Der Lizenzvertrag

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3. An einem Softwareurheberrecht/an einer Datenbank

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Aus § 29 Abs. 2 i.V.m. § 31 Abs. 1 UrhG und aus § 87b UrhG ergibt sich, dass auch die urheberrechtlichen und die datenbankherstellerrechtlichen (ausschließlichen) Benutzungsrechte positive Benutzungsrechte sind, ähnlich wie bei den gewerblichen Schutzrechten (z.B. selbstständiges Klagerecht des ausschließlichen Lizenznehmers).23

4. An einer Marke

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§ 30 MarkenG bringt im Gegensatz zum vorher bestehenden WarenzeichenG zum Ausdruck, dass die Marke Gegenstand einer (ausschließlichen oder nichtausschließlichen) Lizenz sein kann und es sich daher bei diesen Lizenzen ebenfalls um positive Benutzungsrechte handelt.24

1 Vgl. dazu Klauer/Möhring, PatG, Rn. 21 zu § 9; zuletzt Ann, GRUR Int. 2004, 698; Kraßer, 925 ff., 927, und Pahlow, S. 16 ff. 2 In der Fassung vom 16.12.1980, BGBl. I 1981, 1, zuletzt geändert durch Art. 1 des Gesetzes vom 19.10.2013 (BGBl. I, 3830). 3 Das heißt nach dem Gesetzeswortlaut „Der Anspruch auf Erteilung des Patents und das Recht aus dem Patent“. 4 Vgl. BT-Drucks. 8/2087, 25; vgl. auch § 43 Abs. 1, 2 GPÜ. 5 BGH, 5.7.1960, GRUR 1961, 27. 6 Klöppel, passim; vgl. auch einschränkend Lichtenstein, NJW 1965, 1839, und die Kritik dazu von Lüdecke, NJW 1966, 815 ff.; RG, 17.12.1886, RGZ 17, 53; Pahlow, S. 45 ff. 7 Kohler, 509; Isay, Anm. 31 zu § 6; Pietzcker, Anm. 16 und 18 zu § 6; Klauer/Möhring, PatG, Anm. 23 zu § 9; Krausse/Kathlun, Anm. 8 A zu § 9; Kisch, 215; Rasch, 6; Lüdecke-Fischer, 370; Lichtenstein, NJW 1964, 1345, 1346; Benkard/Scharen, PatG, Rn. 5 ff. zu § 9 m.w.N.; Benkard/Ullmann/Deichfuß, PatG, § 15, Rn. 56 f., RG, 18.8.1937, RGZ 155, 306; Kraßer/Ann, S. 982 ff., 986 f.; Pahlow, S. 47 ff. 8 Vgl. unten Rn. 36, 362 f. 9 Vgl. unten Rn. 291 ff.; zur negativen Lizenz Benkard/Ullmann/Deichfuß, PatG, Rn. 57 zu § 15; B. Bartenbach, Mitt. 2002, 503 ff., sowie Kraßer/Ann, S. 984, und die folgenden Fallbeispiele; Dombrowski, GRUR-Prax 2015, 149. 10 Vgl. dazu BGH, 23.3.1982, NJW 1982, 2861; BGH, 24.6.1952, GRUR 1953, 29; BGH, 16.11.1954, GRUR 1955, 286, 289. 11 BGH, 26.6.1969, GRUR 1969, 677; BGH, 17.3.1961, GRUR 1961, 466, 468. 12 Wird kein Schutzrecht erteilt, ergeben sich im Hinblick auf das mit der Veröffentlichung verbundene Problem der Offenkundigkeit für das Know-how erhebliche Probleme, vgl. dazu Stumpf, Der Know-How-Vertrag, Rn. 259 ff.; zu Verbesserungen und Weiterentwicklungen BGH, 29.1.1957, 485, 487; Klauer/Möhring, PatG, Rn. 84 zu § 9; Benkard/Ullmann/Deichfuß, PatG, Rn. 156 zu § 15; ständige Rechtsprechung des BGH, vgl. z.B. BGHZ 86, 330, 334; siehe unten Rn. 308, 331, 337, 359. 13 Wie Fn. 12 und BGH, 23.3.1982, NJW 1982, 2861, 2863; siehe auch Benkard, PatG, Rn. 166 ff. zu § 15; vgl. unten Rn. 73, 74. Am 14.12.2010 hat die EU-Kommission einen Vorschlag für einen Ratsbeschluss unterbreitet, der ein einheitliches EU-Patent ermöglichen soll, SZ v. 9.12.2010. Am 10.3.2011 wurde vom Wettbewerbsrat der EU zwar dem Gemeinschaftspatent, nicht aber einer gemeinsamen EU-Gerichtsbarkeit zugestimmt, was der Akzeptanz des Gemeinschaftspatents nicht dienlich sein dürfte. 14 Pietzcker, Anm. 2, 7, 16 zu § 6; Reimer, PatG, Anm. 21 zu § 9; Krausse/Katluhn/Lindenmaier, Anm. 17 zu § 9; Benkard/Ulmmann/Deichfuß, PatG, Rn. 13 zu § 15 m.w.N. 15 BGBl. I 2004, 390. 16 Vom 10.10.2013 (BGBl. I, 3799; bisher: Geschmacksmustergesetz). Das Designgesetz wurde in der Fassung 24.2.2014 (BGBl. I, 122) berücksichtigt. S. zum Geschmacksmusterrecht z.B.: Kur, GRUR Int. 1998, 977 ff.; Text der Richtlinie 98/71/EG vom 13.10.1998, ABl. 1998 Nr. 289, 28 vom 28.10.1998 = GRUR Int. 1998, 959 ff.; zur Umsetzung der Richtlinie 98/71/EG siehe Pentherondakis, GRUR Int. 2002, 668 ff., und Eichmann, Mitt. 2003, 1 ff., 102; ders., MarkenR 1/2003, 10 ff.; zu den Prüfungsrichtlinien für Gemeinschaftsgeschmacksmuster siehe Schlötelburg, Mitt. 2003, 100 ff.; zu den Kriterien der Eigenart, Sichtbarkeit und Funktionalität siehe Koschtial, GRUR Int. 2003, 973 ff.; das Verhältnis zum Markenrecht untersuchen Lewalter/Schrader, Mitt. 2004, 202 ff.; Beyerlein, WRP 2004, 676 ff. Siehe auch zur verneinten Frage der Übertragung von Nutzungs- und Verwaltungsrechten bei Entwicklung eines Bekleidungsstücks OLG Hamburg, 10.6.2002, GRUR-RR 2004, 322 ff.; LG Stuttgart, 26.7.2018, „Porsche 911“, GRUR 2019, 241 ff.; Pahlow, GRUR Int. 2019, 900 ff. 17 BGH, 29.6.1966, NJW 1966, 1707 ff.; demgegenüber vertritt das OLG München, 23.10.2003, GRUR-RR 2004, 99 = GRUR 2004, 323 f. (nicht rechtskräftig), die Auffassung, dass die Gebrauchsvorteile, die ein Miterfinder durch die über seinen Anteil hinausgehende Nutzung der gemeinsamen Erfindung hat, auch dann auszugleichen sind, wenn der andere Miterfinder sich der Nutzung nicht verweigert hat – der BGH hat inzwischen die Sache an das OLG München zur erneuten Entscheidung zurückverwiesen; siehe hierzu Tilmann, GRUR 2006, 2006, 827 f.; Meier-Beck, GRUR 2007, 11 ff., 15 f.; Henke, GRUR 2007, 90 ff. Teplitzky, GRUR 2007, 177 ff.; und bzgl. Marken Haedicke, GRUR 2007, 23 ff. und OLG Frankfurt a.M., 6.12.2005, ZUM 2006, 332 ff., siehe auch BGH, 21.12.2005, WRP 2006, 483 ff. = GRUR 2006, 401 ff. = Mitt. 2006, 169 ff. zur Berücksichtigung möglicher Miterfinderstellung bei Geltendmachung einer Alleinerfindervergütung BGH, 17.10.2000, GRUR 2001, 226 ff.; TGI Paris, 4.5.2006, GRUR Int. 2007, 85; Lüdecke, 1 ff.; Fischer, GRUR 1977, 313; Benkard, § 6 Rn. 35 ff.; Sefzig, GRUR 1995, 302; Storch, FS Preu, 1988, 44; van Venrooy, Mitt. 2000, 26 ff.; Niedzela-Schmutte, 1 ff. m.w.N.; Kraßer, S. 338 ff.; Loewenstein, les Nouvelles, March 1998, 1 ff.; Dillahunty, les Nouvelles, March 2002, 1 ff. m.w.N.; Großbritannien: z.B. Court of Appeal, 11.12.1987, GRUR Int. 1998, 811 f. m.w.N.; Japan: z.B. GRUR Int. 1998, 507 ff.; USA: z.B. US Court of Appeals Federal Circuit, 45 USP Q2d 1545, 3.2.1998, No. 97–1269 – Ethicon Inc. v. United States Surgical Corp.; vgl. auch zu Lizenzgebührenklauseln bei Gemeinschaftserfindungen Groß/Rohrer, Lizenzgebühren, Rn. 216 ff.; Henke/von Falck/Haft/Jaekel/Lederer/Loschelder/McGuire/Viefhues/von Zumbusch, GRUR 2007, 503 ff.; Hellebrand, Mitt. 2008, 433 ff.; Trimborn, Mitt. 2010, 461 ff., 466 unter Verweis auf BGH „Gummielastische Masse II“, Mitt. 2006, 354, und OLG Düsseldorf, 1.10.2009, 2 U 41/07 (ohne Fundstelle) – Glasverbundplatten; Haberl, GRUR-Prax 2014, 415; Hauck, GRUR-Prax 2014, 430 ff.; BGH, 12.3.2009 „Blendschutzbehang“, GRUR 2009, 657 ff., Mitberechtigung trotz Teilbarkeit der Patentanmeldung; BGH, 27.9.2016 „Beschichtungsverfahren“, GRUR-Prax 2016, 533; BGH, 16.5.2017 „Sektionaltor II“, Mitt. 2017, 416 ff. = GRUR 2017, 890 ff.; OLG Düsseldorf, 26.7.2018 „Flammpunktprüfung“, Mitt. 2018, 37 ff. = GRUR 2018, 1037 ff.; Meier-Beck, GRUR 2017, 1067 m.w.N. in Fn. 18 f.; Schwab, GRUR 2018, 670 ff.; BFH, 22.11.2018, Mitt. 2019, 420 ff. – endoskopische Gewebecharakterisierung (Bruchteilsgemeinschaft in der Umsatzsteuer). 18 Vgl. dazu Stumpf, Der Know-How-Vertrag, Rn. 1 ff.; Cour de Cassation, 13.6.2006, GRUR Int. 2006, 1039 ff. – Parfüm. 19 Stumpf, Der Know-How-Vertrag, insb. Rn. 4 ff., 10; siehe zum engeren EU-kartellrechtlichen Know-how-Begriff Rn. 606; § 33 PatG. 20 Stumpf, Der Know-How-Vertrag, Rn. 10; vgl. dazu auch Beschluss der Internationalen Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz, GRUR Int. 1974, 358, 362; vgl. auch Liuzzo, GRUR Int. 1983, 25. Aktuell hierzu Oehlrich, GRUR 2010, 33 ff. und McGuire/Joachim/Künzel/Weber, GRUR Int. 2010, 829 ff. Im Bereich der Biotechnologie werden Materialien häufig mit Material Transfer Agreements überlassen, vgl. dazu Czychowski/Engelhard/Nordemann, Mitt. 2013, 108 ff.; siehe zum Know-how-Schutz in Europa die „Stellungnahme des Max-Planck-Instituts für Innovation und Wettbewerb vom 12.5.2014 zum Vorschlag der Europäischen Kommission für eine Richtlinie über den Schutz vertraulichen Know-hows und vertraulicher Geschäftsinformationen (Geschäftsgeheimnisse) von rechtswidrigem Erwerb sowie rechtswidriger Nutzung und Offenlegung vom 28.11.2013, COM (2013) 813 final“ GRUR Int. 2014, 554 ff.; Rauer, WRP 2014, Editorial; Ohly, GRUR 2014, 1 ff.; Ann, GRUR 2014, 12 ff. Die geplante Richtlinie der Kommission wird hoffentlich dazu beitragen, den Know-how-Transfer in der Praxis zu vereinheitlichen und besser als bisher abzusichern. Der Know-how-Schutz erfolgte bisher insbesondere nur durch Geheimhaltungsvereinbarungen und/oder durch entsprechende Regelungen in z.B. F+E- und Lizenzverträgen und durch in Europa nur teilweise und dazu nicht einheitlich geregelten Vorschriften. 21 ABl. L 157/1 ff. 22 BGBl. I, 466; Referentenentwurf des BMJV, S. 21, B. zu Art. 1, zu § 1, Abs. 1, Nr. 1, Abs. 2; vgl. zum GeschGehG im gewerblichen Rechtsschutz z.B. Triebe, WRP 2018, 795 ff.; Kiefer, WRP 2018, 910 ff.; Müllmann, Auswirkungen der Industrie 4.0 auf den Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen, WRP 2018, 1177 ff.; Leister, GRUR-Prax 2019, 75 ff.; Hoeren/Münker, WRP 2018, 150 ff.; Ohly, GRUR 2019, 441 ff.; Hauck, GRUR-Prax 2019, 22; siehe auch zum Schutz von Betriebsgeheimnissen die außereuropäische Rechtsprechung z.B. in der Schweiz: Bundesgericht, 28.11.2016, GUR Int. 2017, 135 ff. – Entwicklungszusammenarbeit, und in Japan: Bezirksgericht Tokio, 27.7.2015, GRUR Int. 2017, 639 – Nippon Steel AG v. POSCO AG; Schuster/Tobuschat, GRUR-Prax 2019, 248 ff.; Rehaag/Straszewski, Mitt. 2019, 249 ff.; Lauck, GRUR 2019, 1132 f.; Schregle, GRUR 2019, 912 ff.; OLG München, 8.8.2019, GRUR-RR 2019, 443 ff. zur zögerlichen Geltendmachung von Ansprüchen nach GeschGehG. Hoppe/Oldekop, GRUR-Prax 2019, 324 ff. 23 Siehe z.B. Schricker, Einleitung Rn. 18 ff., Vor §§ 28 ff., Rn. 43 ff., 48 bzgl. der Urheberrechte und Vor §§ 87a ff. Rn. 22, § 87b Rn. 1 ff. bzgl. der Datenbankherstellerrechte. Siehe auch OLG Frankfurt a.M., 12.6.2019, GRUR-RR 2019, 457 ff. – Logo (zur konkludenten Lizenzerteilung an einem zur Produktkennzeichnung entworfenen Logo). 24 Vgl. Fammler, S. 5 ff., unter Verweis auf Fezer, § 30 Rn. 6 ff., und Ingerl/Rohnke, § 30 Rn. 48 a.E.; OLG Hamburg, 28.4.2005, MarkenR 2006, 55; Ströbele/Hacker, § 30 Rn. 7 ff., 12 ff.

 

II. Rechtsnatur
1. Darstellung der verschiedenen Auffassungen

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Hiermit ist jedoch noch nicht geklärt, welche Rechtsnatur der Lizenzvertrag hat. Sowohl im Schrifttum als auch in der Rechtsprechung wurden hierzu die verschiedensten Auffassungen vertreten. Man sah in ihm einen Rechtskauf,25 eine Miete,26 eine Pacht27 oder einen Gesellschaftsvertrag. Es wurde auch die Meinung vertreten, dass es sich bei der Lizenz nicht um einen besonderen Vertragstyp handele, sondern um einen Sammelnamen für Vertragsformen, die sich auf die Ausnützung eines Patents beziehen, ohne dass der Inhaber des Patents das Patentrecht als solches völlig verliert. Je nach Sachlage könnten die Rechtsnormen aus verschiedenen Vertragstypen zur entsprechenden Anwendung herangezogen werden.28 In neuerer Zeit wird im Lizenzvertrag überwiegend ein Vertrag besonderer Art gesehen, der im Gesetz nicht ausdrücklich geregelt wurde.29 Dies ist auch die im heutigen Schrifttum herrschende Auffassung.30

2. Stellungnahme

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Gegen die Annahme eines Kaufvertrages spricht, dass der Lizenzgeber sich nicht verpflichtet, über das ganze Patentrecht zu verfügen, sondern lediglich einen Teil seines Rechtes, nämlich die Befugnis zur Benutzung, abzuspalten. Bei der Abspaltung von Teilen eines Rechtes kann jedoch nicht von einem Kauf gesprochen werden, zumal wesentliche Teilrechte beim Lizenzgeber verbleiben oder an andere Dritte lizenziert werden können. Selbst wenn der Lizenzgeber durch vergebene Lizenzen die gesamten Nutzungsmöglichkeiten des Patentes erschöpft, bleibt er jedoch weiter Träger des formalen Rechtes als Inhaber, während bei einem Kaufvertrag der Käufer zum Eigentümer an dem veräußerten Recht wird, d.h. ein voller Rechtsübergang eintritt. Hier besteht daher ein wesentlicher Unterschied zwischen Lizenzverträgen gem. § 15 Abs. 2 PatG und dem in § 15 Abs. 1 PatG vorgesehenen Patentkauf. Ein Lizenzvertrag ist – anders als ein Kaufvertrag – kein Austauschverhältnis, das mit der Erbringung der beiderseitigen Leistungen in der Regel abgewickelt und erfüllt ist, sondern ein auf eine vereinbarte Zeit oder auf die Dauer des lizenzierten Schutzrechtes angelegtes Dauerschuldverhältnis.31

21

Gegen die Annahme einer Miete gem. §§ 535 ff. BGB spricht, dass das deutsche Recht lediglich eine Miete an Sachen und nicht auch an Rechten kennt.32

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Ein Gesellschaftsvertrag kann nur vorliegen, wenn die Parteien über die Verpflichtung zur Einräumung eines Nutzungsrechtes gegen Entgelt hinaus noch zusätzliche Abmachungen treffen. Der Abschluss eines Lizenzvertrages, durch den der Lizenzgeber dem Lizenznehmer ein Benutzungsrecht einräumt und der Lizenznehmer sich zur Zahlung einer Lizenzgebühr verpflichtet, reicht – unbeschadet der Tatsache, dass es sich bei einem Lizenzvertrag um ein Dauerschuldverhältnis mit verstärkter Treuebindung und einer sich daraus ergebenden Interessen- und Zweckgemeinschaft handelt – nicht für die Annahme eines gesellschaftsähnlichen Vertragsverhältnisses aus.33 Entscheidend für die Anwendung der Rechtsvorschriften des Gesellschaftsrechtes ist vielmehr, dass die Vertragspartner sich verpflichten, ein gemeinsames Ziel durch Zusammenwirken zu erreichen.34 Im Rahmen eines Lizenzvertrages verfolgt jedoch jede der Vertragsparteien typischerweise ihre eigenen Interessen für sich allein. Der typische Lizenzvertrag ist daher kein Gesellschafts- oder gesellschaftsähnlicher Vertrag,35 obwohl unter besonderen Umständen ein solcher gegeben sein kann.36

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Der größte Teil der aufgezeigten Bedenken besteht bei der Anlehnung an einen Pachtvertrag nicht. Eine Pacht an Rechten ist möglich. Allerdings lässt sich gegen die Zuordnung eines Lizenzvertrages in dem Bereich der Pachtverträge einwenden, dass im Rahmen der Pacht ein Gegenstand nicht gleichzeitig wirksam an mehrere voneinander völlig unabhängige Personen verpachtet werden kann. Hinzu kommt, dass die Pacht nach deutschem Recht keinen dinglichen Charakter hat, wie dies bei ausschließlichen Lizenzen der Fall ist.

Entscheidend ist jedoch, dass bei der Lizenzvergabe dem Lizenznehmer nur ein Nutzungsrecht eingeräumt wird, während die Inhaberschaft des Rechtes bei dem Lizenzgeber verbleibt. Gleichzeitig wird auf diese Weise zwischen Lizenzgeber und Lizenznehmer ein Dauerschuldverhältnis begründet. Damit werden bei einem Lizenzvertrag die wesentlichen und typischen Merkmale eines Pachtvertrages regelmäßig vorliegen, wenn sich auch einige Besonderheiten nicht leugnen lassen. Diese Besonderheiten des Lizenzvertrages gegenüber einer Pacht sind jedoch nicht derartig, dass man nicht in der Lizenz einen pachtähnlichen Vertrag sehen könnte, da die Pacht in ihrer gesetzlichen Ausgestaltung dem Lizenzvertrag am nächsten kommt.37

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Im konkreten Ergebnis allerdings wird die hier vertretene Auffassung, dass auf den Lizenzvertrag die Vorschriften der Pacht im Allgemeinen analog angewendet werden sollen und nur insofern davon abgewichen werden soll, als dies aufgrund der Eigenart des Lizenzvertrages erforderlich ist, in sehr vielen Punkten mit der Gegenansicht übereinstimmen, die den Lizenzvertrag als einen Vertrag mit eigenem Charakter ansieht und auf ihn allgemeine Rechtsgrundsätze anwenden will.38 Der Versuch jedoch, die anzuwendenden Rechtsregeln aus „der Natur des Vertragsverhältnisses“ selbst zu entwickeln,39 bringt eine erhebliche Rechtsunsicherheit mit sich, zumal es in der Rechtsprechung bisher nicht in allen wichtigen Fragen gelungen ist, einheitliche Grundsätze herauszuarbeiten. Auch die Entscheidungen der Gerichte zeigen dementsprechend immer wieder den Versuch, sich an feste Rechtsvorschriften zumindest anzulehnen.40

Zu einem sichereren Ergebnis führt es, wenn man zunächst den allgemeinen Rahmen gefunden hat, in den ein Lizenzvertrag vom Grundsatz her einzuordnen ist, auch wenn die Umstände des Einzelfalls, die zwangsläufig bei jedem Rechtsverhältnis in Betracht gezogen werden müssen, in Einzelpunkten ggf. Abweichungen erforderlich machen. Wird von Anfang an auf eine systematische Einordnung verzichtet und die Lösung nur auf der Basis allgemeiner Grundsätze gesucht, besteht die Gefahr, dass die Rechtsanwendung feste Grundsätze verliert, nicht mehr vorhersehbar wird und durch die sich daraus ergebende Unkalkulierbarkeit ein zusätzliches Risiko für die Vertragspartner geschaffen wird.


25 Vgl. RG, 5.5.1911, RGZ 76, 235; so auch Seligsohn, Anm. 6 zu § 6, für ausschließliche Lizenzen; fraglich BGH, 17.3.1961, GRUR 1961, 466; in seiner Entscheidung vom 23.3.1982, NJW 1982, 2861, lehnt der BGH ausdrücklich die Anwendung der kaufrechtlichen Vorschriften ab. 26 Munk, 21. 27 Vgl. RG, 5.5.1911, RGZ 76, 235; RG, 17.4.1917, RGZ 90, 162; RG, 4.2.1927, RGZ 116, 78; in RG, 28.9.1928, RGZ 122, 70, 73 ff., wird ausgeführt: „Die Annahme, der Lizenzvertrag sei kein Pachtvertrag, sondern ein Vertrag eigener Art, auf den nur gewisse Grundsätze des Pachtvertrages entsprechend anzuwenden seien, ist abzulehnen, wenn es auch richtig ist, dass bei Anwendung der Rechtsregeln über die Pacht der Eigenart des Lizenzvertrags und dem Parteiwillen Rechnung zu tragen ist.“; Kohler, 589; Finger, GRUR 1916, 17 ff.; Allfeld, Kommentar zu den Reichsgesetzen über das gewerbliche Urheberrecht, 1904, S. 121, 122; Staudinger, Vorbem. zu §§ 535, 536 Rn. 76; Palandt/Weidenkaff, Einf. v. § 581 Rn. 7 f. m.w.N.; Haedicke/Timmann, § 4 Rn. 79 ff. 28 Damme/Lutter, S. 487. 29 Vgl. RG, 1.5.1911, RGZ 75, 400; RG, 12.4.1913, RGZ 82, 155; RG, 26.10.1929, RGZ 126, 65; RG, 11.11.1933, RGZ 142, 212; RG, 18.8.1937, RGZ 155, 306; RG, 25.8.1937, GRUR 1939, 377; RG, 1.8.1938, GRUR 1939, 700; BGH, 25.10.1957, BGHZ 26, 7; BGH, 5.7.1960, GRUR 1961, 27 ff.; BGH, 11.6.1970, GRUR 1970, 547; BGH, 28.6.1979, GRUR 1979, 768; vgl. auch Benkard, PatG, Rn. 81 zu § 15; Pagenberg/Beier, S. 186, Rn. 36; Henn/Pahlow, S. 22 ff., und Münchener Kommentar, Vor § 581 Rn. 14 m.w.N. 30 Isay, Anm. 10 zu § 6; Kisch, S. 216; Krausse/Katluhn/Lindenmaier, Anm. 28 zu § 9; Klauer/Möhring, PatG, Anm. 24 zu § 9; Lutter, S. 172; Rasch, S. 120; Reimer, PatG, Anm. 5 zu § 9; Hübner, GRUR 1937, 902; Lüdecke/Fischer, S. 32; Nirk, GRUR 1970, 329. 31 BGH, 23.3.1982, NJW 1982, 2861. Siehe auch zur Übertragung der Rechte aus einem Europäischen Patent LG Düsseldorf, 14.11.2006, GRUR-RR 2007, 263. 32 Vgl. RG, 11.11.1933, RGZ 142, 212, 213; vgl. Henn, Rn. 91 ff. 33 Klauer/Möhring, PatG, Rn. 24 zu § 9 PatG; vgl. auch z.B. RG, 28.9.1928, RGZ 122, 70; RG, 11.11.1933, RGZ 142, 212, und ausführlich Henn/Pahlow, S. 15 ff. 34 BGH, 23.9.1958, BGHZ 28, 144; BGH, 25.10.1957, BGHZ 26, 7; BGH, 14.7.1964, GRUR 1965, 135, 137. 35 Schade, S. 51; es sind aber derartige gesellschaftsähnliche Verträge z.B. bei einer Forschungsgemeinschaft und ähnlichen Zusammenschlüssen zur Erfindungsverwertung denkbar. 36 Vgl. unten Rn. 468 f. 37 Vgl. Benkard/Ullmann/Deichfuß, PatG, Rn. 83 zu § 15; Lutz, GRUR 1976, 334; vgl. auch Schweizerisches Bundesgericht, BGE 51 II, 61; 53 II, 127 ff., 133; 61 II, 142 f.; Pahlow, S. 264 ff., 291 ff., 382 ff. 38 Dies gilt insbesondere, weil auch hier die Regeln über die Pacht ergänzend herangezogen werden, wie z.B. in BGH, 11.6.1970, GRUR 1970, 547, und BGH, 28.6.1979, GRUR 1979, 768. 39 RG, 1.3.1911, RGZ 75, 400, 405. 40 Vgl. z.B. BGH, 11.6.1970, NJW 1970, 1503; BGH, 28.6.1979, GRUR 1979, 768; und auch Pagenberg/Beier, S. 186 Rn. 36.

III. Arten der Lizenzverträge
1. Allgemeines

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Lizenzverträge werden zur Erreichung der verschiedensten Zwecke abgeschlossen. Die Parteien sind in der Ausgestaltung des Vertrages im Einzelnen weitestgehend frei. Sie können dem Vertrag den Inhalt geben, den sie für ihren besonderen Zweck als besonders sachgemäß ansehen. In der Praxis haben sich einige Vertragstypen herausgebildet, die sich teilweise erheblich voneinander unterscheiden.