Die Wolfssymphonie

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Wenn ihr in den Restaurants der Hauptstadt zusammen aßt, lud dein Vater Frauen an euren Tisch ein, und er fragte dich, «willst du sie, diese Dame, als neue Mama haben?!» Er tat dies vor der neben dir sitzenden Frau, du hast die Frau angeschaut, du hast deinen Vater angeschaut, und du hast gesagt, «nein, ich brauche keine neue Mutter! Die Frau kann bei uns bleiben, sie stört mich nicht!» Bei jeder Frau, die dich und deinen Vater begleitete, hast du aufs Neue die Seite der menschlichen Marionette gesehen. Auch mir hat dein Vater etliche Frauen vorgestellt. Er wollte meine Meinung über ihre Schönheit wissen, und ich habe ihm gesagt, dass mein Haus das Haus meiner Söhne sei und dass die Welt schön sei und dass die Schönheit der Welt auch von diesen Frauen herrühre und von ihm selbst. Auch dir hat er Fragen über seine Frauen gestellt. Er hat deine Ansicht über die Frauen, mit denen er zusammenlebte, berücksichtigt. Du fuhrst zu seiner Beerdigung, und du wusstest, dass du an seiner Beerdigung seiner Frau begegnen würdest. Dir waren alle Begegnungen mit der neuen Frau deines Vaters im Gedächtnis geblieben. Nach der Scheidung von deiner Mutter blieb er dreizehn Jahre lang unverheiratet. Er hat nach dreizehn Jahren Ehelosigkeit wieder geheiratet. Während dieser dreizehn Jahre hat dein Vater viele Frauen geliebt. Er hat alle Frauen, denen er begegnet ist, geliebt. Auch ich habe alle Frauen, denen ich begegnet bin, geliebt. Auch du, ich weiß es, liebst alle Frauen, denen du begegnest. Du bist uns ähnlich, deinem Vater und mir, was das angeht. Aber du hast uns etwas voraus, deinem Vater und mir: Du nimmst sie alle mit dir mit, und du machst aus ihnen Wolken, von denen du Regen verlangst, wann immer du willst. Nach dem Tod deines Vaters bist du in diese Stadt im Flachland gekommen, wo du an sein Begräbnis gehen musstest. Du bist aus dem Wagen gestiegen, in dem du per Anhalter mitgefahren warst, und bist zu Fuß zum Haus gegangen, in dem dein Vater mit seiner neuen Frau, deiner Stiefschwester, der Mutter seiner Frau und der Großmutter seiner Frau gelebt hatte. Du hast die Leute angeschaut, die den Gehsteig entlanggegangen sind, und die Autos auf den Straßen. Du hast die Taxis angeschaut. Du hast in jedem Taxi deinen Vater gesehen. Alle Taxis fuhren in die Hauptstadt zum Begräbnis deines Vaters. Alle Taxifahrer von allen Taxis aßen in großen Gaststätten, und sie sprachen von der Beerdigung deines Vaters. Als du in der Straße, in der dein Vater wohnte, angekommen bist, hast du von weitem mehrere Taxis gesehen, die in der Nähe des Hauses deines Vaters geparkt waren. Ich hatte diese Taxis gemietet, damit sie während der Vorbereitungen zum Begräbnis zur Verfügung standen. Die Leute, die an das Begräbnis kamen, konnten diese Taxis benutzen, um sich in der Stadt zu bewegen. Wie alt war ich, als dein Vater starb? Dein Vater ist im Jahr des Erdbebens gestorben. Dein Vater ist ein paar Monate nach dem Erdbeben gestorben. Das Erdbeben hinterließ mehrere Tausend Tote. Dein Vater ist nicht bei diesem Erdbeben gestorben. Er ist danach gestorben. Als er starb, war ich siebenundsiebzig Jahre alt. Du hast an deine Mutter gedacht und an deinen Stiefvater, der seit langem mit ihr in einer anderen Stadt lebte. Deine Mutter und dein Stiefvater wussten, dass dein Vater dich ein paar Mal im Jahr im Taxi abholte. Du hast an deinen Onkel gedacht, den Bruder deiner Mutter. Auch er wusste, dass dein Vater es liebte, dich im Taxi abzuholen. Du hast an deine Tante gedacht, die Frau des Bruders deines Vaters. Du hast an deine Tante gedacht, die Schwester deiner Mutter. Du hast an den Mann der Schwester deiner Mutter gedacht. Du hast an mich gedacht, deinen siebenundsiebzigjährigen Großvater. Du hast an mich gedacht und an meine erste Frau, deine Großmutter, die starb, bevor du zur Welt kamst. Du kanntest sie nur von Fotos. Du hast an meine Frau gedacht, deine Stiefgroßmutter. Du hast an deine Großmutter mütterlicherseits gedacht, die mit einem Eimer aus Keramik Wasser über dich geschüttet hat, damit du sauber sein würdest für das Begräbnis deines Vaters. Du hast an deinen Großvater mütterlicherseits gedacht, du hast an deine Cousins und Cousinen gedacht. Du hast an deine Schulfreunde gedacht und an alle anderen Kameraden und Kameradinnen. Du hast an alle Nachbarn aller Häuser, die du kanntest, gedacht. Du hast an alle Passanten gedacht, die du je gesehen hast. Du hast an alle menschlichen Wesen gedacht, und du bist in den Hof des Hauses der Frau deines Vaters, der gerade in einem Unfall ums Leben gekommen war, getreten. Es waren viele Menschen im Hof, die du kanntest und die dich nicht kannten. Nicht alle wussten, dass du der Sohn des Verstorbenen warst. Du warst das einzige Kind des Verstorbenen. Du bist der einzige Sohn. Deine Mutter hat dir gesagt, du seist das Kind Gottes. Du bist als Gotteskind in diesen Hof getreten und hast die Leute angeschaut und nach bekannten Gesichtern gesucht. Du hast Leute gesehen, an denen du den Widerschein der Einheitspartei gesehen hast, und du hast Leute gesehen, an denen du den Widerschein der menschlichen Marionette gesehen hast. Dir ist bewusst geworden, dass am Begräbnis deines Vaters Leute jeder Art waren. Du hast mich gesehen, du bist auf mich zugekommen, und wir haben uns umarmt. Ich hatte Tränen in den Augen, als ich dich zum Begräbnis deines Vaters habe kommen sehen, aber du hast nicht geweint. Du hast gefragt: «Wo ist Papa?», und ich habe geantwortet, dass er noch in der Leichenhalle sei. Wir beide sind mehrere Minuten einander gegenüber gestanden, ohne etwas zu sagen. Wir haben uns in die Augen gesehen oder den Himmel angeschaut oder die Leute, die an das Begräbnis deines Vater gekommen waren. Wir sind so stehen geblieben, bis zu dem Moment, in dem dein Onkel, mein anderer Sohn, gekommen ist, um dich zu begrüßen, und ich habe dich in seinen Armen weinen sehen, und ich wusste, dass du zum zweiten Mal in deinem Leben weintest und dass du beim Weinen an die Mutter deines Vaters und an die Beerdigung deines Vaters dachtest. Als du zu weinen aufgehört hast, hast du dich zu mir umgedreht und gesagt, «der Tod ist eine Marionette, Großvater!»

Erinnerst du dich? Dann kamen Leute, um dir zu kondolieren. Leute, die deinen Vater kannten. Alle haben dir nur Gutes von ihm erzählt. Du wusstest, dass die Leute den Tod nicht mochten. Du hast den Tod auf dem Gesicht jeder Person, die an die Beerdigung deines Vaters gekommen war, gesehen. Seit dem Tag des Begräbnisses deines Vaters kannst du den Tod in jedem Gesicht sehen. Du kannst den Tod in deinem Gesicht sehen. Du schaust dich im Spiegel an und kannst das Gesicht der Marionette sehen, das deines überdeckt. Du schaust im Spiegel die Marionette an, und sie schaut dich an. Du schaust sie an, bis sie ihren Blick abwendet. Dein Onkel war mit seiner Frau gekommen. Dein Vater mochte die Frau seines Bruders nicht. Als dein Cousin geboren wurde, lag deine Großmutter auf dem Sterbebett, und einer ihrer letzten Wünsche war, ihren ersten Enkel noch zu sehen. Die Frau deines Onkels wollte mit dem Kind nicht zu ihr kommen. Sie wollte der Großmutter, die auf dem Sterbebett lag, das Kind nicht zeigen, und dein Vater, der Tag und Nacht am Bett seiner kranken Mutter wachte und von ihrem Wunsch wusste, ihren Enkel noch vor ihrer Reise ins Himmelreich zu sehen, er, dein Vater, ist zum Haus seines Bruders gegangen und hat das frisch geborene Kind mitgenommen, um es seiner Mutter zu bringen. Die Großmutter hat ihren ersten Enkel gesehen und ist ein paar Stunden später gestorben, im Seelenfrieden. Um das Kind seiner Großmutter zu zeigen, musste er seine Schwägerin mehrmals ohrfeigen. Dein Onkel wollte dazwischengehen, aber er hat es nicht getan. Im Haus deines Onkels hat die Frau die Hosen an. Dein Onkel wollte seine Frau dazu bringen, mit dem Kind zur Großmutter zu gehen, aber sie wollte nichts davon wissen. Dein Vater hat ihnen gesagt, dass er imstande sei, ihnen beiden die Fresse zu polieren, wenn sie nicht bald begreifen würden, worum es ginge. Dein Onkel hat sehr wohl verstanden, worum es ging. Er hat deinen Vater machen lassen. Dein Vater hat ein Taxi genommen, und beide sind sie hingefahren. Dein Vater hat den Jungen seiner Großmutter gezeigt, sie hat ihn einige Sekunden lang in ihre Arme genommen, dann hat sie ihn deinem Vater zurückgegeben. Sie hat sich bedankt und gesagt, «bring ihn jetzt zu seinen Eltern zurück!» Dein Vater ist mit dem Kleinen im Taxi wieder zurückgefahren. Er hat das Kind in die Arme der Frau deines Onkels gelegt und hat ihr gesagt, sie sei eine blöde Kuh. Seit jenem Tag haben dein Vater und die Frau deines Onkels nicht mehr miteinander gesprochen. Die Frau deines Onkels ist mit ihrem Mann an die Beerdigung deines Vaters gekommen. Sie ist zu dir hingekommen und hat dir etwas Geld gegeben. Du hast das Geld genommen, hast «danke» gesagt und bist mit deinem Onkel zur Leichenhalle gefahren, mit dem Auto. Du bist, neben deinem Onkel, im Auto gesessen, und du hast dich daran erinnert, dass er ein Auto mit Handschaltung besaß. Du bist in seinem Auto gesessen und hast an deinen Vater gedacht, der sagte, dass die Frau deines Onkels boshaft sei, weil sie krank gewesen war und diese Krankheit nicht richtig überwunden habe. Dein Vater hatte gesagt, dass die Frau deines Onkels an einem Krebs erkrankt war. Sie hatte Brustkrebs gehabt. Sie hatte akzeptieren müssen, dass man ihr beide Brüste entfernte. Sie war wegen ihrer Krankheit boshaft geworden. Sie hatte in die Operation eingewilligt und überlebt. Sie lebte die Boshaftigkeit einer Frau aus, die sich für schön hielt, aber keine Brüste mehr hatte. Dein Vater sagte, dass sie ihren Mann an der Nase herumführe. Dein Vater konnte sie nicht ausstehen. Er wollte sie nicht mehr sehen. Dein Vater sagte, dass sein Bruder der Sklave seiner Frau sei. Dein Vater änderte seine Meinung niemals. Was das betrifft, bist du ihm ein bisschen ähnlich. Du sagst, dass du das, was du sagst, niemals zurücknimmst. In anderer Hinsicht bist du aber weder deinem Vater noch deinem Onkel noch mir ähnlich. Du bist wie der Fluss, in dem du Fischen gelernt hast. Ob du unter den Brücken durchgehst oder sie überquerst, du bittest diejenigen, die dich ihren Gesetzen und ihren Regeln unterwerfen wollen, nicht um Verzeihung. Du unterwirfst dich allen Gesetzen und allen Regeln. Dein Onkel unterwirft sich zweierlei Gesetzen. Er unterwirft sich den Gesetzen der Einheitspartei und den Gesetzen seiner Frau. Dein Onkel fährt dich zur Leichenhalle, in der dein Vater ruht. Er ist einer der Höchsten der Einheitspartei. Dein Onkel ist ein Betriebsdirektor. Er leitet ein Unternehmen der Einheitspartei. Dein Onkel ist ein Ingenieur, der der Einheitspartei unterstellt ist. Er stoppt den Wagen einige Meter neben einem der Eingänge der städtischen Leichenhalle. Er sagt, er gehe die Formulare ausfüllen, die nötig sind, um deinen Vater aus der Leichenhalle holen zu lassen. Du bleibst im Wagen sitzen und denkst an die Fotografie, auf der deine Mutter und dein Vater sich am Tag ihrer Hochzeit haben fotografieren lassen. Deine Eltern haben auf dem Standesamt und in der Kirche geheiratet. Du siehst deine Mutter im Hochzeitskleid und deinen Vater im schwarzen Anzug an ihrer Seite, und du siehst den Ehering deines Vater an einem der Finger seiner rechten Hand. Deine Eltern haben eine große und schöne Hochzeit gefeiert. Du denkst an deine Großmutter, die im Haus auf dem Land nahe dem Fluss geblieben ist. Wenn deine Mutter, nach ihrer Scheidung, für mehrere Tage auswärts arbeiten war, kam dich dein Vater manchmal nachts besuchen. Er ließ das Taxi wieder abfahren und klopfte an die Tür, doch deine Großmutter erlaubte ihm nicht, dich in der Nacht zu besuchen, und sagte, «leg dich oben im Heuboden schlafen, und morgen früh wirst du ihn sehen, deinen Sohn!» Dein Vater schlief im Heu des Heubodens, und am Morgen machte er mit deiner Großmutter und mit dir Witze darüber, was für einen Schnitzer er sich geleistet hatte, deine Großmutter nachts, wenn für gewöhnlich alle Welt schläft, zu belästigen und dich besuchen zu wollen. Dein Vater hatte allerlei Angewohnheiten. Diesbezüglich übertriffst du ihn. Er bat deine Großmutter immer um Entschuldigung, und sie liebte ihn sehr, besonders dafür. Du hast deinen Onkel zum Auto zurückkommen sehen, er ist neben dir eingestiegen, und er hat gesagt, dass dein Vater durch eine andere Pforte aus der Leichenhalle gebracht werde.

 

* * *

Sie frisiert ihre Puppen mit ihrem eigenen Kamm, dem weißen. Sie streicht mit diesem Gegenstand über die Haare ihrer Puppen, sie spricht mit den Puppen, während sie sie frisiert, sie macht Handbewegungen in der Luft, sie befühlt die Kleider der Puppen und ihre Körper aus Plastik.

Ich wünsche mir, dass du ihr dieses Schiff machst. Sie könnte alle ihre Puppen an Bord setzen. Sie bewegt sich vorwärts wie ein Uhrlaufwerk, das aus dem Gehäuse gesprungen ist und sich fortbewegt. Sie hakt sich mit gekrümmten Zehen am Parkett fest und steht auf, und ihr Körper schwankt auf den Fußsohlen. Sie ist eine Kaskade, sie ist ein Tick-Tack; sie macht einen Schritt, tick; einen nächsten Schritt, tack. Sie setzt ihren linken Fuß auf ihren Holzdrachen, tick: ihr rechter Fuß berührt die Bettdecke, tack. Sie geht auf den Wickeltisch zu, tick-tack, tick-tack, tick, tack, tick, tack. Ihre Beine zeichnen Ticks und Tacks in den Raum. Du hast es gesehen: Sie hat die Konservenbüchse, die voll war, mit ihren Händen greifen können: Sie hat sie hochheben können, und sie hat sie in ihren Händen wenden können, als wäre die Konservenbüchse ihr Spielzeug, ein riesiges Bonbon, ein Stein, eine Waage. Sie hat die Büchse auf den Tisch gestellt und hat mit der rechten Hand den Korkenzieher genommen, hat ihn in ihren Mund gesteckt und mit ihren sechs Zähnchen in den Korken gebissen. Tick-Tack.

Das Schiff wird den Namen Tick-Tack tragen. Sie wird es so nennen. Du kannst in blauer Farbe und mit einem feinen Pinsel «Tick-Tack» auf den Schiffsrumpf schreiben. Sie wird diese Worte anschauen, wie sie die Worte angeschaut hat, welche auf der Konservenbüchse standen. Sie hat das aufgeklebte Papier von allen Seiten angeschaut. Das Schiff wird Korkenzapfen und schön frisierte Puppen transportieren. Die Handelsware wird gut verstaut im Schiffsbauch liegen, und der Kapitän wird darüber wachen, dass sie vor Wind und Wetter geschützt ist. Du stehst auf, sagst den Namen des Kindes, schaust, wie sie sich dir nähert, lächelst sie an, und als sie ganz nah ist, beugst du dich nach vorne, mit offenen Armen, und nimmst sie in deine Arme. Sie schmiegt sich an deine Brust, mit den Armen um deinen Hals geschlungen und dem Kopf auf deiner Schulter. Du hältst sie mit der linken Hand fest, und mit der anderen streichst du ihr über den Rücken. Du machst einen Schritt und noch einen Schritt und noch einen Schritt und noch einen Schritt. Du machst mit dem Mädchen in deinen Armen Schritte im Haus und sprichst mit ihr und streichelst ihren Rücken, bis sie einschläft. Du gehst aus dem Wohnzimmer und in das Badezimmer. Du stellst dich mit dem Rücken zum Spiegel, dann drehst du den Kopf zum Spiegel, und du siehst, wie sie atmet, die Lider geschlossen.

* * *

Dein Onkel hat den Motor seines Autos angelassen, hat den ersten Gang eingelegt und ist losgefahren. Er ist langsam bis zum Ausgang des großen Hofes des Krankenhauses vorgefahren. Unmittelbar neben dieser Hofpforte des Krankenhauses hat er angehalten und gesagt, dass dein Vater in einem Kastenwagen zu ihm gebracht werde. Dein Onkel hat darauf gewartet, den Kastenwagen mit deinem Vater vorbeifahren zu sehen. Er hat sich eine Zigarette angezündet. Der Motor des Autos deines Onkels lief. Die Scheiben der Vordertüren des Autos waren heruntergekurbelt. Er schaute fortwährend links hinaus, zu einer Ecke des Gebäudes, das den Weg verdeckte, den der erwartete Kastenwagen nehmen würde. Er hat den Kastenwagen erblickt. Er hat gesagt, «schau, da ist er, in diesem Kastenwagen drin!», und du hast den Kopf in die Richtung gedreht, die er mit seiner rechten Hand angezeigt hat, und du hast den Wagen gesehen, der langsam vorgefahren ist. Du hast diesen weißen Wagen von vorne gesehen und hast nicht aufgehört, ihn anzuschauen, du hast ihn an euch vorbeifahren sehen, der Wagen ist durch das große offene Tor des Spitalhofes gefahren, und du hast auf der hinteren Ladefläche des Kastenwagens einen Sarg gesehen, der die Ladefläche um einige Dutzend Zentimeter überragte, und dein Onkel ist losgefahren, und er ist dem Wagen mit dem grauen Sarg, von dem du deinen Blick nicht abwenden konntest, gefolgt, und dein Vater war tot, und sein Leichnam ruhte in diesem grauen Sarg, der auf den Straßen deiner Geburtsstadt transportiert wurde. Du hast den Sarg deines Vaters nicht aus den Augen verloren. An jedem Rotlicht hielt das Auto deines Onkels dicht hinter dem Sarg deines Vaters an. Du sahst diese Kiste, in der dein toter Vater eingeschlossen war. Es war nicht der Sarg selbst, der dich etwas Neues lehrte, und es war auch nicht der Gedanke an den Leichnam, der dir etwas Neues brachte. Du warst ein genauer Betrachter dieser Särge und dieser Leichname. Du warst ein Lehrling des Todes und seiner Rituale. Du hattest Särge gesehen und Tote, aber du hast etwas anderes gefühlt, du hast gewusst, dass du einen neuen Schritt machen würdest, du hast vibriert wie damals im Schwimmbad mit deinem Vater, mit sechs Jahren, als du noch nicht schwimmen konntest und du dich am Geländer entlang der Betonwände festgeklammert hast und deinen Vater vom Sprungbrett hast springen sehen, bis zum Moment, in dem du gespürt hast, dass du zu schwimmen angefangen hattest, du hast vibriert und hast dich gehenlassen und hast dich ganz alleine vorwärtsbewegt, und du bist geschwommen wie alle anderen, du bist zum ersten Mal geschwommen, ohne es zu lernen, ohne Unterricht, ohne irgendeine Hilfe hast du angefangen zu schwimmen, deinem Vater entgegen, und als du in seiner Nähe warst, hast du ihn gerufen, und er hat sich auf der Stelle schwimmend umgedreht, und du hast sein erstauntes Gesicht gesehen und hast ihn sagen hören, «wie hast du das geschafft?», und diesmal vibrierst du vor diesem Sarg mit deinem toten Vater drin, und du erkennst in dieser Vibration einen Schritt, einen Aufflug, eine Befreiung, eine neue, seltene Wahrnehmung, du weißt, dass jede Vibration dieser Art dir einen der Schlüssel zur Welt bringt, und du lässt es geschehen, du lässt dich vibrieren, du weißt, dass du nichts tun musst, dass du dir keine Fragen stellen musst über die Vibration und ihren Sinn, du vibrierst und wartest auf die Entdeckung, wartest darauf, zu sehen, wohin dich die Vibration trägt, du vibrierst immer stärker, du siehst den Sarg einige Zentimeter über die Ladefläche des Kastenwagens rutschen, du weißt, dass dein Vater in diesem Sarg drin ist, du schaust deinen Onkel an, der fährt, du schaust zum Fenster des Autos hinaus, du siehst Menschen, Häuser, Hochhäuser, Läden, Männer, Frauen, Kinder, du schaust auf den Asphalt der Straße, dann lenkst du deinen Blick zurück zum Kastenwagen, der den Sarg transportiert, in dem sich der eingeschlossene Leichnam deines Vater befindet, du vibrierst und versuchst zu verstehen, was du zu verstehen beginnen musst. Du siehst das Gesicht deines Vaters bei den verschiedenen Gelegenheiten, in denen du mit ihm zusammen warst, du siehst deinen Vater mit einigen seiner Bauarbeiter sprechen, du siehst deinen Vater mit deiner Mutter sprechen, du siehst deinen Vater mit mir sprechen, du siehst ihn mit den Verkäuferinnen in den Läden sprechen und mit den Kontrolleuren im Zug, du siehst deinen Vater mit seinen Vorgesetzten sprechen, du siehst alle diese Gesichter deines Vaters, und dir wird bewusst, dass das Vibrieren dich in diese Richtung treibt, in die Richtung der Gesichtsausdrücke deines Vaters, die Vibrationen haben nichts mit dem Tod zu tun, die Vibrationen führen nicht zu den Marionetten, du wirst zu den Bildern geführt, die du von deinem Vater hast, und du gehst diese Bilder von deinem lebenden Vater durch, und du hältst inne, hältst diese Bilder von deinem lebenden Vater fest, und dir wird bewusst, dass du nur vor diesem Bild vibrieren musst. Mit diesem Bild im Hinterkopf schaust du deinen Onkel an, der das Lenkrad steuert und dem Kastenwagen folgt, der deinen Vater in einem Sarg transportiert, und du siehst die Szene wieder vor dir, in die sich dieses Bild deines Vaters, auf das sich deine Vibrationen konzentrieren, einfügt: Dein Vater liegt im Bett, neben dir, an einem Sommermorgen, und ihr lest beide in einem Buch, jeder auf seiner Seite, zugedeckt mit einem weißen Laken, das beschmutzt ist von der Asche der Zigaretten, die dein Vater raucht, dein Vater liest einen Krimi, und du liest ein Buch, in dem Kampfflugzeuge des Zweiten Weltkrieges beschrieben sind, ihr seid in einem der Zimmer in einer der Baracken der Baustelle, auf der dein Vater arbeitet, und in diesem Zimmer befinden sich, außer des Feldbetts, ein Tisch ohne Tischtuch, zwei Stühle, ein Elektrokocher, der auf dem Linoleumboden steht, vier Kleiderbügel, die an einem Nagel hängen, zwei Reisekoffer voller Kleider, zwei Nachttische auf beiden Seiten des Bettes. Es ist ein Sonntagmorgen, und die meisten Bauarbeiter schlafen. Am Abend zuvor haben sie gefeiert und viel getrunken und über alles und nichts geredet. Sie haben über die regionale Fußballmannschaft geredet und über die Einheitspartei, haben Schach gespielt, haben über die Frauen und den Materialklau auf der Baustelle geredet, sie haben sich gegenseitig angebrüllt und haben einander beschimpft, sie sind in kleinen Grüppchen von Freunden an den Tischen gesessen und haben über ihren Lohn gesprochen und über ihre Arbeitsbedingungen. Dein Vater und du, ihr lest im Bett ein Buch, und von draußen ruft jemand nach deinem Vater. Dieser Jemand brüllt den Namen deines Vaters, und dir wird klar, dass der Mann, der hinter der Tür nach deinem Vater ruft, besoffen ist, und du schaust deinen Vater an, der zuhört, was er sagt, und du erfährst von deinem Vater, dass der hinter der Tür einer der Vorarbeiter der Baustelle ist. Der Mann hinter der Tür beschimpft deinen Vater und schreit, und du siehst deinen Vater, wie er das Laken zurückschlägt und aufsteht, auf den Tisch zugeht, sein butterverschmiertes Küchenmesser vom Tisch nimmt, zur Zimmertür geht, mit dem gewöhnlichen Messer in der Hand, die Türe öffnet und fragt: «Was willst du?»

Dein Vater hatte Angst gehabt, er hatte geglaubt, dass der Vorarbeiter ihn vermöbeln wollte. Du siehst das Bild deines Vater, im Profil, einige Zentimeter vom Tisch entfernt, in Unterhosen, mit dem Buch in der linken Hand und dem Messer in der rechten, sein Gesicht wie eine Marionette im Kasperletheater, dein Vater hat Angst gehabt vor seinem besoffenen Untergebenen, und er hat das Küchenmesser genommen und hat die Tür mit dem Messer in der Hand geöffnet. Der andere hat gebrüllt: «Es hat in der Nacht einen Toten gegeben. Einer unserer Arbeiter hat einen elektrischen Schlag bekommen in den Tiefgeschossen der Baustelle. Er ist auf ein schlecht isoliertes Kabel getreten und ist ums Leben gekommen. Es ist der Verantwortliche des Stromaggregats.» Du hast gesehen wie die Arme deines Vater sich gesenkt haben und wie die Finger seiner Hände sich gelockert haben, du hast das Buch und das Messer auf den Boden fallen sehen, du hast alles gehört, und du hast die Beschreibung eines Jagdfliegers zu Ende gelesen und hast die Seite umgeblättert. Du schaust deinen Onkel an und den Sarg mit deinem Vater darin, und du vibrierst nicht mehr. Du fürchtest dich vor nichts. Du bist schlimmer als dein Vater. Du siehst die Angst in jedem ihrer Verstecke. Du siehst, wie die Angst die Atmung der Leute lähmt. Du siehst, unter welchen Formen sie diese Symbiose zwischen der Luft, die sie nährt, und der Angst verstecken. Es gibt kein Leben ohne Angst. Du bist der einzige, der weiß, dass die Angst jedes Gesicht beherrscht. Die Angst ist eines der Elemente, die die Welt am Laufen halten. Es gibt einige Philosophen, die dies verstanden haben. Du bist kein Philosoph. Die Philosophen, die Wissenschaftler, die Kleriker, die Künstler, die Politiker, die Ökonomen und die Polizisten jeglicher Art haben allesamt Angst. Du, du bist das Gegenteil der Angst. Deine Rolle auf Erden ist es, die Särge in Bäume zu verwandeln. Du siehst, dass der Kastenwagen und das Auto deines Onkels in die Straße, in der die Frau deines Vater wohnt, einfährt, und du siehst den Kastenwagen vor dem Haus, in dem die sterblichen Überreste deines Vaters abgesetzt werden, anhalten.

 

* * *

Sie schafft es, von einigen Kugelschreibern den Deckel abzumachen. Sie kann sie sogar wieder aufsetzen. Wenn sie die beiden Hälften auseinandernimmt, ist es, wie wenn man im Zimmer das Licht anmacht, beim Nachhausekommen, abends. Du öffnest eine deiner mit Papier vollgestopften Schubladen und nimmst mehrere weiße Blätter heraus. Du legst sie auf den Boden, vor das Kind, nimmst seine Hand, die den Kugelschreiber hält, in deine Hand und lässt sie über das Papier fahren, und du siehst es die Tintenspur anschauen und hörst es seine eigenen Wörter sprechen. Du nimmst ein Blatt, und als erstes faltest du es zusammen. Du legst das gefaltete Blatt mit dem Falz gegen dich auf den Tisch, du nimmst die beiden Ecken des Papiers, die gegen dich gerichtet sind, und führst sie zur Mittelachse des Blattes, dann faltest du sie und machst ein Dreieck. Danach faltest du ein Rechteck nach dem anderen gegen das Dreieck, nimmst das Blatt hoch, steckst die rechte Hand in diese Papiertasche hinein und öffnest sie, indem du die Seiten des Dreiecks nach innen klappst. Du öffnest die Tasche, du hältst die beiden gefalteten Enden gut fest und ziehst sie, mit deinen Fingern, langsam, auseinander. Du kannst dieses Papierschiff machen. Es wird zwei Schiffe im Haus geben.

* * *

Der Name der Firma, bei der du arbeitetest, stand darauf gedruckt. Du weißt nicht, aus welchem Grund einer deiner Vorgesetzten dir hätte schreiben sollen, und du hast diesen Brief genommen, um ihn zu öffnen, und du hast das Schlimmste befürchtet: Du hast erwartet, dass du entlassen würdest, weil ihr damals wenig Arbeit hattet. Du hast ihn aus dem Stoß genommen und beiseitegelegt: «Ich werde ihn als letzten lesen!», und deine Hände haben unmerklich vibriert, wie Kartoffeln, die, eine gegen die andere geklemmt, in einem Kochtopf ohne Deckel vor sich hin kochen.

Du hast den Rest der Post geöffnet und immer an den beiseitegelegten Brief gedacht. Er hat in einem grauen Umschlag gesteckt, und du hast eine schlechte Nachricht befürchtet, weil für Feierlichkeiten üblicherweise glänzende und für Gehaltskürzungen oder Entlassungen dunkle Umschläge verwendet werden. Er war der kleinste von allen, und trotz seiner Farbe machte er den «korrektesten» Eindruck, die «Prioritaire»-Briefmarke war fein säuberlich oben in die rechte Ecke geklebt, die Adresse in großen, gedruckten Buchstaben geschrieben, der Ortsname unterstrichen.

Du hast ihn in beide Hände genommen, wie man einen vollen Teller hält, wenn man hungrig ist. Du hast ihn einige Sekunden lang angeschaut, hast ihn zwischen den Fingern gedreht und hast ihn mit Hilfe des Brieföffners deiner Frau aufgemacht:

«Monsieur

Zur Geburt Ihrer Tochter möchten wir Ihnen ganz herzlich gratulieren. Wir wünschen der Mutter und dem Kind alles Gute. Freundliche Grüße

ALLGEMEINE PLAKATGESELLSCHAFT»

Du hattest ihn rasch gelesen, und mit einem Lächeln hattest du ihn in eine Mappe aus hellblauem Karton gelegt.

* * *

Das Auto deines Onkels steht hinter dem weißen Kastenwagen, und ihr steigt aus und nähert euch dem Sarg, und du berührst ihn mit deinen Fingern, und du siehst auf einer Seite des Sarges den Namen und den Vornamen deines Vaters in silbernen Buchstaben auf das Holz geschrieben. Dein Onkel hat dich an der Schulter genommen und gemeint, du sollst in den Hof gehen. Du bist ihm gefolgt und hast dich unter die Schar der Menschen gemischt, die zum Begräbnis deines Vaters gekommen waren. Sie haben dich angeschaut wie man einen vierzehnjährigen Jungen anschaut. Sie wollten dich trösten, und du hast auf ihren Gesichtern die zarte Spitze des Mitleids gesehen. Du hattest kein Mitleid mit ihnen, du hast zu mir geschaut, und ich bin zu dir hinübergekommen mit einer Schachtel Kerzen in der Hand, und ich habe dir diese Kerzen gegeben, damit du sie anzündest und in den improvisierten Kerzenständer im Eingang des Hauses stellst. Es gab da diesen Kerzenständer, einen mit Sand gefüllten Behälter aus Weißblech, und die Leute zündeten Kerzen an und steckten sie in den Sand, es waren Hunderte von Kerzen, die für das Licht deines Vaters und für seine Vergebung brannten. Die Leute hielten dich einfach für ein Kind. Nur deine Mutter, du und ich wussten, dass du ein Kind Gottes warst. Aber das kümmert dich nicht. Du verschlingst alle Definitionen. Bei dir hört es weder bei den Worten noch bei ihrer Bedeutung auf. Bei dir hört es weder bei der Wahrnehmung der fünf Sinne noch bei den gängigen Analysemethoden auf. Du suchst die Wahrheit auf deine Weise, und du bist insofern einzigartig, als all das, was die anderen in den Begriff «Wahrheit» packen, für dich nur eine Geringfügigkeit ist. Du hast die Kerzen genommen und hast sie in den Sand gesteckt, in eine Ecke des Behälters, dann bist du in die Küche eine Schachtel Streichhölzer holen gegangen, bist wieder zurückgekommen und hast alle Kerzen angezündet. Während du die Kerzen angezündet hast, haben sie deinen Vater in das Haus gebracht, und du hast sie den Sarg tragen sehen, und sie sind ganz nahe an dir vorbeigekommen, da du gleich neben der Tür standest, und du hast den Sarg von unten gesehen, hast die Holzleiste am Boden des Sarges gesehen und hast sie sagen hören: «Achtung Schwelle, Achtung Schwelle!» Die Frau deines Vaters ist auf dich zugekommen und hat dich bei der Hand genommen, und ihr seid zusammen in einen Raum neben dem Totenzimmer gegangen. Es war niemand sonst in diesem Zimmer, und die Frau deines Vaters hat auf der Bettkante Platz genommen, und du hast dich auf ein Kissen gesetzt, und sie hat angefangen, dir die Geschichte des Unfalls zu erzählen. Dein Vater hatte seit langem vorgehabt, vor Gericht das Sorgerecht für dich zu erlangen. Er wünschte sich von ganzem Herzen, dich in seiner Nähe zu haben, in seinem neuen Haus. Er wollte dich auf seine Weise erziehen. Er wollte dir vorschlagen, auf ein Sportinstitut zu gehen. Er hatte vor, aus dir einen Leistungssportler zu machen. Er glaubte, alle seine Absichten seien gut. Während er darauf wartete, dich in seiner Nähe zu haben, wollte er zwei Räume bauen, ganz für dich allein, in diesem Hof, angebaut an die alte Mauer. Er wollte schnell machen, da du schon vierzehn warst und dich für eine Fachoberschule entschieden hattest und diese Wahl nicht in seinem Sinne war. Er konnte zu einem günstigen Preis Backsteine beschaffen, die für den Bau deiner zwei Zimmer notwendig waren, und er ist, am Tag seines Todes, auf den Laster gestiegen, der beladen war mit diesen Tausenden von Backsteinen, und er hat dem Fahrer gesagt, dass der Laster aussehe wie ein rollender Sarg, und sie haben gelacht, der Fahrer, ein Arbeiter deines Vater, sie haben gelacht, und so sind sie losgefahren, mit fünf anderen Arbeitern auf der Wagenladung, ganz hinten im Laster, in einer Nische aus Backsteinen, die sie abzuladen hatten. Es waren etwas mehr als hundert Kilometer zu fahren, sie dachten schon an das Feiern nach der Arbeit. An einem Abhang, der als gefährlich galt, hat der Fahrer in den Leerlauf geschaltet und hat den Lastwagen einfach rollen lassen, und der Lastwagen hat immer mehr an Geschwindigkeit gewonnen, und der Fahrer hat mehrmals gebremst, aber die Bremsen des Lastwagens haben versagt, und dem Fahrer ist es nicht gelungen, wieder einen Gang einzulegen, und in einer Kurve konnte er der Straße nicht mehr folgen, und der Lastwagen ist umgekippt und von der Straße abgekommen und hat sich mehrmals überschlagen, bis er unten zum Stillstand gekommen ist, hundert Meter weiter unten. Die fünf Bauarbeiter, die sich auf der Ladebrücke befanden, und derjenige in der Kabine, waren auf der Stelle tot. Dein Vater ist zwei Tage später im Spital gestorben. Der Fahrer blieb unverletzt, da er klein war und sich unter die Armatur des Lastwagens hat retten können. Er hat nicht einen Kratzer davongetragen. Falls du ihn sehen willst, um mit ihm zu sprechen, er ist hier, im Hof, er ist hier und weint die ganze Zeit. Dein Vater ist tot und liegt in seinem Sarg, der auf einem Tisch in einem der Zimmer des Hauses seiner Frau steht. Sie haben den Deckel des Sarges abgenommen. Er ist in einen schwarzen Anzug gekleidet und trägt eine schwarze Krawatte um den Hals, seine Arme sind auf dem Bauch gekreuzt und die Finger seiner Hände sind gefaltet, sein Hemd ist weiß, und er hat neue Schuhe an, die er nie getragen hat. Der Kopf deines Vaters ruht auf einem bestickten Kissen. Der Körper deines Vaters liegt auf einem weißen Laken. Dein Vater hat einen weißen Schnauzbart. Du hast deinen Vater noch nie mit einem Schnauzbart gesehen. Dein Vater hat nie einen Schnauzbart getragen. Dein Vater hat sich jeden Tag rasiert und hat nie einen Bart oder einen Schnauzbart getragen. Seit ein paar Tagen trägt dein Vater einen Schnauzbart. Dein Onkel hat denen, die in der Leichenhalle arbeiten, die die Leichname waschen, sie einkleiden und rasieren, kein großzügiges Trinkgeld gegeben. Dein Onkel kannte die Gepflogenheiten der Leute, die in der Leichenhalle arbeiten, nicht. Er hat sie nicht bezahlt, und sie haben sich gerächt, sie haben deinem Vater einen Schnauzbart stehen lassen, und dieser Schnauzbart ist weiß. Du stehst am Kopf des Sarges und schaust deinen Vater an, der ausgestreckt in der Holzkiste liegt, du hebst deinen Blick und schaust zu den anderen Anwesenden im Totenzimmer und siehst sie ratlos oder unwissend. Sie wissen nicht, wer du bist, dass du sie so musterst, ihre Kleider anschaust und ihre Hände. Du hast den Ausdruck eines Burschen, der mit seinem Körper da ist und mit seiner Seele bei seinem Vater, der tot ist.