Buffalo Bill

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Buffalo Bill
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Michael Franzen

Buffalo Bill

Westernheld und Showmaster

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Herkunft

Das blutige Kansas

Aufbruch in den Westen

Der Bürgerkrieg

Der wahre Buffalo Bill

Auf der Theaterbühne

Buffalo Bills Wild West

Der berühmteste Amerikaner

Der letzte Vorhang fällt

Ehre wem Ehre gebührt

Bibliografie:

Bereits erschienen

Impressum neobooks

Vorwort

Vor gut 100 Jahren, im Jahre 1917, verstarb einer der berühmtesten Männer Amerikas und wurde in Denver, Colorado zur letzten Ruhe gebettet.

Buffalo Bill“, mit bürgerlichem Namen William Frederick Cody, verkörpert auch heute noch den Inbegriff des amerikanischen Wilden Westens. In seiner Show Wild West traten echte Indianer und Cowboys, mexikanische Vaqueros, Kosaken, Araber, Reiter in den Uniformen amerikanischer, französischer und deutscher Kavallerieregimenter, Dragoner, Ulanen, Husaren sowie echte Büffel auf und zeigten den staunenden Zuschauern eine atemberaubende Show mit inszenierten Postkutschenüberfällen, Büffeljagden, Kriegstänzen der Indianer und weiteren spektakulären Höhepunkten, darunter Buck Taylor, den „König der Cowboys“, die Meisterschützin Annie Oakley zusammen mit ihrem Ehemann Frank Butler und am Ende sogar den Hunkpapa-Häuptling und „Custer-Bezwinger“ Sitting Bull, der eine Saison lang in Codys Show auftrat und dort von den Zuschauern ausgebuht und angefeindet worden war.

Cody zeigte seinem staunenden Publikum, das den Wilden Westen größtenteils nur vom Hörensagen her kannte, ein lautes und buntes Spektakel, welches mit der Realität des „Good Old West“ nur bedingt zu tun gehabt hatte. Mit seiner „wahren“ Wildwestshow und all den darin vorkommenden Elementen, schuf er eine, aus seiner Sichtweise heraus, reale Widerspiegelung des Wilden Westens, mit seiner Person als dem wohl berühmtesten Kundschafter, der je über die Prärien Nordamerikas geritten war.

Cody wurde geliebt und verehrt, aber auch kritisiert, da er den Wilden Westen in seiner Show romantisiert hatte und weil diese mit der Realität so gut wie gar nichts zu tun gehabt hatte. Zudem hatte er die Indianer, die dort aufgetreten waren, schamlos zu seinen Vorteil ausgebeutet. Allerdings stimmen diese Behauptungen nur bedingt, denn Cody war zumindest bemüht gewesen, seiner Show ein Stück Realismus einzuhauchen. Dass dieses in Bezug auf das große Ganze natürlich nur bedingt realisierbar gewesen war, versteht sich dabei von selbst. Wollte man diese Kritik mit heutigen Maßstäben messen, so gehören wohl die meisten aller Wildwestfilme, die jemals in Hollywood oder anderswo gedreht und in die Kinos gelangt waren, wegen des fehlenden Realismus ebenfalls auf dem „Müllplatz“ des amerikanischen Klischees von „den roten Teufeln“ und den „guten Weißen.“ Dass Cody die indianischen Darsteller in seiner Show zwar nicht reich gemacht, aber immerhin gut behandelt hatte, dürfte dabei ebenfalls kaum in Abrede gestellt werden. Zumindest genossen sie in Codys Show ein besseres Leben, als jenes ihrer Brüder, die in den Reservaten, in denen sie nach ihrer Unterwerfung durch die US-Armee umgesiedelt worden waren, ein eher trostloses und ärmliches Leben führten.

Doch wie genau vollzog sich Codys Lebensweg vom Mann des Westens zum Schauspieler des Ostens, dem bereits als Kind prophezeit worden war, dass er in ferner Zukunft einmal der Präsident der USA oder ein weltweit berühmter Mann werden würde? Diese Frage zu beantworten und den Lebensweg Codys nachzuverfolgen, hat sich der Autor in diesem Buch zum Ziel gesetzt. Machen wir uns daher gemeinsam auf eine Reise zurück in die Vergangenheit und folgen wir den längst verwehten Spuren Buffalo Bill Codys, die in dem Territorium von Iowa ihren Anfang nehmen und die Jahrzehnte später in Colorado schließlich enden sollten.

Neumünster, im April 2017,

der Autor

Herkunft

Folgt man Don Russells Biografie „The Lives and Legends of Buffalo Bill“, so reicht der Stammbaum der Codys weit in die Vergangenheit zurück, bis zu einem Mann namens Philippe (Philip) Le Caude, dessen Nachname laut den verschiedenen zeitgenössischen Aufzeichnungen und je nach Lesart u. a. als Legody, Lagody, McCody, Micody, Codie, Gody bzw. Coady gelautet hatte, woraus sich später schließlich der endgültige amerikanische Name Cody ableiten sollte. Philippe entstammte trotz seines französischen Namens der Isle of Jersey, die neben der Kanalinsel Guernsey seit dem Mittelalter zur englischen Krone gehörte. Am 15. September 1692 heiratete er in der Pfarrei St. Bredales, auf der Isle of Jersey, die von Guernsey stammende Marthe (Martha) Le Brocq und zum Ende des 17. Jahrhunderts hin, wanderte das Ehepaar in die englische Kolonie Massachusetts nach Nordamerika hin aus, wo sie sich 1698 in dem Ort Beverly niederließ. Sie wurden Mitglieder der ersten Kirche von Beverly und stolze Eltern von fünf oder sechs Kindern, die allesamt in dem Ort getauft worden waren. 1720 kaufte Philip ein Stück Land in Hopkinton, Massachusetts, wohin die ganze Familie, wahrscheinlich im Jahre 1722 oder 1723 zog. Dort starb Philip Coady im Jahre 1743 und weitere Generationen von Codys siedelten sich danach in ganz Neuengland und auch darüber hinaus an.

Buffalo Bills Vater Issac Cody wurde als Sohn seiner Eltern Philip J. Jr. (1770-1850) und Lydia Martin Cody am 15. September 1811 in Toronto Township, Peel County, im Oberen Kanada geboren und war das sechste Kind von vier Söhnen und fünf Töchtern. Als er 17 Jahre alt geworden war, zog die ganze Familie auf eine Farm in der Nähe von Cleveland, Ohio, wo Isaac neben seinen Geschwistern aufwuchs. Sechs weitere Jahre später heiratete er Martha Miranda O´Connor, die jedoch 1835 kurz nach der Geburt ihres ersten gemeinsamen Kindes, einer Tochter namens Martha Crane, die am 14. Juni geboren worden war, verstarb. Bereits im selben Jahr heiratete Isaac seine zweite Frau - die aus dem Medina County, Ohio stammende Rebecca Sumner, aber auch diese Ehe war nur von kurzer Dauer, denn Rebecca verstarb ebenfalls früh und die Ehe blieb somit kinderlos.

1839 zog Isaac zusammen mit seinem älteren Bruder Elijah und dessen Familie hinüber nach Missouri. Sie bestiegen zusammen einen Flussdampfer, der sie auf dem Ohio River hinüber nach Cincinnati brachte. Dort lernte Isaac dann seine dritte Frau, die Lehrerin Mary Ann Bonsell Laycock kennen, die um das Jahr 1817 herum als Tochter von Samuel und Hannah Laycock in Pennsylvania oder New Jersey geboren worden war. Es entwickelte sich sofort eine stürmische Liebe zwischen den beiden. Isaac setzte seine Reise nach Missouri zunächst fort, doch bald darauf trennten sich die Wege der beiden Brüder schließlich und Isaac kehrte bald darauf nach Cleveland zurück, holte dort seine in Obhut gegebene Tochter Martha ab und wandte sich zusammen mit ihr wieder zurück nach Cincinnati, wo 1840 die dritte Heirat mit Mary Ann stattfand, die anders als die davor stattgefundenen Ehen, dieses Mal glücklicher verlaufen sollte.

Allerdings war Isaac, wie viele Männer seiner Zeit, von der "Krankheit" der Wanderlust befallen und fortwährend von dem Gedanken beseelt gewesen, weiter nach dem Westen hin ziehen zu wollen, um dort in dem freien und unbewohnten Land eine neue Heimat zu finden. So zogen er und seine kleine Familie kurz nach der Heirat hinüber nach Davenport, ins Ohio-Territorium, wo er als Indianerhändler den Ohio und Mississippi River befuhr. Bald darauf kaufte er ein Haus in dem Ort Le Claire im Scott County, Iowa-Territorium, wo ihr erster gemeinsamer Sohn Samuel im Februar oder April 1841 geboren wurde. Außerdem errichtete er zwei Meilen westlich von Le Claire auf einem Stück Land, welches er zuvor erworben hatte, eine Blockhütte mit vier Räumen, in der die Familie fortan lebte. Es war ein hübsches, sonnenbeschienenes Haus gewesen, umgeben von Wäldern und bunten Wiesen. Das ganze Anwesen erhielt den Namen „Scottfarm.“ Dort kamen am 28. März 1843 die zweite Tochter Julia Melvina, sowie das vierte Kind und gleichzeitige Hauptfigur dieses Buches, William Frederick Cody am 26. Februar 1846 zur Welt. Nach William folgten noch die Geschwister Eliza Alice (20. März 1848), Helen Ella (27. Juni 1850), Mary Hannah „May“ (12. Oktober 1852) und der Bruder Charles „Charlie“ Whitney am 10. Mai 1855.

 

Im Jahre 1850, als die Nachricht von den großen Goldfunden bei Sutter´s Sägemühle in Kalifornien auch den Osten der USA erreicht hatte, beschloss Isaac zusammen mit zwei weiteren Männern namens George Long und Dennis Barnes hinüber zu den Goldfeldern zu ziehen. Diese Reise kam dann jedoch nicht zustande, da Isaac erkrankte, bzw. Long von den Nachrichten über Indianerüberfälle auf weiße Auswanderer bzw. vom Schicksal der Donner-Party Kenntnis erlangt hatte, einem Planwagenzug, der in den Sierras vom Winter überrascht und vom Tiefschnee eingeschlossen worden war. Dabei kam es zu Kannibalismus unter den Auswanderern, die über keinerlei Nahrungsmittel mehr verfügt hatten. Dieses alles dürfte dann auch Longs Begeisterung für den Trail wahrscheinlich erheblich gedämpft haben und da Cody und Barnes nicht in der Lage gewesen waren, die Reise alleine finanzieren zu können, wurde der Plan nach Kalifornien zu gehen, am Ende schließlich fallengelassen. Isaac tauschte seinen Wagen gegen ein frühzeitliches Modell eines Krankenwagens ein und transportierte mit ihm einmal die Woche Passagiere und Post von Davenport nach Chicago. 1852 verkaufte er sein Unternehmen sowie sein Anwesen in Le Claire jedoch schon wieder und schloss, wie schon zuvor im Jahre 1847, einen neuerlichen Kontrakt mit William F. Brackenridge, um dessen Farm bei Walnut Grove zu verwalten.

Wie alle Kinder in seinem Alter mit all ihren Abenteuern und täglichen Erlebnissen, wuchs William Frederick heran, erlernte früh das Schießen und Reiten, war aber auch nicht abgeneigt gewesen, aus einem nahegelegenen Obstgarten Melonen und Äpfel zu stibitzen. Weiterhin erzählte Cody in seiner späteren Biografie, dass er und zwei weitere Jungen einmal hilflos mit einem Boot auf dem Mississippi River abgetrieben worden waren, weil sie ihre Ruder verloren hatten. Sie schrien laut um Hilfe und ein Mann am Ufer hörte sie schließlich und brachte die drei „Flusspiraten“ in seinem Kanu wieder sicher an Land zurück. Einen weiteren Freund fand William ferner in dem Hund Turk, den Helen Cody in ihrer späteren Autobiografie als eine Rasse von jenen Hunden beschrieb, die in Deutschland für die Jagd verwendet wurden. Es war ein treues, intelligentes Tier und ein guter Freund und Helfer der Familie gewesen, gleichwohl Cody Turk in seiner späteren Autobiografie nicht erwähnen sollte. Vielleicht hatte er ihn schlichtweg vergessen oder wollte sich nicht mehr an ihn erinnern.

Der Schulunterricht fand in einem Blockhaus statt, welches sein Vater 1847 gemietet hatte. Der Unterricht wurde von einer Helen Goodridge geleitet, wobei sie die Anzahl von 12 bis 15 Schüler unter ihrer Aufsicht hatte, darunter auch Martha, Samuel und Julia. Den Großteil seiner Zeit verbrachte William allerdings nicht mit dem Lesen von Schulbüchern, sondern u. a. mit dem Bauen und Aufstellen von Fallen, in denen er Wachteln fing.

Am 11. September 1853 starb Samuel Cody auf überaus tragische Weise, als er zusammen mit William die Kühe von der Weide am Abend zur Farm treiben sollte. Er saß dabei auf einer Fuchsstute namens Betsy Baker, ein edles Rassepferd von feurigem, jedoch auch bösartigem Temperament, die ihren Reiter schon des Öfteren abgeworfen hatte. So auch an diesem Tag. Das Pferd bockte und schlug nach allen Seiten aus, doch Samuel blieb fest im Sattel und als das Pferd scheinbar seinen Widerstand aufgegeben hatte, frohlockte er in seiner kindlichen Art und rief:

„Na, Betsy, heute ist es dir nicht gelungen.“

Doch dann stieg das Pferd auf den Hinterhufen kerzengerade in die Höhe und warf sich auf den Rücken, den Jungen unter sich begrabend. Ein Arzt untersuchte Samuel zwar noch am selben Tag, doch die Verletzungen waren zu schwer gewesen, sodass er nichts mehr für ihn tun konnte. Am nächsten Morgen verstarb Samuel zu Hause im Bett.

Auf diese Art sollte sich dann auch eine Prophezeiung erfüllen, die zu den merkwürdigen Familiengeschichten der Codys gehören sollte und in der Helen Cody später erzählen sollte, dass ihre Mutter zusammen mit ihrer Tante als Mädchen einmal eine Wahrsagerin aufgesucht hätten, die der Tante weissagte, dass sie und ihre beiden zwei Kinder innerhalb von zwei Wochen der Tod ereilen würde. Dieses geschah tatsächlich vor Ablauf der Zeit, denn alle drei erkrankten am Gelbfieber und verstarben daran. Der andere Teil der Prophezeiung, der für Mary Ann bestimmt gewesen war, lautete hingegen, dass sie ihren zukünftigen Mann auf einem Dampfschiff kennenlernen würde und dass sie ihn innerhalb eines Jahres zum Mann nehmen würde. Ferner, dass sie drei Söhne haben würde, wovon nur der zweite Sohn am Leben bleiben und eines Tages auf der ganzen Welt Berühmtheit erlangen oder Präsident der Republik werden würde. Mary Ann Laycock war - auch unter dem Eindruck von Samuels Tod - noch stärker davon überzeugt gewesen, dass William tatsächlich zu etwas Größerem bestimmt gewesen war und während er von seinen älteren Schwestern verhätschelt wurde, betrachteten ihn die jüngeren als ein „höheres Wesen“, dem als zukünftiger Präsident der USA noch große Dinge beschieden sein sollten. Zwar sollte es William tatsächlich nicht ins Weiße Haus schaffen (im kindlichen Alter wollte er das nach eigenem Bekunden auch gar nicht), doch der erste Teil der Weissagung sollte sich später auf eindrucksvolle Art und Weise erfüllen.

Das blutige Kansas

Die blutigen Auseinandersetzungen im Kansas-Territorium waren letztendlich das Ergebnis eines bereits über die Jahrzehnte hinweg schwelenden Konfliktes im Bezug auf die Sklavenfrage, in wirtschaftlicher als auch moralischer Hinsicht. Einerseits gab es den wirtschaftlich starken Norden der USA, verbunden mit dem voranschreitenden industriellen Wachstum. Im Gegensatz dazu stand der Süden, wo immer noch die Plantagenwirtschaft vorherrschte, wobei die Baumwolle der gewinnträchtigste Exportartikel darstellte und wo man auch weiterhin auf die Handarbeit von Menschen, sprich Sklaven setzte, die zudem billiger als Maschinen waren. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte war die junge Nation gewachsen, wobei die verschiedenen Einzelstaaten mit und ohne Sklavenhaltung abwechselnd in die Union aufgenommen worden waren, um ein wirtschaftliches und politisches Gleichgewicht im US-Kongress zu schaffen. Die Frage Pro- oder Contra-Sklaverei als moralischer Stein des Anstoßes, wurde dabei durch eine Reihe von politischen Kompromissen vor sich her geschoben, kochte wie in einem Dampfkessel bedrohlich vor sich hin und entlud sich schließlich 1861 in dem Amerikanischen Bürgerkrieg, in dem eine wegen der Sklavenfrage zutiefst zerstrittene Nation zu den Waffen griff, um ihre aufgestauten Differenzen auf dem „Feld der Ehre“ zu bereinigen.

Zuvor, im Januar 1854, wurde der Entwurf des Kansas-Nebraska-Acts von dem aus Illinois stammenden US-Senator Stephen Arnold Douglas (1813-1861) dem Kongress zur Ratifizierung vorgelegt. Durch dieses Gesetz wurden die beiden Territorien Kansas und Nebraska aus dem Taufbecken gehoben, in denen sich die kommende Generation Siedler selber für oder gegen die Sklaverei entscheiden konnte. Bei Nebraska lag der Fall relativ einfach, denn dieses neue Territorium wurde in der Hauptsache von Iowa und Wisconsin aus besiedelt, die beide Nordstaaten waren. Somit sorgten die eingewanderten Siedler dann auch dafür, dass Nebraska am Ende sklavenfrei blieb. Im Gegensatz dazu stand Kansas, das mit seiner östlichen Grenze an Missouri stieß, in dem viele Pro-Sklavereianhänger lebten. Nach Errichtung des Territoriums stand diese Grenze nun weit offen und Anhänger als auch Gegner der Sklaverei rüsteten sich zum Einmarsch in das Gebiet, um es entweder für den Süden oder dem Norden in Beschlag zu nehmen. Erste Freischärlerbanden begannen sich zu organisieren. Im Falle der Sklavereianhänger waren das die sogenannten Border Ruffians oder „Grenzlandrüpel“, denen auf Seiten der Sklavereigegner die Jayhawkers = „schräge Vögel“ gegenüberstanden. Erstere gründeten Mitte 1854 die Städte Atchinson, Leavenworth und Kickapoo, derweil die Abolitionisten Lawrence und Topeka aus dem Boden stampften.

Der tödliche Unfall von Samuel Cody, der damit verbundene schlechte Gemütszustand von Mary Ann sowie die Goldfunde in Kalifornien waren am Ende der Anlass dafür gewesen, dass die Codys weiter nach dem Westen zogen. Isaacs Ziel war dabei zunächst auch Kalifornien gewesen, doch dann begann er sich mehr und mehr für Kansas zu interessieren und als er 1853 von den Gerüchten hörte, das man dieses Territorium schon bald zur Besiedlung freigeben würde, kontaktierte er seinen Bruder Elijah, der zu dieser Zeit in Weston, Missouri lebte, um nähere Informationen darüber zu erhalten. Zudem schrieb er eine Anfrage an mehrere Kongressabgeordnete, die ihm daraufhin versicherten, dass das Kansas-Nebraska-Act bereits im Winter verabschiedet werden würde. Auf diese Information hin, traf Isaac alle nötigen Vorbereitungen, um zusammen mit seiner Familie weiter nach dem Süden, nach Missouri zu ziehen. Am 01. April 1854 brach die ganze Familie schließlich auf. Mit einem großen, prächtigen Wagen, der innen mit Leder ausgestattet und von außen feinst lackiert worden war, begann die abenteuerliche Reise. Gezogen wurde der Wagen von einem Gespann bestehend aus vier Pferden in silbernen Zaumzeug und er war mit allerlei Handelswaren beladen gewesen. William saß dabei als „Geleitschutz“ auf seinem Pferd, die Flinte am Sattelknauf, während der Hund Turk, eine Ulmer Dogge, die Nachhut bildete. Die Nächte über verbrachte die Familie zunächst in Privathäusern und kleineren Ansiedlungen, als jedoch die Niederlassungen immer spärlicher wurden, verbrachte man die erste Nacht dann auch in der Wildnis, was für die ganze Familie ein großes Abenteuer gewesen war. William und Turk gingen auf die Jagd und der Junge konnte, wenn auch erst im zweiten Anlauf, einen Hirsch erlegen. Am Sonntag darauf rettete William Turk aus dem Wasser eines Flüsschens, als der dort erhitzt von einer Kaninchenjagd hineingesprungen war und eine Art Starrkrampf bekommen hatte. Ein Fährmann bemerkte die beiden schließlich, zog sie aus dem Wasser und brachte sie anschließend ins Lager zurück.

Die Reise selber dauerte einen Monat und an der Grenze zu Missouri angelangt, hatte der junge William seine erste Begegnung mit einem schwarzen Sklaven, der als Arbeiter auf der Farm einer Witwe angestellt gewesen war, wo die Codys die Nacht über verbringen wollten und der den Jungen grinsend mit „Massa“ ansprach, als dieser ihm die Hand schüttelte. Wenige Tage später erreichte die Familie die Farm von Elijah Cody in Weston, Platte County, Missouri, zwischen dem heutigen St. Joseph im Norden und Kansas City im Süden, wo sie herzlich willkommen geheißen wurden. Sie wurden in einem Haus der Farm, zwei Meilen außerhalb der Stadt einquartiert. Bald darauf machte sich Isaac zusammen mit William und einem Führer auf dem Weg gen Osten, um ein geeignetes Grundstück zur Errichtung eines eigenen Wohnhauses zu finden. Nach einigen Tagen erreichten sie den Salt Creek Hill und blickten hinunter in das Salt Creek Tal, das von terrassenförmig ansteigenden Hügeln umgrenzt und von einer Straße durchzogen wurde, auf dem die Goldsucher und Mormonen auf ihrem Weg nach dem Westen zogen, noch bevor der Oregon-Trail offiziell eröffnet worden war. Als Isaac hinunter ins Tal sah, wusste er sofort, dass er und seine Familie fortan dort unten leben würden. Im Tal selber gab es zudem eine Post- und Handelsstation verbunden mit einem Vorratslager, die als Rives Station bekannt gewesen war. Auf ihrem Rückweg über Fort Leavenworth, traf Isaac auf den Quartiermeister des Forts, der es ihm erlaubte, zukünftig seine Pferde im Salt Creek Valley zu weiden. Außerdem schloss Isaac einen Vertrag mit der Armee, der es ihm u. a. erlaubte im Tal ein Haus zu bauen und Heu zu machen, um die Pferde der Soldaten mit Futter zu versorgen. Während der sich anschließenden Bauphase, lebten Isaac und William im Salt Creek Valley, während der Rest der Familie vorerst in Weston verblieb. Bei den Reservatsindianern handelte Isaac zudem eine Stute sowie einen Hengst ein, die die Namen „Dolly“, bzw. „Prince“ bekommen sollten.

Am 30. Mai 1854 unterzeichnete US-Präsident Franklin Pierce (1804-1869) schließlich das Kansas-Nebraska-Act, doch da sich die Nachricht von der Freigabe zur Besiedlung des Territoriums zu jener Zeit nur langsam im Westen verbreitete, erfuhr Isaac erst am 10. Juni von diesem neuen Gesetz. Doch dann nahm er eiligst seine ganze Familie und zog mit ihr zu dem neuen Zuhause im Salt Creek Valley. Somit waren die Codys eine der ersten offiziellen Siedler im neugegründeten Kansas-Territorium. Anlässlich des Independence Day, am 04. Juli 1854 gab Isaac daraufhin ein großes Fest auf seiner Farm, zu dem auch der Pfarrer und Missionar Joel Glover und der Betreiber des Handelspostens für die Kickapoo, Delaware und Cherokee-Indianer, M. Pierce Rive (auch: Rively genannt), sowie auch ihre friedlichen indianischen Nachbarn eingeladen worden waren. Es wurde gegrillt und Bisonfleisch gegessen. Die Indianer tanzten, lieferten sich Pferderennen und spielten Spiele, während die Weißen patriotische Reden hielten.

 

Nach der offiziellen Gründung des Kansas-Territoriums rückten bald darauf von Missouri her viele Pro-Sklavereianhänger nach Kansas vor und trafen sich dabei auch in Rives Handelsposten, wo sie Reden hielten, die darauf abzielten, aus Kansas einen Sklavenstaat machen zu wollen. Abolitionisten aus dem nördlichen Illinois zogen daraufhin ebenfalls nach Kansas, um dort die Sklaverei notfalls mit Waffengewalt zu unterbinden. Gesetzlosigkeit machte sich mehr und mehr breit in dem Territorium und es begannen sich auf beiden Seiten Guerilleinheiten zu bilden, die für oder gegen die Sklaverei zu kämpfen begannen. Angesichts dieser starren Fronten auf beiden Seiten, meinte dann auch der zweite Gouverneur des Territoriums, Wilson Shannon (1802-1877) resignierend:

„(...) das man ebenso gut versuchen könnte, die Hölle zu regieren!“

Isaac Cody seinerseits gehörte weder zu den Abolitionisten, noch zu den Sklavenbefürwortern, sondern schloss sich den Free-Soilern an, wobei er bemüht gewesen war, sein Land in Frieden zu bewirtschaften, um hier in Kansas finanziellen Erfolg zu haben. Demzufolge hielt er sich neutral zu beiden Seiten, zumal am 10. Mai 1855 auch das achte Kind der Familie geboren wurde, das den Namen Charles „Charlie“ Whitney bekam. Allerdings war es zu jener Zeit schwierig, wenn nicht gar unmöglich gewesen, sich in dem Territorium wirklich neutral verhalten zu wollen. Im Sommer 1855 jedenfalls, als er wie gewöhnlich zusammen mit William und Turk an Rives Handelsposten vorbeikam, der zu jener Zeit ein beliebter Anlaufposten für die Gegner und Befürworter der Sklaverei gewesen war, wurde Isaac Cody von einer dort versammelten Menge aufgefordert, sich nun ebenfalls einmal zur Sklavenfrage zu äußern. Obwohl er als guter Redner bekannt gewesen war, sträubte sich Isaac zunächst, wurde jedoch von einigen Männern zu einer Schnittwarenkiste gedrängt, die als Rednertribüne diente. In seiner anschließenden Ansprache, die äußerst kühn und deutlich gewesen war, sprach er sich gegen die Sklaverei aus und betonte, dass er sich auch zukünftig mit aller Kraft dafür einsetzen würde, dass diese sich auf dem Boden von Kansas nicht auch noch weiter ausbreiten würde. Die Menge schwieg zunächst wie paralysiert auf diese Worte hin, doch dann brach ein Sturm los und einige erboste Zuhörer zerrten ihn von der Bühne. Einer von Elijas Angestellten, ein Mann namens Charles Dunn zog dabei ein Bowie-Messer und stach es Isaac in die Brust. In der nachfolgenden Version dieser Geschichte wurde er sofort in Rives Laden gebracht, wo seine Wunde von dem Nachbarn Dr. Hathaway notdürftig behandelt wurde. Seine Frau wurde informiert und als sie mit einem Wagen nebst Fahrer bei dem Laden angekommen war, wurde Isaac auf die Ladefläche gelegt und zu seinem Bruder Elijah gefahren, in dessen Haus er sich drei Wochen lang aufhielt, um seine Verwundung auszuheilen. Er war in die Lunge gestochen worden und er erholte sich nur langsam von dieser Verletzung, bevor er sein normales Leben schließlich wieder aufnehmen konnte. In einer anderen Version dieser Tat, die von Buffalo Bill selber stammte und die er in seiner späteren Autobiografie veröffentlichen sollte, hielt er fest, dass:

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