Perry Rhodan - Die Chronik

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MONSTRULA

Kurt Brand ist zeit seines Lebens ein Stehaufmännchen gewesen. Als in der Krimi-Heftreihe, in der »Checkpart 2000« erschienen war, ein knappes Jahr nach Einstellung dieser Unterserie alle vier Wochen ein sogenannter »Geister-Krimi« erschien, war er schon beim dritten Band wieder mit dabei – diesmal unter dem ungarischen Pseudonym Jànos Véreb. Die Reihe wurde 1974 mit Band vier ausgegliedert, und er verfasste in diesem Jahr nicht nur sechs weitere Véreb-Hefte, sondern konzipierte auch eine neue Romanreihe.

MONSTRULA hieß das Projekt, das er parallel zu den REN DHARK-Taschenbüchern unter dem Pseudonym Ted Scout startete. Es sollte eine Horrorserie werden, doch brachte sie es im KELTER TASCHENBUCH nur auf drei Bände. Nach den ersten beiden Romanen mit dem Helden Mart Wayne kam vom Verlag das Aus – obwohl noch ein Roman von Edgar Tarbot alias Friedrich Tenkrat mit anderem Thema und anderen Figuren folgte.

Brands Konzept wurde auf Eis gelegt, der Name MONSTRULA aber gleich im Anschluss für eine Heftserie mit dem Helden Jack Callum verwendet, einem Reporter, der durch den Fluch seiner verstorbenen Verlobten zum Geisterseher wird. Die insgesamt 46 Romane schrieben M. R. Heinze und Richard Wunderer gemeinsam unter dem Pseudonym M. R. Richards. Ersterer verfasste die Exposés, Letzterer die Romane, wobei Heinze gelegentlich auch einzelne Kapitel beisteuerte. Mit dieser im August 1974 gestarteten Heftserie versuchte Kelter sich an den Erfolg von DÄMONENKILLER anzuhängen, der Horrorserie von Ernst Vlcek und Neal Davenport, die sehr erfolgreich im Erich Pabel Verlag lief.

Kurt Brand blieb bei alledem wieder außen vor. Er verfasste noch vier REN DHARK-Taschenbücher und ein Heftmanuskript für die SF-Reihe GEMINI, das der zuständige Kelter-Redakteur jedoch ablehnte.

Neue Anläufe – und Abgesänge

Schon vor der Einstellung von REN DHARK im Taschenbuch hatten sich die Stimmen gemehrt, die eine Neuauflage und Fortführung der Heftserie wünschten.

Ende 1977 wurde die Romanreihe GEMINI eingestellt; es war nicht gelungen, ein breites Publikum für diese SF-Reihe mit vorwiegend jungen deutschen Autoren zu finden. An ihre Stelle trat jetzt tatsächlich eine von vielen ersehnte zweite Auflage von REN DHARK. Aber die Hefte wurden einfach unbearbeitet noch einmal herausgebracht, zum Teil sogar mit den alten Druckvorlagen – lediglich die Titelbildgestaltung wurde modifiziert …

Zehn Jahre später sollte sogar eine dritte Auflage erscheinen, aber in beiden Fällen wurden die Hoffnungen der Leser auf eine Fortführung enttäuscht. Und das, obwohl während der dritten Laufzeit Heike und Werner Kurt Giesa ein weiterführendes Konzept bis Band 150 vorgelegt hatten. Es war einfach nicht möglich gewesen, beim Verlag ein Engagement für die Serie zu wecken, das ihrem wahren Potenzial gerecht wurde. Science Fiction wurde bei Kelter wie jede beliebige Trivialliteratur behandelt – als verwurstbare Billigware.

Schon Kurt Brand hatte ähnliche Erfahrungen gemacht.

»Er deutete ein- oder zweimal an«, erinnerte sich Werner Kurt Giesa in einem E-Mail-Wechsel mit dem Chronisten, »der alte Otto Melchert, dem die Kelter-Gruppe gehöre, habe sich immer gegen SF gesträubt und der junge – Gerhard – habe ›Ren Dhark‹ damals gegen den Willen seines Vaters durchgezogen. Otto Melchert hatte ja auch später, als er den Verlag längst an den Junior abgegeben hatte, immer noch seinen dicken Daumen drauf. Bis einschließlich der dritten Heftauflage, die Gerhard Melchert glaubhaft und ernsthaft weiterführen wollte und immerhin sogar bereit war, sich mit Kurt und mir in Frankfurt am Main zu treffen – wo gibt’s das sonst schon, dass der Verleger zum Autor kommt, statt den Autor zu sich zu zitieren? Jedenfalls wäre Frankfurt sowohl für Kurt als auch für Melchert junior der jeweils halbe Weg gewesen. Aber ein paar Tage vor Terminabsprache wurde dann doch wieder alles gekippt.«

Statt einer Fortführung wurden die Taschenbücher erneut gestartet. Noch zu Zeiten der dritten Heftauflage druckte der zur Kelter-Gruppe gehörende Deutsche Literatur-Verlag, den Otto Melchert leitete, die ersten drei Ausgaben nach. Es war wieder eine typische Billigproduktion. »Wie bei den Heften wurde der damalige Taschenbuchsatz verwendet und nur Verlagslogo und Impressum ausgetauscht – und natürlich die Titelbilder.«

Ein echtes Interesse an der Serie hatte der Verlag aber nach wie vor nicht. Giesa wusste zu berichten: »In den Kelter-Taschenbüchern war Band 3 verheftet worden, das heißt zwei Druckbögen in ihrer Reihenfolge vertauscht. Und obgleich Kurt den Verlag eigens darauf hinwies und einforderte, es diesmal richtig zu machen, wurde auch der Nachdruck genauso verheftet wie das Original! Da war jemand nicht ganz zu Unrecht ziemlich sauer.«

Aber schließlich sollte Kelter von seinem ungeliebten Kind befreit werden. Anfang der Neunzigerjahre kaufte Kurt Brands »Witwe« die Rechte an der Serie vom Verlag zurück. Maria Steinmetz, geborene Wallau, war zwar nicht mit Brand verheiratet gewesen, sondern »nur« seine Lebensgefährtin, ließ sich aber immer mit »Brand« anreden und meldete sich so auch am Telefon. Und der Rückkauf war eine kluge Entscheidung gewesen …

Es folgte eine Buchausgabe der Heftserie, die 1994 im Hans Joachim Bernt Verlag startete. Der Bearbeiter Manfred Weinland schob zwischen Heft 49 und 50 weitere Romanepisoden ein, den dreibändigen G’Loorn-Zyklus. Während Buch sechs von ihm mit Unterstützung Werner Kurt Giesas geschrieben wurde, zog er für Buch sieben und acht zusätzlich noch Manfred Wegener, Conrad Shepherd und Hubert Haensel hinzu. Bald darauf musste Weinland die Bearbeitung aus Zeitgründen an Gerd Rottenecker und Heinz Mohlberg abgeben. Inzwischen liegt die Buchausgabe der ursprünglich 98 Heftromane geschlossen vor und wurde von einem neuen Autorenteam durch neue Abenteuer ergänzt. So entstanden mehrere Dutzend weitere Bücher – teilweise mit sehr angesehenen und guten Autoren.

Einer der fleißigsten neuen REN DHARK-Mitarbeiter war Werner Kurt Giesa, der von Kurt Brand im Falle einer Fortsetzung als neuer Hauptautor der Serie vorgesehen gewesen war. Einige Zeit vor seinem viel zu frühen Tod am 8. Februar 2008 kam es zu Streitigkeiten mit dem Verlag. Giesa war nicht mehr bereit gewesen, die politische Linie der Macher mitzutragen, und schied aus eigenem Wunsch aus dem Autorenteam aus.

Ein Abstecher zu Bastei

Im Jahre 1977 startete bei Bastei-Lübbe die Taschenbuchreihe MONDSTATION 1999 mit Romanen zu einer Fernsehserie, die damals im ZDF unter dem Titel »Mondbasis Alpha 1« lief. Genau wie bei der Heftserie COMMANDER SCOTT setzte der zuständige Redakteur Michael Kubiak wieder amerikanische und deutsche Autoren gemeinsam ein. Auf die ersten sechs Romane von Michael Butterworth folgten sechs Eigenproduktionen. Dabei machte H. W. Springer alias Hans Wolf Sommer mit vier Bänden den Anfang, ein sehr unterhaltsamer Autor von Krimi, Horror und Science Fiction, der unter diesem Pseudonym auch lange für die SF-Reihe des Zauberkreis Verlags tätig war. Den elften Band von MONDSTATION 1999 verfasste der ehemalige PERRY RHODAN-Autor Kurt Brand, doch zu einer ständigen Mitarbeit kam es nicht mehr. Der folgende Titel von M. S. Thomas schloss die Reihe ab.

Erst vier Jahre später sollte Brand noch einmal eine Taschenbuchveröffentlichung erleben, als der Bastei Lübbe Verlag 1982 begann, in der Reihe SCIENCE FICTION ABENTEUER seinen zehnbändigen Heftromanzyklus über den Weltraumreporter Yal neu herauszubringen, den Brand ab 1963 parallel zu seiner Arbeit an PERRY RHODAN herausgebracht hatte. Allerdings wurden nur die ersten sechs Hefte der Serie nachgedruckt, die in der von Günter M. Schelwokat betreuten TERRA-Reihe erschienen waren.

Brands Taschenbuchprojekte standen nie unter einem guten Stern. Aber inzwischen hat der Autor späte Genugtuung erfahren. Viele seiner serienunabhängigen SF-Einzelromane wurden mittlerweile nachgedruckt, vorwiegend beim Verlag Heinz Mohlberg.

Leben auf dem Mars

»Im Herbst 1975 starteten zwei Planetensonden von Kap Kennedy, die technisch und finanziell das bisher wichtigste und ehrgeizigste Weltraumexperiment darstellen und die Chance bieten, eine der aufregendsten Entdeckungen aller Zeiten zu machen: Leben auf dem Mars.«

So pries ein farbiger Beihefter in PERRY RHODAN 741 und 742 auf vier Seiten ein neues NASA-Projekt an, wobei die Daten der Trägerraketen und der Viking-Lander sowie die genauen Flugdaten ebenso enthalten waren wie Stellungnahmen von Wissenschaftlern und ein Verweis auf ein Hörspiel von Orson Welles, das auf der Grundlage des Romans »Krieg der Welten« von H. G. Wells entstanden war; es hatte 1938 in New York eine Massenhysterie ausgelöst, weil Tausende von Zuhörern an eine echte Invasion vom Roten Planeten glaubten.

Anlass für diese Werbung war ein ungarischer Briefmarkensatz mit Ringbinder gewesen, den man für 29,50 DM erwerben konnte. Gekoppelt mit der Bestellung war ein Abonnement über neue und ältere Marken und Blocks zum Thema »Die Erforschung des Mars im Spiegel der Briefmarke«.

Ein beachtlicher Aufwand für den Kundenfang, den in dieser durchaus lehrreichen Weise bei heutigen Angeboten bestenfalls noch Wissenschaftsmagazine leisten.

Die Peschke-Invasion

Die letzten Neuzugänge bei ATLAN waren noch nicht lange her. Erst im Dezember 1974 war Conrad Shepherd ins Team aufgenommen worden, zwei Monate später gefolgt von Marianne Sydow. Schon eine Woche nach ihr – im April 1975 – erschien der erste ATLAN-Roman von Harvey Patton, einem, wie es schien, völligen Neuling. Er hatte vorher in TERRA ASTRA in größeren Abständen fünf Einzelromane veröffentlicht … aber sonst?

Einen Monat nach seinem ATLAN-Debüt erschien in TERRA ASTRA ein Autorenporträt, das diesen Irrtum aufklärte. Des Rätsels Lösung war, dass der Autor sich eigens für Moewig ein neues Pseudonym zugelegt hatte. Ältere Fans kannten ihn noch als Leihbuchautor W. Brown, ein Name, unter dem auch andere Autoren firmiert hatten – und jüngere Fans kannten ihn unter seinem bürgerlichen Namen Hans Peschke, unter dem er einer der Stammautoren von Kurt Brands zweiter großen SF-Serie RAUMSCHIFF PROMET gewesen war!

 

»Ehrlich gesagt, ich habe es direkt genossen, letzthin in einer Leserkritik als Jungautor bezeichnet zu werden«, heißt es in seinem Porträt. »Schön wäre es ja, aber leider bin ich schon ein ›alter Hase‹, der sich im Laufe von 51 Jahren so manchen Zahn ausgebissen hat.« Und der Chronist genießt es, an dieser Stelle erstmals preiszugeben, dass er diesem Irrtum aufgesessen war und Peschke in einer Rezension so bezeichnet hatte!

Harvey Patton schildert in TERRA ASTRA, wie er Mitte der Fünfzigerjahre der SF verfallen war: »Das fing ganz harmlos mit JIM PARKER, W. D. Rohr, Clark Darlton und K. H. Scheer an, doch es artete aus, als ich 1960 zum Fandom stieß. Stories und Artikel für Fanzines wurden verbrochen, dann redigierte ich zwei Jahre lang selbst ein Blatt.« Er hatte sich schon früher am Schreiben von Krimis versucht, aber der Erfolg war mäßig gewesen. Jetzt sattelte er um und verfasste 1964 den SF-Roman »Besuch von Terra«, der aber vorerst unveröffentlicht blieb. Im selben Jahr erschien allerdings »Irrgarten Kosmos« im Leihbuchverlag Bewin unter dem Pseudonym W. Brown. »Drei Leihbücher im Jahr schaffte ich im Durchschnitt, und das zum fürstlichen Honorar von 400.- DM. Doch mein Hobby blühte weiter, wenn auch vorerst mehr als Gänseblümchen.«

Der Name Hans Peschke prangte erstmals 1967 auf dem UTOPIA-ZUKUNFTSROMAN 542, »Gefahr von Antares III«, der zugleich als Leihbuch unter W. Brown erschien. Im Jahr darauf erschienen zwei weitere UTOPIA-Hefte, von denen das eine zwei Jahre später als Leihbuch und das andere 1974 unter dem Namen Peter Hansen in der SF-Reihe des Andromeda-Verlags nachgedruckt wurde. 1968 erschien auch der bisher unveröffentlichte Erstling im Leihbuch, gefolgt von drei weiteren, bis Peschke – der UTOPIA-ZUKUNFTSROMAN war eingestellt worden – mit »Jagd auf Star King« seinen Einstand in der Heftreihe ZAUBERKREIS-SF gab. Ein zweites Abenteuer der Interstellar Detective Agency erschien 1972 als »Detektiv der Sterne« im Andromeda-Verlag.

»Einige Nelken in Form von Heftromanen erwuchsen mir zwischendurch«, schrieb Peschke hierzu, »aber ein Beet wurde erst daraus, als ich dann 1972 bei RAUMSCHIFF PROMET als Kadett angeheuert wurde. Doch dessen Höhenflug dauerte nicht sehr lange. Mit Band 65, der sehr treffend ›Katastrophe auf Bankor‹ hieß, erlitt es endgültig Schiffbruch.« Vierzehn Romane für die Serie waren es bis 1974 geworden, ein fünfzehnter wurde erst 1988 in Ausgabe 121 des Fanzines ANDROMEDA veröffentlicht. Wohin sollte der Autor jetzt ausweichen? Der Leihbuchmarkt war mittlerweile völlig zusammengebrochen.

Zum Glück hatte Peschke vorgebaut und schon während seiner Zeit bei RAUMSCHIFF PROMET zwei Einzelromane verfasst, »Welten in Not« und »Die Sklaven von Mura«, die beide 1973 in TERRA ASTRA erschienen waren – unter einem Pseudonym, das den Autor einmal bekannter machen sollte, als er es je zuvor war: Harvey Patton.

Und im gleichen Jahr war bei Bastei-Lübbe als Konkurrenz zu PERRY RHODAN auch die SF-Serie COMMANDER SCOTT gestartet, in der unter dem Sammelpseudonym Gregory Kern deutsche Autoren ein amerikanisches Konzept fortsetzten. Dort fand Peschke nach dem finanziellen Fiasko bei RAUMSCHIFF PROMET eine neue Heuer. Er steuerte fünf Romane bei, bis auch COMMANDER SCOTT eingestellt wurde. Auf Anregung des Redakteurs Michael Kubiak verfasste er noch einen Horrorroman, »Im Schloss der Verdammten«, der 1975 als GESPENSTER-KRIMI 244 unter dem Pseudonym Harvey Pearson erschien. Vielleicht hatte diese Erfahrung den Autor dazu gebracht, das Angebot einer Mitarbeit an der FRANKENSTEIN-Serie, das William Voltz ihm machte, kategorisch abzulehnen.

Weitere Frondienste waren nicht erforderlich. Noch während seiner Tätigkeit für Bastei-Lübbe hatte Peschke die Weichen für den endgültigen Neustart seiner Karriere gestellt. Er schrieb sein erstes Leihbuch zu einem Heftroman um, der 1974 in TERRA ASTRA erschien, und ließ die Bearbeitung eines Leihbuchs von 1968 folgen. Im Anschluss daran erfolgte eine wahre Peschke-Invasion auf die SF-Reihen des Moewig Verlags.

Unter Harvey Patton erschien mit »Das Erbe der Varrym« ein neuer Roman für TERRA ASTRA, dem ein Jahr später im zweiwöchentlichen Abstand die sogenannte Garal-Trilogie folgte. Zuvor war schon Pattons Einstieg bei ATLAN erfolgt, und auch seine Mitarbeit bei PERRY RHODAN war mittlerweile beschlossene Sache …

Harvey Patton bei ATLAN

Sein schneller Einstieg im Perryversum verdankte sich einer konzertierten Aktion der SF-Lektoren Günter M. Schelwokat und Kurt Bernhardt, die zu dieser Zeit händeringend auf der Suche nach neuen Autoren für ATLAN waren. Peschke hatte gerade sein erstes Leihbuch für TERRA ASTRA umgeschrieben, gefolgt von einer weiteren Bearbeitung.

In einem Schreiben vom 2. Juli 1974 bezog sich Cheflektor Bernhardt auf den jüngsten Vertragsabschluss. »Das gibt uns den Anlass, Sie besonders auf unser großes Science-Fiction-Programm aufmerksam zu machen. Wir bringen PERRY RHODAN, ATLAN, DRAGON usw. heraus. Wir sind sehr interessiert an ständigen Mitarbeitern für diese Serien. Besteht die Möglichkeit, dass Sie z.B. für ATLAN oder DRAGON arbeiten? Wir lassen Ihnen mit gleicher Post verschiedene ATLAN-Hefte zugehen. Wenn Sie Zeit haben, lesen Sie diese Hefte und schreiben Sie mir, ob Sie an einer Mitarbeit als Autor interessiert sind. Sollte das der Fall sein, dann werde ich Ihnen die Adresse des Redakteurs und Exposéschreibers Voltz, Offenbach, mitteilen. Dann wäre es zweckmäßig, wenn Sie nach Offenbach kommen würden und mit ihm über die Einzelheiten der Zusammenarbeit sprechen könnten.«

Bernhardt war eindeutig von Peschke überzeugt. »Die ATLAN- sowie die DRAGON-Romane, von denen wir auch je drei Exemplare beilegen«, heißt es weiter, »werden nach Exposés geschrieben, die Sie dann jeweils geliefert bekommen. Die Honorare liegen erheblich höher als üblich, aber wir sind nur daran interessiert, wenn Sie regelmäßig an den Serien mitarbeiten, wobei genaue Termine für Ablieferung der Manuskripte gegeben werden. Ich würde mich freuen, wenn es zu einer ständigen Zusammenarbeit käme.«

In einem Beitrag für den PERRY RHODAN WERKSTATTBAND, den Horst Hoffmann 1986 herausgab, schrieb Peschke, dass sich damals alles noch im Rahmen eines Hobbys bewegte, weitergehende Ambitionen habe er zu dieser Zeit nicht gehabt. Aber dieser Brief änderte alles. Er riss »mich abrupt aus meiner beschaulichen Ruhe, obwohl er im üblichen dürren Verkehrsdeutsch abgefasst war. Teilte mir darin doch Cheflektor Bernhardt mit, dass der Verlag mich ausersehen hätte, an der ATLAN-Serie mitzuwirken!«

Es sollte zu einer ständigen Zusammenarbeit kommen, wenn auch nicht mehr bei DRAGON, das kurz darauf überraschend eingestellt wurde. »Aufgeregt wartete ich auf das erste Exposé«, fährt Peschke in seinen Erinnerungen fort. »Es kam für ATLAN 179, und Willi Voltz warf mich, seinen eigenen Worten nach, mitten ins kalte Wasser.« In diesem vierzigsten EXCLUSIV-Roman wird der Kristallprinz von seinem ungeborenen Sohn Chapat aufgefordert, über sein Leben zu berichten. Atlan erzählt daraufhin, was er von dem Bauchaufschneider Fartuloon über den gewaltsamen Tod seines Vaters erfahren hat.

Elf Wochen später, gleich nach einem großartigen Mikrokosmos-Zweiteiler, mit dem Conrad Shepherd wieder aus ATLAN ausstieg, erschien der nächste Patton. »Man billigte mir weitere Romane zu«, erinnerte sich der Autor, »die ersten Autogrammwünsche von Lesern erreichten mich, und meine Nase hob sich noch um ein paar Millimeter. Bis zu den Wolken reichte sie aber längst noch nicht, ein paar Anrufe von Schelwokat sorgten dafür, dass ich auch wieder nach unten sah und schön auf dem Teppich blieb.«

Seine gesamte weitere Schriftstellerkarriere sollte Harvey Patton in den Dienst von Moewig stellen. Allein für ATLAN schrieb er dreißig Romane, wenn auch mit einer Unterbrechung von sieben Jahren, und selbst bei PERRY RHODAN sollte er eingesetzt werden – leider nur ein einziges Mal, weil er das Exposé zu freizügig ausgelegt hatte.

Kurzbiografie: Harvey Patton

Am 24. Juni 1923 in Breslau geboren, arbeitete Hans Peschke – wie der Autor mit bürgerlichem Namen hieß – bis 1941 als gräflicher Diener und ging dann zur Luftwaffe. Nach dreieinhalb Jahren Krieg und einem halben Jahr Kriegsgefangenschaft landete er als überzeugter Pazifist im Schwabenland, wo er als Bahnarbeiter, Krempler und Speisewagenkellner jobbte. Schließlich wurde er im Rheinland für eine Textilfirma tätig, heiratete und wurde Vater von fünf Kindern. Mitte der Fünfzigerjahre entdeckte er seine Liebe zur Science Fiction, wurde im Fandom aktiv und veröffentlichte 1964 sein erstes Leihbuch, dem noch vierzehn weitere folgten. Nach SF-Heftromanen für Pabel und Zauberkreis wurde er von Kurt Brand zur Mitarbeit an RAUMSCHIFF PROMET eingeladen, für das er fünfzehn Beiträge leistete. 1975 schrieb er für die Bastei-Lübbe-Serie COMMANDER SCOTT, verfasste seinen ersten ATLAN-Roman und stellte den traurigen Rekord auf, nach einem einzigen Roman die PERRY RHODAN-Serie wieder verlassen zu müssen. Ab 1976 entstanden sechs PLANETENROMANE, und von 1977 bis 1983 gehörte er zum Autorenteam der ORION-Serie, die von der gleichnamigen Fernsehserie inspiriert war. ATLANS Einstellung bedeutete auch für ihn das Aus. Nach einer schweren Krebsoperation lebte er bis zu seinem Tod im Jahr 1994 als Frührentner von der Krebsrente.

Neue Risszeichnungsbände

Im Oktober 1966 hatte der Verlag erstmals Risszeichnungen in besonderer Ausstattung herausgebracht, zwölf dreifarbig bedruckte Bögen in DIN A3. Im Januar 1969 und Oktober 1970 kamen jeweils sechs weitere in doppelter Heftgröße hinzu, bevor ein Jahr später der erste Sonderband mit farbigem Einband erschien. Er hatte einen Leinenrücken und enthielt fünfzig Risszeichnungen aus den ersten fünfhundert PERRY-RHODAN-Romanen.

Drei Jahre vergingen, bis Cheflektor Kurt Bernhardt dem Wunsch zahlreicher Leser folgte, den Risszeichnungsband erneut herauszubringen. Allerdings verlangte er eine gründliche Bearbeitung der ersten Ausgabe. Am 17. Dezember 1974 wandte er sich diesbezüglich an William Voltz: »Es sieht so aus: Ich werde in den nächsten Tagen Bescheid erhalten. Sie können praktisch mit den redaktionellen Vorbereitungen beginnen.«

Anfang des folgenden Jahres wurde der erste Risszeichnungsband wieder angeboten. Aber der große Erfolg bei den Lesern blieb dem Cheflektor anfangs offenbar verborgen. »Es stimmt nicht, dass die Risszeichnungen nicht mehr so beliebt sind wie früher«, schrieb Voltz am 12. Juli 1975 an Bernhardt. »Lesen Sie bitte die Leserbriefe, was für eine Aufregung losbricht, wenn in der 2. Auflage einmal eine Risszeichnung ausgelassen wird.«

Bernhardts Reaktion ließ nicht lange auf sich warten – wie so oft, äußerte sie sich in gehöriger Mehrarbeit für den Risszeichnungs-Redakteur. Auf Band 1 folgte im Mai 1978 im gleichen DIN-A3-Format und in der gleichen Ausführung ein zweiter Band mit Risszeichnungen aus der Serie bis Band 710. Im Mai 1980 erschien ein dritter, der fünfzig Motive aus den Bänden 711 bis 935 enthielt, drei Jahre später im September ein weiterer, der erstmals auch zwei noch nie in den Romanen erschienene Zeichnungen brachte.

Erst 1991 wurde die Tradition der Risszeichnungsbände wieder aufgegriffen und 1996 ein abschließender Band herausgebracht. Schon im selben Jahr erschienen die ersten Risszeichnungen auf CD-ROM – eine zeitgemäße Veröffentlichungsweise, die mittlerweile mit allen Finessen die interaktiven Möglichkeiten des Mediums nutzt.

Brennpunkte im All

William Voltz trieb die Handlung von PERRY RHODAN auf drei wechselnden Ebenen weiter voran – ein Konzept, das schon sehr früh in der Serie unter der Exposé-Redaktion von K. H. Scheer eingesetzt worden war. Es sorgte für Vielseitigkeit und ließ den Leser nach der Auflösung des jeweiligen Cliffhangers geradezu fiebern.

Auf der Handlungsebene Terra befassten sich ab PERRY RHODAN 732 zwei Doppelromane mit dem Aufstand der Immunen, die der gefühlsverarmenden Strahlung der Sonne Medaillon im Mahlstrom der Sterne nicht erlegen waren. Hans Kneifel und Kurt Mahr schildern darin, wie der hohe Flottenoffizier Trevor Casalle sich in der Welt der Aphiliker durchzusetzen beginnt, seine Konkurrenten ausschaltet und sich nach Reginald Bulls Genesung von der Aphilie zum Alleinherrscher über die Erde aufschwingt. Um seine Macht zu festigen, versucht er durch eine Gehirnwäsche die Geschichte der Menschheit auslöschen. Gleichzeitig will er Roi Dantons Untergrundorganisation zerschlagen und greift vergebens nach Bulls Zellaktivator, um die Unsterblichkeit zu erlangen.

 

Mit PERRY RHODAN 736 von Clark Darlton wechselte die Handlung zur Milchstraße, in der überraschend die SZ-2 auftaucht, eine der beiden Kugelzellen des Hantelraumers SOL. Nachdem sie kosmische Distanzen zurückgelegt hat, sind ihre Energievorräte beinahe erschöpft. Es kommt zu ersten Einsätzen gegen die neue Herrschermacht der Laren, die mit Hilfe eines Täuschungsmanövers das Versteck der Menschheit zu finden versucht. Aber auch durch den Einsatz eines Doppelgängers von Rhodan und ein falsches terranisches Flaggschiff gelingt es den Laren nicht, das Neue Einsteinsche Imperium unter Atlan auszuheben.

Das Thema Dakkarraum griff Darlton in PERRY RHODAN 742 wieder auf. Die Terraner und Weltraumgeborenen der SOL müssen sich zusammen mit den Keloskern und Spezialisten der Nacht in dieser fremden Umgebung behaupten. Es gelingt ihnen, einen Rechenverbund an Bord zu holen, mit dem sie diese Zone verlassen können, als das Volk der Koltonen angreift, das seinerzeit die zwölf Spezialisten der Nacht züchtete. Unter dem ebenfalls vom Untergang bedrohten Volk der Zgmahkonen, den eigentlichen Begründern des Hetos der Sieben, bricht das Chaos aus. Durch ihre unbegreiflichen hyperphysikalischen Kräfte sorgen die Spezialisten der Nacht dafür, dass nach dem Verlassen des Dakkarraums alle Dimensionstunnel ins Reich der Zgmahkonen zusammenbrechen.

In PERRY RHODAN 746 schilderte William Voltz, wie die SOL in den freien Weltraum hinausfliegt und die Spezialisten einem inneren Ruf nachgeben, der ihr weiteres Schicksal bestimmt. Alaska Saedelaere folgt ihnen durch ein Tor in die Unendlichkeit, und während Rhodan im folgenden Band vergeblich auf dessen Rückkehr wartet, empfängt der Mausbiber Gucky seltsame Impulse, die ihn zu einer Expedition veranlassen. Gemeinsam mit Fellmer Lloyd fliegt er in einem Beiboot in den Machtbereich unsichtbarer Götter, wo er auf einen Artgenossen trifft. Nach diesem kosmischen Intermezzo setzt die SOL ihren Flug zur Milchstraße fort.

Zwei Bände blieben noch bis zum Abschluss des Zyklus. Sie sollten ein besonderes Highlight bieten. Kurt Mahr schilderte, wie Immune und Aphiliker ein Zweckbündnis zur Evakuierung des Planeten Erde schließen. Dabei schaltet sich der lunare Riesenrechner NATHAN ein, ohne dessen Mitwirkung praktisch keine technischen Abläufe auf Terra mehr möglich sind. Dank seiner und der Hilfe seines Geschöpfes Raphael kommt es zum »Plan der Vollendung«: Zusammen mit der Sonne Medaillon, dem Planeten Goshmos-Castle und dem Mond verschwindet die Erde in der flammenden Öffnung des Schlunds.

Was geschieht dabei mit den zwanzig Milliarden Bewohnern Terras? Die Männer und Frauen von Roi Dantons Untergrundorganisation wissen es nicht. Außer ihnen konnte vor dem Verschwinden der Erde niemand den freien Raum des Mahlstroms erreichen.

Info zur Romanserie: SOL-Geborene

Nach dem Aufbruch des Fernraumschiffs SOL im Jahr 3540, als es mit Perry Rhodan und seinen Getreuen an Bord die von der Aphilie beherrschte Erde verließ, kamen immer mehr Menschen zur Welt, denen die gefühlsmäßige Bindung an das Leben auf einem Planeten fehlte. Sie fühlten sich nicht mehr als Terraner, sondern als Solaner und begannen sich mit wachsendem Selbstbewusstsein zu organisieren. Als die SOL im Jahr 3581 die Milchstraße erreichte und sich gleich wieder auf die Suche nach der Erde machte, wurden immer mehr Forderungen der Solaner laut, darunter: die SOL, ihre Heimat, solle nicht mehr unter Führung von Perry Rhodan und seiner Gruppe Gefahren ausgesetzt werden. So kam es im Jahre 3586 zur Übergabe des Schiffes an die Solaner. Die folgenden zwei Jahrhunderte waren vom allmählichen Zerfall der Ordnung an Bord und dem Auftreten elitärer Gruppen gekennzeichnet, bis die ständig wachsende Zahl der Solaner unter einer Diktatur lebte. Sie führte ein Kastensystem ein, das ihre Mitglieder in sechs Wertigkeiten untergliederte. Die Diktatur konnte erst abgeschafft werden, als im Jahre 3791 der Arkonide Atlan von Buhrlos – einfachen Solanern ohne alle Rechte – treibend im Raum aufgefunden wurde. Damit begann für die SOL – zu dieser Zeit befanden sich 100.000 Wesen an Bord – eine zwanzigjährige Odyssee zurück zur Erde. Seitdem stieß das Schiff immer wieder in Weltraumtiefen vor.

Ein einsamer Rekord

Der Aphilie-Zyklus war ein Höhepunkt von PERRY RHODAN. Nicht nur die Leser, auch die Autoren waren begeistert bei der Sache. Harvey Patton schrieb in TERRA ASTRA 194 über den Zyklus: »Ist er nicht im Grunde eine logische Weiterentwicklung der bereits heute erkennbaren Tendenzen innerhalb aller irdischen Gesellschaftsformen? Ich fürchte fast, dass es nicht erst der Strahlenkomponente einer fremden Sonne bedarf – die Lieblosigkeit greift auch so immer weiter um sich. Wenn es nun Romanen dieser Art mit ihren abschreckenden Beispielen gelänge, wenigstens einen Teil der Menschen aus ihrer Gleichgültigkeit und Ichsucht aufzurütteln, wäre schon viel erreicht!«

Als Patton diese Worte schrieb, die im April 1975 erschienen, hatte er gerade erfahren, dass er selber einen Roman zum Aphilie-Zyklus beitragen würde. »WiVo meldete sich bei mir und verkündete trocken, er hätte eben ein PERRY RHODAN-Exposé für mich zur Post gegeben! Ein Blitzschlag also, der mich unter Hochspannung setzte, und wirklich kam das Ding am nächsten Tag bei mir an«, schreibt er elf Jahre später im PERRY RHODAN WERKSTATTBAND. »Fast andächtig las ich es vor und zurück und freute mich besonders, dass der Mausbiber Gucky darin eine der Hauptpersonen war.«

In dem Roman mit der Bandnummer 747 fliegen Gucky und Fellmer Lloyd einen Planeten an und landen bei einem Tempel, unter dem ein Raumschiff verborgen ist. Dabei werden ihre Parafähigkeiten neutralisiert. Sie entdecken einen Artgenossen von Gucky – den stark geschwächten Lowis, der in Trance künstlich am Leben gehalten wird.

Der Ilt erwacht und berichtet, dass er vor vierhundert Jahren als Einziger den Absturz des Beibootes eines mit Mausbibern bemannten Raumschiffes auf dem Planeten der echsenhaften Cgh-Ring überlebte und von diesen aufgenommen wurde. Verbrecherische Wissenschaftler, die durch Experimente ihre Körper verloren, entführten ihn bei ihrer Flucht und missbrauchen ihn seit ihrer Bruchlandung auf Grosocht als Verstärker ihrer Paragaben. Durch einen Parablock können die beiden Mausbiber und Lloyd die Körperlosen abwehren. Aber dabei stirbt Lowis. Gucky und Fellmer Lloyd verlassen den Planeten.

Unmittelbar nach Erhalt des Exposés rief Harvey Patton bei Voltz an und brachte enthusiastisch einige Änderungswünsche vor. Tags darauf, am 28. Januar 1975, trug er sie in einem Schreiben an ihn zusammen. »Was mir an dem Exposé nicht gefiel«, bekannte er später im WERKSTATTBAND, »war der Umstand, dass der Mausbiber Lowis am Ende des Romans so jämmerlich sterben sollte. Hier hatte Gucky nach langer Einsamkeit endlich wieder einmal einen anderen Ilt getroffen, und ich hätte den beiden gern ein Happy-End gegönnt. Also legte ich mir eine Alternative zurecht, die Lowis überleben ließ, und als Kurt Bernhardt mich einige Tage später anrief, trug ich sie ihm vor.«

Auch der Cheflektor reagierte auf die Änderungswünsche eher ungehalten, zumal der Mausbiber schon ein ständiges Streitthema bei K. H. Scheer und Clark Darlton gewesen war. Die beiden Gründerväter von PERRY RHODAN waren schließlich übereingekommen, dass die Historie des Ilts den Taschenbüchern vorbehalten bleiben sollte, während er in der Serie als Einzelphänomen lediglich seine umfassenden Psi-Fähigkeiten einbrachte. Dabei sollte es auch bleiben – an eine Wiederauferstehung des Volkes der Ilts und seine Rückkehr im Rahmen der Heftserie war nicht zu denken.