sollte die Benutzung der etlichen Lagen Kohlepapier bei der Niederschrift der Manuskripte überflüssig machen, und gerade für den Exposéautor mit seinem großen Verteiler war er natürlich eine enorme Hilfe. Ein solches Gerät war noch sehr teuer, aber es handelte sich um die unbemerkten Anfänge einer technischen Revolution …

Arbeitsalltag eines Science-Fiction-Autors in den Siebzigerjahren!


Halbzeit für die Aphilie

Es galt zwar keinen neuen Jubelband zu feiern, aber mit PERRY RHODAN 750 stand zumindest ein Zwischenjubiläum an, und seit Band 50, als der unsterbliche Atlan eingeführt worden war, bildeten auch die 50er-Nummern eine ersehnte Marke. So war es denn kein Wunder, dass aus diesem Anlass wieder einmal alles ganz anders werden sollte.

»Die Handlungsebenen werden in Autorengruppen unterteilt«, verkündete Cheflektor Kurt Bernhardt am 12. Juli 1975 in einem Schreiben an Exposéautor William Voltz. Außerdem habe Serienmitbegründer K. H. Scheer, der Übersicht halber, in seinen Datenexposés zu regeln, wer noch lebt, wer wie alt ist, wer sich siezt und wer sich duzt.

Bernhardt wollte zweifellos das Bestmögliche aus der Serie und den Autoren herausholen. Deshalb gab er am 24. Juli, keine zwei Wochen später, obendrein noch Anweisung, dass ab Band 750 jedes Original mit vier Durchschlägen zu tippen sei, die an die anderen Autoren zu gehen hätten, und alle müssten Bewertungen der Manuskripte abgeben.

Man befand sich noch im Zeitalter von Kohlepapier und Durchschlägen und tippte auf Schreibmaschinen, und mit diesen Mitteln verfasste Voltz auch seine Werbeseite zum Erscheinen des 750. Romans. Wie Verlagsredakteur Joachim Bulla ihm am 15. September 1975 mitteilte, erschien sie um die Jahreswende mit wechselnden Schlagzeilen in ATLAN und TERRA ASTRA und natürlich allen drei Auflagen der Hauptserie.

Der betreffende Roman selbst war wenig spektakulär ausgestattet – kein umlaufendes Titelbild, keine erweiterte LKS, keine Überlänge und keine Extras, und schon seit Band 727, also einem knappen halben Jahr, fehlten die zur lieben Gewohnheit gewordenen Innenillustrationen von Johnny Bruck. Sie sollten erst im Dezember 1979 in Band 958 auf vielfachen Wunsch der Leser wieder eingeführt werden, diesmal gezeichnet von Themistokles Kannellakis. Seitdem sind solche Illustrationen nicht mehr wegzudenken.

Bereits in PERRY RHODAN 746 hatte William Voltz die Leser auf den Stellenwert des Zwischenjubiläumsbandes hingewiesen. Das Erfolgskonzept wurde weitergeführt: »Die Handlung, die in Band Nr. 650 mit dem Konzils-Zyklus begonnen und mit dem Aphilie-Zyklus ab Nr. 700 fortgesetzt wurde, erstreckt sich über Band Nr. 750 hinaus. Das Thema Aphilie wird in den Bänden Nr. 748 und Nr. 749 zu einem vorläufigen Abschluss gebracht. Auch die Thematik des Konzils-Zyklus ist noch nicht völlig abgeschlossen, denn die Menschheit hat sich ja weiterhin mit den Laren auseinanderzusetzen. Gleichzeitig beginnt in der Geschichte der Menschheit ab Nr. 750 eine neue Phase. Wie schon im sehr erfolgreichen Aphilie-Zyklus werden wir die Leser in verschiedenen Handlungsebenen über die dramatischen Höhepunkte einer zukünftigen Menschheitsgeschichte informieren.«

Es begann also kein neuer Zyklus, wie Voltz auf der LKS von PERRY RHODAN 750 noch einmal betonte, sondern es wurde »eine neue Epoche« eingeleitet. Er nutzte die Gelegenheit, um seine Gedanken schweifen zu lassen: »Was wird eigentlich bei Band 1000 geschehen?«, nennt die Zahl von schätzungsweise einer Million deutschsprachigen und noch einmal so vielen Lesern, die durch Auslandsausgaben hinzukämen. Hundert Briefe träfen wöchentlich ein, die in den Exposés zusammengetragene Datenfülle sei legendär, und als Antwort auf die Frage nach dem eigentlichen Ziel der Menschheit zitiert Voltz den amerikanischen SF-Autor Isaac Asimov: »Als Mitglied der unermesslichen Brüderschaft der Intelligenz, die das Universum umspannt und erfüllt, mag die Menschheit letztlich ihre wahre Bestimmung finden!«

Ein Mensch unter Posbis

Die Bestimmung eines Menschen, der schon seit frühester Jugend ein glühender Verehrer Perry Rhodans war, sollte darin bestehen, in ein Wesen, halb Mensch, halb Maschine, verwandelt zu werden – aus lauter Fürsorge durch das Volk der Posbis: Galto Quohlfahrt. Der Robotiker hatte in PERRY RHODAN 750 seinen ersten Auftritt, in einem Roman, der die Rückkehr des ehemaligen Großadministrators in die Heimat schildert.

Im September 3581 erreicht die SOL nach einem Flug, in dessen Verlauf sich die Spannung zwischen der erdgeborenen und raumgeborenen Besatzung verschärft, das terranische Sonnensystem. Drei Tage später rettet man Quohlfahrts Raumschiff in einer Schlacht, woraufhin der Robotiker seinem Idol die Lage in der Milchstraße und Atlans Politik erklärt.

In den folgenden Bänden kommt es zum Konflikt zwischen Rhodan und den Führern des Neuen Einsteinschen Imperiums Atlan und Julian Tifflor, denen es weniger um die Freiheit von den Laren als um die Sicherheit geht. Rhodan will die Herrschaft der Besatzungsmacht jedoch brechen und schlägt die Einladung Tifflors auf den Planeten Gäa ab. Erst als Atlan die SOL aufsucht, begleitet Rhodan ihn zur Provcon-Faust. Dort sucht er Unterstützung für seine Pläne bei den wichtigsten Politikern des NEI, doch vergebens.

H. G. Francis war der Verfasser der ersten drei Bände des Zyklus, die deutlich Quohlfahrt in den Vordergrund stellten, und auch der nächste Band von Ernst Vlcek, der von den Keloskern handelt, die dem Statthalter der Milchstraße vorgaukeln, dass der Verrat eines Konzilsvolkes den Untergang einer Kleingalaxis herbeigeführt habe, schildert weitere Abenteuer des schrulligen Robotikers, die echte Blüten treiben. So wird Quohlfahrt beispielsweise wegen seiner Beziehung zu einer SOL-Geborenen (woraus sich die Gefahr einer »Infektion« ergibt!) von seinen Posbi-Freunden mit dem Austausch weiterer menschlicher Organe durch künstliche Prothesen bedroht.

Nachdem er bis Band 755 gleich vier Auftritte absolviert hatte, tauchte er bis zum Ende des Zyklus nur mehr neun weitere Male auf. In den 800er und 900er Bänden hatte er sogar insgesamt bloß noch fünf Auftritte als Hauptperson. Er führt darin verschiedene Erkundungsflüge für die Solaner und Perry Rhodan aus, wird mehrmals entführt und gefangen genommen, bis er fünf Handlungsjahre nach seiner Begegnung mit Rhodan in dem Doppelroman 905/906 seinen letzten Auftritt hat. Meistens wurde diese illustre Figur von H. G. Francis betreut, in seinen ersten beiden Romanen für PERRY RHODAN nahm sich auch Peter Terrid ihrer an. Aber so begeistert die Leser Quohlfahrt auch aufnahmen, er war als Klamaukfigur angelegt, und seine Einsatzmöglichkeiten blieben beschränkt.

Francis waren die Auftritte des Robotikers allerdings trotzdem zu selten. Parallel zur Heftserie ließ er ihn noch in zwei PERRY RHODAN-Taschenbüchern auftreten, die zur gleichen Handlungszeit spielen. In Band 158 »Die Frauen von Avalian« flieht Quohlfahrt mit der schönen Elaine Foxan von Bord der SOL, um sich mit ihr auf einer einsamen Insel ein paar schöne Tage zu machen. Aber dann schnappt eine uralte Transmitterfalle zu, und er landet auf einer Welt, deren Bewohnerinnen – eine attraktiver als die andere – ihn für eine Ausgeburt der Hölle halten, bis sich das Missverständnis auflöst.

Auch im Taschenbuch 163 »Die Macht der Roboter«, der im Februar 1977 erschien, also fünf Monate später, verlassen er und Elaine Foxan unerlaubt das Hantelschiff und landen auf einer fremden Welt. Gemeinsam mit Widerständlern gelingt es ihnen schließlich, den dort herrschenden Riesenroboter auszuschalten.

Knapp ein Jahr zuvor, im April 1976, hatte Francis in TERRA ASTRA 244 noch erklärt, warum er mit solcher Hingabe auch für diese Taschenbuchreihe schreibt. »Für den Autor ist es ganz besonders reizvoll«, bekannte er, »sich mit den Figuren der RHODAN-Serie in einem breiteren Rahmen zu befassen und ihnen mehr Spielraum zu geben. Einzelabenteuer können nun einmal im Heftroman nicht soviel Raum einnehmen, wie sich Leser und Autoren oft wünschen. Dafür wird die Haupthandlung zu dynamisch und konzentriert vorangetrieben. Und so muß es auch sein, wenn keine Verzettelung auftreten soll.«

Außerdem böten sich die PLANETENROMANE geradezu an, auf die vielen Themen einzugehen, die in der Serie nicht genügend ausgelotet würden. Im Taschenbuch könnten die Autoren Fragen beantworten, die sonst ohne Echo blieben.

Wie zum Beispiel die, was eigentlich geschieht, wenn es Galto Quohlfahrt wider Erwarten doch einmal gelingen sollte, seinen Posbi-Aufpassern mit einer schönen Frau zu entrinnen.

Info zur Romanserie: Galto Quohlfahrt

Der studierte Robotologe wurde im Jahr 3544 auf dem terranischen Kolonialplaneten Olliwyn IV geboren. Er ist 1,93 Meter groß und sehr breit, besitzt enorme Kräfte und ist überaus flink. Seine Hände sind wie Schaufeln, die Wangen rot, die Nase wirkt sehr schmal, der Mund dagegen voll, und die tiefe Verbundenheit mit den Posbis gibt seinem Leben Sinn. Seine Verehrung für die plasmagesteuerten Cyborgs führte ihn mit 31 Jahren zur Hundertsonnenwelt, wo er Anerkennung als einer der Ihren fand. Seitdem lebt er in ständiger Furcht vor Verletzungen oder Infektionen, weil das den Posbis stets einen Grund gibt, seinen »unvollkommenen« Körper durch ein weiteres Plastik- oder Metallteil zu ersetzen. Seine Zähne sind bereits Prothesen, die Ohren mit Metall verstärkter Plasma-Ersatz, die Haut seines früher schwarzhaarigen, nun haarlosen Schädels ist künstlich, sein rechter Unterschenkel samt Knie ebenso ersetzt wie zwei Finger der linken und der Daumen der rechten Hand. Um wenigstens sein Gehirn zu behalten, trägt er ständig einen Helm, der Kopf und Stirn bedeckt, mit einer zehn Zentimeter hohen Antenne für die eingebaute Visiphonanlage. Er wartet auf die Rückkehr des verschollenen Perry Rhodan, um ihn im Kampf gegen die Laren zu unterstützen, was nach dessen Rückkehr aus dem Mahlstrom auch geschieht.

Der PERRY RHODAN REPORT

Seit Januar 1972 brachte das Zentralsekretariat der Clubs mehr oder weniger monatlich das PERRY RHODAN-Clubmagazin heraus, das man sich gratis zuschicken lassen konnte. Es enthielt Leserbriefe, Nachrichten, Artikel, Zeichnungen und Storys. Die letzte Ausgabe erschien im Oktober 1975, und an seine Stelle sollte eine Einrichtung treten, die sich noch jetzt, fünfunddreißig Jahre später, größter Beliebtheit erfreut: der PERRY RHODAN REPORT.

Der Hintergrund war der, dass die Zusammenarbeit des Verlags mit Däniken immer enger wurde. Die Präastronautik war in aller Munde, und auch die Leser von PERRY RHODAN interessierte dieses Thema brennend. Deshalb plante man erst, die Vorträge des Kongresses in Zürich gesammelt als Paperback zu veröffentlichen. Anfang Juni 1975 kam es allerdings zu einem Treffen zwischen Bernhardt und Darlton, in dem ein anderes Vorgehen beschlossen wurde. Die Vorträge sollten nun innerhalb der PERRY RHODAN-Hefte erscheinen, die dafür ohne Mehrkosten für den Leser um jeweils sechzehn Seiten verlängert wurden.

Anfangs war unklar, wer die Redaktion des PERRY RHODAN REPORT übernehmen sollte. Aber Voltz und Lektor Günter M. Schelwokat setzten sich für den Mann ein, der mit den »Meteoriten« schon in den Fünfzigerjahren die erste SF-Leserseite Deutschlands betreut hatte: Clark Darlton. Und drei Wochen nach dem Kongress stimmte auch Bernhardt zu.

Am 25. Juli 1975 zog Darlton von Salzburg nach Ainring bei Freilassing in Bayern, wo er ein Haus am Wald bezog und jubelnd berichtete, endlich wieder Telefon zu haben. Er machte sich mit wahrem Feuereifer an seine neue Aufgabe, den REPORT zusammenzustellen. Das Konzept war schnell gefunden. Im Vorwort der ersten Ausgabe, die im Januar 1976 in PERRY RHODAN 752 erschien, schrieb Darlton: »Er bringt wissenschaftlich-spekulative Beiträge anerkannter deutscher und ausländischer Autoren aus den verschiedensten Gebieten wie der Futurologie und Parapsychologie, der Astronautik und Ufologie.« Alle vier Wochen sollte der REPORT erscheinen, was seitdem auch geschieht.

 

Am 21. Oktober schickte Joachim Bulla, Redakteur im Hause Moewig, einen Artikel des Präastronautikers Jacques Bergier an William Voltz, »der Perry Rhodan Report Nr. 1 einleiten wird«. Er war eigens für die neue Beilage entstanden und lautete »Perry Rhodan und die interstellare Raumfahrt«. Übersetzt hatte ihn Clark Darlton. Und auch Däniken war in dieser Ausgabe exklusiv vertreten – mit dem Vorwort zu einem Buchauszug seines Freundes Ulrich Dopatka. Ein Vortrag von Peter Krassa vom Kongress in Zürich über die Existenz außerirdischer Intelligenzen wurde in die zweite Ausgabe aufgenommen.

Es war wenig verwunderlich, dass die ersten Folgen wie eine Hauspostille der Präastronautiker wirkten. Darlton hatte Bergier und Krassa, Gerhard Steinhäuser und den Lichtgeschwindigkeitsexperten Dr. Kurt Mehlhose als erste einer ganzen Reihe ständiger Mitarbeiter vorgestellt. Es folgten Beiträge über die Abkehr vom APOLLO-Rausch, Weltraumfahrt in der SF-Literatur, Zeitdislokation, Unsterblichkeit, die Prophezeiungen von Machu Picchu, ein Exklusivartikel von Josef F. Blumrich über die Zukunft der Vergangenheit und vieles mehr von Isaac Asimov bis William Voltz und Darlton selber.

Seine Beschäftigung mit präastronautischen Themen setzte Darlton auch in zwei Romanen um, die einige Jahre später erscheinen sollten. »Der Tag, an dem die Götter starben«, unter seinem bürgerlichen Namen Walter Ernsting, gibt sich als Tatsachenroman aus, während »Die neun Unbekannten« die Überlieferung von unsterblichen alten »Wächtern der Menschheit« behandelt, für deren Existenz es sogar stichhaltige Indizien geben soll.

Die Mitte der Siebziger stand auch bei PERRY RHODAN ganz im Zeichen eines neuen Denkens, das sich aus den engen Grenzen bestehender Dogmen befreite.

Scheer auf Erfolgskurs

Seit Mitte 1975 machte das Gerücht die Runde, dass K. H. Scheer unter anderem Namen woanders schreiben werde, und sogar, dass er vorhabe, eine neue Serie aufzuziehen. Aber kein Konkurrenzverlag trumpfte mit dem Namen des PERRY RHODAN-Miterfinders auf. Dann, im März 1976, nahm sein Hausverlag diesem Gerücht endgültig den Wind aus den Segeln, als er eine neue Taschenbuch-Reihe ankündigte: UTOPIA BESTSELLER.

Das Konzept war schlicht, aber für viele Leser eine Offenbarung. Alle serienunabhängigen SF-Romane von K. H. Scheer sollten in dieser Reihe erscheinen, vom Autor überarbeitet und auf den erforderlichen Umfang gebracht. Monatlich würden die einstigen Leihbücher herauskommen, die ursprünglich in den Fünfziger- und Sechzigerjahren entstanden waren, genau wie seine ZBV-Serie, die bei den Lesern äußerst erfolgreich war. Damit würde UTOPIA BESTSELLER eine kostbare und spannende Ergänzung zu ZBV bilden – mit einem grellgelben Umschlag versehen statt des düsteren schwarzen.

Der Zeitpunkt erschien günstig, die Idee sehr lukrativ. Zu seinen besten Zeiten hatte ZBV eine Verkaufsauflage von 42.000 Exemplaren. Aber kurz darauf wurde Scheers Agentenserie auf zweimonatliches Erscheinen umgestellt, weil der Autor mit dem Schreiben der neuen Bände nicht mehr nachkam. Damit das dem Doppelangebot keinen Strich durch die Rechnung machte, wurde jetzt in den »freien« Monaten eine zweite Auflage ab Band eins veröffentlicht. Etwa ein Dreivierteljahr später, im März 1977, stellte der Verlag die Erstauflage dann ganz ein. Der Leser musste rund drei Jahre auf die Fortsetzung von ZBV warten – und schließlich erschien nur ein 50. Band, der ein offenes Ende enthielt.

Das Lektorat hatte die Existenz dieses Bandes mehrfach geleugnet, obwohl er schon vor längerer Zeit fertiggestellt worden war. Angeblich existierten auch bereits Seiten des 51. Bandes, aber der Verlag war nicht bereit, die Zweitauflage mit neuen Romanen fortzusetzen, solange der Autor nicht einen Vorlauf von wenigstens drei oder vier Manuskripten vorweisen konnte – sehr zu Scheers Verdruss, dem es gesundheitlich wieder besser ging, so dass er nun möglicherweise wieder regelmäßig hätte schreiben können.

Dafür entwickelte sich der UTOPIA BESTSELLER vom Start weg grandios. Scheers Ehefrau Heidrun hatte die Aufgabe übernommen, die alten Texte für die Taschenbuchausgabe zu bearbeiten. Den Anfang machte »Octavian III«, ein Roman, für den Scheer am 15. Juni 1959 eine Urkunde erhalten hatte – unterschrieben von Hugo Gernsback, dem »Vater der Science Fiction« und Ehrenmitglied des SFCD: »in Würdigung für die Verbreitung des Science-Fiction-Gedankens«. Auch drei Romane, die um diese Zeit unter dem Pseudonym Alexej Turbojew erschienen waren, wurden in die UTOPIA BESTSELLER aufgenommen, und am Ende stand »Stern A funkt Hilfe« der 1948 als Fortsetzungsreihe in der Zeitschrift »Das Grüne Blatt« erschienen war und von dem man damals noch annahm, dass es sich um Scheers SF-Erstling gehandelt habe. Mit dieser Ausnahme waren alle Romane vorher als Leihbuch erschienen, nie hatte Scheer einen Heftroman verfasst – abgesehen von PERRY RHODAN und ATLAN.

Wie schon seine ZBV-Serie wurde auch Scheers Autorenreihe ein so großer Erfolg, dass sie nach Erscheinen von Band 44 sofort wieder neu aufgelegt wurde. Spätere Autorenreihen des Verlags von Clark Darlton, E. C. Tubb und Andre Norton konnten sich wirtschaftlich hingegen nicht tragen. Sie wurden vorzeitig eingestellt. Lediglich eine SF-Reihe von Wolf Detlef Rohr mit Werken aus den Fünfzigerjahren, ursprünglich teilweise unter Wayne Coover erschienen, wurde komplett aufgelegt. Sie sollte mit neuen Romanen fortgesetzt werden. Leider sollte den Lesern durch den überraschenden Tod des Autors nur ein einziger neuer Roman vergönnt sein, der den Auftakt zu einem Zeitreise-Zyklus darstellte …

Science Fiction wittert Morgenluft

Im Kelter Verlag ging man derweil andere Wege. Der Versuch, an den Erfolg von PERRY RHODAN und ATLAN anzuknüpfen, war mit Kurt Brands SF-Serie REN DHARK schon in zwei Anläufen gescheitert. Vielleicht sollte man es mit einer regelmäßigen Heftreihe versuchen, die in sich abgeschlossene Romane brachte? Warum sollte man TERRA ASTRA, das seit Jahren als Talentschmiede für das Perryversum diente, das Feld allein überlassen?

Der dies dachte, war Klaus-Dietrich Petersen, der von 1969 bis 1972 zusammen mit dem Literaturagenten und Übersetzer Roland Fleissner im Verlag Marion von Schröder eine anspruchsvolle SF-Reihe im Paperback herausgebracht hatte. Nach der Auflösung des Lektorats war er zu Kelter gegangen, wo er anfangs Frauenromane bearbeitete. Er entwickelte gern Konzepte, und nachdem eine Hexenromanserie nicht realisiert wurde, gelang es ihm mit seinem zweiten Versuch: Die Reihe GEMINI SCIENCE FICTION war geboren.

Das Gesicht der neuen Reihe, die im Januar 1976 an die Stelle einer Fortsetzung der SF-Serie REN DHARK durch neue Romane trat, wurde sehr durch die Zusammenarbeit mit der literarischen Agentur Utoprop geprägt. Dort waren Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn federführend, die gemeinsam das Fanzine SCIENCE FICTION TIMES herausbrachten und kurz zuvor im Fischer Taschenbuchverlag die SF-Reihe ORBIT vorgelegt hatten. Sie vermittelten einen Großteil der Autoren, Übersetzer und Graphiker.

Als GEMINI startete, sollte es eine Alternative zu den SF-Reihen TERRA ASTRA und ZAUBERKREIS-SF bilden, die wöchentlich beziehungsweise monatlich herauskamen. Die ansprechende Covergestaltung lag vorwiegend in den Händen des Hamburger Künstlers Olof Feindt, der mit »Van Vindt« signierte. Er steuerte zwanzig Titelbilder bei, seine ersten Arbeiten auf dem Gebiet der Science Fiction, zeitgleich zu ersten Illustrationen für SF-Storys in dem im Rena Verlag erscheinenden Männermagazin CASANOVA. Acht stammten von dem legendären R. S. Lonati, der schon für die klassische Pabel-Heftreihe UTOPIA gearbeitet hatte und auch dreißig Jahre lang die Cover von ZAUBERKREIS-SF bestritt, sieben weitere zeichnete Manfred Schneider, der frisch von RAUMSCHIFF PROMET zu der neuen Kelter-Reihe gestoßen war. Ebenfalls sieben Titelbilder – sehr plakativ und grob skizziert – trug der hauseigene Künstler Cavarillo bei, und die Agenturkünstler Robert Peeters und David A. Hardy, auch in den USA ein sehr bekannter Mann, lieferten jeweils drei weitere.

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