Detektiv Hartwig

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Detektiv Hartwig
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Mel Mae Schmidt

Detektiv Hartwig

oder Mord stirbt niemals aus

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Inhaltsverzeichnis

Titel

EINS

ZWEI

DREI

Impressum neobooks

EINS

„PENSIONIERT!“, DACHTE er bei sich. „Ein recht höfliches Wort für `Sie sind zu alt!´“ Hartwig Leonor war von Beruf Detektiv. Bis gestern.

Denn wegen seines hohen Alters – er war achtzig – wurde er von heut auf morgen pensioniert, da seine `Anzeichen des Alters zu arg zu erkennen seien´, bedeutete, er war einmal vor Kurzem während seines Dienstes an seinem Schreibtisch in der Detektei eingenickt.

„Das hätte jedem passieren können!“, rief Hartwig zur Verteidigung aus. „Selbst Schüler nicken im Unterricht mal ein, dabei sind sie noch sehr jung! Das ist bloße Überarbeitung!“

Doch jede Verteidigung war nutzlos und so musste er unfreiwillig in Pension gehen. Nun saß er bei sich daheim in Köln-Sülz und ärgerte sich über diesen Abschluss seines sechzigjährigen Detektivberufes.

Aufgebracht schüttete er kochendes Wasser über den Teebeutel in seiner Tasse und setzte sich mit zerknittertem Gesichtsausdruck an den kleinen Küchentisch.

Seine Rente betrug nicht gerade wenig, darüber brauchte er sich schonmal nicht zu beklagen, jedoch der Abgang aus seinem achso geliebten Beruf missfiel ihm gehörig. „Weil ich zu alt bin!“, grummelte er. „Weil ich zu alt bin! Hat man das schonmal gehört?“, rief er nun empört aus. „Dabei ist mein Verstand noch so wach wie die Augen eines Adlers!“

Er pustete in den kochenden Tee hinein und schüttelte verständnislos den Kopf. „Eine Frechheit!“, flüsterte er immer wieder.

Obwohl der Tee vor Hitze dampfte und sich Hartwig mehrfach schon die Finger an der Tasse verglühte, trank er in kleinen Schlucken seinen Rooibostee und störte sich nicht weiter daran, dass ihm nun seine Zunge schmerzte, die er sich am Tee verbrannt hatte. Zu aufgebracht war er.

Lange konnte er nicht sitzen bleiben und nahm seinen Gehstock. Er schritt damit in seiner Wohnung umher und versuchte wieder klaren Kopfes zu werden.

Die Nachricht über seine Pension traf ihn wie ein Schlag und nun war er dazu gezwungen seine Lebensabende neu zu überdenken. Eigentlich wollte er niemals in Pension gehen und weiter in seinem Beruf arbeiten, der ihn schließlich bis auf sein Sterbebett begleiten sollte, außer er sollte doch vorher in die Verlegenheit geraten durch plötzlichen Alzheimer oder einen Schlaganfall diesen Beruf nicht mehr ausüben zu können.

Der Detektivberuf vereinnahmte Hartwig seit jeher so sehr, dass dieser für ihn wie eine Familie war. Hartwig war einmal in jungen Jahren verheiratet gewesen, etwa zwanzig Jahre lang, seit er achtunddreißig war. Er und seine Frau bekamen einen Sohn, lebten damals gemeinsam kurz nach der Hochzeit in Frechen, zogen dann kurz darauf nach Wesseling und ließen sich anschließend als geschiedene Leute in Hürth nieder, um gemeinsam weiterhin für den gemeinsamen Sohn sorgen zu können.

Vor zehn Jahren verstarb seine Exfrau, Luisa-Marie, und der einzige Sohn, Valentin Leonor, lebte seither in Brühl, war nun siebenunddreißig Jahre alt, hatte weder Frau noch Kinder, auch keine Freundin, und arbeitete als Journalist bei einer kleinen Zeitung.

Hartwig zog daraufhin nach Köln.

Nur ab und an ließen beide beim jeweils anderen voneinander hören, sahen sich nur selten und hatten ohnehin nicht viel zu sagen.

Nachdem Hartwig so in seiner Wohnung umhergeschritten war an seinem Stock, setzte er sich wieder an den Küchentisch und trank den Tee zuende. Dann stand er auf und begann im Bad mit seiner Morgentoilette. Es war nun punkt sieben Uhr und da Hartwig noch seinen täglichen Rhythmus, der ihn sein Beruf abverlangt hatte all die Jahre, innehatte, hielt er diesen auch weiterhin bei, auch wenn er nun kein Detektiv mehr war. Zumindest nicht mehr offiziell. Doch in seinem Herzen würde er immer eine Schnüffelnase bleiben.

Hartwig begann jeden Morgen einer Erkältung vorbeugend mit Japanischem Heilpflanzenöl aus der Drogerie, vermischt mit Wasser, zu gurgeln. Das half schon seit er im Krieg ein kleiner Junge war und härtete ab.

Die scharfe Minze, die den Rachen hinunterrinnt als wären es Flammen, die einem Tränen in die Augen fahren und einen denken lässt, man stünde kurz vorm Ersticken, war ein perfekter Start in den Tag, der einen herrlich munter machte. Hartwig machte die Schärfe der Minze nichts mehr aus und da es herrlich gegen Erkältungen half, behielt er diese Gewohnheit bei.

Wach und erfrischt trat er aus dem Bad und dafür hinein ins Wohnzimmer. „Was fange ich jetzt bloß mit all der Zeit an?“, fragte er sich und schaltete den Fernseher ein. Nicht lange und er schaltete ihn wieder aus.

„Ach, Mensch!“, polterte er. „Ich will nicht einer dieser langweiligen alten Knacker werden, die in Rente sind und nicht wissen, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen. Verdammisch!“ Er schlug mit der Faust auf den kleinen Wohnzimmertisch.

Dann ging er in sein Schlafzimmer und holte unter dem Bett einige Koffer hervor. „Verreisen“, dachte er. „Das ist immer eine gute Möglichkeit aus seiner Zeit etwas zu machen. Reisen soll ja auch bilden! Man kann nie gebildet genug sein!“ Hartwig stopfte lieblos die für ihn wichtigsten Sachen in einige Koffer und in eine Tasche und überlegte, gleich am nächsten Morgen zu seinem Sohn nach Brühl zu reisen für etwa zwei Wochen.

Doch er wollte nicht bei ihm unterkommen, sondern mit einem Gästehaus vorlieb nehmen, da er seinem Valentin nicht allzu sehr auf den Wecker fallen wollte, gerade, da sie sich meist ohnehin nicht viel zu sagen hatten und so wollte Hartwig peinlichen aufgesetzten Gesprächen und der peinlichen Stille vorbeugen.

Noch den ganzen restlichen Tag brachte Hartwig damit zu, für die Reise noch wichtige Dinge zu packen und zu planen und war froh, so rasch eine Alternative zum `nutzlosen Rumsitzen wie andere Rentner´ gefunden zu haben. Am Abend dann verstaute er schonmal alles in seinem kleinen alten Auto, welches er schon seit den 70ern fuhr, bloß die Tasche mit den Hygieneartikeln Zahnbürste und Heilpflanzenöl ließ er noch in seiner Wohnung, damit er nicht am Morgen so viel schleppen brauchte.

Mit einen guten Gefühl im Bauch legte sich Hartwig schließlich schlafen und wachte am nächsten Morgen gegen sieben Uhr auf. Dieses Mal wollte er seinen Rhythmus ein wenig verändern, da er auch nicht allzu früh in Brühl ankommen und den Menschen im Gästehaus auf den Wecker fallen wollte.

So aß er gemütlich sein Frühstück, gurgelte allmorgendlich mit seinem Japanischen Heilpflanzenöl und machte seine Wohnung parat zum Aufbruch, da er diese wohl die nächsten paar Wochen nicht mehr betreten würde.

Er startete seinen alten Wagen aus den 70ern und machte sich auf den Weg nach Brühl zu seinem Sohn.

Keine zwanzig Minuten später stand er auf einem Parkplatz am Gästehaus in Brühl und sah auf seine Armbanduhr. Gleich acht.

Hartwig klingelte zweimal. Um klingeln zu können musste er zunächst ein paar wenige Stufen hinaufsteigen, was für ihn etwas anstrengend erschien und diese dann wieder hinuntersteigen. Bald darauf öffnete jemand die Türe.

„Guten Morgen, der Herr!“, rief eine Dame mittleren Alters. „Sind Sie ein Gast?“

Hartwig nickte leicht erschöpft vom Treppensteigen. „Jaja, ein Gast.“

Die Dame nickte freundlich lächelnd. „Haben Sie auch Gepäck?“

„In meinem Wagen.“

„Wollen Sie es selbst holen oder darf ich Ihnen jemanden zur Verfügung stellen, der es Ihnen bis hierher trägt?“

„Also falls Sie jemanden entbehren könnten, der mir dabei behilflich sein könnte, wäre ich Ihnen sehr verbunden.“ Hartwig lächelte.

„Aber selbstverständlich, mein werter Herr! Kommen Sie herein, dann besprechen wir alles Weitere wegen Ihres Aufenthaltes!“ Sie hielt Hartwig die Türe auf, während dieser langsam erneut mit seinem Stock die wenigen Stufen zur Eingangstüre emportrat. Er trat ein.

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