Linguistische Stil- und Textanalyse

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Konstituententests

Mithilfe von Konstituententests können die in einem Satz zusammengehörenden Elemente, seine Konstituenten, ermittelt werden. Da zwar alle Satzglieder Konstituenten, aber nicht alle Konstituenten gleichzeitig auch Satzglieder sind, werden durch Konstituententests nicht zwingend Einheiten isoliert, die auch einen Satzgliedstatus haben. Konstituententests helfen, die hierarchische Struktur eines Satzes aufzuschlüsseln bzw. seine Einheiten zu klassifizieren. Im Folgenden sollen die wichtigsten Konstituententests kurz vorgestellt werden. Dazu gehören der Permutationstest (Verschiebeprobe), der Substitutionstest (Ersatzprobe inklusive ihrer Varianten ‚Pronominalisierungstest‘ und ‚Fragetest‘), der Eliminierungstest (Weglassprobe) und der Koordinationstest (vgl. Dürscheid 2012, S. 46ff.).1

Konstituenten sind Wörter bzw. Wortgruppen, die sich gemeinsam umstellen lassen, ohne dass der Satz ungrammatisch wird oder sich der propositionale Gehalt ändert. Dies kann durch den Permutationstest nachgewiesen werden, der es erlaubt, Umstellungsmöglichkeiten von Konstituenten systematisch zu testen und Wortstellungsregeln zu beschreiben.

1 a) Ein Kollege sprach vor dem Kurs mit mir.b) Vor dem Kurs sprach ein Kollege mit mir.c) Mit mir sprach ein Kollege vor dem Kurs.

Mit dem Substitutionstest kann gezeigt werden, welche Einheiten von Sätzen ausgetauscht werden können, ohne dass der Satz ungrammatisch wird. So handelt es sich etwa um eine Konstituente, wenn eine Wortgruppe durch ein Pronomen oder eine andere Proform ausgetauscht werden kann (Pronominalisierungstest).

1 a) Ein Kollege sprach vor dem Kurs mit mir.b) Er sprach davor mit mir.

Pronominalisierungstests eignen sich natürlich nicht dafür, komplexe Verbalphrasen zu ersetzen. Dies ist jedoch durch einfache Verben möglich.

1 a) Das Mädchen träumt von rosa Elefanten.b) Das Mädchen schläft.

Nicht-verbale Einheiten können durch W-Wörter erfragt werden (Fragetest). Solche Fragewörter können Konstituenten von Sätzen substituieren.

1 a) Das Mädchen träumt von rosa Elefanten?b) Wer träumt von rosa Elefanten?

Mit dem Eliminierungstest werden Sätze auf ihr Minimum reduziert. Dadurch kann zum einen geprüft werden, ob eine Konstituente vorliegt, zum anderen, welche Konstituenten vom Verb syntaktisch gefordert werden. Was zusammen weggelassen werden kann, ohne dass der Satz ungrammatisch wird, ist zunächst eine Konstituente.2

Wird der Satz jedoch ungrammatisch, ist mithilfe eines anderen Tests zu überprüfen, ob die weggelassene Wortgruppe eine Konstituente darstellt oder nicht. Handelt es sich um eine Konstituente, wird diese in der Regel von der Valenz des Verbes gefordert (sog. obligatorische Ergänzungen).3 So belegen im folgenden Fall der Permutationstest (15b) und der Pronominalisierungstest (15c), dass es sich bei zum Einkaufen um eine Konstituente handelt. Der Eliminierungstest (15d) macht deutlich, dass die Konstituente nicht weggelassen werden kann, ohne dass der Satz ungrammatisch wird. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass diese Konstituente von der Valenz des Verbes gehen gefordert wird.4

1 a) Die Familie geht am Sonntag zum Spielplatz.b) Zum Spielplatz geht die Familie am Sonntag.c) Die Familie geht am Sonntag dorthin.d) *Die Familie geht am Sonntag.

Der Koordinationstest hebt darauf ab, dass Konstituenten durch Konjunktionen oder durch Interpunktion koordinierbar sind. Der erste Fall wird syndetische Reihung genannt (z.B. durch und, oder), eine Verknüpfung ohne Bindeglied ist asyndetisch. So wird in (16) die Konstituente alte Bücher koordiniert, indem sie durch und eine weitere Konstituente (handbemalte Vasen) ergänzt wird.

Anna verkauft alte Bücher und handbemalte Vasen.

Die Hierarchie von Konstituenten kann mithilfe eines Konstituentenstrukturbaumes dargestellt werden (vgl. Abb. 9).

Abb. 9:

Beispiel Konstituentenstrukturbaum

Satzbautypen

Zunächst kann zwischen einfachen und komplexen Sätzen unterschieden werden. Ein einfacher Satz verfügt über ein Prädikat und lässt sich nicht in Teilsätze gliedern. Komplexe oder zusammengesetzte Sätze bestehen aus mehreren Teilsätzen, wobei jeder von ihnen ein Prädikat aufweist. Komplexe Sätze lassen sich in parataktische und hypotaktische unterscheiden. Parataktisch werden (Teil-)Sätze angeordnet, wenn sie in einer logisch nebengeordneten Relation stehen. Das bedeutet, die Parataxe (auch: Satzverbindung oder Satzreihe) ist die koordinierende Verbindung zweier gleichrangiger Sätze, z.B. von zwei Hauptsätzen oder zwei Nebensätzen. Der Ausdruck Hypotaxe (Satzgefüge) bezeichnet die Zusammenfügung von mindestens einem Hauptsatz und beliebig vielen untergeordneten Nebensätzen. Zwischen den verschiedenen (Teil-)Sätzen besteht ein Über- bzw. Unterordnungsverhältnis, wobei der untergeordnete Satz gegenüber dem übergeordneten Satz eine syntaktische Funktion erfüllt.

Ich bezweifle, dass er irgendwann fertig wird.

Nebensätze können an verschiedenen Positionen des Hauptsatzes eingebettet sein. Unterschieden wird zwischen Vorder- (18a), Zwischen- (18b) und Nachsätzen (18c).

1 a) Wenn sie verlieren, werden sie aus der Champions League ausscheiden.b) Sie werden, wenn sie verlieren, aus der Champions League ausscheiden.c) Sie werden aus der Champions League ausscheiden, wenn sie verlieren.

Die Subordination von Sätzen kann durch Subjunktionen (weil, so dass), Relativpronomen (der, das, welcher, welches) oder Interrogativpronomen (wo, was) markiert werden oder wiederum asyndetisch, also ohne Einleitung, erfolgen. Wird ein Nebensatz in einen weiteren Nebensatz eingebettet, entstehen Nebensätze verschiedener Ordnung. Entsprechend kann der Nebensatz dass sie mir die Aufgabe erklären würde in (19) als Nebensatz erster Ordnung klassifiziert werden, denn er hängt direkt vom Hauptsatz ab. Da der Nebensatz falls ich Probleme damit hätte wiederum vom Nebensatz erster Ordnung abhängt, ist er ein Nebensatz zweiter Ordnung.

Sie sagte, dass sie mir die Aufgabe erklären würde, falls ich Probleme damit hätte.

Nebensätze können auch nach ihrer syntaktischen Funktion klassifiziert werden. Nebensätze mit Satzgliedstatus sind entweder Subjektsätze (20a), Objektsätze (20b), Adverbialsätze (20c) oder Prädikativsätze (20d).

1 a) Wer zu Fuß die Straße überquert, muss nach links und nach rechts schauen.b) Sie meinte, dass die Aufgabe sehr einfach wäre.c) Sie schwieg, weil sie die Aufgabe nicht lösen konnte.d) Sie ist dennoch geworden, was sie werden wollte.

Nebensätze, die keinen Satzgliedstatus haben, sind in der Regel Attributsätze. So ist der Nebensatz die Weltmeister wird in (21) ein Attribut zu die Mannschaft.

Die Mannschaft, die Weltmeister wird, ist nicht automatisch für die nächste WM qualifiziert.

Ob ein Nebensatz ein Attribut oder ein Satzglied ist,1 lässt sich nicht immer eindeutig bestimmen. Schwierig scheinen insbesondere Nebensätze zu sein, die im übergeordneten Satz kein Bezugswort oder Korrelat (oft auch Resumptivpronomen genannt) – im Sinne eines Platzhalters, der eine syntaktische Leerstelle ausfüllt – haben. So könnte bei (22a) ein Subjektnebensatz vorliegen. Mit Verweis auf das mögliche Korrelat das (22b), könnte Was sie vortrug jedoch auch als ein Attribut interpretiert werden.2

1 a) Was er vortrug, war meines Erachtens unverständlich.b) Was er vortrug, das war meines Erachtens unverständlich.

Satzarten

Sätze können in der Grammatik auch in kommunikativ-pragmatischer Hinsicht subklassifiziert werden. Dabei geht es insbesondere um die Einstellung der Textproduzenten zum Gesagten, die Modalität.1 Die verschiedenen Satzarten werden daher auch als Satzmodi bezeichnet, wobei im Deutschen in der Regel zwischen fünf von diesen differenziert wird:


Aussagesatz (Deklarativsatz)
Fragesatz (Interrogativsatz)
Aufforderungssatz (Imperativsatz)
Wunschsatz (Optativsatz)
Ausrufesatz (Exklamativsatz)

Bei Aussagesätzen steht das finite Verb an zweiter Stelle, die Intonation fällt im Mündlichen zum Satzende hin ab, im Schriftlichen wird ein Punkt als Satzschlusszeichen gesetzt. Mögliche Modusformen der Verben sind der Indikativ oder der Konjunktiv II.

Max hätte schon vor drei Wochen zum Arzt gehen sollen.

Fragesätze lassen sich in Ergänzungsfragesätze (24a), Alternativfragesätze (24b) und Entscheidungsfragesätze (24c) unterscheiden, letztere können mit ja oder nein beantwortet werden. Die Verbstellung kann dabei anzeigen, welche Art von Fragesatz vorliegt. So befindet sich bei Alternativ- und Entscheidungsfragen das finite Verb an der ersten Stelle. Ergänzungsfragen beginnen mit einem Fragewort. Diesem folgt das finite Verb an der zweiten Stelle im Satz.

 

1 a) Wann spielen wir mal wieder Golf?b) Spielst du lieber Golf oder Tennis?c) Spielen wir heute Abend Golf?

In der Schriftsprache werden Fragesätze mit einem Fragezeichen beendet, im Mündlichen ist die Intonation zum Satzende hin in der Regel ansteigend. Mögliche Verbmodi sind wiederum der Indikativ und der Konjunktiv II.

Charakteristisch für Aufforderungssätze sind eine Verberststellung sowie Verbformen im Imperativ.2 Vielfach fehlt das Subjekt. Das typische Satzschlusszeichen ist das Ausrufezeichen, wenngleich im aktuellen Schriftsprachgebrauch vielfach ein Punkt gesetzt wird (vgl. Kap. 2.1.2).

Mach ja keinen Unfug!

Wunschsätze lassen sich in reale (26a) und irreale unterscheiden, wobei letztere Verbformen im Konjunktiv II Plusquamperfekt enthalten, was die Erfüllung des Wunsches als ‚unwahrscheinlich‘/‚unmöglich‘ kennzeichnet (26b). Wunschsätze können ebenfalls mit einem Punkt oder einem Ausrufezeichen beendet werden, im Mündlichen fällt die Intonation zum Satzende ab.

1 a) Wenn doch der Frühling endlich käme.b) Wenn die Bahn nur pünktlich gekommen wäre.

Ausrufesätze betonen die emotionale Haltung des Textproduzenten. Dieser Kategorie können nahezu alle Sätze zugeordnet werden, die mit Nachdruck geäußert werden. Deshalb lassen sich kaum formale Kriterien nennen, die einen Exklamativsatz eindeutig anzeigen.

Du bist ja heute wieder lustig!

Klammerstrukturen und Topologie

Innerhalb deutscher Sätze kann die Struktur der Verben einteilig oder zweiteilig sein. Die „konventionelle Standardform“ (Weinrich 1993, S. 40) sind zweiteilige Verben. Sie bilden aufgrund ihrer Zweiteiligkeit im Syntagma eine Klammerstruktur, die sogenannte Satz- oder Verbklammer. Sie gilt als das „wichtigste syntaxtypologische Merkmal des Deutschen“ (Nübling 2010, S. 91). Eine Satzklammer entsteht dadurch, dass ein einteiliges Verb durch ein Hilfs- oder Modalverb, das temporale, passivische oder modale Bedeutung ausdrücken kann, erweitert wird (vgl. 28 a–c). Den zweiten Bestandteil bildet dann jeweils ein zum Partizip oder Infinitiv umgebildetes infinites Verb.

1 a) Ich habe früher Cello gespielt.b) Sie wird von ihm unterstützt.c) Ich muss ihm helfen.

Auch ein weiteres Vollverb kann zur Bildung einer Verbklammer führen (29a). Außerdem können einteilige Verben durch Wortbildung – insbesondere Partikelverbbildung – erweitert und somit zu einem zweiteiligen ausgebaut werden.1 In finiten Verberst- und Verbzweitkonstruktionen steht im Präsens und Präteritum Aktiv eine solche Verbpartikel dann satzklammerbildend hinter dem Verbstamm (29b).

1 a) Ich lerne dich langsam kennen.b) Gertraud prüft die Ergebnisse nach.

Als Spezialform der Satzklammer lässt sich die Kopulaklammer auffassen. Sie besteht aus einem Kopulaverb (z.B. sein, bleiben) und einem Prädikatsnomen (30a) oder einem Prädikatsadjektiv (30b).

1 a) Sie ist bereits seit drei Jahren Vizerektorin.b) Sie war über das Ergebnis der Abstimmung froh.

Prinzipiell ist jedes Verb der deutschen Sprache grammatisch, vielfach auch lexikalisch zu einem zweiteiligen Verb erweiterbar. In Hinblick auf die Textanalyse ist bedeutsam, dass zwischen dem klammeröffnenden und dem klammerschließenden Element beliebig viele Satzglieder stehen können. Da aus der Bedeutung des ersten Prädikatteils in der Regel nicht sicher auf den zweiten geschlossen werden kann, bleibt die Bedeutung des Gesamtprädikats bis zum zweiten Teil offen. Somit wird Spannung erzeugt und der Rezipient bleibt aufmerksam:

Mit dem klammeröffnenden Element wird die Spannung erzeugt. Sie verstärkt sich in dem Maße, wie die Klammer mehr und länger (im Grenzfall bis zum Zerreißen) gedehnt ist. Mit dem klammerschließenden Element wird die Spannung abrupt wieder abgebaut. Dieses Zusammenspiel der Klammerelemente macht den Text ‚spannend‘. (Weinrich 1993, S. 30)

Eine besondere Klammerart ist die Adjunktklammer (oder ‚Konjunktionalklammer‘). Sie findet ihre Anwendung vor allem in untergeordneten Sätzen, bei denen das finite Verb in Letztstellung steht. Das klammeröffnende Element bildet dann eine Subjunktion, während das Verb die Klammer schließt (31).

Wir untersuchen Twitter-Posts, weil geschriebener Text im thematischen Zentrum der Tagung steht.

Die Satzklammer strukturiert vornehmlich die Topologie des deutschen Satzes, die darüber hinaus vergleichsweise flexibel und komplex ist. Zur Beschreibung der Wortstellung in Sätzen hat sich das sog. (Stellungs-)Feldermodell etabliert, das in seinen Anfängen auf DRACH (1937) zurückgeführt werden kann. Demnach lassen sich deutsche Sätze prototypisch in folgende Felder untergliedern.


Vorfeldlinke Satzklammer1. PrädikatsteilMittelfeldrechte Satzklammer2. PrädikatsteilNachfeld
SiehatMartin gestern ein Buchgeschenktnach langem Überlegen.

Im Falle einteiliger Verben bleibt in derartigen Konstruktionen der rechte Klammerteil unbesetzt. Da aber jedes einteilige Verb zu einem zweiteiligen erweitert werden kann, scheint es gerechtfertigt, für den rechten Teil der Satzklammer ein Nullelement anzunehmen.


Vorfeldlinke Satzklammer1. PrädikatsteilMittelfeldrechte Satzklammer2. PrädikatsteilNachfeld
SieschenkteMartin gestern ein BuchØnach langem Überlegen.

Bezogen auf die beiden Plätze der Prädikatsteile lassen sich damit drei Stellungsfelder unterscheiden. Vor dem finiten Verb befindet sich das ‚Vorfeld‘, nach dem infinitem Prädikatsteil das ‚Nachfeld‘ und zwischen den Prädikatsteilen das ‚Mittelfeld‘. Vor dem Vorfeld können Satzteile stehen, die nicht regulär ins Feldermodell integriert sind. Sie bildet dann ein ‚Vorvorfeld‘, z.B.:

Seinen Partner, den darf man doch wohl auf die Hochzeit mitbringen.

Im Vorvorfeld wird häufig ein neues Thema eingeführt. Elemente, die sich in dieser Position befinden, sind besonders exponiert. Im Vorfeld selbst darf in der Regel nur genau ein auf das Prädikat bezogener Satzteil stehen, ein Satzglied. Im Mittelfeld können null bis mehrere Satzglieder stehen, ebenso theoretisch im Nachfeld. In Bezug auf die Verteilung der Satzglieder ist grundsätzlich relevant, wo Subjekt und Objekt stehen. Befindet sich eines von beiden im Vorfeld, gilt die Reihenfolge ‚Subjekt vor Objekt‘ (33a) im Deutschen als Grundstellung. Die Objekt-Prädikat-Subjekt-Reihenfolge (33b) gilt dementsprechend als markiert und wird oft als „Ausdrucksstellung“ oder „Kontraststellung“ bezeichnet, auch wenn sie in bestimmten Kontexten neutral (vgl. Kap. 3.2.2) erscheinen kann (33c).

1 a) Er isst gerne Sashimi.b) Sashimi isst er gerne.c) Seine Kollegen haben ihn in ein japanisches Restaurant eingeladen. Sashimi isst er besonders gerne.

Wie die Beispiele zeigen, kann das Vorfeld damit der Thematisierung von Bekanntem wie auch der Hervorhebung von relevantem Neuen dienen.2 Das Vorfeld kann auch leer sein, beispielsweise bei elliptischen Aussagen (z.B. Fehlt nur noch, dass ich den Anschlusszug verpasse.) Eine solche Tilgung unbetonter Vorfeldelemente kann als typisch für die gesprochene Sprache angesehen werden, z.B.: Hilfst du mir nachher bei den Vorbereitungen? – Kann leider nicht. Die Besetzung des Vorfeldes unterliegt in grammatischer Hinsicht bestimmten Restriktionen3 und kann sehr unterschiedlich sein. So garantiert das Subjekt meistens die thematische Verknüpfung mit dem vorangegangenen Text, bereits vermitteltem Wissen oder bekanntem Vorwissen. Ebenso kann die Vorfeldposition durch untergeordnete Sätze wie einen Subjektnebensatz besetzt sein (z.B. Wer das Spiel gewinnt, qualifiziert sich für das Viertelfinale.). Mitunter wird das Nachverb in die Vorfeldposition gezogen, womit die lexikalische Information des Nachverbs besonders betont wird, z.B.: Gelogen habe ich doch gar nicht.

Auch die Besetzung des Mittelfeldes kann sehr stark variieren. Sie unterliegt nur wenigen Restriktionen und ist abhängig von der Informationsstruktur beliebig erweiterbar.4 In Bezug auf die Abfolge der Informationen sind Anordnungen vom weniger Wichtigen zum Relevanten, vom Allgemeineren zum Spezielleren typisch. Dies entspricht dem Prinzip, die Spannung gegen Ende des Mittelfelds bis zum rechten Teil der Satzklammer zu steigern (s.o.). So steht etwa ein Negator als äußerst bedeutendes Element für die Satzsemantik meist in enger Beziehung zum Kerninhalt des Mittelfeldes am Ende (34).

Der Schiedsrichter hat den Strafstoß nach langer Überlegung nicht gepfiffen.

Im Nachfeld der Satzklammer werden häufig zusätzliche Informationen und Nachträge platziert, die aufgrund von Dichte und Länge der Informationen im Mittelfeld nach hinten geschoben werden. Häufig handelt es sich auch um untergeordnete Sätze. Nebensätze, die mit der zweigliedrigen Konjunktion so dass eingeleitet werden, stehen immer im Nachfeld.

Im Deutschen gibt es neben den Satzklammern noch weitere Klammertypen. Eine davon ist die Nominalklammer, sie besteht aus mindestens einer Nominalphrase, also mindestens aus einem Substantiv oder Pronomen. Nominalklammern beginnen mit einem stark flektierten Element (wie dem bestimmten Artikel) und enden mit dessen Bezugsnomen, dem sogenannten Kernsubstantiv.5 Die Position zwischen diesen Elementen muss nicht gefüllt sein, kann jedoch auch so komplex ausgebaut sein, dass sie selbst wieder Phrasen wie beispielsweise eine Adjektivphrase enthält. Nominalklammern können im Vorfeld, Mittelfeld und Nachfeld von Sätzen stehen und mit wenigen Ausnahmen beliebig ausgedehnt werden. Innerhalb der Nominalklammer besteht Genus-, Numerus- und Kasus-Kongruenz (z.B. eine schöne Frau). Prädeterminierende Attribute können ihrerseits wieder determiniert werden (z.B. eine sehr schöne Frau). Ähnlich wie bei der Verbalklammer wird mit der Nominalklammer Spannung aufgebaut und wieder gelöst.

Die Nominalklammer ist eine Organisationsform des Kontextgedächtnisses und mit dieser Eigenschaft ein Analogon zur Verbalklammer. (Weinrich 1993, S. 356)

Mit jedem determinierenden Element wird beim Rezipienten eine Erwartungshaltung aufgebaut, weshalb auch bei der Konstruktion von Nominalklammern das Kontextgedächtnis der Rezipienten zu berücksichtigen ist. Mitunter schließen Nominalklammern eine weitere Nominalklammer ein:


klammeröffnender Artikelprädeterminierendes AttributklammerschließenderKern
DererfahreneSchiedsrichter
Diezu harteSpielweise
Diedem erfahrenen Schiedsrichter zu harteSpielweise

Auch intern ist die Nominalklammer nach dem Spannungsprinzip aufgebaut. Deshalb stehen Elemente, die die Bedeutung stärker determinieren, näher am Nomen.

2.3 Wortebene

Im Lexikon einer Sprache stehen die Wörter nicht willkürlich nebeneinander, sondern sind durch zahlreiche systematische Beziehungen miteinander verbunden. Zu den zentralen Relationen im Bereich der lexikalischen Inhaltswörter gehören die Synonymie, die Antonymie sowie der „Paradefall für paradigmatische Relationen“ (Busse 2009, S. 108), die Hyperonymie und Hyponymie (vgl. Kap. 2.1.2).

 

Der Begriff Lexem umfasst eine abstrakte Bedeutungseinheit mit allen ihren im morphologischen Paradigma möglichen Formen. Im Sprachgebrauch erscheint diese Bedeutungseinheit niemals losgelöst von einer konkreten sprachlichen Form, der sog. Wortform. Wortformen sind intern weiter strukturiert, wobei mehrere Strukturebenen bedeutsam sind: die morphologische, die silbische und die lautliche Struktur. Die historisch gewachsenen Strukturbedingungen des Deutschen verhindern eine völlig willkürliche Zusammensetzung der Teilelemente dieser Beschreibungsebenen. So lässt sich etwa aus dem Verständnis der Silbenstruktur des Deutschen die Ordnung zwischen den Einzellauten (Sonoritätshierarchie) erklären, die eine gute und möglichst ökonomische Artikulierbarkeit von Lautfolgen gewährleistet.

Im Folgenden stehen die morphologischen Strukturbedingungen von Wörtern im Mittelpunkt, sie sind Gegenstand der linguistischen Morphologie. Die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten der Sprache sind die Morpheme. Mithilfe von Morphemen werden zum einen Wortformen und zum anderen neue Wörter gebildet, weshalb zwischen Flexions- und Wortbildungsmorphologie sowie zwischen Flexions- und Wortbildungsmorphemen unterschieden wird.

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