Die antike Weltformel: TIERKREIS

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Grundlagen des astrologischen Denkansatzes

Alles ist Zahl!“ – Diese Drei Worte begründeten wohl den größten geistigen Sprung, den die Menschheit jemals vollführt hat. Und diese Worte wurden nicht etwa im 21. Jahrhundert ausgesprochen, sondern bereits vor gut 2600 Jahren. Ohne sie gäbe es keinen KEPLER, keinen NEWTON, keinen PLANCK, keinen HEISENBERG, keinen BOHR, und keinen EINSTEIN.

Es sollten nach der Auflösung der großen griechischen Denkschulen fast 2000 Jahre vergehen, bis der Mensch die Bedeutung dieser, „Mathematica“ – für die Naturerkundung wieder zu erkennen begann. Bis dahin stand sie immer wieder unter dem Bann der Kirche, die darin das trefflichste Spielzeug des Teufels erkannte. ... wenn sie es nicht gerade selbst als magisches Instrument nutzte.

Als unverzichtbares Werkzeug einer modernen Naturwissenschaft sehr bald erkannt, wurde sie dann letztlich Teil der Naturwissenschaften selbst, wo sie sich entsprechend rasant weiterentwickelte. … was nicht darüber hinwegtäuschen sollte, das die Mathematik selbst keine Naturwissenschaft ist!

Freilich war nun ihre Fundament – ihre philosophische Herleitung – von der wir noch hören werden – längst nicht mehr präsent.

Bis in die Zeit des späten Mittelalters war die Mathematik, neben dem Baumeister, Landvermesser und den Seefahrern, vor allem das Handwerkzeug des Sterndeuters – weshalb ihr immer der Ruf des Magischen anhaftete. Der Astrologe brauchte sie nach wie vor, um für seine Prognosen die Bahnen der Sternbewegungen möglichst genau zu bestimmen.

Doch auch für sie war die Mathematik, so bin ich überzeugt, längst nur noch Hammer und Meißel für ihre Tätigkeit.

Was nun seinerzeit im alten Griechenland geschah, wäre vergleichsweise heute, als würde sich ein großer Physiker der Astrologie zuwenden, und Gleichgesinnte um sich scharen.

Bei Pythagoras war es nur genau umgekehrt. Er verließ als großer forschender Mystiker die vertraute Welt der alles bestimmenden Götter, und erhob die natürliche Zahl zu einer Instanz, der sich selbst die Götter unterordnen mussten – die Götter wurden selbst zur Zahl – zu Rädchen im Getriebe.

Wie dieser Schritt im einzelnen vor sich ging, wissen wir nicht. Die Pythagoreer waren eine eingeschworene Sekte, die sich mit ihrem Wissen nach außen abschottete und keine Aufzeichnungen machte. Alles heutige Wissen über diese Gemeinde haben wir von den Berichten und Auseinandersetzungen ihrer Nachfolger – den anderen großen Denkern des folgenden hellenistischen Zeitalters, vom Schlage HERAKLITS, ANAXAGORAS, PLATON, ARISTOTELES und wie sie alle hießen.

Wir gehen aber immerhin davon aus, dass der rudimentäre Tierkreis der chaldäischen Babylonier über PYTHAGORAS seinen Eingang in Griechenland fand. Als großer Forscher der Mysterien, der er war, liegt es wohl auch auf der Hand, das er sich für diese Sache interessierte.

Was dann im Einzelnen geschah, kann man nur mutmaßen. Er musste wohl in diesem Tierkreis etwas entdeckt haben, was zunächst seine eigene, und in der Folge den Rest der Welt ins Wanken brachte.

Es war wohl, wie ich rückschließend aus seiner Lehre und dem Aufbau des von ihm wahrscheinlich bereits weiterentwickelten Tierkreises vermuten möchte, die Entdeckung der offenbaren und allgegenwärtigen „Symmetrie“ – der „spiegelbildlichen Dualität aller Faktoren“ – die sich ihm im noch rudimentären Tierkreis offenbarte.

Auf der Grundlage, der „Unbedingtheit einer Dualität jedweder Seins“, die er darin erkannt haben mochte, entwickelte er letztlich die Idee der "zwingenden Notwendigkeit", und damit die ersten Ansätze einer Mathematik als Methode der Naturbetrachtung.

HERAKLIT (ca. 540-475 v.u.Z.), gleichfalls ein Verfechter der Idee von der Einheit der Gegensätze und einer zwingenden Kausalität, überlieferte diese Methode später als „Logosder Herleitung des Natürlichen auf der Grundlage innerer Notwendigkeiten."

Die Natur verhielt sich nunmehr „vernünftig“ – in der Entsprechung der Beziehungen der natürlichen Zahlen zueinander, wie wir bald erfahren werden. Es ist heute kaum mehr bekannt, das das griechische Wort „Logos“ auch für den Begriff „Beziehung“ stand.

Ein weiterer wichtiger Hinweis auf das pythagoreische Weltverständnis findet sich bereits in dem von ihm erstmalig genutzten Begriff des „Kosmos“. Er bedeutet so viel wie „schöne Ordnung“, und weist damit unmissverständlich auf ein Naturverständnis des Unwillkürlichen und Gesetzmäßigen hin.

Noch heute ist es in der Mathematik und Physik von großer Bedeutung, das eine Formel „schön“ ist – weil dies als Hinweis darauf verstanden wird, das sie „wahr“ sein muss. Hier sollte noch hinzugefügt werden, das sich das „Schöne“ über das Optimum an Einfachheit definiert.

Es galt also nun für die Wissbegierigen und Forschenden dieser frühen Zeit, herauszufinden, wie diese „schöne Ordnung“ konstruiert ist und wie sie funktioniert.

Sie taten also ohne Abstriche das, worum wir uns Tausende Jahre später noch immer bemühen – lediglich die Methode ihrer Untersuchungen war verständlicherweise eine andere. Sie verfügten immerhin weder über Elektronenrastermikroskope, noch Teilchenbeschleunigern. Nicht einmal ein profanes Fernglas stand ihnen zur Verfügung.

Alles was sie besaßen war die Fähigkeit zu denken, zu reflektieren und zu abstrahieren – und ihren zeitgemäßen „Teilchenbeschleuniger“ fanden sie im Logos der natürlichen Zahl.

Auf dieser Grundlage galt es nun, die Welt, und alle Dinge die sich darin befanden allein mit dem „Geist“ – mit der reinen Vernunft zu erklären.

Es war zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit ein Ansatz der Naturbetrachtung, der nicht mehr Angelegenheit des persönlichen Glaubens war, sondern einen überpersönlichen Wahrheitsanspruch erkannte. Kausalität und Logik ließen keinen beliebigen Spielraum der Interpretationen mehr zu.

Achtung: Man beachte hier, das zur „Welt“ damals auch noch der „Himmel“ gehörte. Das Universum in unserem heutigen Verständnis existierte noch nicht! Die Welt bestand aus der Erde, auf der sie wandelten, und dem sie umschließenden Himmel mit seinen sternbestückten Sphären über ihnen. Alles zusammen war „die Welt“ – die „schöne Ordnung“ (Kosmos).

Dieser Umstand scheint mir von entscheidender Bedeutung für die Entdeckung und Entwicklung der Mathematik gewesen zu sein. Möglicherweise bildete diese Betrachtungsweise überhaupt erst die Voraussetzung für die Entdeckung der Mathematik.

Ein offenes, unbegreiflich komplexes und unendliches Universum, wie es für uns heute selbstverständlich ist, hätte wohl schwerlich zu der Annahme einer „schönen Ordnung“ führen können – und damit wohl kaum zu der Idee, das man die allseitige Natur irgendwie gesetzmäßig und auf einfache Weise erfassen und ordnen könnte.

Wie gesagt: Ein wichtiges Merkmal des „Schönen“ ist immer im „einfachen“ – und damit im „Fassbaren/Überschaubaren“ begründet. Dieser Umstand war nun seinerzeit gegeben: Der Himmel über ihnen bestand vornehmlich aus den überschaubaren Komponenten der Wandelnden – griech. „Planeten“ einschl. SONNE und MOND – und dem Ewigen und Unvergänglichen – den Fixsternen.

Entscheidend für die Bestätigung der Stimmigkeit des Logos der natürlichen Zahl dürfte für PYTHAGORAS gewesen sein, das es ihm gelang, deren Beziehungen auf die himmlische Ordnung der Planeten zu übertragen. Wir werden das hier nachvollziehen.

Unterstützt in diesem Findungsprozess wurde er sicherlich auch von der Vielzahl der mythischen Erzählungen seiner Zeit, die ja sein eigentliches Forschungsgebiet darstellten. Hier dürfte er als Forschender immer wieder auftretende Gemeinsamkeiten erkannt haben, die auf allgemein gültige Regeln hinwiesen, und die sich wiederum mit den Beziehungen der natürlichen Zahlen zueinander deckten.

Ich weiß – es klingt alles zunächst etwas verwirrend. Aber wir betrachten uns gleich eine solche Geschichte. Wir sollten nicht meinen, das es sich bei den alten Sagen und Mythen um bloße Fantasie handelt. Vielmehr finden sich hier häufig „Gleichnisse“, die durchaus als die rudimentären Vorläufer der mathematischen „Gleichungen“ gelten können.

Betrachtet man eine solche Geschichte als eine symbolisch verklausulierte Formulierung empirischer Erfahrungen, die weitergegeben von Generation zu Generation, den Erfahrungsschatz der Beobachtungen und Erkenntnisse in sich aufhob, und damit das aktuelle Wissen von der Welt transportierte, findet man oft Erstaunliches.

Aus dem gewonnenen Verständnis der Ordnung der Zahlen in ihren unbedingten Beziehungen zueinander, wie wir sie hier noch kennenlernen werden, und die nun das Fundament jeder beliebigen Erscheinung der Natur sein sollte, war es nur konsequent, das sie sich für die Verifikation dieser Idee, auf die Suche nach der Erscheinungsform und dem Ausdruck eben dieser „Ordnung selbst" machten.

Was liegt nun in Ermangelung von Mikroskopen näher, als jenen Ort genauer zu betrachten, wo diese mutmaßliche „Ordnung“ ihren größten beobachtbaren Auflösungsgrad erreicht: Der Himmel mit seinen Sphären und den darin wandelnden Göttern (Planeten)! Hier, in der Überschaubarkeit des Ganzen, musste sich die vermutete Ordnung offenbaren.

*

Kommen an dieser Stelle zunächst zum ersten Fein-Tuning!

Als ersten Akt einer grundlegenden Revision unseres heutigen Astrologieverständnisses, möchte ich nun die Astrologie grundsätzlich unterschieden wissen in eine „Spezielle Astrologie“ und eine „Allgemeine Astrologie“.

 

Man verzeihe mir die gewählte Begrifflichkeit, die hier zunächst etwas blasphemisch erscheinen muss, aber das hier aufzulösende Problem ist nicht unähnlich der Betrachtung einer angenommenen relativistischen Raum/Zeit.

Wie in der speziellen Relativitätstheorie betrachten wir auch hier zunächst ein Inertialsystem – und genau ein solches beschreibt der Zodiakus. Er definiert eine Anzahl zwingend notwendiger Ordnungsfaktoren, deren Eigenschaften und deren grundlegendes Verhalten. Und nicht zuletzt ihre spezifischen Beziehungen zueinander.

Daraus folgt: Die Spezielle Astrologie …

definiert ein Inertialsystem (Zodiakus), und noch keine tatsächliche Wirklichkeit. Die für eine Wirklichkeit - eine Raum/Zeit - entscheidenden Faktoren: Bewegung und Dynamik sind hier noch nicht impliziert – sprich: "Die Zeit" ist hier noch nicht Teil des Systems!

Der Zodiakus definiert also genau genommen eine beliebige "potentielle Wirklichkeit" - einen Zustand, den wir später in Annäherung unter dem Begriff der "Superposition" innerhalb der Quantenphysik wiederfinden werden.

Darauf gründend folgt nun:

Die Allgemeine Astrologie ...

... beschäftigt sich mit dem relativen Verhalten von spezifischen Ordnungsfaktoren (Planeten) und deren Dynamik in der Zeit innerhalb der fundamentalen Gesamtordnung (Zodiakus).

Das bedeutet, sie beschäftigt sich mit der jeweiligen Ordnungsstruktur eines spezifischen Zeitpunktes bezüglich seiner ihm innewohnenden Impulse (Verhältnismäßigkeiten von Kräften), und dem hier heraus herzuleitenden inneren Zustand der vorliegenden Zeit.

Wir erinnern uns: Ordnung ist zunächst ein beliebiges Muster - jeder Gegenstand des Wirklichen unterliegt der selben Grundordnung, hat darin aber - entsprechend dem exakten Zeitpunktes seines Erscheinens - ein unverwechselbares eigenes Muster - seine ureigene Ordnung - sein ureigenen Fingerabdruck. Er ist sowenig wiederholbar, wie der einzelne Zeitpunkt im Fluss der Zeit. Daher kann es nicht einmal zwei identische Schneeflocken geben!

Betrachtet man nun auch noch die einzelnen Impulse der Ordnungsfaktoren (Planeten) in der Zeit, so wären hier theoretisch Vorhersagen möglich - vergleichbar der Wettervorhersagen der Metereologen. Da jedem von uns die Verlässlichkeit der Wettervorhersagen geläufig sind, die nur mehr als 3 Tage in die Zukunft blicken, muss hier zu den astrologischen Vorhersagemöglichkeiten nichts hinzugefügt werden.

Die Spezielle Astrologie wird in diesem Buch nur hier und da am Rande angeschnitten, wo es dem Verständnis derallgemeinen Astrologie dienlich ist. Grundsätzlich ist sie hier nicht Gegenstand der Betrachtung!

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[Einschub in eigener Sache:

In den vorhergehenden Auflagen dieses Buches (vor Februar 2020), habe ich die Attribute von "Speziell" und "Allgemein" in Bezug zur aufgeklärten Astrologie umgekehrt zur RT verwendet, weil es mir seinerzeit sinnvoller erschien.

Es war eine Dummheit, wie ich inzwischen einsehen musste. Insofern korrigiere ich mich jetzt hier. Falls also einer der Leser das Buch in einer vorangegangenen Bearbeitung bereits kennt, so sei er hiermit über seine Verwunderung aufgeklärt. ...]

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Wie also gesagt, stellt die Formulierung des Zodiakus ein Inertialsystem dar, in dem alle fundamentalen Ordnungsfaktoren des Wirklichen in ihren unbedingten und grundsätzlichen Verhalten zueinander ruhend, aufgeschlüsselt sind. Zueinander „ruhend“ bedeutet hier soviel wie: Sie verhalten sich symmetrisch zueinander.

Die Summe der im Zodiakus in Verhältnis gesetzten Grundkräfte bzw. Fundamentalprinzipien ist von daher 1 – also ein idealisierter Zustand von Entropie=1, in dem alle Kräfte gegeneinander aufgehoben sind und damit keinerlei Wechselwirkung stattfindet!

Der Zodiakus definiert also zunächst die fundamentale Ordnung des potentiell Wirklichen in ihren Teilen und in ihrer Summe, wie sie sich letztlich in jedem beliebigen Gegenstand a priori notwendig entfalten. Dazu gehören das Objekthafte (physik. Körper), wie auch das nicht Objekthafte (Psyche, Geist, Idee, Information, Verhalten usw.)

Wie wir erfahren werden, unterscheidet die Astrologie grundsätzlich nicht zwischen dem Objekthaften und dem nicht-Objekthaften – also dem Stofflichen und Unstofflichen – was ihre inneren „Spielregeln“ angeht!

Alles unterliegt derselben Ordnung, und die Spielregeln der Natur kennen keinen Sonderfall!

EINFÜHRUNG

Jede Zeit betrachtet die Welt mit ihren Augen – eine triviale Feststellung, deren tiefgehende Bedeutung doch all zu leicht verkannt wird. Wie relativistisch und alles Entscheidend die Art und Weise der Beobachtung und deren Grundlage ist, werden wir im Laufe dieser Auseinandersetzung noch erfahren.

Um den Zuschauer nunmehr auf eine ihm wohl höchst ungewohnte Beobachtungsweise einzuschwören, möchte ich hier zunächst einmal auf das kognitiv zu bewältigende Problem eingehen. Um überhaupt erst einmal eine Vorstellung zu entwickeln, wie es zu einer solchen „Lehre“ wie die der Astrologie kommen konnte, versuche man sich einmal in die Lebensweise des Urmenschen hineinzufühlen. Versuchen wir einmal die Welt mit Augen zu betrachten, die noch keinen Fernsehapparat und kein Auto – ja nicht einmal einen anständigen, trivialen Hammer zu Gesicht bekommen hatten.

Sicherlich kann diese gedankliche Reise in unsere Urzeiten nur sehr mangelhaft gelingen, doch sollte es bereits ausreichen, um je nach Phantasiebegabung eine gar wunderliche Welt entstehen zu lassen, die offenbar nur noch wenig mit der unseren zu tun hat.

Es kann auf einmal nicht mehr „vernünftig“ sein, das ein Baum eine Ansammlung verschiedenster Stoffe ist. Viel vernünftiger musste es unseren Urvätern erscheinen, das er ein eigenes Wesen war – lediglich in der Erscheinungsform von ihnen unterschieden. Wie hätte er sonst seine Gestalt immer wieder verändern und wachsen können – wie aus einem kleinen und unscheinbaren Körnchen zu seiner mächtigen Gestalt finden können?

Die Welt erscheint bei einer gedanklichen Reise in die Urzeit, unter dem Bemühen, alles zu vergessen was uns heute so selbstverständlich erscheint, plötzlich angefüllt mit den unterschiedlichsten Wesen, die sich alle in irgendeiner Weise uns gegenüber „verhalten“(!)

Die Bäume, Tiere, der Wind, Blitz und Donner, Flüsse, Regenbögen, Sonne, Mond, Sterne … usw. All das müssen nun zweifellos eigene Wesenheiten sein, denn sie „verhalten“ sich in irgendeiner Weise.

Die Urerfahrung allen Lebendigen sagt uns: Was sich verhält, zumal zielgerichtet, das hat einen eigenen Geist und Lebt – das ist ein eigenes Wesen! Wir reagieren noch heute nicht anders, wenn wir unseren Computer anschnauzen, oder unserem Auto liebevoll einen Namen verpassen.

Wir können also in dem Bemühen einer solchen Zeitreise sehr schnell feststellen, das alles um uns herum irgend eine „Wirkung“ auf uns ausübt - daher der Begriff der WIRK-LICHKEIT.

Die Menschen damals mussten zwangsläufig diese Wirk-lichkeiten aus ihrer offenbaren und augenscheinlichen Form heraus interpretieren. Sie hatten noch keine Apparate und Maschinen, die diese Wirklichkeiten in immer kleinere Quanten zerlegen konnte – und was hier noch viel entscheidender ist: sie hätten zu diesem Zeitpunkt auch gar nicht auf die Idee kommen können, solche Apparate zu konstruieren, da es für sie nichts erkennbares gab, was „teilbar“ gewesen wäre!

Die vielfältigen Erscheinungsformen ihrer Wahrnehmungen (... etwas als "wahr annehmen!!)" mussten Qualitäten sein, und eine Qualität ist bekanntlich per Definition nicht teilbar.

All diese Erscheinungsformen um sie herum hatten aber auch bei aller Unterschiedlichkeit, immer wiederkehrende Eigenschaften, auf Grund derer man ihnen im Laufe der Erfahrungen bestimmte Grundeigenschaften zuordnen konnte: Solch eine Grundeigenschaft mochte zunächst Gefahr und Vorteil sein. Aber auch andere tiefgreifende Urerfahrungen gehören dazu, die uns heute nicht sofort ins Auge springen dürften.

Eine Mulde im Boden beispielsweise hielt das Wasser fest an einem Ort, das sich ohne diese auf ebenen Boden nach allen Seiten verflüchtigte und schwer zu fassen war.

Solcherlei Erfahrungen als „Entdeckungen“ zu werten erscheint uns heute vielleicht etwas befremdlich, bei der beginnenden Entwicklung des Bewusstseins sollten solcherlei Dinge allerdings mindestens die Tragweite einer Relativitätstheorie der Neuzeit gehabt haben!

Das frühe Bewusstsein konnte hier die fundamentale Erkenntnis gewinnen, das nur Bestand hat, was sich in Grenzen aufhält! – und in der Weiterführung: Das überhaupt nur Sein kann, was sich innerhalb von Grenzen aufhält!

Eine fundamentale Entdeckung, die den Menschen später dazu befähigen sollte, beispielsweise elektromagnetische Wellen nachzuweisen – denn das ursächliche Prinzip dieser Erfahrung ist exakt identisch: Der Widerstand! Jede Art von Messvorrichtung basiert letztlich auf dieser Erkenntnis.

In der Mythologie wird dieses fundamentale Prinzip des Natürlichen mit einem Kelch symbolisiert. Er steht für das „Empfangen“ – das Begrenzende und Begrenzte – und somit für alles sinnenhaft Körperliche - für die Materie.

„Herr, lass diesen Kelch an mir vorübergehen!“, ruft Jesus nach der christlichen Legende vor seiner Gefangennahme.

Die frühzeitliche bewusste Erfahrung eines Wasserlochs war also nicht einfach die einer „Vertiefung, angefüllt mit Wasser“, wie es uns heute nur einfallen würde, sondern vielmehr die Entdeckung eines ursächlichen und fundamentalen Prinzips des Seienden – einer ursächlichen Ordnung der Natur, die sich in jede ihrer Erscheinungen und Ausdrucksformen widerspiegelte und beobachtbar war: Das Eine ist nur durch bzw. über das Andere!

Eine ursächliche Erkenntnis, deren Fortsetzung in der modernen Physik in dem Nachweis der Äquivalents der fundamentalen Kräfte von MASSE und ENERGIE ihren bisherigen Höhepunkt fand.

Wie wir bald verstehen werden, ist also auch die Entdeckung der Äquivalents von Masse und Energie nicht wirklich neu, sondern die neuzeitliche Bestätigung der astrologischen Theorie des Gegenständlichen. Mehr noch: Die Äquivalents von MASSE und ENERGIE ist, wie wir sehen werden, das Fundament, auf dass das gesamte Gedankengebäude der hell. Astrologie aufgebaut ist.

Während die moderne Physik in der MASSE und ENERGIE „nur“ fundamentale physikalische Kräfte erkennt, finden sie in der Astrologie Eingang als das unteilbare Fundament einer darauf aufbauenden ursächlichen Ordnung.

Wir sehen an diesem Beispiel auch sehr schön den Unterschied zwischen der aufgeklärten Astrologie der Antike und den Naturwissenschaften:

Die Naturwissenschaft beobachtet die „Erscheinung“ eines Zustandes, vermisst ihn und hinterfragt seine physikalischen Eigenschaften und Ursachen, während die Spezielle Astrologie das „Wesen“ dieser Erscheinung zu bestimmen sucht, das es letztlich als ein bestimmtes Objekt mit seinen spezifischen physikalischen Eigenschaften überhaupt erst in Erscheinung treten lässt Die Befunde der Naturwissenschaften wären für ihr Verständnis wiederum „nur“ eine Vielzahl von „Erscheinungsformen“ der Sache, und nicht die „Sache selbst

Genau diese Art der Beobachtung ist es, die die Astrologie von den Naturwissenschaften unterscheidet – unterscheidet, nicht im Sinne eines Widerspruchs, sondern im Sinne einer geistigen Vertiefung der Beobachtung!

Die Konsequenz eines Ordnungsprinzips, in der jedes Ding nur über bzw. durch ein anderes existiert, führt notwendig zu einer „vergleichenden Beobachtung“. Jede Erscheinungs- und Wesensform muss mit mindestens einer anderen Erscheinungs- und Wesensform verglichen werden, um überhaupt eine Aussage über Erstere machen zu können.

Diese ursächliche Praxis – das Vergleichen der verschiedenen Wesensformen und Kräfte zueinander – musste zu „Gleichnissen“ führen. Die „Gleichungen“ der späteren Mathematik sind hier wohl die konsequente Weiterführung dieser grundlegenden und alternativlosen vergleichenden Praxis menschlicher Erkenntnistätigkeit.

PYTHAGORAS – heute historisch von vielen gehandelt als der Begründer der Naturwissenschaft, und gleichzeitig ein strenger Mystiker seiner Zeit – hatte wohl die Bedeutung dieser vergleichenden Praxis zur Wirklichkeitsbeschreibung als ursächlich und universell gültig erkannt.

 

Er konnte nun unter Zuhilfenahme des entdeckten Logos der natürlichen Zahl, das beispielsweise in den alten Mythen Wesentliche herausfiltern, gegenüberstellen und daraus Regeln ableiten. Damit konnte er letztlich Probleme darstellen und lösen, bevor sie noch sinnlich erfasst waren.

Dies war der alles entscheidende Schritt in die Wissenschaft gegenüber den Babyloniern, von denen er in die rudimentäre Astrologie eingeweiht wurde.

Die Babylonier wussten in ihrer orakelhaften Praxis nur auf frühere Geschehnisse im Zusammenhang mit bestimmten Sternkonstellationen hinzuweisen. Ein ungewöhnliches Vorkommnis wurde hier, nebst der zu diesem Zeitpunkt gerade bestehenden Planetenkonstellation, in einem Archiv festgehalten, und stand so als beispielhafter Vergleich für spätere Vorkommnisse zur Verfügung.

Eine Gesetzmäßigkeit von Zusammenhängen und Abläufen der Planetenbewegungen wurde hier noch nicht, und ebensowenig von den Ägyptern angenommen.

Wie schon erwähnt, mag PYTHAGORAS die Initialzündung für seine Idee der kosmischen Ordnung, über das Entdecken der allseitigen „Dualität“ gekommen sein, die er bereits im vorgefundenen rudimentären Tierkreis der Babylonier beobachten konnte, und die er zum fundamentalsten Gesetz der Natur erhob:

Die harmonische Symmetrie – die zwingende Widerspiegelung des Einen in sich selbst – wurde in ihm zum grundlegenden ersten Ordnungsfaktor allen Seins. Alle Natur musste sich zwingend darin begründen.

Er mochte erkannt haben, das das „Eine“ (1) niemals ohne „noch Eines“ (+1) auftrat – seinen Gegenpart (z.B. in den Eigenschaften: Oben – Unten, links – rechts, hoch - Tief usw). Gleichfalls im Objekthaften: Berg - Nicht Berg, Haus - nicht Haus ... also das Eine entgegen allem beliebigen anderen.

Das „Eine“ (1), sobald es dem Bewusstsein gewahr wurde, war also offenbar nicht wirklich „Eines“ (1), sondern immer „Zwei“ (2)! Die Zahlen 1 und 2 hatten offenbar eine ganz besondere und eigenartige Beziehung zueinander, die es genau zu hinterfragen galt.

Dieser Art der Betrachtungsweise konsequent folgend, meinte er letztlich in den einfachen Zahlen die ursächlichen Prinzipien der Natur widergespiegelt zu finden. Sie gipfelte in dem ihm zugesprochenen Satz: „Alles ist Zahl!“

So fanden sie in der Zahl „1“ – die nun nicht mehr als „Zahl“ betrachtet werden konnte, sondern vielmehr als deren Messgröße, das Unwidersprochene und damit das Unbegrenzte:

Wie eine Maßeinheit der Anfang und die Grundlage des Messens, aber selbst kein Maß hat, so ist die Eins die Grundlage des Zählens, der Ursprung der Zahl, aber selbst keine Zahl!“ (ARISTOTELES 384-322 v.u.Z.).

So stand die 1 für die Grenzenlosigkeit und damit für das nicht Fassbare – den reinen Geist, für „die Kraft als Solche“. Sie wurde zum göttlichen und ideellen Mittelpunkt, die sich nach allen Richtungen unendlich und unwidersprochen in alle Ewigkeit ausbreitet. Alle denkbaren Zahlen – und damit alle potentiellen Symmetrien, sind in ihr aufgehoben wie in einem unsichtbaren Mutterschiff. Sie selbst ist ohne Ursache, doch zugleich die Ursache von allem.

Gesellt sich nun zu diesem Einzigen (1) ein weiteres Einziges (+1) hinzu, so kann 1 nicht mehr sein – und damit auch nicht mehr die Unendlichkeit. Das Eine erfährt nun seine Grenze durch bzw. über das andere Eine – bereits schon aus sich selbst heraus. So ist das Eine aufgehoben in Zwei!

Da, wo also zwei Kräfte aufeinandertreffen, ist die Eine notwendig der Spiegel der Anderen – somit ist die eine Kraft der Widerstand gegenüber der anderen Kraft, über das sie sich überhaupt erst erfahren kann.

Das eigentlich Unendliche erscheint nunmehr im Widerstand des Anderen begrenzt – und ist damit fassbar. So steht die Zahl „2“ (1+1) für die „MASSE“ – genauer: für die sinnliche Erfahrung des ursächlich nicht beobachtbaren Einen - der reinen Energie (1).

Es galt also für die Pythagoreer: 1 = ∞ ; 1+1 ≠ ∞

Diese zunächst unspektakulär erscheinende Entdeckung war der Zündstoff, der die Welt verändern sollte.

Jede Kraft >1 ist somit „Wirklich“, und damit sinnlich erfahrbar! Anders herum ist jede Kraft = 1 „Unwirklich“ und nicht definierbar (erfahrbar)

Die zwingende Konsequenz eines solchen Gedankens war es für die Pythagoreer, das jede Kraft >1 vor allem der Ausdruck und die Erscheinungsform von 1 ist - lediglich ihr Mehrfaches, und das somit notwendig jedwede Erscheinung der Natur das unendliche – also das Göttliche, eigentlich unfassbare – nicht nur in sich trägt, sondern das dieses Ursächlich Unfassbare nun über jede Erscheinung der Natur selbst erfahrbar und begreifbar sein muss!

Eine unerhörte Idee.

Diese grundsätzliche Annahme bildet nun das Fundament der speziellen Astrologie.

Die Idee des ursächlich symmetrischen Verhaltens allen potentiell Seienden wird hier als erste und ursächlichste Ordnung angenommen, aus deren Verletzung heraus alles Gegenständliche erwächst - wie wir noch erfahren werden.

Die von EINSTEIN in der Neuzeit nachgewiesene Äquivalents von Masse und Energie war, wie bereits erwähnt, der speziellen Astrologie folglich nicht nur bereits bekannt, sondern der ursächliche Ausgangspunkt, auf dem sie ihr Gedankengebäude gegründet hat: die Zahl 1 (Energie) verhält sich äquivalent zur Zahl 2 (Masse).

Wir werden das bald noch eingehender betrachten.

Der sich hier bereits abzeichnende denkmethodische Ansatz des Logos am Beispiel der einfachen Zahlen ist uns heute fremd, und muss sich von daher nicht unbedingt sofort erschließen. Er sollte jedoch nachvollziehbar sein, wenn wir, wie oben beschrieben, die Zahlen mit den heute üblichen physikalischen Begriffen ersetzen. Energie und Masse – die Kraft und deren Erscheinung sind Wertgleich – das Eine ist Ausdruck - also die Widerspiegelung – des Anderen.

Ich sollte in diesem Zusammenhang vielleicht auch auf die zahlentheoretische – sogenannte "starke Goldbachsche Vermutung" hinweisen, die genau diesen Umstand beschreibt:

"Jede gerade Zahl, die größer als 2 ist, ist Summe zweier Primzahlen!" (CHRISTIAN GOLDBACH 1690-1764).

Hier wird zurecht vermutet, das die Summe n x "2" (!) – und damit jede beliebige gerade Zahl – auf 2 Primzahlen rückführbar ist.

Eine "Primzahl" (Numerus primus = die erste Zahl) zeichnet sich eben genau dadurch aus, das sie unteilbar – und damit in ihrem Wesen der Zahl "1" entspricht.

Es ist also von daher astrologisch zwingend, das eine beliebige natürliche gerade Zahl, als ein vielfaches von "2", aus zwei Unteilbaren (Prime+Prime entspricht "1+1") zusammengesetzt sein muss.

Doch weiter:

Mathematische Fähigkeiten finden wir nicht zuletzt bereits im alten Ägypten. Doch unterscheiden sich diese grundsätzlich von der vorhellenistischen und hellenistischen Zeit Griechenlands, die nun in dem Gebrauch von Zahlen mehr erkannten, als bloße rechenbare Mengenbeschreibungen.

Mit „Zahlen“ wurde schon sehr lange „gerechnet“ – auch heute tun wir wieder mehr oder weniger nichts anderes auf ungleich höherem Niveau.

Doch wenngleich auch das scheinbar mythische Verständnis der Zahlen bei den Pythagoreern zu den ersten mathematischen Beweisführungen führte, und sie damit die Mathematik begründeten, hatten sie doch ein grundlegend anderes Verständnis zu diesen Zahlen entwickelt, als wir es heute kennen.

Wenn wir den Mystiker Pythagoras heute als den Begründer der modernen Naturwissenschaft handeln, so sollten wir also nicht verkennen, das er als Mathematiker nicht aufhörte, Mystiker zu sein. Er entdeckte vielmehr die Mathematik, weil er Mystiker war!