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14. Stahltrassen

Mai 2016 ... Ja, das Ruhrgebiet, voller gelebter Hoffnung, sich entwickelnder Zukunft und gemeinschaftsförderndem Fußball. Egal, wo du hier hinfährst hast du anständige und intelligente Menschen, die nicht so verbohrt sind wie die wohlmeinenden Leute auf dem Dorf im Norden. Ok, es gibt auch hier nicht so schlaue Individuen, doch jeder ist eigentlich einer neuen Idee recht aufgeschlossen und sie haben auch gute eigene Ideen komplett neben der Spur und dem starren Lehrbuch. Das mag ich sehr. Das zeigt Fortschritt, Anpassung und Zukunft. Bei solchen Leuten kann man sein Wissen einbringen und noch etwas dazu lernen. So, die Idee war, innerhalb der Kalkulation die Materialelemente herauszunehmen, um innerkonzernlich nicht noch Gewinnaufschläge auf Gewinne zu kalkulieren, da der globale Preiskampf faktisch nicht zu gewinnen war. Ja, wir leben in Zeiten des Stahlpreisdumpings der Chinesen, die rotzfrech entgegen jeder guten Weise und anständiger kaufmännischer Gepflogenheiten ihre Konkurrenten massiv unterbieten wollen, selbst wenn sie jahrelang Verluste machen würden. Das ist nicht sportlich oder ehrbar. Das ist schlicht Betrug zum Schaden der regionalen Wirtschaft und muss international geächtet werden. Egal, die Idee war, anhand kreativer Kalkulationsmodelle den Preis weit unterhalb des Angebotspreises zu drücken, aber trotzdem noch einen annehmbaren Gewinn zu machen. Kann man Chinesen eigentlich unterbieten? Ich meine, da ist ein Konkurrent, der den Grundrohstoff Stahl auf ein Drittel des Marktpreises drücken kann und noch bei 50% Strafzoll munter mit Gewinnen verkauft. Warum rechnen wir in Euro pro Tonne Stahl? Dieses einfache Kostensenkungsdenken ist hier (und auch woanders) nicht immer hilfreich und muss intelligent umgangen werden. Warum nimmt man sich nicht das Angebot vor und verändert die Trassenführung? Ich weiß, das ist sehr ambitioniert. Sehen wir uns doch einmal das Projekt an, bevor wir im Detail nur eine Variable unnötig oder sogar unmöglich drücken, was nicht heißt, dass die Idee der Materialumgehung in der Kalkulation grundsätzlich falsch ist. Die Idee war sogar richtig gut, doch diese Firma war so in sich geteilt und unkommunikativ, dass gar nicht klar war, wo sich die größten Kostensenkungspotentiale befanden, da Kunden auch mal Fehler machen. Seien wir ehrlich, wir sind nicht die hellsten, doch im Vergleich zu anderen sind wir unschlagbar. Also, wer hat die Ausschreibungsunterlagen? Wer kann zu dem Trassenprojekt Auskunft geben? Ist hier überhaupt jemand? Gehe die Abteilungen ab und frage dich durch und du wirst alle Charaktere finden, die du benötigst, das gesamte Angebot umzuschreiben. Ach ja, und kontaktiere die Ortskundigen. Wir machen ein gutes Gegenangebot. Und wir feuern jeden Kasper, dem die Aufgabe zu groß erscheint. Du kannst nicht einen Preiskampf mit Chinesen gewinnen, wenn du ganz streng nach Richtlinie korrekt an deinem Bürotisch sitzt. Komm arbeite mal. Fürchte dich nicht vor dem Übereifer deiner Untergebenen, die sind oft heller als sie aussehen und das weißt du zur Genüge. Jetzt kommt das Problem der Firma zu Tage, die Engstirnigkeit der Promovierten, der Beförderten und deren Günstlingen. Wer 20 Jahre streng nach Vorschrift wirkte, hat gemeinhin Probleme weiter zu denken als es von Nöten ist. Aber wir sind hier im Ruhrgebiet. Die alten Strammsäcke hatten meine Idee schon längst gedacht, doch wurden immer von Leuten, die erst ab 10:00 Uhr ins Büro kommen und wirklich nicht viel können, abgeblockt. Sicher wirst du dich jetzt fragen, wer mich eigentlich engagiert? Meistens sind es die Geldgeber oder die Besitzer, die oft kaum Bezug zum Geschäft haben, aber genug wissen, dass hier der Unfug übernommen hat. Der Wille zur Veränderung fängt bei uns tief im Inneren an, wie in der Firma und wie im Vorgesetzten, dumm nur, wenn gerade dieser noch nie außerhalb der engen Rahmenbedingungen eines Problems gedacht hat. Verändere deine Kalkulation, nehme das Material heraus, errechne die Wertschöpfung, senke die Verwaltungskosten mittelfristig, füge 2%-Punkte Gewinn für die Unwägbarkeiten hinzu und dann warte auf das Ausschreibungsergebnis. Wenn du Zeit hast, senke die unproduktiven Kosten, damit nur die reine Arbeit am Produkt in den betrieblichen Aufwendungen erscheint. Ich weiß, dass ist schwer zu entscheiden und man muss dafür die Firma in ihren Abläufen kennen, doch die Zeiten des Prunkes sind vorbei. Wer hätte gedacht, dass die arbeitsamen Leute hier im nahen Ruhrgebiet noch richtig fit im Geist und sehr empfehlenswert im starken Willen sind.

15. 16 Liter Hubraum

Juni 2016 ... Es gibt sie noch, die Perlen des Automobilbaus, bereit den verständigen Unternehmensberater herzlich zu begrüßen, damit sich allgemeiner Firmenwohlstand und die vom Umsatz so geschätzte Kundenzufriedenheit breitmachen. Du musst nur eines dieser kraftvollen und urtümlichen Automobile ansehen und dir läuft das Wasser in Mund zusammen. Sie sind auf ihre Weise unbeschreiblich und wunderschön und nicht von dieser Welt erhaben. Das Problem war, die Forcierung des Umsatzes und damit des Gewinns, sodass die jährlichen Gewinnausschüttungen wieder der Rede wert waren und die Familie im Ort zu altem Glanz gelang. Es gibt Namen, die kennt einfach jeder, selbst wenn er keinen täglichen Bezug dazu hat, egal ob sie exotisch, robust oder einfach nur teuer sind. Wichtig dabei ist, dass große unsterbliche Namen auch mal richtig klein mit einem schönen GT-Modell direkt nach dem Krieg anfingen. Der Motor, das Getriebe und die Karosse waren Original und begehrenswert. Ich hoffe, dass ich jetzt nichts Falsches erzähle und alles zugekauft war, aber ich denke, um diese spezielle Firma im Herzen Deutschlands zu beraten, nehmen wir hier einen Mix aus Qualität, Sortiment und Vielseitigkeit, eben was die gut zahlende und verwöhnte Kundschaft so dringend verlangt, wie jedes Jahr ein neues Modell, um die eigene Kreativität zur Schau zu stellen. Unterschätze nie die intelligente Kleinserie. Wie bekommen wir gute Qualität ins Haus? Wir fangen beim Personalleiter an, gehen über zu den Familienzugehörigkeiten und finden heraus, welcher fremd hinzugezogene hier entscheidungsbefähigt ist? Ich weiß, das klingt arrogant und schön hineinregierend, doch du hast ein Qualitätsproblem, dass nicht von ungefähr kommt und dieses entsteht nun mal in den Arbeitsprozessen und da vor allem bei den werktätigen Leuten, doch sie entsteht tatsächlich erst bei innerer Disziplin, annehmbarer Ordnung und einem unverbesserlichen Drang, dass hier nichts aus der Reihe tanzt. Vergiss den Qualitätsprüfer, der findet auch nur das offensichtliche und hat eventuell schon die Idee, dass es ja Garantie und Gewährleistung gibt, und sind wir ehrlich, die Serviceleute müssen auch ausgelastet werden. Wie lasste ich den Servicemann aus, der der Schwager meiner angeheirateten Schwester ist und genauso wie ich im Schützenverein bin? Richtig, mit Reparaturen und Garantieleistungen, damit der geschätzte Kunde sich vollumfänglich wohlfühlt. Sicher der ständige Kontakt zum Kunden ist sehr wichtig, um Folgegeschäfte wie von selbst über die Bühne zu ziehen, das ist wie Reparaturen, die nur du ausführen kannst. Der Kunde muss zu dir kommen. Der Kunde wird zu seinem eigenen Wohl gezwungen, seine feine Mobilie aus Leder, Stahl und Holz direkt zu dir zu bringen. Hört sich gut an, doch was ist an dieser durchdachten Überlegung falsch? Richtig, die 500km zum Ölwechsel. Haben wir ein Partnerservicenetz, dass im Internet für jeden ersichtlich ist? Der Kunde will das oft vor dem Kauf wissen. Ein wirklich guter Gedanke, der schon umgesetzt wurde, sind die eigens gefertigten Motoren. Diese wahren Monstren aus Aluminium haben bis zu 16 Liter Hubraum (und müssen als Sortiment angeboten werden). Wer kauft sowas Großes? Du brauchst Stückzahl, um bekannt zu werden. Nicht wenige werden schon bei 5 Liter im 900kg Auto schwach. Denk an ein englisches Auto mit einem 3,6 Liter Straight-Six. Wenn du eigene Motoren fertigst, zeige dem Kunden eine ganze Liste von Auswahlmöglichkeiten, die er nur rudimentär begreifen will. Eine detaillierte Beschreibung der komplexen Herstellung ist nicht nötig. Lass die Qualität in Journalen sprechen. Gib dein Auto einmal dem TÜV zum Dauertest. Das beeindruckt. Durchquere Afrika, wie die Jungs aus CZ um 1950 und veröffentliche einen Bildband darüber oder finde einen Kunden, der dieses für dich privat finanziert, denn es gibt nicht wenige, die verrückt genug sind, genau das zu machen, wie die Uhr am Arm von Mercedes Gleitze in 1927, die den Ärmelkanal durchschwamm. Erinnere dich daran, werde fit für die eigene Zukunft und konsultiere dafür einen Berater. So, genug der alten Geschichten. Du beherrschst die hohe Qualität, hast den umwerfenden Charme und bist vielseitig in Motor, Getriebe und Aufbau. Haben wir einen Händler in Moskau, Dubai und Florenz? Was ist mit London, New York, Tokio oder Paris? Das sind alles Abverkäufe, die dem Jahresabschluss deiner Firma in Deutschland sehr nützen. Die lokalen Händler machen regional-typisches Marketing und deinen Namen des guten Stahls in Form und Farbe weltweit immer bekannter.

16. Rhein und Ruhr

Juli 2017 ... Warum optimiert er nicht nur die Kostenrechnung, das Berichtswesen oder die Kalkulation, wie ihm aufgetragen? Warum verändert er rechts und links neben seiner eigentlichen Aufgabe? Er muss sich nicht wundern, warum man sich von dem getrennt hat. Ich bin seit 30 Jahren in der Firma. Hier macht jeder seine Arbeit gut und richtig. Sicher, die Märkte, die Chinesen, der unstete Dollarkurs und die Russlandsanktionen zwingen zu unpopulären personalpolitischen Entscheidungen, aber dieser Druck erlaubt uns agil handeln zu dürfen. Letzte Woche half ein Schweißer bei der Vormontage aus, da im Zuschnitt fähige Servicetechniker arbeiten, die ohne Probleme an das brummende Reparaturgeschäft ausgeliehen wurden, werden und auch können. Service belebt das Geschäft fernab von Wertstromketten! Das ist nicht Chaos, das ist Business. Ich habe hier gelernt und mir meinen Platz mehr als redlich verdient. Wenn der aufgeblasene Berater wüsste, was man hier alles so machen musste. Stimmt, aber ihr verliert jeden Tag, habt kaum Gewinn und euer Geld zur Finanzierung der Operation kommt aus China vom Konkurrenten, der euch mit Pfennigen aufgekauft hat. Stimmt wieder, wir haben ja Cents. Selbst der gute Analyst lebt manchmal in der Vergangenheit der angewandten Einfachheit, der gelebten Klarheit und der Übersichtlichkeit der Fließbandfertigung und der sturen, verinnerlicht verbohrten Uneinsichtigkeit.

 

17. Vertrieb wie früher

Februar 2005 ... Zurück zur Firma, das Diensttelefon klingelte schrill. Der neue Vertriebsleiter bittet um ein Gespräch mit dem Controlling. Die ABC-Analyse war in Ordnung, aber verkauft wird anders, wie ein dickes tiefblaues Buch lautstark verkündet, wer was wann genau liefert. Ich vermisse die alte Truppe. Früher war man ehrlich zueinander und sagte, was gedacht wurde. Die Sprüche waren locker, gewitzt, charmant und genau pointiert. Die blonde dürre Assistentin sollte wirklich mal ein dickes Steak mehr essen. Heutzutage bekommst du dafür eine heftige Abmahnung, doch damals war es erbauend und fördernd. Die Leute dürsteten nach poetischen Weisheiten der älteren Angestellten. Die Frauen waren auch offenherziger und netter. Sicher, wasserstoffblond war zu viel des Guten, doch ein paar offene Knöpfe später und diese Sorgen wurden irrelevant. Das war in den guten alten Zeiten oft des Problems willkommene Lösung. Heute wird analysiert und besprochen, getroffen und formuliert, doch damals gab es nur die Frage, was hier konkret falsch läuft und wer dafür endlich entlassen werden sollte. Ja, und da sind wir schon beim Thema, das gar nicht adressiert werden sollte, da es offensichtlich ist, doch für die intelligente Lösung benötigen wir schon ein paar Stunden und ein Gespräch, dass so offen und ehrlich nicht sein muss. Kommt mit, eine Firma liegt am Boden und wartet auf Möglichkeiten der nützlichen Gewinnsteigerung.

18. Kunst & Kultur

August 2017 ... Ja, ich weiß, ich bin einsam und allein, doch hier in der Zeitung steht etwas über eine gut geformte und in der liberalen Gesellschaft bestens bekannte Blondine, deren Beteilungen der intelligenten Beratung bedürfen. Sie hatte ein wirklich interessantes Portfolio aus kulinarisch, exotisch und voll der Kunst. Interessanterweise war es zeitlich, räumlich und inhaltlich sehr verschieden und damit begannen auch die Probleme. Du kannst nicht überall gut sein, deine jugendlich anhänglichen Mitarbeiter können in Ordnung sein, doch wenn Umsatz und Gewinn nicht mehr stimmen, oder nie im Einklang mit sich selbst waren, weist dies schon auf eine schlechte Sortimentspolitik hin? Grundsätzlich waren die Geschäftsideen nicht falsch, doch die Umsetzung macht aus der Strategie den Erfolg. Ich denke, es lag an ihr und nicht an den unerfahrenen und maulwurfsblinden netten Mitarbeitern? Es war das eigene Unvermögen in der Organisation und eben nicht die geringe Ausbildung? Du kannst dein Geschäft nicht aufgrund imaginärer Voraussetzungen aufbauen. Die Anforderungen an die Mitarbeiter waren einfach nur extravagant und der einzige Vorgesetzter war wichtiger als die wenigen Wünsche der wohlmeinenden Kundschaft. Das Marketing war gut und vor allem vorhanden, doch schon sehr betagt, da der langjährige Werbeträger nur du selbst warst und, das kam erschwerend hinzu, hatten deine Produkte kaum noch was mit dir zu tun. Sicher, dem kann abgeholfen werden, doch wie steht es mit der guten Qualität oder der Innovationsfreude in dem Firmenverbund? Stelle deine Produkte mit ihren Eigenschaften in den Vordergrund, gebe Verantwortung an deine Mitarbeiter dafür ab, schule sie in den Vorzügen und Preisen deiner Produkte, lenke sie von deiner blonden attraktiven Erscheinung ab. Da es sich um drei Firmen in unterschiedlichen Branchen handelt, muss die Unternehmerkompetenz an die Linie und damit an deine Mitarbeiter abgegeben werden. Es gibt Firmen, die nur ein Sortiment und vier Filialen hatten, die einen neuen Geschäftsführer einstellten, nur damit das Geschäft weiterwuchs und du hast hier deren drei! Das größte Problem ist die Unterschiedlichkeit im alltäglichen Geschäft. Dabei kann man nur noch über Zahlen und um grundlegende Ideen im Portfolio (die Konzernportfoliostrategie) steuern. Die gesamte Umsetzung und das Tagesgeschäft müssen komplett von der Organisation getragen werden. Du hast kaum Zeit, dich um alles zu kümmern und zweimal die Woche zwischen den Standorten zu pendeln, außer es macht dir Spaß, in rot und offen unterwegs zu sein. Dasselbe gilt für die Qualitätsprüfungen durch motivierte und fachlich gute Mitarbeiter. Du kannst nicht überall reinreden und jeden rumschubsen. Bedenke, du hast kaum eine Ausbildung oder einen höheren Abschluss, und selbst wenn, Führen ist nicht machen, sondern anweisen und die Firma fit halten. Kennst du die Märkte? Sind deine guten Produkte für die permanenten Marktveränderungen bereit? Sind diese schwer anzupassen? Dürfen deine jungen Mitarbeiter Vorschläge machen und diese eigenständig umsetzen? Haben diese sich schon eingebracht? Sind diese Verbesserungen langfristig gesichert? Bei dem Beispiel bin ich gern unkonkret, da das eine Produkt schwer zu sabotieren, das andere Produkt zu klein aufgestellt und das dritte eher leicht zu verkaufen ist. Bei der Firma gab es keinen Raum für Veränderung, Anpassung, Zukunft und Motivation. Das übergroße Ego stand im Weg dieses Künstlers, die sich gewerblich gut versuchte. Die Idee kommt von allein, wenn du es nur zulässt, doch das wurde nie kommuniziert. Der Kaffee und Kuchen stand im Mittelpunkt und nicht die Vertriebswege. Was nützen junge Mitarbeiter, wenn sie nicht modern sind. Ich denke, es ist weiterhin gut, wenn wir uns vom alten Glamour trennen und die Firmen ohne Vergangenheit führen. Dieser Schritt mag schmerzen, doch selbst ein kleiner Gewinn ist besser als ein narzisstisches Leben in unnötiger Altersarmut. Neue Kunden kennen dich kaum. Sie wollen das Produkt kennenlernen. Erlaube dir das Neue. Lass es an dich heran. Lass es dich führen. Werde selbst zum Neuen. Was denkt ihr? Ist das Ändern nur einer Variablen genug, um eine am Boden liegende Firma fast ohne Umsatz und ganz ohne neue Finanzmittel zu beleben? Ist das Einnorden der berufsunerfahrenen Mitarbeiter ausreichend oder liegt das Problem viel tiefer in der Seele des Besitzers, Gründers und Lenkers? Stehen persönliche Belange und Befindlichkeiten zur sehr im Mittelpunkt? Müssen wir professioneller auf den Märkten werden?

19. Bio-Kosmetik

August 2017 ... Eigentlich benötigen wir gar keine Beratung, da wir durch Private-Equity wirklich gut finanziert sind und damit so viel Geld haben, dass wir derzeit ganz groß investieren können. Wir hatten auch noch nie ein Gewinnproblem, uns ist nur das Geld vor Jahren ausgegangen. Egal, es gibt 300 Inhaltsstoffe und 300 Wirkstoffe, deren Einsatzeffizienz in der Fertigung von knapp 300 Produkten anhand einer auf jedes einzelne Produkt zu optimierender und auszuweitender Kalkulation gesteigert werden sollte. Wie viele Grundrohstoffe es gab und verarbeitet wurden, wollte man interessanterweise nicht preisgeben. Wichtig war nur, dass jede einzelne Kalkulation im ERP-System integriert werden musste. Hier sieht man das Problem der Frage nach der Rohstoffeffizienz, die den Gewinn erhöhen soll, die schnell, aufgrund des Fachwissens, in eine reine Detailproblematik kippt. Eine Abstimmung der Fertigungslosgrößen mit den Vertriebsmöglichkeiten kann intern, mit dem Ziel der Produktkostenoptimierung, gut gelöst werden. Eine Einzelkalkulation ist nicht notwendig und schwer durchzuführen. Sicher, dass ist nicht viel, doch warum wurde der gute Vertrieb auf die Losgrößenfertigung nicht sensibilisiert, sodass Rohstoffeffizienz, Lagerumschlag und Sortimentspolitik sich gegenseitig unterstützen? Die Kalkulationspräzision bei schwankenden Einkaufspreisen kann mittels einer schablonenhaften Standardkalkulation auf der Basis von Grundrohstoffen viel mehr der Einsicht in die Profitabilität des Sortiments gewähren. Eine Leistungsmengenkalkulation könnte ebenso helfen, die Profitabilität zu steigern und damit die Produktpolitik positiv zu beeinflussen, sodass der Weg der verarbeiteten Rohstoffe bis zu den Produktgruppen gezeigt werden kann. Ich denke, der gesamte Preis-Leistungsindex war schlecht, obwohl der Preis sehr akzeptabel schien, störte die sehr kleine Ergiebigkeit. Feine Marken aus Frankreich oder England sind, bei einer vierfachen Ergiebigkeit, dreimal teurer und werden mehr verkauft. Ich würde die Marke im Premium positionieren und nicht künstlich in kleinen Packungen auf Niedrigniveau mit Massenimage halten. In der Spezialfertigung ist oft nur der Vergleich von Angebotskalkulation, Verkaufskalkulation und ja, wieviel hat es denn wirklich gekostet essentiell, doch hier in der Serienfertigung gilt der Wochendurchsatz. Dabei erinnere ich mich an eine ähnlich denkende Firma, die die Ineffizienz wirklich exzessiv bei den Werkern gesucht hatte und nicht die horrenden Vertriebsausgaben gesehen hatte. Bei einem Produktgewinn von 80% muss man schon sehr realitätsfern sein, um kleinste Kostenreduktionen in der Kalkulation zu finden. Es ist das zu wenig ergiebige Produkt (Kosmetik) und der zu niedrige Preis (für den Krabbeltisch). Warum wird die Abfüllmenge nicht erhöht, damit z.B. die relativen Verpackungskosten sinken. Ein Haarshampoo sollte mehr als nur vier Tage halten, allein schon aufgrund der Verpackungspraktikabilität! Habe keine Angst vor einem hohen Preis.

20. Waschmaschinen

August 2017 ... Was für eine entspannende Fahrt Richtung Berlin. Es werden Plaste Applikationen hergestellt. Diese sogenannte Weiße Ware ist tatsächlich weiß, schön und teuer und kann auch in grau geliefert werden. Somit ist der Grundrohstoff extrem billige Plaste und die beste Voraussetzung für höhere Gewinne. Warum auch immer diese Firma ein sehr detailliertes Fünf-Jahres-Budget haben musste, um die Erträge von morgen zu wissen, verstehe ich bis heute nicht. Der Fokus sollte in der Auftragsreichweite und der Fertigungsauslastung liegen. Allein meine Frage, ob dieses Budget tatsächlich nur ein Plan mit Forecast-Charakter sein sollte, konnte keiner beantworten, dafür aber nach der Preisflexibilität, der Auftragsanpassungsfähigkeit, der Vertriebsfähigkeit und der Kundenbeziehungen. Es war wieder eine Private-Equity-Firma, die zu viele joggende Geschäftsführer und zu wenig Fachwissen und -kompetenz in den Rängen eingestellt hatte. Ja, der Leiter Controlling war da nur Schlips und Kragen direkt aus dem sommerlichen Modekatalog. Je günstiger das feine Einkaufsmaterial ist, desto höher wird der Gewinn sein, und das Material war sehr billig. Warum dann der Bruttogewinn trotz Lean Produktion so niedrig war ließen nur die erweiterten Berufserfahrungen schmunzeln. Gut, die elektronischen Schaltkarten wurden, warum auch immer, zu teuer eingekauft, doch diese amateurhafte Überorganisation und Inflexibilität ist nur Vorwand für reinen Diebstahl am Kunden und damit am Endverbraucher. Die relativ hohen Verkaufspreise sind schnell anhand von niedrigen Nettogewinnen erklärt. Es ist traurig, dass damit die Betriebskosten unnötig erhöht wurden, um dem finanzstarken Endkunden eine geringe Profitabilität vorzuspielen. Die Firma wird damit wirklich konkurrenzunfähiger und unfähiger der Zukunft zu begegnen. Diese Vorgehensweise hat auch Einfluss auf die Firmenintelligenz und -emotionalität. War euch eigentlich bewusst, dass sich schon Details in der Fertigungsorganisation bei Lean Production pro Jahr ändern können, die aus fünfmal mehr, nur doppelt so viel machen? Nein? Euer Budget ist schnell aufgebaut, doch krankt an den schwankenden Variablen der Zukunft, die heute gar nicht bekannt sein können. Wie hoch ist die Lohnsteigerung der nächsten Jahre? Wie sehr wird der Preis der Rohplaste schwanken? Wird es ingenieurtechnische Veränderungen im Produkt geben? Wenn ihr den kleinen, arroganten und wenig aussagekräftigen Leiter Controlling loswerden wollt, dann macht einfach und lasst einen Neuen nachrücken. Habt ihr eigentlich jemanden dafür? Nein? Ja, das sollte geplant werden. Ich bin schon ein schlechter Mensch. Ich störe die Firmenharmonie. Ich breche Strukturen, Denkmuster und Kulturen auf, denn ich bin Berater mit einem recht hohen Tagessatz. Es sind wirklich nur ein paar steuerbare Variablen der Gegenwart, die den Gewinn langfristig erhöhen. Und du, bist du die King Cobra hier? Hast du die Entscheidungsgewalt oder bezahlt die Organisation sich selbst?