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08. Theorie in angewandt

August 2018 ... Wir wissen schon bei der Frage. Wir kennen, bevor etwas passiert, ohne zu hinterfragen oder alle Details zu kennen, und kaum jemand nimmt sich ein paar Minuten und denkt über das Problem nach. Sicher, Ingenieure wissen jede Antwort, doch nur weil die Frage letztes Jahr schon gestellt wurde, aber das Offensichtliche wird sehr oft sehr subjektiv aus den eigenen alten und soliden Erfahrungen des Lebens, der Arbeit und der Erkenntnis sehr falsch beurteilt. Natürlich kann man zu lange analysieren, doch nicht selten benötigen wir Information, um zu der vor allem umsetzbaren Lösung zu gelangen, die wiederum sofort kippt, wenn eine Nebenbedingung nicht eintrifft. Das hört sich kompliziert an, doch jede Lösung ist immer die Summe aus seinen Ideen und seiner Praxisgrenzen. Die Lösung verändert sich, je nach Umweltbedingungen, wie Einfuhrzoll, Währungskurse, Transportprobleme und Agilität der Firma drastisch. So manche gute Idee scheitert intern aus nur einem einzigen Grund. Die Unternehmung, das Produkt oder das Image ist immer in abhängigen Verhältnissen zu betrachten. Die Analyse entwickelt eine gute Idee in Abstimmung mit der heutigen und zukünftig wahrscheinlichen Umwelt. Ich hoffe, mit den Beispielen Euch einen guten Einblick in meine Arbeit zu geben und gut zu unterhalten und regt euch nicht so heftig über das umstrittene Fitness-Model-Thema auf. Sie hat es ganz gut und tapfer überstanden.

09. Kaltes Russland

Februar 2005 ... Ein helles Büro wartet mit jugendlicher Arbeitsfreude und voller Schaffenskraft. Eine Beteiligung tief in der südrussischen Tundra entstand und sollte für das nächste Jahr budgetiert werden. Natürlich benötigt niemand eine ausgedehnte Fachdiskussion der eigenständigen Geschäftseinheit im außereuropäischen Wirtschaftsraum, um ein sauberes, fundiertes und gut abgestimmtes Jahresbudget zu erstellen, doch es hilft natürlich während der Erstellung der Auftragsergebnisse, der Kostenstellenüber- und -unterdeckungen, der Marketingaktivitäten und der Verwaltungsprozesse, sowie der Finanzangelegenheiten dies zu durchdenken, damit die sauber geplanten Umsätze, Brutto- und Nettogewinne, die aber nicht mit den Marktbeobachtungen, den Investitionsgesuchen und dem Aufbaukonzept abgestimmt wurden, später lehrbuchmäßig erreicht werden. Eine bodenständige und grundehrliche Analyse eines Geschäftsmodells ist immer der strategischen Willensbildung mit ihrem begeisternden Wunschdenken und dem innerbetrieblich motivierenden Konkurrenzdruck vorzuziehen. Eine nicht vernetzte Zielbildung ohne Bezug zu seinen operativen Handlungen kann nur durch viel Glück und leichten Gewinnverschiebungen oder anhand zufälliger höherer Eingebungen erreicht werden. Seid eingeladen zu reinem Stahl, harter Arbeit und wohl durchdachter Verwaltung tief im russischen Schnee, Eis und langen Nächten.

10. Hydraulikzylinder

Mai 2017 … Es ist unglaublich, wie viele Industriestädte in Deutschland nicht am Autobahnnetz angeschlossen sind. So sehr ich beschauliche Sommerstraßen genieße, umso überraschter bin ich, wie oft man sich zum Kunden förmlich durchschlagen muss. In dem Fall fuhr ich eine angenehme und unterhaltsame Stunde von der Autobahn inmitten grün bewaldeter Berge und dünn besiedelter Täler zu einem geschichtsträchtigen Stück Hessen, hier werden Maschinenstahl und Hydrauliköl harmonisch zu einer Einheit recht motiviert und vor allem sehr modern maschinell verbunden. Einst 2.600 Mitarbeiter stark wandelte sich diese stolze Firma über die Jahrzehnte zu einem 180 Mann Trümmerhaufen. Auszüge aus dem Bundesanzeiger bestätigten nur den traurigen Anblick und doch passte etwas hier nicht zusammen. Nach meinem Eintreffen suchte ich eine Übersicht der absatzstärksten Produktvarianten. Erfreulicherweise waren diese schon als Materialien im System angelegt und mit ihren einzelnen Verkaufspreisen beziffert, was organisatorisch sehr zu loben ist. Wer es mir nicht glaubt, kann es halten, wie er will, doch eine Firma, die täglich ums Überleben kämpft, verschenkte ganze 6,0 Mio EUR an Bruttogewinn pro Jahr und das nennen wir konkret geplanter und gezielt eingesetzter Irrsinn. Sicher war das eine grobe Berechnung von mir, doch die 6.000.000 Euro Ergebnis pro Jahr geben schon eine Hausnummer vor! Die geringe Motivation der doch ausgebildeten und erfahrenen Werkern und die unnötig hyperaktive Hektik in der Verwaltung beruhte auf der sehr irrigen Annahme, dass der globale Markt seinen Tribut fordert. Eine sehr erklärungsbedürftige und eher steuerschonende, wenn nicht gar eine korruptionsverdächtige sehr variable Preispolitik zwischen den einzelnen Auslieferungen verschenkte die Unternehmensgewinne zu den wenigen Kunden. Lieferanten, Werker und fremde Dienstleister waren dem natürlichen Kostendruck ausgesetzt, aber so, wie massiv Kosten eingespart wurden, wurden diese durch unnütze Preissenkungen an den Kunden weitergegeben. Ein neutraler Gewinn wird vor interessierten Besitzern schwer erklärbar, wenn nur minimale Änderungen in der Verkaufspreiskalkulation den Nettogewinn von 50.000 EUR auf knapp über gesunden 2.000.000 EUR erhöhen würden. Dass bei schwankenden Stahlpreisen jedes Jahr genau um die 50 TEUR Gewinn vor Steuern erreicht werden, sollte nicht nur dem Controlling und der Produktionsverwaltung, sondern auch dem Finanzamt auffallen. Eine interessante Beobachtung war, dass es kaum Nachbearbeitung oder Qualitätsmängel gab. Das Produkt selbst wurde an einem Stück mit minimalen Fertigungstoleranzen gefertigt. Einen Stapel von Ausschussware neben der Taktstraße kannte man nicht. Um die Stückkosten (angeblich) weiter zu senken, wurden in China die Rohlinge vorgefertigt, die dann in Europa endveredelt wurden, die wieder nach China zum Endkunden mit dem LKW und dem Schiff zurückgebracht wurden. Die Dauer der Fertigung betrug, inklusive Stahlbestellung, Vorfertigung in China, Transport, Endfertigung in Europa und Auslieferung wieder nach China, verständliche, weil nicht zu lange 16 Wochen. Die vertraglichen Bedingungen sahen aber sehr kundenfreundlich vor, dass die Bestellungen innerhalb einer Woche ohne Grund geändert werden konnten, sodass die aktiv gelebte Hektik in der Materialverwaltung erklärbar wurde. Eine zu hohe Arbeitslosigkeit, ein Gebäude-Leerstand von 50%, kaum Industrie in der Stadt und ein Skandal an hiesiger Polizeischule, sowie eine jüngste Massenentlassung von 30% in der Firma begünstigten die sehr demotivierenden Umstände. Die moderne Fertigung mit älteren Maschinen, aber kurzen Entscheidungswegen und einem engagierten Fertigungsmanagement konnten die bedauernswerte Gewinnsituation nicht mehr erklären. Ein für gut und gerne 6,00 EUR/Kg Produkt wurde für gerade einmal 2,40 EUR/Kg verschenkt. Das ist nicht einfach zu erklären oder schönzureden. Hier hat sich jemand ganz frech und frei an der Firmenkasse über Umwegen bedient. Als Berater sollte man loyal und verschwiegen zu seinem Kunden stehen, aber nicht als der Sündenbock dienen, der unanständig Geld aus der Firma zieht. Das Produkt war ein sehr gutes Beispiel deutscher Qualitätsarbeit mit minimalen Toleranzen im besten Finish. Die Firma hingegen war ein sehr schlechtes Beispiel des ausländisch und blind fremdfinanzierten, etwas kleinadelig, wie kleingeistig und unsozial selbstsüchtig geführten erbärmlich niedergehenden Mittelstands mitten im grünen und unberührten Herzen Deutschlands.

11. Stahlmöbel

Juni 2017 ... Es ist Herbst und ich muss raus in die Natur. Mitten im Schlosspark in Bad Bentheim sitze ich auf äußerst bequemem Mobiliar im geformten Stahl direkt neben dem Ententeich. Im nicht unmodischen Dienstgrün lädt es Frieden suchende Touristen und harmoniebedürftige Einheimische ein. Ich habe mir nie Gedanken gemacht, wer diese Stahlmöbel herstellt und warum diese für Stunden wirklich bequem sind und gleichermaßen zu Entspannung und angeregter Unterhaltung einladen und verführen. „Unser Controller geht in Pension. Wäre es möglich, unsere Prozesse umfangreich zu optimieren? Der Junior ist noch auf Schulung.“ Der Hinweis auf ungehinderte Entfaltung ist ein Fest für jeden freigeistigen Berater. Eine erste Inspektion des Arbeitsplatzes nebst dicken Aktenordnern und umfangreichen EDV-Systemen offenbarte schnell die Frühverrentung. Ganze fünf elektronische Programme wurden hintereinander sowie auch parallelgeschaltet. Alles basierte streng auf einem intern sehr akzeptierten Warenwirtschaftssystem, das mit einer kleinen Buchhaltungssoftware mittels MS Excel gekoppelt, ein Konsolidierungsprogramm mit Zahlen beliefert. Das wunderschöne Berichtstool lieferte dafür wirklich eindrucksvolle und verständliche Präsentationsfolien. So wie die Zahlen im System verbucht, abgestimmt und konsolidiert waren, so erschienen sie intelligent aufbereitet auf dem Monitor der Geschäftsführung. Wer hat das schon? Trotzdem empfehle ich ein modernes Enterprise Ressource Planning System. Für die Auswahl würde ich sechs Monate empfehlen, damit alle Beteiligte eingebunden und zufrieden sind, sodass die Informationswege darauf angepasst werden können. So kompliziert die EDV, so komplex waren die kostenrechnerischen Anstrengungen und umso undurchsichtiger war die Kalkulation der Produkte. Ja hier hat jemand sein Studium der Betriebswirtschaft nicht wirklich angewandt. Wir reden von teuren Möbeln, die aus lackiertem oder aus verchromten Stahl bestehen. Eine Kalkulation aus Stahl + Arbeit => Gewinn war höchst verpönt und irritierte mit Einfachheit. Jahrzehntelange Fehler in den Arbeitsabläufen, der maschinenbaugetriebenen Personalpolitik und den Investitionsbemühungen wurden nur durch ein äußerst teures aber sehr bequemes Produkt aufgefangen. Schade, dass ich nur mit dem aufgeweckten Prokuristen sprechen konnte, ich hätte gern eine Aussage vom geschäftsführenden Gesellschafter, warum ein innovatives Produkt nur 1% Umsatzrendite erwirtschaftet. Der gute Berater bietet seine Meinung zur Optimierung eines Systems und seiner Einflüsse in zum Beispiel der Vertriebs-, Produktions- und Unternehmensplanung auch unter erschwerten Bedingungen an. Wer glaubt, die EDV mal kurz zu optimieren, wird sich schnell mit tieferliegenden Fragen der Firmenpolitik konfrontiert sehen. Eines ist mir noch aufgefallen, so vorzeigbar die Möbel auch waren, so unspektakulär zeigte sich das biedere Design. Es hatte natürlich seine eigene Schönheit, doch man musste schon zweimal hinsehen. Eigentlich recht traurig zu beobachten, warum dieses nie beachtet wurde, doch ich denke, dass der Fokus auf Haltbarkeit und Bequemlichkeit gesetzt wurde und Schönheit und Eleganz nur gestört hätte, oder es gab tatsächlich nur einen Designer, der richtig gute Arbeit abgeliefert hat, aber die Vorlesung über italienisches Design unbeachtet ließ. Bei dem recht hohen Preis kann auch mal ein durchtrainierter Student von der benachbarten Fachhochschule von der Kette gelassen werden. Die tiefgrünen Parkbänke im Schlosspark sind nicht wirklich schön. Sollte viel Geld in einer Firma für Unnützes und Überflüssiges anstatt für Elegantes und Beeindruckendes zweckentfremdet werden, könnte das langsame Wachstum hart am neutralen Ergebnis gut erklärt werden. Was machen eigentlich die Werbespots der Firma? Treffen definierte Muskeln auf komfortables Metall? Nein, warum nicht? Hier muss nachgebessert werden! Der Intellekt kommt auch durch den Einsatz von Haut und Stoff. Ehrlich gesagt, für einen 300 Euro Hocker will ich eine schöne in Versen Geschichte hören. Das Möbel muss aus Italien kommen oder wirklich gut beworben werden. Hat der Personalleiter zu der interessanten Thematik Vorschläge? Es ist schon traurig, wenn man (tatsächlich) Maschinenbauer ist und gutaussehende junge Knaben einstellt. Warum werden diese nicht werbewirksam dem Publikum vorgestellt? Warum findet das Gute immer nur intern Verwendung? Tut mir leid, aber das Thema ist auch ein Personalproblem, nur schwer erklärbar und tief in der Unternehmung verwurzelt.

 

12. Edelstahlabgasanlagen

Juni 2017 ... Das hier ist ein wirklich beeindruckendes Beispiel, wie gut ausgebildete aber einfach gestrickte Leute, die das Geschäft beherrschen, von einem weltoffenen CEO innerhalb kürzester Zeit fertig gemacht worden sind. Alle waren aus demselben Dorf. Sie verkauften seit gut zehn Jahren Ersatzteile mit anständigen Gewinnen in einem hart umkämpften Markt ohne Mühe und Aufregung. Einfach so, Material kommt, Material geht, doch nun war es an der Zeit, einen Sprung nach vorn zu machen. Raus aus dem schmuddelig öligen Ersatzteilgeschäft, rein in die prestigeträchtige Neufertigung mit innovativen Ideen und exklusivem Sortiment. Die Schönen und Reichen (kein Witz) müssen bedient werden. Wo viel Geld liegt, sind die fetten Gewinne. Dort wo viel verdient wird, fängt Weltgewandtheit an und hören unsere getreidedörflichen Wurzeln auf. Ok, das dachte eigentlich kaum einer. Tatsächlich wussten nur wenige, dass ein Strategiewechsel bevorstand und ein neuer CEO gesucht wurde. Warum kann man solche Sachen dem einfachen Fußvolk nicht erklären? Aber der neue Geschäftsführer war der Richtige, der alles richten und die Armseligkeit in Weltoffenheit verwandeln wird. Wir müssen besser werden und uns in offener Bildung und gesundem Mut versuchen, sodass aus 8% bald 20% rein privatbesessen glänzender Nettogewinn werden. Aber, nochmal zurück zum Ursprung. Ich finde es hochinteressant, wie 40 faktisch arbeitslose Bauern ein für sie fremdes Geschäftsfeld entdeckten und damit ganz gut leben konnten und sehr zufrieden mit sich waren. Der traurige amateurhaft fremdbestimmte Sprung auf die große internationale Bühne hat schlussendlich den sang- und klanglosen Untergang eingeläutet, da es mit einem Schlag keine Gewinne mehr vermochte. Die nicht zu beanstandende Idee war, mit dem reichen Wissen über Durchschnittsabgasanlagen in die Tuner-Szene und in den geschichtsträchtigen Oldtimermarkt vorzustoßen. Erste Modelle wurden gefertigt und verkauft. Doch es waren nur ein paar wenige Anlagen pro modernen Autotyp, somit war jeder Verkauf, aufgrund des Entwicklungsaufwands, ein Verlustgeschäft. Ja, der Markt war da, aber nicht die eigenen Vertriebskanäle. Der Fokus auf Abgasanlagen historischer Automobile sollte abhelfen und die Gewinne steigern. Dazu wurde sogar eine eigene Marke ins Leben gerufen. Das, meine Herren, ist Stil in weltoffen, gebildet und ultracool. Das Problem war nur, dass diese feinen Automobile zur Vermessung vorbeigebracht werden mussten. Sind wir ehrlich, nur wenige Oldtimerliebhaber haben ein größeres Budget für ein ausgeklügeltes Abgassystem. Diese spezielle, sehr teure und absatzhemmende Kundenauftragsfertigung muss einer Kleinserienfertigung weichen. Ich denke, damit könnten die Anlagen direkt ab Werk weltweit an Händler verkauft werden. Es sind die gewünscht zeitnahen Gewinne und die zu vermeidenden teuren Vorleistungen in Grenzen halten. Es gibt über 200 historisch bemerkenswerte, sehr beliebte und noch heute gefahrene Automobile, die durchaus auch einmal eine Edelstahlabgasanlage benötigen. Das ist eigentlich ein riesiger Markt in dem man kaum scheitern kann. Wenn jedes Jahr mehrere Versionen einer Edelstahlabgasanlage für den Alltag, zur Leistungssteigerung oder sogar für den Rennsport für ein spezifisches Automodell betrachtet wird, hat man ewig Geschäft. Natürlich sollte das Marketing schon im Vorlauf an Interessierte, Begüterte und Enthusiasten herantreten, um den Markt zu testen und Hinweise auf die nächste Serie zu geben. Händler haben hierzu eigene Kundenlisten. Das gewinnbringende Ersatzteilgeschäft, das zukünftig sehr profitable Oldtimergeschäft könnte nun um ein prestigeträchtiges Rennwagengeschäft erweitert werden. Schwachsinn? Ich bin ein überbezahlter Berater mit einem Abschluss in Betriebswirtschaft. Natürlich kann ich über Design, Strategie und die nächsten 100 Jahre referieren. Eigentlich kann ich alles diskutieren und du würdest sehr gern bezahlen, da es überhaupt eine Meinung zu deinem Thema ist und sind wir ehrlich, meine Ideen sind kein Unfug, oder versuche deine rote Null auf eigene Rechnung zu verwandeln, denn was ist der beste Werbeträger für eine Abgasanlage? Richtig, ein Rennwagen der 1920er Jahre. Der Vorteil liegt darin, dass dieser Werbeträger technisch nicht zu anspruchsvoll zu entwickeln und einfach herzustellen ist. Sicher muss ein stabiler Rahmen, ein historischer Motor nebst (ja, modernem) Getriebe und eine einfache Karosserie (das war damals so) gefunden werden. Ein sehr seltener, offener Einsitzer mit einer herrlichen Edelstahlabgasanlage mit einem melodiös betörenden Sound ist das wert. Muskulöses und ungebildetes Drehmoment ist heute schnell gefunden, doch ungefilterten, herzerwärmenden und seelenberuhigenden Sound? Da muss man schon suchen. Wofür warst du im automobilen China? Was hast du dort gelernt? Maschinenbau wurde hier in Europa erfunden. Das Automobil ist Deutsch, Italienisch, Französisch und Britisch. Was haben die dort drüben erfunden? Raketen um 1200? Die Fertigungsprozesse können es nicht sein, die sind auch nur kopiert. Warum auch nicht? Lieferanten-Beziehungen sind regional bedingt. Also, was habt ihr vorzuweisen, diese anständige Ersatzteiltruppe anzuführen? Nichts, nur halbfertige Ideen und einen schicken und teuren Webauftritt. Seid unbesorgt, davon gibt es viele. Nieten in Nadelstreifen gibt es genug. Also, meine Frage ist, warum wurdet ihr aus dem fernen China importiert? Ist es die Leistungsfähigkeit, die Sportbegeisterung oder die Exklusivität, die ihr dem Unternehmen leihen möchtet oder sind es die marketingtechnischen und imagefördernden Effekte aus Stahl, Leder und Holz? Ihr wisst, wir wollen ein Auto bauen. Ihr wart in dieser speziellen Industrie und habt hier im Dorf buchstäblich versagt und das Image eines höheren Studiums vor aller Augen blamiert. Jeder Praktikant hätte es genauso gemacht wie ihr. Also, warum bezahlen die geldgesteuerten Besitzer euch noch? Könnte es sein, dass ihr gekonnt das Geld der Firma an der Steuer vorbeioptimiert oder nur einen breiten Kanal für die intelligente Geldwäsche offenhaltet?

13. Stahlgießerei

Juli 2017 ... Wo ist nur das Wirtschaftswunder im Ruhrgebiet geblieben? Ich fahre die Hauptstraße aus Flickwerk und Armut in dieser abgewohnten Stadt voller gelungener Migration und niedergehendem Industriezeitalter. Mitten in der Stadt erhebt sich ein Symbol der ganz alten Industrie und des vergessenen Aufschwungs. Das Haupttor wurde vor langer Zeit geschlossen, um dem versteckten Lieferanteneingang eine neue tragende Rolle zuzugestehen. Der Parkplatz liegt hinten links und weiter geradeaus, nach dem langen letzten Gebäude rechts und komplett staubig ungepflastert tief im Werk. Es ist sehr einfach und mit größeren Schlaglöchern versehen. Das Verwaltungsgebäude schmückt sich stolz mit einer Erinnerungs- und Siegessäule der ersten Stunden hier im Herzen von Kohle, Stahl und Arbeit. Heute ist es einfach nur noch schrecklich. Wie nach ´45 gehe ich die Straße weiter und verharre kurz, um in einen offenen Gang hineinzuschauen. Als wenn seit langem kein Staub gewischt wurde, war diese Komposition aus grauem Beton, alter Wandfarbe, grüner Stahlspinde und tiefer Leere eine alte Schönheit, bereit auf klassischem Zelluloid gebannt zu werden. Während diese einst wegweisende Firma in den letzten 50 Jahren immer weiter vor sich hinstarb, hat sich der chinesische Konkurrent ein Herz genommen und ist auf immerhin straffe 30 Milliarden Umsatz gewachsen. Sicher, China ist ein anderer Markt im Aufschwung, doch wir sind hier in Deutschland, Land der Tüchtigen. Haben etwa die vielseitig und überall einsetzbaren Unwissenden und die joggend sportlich Aussitzenden übernommen? Dieses alte, furchtbare und depressive hatte System bei der amateurhaften und bösartigen Führung, die jeden kleinen Fehler beim Werker oft nicht nur findet, sondern förmlich danach sucht. Sie braucht die Minuten bei der täglichen Zeiterfassung, um bei den eigenen geringen 30 Millionen Umsatz und den großen 30 Milliarden bei der stetig wachsenden Konkurrenz abzulenken. Es ist nicht richtig, vom Unvermögenden und Mängeln anderer zu reden, wenn man selbst nichts dergleichen aufgebaut hat, doch seit dem Gang durch das Tor wurde man als Berater zu sehr beobachtet, als Fremder zu sehr bewertet und beurteilt. Diese Art und Weise dieser sehr ablehnenden Haltung Neuem gegenüber ergreift schnell einen selbst, sodass die Arbeit und die Aufgabe unwichtig werden. Ich war fremd in dieser Welt verirrter Personalpolitik, unterdrückter Migration und ausufernder Korruption. Meine beiläufige Frage nach der Abmahnquote bei den Werkern wurde mit großen überraschten Augen honoriert. Ein junger Abteilungsleiter grinste dabei breit. Das zu optimierende Berichtswesen fiel durch eine unsystematische Kostenrechnung auf. Die schnelle operative Anpassungsfähigkeit wurde durch tägliche Produktionsmittelentleihungen an Menschen und Material gewährleistet. Diese kurzsichtige Unwissenheit zeigte eindrucksvoll das agile Fertigungsmanagement mit ihrem 80-Seiten Bericht, das nicht mal den Wochendurchsatz ihres einzigen Produktes aus gegossenem Stahl ermitteln konnte. Kaizen kann aber nur mit mündigen Werkern durchgeführt werden. Die schlagkräftige und vorantreibende Motivation kommt von allein, wenn eigene Vorschläge beachtet, willig begrüßt und wenn auch nur teilweise umgesetzt werden, sodass das Ruhrgebiet wieder zu alter Größe aufleben kann. Meiner Meinung nach sollte, ganz neben der Optimierung des Berichtswesens, der Personalleiter nach Hause in die Frührente geschickt und zwei Geschäftsführer abgesetzt werden, sodass nur einer sinnvoll führt. (Warum werden immer drei Geschäftsführer für ein Ergebnis um die Null benötigt?) Die einzelnen Fertigungsstufen sind mit jeweils einem Bereichsleiter zu besetzen, unbenutzte Betriebsmittel sind zu desinvestieren, das Mittagessen sollte überdacht werden, die unnützen Überstunden sind zu senken. Die Fabrik ist vom Staub zu säubern, die Verantwortung ist in die Linie zu bringen und den arbeitswilligen Mitarbeitern ist freier Raum zur Entfaltung der Unternehmung, ihrer Region und ihrer Branche zu geben. Ich weiß, das hört sich schon abgehoben an, doch bedenkt die 0,02 % Umsatzrendite. Es gibt eine Verbindung von Unfähigkeit und vielen längst ausgebrannten Vorständen, die von den Besitzern als das nicht erkannt werden. Ist deren Urteilsvermögen über die Möglichkeiten der eigenen Unternehmungen so drastisch schlecht? Sind sie abgelenkt? Nein, das nennt man nur Korruption und volksparasitäre Asozialität von kleinen Geistern verpackt in einer Ruine aus Geschichte und Hoffnungslosigkeit. Ihr seid nur armselig und sowas von überflüssig.