Wünsch dich ins große Wunder-Weihnachtsland Band 1

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Weihnachtsland

Hier bei uns im Weihnachtsland

sind die Wünsche wohlbekannt,

ist willkommen jedes Kind,

deshalb komm gleich her geschwind.

Bei uns bist du gern gesehn,

denn bei uns kann man verstehn,

dass du manches Wünschlein hast,

deshalb mach bei uns mal Rast.

Lass die Sorgen hier zurück

und nimm für dich mit ein Stück

von dem Frieden in der Welt,

was sogleich dein Herz erhellt.

Bei uns sollst willkommen sein,

deshalb schau doch öfter rein,

und wenn es dir hier gefällt,

dann erzähl´s dem Rest der Welt!

Gisela Segieth: Als ich 1958 zur Welt kam dachte niemand daran, dass ich einmal Brücken baue. Doch schon früh waren Gedichte und kleine Geschichten für mich die Verbindung zwischen Phantasie und Realität. Anfangs schrieb ich sie nur für mich selbst, wesentlich später begann ich damit auch für andere, als freie Journalistin und Autorin, die ihre Wurzeln im Saarland hat.

*

Der Weihnachtsabend

Nach langem Warten ist der Heilige Abend endlich da. Am Vormittag wird der Tannenbaum geschmückt und alle laufen durcheinander, um noch hier und dort das ein oder andere zu erledigen. Am Nachmittag stehen auch schon die Gäste vor der Tür: Oma, Opa, Onkel und Tante. Wenn dann der Letzte schließlich eingetroffen ist, wird Kuchen gegessen und Kaffee getrunken. Natürlich dürfen die leckeren, selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen auf gar keinen Fall fehlen. Sobald es dunkel ist, müssen alle das Wohnzimmer verlassen. Denn nun kommt der Weihnachtsmann mit seinen Gehilfen, um die Geschenke unter den Baum zu legen.

In diesem Jahr jedoch soll alles etwas anders werden. Ich habe mir fest vorgenommen, mir den Weihnachtsmann einmal ganz aus der Nähe anzusehen, denn ich möchte wissen, ob er wirklich so aussieht, wie auf den Bildern in meinen Büchern. Bei der großen Verwandtschaft kann es schon mal passieren, dass ein kleines Mädchen von gerade mal zehn Jahren einfach untertaucht. So verstecke ich mich im Weihnachtszimmer hinter einem großen Sessel und lege mich auf die Lauer.

Kaum ist die Tür zu, wird es ganz still im Raum, aber nicht wirklich dunkel, denn die Kerzen am Weihnachtsbaum sind hell erleuchtet. Wie gebannt schaue ich mich im Zimmer um. Eine ganze Weile passiert gar nichts. Plötzlich höre ich ein leises Glöckchenklingeln. Woher kommt das? Da! Vor dem Fenster! Ist das tatsächlich ein Rentierschlitten oder nur eine Sternschnuppe? Es müsste schon eine ziemlich große Sternschnuppe sein, die da so hell leuchtet. Aber nein, es kommt näher und hält vor dem Fenster an. Ich traue meinen Augen kaum, denn es ist tatsächlich der Weihnachtsmann. Er öffnet das Fenster und steigt, zusammen mit ein paar Helferlein, hindurch. Jetzt nur keinen Laut von mir geben, denke ich bei mir, sonst ist alles verloren.

Der Weihnachtsmann hat viele Geschenke dabei, die er alle fein säuberlich unter dem Weihnachtsbaum drapiert. Die kleinen Wichtel helfen ihm dabei. Ich krieche ein wenig hinter meinem Versteck hervor, um besser sehen zu können. Doch auf einmal kitzelt es mich in der Nase und ich muss niesen.

„Hatschiiieee!“, entfleucht es mir und ich halte mir schnell den Mund zu. Sofort hören der Weihnachtsmann und die Wichtel auf, die Geschenke unter dem Baum zu legen. Viele Augenpaare durchsuchen den Raum mit ihren Blicken. Rasch ziehe ich mich wieder weiter hinter dem Sessel zurück.

Zu spät! Der Weihnachtsmann hat mich bereits gesehen. „He, du da, hinter dem Sessel. Komm doch bitte einmal hervor. Wie heißt du denn?“

Mit hochrotem gesenktem Kopf stehe ich auf und gehe einen Schritt auf den Weihnachtsmann zu. „Ich bin Christina Berger.“ Vorsichtig blinzle ich in Richtung Weihnachtsmann. Er sieht überhaupt nicht verärgert aus.

„Und was machst du hier? Solltest du nicht, wie alle anderen, das Zimmer verlassen haben?“, fragt er mich weiter. Ich nicke kaum merklich und bringe stockend hervor: „Ja … das sollte ich wohl … Aber … ich … ich wollte dich sehen, Weihnachtsmann. Sehen, wer du wirklich bist. Ob es dich wahrhaftig gibt und ob du genauso aussiehst wie in diesem Buch.“ Ich halte ihm mein dickes Weihnachtsbuch vor die Nase. Der Weihnachtsmann nimmt das Buch zur Hand und schaut hinein.

Auf einmal lacht er und zeigt einem Wichtel das Buch. „Schau mal hier, Wicky, das bist du“, spricht er und der Wichtel betrachtet das Bild näher. Mit piepsender Stimme sagt er: „Oh ja, stimmt. Das war vor fünf Jahren.“

Meine Augen werden groß. „Soll das heißen, dass all diese Geschichten wirklich passiert sind?“ Nun sieht der Weihnachtsmann mich wieder an.

„Aber natürlich sind sie das. Meinst du im Ernst, irgendjemand könnte sich so etwas ausdenken?“ Ich zucke nur mit den Schultern, denn bisher bin ich immer genau davon ausgegangen. Er gibt mir das Buch wieder und ich presse es fest an meinen Leib. Als wenn ich mich dadurch vor allem Ärger, der kommen mag, schützen könnte.

Der Weihnachtsmann geht in die Hocke, sodass wir beide nun auf gleiche Augenhöhe sind. „Du wolltest mich also einmal sehen, ja?“

Ich nicke abermals und beiße mir verlegen auf meine Unterlippe.

„Und? Entspreche ich deinen Erwartungen?“ Er steht auf und dreht sich einmal um die eigene Achse.

Ich muss kichern, als ich antworte: „Oh ja, Weihnachtsmann, ganz gewiss.“

Der Weihnachtsmann schmunzelt und greift in seine Manteltasche. Daraus hervor holt er einen Schokoladen-Weihnachtsmann. „Hier, meine Kleine, das bekommst du von mir, weil du so mutig warst.“ Ich nehme es dankbar entgegen und meine Augen strahlen.

Da zupft Wicky am Mantel des Weihnachtsmannes und wispert: „Weihnachtsmann, wir müssen nun aber wirklich weiter. Die anderen Kinder warten schon.“ Der Angesprochene kramt eine goldene Taschenuhr hervor und überprüft die Uhrzeit.

„Sehr richtig, es ist schon spät. Aber sag, Christina, möchtest du vielleicht eine Runde mit dem Rentierschlitten fahren? Keine Angst, ich bringe dich rechtzeitig zurück, sodass deine Eltern nichts merken.“ Fast hätte ich laut aufgeschrien vor Freude, doch ich kann mich noch rechtzeitig beherrschen.

„Ja, das würde ich sehr gerne.“ Die Wichtel sitzen bereits wieder im Schlitten und der Weihnachtsmann hebt mich durch das Fenster, ehe er selbst hindurchkommt und auf dem Kutschbock seinen Platz einnimmt.

Nur wenig später setzt sich der Schlitten in Bewegung und die Glöckchen fangen wieder an zu klingeln. Als der Weihnachtsmann die Rentiere nach einer Weile zügelt und vor einem weiteren Fenster anhält, sagt er zu mir: „So, Christina, du bleibst hier, hörst du? Ich kann dich nicht einfach in fremde Weihnachtszimmer mitnehmen. Das gehört sich nicht, weißt du?“ Ich nicke nur strahlend. Durch das Fenster kann ich den Weihnachtsmann und die Wichtel dennoch gut beobachten.

Später, als der Weihnachtsmann mich wieder nach Hause gebracht hat und ich mit meinen Verwandten zusammensitze, will ich meiner Familie von meinem kleinen Abenteuer berichten. Doch keiner hört mir wirklich zu. Alle sind sie mit ihren neuen Geschenken beschäftigt. Ich gehe zu meiner Mutter und erzähle ihr: „Mama, ich bin mit dem Weihnachtsmann in seinem Rentierschlitten durch die Luft geflogen. Ehrlich, das war ganz große Klasse.“

Meine Mutter sieht mich an, hebt die Augenbrauen und meint: „Chrissie, hör auf, irgendwelche Geschichten zu erfinden.“

Ich bin sauer, denn keiner nimmt mich wirklich ernst. So setze ich mich in eine Ecke des Zimmers. Meine Geschenke lasse ich links liegen. Sie interessieren mich nicht mehr. Auf einmal fliegt der Schlitten des Weihnachtsmannes noch einmal am Fenster vorbei. Niemand bemerkt ihn. Ich renne hin, öffne das Fenster und winke ihm. Er winkt zurück, während der Schlitten immer kleiner und kleiner wird.

Nun bin ich wieder glücklich, denn ich weiß ganz genau, dass es wahr ist, und widme mich endlich meinen Geschenken. Mit meinen Cousinen spiele ich noch ein paar Spiele und unser Opa liest uns Weihnachtsmärchen vor.

Als es schon sehr spät wird, gehen unsere Gäste nach und nach. Nachdem der letzte gegangen ist, muss ich ins Bett. Wieder einmal ist ein Weihnachtsabend Vergangenheit. Aber ich bin mir sicher, dass dieser der beste Weihnachtsabend meines Lebens sein wird und ich ihn niemals wieder vergessen werde.

Bettina Huchler wurde am 08.01.1981 in Berlin geboren und schreibt schon seit über zehn Jahren Geschichten und Gedichte. Schreiben ist neben Lesen und Computer ihr größtes Hobby. Sie hat bisher drei ihrer Werke veröffentlichen können. Dies ist die vierte Veröffentlichung.

*

Melinda und das Pony

Seit Tagen schneite es beinahe ununterbrochen. Die waldigen Hügel, die Melinda von ihrem Fenster aus sehen konnte, waren weiß und die Bäume bogen sich unter ihrer schweren Last. Eigentlich war das ja wirklich schön, dachte Melinda, aber ausgerechnet jetzt kam ihr der Schnee ganz ungelegen, denn sie konnte nicht zum Ponyhof, weil Autofahren so problematisch war. Aber es waren nicht nur der Ponyhof und ihre Reitstunden, die Melinda fehlten. Da war auch noch das graue Pony, das nicht weit von ihnen auf der Weide stand. Es sah gar nicht gut aus: Es war abgemagert, sein Fell war struppig und glanzlos, es hinkte und ließ traurig den Kopf hängen. Der Besitzer war ein unfreundlicher Kerl, der sie schon ein paar Mal verscheucht hatte. Seit die kleine Stute auf der Weide stand, sparte Melinda ihr Taschengeld, um sie zu kaufen, aber das würde noch lange dauern.

Irgendwann hielt sie es einfach nicht mehr aus. Sobald ihre Mutter außer Sichtweite war, schlüpfte Melinda in ihre Winterstiefel und die warmen Sachen und machte sich auf den Weg. Es war anstrengend, durch den Schnee zu marschieren. An manchen Stellen war der Gehweg geräumt, an anderen nicht und ab und zu gab es gar keinen Gehweg. Als sie endlich bei der Weide ankam, war diese leer. In der Nähe konnte sie den Hof sehen. Eine Weile zögerte sie und überlegte, ob sie es wagen konnte, aber dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und schlich sich heran. Zwischen den großen Gebäuden gab es auch einen kleinen, halb verfallenen Schuppen. Melinda duckte sich und huschte zu dessen Eingang hinüber.

 

Das Pony war tatsächlich hier untergebracht, aber Melinda lief es kalt den Rücken hinunter, als sie sich umsah. Der Schuppen war dunkel und eisig, überall waren Ritze und Öffnungen in den Wänden, durch die der Wind hereinblies, und im Dach war ein großes Loch, durch das es sogar hereinschneite. Das Pony stand in einem schmalen Verschlag auf dem nackten Steinboden. Es war mit einer kurzen Leine angebunden, sodass es sich kaum bewegen konnte, und es hatte weder etwas zu fressen noch etwas zu trinken zur Verfügung. Es sah einfach erbärmlich aus, ganz apathisch und halb erfroren und verhungert. Melinda schob sich nach vorne zum Kopf des Tieres durch und fütterte ihm alles, was sie dabei hatte. Sie musste die arme Stute praktisch dazu überreden, etwas zu fressen. Sie weinte, als sie nach Hause ging.

Mitten in der Nacht, als es schon lange dunkel war und ihre Eltern sie schlafend im Bett glaubten, kam sie zurück. Das war nicht leicht, denn sie musste warten, bis ihre Eltern zu Bett gegangen waren, um sich hinausschleichen zu können, und natürlich war es riskant. Wenn einer der beiden auf die Idee kam, nach ihr zu sehen, würden sie bemerken, dass sie nicht da war. Melinda wollte sich gar nicht erst vorstellen, was dann passieren würde.

Allein bei Nacht durch den Schnee zu stapfen, war sonderbar. Sie fürchtete sich eigentlich nicht, fühlte sich aber die ganze Zeit beobachtet und sah immer wieder über ihre Schulter, ob da jemand war. Doch es war nur ihre Einbildung und schließlich erreichte sie den Schuppen vollkommen außer Atem, weil sie sich so beeilt hatte. Während sie versuchte, den Knoten des Strickes zu lösen, redete sie dem Pony beruhigend zu, aber eigentlich wollte sie hauptsächlich sich selbst beruhigen. Was sie da tat, war Wahnsinn, aber sie ertrug es nicht, das arme Geschöpf noch einen Tag länger in den Klauen dieses Mannes zu lassen!

Die nächste Woche war hart für Melinda. Sie hatte das Pony im geräumigen Gartenhaus untergebracht, das weit hinten auf dem Grundstück gelegen war und außerdem zu dieser Jahreszeit so gut wie nie aufgesucht wurde. Trotzdem zitterte sie jeden Tag, dass ihre Mutter oder ihr Vater aus irgendeinem Grund hineingehen könnte. Sie hatte sorgfältig die Hufspuren verwischt. Morgens stahl sie sich in aller Frühe zum Gartenhaus. Sie hatte Eimer dorthin gebracht und schmolz Schnee zum Trinken für das Pony. Sie kaufte säckeweise Karotten und Äpfel von ihrem gesparten Taschengeld, außerdem Heu in Tüten und schleppte alles zu ihrem neuen Schützling. Sie ging sogar außen herum zum Gartenhaus, damit nicht ein Trampelpfad vom Haus dorthin sie verriet. Es war unglaublich anstrengend, für das Pony zu sorgen, aber nach ein paar Tagen sah es schon fröhlicher aus und beschnupperte sie neugierig. Sie putzte es regelmäßig und entsorgte seinen Mist auf einem Feld in der Nähe. Einen Namen für ihre Freundin hatte sie auch schon: Cinderella. Sie fand, dass die kleine Stute wie eine Prinzessin war, die bisher im Elend leben musste und nun endlich zu ihrer höheren Bestimmung gefunden hatte.

Endlich war Heiligabend gekommen. Melinda und ihre Eltern gingen zur Kirche und wie jedes Jahr hatten sie einen wunderschön geschmückten Baum, unter dem die bunt und glänzend verpackten Geschenke lagen. Als Melinda zur Bescherung ins Wohnzimmer kam, war nur ihre Mutter da. Wenig später kam ihr Vater herein, blass und ernst starrte er sie an, als hätte er einen Geist gesehen. Melinda bekam weiche Knie, weil sie ahnte, was nun geschehen würde.

Ihre Mutter musterte besorgt ihren Mann. „Michael, ist dir nicht gut?“

Er schüttelte eine Weile stumm den Kopf, dann sagte er: „In unserem Gartenhaus steht ein Pferd!“

„Was hast du denn dort zu suchen gehabt?“, rief Melinda verzweifelt aus.

Die Blicke ihrer Eltern richteten sich auf sie. „Melinda“, sagte ihre Mutter streng, „was hat das zu bedeuten?“ Was blieb ihr anderes übrig, als die ganze Geschichte zu beichten? Als sie fertig erzählt hatte, saß sie mit hängendem Kopf da und ihre Eltern waren fassungslos.

„Ich kann nicht glauben, dass du ein Pferd gestohlen hast!“, rief ihre Mutter mit einem hysterischen Ton in der Stimme. „Connie, bitte beruhige dich. Wenn wir jetzt anfangen herumzuschreien, hilft das auch nichts.“ Melindas Mutter warf ihrem Mann einen giftigen Blick zu, erwiderte aber nichts. Melinda wurde in ihr Zimmer geschickt und die Geschenke blieben vorerst eingepackt.

Sie sah ihre Eltern erst wieder am nächsten Morgen. Mit ernsten Gesichtern forderten sie ihre Tochter auf, sich hinzusetzen. Melinda gehorchte und machte sich auf eine schlimme Predigt und Strafen gefasst. „Wir waren bei dem Besitzer“, begann ihr Vater. „Zunächst einmal haben wir ihm gesagt, wo sein Pony ist, und ihn gebeten, nachsichtig zu sein. Das war nicht einfach, er war sehr aufgebracht und verärgert und ich muss sagen, zurecht! Wir sind ebenfalls immer noch sehr wütend, das kannst du mir glauben.“ Melinda nickte und kaute schuldbewusst auf ihrer Unterlippe. Sie fühlte sich wirklich miserabel. Natürlich wusste sie, dass sie etwas Falsches getan hatte, aber sie hatte doch keine Wahl gehabt!

„Weil wir aber auch wissen, dass du die Wahrheit gesagt hast und es dem Tier dort sehr schlecht ging, haben wir ihn gefragt, ob er es uns verkaufen würde.“

Melinda konnte es kaum glauben. War das möglich? Ihre Eltern waren doch immer dagegen gewesen, dass sie ein eigenes Pferd hatte.

Ihre Mutter hob warnend den Zeigefinger. „Moment, Fräulein, das war ganz bestimmt noch nicht alles. Es gibt Bedingungen und eine Strafe wirst du auch erhalten. Als Wiedergutmachung wirst du in den Winterferien jeden Tag bei dem Mann vormittags arbeiten, und zwar ohne Bezahlung. Die Hälfte von dem, was das Pony gekostet hat, wirst du von deinem Taschengeld bezahlen, ganz egal, wie lange das dauert. Wir werden das Pony natürlich im Ponyhof einstellen. Das kostet ebenfalls viel Geld und als Gegenleistung wirst du zukünftig mehr Aufgaben im Haushalt übernehmen. Und wenn wir merken, dass deine Leistungen in der Schule schlechter werden, werden wir das Pony verkaufen. Verstanden?“

Es wurde dann doch noch ein schönes Weihnachtsfest. Sie brachten alle zusammen Cinderella in ihren neuen Stall auf dem Ponyhof, wo sie aufgeregt ihre neuen Kameraden begrüßte und eine große Box bezog, die kniehoch mit frischem Stroh gefüllt war. Melinda und ihre Eltern packten ihre Weihnachtsgeschenke aus und fanden, dass sie unglaublich viel geschenkt bekommen hatten. Melinda musste versprechen, nie wieder solchen Unsinn zu machen, was sie auch gern tat. Ihre Eltern waren nicht länger böse und beim traditionellen Käsefondue am Abend waren sie sogar richtiggehend ausgelassen.

Und es traf sich doch wirklich nicht schlecht, dass Melinda ausgerechnet diese Weihnachten neue Reithosen und Stiefel geschenkt bekam.

Simone Ehrhardt: Ich wurde am 18.10.1967 in Mannheim geboren, bin verheiratet, nach dem Abitur absolvierte ich eine kaufmännische Ausbildung, es folgten mehrere Jahre Berufstätigkeit und danach ein Studium in Germanistik, Anglistik, Medien- und Kommunikationswissenschaft mit Abschluss Magister Artium. Seit einigen Jahren bin ich selbstständig tätig, seit 2007 als Autorin. Eins meiner Hobbys ist Weihnachten,.

*

Weihnachtszeit

Naht die liebe Weihnachtszeit,

sind wir alle hocherfreut,

denn Geschenke gibt es sicherlich

für euch, für dich und mich.

Und es steht im dunklen Tann’

bald bereit der Weihnachtsmann.

Fern schon hört man, wie das Glöckchen klingt

und der Weihnachtsmann, der singt:

Refrain:

Weihnachtszeit, Weihnachtszeit

oh wie bist du schön,

doch leider ist im Beutel nur

noch eine Mark und zehn.

Aus dem hohen Himmelstor,

schaun die Engelchen hervor,

aber Petrus seinen Kopf sich hält,

denn ihm fehlt das Haushaltsgeld

für die Kinder nah und fern,

die er möcht’ beschenken gern.

Es bereitet ihm gar viel Verdruss,

dass er schrecklich sparen muss.

Refrain:

Weihnachtszeit, Weihnachtszeit

oh wie bist du schön,

doch leider ist im Beutel nur

noch eine Mark und zehn.

In der Weihnachtsbäckerei

gibt’s nicht mehr ein einzig Ei,

keinen Stuten, keinen Tortenguss,

selbst mit Marzipan ist Schluss.

Und der Bäcker blicket stumm

auf dem leeren Tisch herum,

bis ihm seine Frau das Essen bringt,

dazu laut und fröhlich singt:

Refrain

Weihnachtszeit, Weihnachtszeit

oh wie bist du schön,

doch leider ist im Beutel nur

noch eine Mark und zehn.

* Es ist ein Liedtext nach der Melodie Jingle Bells. Diesen Text hat die Autorin ca. 1970 für ihre Kinder geschrieben.

Gerda Winter, geboren am 10.11.1937 in Egestorf/Deister (jetzt Stadt Barsinghausen), ist heute wohnhaft in Hannover. Seit 2004 Besuch von Schreibwerkstätten, Lyrik- und Märchenseminaren Teilnahme an diversen Lesungen, mehrere Veröffentlichungen.

*

Weihnachten mit Anderl

Weihnachten stand vor der Tür. Der herbeigesehnte Schneefall blieb auch dieses Jahr aus. Ich freute mich, einige Tage mit meiner Frau Ina und unserer sechsjährigen Tochter Gabi in die Alpen zu unserer Berghütte zu fahren. Am 24.12. verstaute ich unser Gepäck im Kofferraum unseres Autos und befestigte die Skier auf dem Dachträger. Nach dem Frühstück begann die Fahrt. Es goss in Strömen. Wir alle sehnten uns nach einer fröhlichen Weihnacht voller Harmonie in unserer Hütte ohne fließendes Wasser, Strom, Telefon, Zeitung, Radio und Fernsehen. So, wie man eben vor zweihundert Jahren auch Weihnachten feierte – für manche sicher ein unvorstellbarer Gedanke. Nach zwei Stunden Autofahrt waren wir fast am Ziel. Wir bogen in die Forststraße ein, die erfreulicherweise geräumt war, und fuhren aufwärts. Der Regen war längst in Schnee übergegangen – es schneite dicke Flocken. „Wie wäre es jetzt mit einem Weihnachtslied?“, schlug Ina vor.

„Gute Idee“, sagte Gabi, und wir sangen „Leise rieselt der Schnee.“ Als wir die Hütte fast erreicht hatten, sahen wir, dass sie völlig eingeschneit war. Die letzten hundert Meter konnten wir nicht mit dem Auto fahren. Wir stapften hin, bis zu den Knien im Schnee. Die Fensterläden waren geschlossen. In der Hütte war es kalt und ungemütlich. Als Erstes heizte ich den Kachelofen in der Stube.

Bisher war es immer so gewesen, dass Anderl, ein pensionierte Jäger, der dreißig Minuten entfernt eine ehemalige Almhütte bewohnte, vor unserem Eintreffen den Weg geräumt und den Ofen geschürt hatte. Dann wartete er auf uns, zündete eine Kerze an und trank seinen geliebten Kräutertee. Er musste vor ein paar Tagen hier gewesen sein, denn hinter die Hütte hatte er uns eine herrliche Blautanne gelegt. Ich starrte aus dem Fenster und machte mir um Anderl Sorgen. Er war immer sehr zuverlässig. Ina und Gabi bereiteten eine Kleinigkeit zum Essen vor. Ich fragte beide vorwurfsvoll: „Habt ihr euch noch keine Gedanken gemacht, warum der Anderl noch nicht da ist?“

„Das ist sonderbar“, sagte Ina, und an ihrem Tonfall merkte ich, dass auch sie sich Sorgen machte. Ich überlegte nicht lange, zog meine Skistiefel an, schnallte meine Skier an und machte mich auf den Weg zum Anderl. Ich wählte den kürzesten Weg durch den Wald. Der Wind pfiff erbärmlich kalt. Meine Nase tropfte. Plötzlich sah ich im Schnee Hasen- und Rehspuren. Wenigstens ein Lichtblick. Ich hatte das gute Gefühl, nicht mutterseelenallein hier zu sein.

Endlich hatte ich es geschafft, ich hatte Anderls Hütte erreicht. „Anderl“, schrie ich. Kein Laut. Ich klopfte heftig an seine Schlafzimmertür. Ich öffnete die Tür. Da sah ich Anderl, die Augen geschlossen, regungslos im Bett liegen. Ich packte ihn am Arm und schrie ihn an: „Anderl.“ Jetzt erst bewegte er seinen Kopf, erschrak, als er mich sah, und fragte: „Was ist los? Warum plärrst du denn wie ein Jochgeier?“ Er sah schlecht aus. Auf seinem Nachttisch lagen Tablettenschachteln. Anderl stand auf. Er schnaufte wie ein Walross und sagte zu mir: „Der Arzt verschrieb mir viel zu starke Tabletten.“

 

Wir saßen schweigend am Tisch. Ich fragte ihn: „Anderl, meinst du, dass du mit den Skiern zu uns fahren kannst?“ „Aber klar, mein ganzes Leben bin ich auf den Brettern gestanden. Ich schaffe den Katzensprung schon, auch wenn ich nicht so ganz auf dem Dampfer bin.“ Er lachte, zog seinen Anorak an und blickte umher, als ob er etwas suchte. Anderl öffnete einige Schubladen und ich sah, dass er irgendetwas in seine Anoraktasche stopfte. „Von mir aus können wir losfahren“, meinte er dann. Wir fuhren zu unserer Hütte. Nach unserer Ankunft gingen Anderl und ich in die Stube. Anderl gab sich zwar große Mühe, seine Niedergeschlagenheit zu verbergen, doch Ina und Gabi merkten sofort, dass er krank war. Sonst war er eine Stimmungskanone, spielte Gitarre, sang dazu und hatte immer den passenden Witz auf den Lippen. Der Weihnachtsbaum war schön geschmückt mit Kugeln, Kerzen, Lametta und alten Holzfiguren. Auf dem Tisch standen Lebkuchen und Plätzchen. Vier Kerzen brannten an dem Adventskranz. Gabi hatte das 24. Türchen ihres Adventskalenders geöffnet und zeigte uns das Motiv: die Krippe mit dem neugeborenen Kind. Draußen wurde es dunkel. Ina zündete das Gaslicht an, und wir beschlossen, zu Abend zu essen. Es gab geräucherte Forellen. Gabi konnte die Bescherung kaum noch erwarten. Wie jedes Jahr läutete bald darauf ein helles Glöckchen. Nun packte jeder seine Geschenke aus. Anderl holte etwas aus der Tasche seines Anoraks und drückte es Gabi in die Hand. Ich konnte nicht genau erkennen, was es war, aber es schien etwas aus Holz zu sein. Gabi nahm das Geschenk in ihre Hand, schaute es an und sagte begeistert: „Oh, das ist ein Reh.“ „Genau, das ist es“, bestätigte Anderl. „Ich habe es vor fünfzig Jahren geschnitzt. Ich wollte es damals meiner Freundin schenken, hatte aber Bedenken, da ich meinte, es wäre nicht so perfekt geworden. So behielt ich es. Es ist die einzige Schnitzerei von mir, und du sollst es jetzt haben.“ „Es ist wunderschön, Anderl, ich danke dir recht herzlich“, sagte Gabi. „Das Reh wird einen besonders schönen Platz in meinem Zimmer bekommen.“

Die anderen Geschenke beachtete Gabi kaum. Sie hielt den ganzen Abend ihr Reh in der Hand und schaute es mit leuchtenden Augen an. Kommentarlos drückte ich Anderl die Gitarre in die Hand. Wir sangen zu Anderls Gitarrenbegleitung die bekanntesten Weihnachtslieder. Anschließend las ich noch „Die heilige Nacht“ von Ludwig Thoma vor. Bei der Stelle „Kommt die heilige Nacht und der Wald ist aufg‘wacht, schau‘n die Hasen und Reh‘, schau‘n die Hirsch‘ übern Schnee“ blinzelte Anderl Gabi zu. Als ich die Geschichte beendet hatte, war Gabi müde und ging mit ihrem Reh in der Hand ins Bett. Wir Erwachsenen unterhielten uns noch.

Am ersten Weihnachtsfeiertag schien mir im Bett die Sonne ins Gesicht und weckte mich sanft. Gabi und Anderl waren schon in der Stube. Gabi bekam im Abstand von jeweils einer halben Minute einen Lachkrampf nach dem anderen. Anderl war scheinbar wieder in seiner Superform. Der Frühstückstisch war schon gedeckt, das Feuer nachgeschürt, und Anderl hatte den Weg zur Forststraße bereits geräumt. Nach einem kräftigen Frühstück gingen wir alle einige Stunden im Neuschnee spazieren. Der Himmel war herrlich blau, und die Sonne verzauberte mit ihrem hellen Glanz die ganze Natur. Es war wie im Bilderbuch. Gabi hatte natürlich ihr Reh dabei, das sie von Zeit zu Zeit ansah und auch mit ihm sprach. Anschließend lud uns Anderl in seine Hütte ein. Kurz bevor es dunkel wurde, verabschiedeten wir uns vom Anderl, denn er wollte jetzt wieder allein sein und sich schonen. Wir gingen zu unserer Hütte zurück.

Der zweite Weihnachtsfeiertag bestand hauptsächlich aus Skifahren. Drei Monate vergingen. Mich erreichte die traurige Nachricht, dass Anderl einsam in seiner Hütte gestorben war. Es verstrichen zwanzig Jahre. Gabi wohnte nicht mehr bei uns. Eines Tages besuchte ich sie. Da öffnete sie einen Schrank, zeigte mir das geschnitzte Reh und fragte mich: „Papa, kannst du dich noch erinnern, wer mir das Reh geschenkt hat?“ „Aber natürlich, Gabi“, antwortete ich, „du hast es als Kind vom Anderl bekommen.“ Gabi meinte nachdenklich: „Ich werde den Anderl nie vergessen. Er war ein guter Mensch. Solange ich lebe, wird er in meiner Erinnerung weiterleben.“

Hermann Bauer, Jahrgang 1951, lebt in seiner Geburtsstadt München und schreibt seit vielen Jahren Kurzgeschichten und Lyrik.

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