Glamorous Love - vollkommenes Glück

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„Oh mein Gott, das wird ja wohl kein Stromausfall sein! Doch nicht jetzt!!!“, schrie Tess besorgt. Bevor ich ihr antworten konnte, erklang ein Vogelgezwitscher und alle blauen Lichter gingen wieder an. Phänomenal!!! Ich sah, dass sich Personen auf der Bühne bewegten. Das Publikum überschlug sich vor Freude. Mein Herz schlug bis zum Hals, ich glaubte aus dem Gezwitscher eine Melodie erkannt zu haben. Helle Lichter erleuchteten die Bühne. Und da war sie, die Band Luminous! Das Getöse in der gigantischen Halle war kaum noch auszuhalten. Nachdem der Frontmann Charly seinen Platz in der Mitte der Bühne eingenommen hatte, begann er, die ersten Silben des Liedes zu singen. Ich bekam eine Gänsehaut, als seine Stimme erklang und mich förmlich berührte. Ich musste mich kurz an meiner Freundin festhalten, damit ich nicht vor Glück das Gleichgewicht verlor. Dieser Mann konnte live noch sehr viel besser singen als auf Platte. Das Konzert wurde mit einem ruhigen Lied eröffnet. Die Band steigerte sich von Song zu Song. Nachdem ein schnelles Lied dem Ende zuging, warf Charly seine Gitarre in die Luft und sie krachte zu Boden. Anschließend warf er sich selbst auf den Bühnenboden. Ich erstarrte! Charly lag so dicht vor mir, dass ich seinen Atem spürte. Ich hätte ihn berühren können. Einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich ihm über das blonde Haar streicheln sollte. Wer weiß, ob ich jemals wieder so eine Chance bekäme! Als er seine leuchtend blauen Augen öffnete und mir direkt ins Gesicht sah, verließ mich jedoch jeglicher Mut und ich dachte, meine Beine würden wie Gummi nachgeben. Schnell sprang er wieder auf, um mit der Show fortzufahren. Noch immer war ich von seinen Augen wie benebelt. Niemals würde ich diesen Blick vergessen. Es folgten einige Balladen. Darin waren die Luminous verdammt gut. Sie spielten alte und neue Lieder, die ich alle von ihren CDs kannte. Wir hatten den Eindruck, mit der Bühne eins zu sein. Tessy ging völlig ab und animierte mich zum Tanzen. „Hättest du jemals an so etwas geglaubt? Das ist ja wohl der Oberhammer!“, rief sie mir fast heiser entgegen.

„Nie und nimmer“, versuchte ich zu antworten, während ich zur Musik hüpfte. Mehr redeten wir nicht, denn der Sound war höllisch laut! Begleitet wurde die Show von einem Lichtspektakel, welches seinesgleichen suchte. Alles war auf die verschiedenen Rhythmen abgestimmt. Mal gab es ein Blitzlichtgewitter, mal ein warmes, entspanntes Licht. Charly William verstand es, die Menschen mitzureißen. Die Stimmung in der riesigen Halle kochte vor positiver Energie. Es regnete ab und zu Glitzerpartikel oder Luftschlangen von oben, die von den Lämpchen angestrahlt wurden. Die Halle erstrahlte wie der Glanz eines polierten Diamanten. Außerdem wechselten die kleinen Lämpchen ihre Farben. Mal leuchteten sie pink, grün, blau oder weiß. Am Ende wurden die Lampen verschieden eingestellt, sodass sie bunt durcheinander blitzten. Eine perfekte Bühnenshow! Hätte ich von den eher einfachen Jungs gar nicht erwartet. Hin und wieder sprach Charly zum Publikum und bedankte sich, auch im Namen der Band, für das ausverkaufte Konzert. Außerdem erklärte er, dass es ein Sonderkonzert sei und es deswegen keine Vorgruppe gab. Zwischendurch machte er kleine Scherze, mit denen er die Fans belustigte. Auch ich musste mitlachen. Über eineinhalb Stunden genossen wir das Konzert, ehe es langsam dem Ende zuging. Die Halle wurde mit einem Male wieder komplett finster. „Das war ja wohl so was von grandios!“, rief ich Tess rüber und suchte im Dunkeln ihre Hand. „Das war das Genialste, was ich jemals gesehen habe!“, meinte sie, bevor sie meine Hand ergriff und fest zudrückte. „Du, das kann noch nicht alles sein, eine Zugabe wird es doch bestimmt geben“, hoffte sie. „Man darf gespannt sein!“ Ich musste meine Stimme erheben, denn die Menschen fingen an, zu pfeifen und mit den Füssen zu stampfen. Immer und immer wieder, über mehrere Minuten, bis die Lichter in der gesamten Halle wieder in blau leuchteten. Die Fans jubelten, während das wahrscheinlich letzte Lied als Zugabe gespielt wurde. Mich überkam eine Gänsehaut, das war mein absoluter Lieblingssong.

5. Kapitel

- Junos Sicht –

Nach Ende des Konzerts und mehreren Abschiedsverbeugungen der Band wurde eine dezente Beleuchtung eingeschaltet. Da bemerkten wir auch schon unsere beiden netten Begleiter, die sich heimlich zu uns geschlichen hatten. „Hey, ihr beiden, na, wie hat es euch gefallen?“, fragte Jim neugierig. Ich konnte nicht anders und fiel ihm um den Hals. „Es war wundervoll, das Beste, wirklich Allerbeste, was wir je gesehen haben! Vielen Dank!“ Auch er drückte mich. „Freut mich, dass es euch gefallen hat und die Show geglückt ist! So, ihr Lieben, es geht weiter, kommt mal mit.“ Erstaunt blickten Tess und ich uns an und folgten ihnen. Nach einigen zurückgelegten Metern betraten wir offensichtlich einen Aufenthaltsraum. Er war mit Tischen, Stühlen, einer Couch und sogar einem Kaffeeautomaten ausgestattet. Im Großen und Ganzen ein gemütlicher Ort. „So, Mädels, jetzt werden wir uns von euch verabschieden müssen. Bill und ich haben für heute Feierabend.“

„Wie ist das denn gemeint? Wie soll es denn hier weitergehen?“, fragte ich aufgeregt, bevor ich Jim zur Verabschiedung die Hand reichte. „Macht euch keine Gedanken, ihr werdet noch abgeholt. Einfach nur hier bleiben und abwarten.“ Die beiden Jungs von F.I.L. ließen uns allein zurück. „Na, das ist ja mal ein Ding, was machen wir denn jetzt?“ Fragend schaute Tess mich mit ihren großen blauen Augen an.

„Ich würde sagen, wir machen einfach das, was Jim uns aufgetragen hat. Nämlich warten, auf was auch immer! Vielleicht kommt der Mensch von der Security und bringt uns zum Hotel oder so.“ Wir setzten uns auf die Couch. Tess zeigte mir ihre zittrigen Hände. Sie war noch immer mitten im Konzert. „Ein Wahnsinn, Juno! Was für ein genialer Sound! Und Gary hat ja wohl ein irres Gitarrensolo hingelegt“, schwärmte Tessy mir vor. Ich schmunzelte. „Hast du etwa was anderes von den Luminous erwartet?“ „Soll ich ganz ehrlich sagen?“ „Hm?“ „Nö!“ „Bist du auch für einen Kaffee zu haben? Mir fallen gleich die Augen zu.“ Sie sah rüber. „Ja, gerne, vielleicht schmeckt der hier besonders gut.“ Ich stand auf und ging auf den Getränkeautomaten zu.

„Du weißt ja“, rief Tess mir zu, „ich ohne Zucker.“ „Gut, dass du mich erinnerst, habe ich ja erst einige Hundert Mal gemacht!“, zog ich sie auf. Mit ruhiger Hand nahm ich unsere Getränke und balancierte zurück zur Couch. Hinter mir hörte ich die schwere Metalltür scheppern. Vor Schreck zuckte ich zusammen und verschüttete einen Teil des heißen Kaffees. Als ich mich umdrehte, um eine Serviette zu holen, stand ER plötzlich vor mir! Er nahm sie mir ab und wischte über den Tisch. Sprachlos schaute ich zu. Nachdem die Kaffeepfütze beseitigt war, schmiss er das Tuch in den Müll und streckte mir seine Hand entgegen. „Hallo, mein Name ist Charly.“

Mittlerweile war ich der Ohnmacht nahe, konnte mich aber gerade noch so auf den Beinen halten. Ich hielt ihm meine vor Aufregung zitternde Hand entgegen. „Ähh, ich weiß wer du bist! Freut mich, dich kennen zu lernen. Mein Name ist Juno.“ Inzwischen waren alle Bandmitglieder der Luminous eingetreten und jeder einzelne begrüßte uns mit einem Händedruck. Erst Charly, der Sänger, Rhythmusgitarrist und Pianospieler. Als nächstes John, der die Bassgitarre spielte und im Hintergrund sang. Dann Gary, der Leadgitarrist, der ab und zu auch am Keyboard stand. Zuletzt Martin, der das Schlagzeug bediente. Charly William stand dicht vor mir. Fast so dicht, dass ich zum zweiten Mal an diesem Abend seinen Atem spüren konnte. „Wer von euch ist denn eigentlich die Gewinnerin?“, wollte Charly wissen. Zum Glück hatte ich diese Situation im Wachsfigurenkabinett schon einmal ähnlich durchlebt und konnte gelassen antworten. Diesmal ohne einen Ausweichschritt nach hinten machen zu müssen. „Das bin ja ich“, sagte ich und hob wie ein kleines Schulkind meinen Finger in die Luft. Ich fand ihn wahnsinnig sympathisch und hübsch!

Tess konnte es kaum glauben, ihren Schwarm persönlich kennen lernen zu dürfen. Leider konnte sie ihre Nervosität nicht besonders gut überspielen und warf einiges an Sätzen durcheinander. Das war zu niedlich und trug zur Belustigung aller bei. Gut, dass sie kein Problem damit hatte und selbst über sich lachen konnte. Tess saß auf der Couch und Charly setzte sich neben sie. Die anderen hatten sich ringsherum verteilt und ich saß Charly und Tess gegenüber. Als ich die beiden unauffällig beobachtete, erinnerte ich mich daran, dass Charlys Freundin ebenfalls blond war. Zumindest wurde sie in den Medien blond gezeigt. Wahrscheinlich stand er auf diesen Frauentyp so wie ich auf den nordischen Männertyp. Und er war ganz klar einer davon! Mittlerweile hatte ich das Gespräch mit Martin, meinem Nebenmann, aufgenommen. Er war der Schlagzeuger. Ein sympathisches Kerlchen. Er sah mit seinem kleinem Bauchansatz und dem lichter werdendem Haar überhaupt nicht wie ein Star aus. Er roch frisch geduscht und hatte sich einen herben Männerduft aufgetragen. Wir unterhielten uns. „Das Berliner Bier schmeckt mir am besten! Leider müssen wir heute mit dem englischen vorlieb nehmen“, meinte er, während er sein Glas zum Anstoßen hochhielt. Wir mussten beide lachen, denn natürlich war das nur ein Scherz. Tess und Charly schienen ein inniges Gesprächsthema gefunden zu haben. Ich hatte den Eindruck, dass sie nicht von Dritten gestört werden wollten. Um welches Thema es bei ihnen ging, hatte ich nicht mitbekommen. Ich musste es so hinnehmen, obwohl es mir fast das Herz brach. Furchtbar gerne hätte ich an Tessys Stelle gesessen. Nach einer guten Stunde meldete Gary sich zu Wort. Er rieb sich seine Augen. „Wie wäre es, wenn wir zurück zum Hotel fahren? Sorry, aber ich bin echt müde und völlig im Arsch!“

Charly lenkte sofort ein. „Klar machen wir! Die, die noch nicht ins Bett wollen, gehen eben noch mit an die Hotelbar.“ Wir schnappten unsere Klamotten und gingen mit den Jungs zum Auto. Diesmal wartete ein schwarzer Van, in dem genügend Platz für uns alle war. Der Fahrer war kein anderer als der uns schon bekannte George.

 

„George, schön Sie wieder zu sehen“, begrüßte ich ihn, bevor ich ins Auto stieg.

„Das Vergnügen ist ganz meinerseits“, erwiderte er grinsend.

„George, was ist denn mit Ihnen los?“, fragte Charly bestürzt. „Das habe ich ja noch nie erlebt, dass Sie mit Fahrgästen scherzen“, lachte er den eher introvertierten Fahrer an und klopfte ihm auf die Schulter.

Wir stiegen alle hinten ein, bis auf Gary, der eigentlich Tessys Schwarm war. Er nahm neben George auf dem Beifahrersitz Platz. Ich hatte den Eindruck, dass er überhaupt keinen Bock auf uns hatte und nur schnell ins Hotel wollte. George parkte vor dem Eingang des Hotels und öffnete die Türen. Gary, der sich von uns allen per Handschlag verabschiedete, atmete erleichtert durch. „Macht´s gut und habt noch viel Spaß! Habe mich entschieden, doch heimzufahren.“

„Klar“, antwortete Charly und ließ Gary noch herzliche Grüße an seine Frau ausrichten. Weil die Stimmung zu kippen drohte, flüsterte Charly ein paar aufbauende Worte: „Wir müssen ein wenig Nachsicht mit Gary haben. Er ist gerade erst Papa geworden und wäre natürlich gerne bei seiner Familie.“ Tessys getrübter Blick sagte alles. Krampfhaft versuchte sie ihre Enttäuschung zu verbergen und brabbelte drauf los: „Ach so, er ist gerade erst Papa geworden … na, dann würde es uns sicher ähnlich gehen. Ist schon in Ordnung, wenn er lieber heimfährt.“

Ich spürte den Pfeil, der gerade dabei war, Tessys Herz zu durchbohren. Sie musste unendlich enttäuscht sein, konnte es aber gut verbergen. Nachdem das Auto wieder losgefahren war, machten wir uns auf dem Weg zur Hotelbar. Der nette Kellner von vorhin war auch am Abend für unsere Wünsche zuständig. Tess orderte: „Einen Mojito hätte ich jetzt gern!“ John und Martin bestellten sich Longdrinks. Während Charly überlegte, was er trinken wollte, bestellte ich mir einfach ein Bier. „Oh, du trinkst Bier? Gute Idee, ich nehme bitte auch eins.“

Natürlich war ich wieder mal so baff, dass ich keine einzige Silbe raus bekam. Stattdessen starrte ich ihn unentwegt an. Vielleicht war es im Moment sogar besser. Schnell hatte der Barkeeper die Getränke bereitet und gereicht. Wir hatten uns auf die Sessel verteilt und prosteten uns zu. Die beiden anderen Bandmitglieder Martin und John waren sehr lustige Jungs, überhaupt nicht abgehoben. Ich hatte den Eindruck, dass sie völlig normal geblieben waren. Bei den Drinks schlitterten wir von einem Thema zum nächsten. Die Runde wurde von Minute zu Minute lustiger. Und wir wurden immer lockerer. Nachdem Tess mit John und Martin vom Rauchen wiedergekommen war, konnte sie nicht mehr ruhig auf dem Sessel sitzen. Sie wippte passend zum Rhythmus der Musik hin und her. Mittlerweile nutzte sie sogar die Bar als Tanzfläche und rockte mit den beiden Jungs. Sie kosteten den Pegel, auf dem sie angelangt waren, sichtlich aus. Insgesamt war die Stimmung super und niemand machte den Eindruck, den Abend beenden zu wollen. Auch Charly und ich nicht. Charly ging zu dem schwarzen Piano und nahm auf dem davor stehenden Bänkchen Platz. Wir folgten ihm und reihten uns in unmittelbarer Nähe auf. Einen kurzen Augenblick zögerte er, schaute kurz in die Runde, bevor er anfing, einen Song zu spielen. Tess tanzte langsam vor sich hin, während sie auf das Einsetzen des Gesangs wartete. Er hatte eine feste Haltung eingenommen, mit aufrechtem Oberkörper und gesenktem Kopf. Die Augen waren geschlossen. Ich erkannte die Melodie und fing an, zu klatschen und mit den Fingern im Mund zu pfeifen. Charly schaute verdutzt zu mir rüber. Mit einer Hand machte er eine Bewegung, die sagte, komm rüber! Ich zögerte keinen Moment und setzte mich direkt neben ihn auf die Bank. Es war atemberaubend! Sofort stellten sich meine Härchen am Körper vor Bezauberung auf, als er anfing, die ersten Silben zu singen. Es war alles so vertraut, ich kannte die Musik, die Texte und den Menschen, den ich schon eine Weile über die Medien begleitet hatte. Immer wieder schaute er mich während des Gesangs an und ich hatte den Eindruck, er würde für mich ganz alleine singen. Später gesellte ich mich zu den anderen und tanzte mit. Charly spielte noch drei Lieder, bevor er etwas trank. Wir alle klatschen, jubelten und dankten ihm für den spontanen Einsatz. Mittlerweile war er komplett durchgeschwitzt. Ich sah, was für eine Kraft das Singen und Klavierspielen kostete. Mit einem Zug trank er sein ganzes Bier aus und bestellte gleich ein neues.

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und setzte mich gegenüber zu Charly in den Sessel. Er schien kein großartiger Tänzer zu sein, zumindest machte er keinerlei Anstalten mitzutanzen. Wir fingen an zu quatschen und dabei fiel mir auf, dass er scheinbar nicht mehr wusste, wie er mich ansprechen sollte. Ich sah ihm die Peinlichkeit an, bevor er etwas sagte. „Entschuldige bitte, aber ich glaube, ich habe vergessen, wie dein Name ist. Am besten fangen wir von vorne an. Also, mein Name ist Charly William und ich singe als Frontmann einer nicht ganz unbekannten Band.“ Wir mussten beide lachen.

„Freut mich, dich kennen zu lernen. Mein Name ist Juno!“ Ich hielt ihm meine Hand hin. „Muss man denn diese Band kennen?“, fragte ich scheinheilig. Er grinste. „Ja, muss man!“

So hatten wir uns das zweite Mal an einem Abend vorgestellt. Und ich erfuhr noch viel mehr über ihn. „Mittlerweile bin ich 25 Jahre. Die Jungs und ich machen jetzt schon seit acht Jahren Musik. Ich war gerade mal 17, als ich die Band gründete.“ „Wow, das ist eine ziemlich lange Zeit. Hat es denn schon immer Spaß gemacht oder war es manchmal schwierig?“ Er kratzte sich kurz am Hals, bevor er antwortete: „Wir schlugen uns von einem Gig zum nächsten durch. Kleine Auftritte in mickrigen Clubs, für keine oder wenig Gage. Unser Durchhaltevermögen wurde eines Tages durch Zufall belohnt. Craig Baker, ein erfolgreicher Produzent, wurde auf uns aufmerksam und schon bald hatte uns die Öffentlichkeit entdeckt.“ „Ja, zum Glück! Sonst hätten wir heute ein richtiges Spektakel versäumt und das wäre echt schade gewesen.“ Charly lächelte amüsiert. Wir erzählten lange darüber, bis er irgendwann nachdenklich innehielt. Neugierig sah er mich an. „Sag mal, wie bist du eigentlich auf das Gewinnspiel gekommen?“ Ich hatte sofort eine Antwort: „Klang einfach verlockend, als ich die Anzeige in meiner Glamour Girl las. Im Internet habe ich alles darüber gelesen und eigentlich wollte ich schon immer nach London“, setzte ich hinzu.

„Aha, so eine bist du also, jemand der Klatsch und Tratsch liest?“ „Natürlich, wie sonst soll man denn etwas von den Reichen und Schönen erfahren, außerdem wäre ich sonst nicht hier“, antwortete ich und schaute ihn mit einem verschmitzten Lächeln an. Ich nahm einen Schluck aus meiner Flasche. Er zog seine Augenbrauen hoch. „Natürlich, du hast recht! Wie sonst soll man etwas über diese Menschen erfahren. Selbst ich lese ab und zu diese Zeitungen.“ Wir prosteten uns zu, bevor wir unsere Unterhaltung fortsetzten. „Ich würde gerne mehr über dich wissen, mich interessiert einfach, was andere Leute über mich denken.“ Fragend wartete er meine Antwort ab.

„In Ordnung! Aber ich möchte im Gegenzug mehr über dich erfahren!“ Er zögerte kurz, kratzte sich nachdenklich an seinem gerade entstehenden Bart und schaute zu mir auf. „Okay, aber du musst mir versprechen, dass du damit unter keinen Umständen an die Öffentlichkeit gehst. Bitte, egal was passiert!“

Ein guter Deal. „Wenn du möchtest, werde ich auf das Leben meiner besten Freundin schwören ... Und ich liebe Tess!“ Nachdem ich das versprochen hatte, ging es weiter. Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass sich ein weltbekannter Sänger für mich und meine Umwelt interessierte. Entweder hatte er die Begabung, mir den Eindruck zu verleihen, es interessant zu finden, oder er tat es wirklich!

Wir spielten sozusagen Frage und Antwort. Mittlerweile waren wir bei den Hobbys angekommen. „Na schön, dann werde ich dir ein bisschen über mich verraten.“ „Ich bin gespannt!“ „Also, ich bin vielleicht nicht ganz so musikalisch wie du, aber trotz allem liebe ich Musik. Laut muss sie sein, das ist ganz wichtig!“

Charly lachte. „Das ist großartig und du hast recht, laut muss sie sein! Was hörst du denn so?“ „Nicht böse sein, aber am allerliebsten höre ich Musik aus dem Netz. Zum Beispiel höre ich ganz viel „The Sound you need“, da findet man super Songs. Natürlich höre ich mindestens genauso oft Luminous oder Fritz, einen Berliner Radiosender. „Bin ich froh, dass du gerne Luminous hörst. Aber davon ganz abgesehen, im Netz stöbere ich auch öfter nach neuer Musik.“

Charly hatte sichtlich Spaß an meinen Episoden und wollte mehr über mein Leben erfahren. „Okay, aber nicht an die Öffentlichkeit gehen!“, scherzte ich. „Ich verspreche es!“ Er hielt seine Hände unschuldig in die Luft. „Manchmal gehe ich joggen. Außerdem schwimme ich sehr gerne. Ich liebe es, in Bars oder Klubs abzuhängen. Natürlich quatsche ich auch viel, am liebsten mit Tessy. Ab und zu koche ich auch. Mein Vater sagt immer, ich hätte Talent dazu, wenn ich die richtigen Zutaten habe. Und du?“ Er lächelte und ich sah die unglaublich süßen Lachgrübchen. „Hhhhm, an erster Stelle steht natürlich die Musik.“ Er musste tatsächlich einige Minuten überlegen. „Und außerdem bin ich gerne mit den Jungs aus der Band zusammen“ Er kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Und früher bin ich auch gerne mal auf den Fussballplatz gegangen. Ansonsten schwimme ich meine Runden bei uns im Pool.“ „Hhhmm …“ Gemeinsam lachten wir und erzählten lange. Wir tranken nach wie vor Bier und fingen langsam an, uns öfter zuzuprosten. War wahrscheinlich ein positiver Nebeneffekt des Alkohols. Wir tauschten eine Menge privater Dinge aus, ich erfuhr seinen musikalischen Werdegang. „Ich setzte mir damals einfach so in den Kopf, Musik zu machen. Schließlich ist meine Mutter Musiklehrerin. Ein bisschen Gitarre und Piano spielen und ein paar Menschen zufrieden stellen. Während des Abis traf ich mich regelmäßig mit Gary und Martin. Ich erzählte ungeniert von meiner Idee und die beiden Jungs waren Feuer und Flamme.“

„Ach wirklich? Wie kommt´s, weil sie schon Vorkenntnisse hatten?“, fragte ich nach. „So ist es! Martin spielte schon so lange, wie er denken konnte, sein Schlagzeug und Gary Gitarre. Wir setzten uns zusammen, klimperten einfach drauf los und ich sang irgendwelche schrägen Texte dazu.“ Interessiert schaute ich ihn an. „Ich könnte mir vorstellen, dass das anfangs ein ziemliches Notenwirrwarr war.“ Er lachte. „Es war die reinste Katastrophe! Schnell sah ich ein, dass ich Gesangsunterricht nehmen musste.“ „Und was ist mit John?“

„John war immer irgendwie ein kleiner Außenseiter. Ein Außenseiter mit guter Stimme und Talent für Rhythmus. Darum spielt er den Bass!“ „Wow, und jetzt füllt ihr die größten Hallen der Welt!“

Es war spät, meine Freundin kam an unseren Tisch geeiert. „Seid nicht böse, aber ich kann einfach nicht mehr! Ich muss unbedingt ins Bett!“ Ich war überrascht. „Was? Du willst vor mir ins Bett?“

„Ja, besser ist das“, meinte sie und torkelte davon. „Na, dann hab eine gute Nacht, meine Liebe!“, rief ich ihr hinterher. John und Martin setzten sich kurz an unseren Tisch und tranken ihre Gläser aus, bevor auch sie sich verabschiedeten. „So, jetzt seid ihr für euch, aber macht keinen Unsinn“, meinte Martin mit gehobenem Finger und grinste seinen Kumpel an. Der antwortete prompt: „Kennst mich doch einfach zu gut, Martin.“ Wir wussten, dass es ironisch gemeint war, und lachten. Bis auf den Kellner, der sich diskret im Hintergrund aufhielt, waren Charly und ich allein. Ich verspürte eine gewisse Nähe und auch Wärme. Jedes Mal, wenn er sich nach vorne beugte, um nach seinem Bier zu greifen, war er mir ein Stückchen näher. Mein Herz fing an, Saltos vor Glück zu schlagen. Mir wurde heiß! Ich hoffte, dass man mir nichts anmerken konnte. Es war schon nach vier, als ich das letzte Mal auf meine Uhr schaute. Dabei fiel mir auf, dass Charly die gleiche in gelb trug. Keiner von uns beiden machte Anstalten, den Abend zu beenden. Ganz im Gegenteil, als nur noch ein kleiner Rest in Charlys Flasche war, bestellte er gleich zwei neue. Der Gesprächsstoff ging uns nicht aus und wir waren beim Thema Partnerschaft angekommen. „Mittlerweile sind Cressida und ich schon seit fünf Jahren liiert.“

Sie war eine hübsche, erfolgreiche Hollywood-Schauspielerin und obendrein seine beste Freundin und Geliebte. Als ich das aus seinem Munde hörte, brannte es wie Feuer auf meiner Haut! Sie schienen eine harmonische Beziehung zu führen. Es gab keine Eifersucht oder Streit. Aufgrund ihres Berufes gab sie zwischendrin PR-Auftritte oder Interviews. Er eher nicht! Trotzdem hatten sie sich miteinander arrangiert und es schien zu passen. Ich hatte Mühe, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr ich ihn begehrte. Nicht dass ich ihm sein Glück nicht gönnte, nein, es war anders. Gern wäre ich an Cressidas Stelle gewesen. Fünf Jahre, dachte ich mir, das würde ich auch gern mit einem Partner schaffen. „Ich habe sie damals nach einem unserer Konzerte kennen gelernt. Sie war einfach bildhübsch, groß, schlank und blond. Obendrein war sie unheimlich selbstbewusst und mutig genug, mich spontan anzusprechen.“ Bald wie meine Busenfreundin Tess. Außer dass das Tessylein nicht ganz so erfolgreich war. Mittlerweile hatten sich die Luminous zu einer der angesagtesten Bands der Welt gemausert. Darum liebte Charly seine Cressida, sie hatte es nicht nötig, sich an seine Fersen zu hängen. Cressida war selber vermögend, vielleicht sogar reicher als er. Sie musste selbst zusehen, wie sie unbemerkt an den Reportern vorbeikam, wenn sie ins Fitness-Studio oder zum Einkaufen wollte. Sie musste sich regelrecht einen Plan schmieden, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

 

„Weißt du, das war eine völlig neue Situation für mich! Für jemanden, der aus normalen Familienverhältnissen stammt, war es anfangs nicht leicht, überall angesprochen zu werden.“ Er rieb nervös seine Hände ineinander und sah mich an.

„Ich glaube, das kann ich mir gar nicht vorstellen, darum versuche ich es auch nicht. Ich hoffe, dass du dich mit deinem neuen Leben arrangiert hast?“ „Na ja, mehr oder weniger. Eigentlich möchte ich überhaupt nichts Privates von mir in der Öffentlichkeit preisgeben.“

Er betonte, dass nur noch wenige Freunde geblieben waren. Viele nutzten die Situation für sich aus, schröpften ihn oder nahmen ihn zu Hilfe, um Bekanntschaften mit einflussreichen Menschen zu schließen. „Wieso erzählst du mir dann so viel von dir? Hast du keine Angst, dass mir jemand eine Menge Geld für ein paar Antworten bieten könnte?“ Er grinste. „Du stellst dir zu Recht die Frage. Ich muss von allen guten Geistern verlassen sein! Keine Ahnung, was in mich gefahren ist. Vielleicht siehst du so vertrauenswürdig aus.“

Über seine Aussage musste ich lächeln und irgendwie machte es mich auch etwas stolz. „Es gibt nur eine Handvoll Menschen, denen ich vertraue. Das sind die Jungs der Band, ihnen vertraue ich zu tausend Prozent ... und natürlich Cressida“, ergänzte er seine Antwort und schlug mir damit im übertragenen Sinne ordentlich in die Magengrube. Ich nickte, um ihm zu signalisieren, dass ich es verstanden hatte. Inzwischen dämmerte es. Charly hatte sich in dieses Thema hineingesteigert, sicher weil es ihn wahnsinnig beschäftigte. Verständlicherweise! Ich wollte einfach nur, dass die angeschlagene Stimmung wieder freundlicher wurde. Verlegen biss ich mir auf die Unterlippe, bevor ich meine Frage loswerden konnte: „Hast du Lust, vielleicht noch eine Runde durch den Park zu spazieren? Vielleicht lenkt es dich ab.“

Er überlegte kurz und starrte ins Leere. „Gute Idee! Das macht vielleicht tatsächlich den Kopf wieder frei.“ Ich streifte mir mein schwarzes Jäckchen über und wir machten uns auf den Weg nach draußen. Kaum waren wir an der Pforte angekommen, hatten wir einen Security-Mann an unserer Seite. Charly klopfte ihm auf die Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Daraufhin ließ er ab und wir konnten alleine in den Park gehen. Ich genoss es, im Halbdunkeln zusammen mit Charly zu laufen. Die morgendliche Luft war kühl und klar. Kein Smog, den man unwillkürlich einatmete, wenn man zur fortgeschrittenen Stunde hier entlanglief. Ich spürte, wie mein Verstand aufklarte, und bekam das Gefühl, ihn stetig besser einschätzen zu können. Am liebsten hätte ich seine Hand genommen, doch meine Vernunft hielt mich zum Glück zurück! Es waren noch keine Besucher im Park, selbst die Enten und Vögel schienen noch zu schlummern. Nachdem wir fast eine Runde um den See gelaufen waren, sagte er aus heiterem Himmel: „Komm, setzen wir uns auf die Bank und genießen gemeinsam den Sonnenaufgang.“

Er zeigte mit dem Finger auf eine Parkbank dicht am Ufer.

„Sehr gerne“, antwortete ich und ging ihm nach. Wir saßen an einem urgemütlichen Plätzchen mitten in der Natur. Vor uns ein kleiner Teich, auf dem Seerosen schwammen. Ringsherum wuchsen hohes Gras und Schilf, das die Tautropfen feucht hielten. Vor uns waberte der Nebel, der sich durch einen wunderschönen Sonnenaufgang langsam auflöste. Der Himmel leuchtete romantisch in einem glühenden Orange, Gelb, und Rot. Der Duft des Sommers lag in der Luft und sorgte für eine unvergessliche Atmosphäre. „In solchen Situationen fallen mir die besten Texte und Melodien ein“, flüsterte er mir zu. „Wie, wenn du mit einem Fan wie mir auf einer Parkbank sitzt?“, fragte ich ironisch. Er grinste. „Natürlich nicht! Das ist mein Ernst, ich beobachte gerne Naturereignisse und nutze sie als Inspiration für die Musik.“

Ich überlegte, woran es liegen mochte, dass mir dieser Mann so vertraut war. Jetzt kannte ich die Antwort. Es war diese Stimme! Selbst beim Flüstern hatte sie einen unverkennbaren Klang. Er sah mich neugierig an, bevor er weiterredete. „Juno, bitte erzähl mir mehr von dir! Was machst du so in deinem Leben? Hast du einen Freund? Einfach alles!“ Ich war erstaunt und legte meine Hände ineinander. „Na gut, wenn du danach fragst …“ Dann plapperte ich drauf los. Das Interesse seinerseits schien groß, denn nach einiger Zeit bekam ich eine bemerkenswerte Zwischenfrage gestellt. „Und? Was empfindest du noch für Marc?“ Nachdenklich kratzte ich mich am Kopf. Eine schwierige Frage, wie ich fand. „Ich habe die Vermutung, wir beide wären heute noch ein Pärchen, wenn er nicht so weit weggezogen wäre.“ So hatte ich diese Frage indirekt beantwortet.

„Verstehe“, nickte er zustimmend. „Okay, jetzt bin ich dran“, lenkte ich geschickt ab. Meine Frage hatte es in sich. Mir war klar, dass ich mich damit auf dünnes Eis begab. Das war die Frage, die eigentlich jeder stellen würde, wenn er die Gelegenheit bekäme. Jeder Reporter, jeder Groupie und wahrscheinlich sogar jeder aus der Familie. „Wie wird es in deiner Beziehung weitergehen? Wirst du Cressida heiraten?“ Meine braunen neugierigen Augen durchbohrten ihn förmlich. Er lächelte, darüber war ich heilfroh.

„Du sollst deine Antwort bekommen. Anfangs, als die Liebe auf dem Höhepunkt war, dachte ich tatsächlich ans Heiraten.“ Er hielt kurz inne und schaute zum Horizont. „Allerdings hielt ich den Zeitpunkt noch nicht für angemessen, schon nach einem Jahr die Hochzeitsglocken läuten zu lassen. Mittlerweile wäre die Zeit reif dafür, aber …“ Er schwieg und strich sich nachdenklich mit einer Hand über sein Kinn, bevor er weiterreden konnte. „Ich weiß nicht, ob es wirklich noch die große Liebe ist oder nur eine Art Zweckgemeinschaft. Oftmals gehen wir uns aus dem Weg, nur um den Abend nicht mit dem Partner verbringen zu müssen.“ Diese Worte hallten eine Weile bei mir nach. „Willst du mir damit sagen, dass du dir nicht sicher bist, ob du sie wirklich liebst?“

Wahrscheinlich hörte man an meinem Ton, wie fassungslos ich über diese Aussage war. Er schwieg und nickte betroffen, so als hätte er etwas ausgefressen. „Das ist aber traurig! Ich weiß, es geht mich nichts an, aber ihr müsst euch unbedingt aussprechen und schauen, was ihr beide wollt.“

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