Die Goldene Stadt im Untersberg 3

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Kaum hatte er diesen Entschluss gefasst, sah er einen kleinen Trampelpfad, der am Abhang in die Tiefe führte. Mutig ging er darauf zu und folgte dem Pfad bergab. Es dauerte nicht länger als 30 Minuten, bis er das Tal erreicht hatte und noch einmal an die Stelle hochsehen konnte, von der er losgegangen war. Er atmete noch einmal tief durch, bevor er zielstrebig Richtung Stadt marschierte. „So, nun gehe ich in diese Stadt. Koste es, was es wolle!“

Ganz in Gedanken, was ihn wohl in der Stadt erwarten würde, bemerkte er nicht, dass er verfolgt und beobachtet wurde. Ein schmächtiger Mann in dunkler Kutte war dem Professor bereits gefolgt, seit er über die Brücke gegangen war. Der Verfolger hatte Narben im Gesicht und am Hals und einen gebückten Gang. Schleichend folgte er Claras und es schien, als ob er nur auf den richtigen Moment warten würde …

Er befand sich jetzt nur noch knapp 20 Meter hinter dem Professor und schnaufte schwer. Hinter einem Stein versteckt, beobachtete er, wie der Professor an einem Bachbett stehen blieb, und sich auf einen flachen Stein setzte, um sich auszuruhen. Hastig strich der Verfolger mit seinen rauen Händen Dreck und Schweiß von seiner tätowierten Stirn. Der Moment, auf den er gewartet hatte, war endlich gekommen.

Er zückte den rostigen Dolch und schlich sich lautlos an, kroch das letzte Stück hinter einem Busch vorbei. Sein Körper spannte sich an, als er hinter dem Busch hervorsprang und laut schreiend die letzten drei Schritte auf Claras zurannte. Mit erhobenem Dolch stürzte er sich krächzend auf den Professor, der sich vor Schreck zur Seite auf den Boden warf und geistesgegenwärtig einen Ast ergriff, der dort lag. Eine schwache Waffe, aber sie reichte aus, um den Angreifer zu überraschen.

Claras schlug den Ast gegen den Kopf des Angreifers, wo er zerbrach und der Feind ging zu Boden. Schnell schlug der Professor ihm zwei oder drei Fausthiebe ins Gesicht und setzte noch einen gezielten Schlag auf die bereits deformierte Nase. Das saß! Das Nasenbein des Kuttenträgers schob sich zu Seite und Blut schoss über Claras Faust und verteilte sich im Gesicht des Verfolgers. Rasch nahm der Professor dem verdutzten Angreifer den Dolch aus der Hand und drückte ihm diesen fest gegen die Kehle.

„Töte mich. Los töte mich“, lachte der Angreifer wie ein Verrückter los und starrte Claras aus seinen blutüberströmten Augen an.

„Du wolltest mich gerade erstechen, warum? Wer bist du?“, wollte der Professor wissen und war noch etwas außer Atem von der ungewohnten Kampfeinlage.

„Ich bin Azazel. Töte mich. Töte mich“, lachte der Verletzte hysterisch.

Claras konnte den üblen Kerl nicht einschätzen, aber er befand sich in einer fremden Welt und jemand wollte seinen Tod. Da durfte man nicht zimperlich sein. Also nahm er den Dolch von der Kehle des Fremden und stach ihn ihm in seine rechte Wade, damit er nicht mehr angreifen konnte.

Der Fremde ächzte vor Schmerz und lachte dann aber weiter. Währenddessen stand er vorsichtig auf und setzte sich neben den Professor auf den Stein. Dann tastete er vorsichtig an seiner zertrümmerten Nase herum. Der Professor konnte jedoch keine Rücksicht auf seinen Angreifer nehmen und bestürmte ihn mit seinen Fragen.

„Wer bist du? Was bist du? Warum wolltest du mich töten? Weißt du, wo wir sind?“

Der Mann mit der gebrochenen Nase sprach undeutlich, krächzend und stöhnend, aber immerhin antwortete er.

„Wir sind in der Dudael-Wüste vor Simbola. Der Stadt der Seligen. Im Portal des Nichts. Ich sagte schon, mein Name ist Azazel. Ich bin ein Nodens und ich bin der, dem die Sünden auferlegt worden sind. Ich bin der, der nichts passieren lässt.“

Claras sah sich um und konnte ihm nicht ganz folgen.

„Eine Wüste? Was ist mit dieser Stadt? Ist das Agartha? Von welchen Sünden sprichst du? Wen lässt du wohin passieren? Und was zum Teufel ist ein Nodens?“

Azazel starrte auf den Boden und murmelte einige wirre Sätze vor sich hin.

„So leer und so kahl. Warum nur und wann? Gehe den Weg am Rande des Baches entlang und zweige nicht ab nach rechts in Richtung Golgatha.“

„Was faselst du denn da? Kannst du das mal genauer erklären?“, brauste Claras auf.

„Die Zonen hier werden von den himmlischen Wesen regiert. Nur die Priester können die Tore durchschreiten, die an die Wüste der Leere grenzen. Gehst du durch, musst du durch das Wasser der Sphären. Bedenke, dass du ohne Wächter deinen Körper niemals wiederfinden wirst, wenn du aus dieser Dunkelheit zurückkehrst.“

Als Azazel den Satz beendet hatte, starrte er den Professor aus seinen schwarzen Augen plötzlich blutrünstig an, sodass dieser zurückzuckte. Der blutüberströmte Mann lachte wild, als er die Angst des Professors sah. Der Professor wich zwei Schritte zurück, als Azazel aufstand.

„Du Narr“, zischte er ihn an. „Nun geh endlich nach Simbola und erinnere dich an das Blut des Tempels. Wir werden uns wiedersehen.“

„Nun sag mir endlich, warum du mich töten wolltest!“, verlangte der Professor zu wissen.

„Geh den Weg, den ich dir erklärt habe, und weiche nicht davon ab. Denn wenn du abweichst und mir den Orgalez nicht zeigen kannst, werde ich zur Stelle sein und dir das allerdunkelste Reich zeigen, das es gibt. Und den Preis dafür werde ich dann ebenso von dir fordern!“

Azazel warf dem Professor noch einen bedrohlichen Blick zu und verschwand rasch hinter dem Gebüsch, von wo aus er zuvor den Angriff gestartet hatte. Der Professor war sich nicht ganz sicher, was Azazels Drohung zu bedeuten hatte. Er versuchte sich einen Reim auf das Gehörte zu machen, aber eigentlich verstand er nur Bahnhof.

Ein Mann, dem Sünden auferlegt worden sind? Dudael-Wüste? Ein dunkles Reich? Einen Preis fordern ohne den Orgalez? Das Blut des Tempels? Und was war dieses Golgatha?“, grübelte Professor Claras, kam aber zu keinem Ergebnis.

Weil er nicht wusste, was er sonst hätte tun sollen, beschloss er, das surreale Erlebnis zu verdrängen und schlug den von Azazel beschriebenen Weg entlang des Baches ein. Dabei erinnerte er sich an den Preis, den er damals hatte zahlen müssen, als er den schwarzen Stein aus Agartha mitgebracht hatte. Aus der Welt, die sie damals in Mexiko unter den Pyramiden zu Forschungszwecken betreten hatten.

„Ist das hier ähnlich wie damals?“, fragte er sich. „Ist dies eine Warnung, die ich aber damals nicht erhalten habe?“, fragte er sich. Nachdenklich ging er neben dem Bachbett entlang, bis er nach wenigen Minuten die Abzweigung sah, die nach rechts wegführte.

„Ist das die, die Azazel gemeint hat?“, überlegte er und ging probeweise einige Schritte nach rechts. Ein seltsames Gefühl ließ ihn innehalten. Er hatte den Eindruck, dass ihn jemand beobachtete.

„Ich glaube, ich werde paranoid“, schimpfte er mit sich selbst. „Ich fühle mich tatsächlich hier in der menschenleeren Gegend beobachtet. Oder sollte ich meinem Gefühl trauen und es als Warnung ansehen?“

Vorsichtshalber entschied er sich dafür, auf dem Weg am Bach entlang zu bleiben. Er hatte schon mehr als genug Probleme und konnte nicht noch weitere Schwierigkeiten brauchen. Obwohl er nervös war, folgte er dem Bach, genau wie Azazel es ihm aufgetragen hatte.

Nach einer guten halben Stunde Fußmarsch durch Staub und Sand kam er an eine Brücke, die er zügig überquerte. Dann stand er vor einem goldenen Tor. Dem Eingang nach Simbola. Die Stadt der Seligen, wie der Mann sie genannt hatte. Als er langsam darauf zuging und für einen kurzen Moment innehielt, fasste ihn plötzlich eine Hand von hinten an die Schulter. Claras erschrak, drehte sich um und sah ein Lichtwesen.

Als das Wesen den Professor berührte, sah er Bilder, die keiner Antwort mehr bedurften. Er sah, dass er nur in diese Stadt gehen konnte, wenn er die Hürden bewältigen würde, die er eben vor seinem geistigen Auge gesehen hatte.

Claras erinnerte sich an die Aussage von Jürgen über die zu meisternden Hürden, um die Goldene Stadt im Untersberg zu passieren. Die von Jürgen damals beschrieben Hürden dienten ihm als „Zugangsberechtigung“ zur Goldenen Stadt:

1. Hürde – Die Innenschau. Hier wurde ihm gezeigt, dass es damit anfängt, nach innen zu sehen, um zu erkennen, wer man tatsächlich ist und was einen ausmacht.

2. Hürde – Sperre des Weges. Beim Erkennen der eigenen Identität und Aufgabe sowie den dunklen und hellen Seiten der einzelnen Persönlichkeit wird meist die dunkle Seite aufgerufen, um hervorzutreten und aufgelöst werden zu können. Hierbei sperrt man sich meist unbewusst vor der Heilung.

3. Hürde – Der Rückweg ins Bekannte. Bei der Spiegelung der einzelnen Themen aus den ersten beiden Hürden ist die Verlockung zu groß, den Rückweg anzutreten und nicht weiterzugehen in den Kampf der eigenen Schattenseiten.

4. Hürde – Altes loslassen und Liebe annehmen. Um neue Erkenntnisse annehmen zu können, bedarf es der Kunst, Altes loszulassen. Egal ob Wut, Groll, Trauer oder Schmerz in jeglicher Hinsicht.

5. Hürde – Rückschau in die Vergangenheit. Der Rückblick in die Vergangenheit nach dem Erlangen der fünften Stufe erweist sich oftmals als größte Herausforderung. Hier wird alles durchlebt und gefühlt, was ihr anderen und euch selbst angetan habt.

6. Hürde – Der Gipfelsieg. Habt ihr alle fünf Hürden gemeistert, könnt ihr nun all die Schattenseiten transformieren oder auflösen, sodass ihr neues Bewusstsein erlangt, für den Eintritt in die Goldene Stadt (deren Zweck ich in der Erklärung schon angegeben habe und auf den ich noch eingehen werde).

„War das das Geheimnis? War das die Lehre? Die orientalische Lehre der Abisheka, die ich bei den Freimaurern lernte? Waren das die Worte von Azazel?“, dachte er sich in jenem Augenblick. Im Zusammenhang mit seinem freimaurerischen Wissen wusste er, dass es die Schlüssel der Sefiroths waren, die ihm diesen Wesen eben zeigte, als es die Hand auf Claras Schultern legte.

 

„Wer bist du?“, fragte Claras mit demütiger Stimme. Das Wesen hob seine Hand und zeigte auf einen Himmel, der anders war, als ihn Claras kannte. Als Claras nach oben starrten, sah er plötzlich einen Lichtfunken, der immer größer wurde.

Plötzlich knallte es ohrenbetäubend und Claras wusste, was Azazel mit dem „Blut des Tempels“ gemeint hatte. Als das Lichtwesen ihn ansah, wusste er um die Vergangenheit eines tief erschütternden Rituals bei den Freimaurern …

Wut stieg in ihm empor und er krempelte sich das weiße Hemd über die Unterarme. Dann nahm er mit seiner linken Hand das Messer, das links von ihm auf dem Tisch lag, und setzte es an. Er starrte in die Kerzenflamme zu seiner Linken und wusste genau, was er jetzt zu tun hatte.

Seine Hände zitterten aus Angst und Respekt vor dem Unbekannten. Doch voller Wut und Euphorie, dem Zukünftigen nun entgegenzutreten, wurde das Messer immer tiefer in den Arm gedrückt. Blut kam noch keines, aber er fiel auf die Knie. Und er begann zu weinen, vergoss Tränen, die er so lange zurückgehalten hatte.

Dieser Schmerz, dieser Tod, dieses beinharte Schicksal, das ihm zuteilgeworden war. Die jahrelangen Kämpfe gegen genau diese eine Sache. Ohne Ausweg, ohne Licht in der Dunkelheit. Nur eine Chance, zu entkommen: Durch die Selbstgeißelung verbunden mit einem Dämon des Blutrituals, das er eben versuchte durchzuführen.

Jetzt war es soweit. Er wusste, wenn er das Messer jetzt noch ein bis zwei Millimeter tiefer drücken und das Messer nach links schieben würde, würde das Blut über seine Unterarme laufen und das Ritual wäre vollendet.

Zu den rhythmischen Hammerschlägen des Logenmeisters und der Aufseher, die bei diesem Ritual dabei waren, ließ er das Messer über den Arm gleiten, sodass der Lebenssaft aus seinem Unterarm herauspulsierte. Danach ließ er das Messer fallen und zerbrach an der Dunkelheit, die ihn hier genau an diesen Punkt gebracht hatte.

Nachdem er einige Minuten am Boden gekniet hatte, stand er auf und betrachtete die Kerze, die immer noch im dunklen Antlitz des Zentrums der Ritualstätte des Freimaurertempels loderte …

Claras erinnerte sich wieder an seine verdrängte, dunkle Zeit bei den Freimaurern. Die Anbetung des Saturns, der Materie und des Hexagramms. Die Zeit, in der er einem Zweck diente, den nicht einmal er zur Gänze verstand. Er dachte über seine vergangenen Lehren und das Wissen um so manche Dinge nach, die nur einem Adepten zu Teil wurden, der in den höchsten Kreisen der Freimauer eingeweiht wurde.

„Azazel. Ein alter Dämon aus den gnostischen Lehren und aus der Bibel. Ist nun der Zeitpunkt gekommen, an dem ich meinen Preis zahlen muss? Was ist mit diesem Orgalez? Und wer sind die Nodens?“

Als er vor den Toren Simbolas vor diesem Wesen stand, erkannte er auch den Zusammenhang mit Azazel. Es bedurfte keiner Worte. Claras sah und spürte es. Er sah die Wüste, in der er sich eben noch befunden hatte. Er sah auch Azazel wieder vor seinem inneren Auge.

Das Wesen von vorhin war verschwunden. Stattdessen sah er den dämonischen Anblick des keuchenden Gesichtes von diesem Azazel. Claras wollte fliehen. Panik stieg in ihm hoch und er fing an zu hyperventilieren.

Aber plötzlich fand er sich erneut in einer Umgebung wieder, die er nicht kannte. Er sah Giganten und den gesamten Besitz der Menschen. Diese Giganten verschlangen alle Besitztümer, fraßen sie regelrecht auf. Nach geraumer Zeit waren diese Besitztümer allesamt verschwunden und diese Giganten fraßen plötzlich die Menschen.

Ein Engel am Himmel, der in ein feuerrotes Gewand aus Feuer gekleidet und in Blut getränkt war, stieg auf den Erdboden herab zu den Giganten. Dieser Engel bändigte ihre Kraft und verwies sie der Erde. Er schickte sie hinab in ein Tal in der Wüste Dudael, wo er vorhin schon gewesen war. Verdammt in alle Ewigkeit, bis zum Tag des Jüngsten Gerichts sollten die Giganten und Azazel dort verweilen.

Als Claras, dieses Horrorschauspiel verfolgte, musste er erkennen, dass dieses eben Erlebte eine ferne Illusion einer abstrakten Realität gewesen sein musste. Er stand immer noch vor dieser Brücke und sah in die Wüste der Leere. Es war jedoch nichts mehr zu erkennen. War es ein Trugbild? War es nur in seinem Kopf?

Claras wussten in diesem Moment nicht, was er tun sollte. Gefangen in einer Welt, die er nicht kannte, verweilte er vor der Brücke zur verschlossenen Stadt Simbola, der Stadt der Seligen, die ganz real vor ihm lag. Doch er konnte nicht hinein, denn das Wesen war verschwunden und er hatte das Gefühl den Verstand zu verlieren und dem Tod nahe zu sein.

Dennoch raffte sich Claras raffte auf und ging in Richtung der Tore von Simbola. Er wusste, dass er nur dort hineinkäme, wenn er alle Schlüssel der Sefiroth bei sich hätte und alle aktiviert wären. Das gesamte Wissen, das die Heilung der Menschen und des Universums mit allen Daseinsformen, Methoden und Systemen umfasste.

Er wusste, dass er nun hier gefangen war, nicht nur in der Leere des Nichts, sondern auch in der seelischen Leere, die er empfand. Hier in der Wüste Dudael vor den Toren Simbolas, der Stadt der Seligen bei Golgatha. War dies nun sein Schicksal?

„Warum wollte Antonio bloß, dass ich hier herkomme? Der Graf sagte doch, wir kämen genau dort hin, wohin uns unsere Seele leitet?“

Je länger Claras über seine vergangenen Taten sowie die Freimaurer, das Blutritual und das dunkle Agartha nachdachte, desto schwindliger wurde ihm. Krampfhaft versuchte er, eine Verbindung dieser alten Ereignisse mit den aktuellen Erlebnissen zu finden. Schließlich wurde ihm schwarz vor Augen und er fiel zu Boden, wo er mit dem Kopf gegen einen Stein knallte.


Abbildung 1: Azazel und die Wüste der Leere. Es hat einen Grund, weshalb der Teufel in allen Kulturen auch als „der Gehörnte“ abgebildet wird und als „Herr der zwei Hörner“ bekannt ist. So spielt der Ziegenbock in okkulten Ritualen, in satanischen Sekten und auch in der Freimaurerei eine große Rolle. Und selbst in der Bibel wird ein Ziegenbock sinnbildlich mit dem Bösen bzw. den Sünden beladen, um damit in der Wüste umzukommen.

5. Das Projekt der Elite

„Die Zerstörung und die Wiederherstellung des Universums. Im Hinduismus dargestellt und verehrt durch den Tanz einer vierarmigen Gestalt inmitten eines Flammenkreises.“

Herr Kull, ein General der amerikanischen Spezialeinheit NTS und Leiter des Cern Projektes 8CV, starrte in Gedanken versunken auf die Bronzefigur, die auf seinem Tisch stand. Ihm gegenüber saß ein Sprecher des Club of Rome.

„Nun, Herr Kull, ich sagte es Ihnen schon vor vier Wochen. Wir können das Abkommen zwischen den beiden Ländern nicht ohne ...“

Kull schmetterte seine Faust auf den Schreibtisch und beugte sich nach vorn, dann schrie er wütend auf.

„Es ist mir egal, was Sie nicht können. Das Abkommen ist als wasserdicht anzusehen. Ein Scheitern der Verhandlungen zwischen den Deutschen und den Franzosen können wir nicht tolerieren. Sie wissen, was zu tun ist. Die NTS will Ergebnisse.“

Dem Herrn liefen Schweißperlen über seine Stirn und er nickte eingeschüchtert.

„Und nun verschwinden Sie. Ich will Ihren Bericht zur Verhandlungsführung betreffend der Wissenschaftsfusion mit beiden Ländern! Es ist unsere Aufgabe; unsere Bestimmung sowie unser Verderben zugleich wenn wir diese Fusion nicht zustande bringen!“

Der Mann verließ gehorsam schnellstens Kulls Büro.

Die Reaktorspulen standen still und durch die Scheibe konnte man sehen, dass die metallischen Kreismagnete zum Stillstand kamen. Der Leiter des Traktes drückte den Knopf neben der größeren Tastatur „Stop Circle“. Der Reaktor war nun gänzlich verstummt.

Plötzlich ging die Türe zum verschlossenen Kommandoraum auf. Zwei Männer betraten den Raum und packten den Leiter an den Armen. Nachdem sich dieser zu wehren versuchte, schlug ihm einer der Eindringlinge mit einem Knüppel auf die Schläfe, sodass er in Ohnmacht fiel.

„Lasst ihn verschwinden“, befahl der Mann im Anzug. Er ging an das Pult des Reaktorleiters und holte ein Notizbuch hervor. Nachdem er einige Codes aus dem Notizbuch abgelesen hatte, tippte er diese in die Tastatur. Ein rotes Licht erschien und das Dröhnen von Sirenen war plötzlich zu hören – Alarm. Rasch verschloss er die Tür und angelte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche. Die Sicherheitskräfte stürmten in den ALICE-Trakt, als sie die Sirenen hörten.

In der oberen Etage des Komplexes saß Kull auf seinem teuren Ledersessel und blätterte einige Dokumente durch. Plötzlich ging die Türe zu seinem Büro auf.

„Herr Kull, wir haben ein Sicherheitsleck im ALICE-Trakt.“

Kull stand auf, legte sein Sakko ab und verbeugte sich vor dem Abbild des Illuminatenordens. Dann warf er noch einen Blick zu seiner SHIVA-Statue hinüber, die auf seinem Schreibtisch stand. Danach nahm er seine Waffe aus der Schublade und zielte damit auf den Leiter der Security.

„He, was soll denn das, verdammt ...“, entfuhr es diesem ungläubig, als er in den Lauf der Waffe blickte.

„Für eine neue Welt und für unsere Kinder. Es hat begonnen.“

Kull sah zur Seite und schloss seine Augen. Sein Zeigefinger spannte den Abzug und es knallte. Die Kugel durchbohrte die Brust des Securityleiters, bevor er seinen Satz beenden konnte, und er fiel zu Boden wie ein Sandsack. Sein Blut lief über den Marmorboden und Kull starrte zur Decke.

„Gott möge uns gnädig sein“, murmelte er. Dann verließ er zügig sein Büro.

Die Sicherheitsleute standen mittlerweile vor dem Raum, in den der unbekannte Mann eingedrungen war, und versuchten vergebens mit der Eingabe verschiedener Codes sowie einigen Schlüsseln die Tür zu öffnen. Der Mann saß drinnen auf dem Stuhl und tippte wie wild in die Tastatur. Aus dem Reaktorraum funkelten Lichter und der Reaktor brummte wie eine Zeitmaschine.

Schnellen Schrittes ging Kull den Gang entlang, während die Sirenen schrillten und die roten Alarmlichter überall blinkten. Die Sicherheitsleute, die an ihm vorbeigingen, während er in Richtung des ALICE-TRAKTES unterwegs war, beachteten ihn nicht weiter.

Sie wussten, dass er der Projektleiter des CERN-Testprojektes FuSSOL8 war. Ein Testprojekt, das seit einigen Monaten unter der Obhut Londons offiziell als Vorstufe von Lichtpartikeltests lief, jedoch in Wahrheit Schwarze Löcher analysierte und sogar erschuf.

Kull folgte dem Gang immer geradeaus und blieb dann vor einer Tür zu seiner Rechten stehen. Dort bückte er sich und blickte mit den Augen in einen Irisscanner. Er wurde akzeptiert und die Tür öffnete sich und gewährte ihm Einlass in einer der vielen Rechnerzentralen. Diese hier war das Herzstück des Rechners, der den Reaktor nach Kulls Pfeife tanzen ließ, wann immer er es wollte.

Er ging zu einem der größeren Metallgehäuse und öffnete mit zwei Handrücken einen der Prozessoren. Dann steckte er einen Neuen, den er erhalten hatte, hinein. Der Unbekannte saß immer noch auf dem Stuhl in dieser Kommandoeinheit und die Sicherheitskräfte standen immer noch vor verschlossen Türen.

„Was wollen Sie?“, fragte einer der leitenden Angestellten, der mittlerweile ebenfalls dem Schauspiel beiwohnte. Der unbekannte Eindringling sah ihn durch das Glas hindurch an und lächelte.

„Die Büchse der Pandora, mein lieber Freund.“

Dann stand er auf und öffnete gewaltsam einen der Transformatoren in diesem Raum, während er zur Scheibe sah.

„Der Large Hadron Collider wird die neue Ära bringen“, erklärte er dem leitenden Physiker auf der anderen Seite.

Der leitende Angestellte wusste in diesem Moment, dass es sich um eine lebensbedrohliche Situation handelte, und versuchte den Mann von seinem Vorhaben abzubringen.

„Wenn Sie dieses Sicherheitsmodul lösen, werden sämtliche Arbeiten aus den letzten Jahren umsonst gewesen sein. Das wird alles vernichten. Ich bitte Sie, tun Sie das nicht.“

Während er sprach, spürte er, wie jemand hinter ihn trat und ihn an den Armen packte. Dann stieß ihm dieser Mann eine Waffe in den Rücken und sagte:

 

„Nicht nur die Arbeit wird umsonst gewesen sein, Professor. Alles vergeht am Tag des Armageddons. Alles ist vergänglich.“

Der Physiker dreht den Kopf zur Seite und erkannte Kull. Die anderen Sicherheitsleute wichen zur Seite, als er dieser die Hand hob.

„Herr Kull, was haben Sie ...“, begann er, bevor ihn ein weiterer Stoß mit der Waffe zum Schweigen brachte.

Kull ging zur Türe des abgesperrten Raumes und sah durch die Scheibe hindurch, dann verschränkte er die Arme und sprach erhobenen Hauptes:

„Das Lösen der Sicherung wird den Speicherring des LHC in zwei Schritten unter Betriebstemperatur bringen. Die Reaktorkerne laufen jedoch weiter. Nachdem die Untertemperatur erreicht worden ist, wird der flüssige Stickstoff mittels Helium ebenfalls heruntergekühlt ...“

„Was eine kinetische Kollisionen zur Folge haben wird, Sie Verrückter. Es werden noch nicht erprobte Teilchen in Umlauf gebracht. Teilchen, die wir nicht kontrollieren können! Jahrelange Forschung umsonst.“

„Diese Teilchen wurden beim CMS-Experiment im Jahre 2012 schon erprobt und im Zusammenhang mit dem Decknamen MoEDAL Projekt bereits für stabil erklärt, mein lieber Herr. Das geheime Projekt 8CV ist zur Gänze funktionsbereit. Es kann nur gestartet werden, wenn ...“

„… die Teilchen mit Antimaterie kollidieren ...“

„Antimaterie sagen Sie? Sie wissen gar nichts. Die Kollision wird das Tor öffnen! Das Tor zur Unendlichkeit, an der wir schon seit langer Zeit unter dem Decknamen 8CV forschen. Die Reise in eine neue Ära! In den höchsten Teilbereich der Sphären über der Erde, ins Feuer aber auch ins Licht! In das Empyreum.“

Kull klopfte gegen die Scheibe und nickte mit dem Kopf. Der unbekannte Mann im Kommandoraum öffnete die Tür und blickte nochmals durch die Scheibe in Richtung des LHCs. Grüne Lichter erhellten den Raum und das Tönen der Alarmsirenen war verstummt. Die Augen des Physikers wurden immer größer als auf die Knie sank.

„Was haben Sie getan? Was haben Sie nur getan? Und zu welchem Preis?“

„Nur noch zwei Stunden. Dann ist die Reaktorspule auf genau dem Level, das wir benötigen. Dann beginnt es. 8CV ist dann aktiviert. Es wird standhalten. Zum Wohle aller sowie dem Schöpfer und Baumeister der Welten. Wir sehen uns in einer vielleicht besseren Welt, mein Freund. Aber in dieser Welt haben wir unsere Aufgabe erfüllt.“

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