Helen und die Häute der Frauen - Erster Teil: SOKO Haut

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Versicherungsschein für den Wagen, mit dem Einschluss einer Versicherung für mehrere Fahrer.

Tagebuch der Mandy.

Kopie von Briefen von Mandy an Dr. von Eynim.

Ein dicker DIN-A3-Umschlag mit Kopien von Briefen einer Manuela an Dr. v. Eynim, 350 DIN-A-4 Bögen, zum Teil doppelseitig handschriftlich beschrieben.

Aha, überlegte Helen, was hat uns das zu sagen?

Wieder eine Bemerkung von Borhagen: „Bitte lesen, wenn es auch schwerfällt. Die ganze Pornographie ist nicht leicht zu ertragen.“

Hier hatte Borhagen Recht. Die eigenen pornographischen Fantasien waren leichter zu ertragen. Man brauchte sie sogar.

Spurensicherung Vesprem betr. eines Container-LKW mit DNA-Analysen, 27.07.10:

Kopie von Fotos der Container LKWs vom Typ Ural, Fotos der

Inneneinrichtung.

DNA-Analysen aus den Containern, insbesondere der Matratzen, Bar, Personalumkleide, der Tanzstange (Polstange) und der diversen Foltergeräte, bzw. BDSM- Geräte.

Spurensicherung Szeged, 11.08.10:

Schneiderwerkstatt - Fotos mit Detailaufnahmen der gefundenen Schneiderpuppen. Ausnahmslos Frauentorsi, teilweise mit Piercingringen durch die Brustwarzen und Klitoris, Tattoos.

Diese Fotos sah sie sich genauer an und stellte fest, dass sie sich das Video mit Samy, das ihr Annegret vor Wochen gegeben hatte, nochmals genauer vornehmen musste. Auch Samys Brustwarzen wurden in diesem Video mit ähnlichen großen, verchromten Ringen gepierct. Hierbei wurden die Ringe tief, horizontal durch den Warzenhof geführt, nicht durch die Nippel.

Ob Mandys Leiche noch gehäutet werden sollte, fragte sich Helen, in Szeged vielleicht?

Helen überlegte weiter. Normalerweise wurde nur der Nippel gepierct. Es sah aus, als ob diese Ringe nicht nur als Schmuck dienen sollten. Eine besondere Form des Piercings, das sie bisher noch nicht gesehen hatte. Nur im Video mit Samy. Device piercing, für BDSM-Manipulationen, das könnte es sein. Sie würde Annegret dazu befragen, vielleicht wusste sie ja mehr über diese Art des Piercings. Annegret wollte sich heute ohnehin bei ihr noch melden.

Es ging ja auch noch um den Saunaabend nach dem Training. Sie würde heute keine Zeit dafür haben, leider. Sie las weiter.

Zeugenaussagen Szeged:

Befragung der Arbeiterinnen der Schneiderwerkstatt-11.08.10

Pathologiebericht Szeged mit diversen DNA-Analysen

Bericht Schneiderwerkstatt Szeged - 18.08.10

Bericht Obduktion Unfall (16.07.10) bei Szeged - 27.07.10

Pathologiebericht Semmelweiss Univ. 02.09.10

Zweitbericht zum Vorgang Schneiderwerkstatt Szeged

Zweitbericht zur Obduktion des Unfalls bei Szeged aus dem

gerichtsmedizinischen Institutes der Semmelweiss Universität Budapest

vom 09.08.10

Kopie von Fotos der Leiche der Mandy aus dem Unfallwagen, DNA-Analysen der Leiche und des Verpackungsmaterials.

Die trockenen Berichte waren total ermüdend. Sie brauchte erneut einen Becher Kaffee. Aber dann wurde sie aufnahmefähiger.

Es gab eine Zusammenfassung der DNA-Funde. Eine Würdigung der DNA-Analysen kam zu dem Ergebnis:

Die DNA der Leiche im Fanggitter war identisch mit einer der Häute in Szeged. Und zwar der, mit dem besonderen Schlangen-Tattoo an den Brüsten und mit diversen DNA-Spuren im Wald von Vesprem.

Das heißt, die Haut der Frau im Schleusengitter landete in der Schneiderwerkstatt in Szeged und die Frau war vorher im Wald von Vesprem ermordet worden, war BHs Kommentar auf einem Post-it.

DNA-Spuren der Leiche von Mandy fanden sich auch im Bordell-Container von Vesprem und an ihrem Schweizer Ausweis.

Was war das jetzt wieder? Hatte sie etwas überlesen? Sie musste zurückblättern.

Im Rachenabstrich sowie im Vagina- und Rektum-Abstrich fanden sich diverse Spuren männlicher DNA. 21verschiedene konnten nachgewiesen werden. Darunter auch zwei DNA-Spuren, die sich sowohl an ihrem Ausweis, der Cohiba in Szeged und der Cohiba im Bordell-Container in Vesprem und an einer der beiden Cohibas am Tatort im Wald bei Vesprem fanden!

Jetzt wurde Helen wieder wach. Das bedeutete, Mandy hatte vor ihrem Tod spannenden Verkehr mit diversen Männern gehabt, darunter auch mit zwei Männern, die auch schon in Szeged und Vesprem und beim Mord im Wald dabei gewesen waren. Eine dieser Spuren war auch an dem Ausweis von Dr. Maric Hödeny zu finden und an Mandys Schweizer Ausweis, der in einer Plastikhülle steckte. Neben diesen DNA-Spuren, die sowohl im oralen, vaginalen und analen Abstrich nachzuweisen waren, gab es auch noch zwei verschiedene DNA-Spuren von zwei Männern sowie verschiedene Fingerabdrücke, die nicht mit den bei Mandy gefundenen identisch waren. Einer dieser Fingerabdrücke und eine DNA-Spur fanden sich auch im Bordell-Container von Vesprem und an einem Zigarrenrest der Marke Cohiba in der Schneiderwerkstatt in Szeged (Aschenbecher) und einem Zigarrenrest der Marke Cohiba im Aschenbecher des Bordell-Containers.

Das hieß, resümierte Helen, dass ein männlicher Cohiba-Raucher vor Jahren in der Schneiderwerkstatt gewesen war, wo die „Puppen“ aufgereiht waren. Diese Person musste mit Mandy sehr vertraut gewesen sein. Seine DNA-Spuren fanden sich in all ihren Körperöffnungen und auf ihrem Schweizer Ausweis.

Eben diese gleiche DNA fand sich auch im vaginalen Fund, der der gehäuteten Frau zugeordnet wurde, und an der Cohiba, die am Tatort gefunden worden war.

Andere DNA-Spuren an der zweiten Cohiba des Tatortes fanden sich auch im Bordell-Container in Vesprem, in der Schneiderwerkstatt in Szeged, auf dem Ausweis von Mandy und in den Spermaspuren in Mandys Körper.

Das bedeutete, dass ein weiterer Mann über Jahre intime Beziehung zu beiden ermordeten Frauen gehabt hatte und auch bei der Tat im Wald von Vesprem dabei gewesen war.

DNA-Spuren der Leiche von Maric fanden sich auf dem Ausweis in seiner Tasche. Diese DNA-Spuren waren jedoch nicht identisch mit Spuren in der Schneiderwerkstatt und im Bordell-Container in Vesprem.

Helen las das nochmals, um nicht den Überblick zu verlieren. Das schien wichtig. Auch hier hatte ihr Chef einen Kleber mit der Bemerkung hinterlassen: „Achtung, man ermüdet und verliert den Überblick“.

Ach nee, dachte Helen, wie charmant der Hinweis, aber auch wie treffsicher. Ganz schön verwirrend, dieses DNA-Puzzle, dachte Helen. Hoffentlich gab es keine Schreibfehler. Zigarren und Zigaretten sind ja etwas Verschiedenes. Wenn der Schreiber oder Übersetzer jetzt auch noch Nichtraucher war, konnten auch noch Verwechslungen ins Spiel kommen. Aber die Ungarn hatten alle Befunde mit Nummern versehen. Auch beim Abschreiben von Nummern passierten Fehler. Wenn alles stimmte, was sie jetzt zusammenfasste, war einer der Cohiba-Raucher am Tatort im Wald von Vesprem 2008 schwer verletzt worden. Er war sehr intim mit Mandy gewesen, noch kurz vor ihrem Tod, denn sein Sperma fand sich überall in ihrem Körper und auf ihrem Ausweis. Sie informierte sich im Internet, was eine Cohiba-Zigarre war und wie sie aussah, dass man sie als solche identifizieren konnte. Kubanische Zigarre, eine sogenannte Havanna. Sehr teuer. Bauchbinde mit schwarzem Maja-Indio-Kopf auf weißem Grund. Gelb-schwarzes Band. Anfangen konnte sie mit dieser Information zunächst nichts.

Dann überflog sie die anderen Berichte.

Es war tatsächlich alles zunächst sehr verwirrend. Helen begann, sich einen Plan aller bekannten Details und Zusammenhänge zu machen.

Sie fragte sich, ob Borhagen alle diese Berichte wohl auch genau gelesen hatte oder nur quer, was er sehr gut konnte.

Zum Fahrer des Wagens, einem Dr. Maric Hödeny, stand nichts weiter darin. Helen schaute sich die Unfallbilder erneut an, auch die Fotos der ermordeten und ausgeweideten Frauen und der Schneiderpuppen, und verfiel ins Grübeln. Ihr fiel etwas auf, aber das war wie ein Nebel, den sie noch nicht durchdringen konnte. Das bereitete ihr regelrecht Kopfschmerzen. Echte Kopfschmerzen. Sie ging an ihren Schrank und nahm sich eine Tablette IBU 600.

Dann sortierte sie die Akten weiter.

Alle Papiere waren auf den ersten Blick vollständig. Das hieß, alles was auf der Inventarliste stand, lag auch bei. Helen konnte natürlich nicht erkennen, ob ein wesentliches Detail fehlte und noch in der Asservatenkammer der Ungarn ruhte.

Das DNA-Verwirrspiel musste sie nochmal in Ruhe ordnen. Welche DNA jetzt hier

oder da auftauchte, und zu wem sie gehörte. Und dann die DNA an den diversen Cohibas. Sie musste es verstehen, um weiter zu kommen.

Annegret

Ehe sich Helen die Briefe und Tagebücher der Frauen genauer vornahm, ging sie ein weiteres Mal zum Automaten und holte sich einen neuen Becher voll schwarzem Kaffee als Ersatz für den inzwischen ganz kalt gewordenen. Auf Zucker und Milch verzichtete sie wie immer. Er schmeckte diesmal tatsächlich etwas anders. Nicht schlechter, nur etwas intensiver. Das war ihr bei dem ersten Becher schon aufgefallen. Man hatte wohl den Kaffeeanbieter gewechselt oder die Einstellung. Sie hoffte nur, dass keine Rückstände der Reinigung dabei waren.

Sie überflog kurz die Tagebücher und Briefe. Wie BH schon sagte, es war sehr pornographisch. Die waren sexuell ganz schön aktiv, diese beiden ermordeten Frauen, dachte Helen, während sie den heißen Kaffee schlürfte. Die hatten auch nichts ausgelassen. Eher schon deutlich promiskuitiv. Man musste sie wohl als Nutten bezeichnen. Allerdings hatten sie gar kein schönes Ende gefunden.

In diesem Moment machte ihr iPhone einen Bling.

Das Bild ging auf, und ihre Freundin Annegret meldete sich.

 

„Hi Helen, unser Hockeytraining fällt heute aus. Martin muss die Mädchenmannschaft fürs Turnier heute zusätzlich trainieren. Ich habe dein Einverständnis vorausgesetzt und mit dem Hausmeister einen Sondertermin für den Mittwoch ausgehandelt. Normalerweise ist an diesem Tag die Sauna geschlossen. Ich habe das ganze Programm auf Mittwoch verlegt. Die Burschen sind informiert und haben Zeit. Sind wieder von der besonders stabilen Sorte, wie damals und schon ganz heiß auf dich.“

Annegret spielte auf die Ereignisse vor drei Wochen an, als sie Helen mit zwei Typen der Hockey-Seniorenmannschaft vertraut gemacht hatte, na ja, eher verkuppelt. „Ok“, sagte Helen, „ich bin im Moment ziemlich unter Druck. Habe heute, so völlig außer der Reihe, einen sehr komplexen Fall auf den Tisch bekommen, buchstäblich. Der Freitag muss daher wahrscheinlich auch ausfallen. Ich komme mit der Arbeit nicht rum.“

„Verstehe“, sagte Annegret, „aber der Mittwoch steht, ja?“

„Ja“, sagte Helen und dachte, so ein Scheiß. Ihr stockte fast der Atem. Mittwoch, open end, hatte BH gefordert. So ein Schrott, und jetzt hatte Annegret ihretwegen den Saunatermin auf Mittwoch verlegt. Das ging ja gar nicht. Sie wollte sich doch nicht den Spaß verderben lassen. Das musste anders gelöst werden, aber ganz sicher. Das musste sie BH beibringen.

„Das klang eben aber nicht sehr überzeugend. Deine Begeisterung hört sich an wie ein durchgekauter, alter Kaugummi. Hast du da noch ein Problem im Hintergrund?“

„Nein, nein, alles ok“, beeilte sich Helen zu versichern.

„Also, wie damals 19 Uhr. Mach dich fit, bereite dich gut vor und mach am Mittwoch kein saures Gesicht. Ich sehe durchs Telefon, wie übelgelaunt du bist. Deine Stimme verrät mir alles. Wenn du ein Problem hast, solltest du mir das sagen. Kann ich alles verstehen. Aber danach geht es dir garantiert besser. Besonders dann, wenn du anschließend einen Kühl-Akku im Schritt brauchst oder einen tiefgekühlten Analdehner.“

Helen lachte los. „Will ich doch hoffen.“

„Also, bis Mittwochabend.“ Helen hörte Annegret förmlich grinsen.

Helen hing an ihrem Kaffeebecher und dachte: Annegret merkt doch alles. Aber sie würde das schon hinkriegen mit BH und seiner Terminvorstellung. Es ging um lauter alte Tote. Da zählte nicht jede Stunde.

Dann dachte sie an damals. Was hieß damals, das war gerade einmal vor drei Wochen gewesen. Damals hatte Annegret angekündigt:

„Heute ist die Sauna gemischt. Da kannst du zwei der Typen, die ich für unseren heißen Abend aufgetan habe, unauffällig in Augenschein nehmen, ohne dass sie sofort wissen, dass sie auf dich angesetzt sind. Sind von der zweiten Herrenhockeymannschaft, Senioren. Jenseits der 30. Erfahren und abgeklärt! Und sensationell geil. Ich denke, die werden dir gefallen. Wichtiger ist aber, dass sie funktionieren. Aber was rede ich. Wenn die dich sehen, kriegen sie sowieso eine Dauererektion. Das kennen wir doch.“

Helen hatte damals registriert, wie sich ihr Puls beschleunigte und das Blut in ihren Unterleib einschoss. Sie wurde feucht bei der Vorstellung, dass Annegrets Projekt, das sie für Helen geschneidert hatte, demnächst tatsächlich umgesetzt werden würde. Dass sie auf erregte Männlichkeiten stoßen würde, und es dann kein Zurück mehr gäbe. Helen hatte ihr vor einigen Wochen bei einer Afterworkparty schon etwas angeschickert gestanden, dass sie dringenden Bedarf habe. Dass sie mal wieder auf richtige Männer stoßen müssten, wie sie es früher gehandhabt hatten. Kein braver Blümchensex, sondern schön hart. Annegret hatte gelacht und ihr versichert, dass sie Abhilfe schaffen könne. Meinte aber, dass sie doch immer wieder auf Raul treffe. „Läuft das nicht mehr?“

„Doch schon, Annegret, aber ich brauche mehr, deutlich mehr.“

Annegret verstand und erzählte, wie es bei ihr so lief.

Schon seit geraumer Zeit ging sie mit ihrem jetzigen Lover auf Swinger-Partys, wo man sich während des Abends aus den Augen verlor, sich jedoch hin und wieder beim Gruppensex eher so zufällig wiedertraf.

Annegret hatte vorgeschlagen, ein paar potente Kerle, mit denen sie selber schon positive Erfahrungen gesammelt hatte, einzuladen. Kerle, sagte sie, die kein Problem damit hatten, ihr kurz und bündig zu zeigen, welche Qualität ihr Hammer hatte. Das sei sicher für den Anfang besser, als es gleich bei einem Swinger-Treffen das erste Mal zu probieren.

Was meinte sie wohl mit „beim ersten Mal“?

Annegret wurde deutlicher und erklärte Helen, dass man in den Swinger-Clubs, in denen sie verkehre, eben häufig mit mehreren Männern gleichzeitig Sex hatte, und es nahezu unmöglich sei, die Kontrolle über alle eigenen Öffnungen zu behalten. Eigentlich, sagte Annegret, müsse man sich als Frau in diesem Spiel allem bewusst öffnen, da man doch jederzeit geöffnet werden würde. Das war Voraussetzung für den Lustgewinn beim Gangbang im Swinger-Club. Ohne etwas zuzulassen, würde man auch keinen Dauerorgasmus erleben. Außerdem, mit etwas Alkohol und den anregenden Bildern der Burschen mit ihren strammen Latten, würde sie schon von alleine so aufgegeilt sein, dass sie ohnehin nur noch „das Eine“ wünschen und sich völlig öffnen würde.

„Das läuft im Swinger-Club etwas anders, als du es von unseren früheren Treffen kennst. Früher kanntest du alle Männer, mit denen du am Abend zu zweit oder zu dritt im Clinch warst. In diesen Clubs triffst du fast nur auf unbekannte Männer, die sich meist schnell hintereinander an dir ablösen. Während du gerade auf einem abreitest, ist der nächste schon von hinten in dir drin. Wenn sie dich erst einmal auf der Matratze haben, geht es rund. Da bist du dann richtig beschäftigt. Und ehe du dich versiehst hat dann auch einer deinen Mund gefunden. Man muss den Sandwich lieben, oder zu Hause bleiben.“

„Ich gebe dir vorher noch etwas Lektüre. Das macht dich warm. Henry Millers Opus Pistorum. Da kannst du drastisch nachlesen, wie das mit dem Sex mit mehreren Männern gleichzeitig geht.“

„Du hast wohl vergessen, Annegret, dass wir das alles schon im Studium hatten.“

„Habe ich nicht. Wollte nur nochmal darauf hinweisen, dass es immerhin mehrere Möglichkeiten gibt.“

Helen kannte zwar einiges von Henry Miller, aber dieses Buch war ihr unbekannt. Helen brauchte nach dieser Lektüre nicht lange, um Annegrets Erklärung zu verstehen, und stellte fest, dass sie diese Vorstellung richtig aufgeregt und geradezu geil machte.

Annegret und Helen spielten schon seit der Uni zusammen Hockey. Beruflich waren ihre Wege nach dem gemeinsamen Psychologiestudium auseinandergegangen. Helen hatte ihr Psychologiestudium schnell absolviert und es als eine der Jüngsten wissenschaftlich vertieft. Ihre schnelle und hochgelobte Promotion schloss sich folgerichtig an. Sie fand einen Doktorvater, der sie zum Themenkreis Lust und sexuelle Gewalt führte und ihr jede Gelegenheit gab, im Institut für biologische Psychologie experimentelle Untersuchungen zum Wirkungsmechanismus sogenannter Date-Rape-Drogen zu machen.

Annegret, die zur Fotokünstlerin mutiert war, meinte etwas ironisch, dass nicht nur ihr Doktorvater mit ihr guten Geschmack bewiesen habe, auch ihr Förderer bei der Polizei habe mit ihr einen guten Griff getan.

„Oder hast du ihn zu deiner Zufriedenheit getestet?“

Annegret war zuweilen sehr direkt. Sie wollte aber mit ihrer Frage keineswegs unterstellen, dass Helens Attraktivität wie ein Perpetuum mobile wirkte. Als Helen protestierte, entschuldigte sich Annegret. Sie wollte sie keineswegs auf ihre drei Löcher reduzieren. Sie wollte aber unbedingt wissen, ob alle diese Herren ihre schöne Anatomie schon ausgiebig hatten genießen dürfen. Annegret verstand nach dieser provozierten Diskussion, dass Helen ihr Liebesleben streng vom Beruf trennen konnte und dies auch tat.

Auch Annegret hatte das Thema Sex, Lust und Gewalt auf eine ganz andere Art bearbeitet. Sie war mit ihren Fotoarbeiten sehr erfolgreich und lebte mit wechselnden Partnern zusammen. Helen hatte sich erst kürzlich aus einer langweiligen längeren Beziehung befreit und brauchte jetzt dringend Beschäftigung der besonderen Art. Da sie schon seit der Uni miteinander Hockey spielten, hatten sie sich auch meistens über ihr Sex-Leben ausgetauscht. Manche ihrer Beziehungen hatten sie auch gegenseitig ausgetauscht. Lediglich das Thema Gruppensex mit Unbekannten war für Helen bisher keine Option gewesen, auch wenn sie im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Arbeiten viele Berührungspunkte mit diesem Thema hatte und wusste, dass Annegret auf diesem Sektor Erfahrungen sammelte.

Im Zusammenhang mit Annegrets Einladung zu diesen Treffen war Helen schließlich bereit, ihrem Lockruf zu folgen. Ihre ersten Erfahrungen waren derart positiv, dass sie bereit war, es immer wieder zu probieren. Entscheidend dabei war, dass Annegret eine größtmögliche Sicherheit bieten konnte, da sie die beteiligten Männer kannte und sich für sie quasi verbürgen konnte. So gab es außer ein paar Schrammen und blauen Flecken nur positive Erlebnisse, die Lust auf Wiederholung bewirkten. Später waren beide lange Zeit so sehr in ihrem beruflichen und privaten Beziehungsgeflecht verwoben, dass sie sich für kaum mehr als den gemeinsamen Sport interessierten. Erst seit einiger Zeit gab es einen Wandel. Beide fanden wieder mehr Zeit, um ihre alten Gewohnheiten wieder aufzunehmen.

Annegret, die nie aufgehört hatte, ihren promiskuitiven Lebensstil zu exerzieren, bot Helen problemlos den Wiedereinstieg an. In der Zwischenzeit hatte Helen schon von sich aus begonnen, nach möglichen Varianten zu suchen, die ihr einen besonderen Kick versprachen. Während Annegret den Saunagangbang propagierte und Helen mit ihren Lieblingspornos versorgte, hatte Helen schließlich eine vielversprechende Adresse gefunden. Sie hatte sich im Internet über Möglichkeiten informiert, um mit willigen Männern in Kontakt zu treten. Sie hatte eine Facebook-Adresse aufgebaut und sich ein anonymisiertes Profil gegeben. Sie war jedoch zu erfahren, um sich dem Risiko eines Dates mit Unbekannten, die sie über das Internet und ihre Facebook-Recherche fand, auszusetzen. Sie hatte sich auf Hinweise auf die Seiten privater Clubs konzentriert, die Frauen Sex in allen Spielarten anboten und dabei Sicherheit und völlige Verschwiegenheit garantierten, sowie Übernachtung und Wellnessatmosphäre anboten. Einige dieser als Ferienanlage aufgebauten Clubs warben mit hartem BDSM-Sex. Helen merkte, wie sich beim Lesen der Angebote Lust und Begierde entwickelten, und sich ihre Gedanken immer stärker auf den bizarren Sex mit Unbekannten innerhalb eines solchen Clubs fixierten, bis sie sich entschloss, eine derartige Möglichkeit auszutesten. Die Bilder, die sie sah, nahmen in ihr Platz. Sie konnte sie nicht mehr völlig abschütteln. Plötzlich war das Bizarre nicht mehr fremd. Die Grenzen ihrer sexuellen Phantasie wurden schrittweise ausgedehnt. Sie stellte sich vor, wehrlos gemacht dem harten Sex Unbekannter ausgeliefert zu sein. In der Phantasie schien das zunächst nahezu unproblematisch, aber würde sie der Realität standhalten? Lustgewinn war dabei die Parole, durchaus auch mit etwas gewalttätiger Nachhilfe, jedoch ohne die einseitige Gewalt gegen sie als das Lustobjekt Frau. Sadistischer Spaß nur zum Lustgewinn der Männer, wie es De Sade postulierte, war nicht ihre Welt. Für Helen stand ihr eigenes Lusterleben im Vordergrund. Der gesamte männliche Körper war für sie dabei die Attraktion. Den wollte sie erleben und dabei zum Höhepunkt gebracht werden. So gesehen erfüllten

die von Annegret inszenierten Saunaabende zunächst diese Funktion. Die Werbung der Clubs zielte auch in diese Richtung, sprach auch von Dauerorgasmus. Im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Arbeiten über das Thema Sex, sexuelle Gewalt und Drogen hatte sie sich mit allen Formen sexueller Praktiken und ihrer Aberrationen vertraut gemacht. Ein völlig anderes Thema war es jedoch, sich selbst in diese Welt einzubringen, zunächst nur in Gedanken, geschweige denn körperlich. Sie hatte sich jedoch dazu entschlossen, auch praktisch den Zusammenhang zwischen Schmerz und Lust am eigenen Körper zu erfahren.

Annegret wollte sie jedoch von ihren Ideen noch nichts mitteilen.

Da Annegret sehr um sie bemüht war, wollte Helen sie nicht mit ihren eigenen

Plänen konfrontieren und vielleicht enttäuschen. Helens eigener Schritt war geplant und sollte in Kürze erfolgen. Sie hatte ihren Urlaub für in knapp drei Wochen eingereicht. In diese Zeit sollte ihr BDSM-Abenteuer fallen. Zwei bis drei Wochen wollte sie investieren, um die harten BDSM-Riten der bedingungslosen Unterwerfung unter einen DOM kennenzulernen, der sie in das Mysterium von Lust durch Schmerz einführen sollte. Sie hoffte dabei eher darauf, besonders potente Männer zu treffen, die das alte Spiel perfekt gestalten konnten. Um das zu erreichen, war sie bereit, durchaus gewisse Risiken einzugehen.

 

Auf ihrer inzwischen sehr differenzierten Suche nach einem niveauvollen Club, in dem man potente Männer zum tabulosen und bindungsfreien Vergnügen treffen konnte, fand sie im Internet eine Adresse, die mit Anspruch und „Premium“-Effekt aufgemacht war und sofort ihr Interesse weckte. Sie schaute sich die Seiten dieser „Hochglanz-Präsentation“ an und speicherte den Kontakt unter Favoriten auf ihrem speziellen „Internet-Laptop“, nachdem sie von der Qualität des Auftritts überzeugt war. Der Schloss-Charakter in den Ruinen eines alten Klosters gefiel ihr, ebenso der Hinweis, dass es sich um einen Club mit festem Mitgliederbestand aus der BDSM-Szene handelte. Sie schickte eine E-Mail zur Kontaktaufnahme. Hierzu benutzte sie eine ihrer speziellen E-Mail-Adressen bei Fellow.com mit ihrem Code-Namen „Kara Things“. Als Postadresse gab sie die Adresse ihrer Tante nebenan im Pflegeheim an.

Sie wartete gespannt auf eine Antwort.

Mit Annegret hatte sie in letzter Zeit öfter über dieses Thema von Lust und Gewalt gesprochen.

„Alles Theoretisieren hilft nichts“, sagte Annegret. „Wann aus Schmerz Lust entsteht, die den Wunsch auf Wiederholung birgt, musst du am eigenen Körper erleben. Dazu musst du dich vorbehaltlos einbringen und auch die Belohnungsschwelle steuern. Das Lusterleben ist die Belohnung für den Schmerz. Also muss die Schwelle zum Erleben der Belohnung gesenkt werden. Aber was rede ich, das weißt du ja selber, beim Orgasmus ist die Schmerzempfindung quasi ausgeschaltet. Deinen schmerzenden Rücken nach der Vögelorgie auf dem Boden der Dusche hast du erst am folgenden Tag bemerkt, oder deine schmerzenden Knie nach der Aktion auf den Holzbänken in der Saunakabine.“

Helen sah, dass Annegret in der Interpretation ihrer praktischen Erfahrungen direkter war.

Annegret besaß eine ganze Sammlung von harten Pornos, die sie Helen auslieh. So gab ihr Annegret eines Abends ein Video, das sie selbst als einigermaßen brutal, aber handwerklich gut gemacht vorstellte. Annegret hatte als Fotokünstlerin einen besonderen Anspruch in Bezug auf so genannte Sex-Videos. Eben dieses Video sei besonders gut gemacht, fand sie. Deshalb habe sie es für Helen mitgebracht.

„Hier siehst du, wie auch unter Gewaltanwendung und erzwungenem Sex Lust entsteht.“

„Ich schau es mir an“, hatte Helen gesagt, „aber es ist ein Porno. Und der hat eine andere Funktion. Hier soll Lust bei Betrachtung sexueller Handlungen, Unterwerfung und Gewaltanwendung entstehen. Die Phantasie soll angeregt werden. Der Betrachter erleidet keinen Schmerz.“

„Aber er sieht, wie die gepeinigte Frau scheinbar Schmerz erfährt und mit Lustäußerung reagiert.“

„Ja, aber es ist Kino!“

„Quintessenz? Selber austesten. Du wirst gefesselt, bis es schmerzt, und dann so weit aufgebrochen, dass du nur noch darauf wartest. Das kommt dann auch. Du wirst ganz gewaltig geöffnet, ganz gewaltig gevögelt.“

„Hm“, meinte Helen, „ja, muss man ausprobieren.“

„Schau dir das Band trotzdem an. Wir reden dann darüber. Übrigens, die Kleine, um die es darin geht, sieht dir verdammt ähnlich. Vor allem als du noch deine blonden Haare hattest.“

Helen sah sich das Video an. Von manchen Passagen war sie angetan. Filmtechnisch war es von besonderer Qualität. Inhaltlich sicher im Grenzbereich zur Gewaltpornographie. Produziert war der Streifen angeblich in Kalifornien. Helen war sich sicher, dass dieser Streifen in manchen US-Bundesstaaten absolut verboten wäre, da er erzwungenen Sex mit einem sehr jung wirkenden, eher noch minderjährigen Cheerleader zeigte. Die herstellende Firma kam aus dem arabischen Raum, aus dem Jemen oder Bahrain, wo das Schutzalter für Mädchen bei neun oder weniger Jahren lag. Die Produktion firmierte unter Omar b. A. A. Production, Manama. Wo liegt das nun, dachte sie. Das war schon bezeichnend und sicher sehr problematisch.

Sie schaute sich das Video gelegentlich an und versetzte sich in die Lage der jungen Frau, oder eher des Mädchens, das von mehreren, als Polizisten verkleideten Männern, die fleischfarbene Strumpfmasken trugen, entführt und auf jede nur mögliche Art sexueller Gewalt ausgesetzt wurde, und dabei zeigte, wie viel Spaß sie dabei entwickelte. Helens Geilheit wurde tatsächlich schon beim Gedanken an dieses Video angeheizt. Annegret hatte Recht gehabt, dass sie davon stark angetörnt werden würde. Annegret fragte nach einiger Zeit nach, ob sie sich das Video tatsächlich angesehen habe, und wollte dann auch genau wissen, welche Szenen sie besonders angemacht hatten. Sie waren sich einig, dass es ein Aufreger war zu sehen, wie ein Pärchen beim Sex im Auto überrascht wurde, und Samy, am blonden Pferdeschwanz gepackt, von ihrem Freund heruntergezogen wurde, als sie gerade noch auf ihm ritt. Da half alles Strampeln nichts. Dann kam die Szene, wie sie barbusig über die eigene Motorhaube gebeugt wurde und den anschließenden Gangbang durch die Polizisten mit lauten Lustäußerungen erlebte. Ja, musste Helen zugeben, das war ausgesprochen anregend. Der Freund musste, am Fensterholm der Fahrertür angekettet, zuschauen und zur Kenntnis nehmen, dass seine Samy es nicht nur erduldete, sondern mit sichtbarer Lust dabei war. Richtig gemein war die Kameraeinstellung, als er dabei, durch die heruntergelassenen Hosen an den Beinen quasi gefesselt, eine stabile Erektion bekam.

„Helen, was du mir nie glauben wolltest, siehst du hier. Samy hat einen Orgasmus bei erzwungenem Verkehr.“

„Aber es ist doch alles reines Kino, Annegret. Alles gespielt. Nichts ist echt.“

„Nun gut. Wie du meinst. Ich hatte so eine Situation. Das war alles in allem, auch wenn erzwungen, fast der beste Sex, den ich je hatte.“

„Du hast davon erzählt. Ich kann da nicht mithalten und es auch daher nicht beurteilen.“ Was sie im Keller ihrer Tante mit etwa zehn Jahren erlebt hatte, zählte da nicht, dachte Helen. Bisher habe ich selbst Annegret davon nichts erzählt.

„Aber anregend ist auch die Situation“, fuhr Annegret fort, „wie Samy gezwungen wird, völlig nackt dem Boss der Entführer die Hosen auszuziehen, ihn mit der Hand hart zu bearbeiten, um ihm dann sehr genüsslich einen zu blasen, und von ihm mit der Peitsche zu intensiverer Aktion beim Blow-Job getrieben wird.“

Annegret wollte wissen, wie sie die Größe seines Gliedes beurteilen würde.

„Na ja“, meinte Helen, „beachtlich, beachtlich.“

„Beachtlich“, höhnte da Annegret, „der hatte doch einen Schwanz wie mein Unterarm! Und eine Glans wie eine Faust. Die Kleine hat das Ding doch kaum im Mund untergebracht. Da sagst du nur, beachtlich. Ich fass es nicht. Und dann kam die Härte. Danach ließ der Boss Samy breit auf der Bettkante knien, dass sie ihm den Hintern entgegenstreckte. Dann schob er ihr langsam die eingegelte Hand bis zum Unterarm hinein und wechselte die Etage. Alles kam dran. Und er drehte dabei die Hand hin und her.“

Samys lautes und lustvolles Schreien bei dieser Pfählung war ein zusätzlicher Kick. Sie diskutierten dann wieder über die reale Möglichkeit, ob erzwungener Sex auch Spaß bringen könne oder nicht. Die Szene mit einem erzwungenen Brustwarzen-Piercing fanden beide sehr brutal. Brutaler als das Fisting. Die Piercingringe, die hier verwendet wurden, waren so groß, dass sie wie Halteringe wirkten, fast wie der Nasenring beim Bullen. Ihre Größe ging über die Schmuckfunktion hinaus. An diesen Ringen wurde Samy dann auch zum Sex am Bett fixiert. Die Ringe wurden also für Bondage-Funktionen benutzt.

„Jetzt hast du auch gesehen, dass dir diese Samy verdammt ähnlich sieht.“