Satisfaction on Demand 2 – Ménage-à-trois | Erotischer SciFi-Roman

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Liebe im Verborgenen

Andrews Atem, der über mich hinwegstreicht, weckt mich auf. Ich bin nackt und liege mit dem Kopf auf seiner Schulter. Seine Wärme umhüllt mich wie eine lebendige Decke. Wie immer, wenn meine Mutter nicht da ist, genieße ich den Luxus, die Nacht mit Andrew zusammen in einem Bett verbringen zu können. Wir verstecken unsere Beziehung vor allen anderen. Aus den Erzählungen meiner Mutter weiß ich, wie oft solche Verbindungen vom Obersten Rat aufgelöst werden und dass die Beteiligten sich nie wieder begegnen dürfen. Ich weiß genau, wenn das bei Andrew und mir so wäre, würde ich es nicht überleben.

Wir sind bisher einen weiten Weg zusammen gegangen und ich wünsche mir sehr, dass wir noch eine lange gemeinsame Zukunft haben. Ich zeichne ein unsichtbares Muster auf die Haut seines Sixpacks, welches sich unter seinen ruhigen Atemzügen hebt und senkt. Heute ist wieder ein Tag, an dem ich einen Pflichttermin im Satisfactorium habe. Auch wenn unsere Sexualität frei und ohne Ressentiments ist, fällt es mir schwer, dieser auferlegten Notwendigkeit nachzukommen und die Dienste eines Satisfactors wahrzunehmen. Um nicht aufzufallen, heuchle ich meiner Mutter eine Begeisterung vor, die ich in Wirklichkeit nicht aufbringe. Als Staatsanwältin und Vertreterin des Rechts achtet sie strikt darauf, dass ich meine Verpflichtungen sehr genau nehme.

Ich werde heute von Julio erwartet, ein Latino mit wunderschönen dunkelbraunen Augen. Ich habe Andrew eine visuelle Projektion von ihm aus der Invitatio Publica gezeigt. Sie hat ihm, glaube ich, sehr gut gefallen. Durch seine Erfahrung mit anderen Wächtern hat er Geschmack an beiderlei Geschlecht entwickelt. Aufgrund seiner Bisexualität erregt ihn ein nackter Männerkörper genauso sehr wie eine entblößte Frau. Erst nach einer Weile, in der wir Zärtlichkeiten austauschten, aber noch nicht miteinander intim geworden sind, hatte mir Andrew seine sexuelle Orientierung erklärt. Es war ihm sichtlich schwergefallen. Wahrscheinlich aus Angst, mir damit wehzutun. Dabei sah er so aus, als würde er eine Strafe von mir erwarten.

Homophilie ist verboten. Strengstens verboten. Andrew ist ein Wächter. Während seiner Zeit im Justizkomplex kam es immer wieder vor, dass die Wachen ihren Neigungen nachgaben. Alles war gut, solange sie nicht entdeckt wurden. Aber wenn doch, erhielten sie empfindliche Strafen.

Bei Satisfactoren ist das anders. Die gezielte Reproduktion gebietet die Empfängnis mit möglichst genetisch perfekt passenden Paarungen. Bereits im Vorfeld wird das Geschlecht des Kindes, optimaler Empfängniszeitpunkt und Virilität des infrage kommenden Satisfactors geprüft. Zusätzliche Akte ‒ zum Beispiel um eine Homophilie auszuleben ‒ schwächen den Satisfactor und schaden der Gemeinschaft der Geberinnen. Daher wurde die Homosexualität unter strengste Strafe gestellt.

So wie ich es nicht mag, mich fremder Männer bedienen zu müssen, um dem Regelwerk des Obersten Rates zu entsprechen, so sehnt sich Andrew nach gleichgeschlechtlichem Sex, den er ungestraft praktizieren kann. Ich habe damit kein Problem, weil ich einen anderen Mann nicht als Konkurrenz ansehe. Wobei für Andrew jeder Satisfactor, den ich attraktiv finde, eine potenzielle Gefahr darstellt, meines Bettes verwiesen zu werden. Egal, wie oft ich ihm versichere, dass das nicht geschehen wird, sein Unbehagen bleibt.

***

Nach meiner offiziellen Defloration, die eigentlich keine war, hatte ich mich mit dem Regelwerk des sogenannten Standardisierten Leihvertrags für die Vaginalisation innerhalb einer gebuchten Zeiteinheit auseinandergesetzt. Diesen Vertrag gehen wir Geberinnen online ein, wenn wir die Dienste eines Satisfactors buchen. Mein Jurastudium erleichterte mir das Verständnis für den Inhalt des Abkommens. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits seit einem knappen Jahr Unterricht im Vertragsrecht, daher war das Verstehen des Dienstleistungsvertrags, wie er mit dem Satisfactorium geschlossen wird, kein großer Akt für mich. In diesem Übereinkommen wird festgelegt, in welchem Rahmen ein Satisfactor zu dienen hat und was von der Geberin erwartet wird. Diese Überprüfung machte ich eigentlich nicht für mich, sondern für Andrew. Ich suchte nach Möglichkeiten, ihn dorthin mitzunehmen, damit er seine Lust nach dem gleichen Geschlecht befriedigen konnte.

Damit ihr wisst, wie ein solcher Vertrag aussieht, habe ich einen rausgesucht.

***

Standardisierter Leihvertrag für die Vaginalisation innerhalb einer gebuchten Zeiteinheit

Zwischen der Geberin … und dem Satisfactor … wird nachfolgender Vertrag geschlossen:

Das gebuchte Mitglied des Satisfactoriums wird die Geberin pünktlich zur gebuchten Zeiteinheit empfangen. Er wird sich in vorgeschriebener Position befinden und die Geberin mit verbundenen Augen, an der Kontaktstelle kniend und mit deutlich entwickeltem Trieb erwarten.

Das beauftragte Satisfactorium stellt folgende Leistungen sicher:

Der Satisfactor wird die Geberin gemäß den hygienischen Vorschriften vollständig gesäubert und desinfiziert empfangen.

Er verhilft der Geberin zu mindestens einem Orgasmus je gebuchter Zeiteinheit.

Die Geberin hat den Anspruch auf einen voll entwickelten Trieb während der kompletten Zeiteinheit. Ferner werden ihr alle Wünsche erfüllt, die der Lustgewinnung und dem Erleben eines (oder mehrerer) Höhepunkte(s) dienen.

Alles, was mit dem Satisfactor besprochen oder ausgeführt wird, unterliegt der Diskretion.

Diese Verschwiegenheit gilt auch über das Ableben von Geberin oder Satisfactor hinaus. Ziel ist es, eine Atmosphäre des völligen Vertrauens zu schaffen, in der die Geberin ohne Angst vor Entdeckung Dritter ihre Gelüste ausleben kann.

Der Satisfactor wird sich jedem Wunsch der Geberin unterordnen und diesen so gut wie möglich erfüllen.

Die Geberin hat das Recht, dem XY-Träger den eigenen Orgasmus zu untersagen. In diesem Fall wird der gebuchte Satisfactor seine Essenz bis zur Erlaubnis durch die Geberin zurückhalten.

Die Geberin ist bevollmächtigt, sich jederzeit anders zu entscheiden. In diesem Fall wird ihr umgehend Folge geleistet.

Alle Eigenschaften, die in der Invitatio Publica dargestellt werden, insbesondere Leistungsfähigkeit und anatomische Maße, werden verbindlich zugesichert.

Im Gegenzug verpflichtet sich die Geberin zu Folgendem:

Bezahlung der bestellten Dienste bis spätestens einen Lichtzyklus vor dem gebuchten Zeitraum.

Die körperliche und seelische Unversehrtheit des Satisfactors ist zu respektieren.

Spuren von Gewalt als Resultat aus SM-Spielarten dürfen nicht länger als zwölf Stunden sichtbar sein, um die Einsatzfähigkeit des dienenden Mannes nicht einzuschränken.

Jede Geberin darf für ihre privaten Zwecke eine audiovisuelle Projektion des Aktes anfertigen. Dies ist zuvor mit der Leitung des Satisfactoriums abzustimmen.

Dieser Vertrag wird mit der Buchung des Satisfactors rechtskräftig und ist ohne Unterschrift gültig.

***

Laut den Klauseln, so meine Auslegung, kann ich Andrew also mitnehmen und ihm dadurch geben, was ihm in unserer Beziehung versagt bleibt. Es ist nichts Gegenteiliges in der Vereinbarung aufgeführt. Auf den heutigen Termin bin ich also in mehrfacher Hinsicht gespannt.

Ich streichle immer noch Andrews Haut auf dem Bauch und dehne meine Kreise langsam aus. Wie ich bemerke, schläft er schon seit einer Weile nicht mehr. Seine Mundwinkel zucken ab und zu in die Höhe, wenn ich Regionen erwische, an denen er vermutlich kitzelig ist.

»Guten Morgen, Andrew«, flüstere ich sanft, um die schöne Stimmung zwischen uns nicht kaputt zu machen. Es ist so wunderbar friedvoll.

»Guten Morgen, Liebes«, murmelt er genauso leise zurück und hebt seine Lider. Sattes Meergrün unter langen dunklen Wimpern hält mich fest. Seine Augen faszinieren mich immer wieder aufs Neue, auch wenn wir uns schon mehrere Jahre kennen.

Ich streichle seinen Penis, der sich mir mit samtiger Härte entgegenstreckt.

»Nicht«, bittet Andrew mich. »Heute sind wir im Satisfactorium. Ich möchte diesen Julio zusammen mit dir genießen. Kannst du mich verstehen?« Stumm fleht er um Vergebung, dass er meiner Einladung nicht folgt.

»Aber sicher. Ich hoffe, es wird so schön, wie du dir das wünschst«, antworte ich.

»Er ist wirklich unglaublich attraktiv, Sophie. Ich freue mich schon sehr auf euch zwei.« Er lächelt mich an und seine Pupillen vergrößern sich aufgrund der Vorfreude. Heute würde er voll und ganz auf seine Kosten kommen. Zum ersten Mal haben wir einen Satisfactor gefunden, der uns beiden gefällt. Auch in mir macht sich eine gewisse Neugier auf die Ménage-à-trois breit, die uns hoffentlich beide befriedigen wird.

Kichernd wie Kinder genießen wir wenig später zu zweit das Bad in der Nebeldusche. Als wir uns schließlich auf den Weg in das Satisfactorium machen, sind wir für die Öffentlichkeit wieder in unsere Rollen geschlüpft. Andrew sichert in einem vorschriftsmäßigen Abstand mein Umfeld und ich gebe mich so, als wäre er unsichtbar. Es ist wirklich nicht leicht, Andrew zu ignorieren, wo ich doch viel lieber Hand in Hand mit ihm laufen würde.

Die anfängliche Angst, die unsere ersten Termine zu dritt begleitet hat, ist verschwunden. Das vertraglich festgelegte Stillschweigen gibt uns die Sicherheit, die wir so dringend benötigen. Niemand verlor bisher auch nur ein Wort über das, was in den Diensträumen der Satisfactoren vor sich ging. Der Ablauf ist dabei immer der Gleiche, ich gehe voran und hole Andrew in den Raum, sobald ich den Satisfactor begutachtet habe. Auch heute wird es so laufen. Den meisten Männern, die uns Frauen dienen, missfällt es, sich dem gleichen Geschlecht hinzugeben. Sie sind eindeutig hetero und reagieren verwirrt oder gehemmt, wenn Andrew auftaucht. Manche von ihnen besitzen eine Neigung und mögen die Abwechslung. Wie wird es mit Julio sein?

 

Schmunzelnd betrachte ich Andrews deutlich sichtbare Erregung, während ich mich im Vorraum des Dienstzimmers zurechtmache. Ich durchlaufe ungeduldig den vorgeschriebenen Reinigungszyklus und das warme Kitzeln der ultravioletten Strahlen, die meine Haut desinfizieren. Dann lege ich das Gewand an, welches nur für diesen Zweck gefertigt wurde. Mit dem Öffnen einer einzigen Spange ist man komplett ausgezogen. Das lästige Abstreifen der Kleidung entfällt völlig. Nichts engt einen ein oder hinterlässt unschöne Striemen.

Ich küsse Andrew ein letztes Mal, bevor er in die Nebelwand steigt, um seinen Reinigungszyklus zu beginnen. Seine Leidenschaft ist voll entfacht und ich teile seine Ungeduld. Lächelnd schreite ich durch die automatische Schiebetür, die sich nur mit einer Karte, auf der die Zahlungsbestätigung für die gebuchte Zeiteinheit gespeichert ist, öffnen lässt. Wärme und sanftes Licht empfangen mich. Julio kniet an dem für ihn vorgesehenen Platz. Geradezu vorbildlich präsentiert er sich und seinen Körper. Bei meinem Eintreten ruckt sein Kopf nach oben, er wirkt angespannt und lauschend. Auf nackten Fußsohlen laufe ich beinahe geräuschlos auf ihn zu. Nur ein leises Tapsen ist zu hören. Sofort dreht sich sein Kopf in meine Richtung, danach senkt er diesen ergeben. Es ist ihm untersagt, ohne meine Aufforderung das Wort an mich zu richten.

Ohne Hast und Eile schaue ich ihn mir an. Er ist wie alle Satisfactoren exzellent trainiert. Ausgeprägte Pobacken wölben sich unter einem muskulösen Rücken. Seine breiten Schultern münden vorn in eine unbehaarte, gebräunte Brust. Er ist im Genitalbereich komplett enthaart und offenbart dadurch seinen Schaft in voller Pracht. Stolz ragt er vor ihm auf, wie das Schwert eines Kämpfers, der seine Schlacht kaum erwarten kann.

»Öffne deine Beine«, weise ich ihn an.

Gehorsam verlagert er das Gewicht und rutscht mit seinen Knien auseinander.

»Beuge dich nach vorn«, befehle ich ihm als Nächstes.

Auch das macht Julio, ohne zu zögern. Ich sehe, wie die Muskeln an seinem Körper arbeiten, während er meiner Aufforderung nachkommt. Mir wird ganz warm und mein Herz schlägt schneller. Julio ist definitiv ein Leckerbissen. Die Quelle seiner Essenz liegt stramm am Ende seines Triebs. Seine Testikel sind schön geformt und befinden sich jeweils seitlich seines Schafts. Andrew wird von ihm ebenfalls begeistert sein.

»Du darfst dich hinstellen, Julio«, entlasse ich den Satisfactor aus seiner unbequemen Haltung.

Leichtfüßig richtet er sich auf. Er ist ungefähr genauso groß wie Andrew, von dem ich weiß, dass er inzwischen mehr als ungeduldig auf der anderen Seite der Zugangstür steht. Ich entferne die Augenbinde und Julio kneift für einen Moment die Augen zusammen. Dann schaut er mich an und lächelt. Nur südländische Männer können gleichzeitig so verrucht und doch unschuldig lächeln. Oh ja, Julio ist definitiv dafür geschaffen, Andrew und mir den Kopf zu verdrehen.

»Mein Name ist Sophie«, stelle ich mich vor.

»Sophie, ich freue mich, dir heute dienen zu dürfen.« Seine Antwort klingt zuvorkommend, sein Blick verspricht Leidenschaft pur.

»Das freut mich, Julio. Allerdings wirst du nicht mir allein dienen.« Mit diesen Worten gehe ich zu der Schiebetür und öffne sie mit meiner Karte. Andrew steht dahinter und lächelt mich genauso verheißungsvoll an, wie es wenige Sekunden zuvor der Satisfactor getan hat. Er tritt ein und schenkt mir einen liebevollen Kuss, während ich mein Gewand abstreife. Währenddessen spüre ich Julios fragenden Blick in meinem Rücken. »Das ist Andrew. Er wird heute dabei sein«, erkläre ich dem wartenden Satisfactor.

Julio nickt langsam und betrachtet Andrew. Er lächelt ihn freundlich an, fast ein wenig verlegen. Sanft berühren seine Finger Andrews Arme und streicheln ihn. Von einer Sekunde auf die andere wächst in mir die Erkenntnis, dass Julio genau wie Andrew für beiderlei Geschlecht aufgeschlossen ist. Ich stehe zwischen den beiden, deren Blicke über meinen Kopf hinweg ineinander vertieft sind. Mein Körper ist umrahmt von zwei extrem attraktiven Männern und dann beginnt für mich das Liebesspiel zu dritt.

Vier Hände streicheln mich, erkunden meinen Körper, necken meine Nippel. Ich lasse meinen Kopf zurücksinken und bette ihn auf Julios Schlüsselbein. Andrew küsst erst mich und anschließend Julio. Wir berühren uns mit den Händen und Lippen gegenseitig. Keiner von uns kommt zu kurz. Ohne einen Zwischenraum stehen wir zusammen und ich kann die samtige Haut der beiden überall spüren. Ich persönlich liebe es, von zwei Männern verwöhnt zu werden, das ist das Einzige, was mir den auferlegten Pflichttermin regelmäßig versüßt. Doch dieses Mal ist es anders. Es fühlt sich vertraut an. So, als würden wir einander bereits lange kennen. Es ist einfach unglaublich. Der Duft unserer Leidenschaft vereint sich zu einem aphrodisierenden Gemisch. Ich stehe im Mittelpunkt ihrer Begierde. Andrews Trieb steht steil aufgerichtet vor ihm und berührt meinen Bauch. Die Tropfen seiner Vorfreude laufen in Perlen an meiner Haut hinunter. Hinter mir drückt sich Julio aufreizend an mich. Sein Trieb spaltet meine Pobacken und scheint sie förmlich zu erhitzen. Wohin ich auch taste, küsse oder lecke, dort befindet sich duftende Männerhaut. Meine Lust steigt auf ein nie zuvor gekanntes Maß.

Unsere Dreisamkeit ist einfach nur perfekt. Jeder gibt und bekommt zeitgleich überreichlich zurück. Stöhnend lasse ich mich mit den beiden auf die große Liegefläche sinken, die für die Tätigkeit des Satisfactors bereitsteht. Es ist wie ein Rausch. Ich spüre Andrews vertrauten Schaft tief in mir, während Julio mich küsst und streichelt. Ein heftiger Orgasmus rollt über mich hinweg. Als sich Andrew aus mir zurückzieht, dringt Julio tief in mich ein. Sein Penis ist dicker als Andrews, er weitet mich ungewohnt. Der leichte Dehnungsschmerz facht meine Lust nur noch mehr an. Ich falle in einen weiteren Höhepunkt und ziehe mich eng um ihn zusammen.

Es ist einfach unbeschreiblich. Atemlos schaue ich dabei zu, wie sich Andrew und Julio küssen. Sie sind leidenschaftlich und zärtlich, genau so, wie sie es mit mir waren. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass es mich erregen würde, Andrew beim Sex mit einem anderen XY-Träger zuzuschauen. Zwei Männer mit wunderschönen Körpern erregen sich gegenseitig. Ich sehe Andrews sehnsuchtsvolle Blicke, die sonst nur mir gelten, und ein kleiner Stich der Eifersucht durchrast mich. Automatisch strecke ich meine Hand aus und berühre ihn. Er schaut zu mir herüber, lächelt mich an und sein Blick ist voll tiefer Zärtlichkeit.

Auch Julio hält inne und küsst die Haut auf meiner Hüfte. Ein einziges Wort von mir und er würde sich mir zuwenden. Doch ich brauche eine kleine Verschnaufpause. Mit einem Kuss für jeden der beiden ziehe ich mich ein Stück zurück und genieße als Zuschauerin ein Liebesspiel, wie es schöner nicht sein könnte.

Als Andrew sich mit Julio vereinigt, erregt mich der Anblick derartig, dass ich mit den Fingerkuppen meine Perle streichle. Nahezu zeitgleich mit Andrew komme ich ein weiteres Mal. Wenige Augenblicke später sind die beiden wieder bei mir. Andrew lächelt mich glückselig an. Zärtlich streichelt und küsst er mich. Gott, es ist so schön! Mein Blick fällt auf Julio, der sich schüchtern zu uns gesellt, sein Trieb ist noch immer steil aufgerichtet. Mir fällt ein, dass ich vor lauter Vorfreude vergessen habe, ihm die Erlaubnis zu geben, selbst einen Orgasmus erleben zu dürfen.

»Komm zu mir, Julio, und genieße mit uns deinen Erguss«, biete ich ihm an. Ich bin mehr als bereit für eine letzte Runde und öffne hingebungsvoll meine Schenkel für ihn. Ein letztes Mal finde ich mich zwischen zwei Männern wieder, die mich gekonnt verwöhnen. Erst als mich ein wohliger, langer Höhepunkt überflutet, gestattet sich Julio, in mir zu kommen. Sein heißer Samen ergießt sich in meinen inneren Mund. Mit bebenden Lenden legt er sich auf die andere Seite neben mich und gibt mir so die Luft, die ich jetzt dringend zum Atmen brauche.

Nie habe ich etwas Schöneres, Perfekteres erlebt. Diese Dreisamkeit war einfach vollkommen. Zum ersten Mal, seitdem ich Satisfactoren besuche, widerstrebt es mir, nach Hause fahren und Julio zurücklassen zu müssen. Auch er scheint bedrückt zu sein. Zum Abschied küsst er uns und verrät durch diesen Kuss seine Gefühle. Die nahende Trennung lastet schwer auf Andrew und mir. Schweigend nehmen wir im Vorraum eine Nebeldusche, um den Duft unserer Ausschweifungen abzuspülen. Wir können uns beide gedanklich nicht von Julio trennen.

Mit einer Entwicklung wie dieser haben wir in unseren kühnsten Träumen nicht gerechnet. Zum ersten Mal berührt ein Satisfactor unsere Seele und weckt den Wunsch nach mehr. Auf viel mehr!

Andrews Geschichte

Julio ist für uns beide nicht nur eine perfekte Ergänzung, er hat sich auch in der kurzen Zeit, die wir mit ihm verbringen durften, in unsere Herzen geschlichen. Es dauert eine Weile, bis Andrew und ich uns über ihn austauschen. Die Rückfahrt vom Satisfactorium verläuft nahezu schweigend. Der Magsolex fährt den einprogrammierten Weg zu unserem Haus, während Andrew meine Hand hält und mich eng an seine Schulter zieht. Wir sind beide irgendwie traurig, dass uns ein Mensch wie Julio begegnete und wir ihn zurücklassen müssen. In den knapp drei Jahren, in denen ich zusammen mit Andrew Satisfactoren besuche, ist so etwas noch nie vorgekommen. Nie war es so perfekt und nie hat mich ein Mensch, außer Andrew, je so berührt. Eine mir bisher unbekannte innere Stimme meldet sich zu Wort und fragt mich mit beinahe kindlichem Unverständnis, warum das alles so sein muss. Weshalb wir Satisfactoren wie eine biologische Maschine nutzen. Mir wird klar, dass diese Männer sehr wohl Gefühle und Bedürfnisse haben. Wie kann sich das, was verboten ist, so richtig anfühlen?

Meine Mutter ist wieder zurückgekehrt, was ein ungestörtes Unterhalten noch verkompliziert. Andrew und ich sitzen einander im Wohnbereich meiner Räume gegenüber. Die Entertainment-Konsole informiert uns über längst ausgestorbene Tiere und vermittelt einen Eindruck davon, wie früher die Natur ausgesehen haben muss. Wir schenken der Projektion jedoch keine Aufmerksamkeit, sondern nutzen die Geräuschquelle, um uns unbehelligt miteinander unterhalten zu können. Auch wenn wir uns im Wohnkomplex meiner Mutter befinden, möchte ich sie nicht vor die Wahl stellen, sich entweder für ihre Tochter oder aber für das von ihr vertretene Gesetz entscheiden zu müssen.

Andrew greift nach meiner Hand und streichelt sie zärtlich. Seine Lider sind gesenkt und seine auffallend langen, dunklen Wimpern bilden zwei Halbmonde oberhalb seiner Wangenknochen.

»Julio hat es dir angetan?«, frage ich ihn vorsichtig mit leiser Stimme. Sein Blick hebt sich und sucht den Kontakt zu meinem. Alle Emotionen stehen darin geschrieben. Liebe, Vertrauen, Zärtlichkeit und Traurigkeit. Die Trauer in seinem Blick war immer schon da und ich habe ihm nie entlocken können, was die Ursache dafür ist. Mein Herz krampft sich zusammen und plötzlich wünsche ich mir sehnlichst, ihm diesen Schmerz nehmen zu können. Ich fühle mich so machtlos, obwohl ich zur stärkeren Spezies gehöre.

»Ja«, flüstert er zurück. »Ihr beide habt es mir angetan. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich noch einmal in meinem Leben so etwas erleben könnte. Darum treffen mich meine Gefühle viel heftiger, als ich dachte.«

»Erinnert dich Julio an jemanden?« Auch wenn Andrew mich liebt, schmerzt mich der Gedanke, dass es einen Menschen gab, dessen Verlust ihn so traurig gemacht hat.

Er nickt kaum merklich. »Ja, sein Name war Sergio. Er stammte aus dem Süden Italiens. Er war ein Wächter wie ich.« Seine Stimme ist leise, fast so, als hätte er Furcht, seine Erinnerungen laut auszusprechen. »Ich war sechzehn Neusommer alt, als wir uns das erste Mal begegneten, er war neu in unserer Trainingseinheit und ein Jahr älter als ich. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm wenden, für mich war er der schönste Mensch, den ich jemals gesehen habe.«

Sofort habe ich unendlich viele Fragen, die ich ihm am liebsten stellen würde. Meine Neugier schlägt meiner Erziehung ein Schnippchen: »War er der Erste für dich?« Die Frage ist ausgesprochen, bevor ich es mir anders überlegen kann.

Wieder nickt Andrew. »Ja. Es ist nicht so, als gäbe es eine bestimmte Veranlagung, die ich versucht habe, auszuleben. Wir werden asexuell erzogen. Wir kennen zwar die weibliche Anatomie, um gegebenenfalls medizinische Hilfe leisten zu können, aber alles, was darüber hinausgeht, gehörte nicht zum Lehrplan. Ich wusste damals nichts über Sex oder Begierde. Da wir mit euch Frauen erst nach der Ausbildung zusammenkamen, gab es auch nichts, womit ich als Sechzehnjähriger meine Fantasien hätte beflügeln können. Sergio war strafversetzt worden. Er hatte in dem vorherigen Breedinghome ein Verhältnis mit einem anderen Schüler angefangen. Ich sah ihm bei seinem Training zu, bewunderte seinen Körper, der schon viel muskulöser war als meiner. Er war der Beste im Lehrgang für fernöstliche Kampftechniken und ich habe alles getan, nur um mit ihm üben zu dürfen. Seine Nähe erregte mich und ich wusste nicht, was das für mich bedeutete.«

 

»Du hast dich in ihn verliebt?«

Andrew schluckt hart und nickt erneut. »Dieses Gefühl war einfach da und es wurde immer stärker. Wir trafen uns irgendwann in den Waschräumen, es war eher Zufall als Absicht. Er war unbekleidet und ich befand mich ebenfalls nackt dort, da ich vorhatte, mich in der Nebeldusche zu reinigen. Sergio zog mich in die Kabine und verschloss die Tür. Wir standen einander gegenüber und schauten uns einfach nur an. Ich sah, wie sein Trieb wuchs, und der Anblick erregte mich. Wie in Zeitlupe näherten wir uns und dann berührten sich unsere Körper. Es fühlte sich an, als wäre ein Blitz in mich eingeschlagen. Sergio duftete so gut und seine Haut war weich und warm. Sein ganzer Körper drängte sich an meinen und Sergios Nähe erregte mich immer mehr. Es war aufregend und sinnlich zugleich, seinen Leib an meinem zu spüren. Er begann, mich zu streicheln, erst langsam über die Hüften und den Rücken. Ich genoss seine Berührungen und sehnte mich augenblicklich nach mehr. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei sexuelle Erfahrungen gesammelt. Sergio war geduldig und einfühlsam.«

Unfassbar, denke ich. Wir Frauen werden zwischen vierzehn und siebzehn defloriert, sind umfassend aufgeklärt und wissen, zumindest in der Theorie, wie die Fortpflanzung und diverse Spielarten funktionieren. Mich stört, dass XY-Träger so isoliert leben. Und es tut mir leid, dass Andrew nicht ansatzweise eine so unbeschwerte Kindheit hatte wie ich. Warum habe ich nie über diese Breedinghomes nachgedacht? Jene Orte, an denen XY-Träger aufgezogen und ihrer späteren Aufgabe zugeführt werden. Stets habe ich alles als richtig empfunden und nie daran gezweifelt, welche Folgen der Weg, den wir Frauen nach der großen Katastrophe eingeschlagen haben, für die unterlegene Spezies, die XY-Träger, hat.

Auch bei uns sind viele Dinge genau geregelt, wie zum Beispiel die Ausbildung und die Reproduktion. Bis jetzt musste ich mich nur mit den Regeln bezüglich der Defloration und Vaginalisation befassen. Doch spätestens mit zwanzig durchlaufen wir den ersten Reproduktionszyklus und zwei Jahre danach folgt die nächste und zumeist letzte Fertilisation. Es gibt einige wenige Frauen, die auch noch eine dritte Schwangerschaft erleben dürfen. Meistens um weitere XY-Träger auszutragen, die unmittelbar nach der Geburt in Breedinghomes gegeben werden. Wie es mit Andrew und Julio irgendwann einmal geschehen war. Sie kennen weder ihre Mutter, noch wissen sie ‒ so wie niemand von uns ‒, wer der Vater ist. Damals hat es Familienverbände gegeben, jetzt gibt es das nicht mehr, alles ist streng getrennt. Immer klarer formuliert sich die Frage in mir, ob das Leben heute wirklich besser als früher ist.

Ich schäme mich dafür, dass es erst Julio bedurfte, um zu hinterfragen, warum wir Frauen XY-Träger zu unserem eigenen Wohl unmündig und nutzungsorientiert halten. Es kann nicht richtig sein, dass wir ihre Gefühle und Bedürfnisse ignorieren und uns nur ihrer Stärken bedienen. Ich mache mir selbst Vorwürfe, viel zu lange unkritisch und verantwortungslos gelebt zu haben. Eine Überlegung führt zur nächsten und inzwischen befindet sich ein ganzer Strudel an subversiven Gedanken in meinem Kopf. Ich lege die freie Hand auf Andrews, die meine andere hält, um mich irgendwie zu erden. Mein Mitgefühl für ihn und Julio steigt ins Unermessliche. Alle XY-Träger tun mir leid. Niemand hat dieses unmenschliche Verhalten verdient.

»Andrew, ich habe immer mehr das Empfinden, dass es nicht richtig ist, was wir Frauen mit euch machen, und es schmerzt mich beinahe körperlich, dass du nie die Liebe und Zuneigung erfahren hast, die eine Mutter dir hätte geben können. Bitte erzähle mir, wie ist es mit dir und Sergio weitergegangen?«

Andrew holt tief Luft und streicht mir eine meiner widerspenstigen Locken aus dem Gesicht. Wir sind einander so nah, dass ich mich nur vorbeugen muss, um seine Lippen zu küssen. Ein Kuss würde ihn wahrscheinlich nur vom Thema abbringen, also lächle ich ihn ermutigend an.

»Seit diesem Tag waren Sergio und ich zusammen. Heimlich natürlich, denn die Problematik Homophilie schwebte als Damoklesschwert über uns. Wir küssten und streichelten uns, wann immer wir unbeobachtet waren. Es dauerte mehrere Wochen, bis wir miteinander schliefen. Wir mussten damit warten, weil wir nicht Gefahr laufen wollten, entdeckt zu werden. Auch wenn wir keine Satisfactoren wurden und unsere Liebe keine Geberin schädigte, galt das Verbot des gleichgeschlechtlichen Verkehrs für alle XY-Träger, so auch für uns. Es geschah nach der Abschlussprüfung, die uns dazu befähigen sollte, zukünftig als Wächter zu arbeiten. In einem dunklen Raum, der von niemanden genutzt wurde, haben Sergio und ich das erste Mal miteinander geschlafen.«

Vor meinem geistigen Auge sehe ich einen viel jüngeren Andrew, der einen südländischen Mann küsst und zärtlich streichelt.

»Wie war es für dich, unterscheidet es sich davon, mit einer Frau zu schlafen?«

»XY-Träger küssen anders als Frauen.« Andrew lächelt mich beinahe verlegen an. »Wir passen uns euch an. Unter uns Kerlen ist es weniger spielerisch, sondern direkter, fordernder, männlicher. Der Austausch von Zärtlichkeiten ist genauso schön. Der Körper eines XY-Trägers fühlt sich härter an und ist von Muskeln durchzogen. Ihr Frauen seid weicher und kurviger, einfach anschmiegsamer. Der größte Unterschied besteht natürlich darin, dass Männer einander anal penetrieren.«

Richtig, es muss ja eine Alternative zur weiblichen Vagina geben. Ich bin ja so ahnungslos, denke ich. Das habe ich schon mehrere Male beobachtet, wenn Andrew während unserer Satisfactoren-Termine seine Befriedigung gesucht hat. »Und das ist ein großer Unterschied?« Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das anders anfühlt, als vaginal in eine Frau einzudringen.

»Ja, das ist es«, erklärt mir Andrew und lächelt mich mit dem Wissen an, welches er besitzt und ich nicht. »Frauen umgeben einen Trieb warm, nass und weich. Erst wenn ihr einen Höhepunkt erlebt, zieht ihr euch zusammen und werdet richtig eng. Bei einer analen Penetration ist das ganz anders. Es gibt einen Ringmuskel, der den Schaft fest umschließt und während der ganzen Zeit Druck ausübt. Außerdem …«

»Außerdem, was?«, frage ich in sein Zögern hinein.

»Es gibt einen Punkt innendrin, der bei uns Männern ähnlich große Lustgefühle auslöst wie bei euch der Kitzler. Bei der analen Penetration wird er berührt und stimuliert. Das vergrößert das sexuelle Empfinden des anderen noch. Es ist wie ein Kreislauf.«

Andrews Stimme verklingt und er schaut förmlich durch mich hindurch. An wen denkt er jetzt? Sergio? Julio? »Aber wenn es für dich so schön ist, warum haben wir das bisher nicht gemacht, Andrew?« Auch wenn ich diesen Punkt nicht habe, könnte es doch trotzdem schön für mich sein, auf diese Art mit ihm intim zu sein. Ich dachte immer, wir hätten über alles geredet, offensichtlich haben wir das nicht.

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