Götter der Sterne

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II.4 Adams Kinder und erste Frau

Kommen wir nun zurück zur Genesis und den zwei ersten Menschen: Jeder weiß, dass die alttestamentarischen Schöpfungsberichte von einem Mann - Adam - und seiner Frau - Eva - sprechen. Von diesen zwei Menschen sollen, glauben wir der Bibel, alle sechs bis sieben Milliarden Menschen der heutigen Erde abstammen. Folgerichtig ist die Erde ein Planet, auf dem Inzucht selbstverständlich ist - wir alle sind Brüder und Schwestern. Hier erheben Theologen den Finger: Nein, beide sind Symbolismen, Bildnisse für die gesamte Menschheit. Dies stimmt sicherlich, aber sehen wir uns dennoch die Überlieferungen genauer an. In II.7 rücken diese theologischen Symbolismen in ein völlig anderes Licht.

Eva schenkte nach der Vertreibung aus Eden zwei Knaben das Leben: Kain, der "Ackersmann" und Abel, der "Schafhirte" kamen auf die Welt. Abel wurde, so steht es in jeder Bibel, von seinem Bruder heimtückisch und hinterhältig ermordet (Gen. 4,1+), da "Gott" seine Opfergabe annahm, die des Kain aber schlicht ignorierte.

Dieser feige Brudermord, den "Gott" leicht hätte verhindern können, sollte natürlich nicht ungestraft bleiben, denn der Himmlische entschied, Kain in die unbekannte Wildnis zu verbannen. Hier sollte er "rastlos und ruhelos" umherziehen. Hätte der "Herr" denn nicht schon vor der Tat wissen müssen, dass Kain zum Mörder wird, wenn er sein Opfer nicht anschaut? Offenbar nicht.

In der Genesis erfahren wir, dass der "Herr" Kain nach seiner Tat aufsuchte, und ihn nach seinem jüngeren Bruder fragte:

"Da sprach der Herr zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Er antwortete: Ich weiß nicht. Soll ich meines Bruders Hüter sein?" (Gen. 4,9) Der "Herr" vermisste Abel und fragte deshalb Kain, wo er sich aufhalte. Kains Antwort an "Gott" persönlich klingt frech, schlicht "gottlos". Er belog seinen "Herrn" schamlos und fragte ihn dann auch noch, ob er etwa ständig auf ihn aufpassen soll.

Seine fadenscheinigen Antworten halfen ihm nicht, die Tat zu verschleiern, denn "Gott" wusste längst darüber Bescheid:

"Aber er sprach: Was hast du getan! Höre, deines Bruders Blut schreit auf zu mir aus dem Acker. So sei verflucht, verbannt von dem Acker, der seinen Schlund auftat, deines Bruders Blut zu schlürfen, das deine Hand vergoss! Wenn du den Acker anbaust, so soll er dir hinfort seine Fruchtbarkeit versagen; unstet sollst du durchs Land streichen." (Gen. 4,10-12)

Kain wurde daraufhin verbannt. Ruhelos musste er durch das Land ziehen, und der Ackerboden würde ihm fortan keine Erträge mehr bringen. Er wurde zum ersten Nomaden der Geschichte. Nach dieser Strafe sah auch er seine Schuld ein und klagte darüber, dass sie ihm zu groß sei, um damit zu leben (Gen. 4,13). Nun bekam Kain selber Angst:

"Sieh, du verbannst mich heute vom Angesicht der Ackererde, vor deinem Antlitz muss ich mich verbergen; unstet muss ich durch das Land streichen! Mir wird es so gehn: Wer mich trifft, schlägt mich tot." (Gen. 4,14)

Es wird spannend! Kain wusste, dass er von nun an ruhelos durch das Land ziehen würde und fürchtete, dass ihn jeder, auf den er trifft, umbringt. Wer aber sollte Kain etwas antun wollen? Laut der Genesis lebten nach dem Brudermord nur Adam, Eva und Kain selber. An keiner Stelle wird irgend etwas von weiteren Menschen berichtet, die für Kain hätten zur Gefahr werden können. Kain aber kannte offensichtlich andere Menschen auf Erden, und er fürchtete sich vor ihnen. Auch "Gott" ist sich im Klaren, dass "Familie Adam" die Erde nicht für sich alleine besitzt:

"Der Herr aber sprach zu ihm: Keineswegs! Jeder, der Kain tötet, an dem soll man es siebenfach rächen." (Gen. 4,15)

Kein Zweifel, "Gott" wusste, dass es noch andere Menschen gibt. Trotzdem ist der Vers sehr unverständlich. Denn jeder, der Kain tötet, soll siebenfach ermordete werden. Kain kann aber nur einmal sterben, und der vermeintliche Mörder wird kaum siebenfach von "Gott" erschlagen werden können.

Um sicherzugehen, dass auch wirklich niemand Kain ein Haar krümmt, gab der "Herr" ihm ein Zeichen. Jeder, der Kain oder seinen Nachkommen in Zukunft begegnen würde, soll daran erkennen, dass er unter "Gottes" Schutz steht:

"Darauf machte der Herr dem Kain ein Zeichen, damit ihn nicht jeder töte, der ihn fände. Kain aber ging von dem Angesicht des Herrn hinweg und ließ sich im Lande Nod östlich von Eden nieder." (Gen. 4,15-16)

Dieses Zeichen, das Kain gegeben wurde, sehen moderne Exegeten oder Theologen als Tätowierung. Zecharia Sitchin vermutet in dieser Deutung eine kirchliche Ausrede. Er weist darauf hin, dass ein Tatoo nicht über Generationen hinweg vererbt werden kann; jedoch sind genetische Eigenschaften sehr wohl dazu in der Lage. Sitchin spekuliert, dass sich dieses Kainszeichen mindestens bis in die siebente Generation vererbt hat, was sicherlich nicht mit einer Tätowierung erklärt werden kann. Ich halte dieses Zeichen ebenfalls nicht für einen derartigen Schmuck. Wenn es aber doch eine Tätowierung war, so hat "Gott" gegen seine eigenen (späteren) Gesetze verstoßen (etwa Lev. 21,5), die wir im Buch Levitikus finden:

"(...) ihr dürft euch keine Zeichen einritzen lassen. Ich bin der Herr. (Lev. 19,28)

Ob er nun an der Stirn ein Tatoo bekam oder nicht, ändert nichts an den nun folgenden Ereignisse in der Genesis.

Kain war verbannt und zog durch die Lande. Dann plötzlich, ohne eine Vorwarnung, schlief er mit seiner Frau - wo aber kam diese her? Sein unbekanntes Weib aus dem Nirgendwo wurde schwanger und gebar Kains Sohn Henoch (Gen. 4,17). Und als wenn das plötzliche Auftauchen von Kains Frau nicht sonderbar genug wäre, wurde Kain nun auch noch Bürgermeister einer Stadt, die er seinem Sohn Henoch widmete:

"Kain erkannte seine Frau; sie empfing und gebar den Henoch. Kain wurde der Erbauer einer Stadt und gab der Stadt den Namen seines Sohnes Henoch." (Gen. 4,17) Es ist kaum vorstellbar, dass Kain alleine eine ganze Stadt errichtete, um mit seiner Frau und seinem Sohn Henoch dort zu leben. Zu einer Stadtgründung gehören zahlreiche Menschen, über deren Abstammung und Herkunft in der Genesis nichts zu erfahren ist. Sie kommen, wie Kains Weib, aus dem Nichts.

Natürlich mangelt es nicht an theologischen Erklärungsversuchen, um aus dieser Sackgasse wieder herauszukommen. Vielleicht, so wendet die Kirche ein, hatten Adam und Eva noch zahllose weitere Kinder, die nicht in der biblischen Schrift erwähnt werden, da sie zweitrangig waren.

Hatten die ersten Menschen also mehr als drei Knaben das Leben geschenkt (Kain, Abel und später Seth)? Die alttestamentarische Überlieferung ist ein reiner Widerspruch, denn niemand wird tatsächlich glauben, dass Eva drei Söhne geboren wurden, von denen zwei (Kain und Seth) die Welt besiedelten - ohne Frauen. Jedoch findet sich in der Schrift "Leben Adams und Evas" tatsächlich ein Hinweis, dass Adam und Eva zahlreiche direkte Nachkommen hatten.

Hier, in AuE. 23, heißt es, dass Adam zur Zeit des Brudermordes 130 Jahre alt gewesen sein soll. Abel hingegen wurde 122 Jahre alt, bis er der Tat seines Bruders zum Opfer viel. Adam lebte also acht Jahre kinderlos, und mit acht zeugte er seinen ersten Spross...(?)

Kain wurde von "Gott" in das Land Nod (von "nad", "ruhelos") verbannt, Abel war ermordet worden, und das erste Paar lebte wieder alleine. Später wurde Seth auf sehr merkwürdige Art und Weise der Eva geboren. Dazu jedoch später mehr (s. II.5).

In der außerbiblischen Adam und Eva-Schrift ist sogar davon die Rede, dass Adam insgesamt 63 Kinder hatte:

"Als Adam Seth erzeugte, lebte er noch 800 Jahre und zeugte dreißig Söhne sowie dreißig Töchter, 63 insgesamt. Und sie verbreiteten sich auf der Erde hin in ihren Völkern." (AuE. 24)

Dieser Vers weiß also, dass die Brüder Kain, Abel und Seth noch 60 weitere Geschwister hatten, von denen aber in der Genesis keine Rede ist. Die Vermutung, Kains Frau war seine eigene Schwester, die mit ihm in das Land Nod zog, findet seine Bestätigung ebenfalls in dem nichtkanonisierten Schriftgut. Vor mir liegt nun das Buch Schatzhöhle, in dem eindeutig von zwei Töchtern Adams und Evas berichtet wird, die mit Kain und Abel zusammen geboren wurden:

"Sie ward schwanger und gebar den Kain samt seiner Schwester Lebuda. Dann ward sie abermals schwanger und gebar den Abel samt seiner Schwester Kelimat." (Scha. 5,19-20)

Kain und Abel hatten demzufolge Zwillingsschwestern. Der Text überliefert weiter, wie Adam seinen inzwischen erwachsenen Söhnen sagte, dass Kain die Schwester Abels und Abel die Schwester Kains heiraten soll. Kain hingegen war damit nicht einverstanden, denn er wollte seine eigene Zwillingsschwester ehelichen, denn "Lebuda war nämlich schön", so Scha. 5,22. Diese Streitigkeiten werden in dem Buch u.a. als Hauptgrund für den hinterhältigen Brudermord genannt.

Kain nahm seine Schwester mit in die Verbannung nach Nod. Welche, ob Kelimat oder Lebuda, wird aber nicht erwähnt:

"Und so war er (Kain, L.A.F.) alle seine Lebenstage in Bedrängnis, und Gott vertrieb ihn ins Gefilde von Nod. Da nahm er seine Schwester mit und wohnte daselbst." (Scha. 5,31-32)

Anhand dieser Aussagen ist es durchaus gerechtfertigt, zu behaupten, dass Kains Frau seine eigene Schwester war. übrigens war es zur Zeit des Alten Testamentes (Genesis) völlig normal, die eigene Schwester zu ehelichen. Möglicherweise wurden die entsprechenden Textstellen auch nicht in die Bibel aufgenommen, da sie nicht mit den Vorstellungen von Moral und geregeltem Familienleben vergangener Schreiber oder Kirchenväter übereinstimmten. Bekanntlich, so lehrt es jeder Religionslehrer, war Eva Adams Weib. Sie stammte von ihm selber ab, und war die Erste Frau auf Erden überhaupt. Aber auch diese biblische Behauptung wird durch anderes Schriftgut widerlegt.

 

Uralte Überlieferungen der Sumerer wissen von einem dämonischen Geschöpf namens Kiskil-lilla zu berichten. Das babylonische Volk aus Mesopotamien übernahm später dieses weibliche Wesen als Lilitu oder auch Ardat-lili. Und nun wird es interessant, denn die Hebräer kannten diese Dämonin unter dem Namen Lilith, die nach dem heiligen Talmud (hebräisch = "Belehrung"/"Studium"), einer nachbiblisch/jüdischen Sammlung von religiösen Gesetzen, die erste Frau Adams war! In dieser Schrift, von der uns heute eine babylonische (Talmud Babli, 5./6. Jahrhundert n. Ch.) und eine israelische Version (Talmud Erez Jisrael, 4. Jahrhundert n. Chr.) vorliegt, erfahren wir, dass Lilith genau wie Adam entstanden sein soll, aus "Erde". Sie war von unglaublicher Weisheit und Kraft und soll riesengroß - eine Titanin - gewesen sein.

Die unmittelbar von "Gott" erschaffene Frau Adams lebte mit ihm in Eden - Eva gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Lilith war ein dämonisches Weib und besaß die Macht über "geheime, todbringende Zaubersprüche" und einen ominösen Vogel namens "Zu". Da sie von ihrem "Herrn" in gleicher Weise wie Adam erschaffen wurde - also aus "Lehm" -, weigerte sie sich, Adam zu gehorchen oder ihm zu dienen. Erst Eva, die aus Adams eigener "Lebenskraft" geformt wurde, war dem Mann "hörig".

Irgendwann hatte sie scheinbar das Zusammenleben mit ihrem Adam satt, so dass sie durch den Zauberspruch "Schem ammeforasch" in die Luft aufstieg. Adam klagte über den Verlust seiner Frau derart, dass "Gott" eine Gruppe seiner Engel aussandte, um sie wieder nach Eden zurückzubringen. Keiner der Engel, so die Überlieferung, war in der Lage, Lilith wieder einzuholen - sie entschwand im Himmel. "Gott" sah sich nun dazu veranlasst, Lilith zu bestrafen; schließlich hatte er sie zusammen mit Adam geschaffen, und sie gehörte zu ihm. Also mussten von nun an täglich 300 (auch 100 werden genannt, s. Vollmer, S. 314) ihrer Kinder sterben.

Erst an dieser Stelle setzt die Überlieferung der Genesis wieder ein, denn nun schuf "Gott" Eva aus Adams "Rippe". Vielleicht klärt die Überlieferung über diese Lilith den Vers Gen. 1,27, in dem eindeutig von einem gleichzeitigen Erscheinen von Mann und Frau berichtet wird. Später hingegen lesen wir in der Bibel, dass Eva lange Zeit nach Adam das Licht der Welt erblickte.

Als dann Eva einst vom Baum der Erkenntnis naschte, vertrieb sie der "Herr" aus dem Paradiese. Die Geschehnisse nach dem Sündenfall und der anschließenden Vertreibung sind weitgefächert. In der Bibel erfahren wir nicht sonderlich viel über das Leben des ersten Menschenpaares außerhalb von Eden, obwohl - wie ich bereits weiter oben gezeigt habe - noch einiges an Überlieferungen existiert.

Nach der rabbinischen Legende über Adams erstes Weib Lilith erhielt der Stammvater noch eine weitere Strafe für seine Sünde in Eden: Er wurde gezwungen, sich nun 130 Jahre lang mit Lilith zu vereinigen, wodurch zahlreiche dämonische Menschen und Riesen in die Welt gesetzt wurden, heißt es.

Ob er tatsächlich 130 Jahre mit seiner Exfrau verkehren musste, ist zweifelhaft. In den außerbiblischen Schriften finden sich einige verwirrende Zahlen- und Zeitangaben. So soll Adam zum Beispiel nach dem Buch Leben Adams und Evas (s. oben) acht Jahre gewesen sein, als er seinen ersten Sohn zeugte (AuE. 23). Glauben wir einem anderen außerbiblischen Buch (Apokalypse des Mose, AM.1) vergingen nach der Vertreibung aus Eden "achtzehn Jahre und zwei Monate. Dann empfing Eva und gebar zwei Söhne."

Wie dem auch sei, es ist belanglos, wie lange nun Adam und Lilith zwangsweise wieder zusammen waren (während Eva schon existierte!). Dennoch zeugten sie eine andere Rasse von "Menschen".

Warum die Kirche derartige Überlieferungen, die nun einmal vorhanden sind und von Adam berichten, nicht erwähnt, und sie schon gar nicht in der Bibel zu finden sind, ist recht deutlich: "Gott" erschuf Adam und Lilith - das Weib widersetzte sich ihrem Mann und ihrem Schöpfer - floh gar vor "Gott", so dass er sie nicht einmal trotz Unterstützung seiner Engel zurückholen konnte - dann erschuf "Gott" die neue Frau Eva - Lilith und Adam mussten (nach der Vertreibung) zusammen Kinder zeugen - diese waren böse Dämonen bzw. Riesen...

Sollte so Gott handeln?! Unvoreingenommen, mit "wissenschaftlicher Brille" betrachtet, scheint die gesamte Überlieferung eher ein Experiment der Elohim zu sein. So wurden ein Mann und ein Weib mit überlegendem Wissen, wie es die Legende berichtet, erschaffen. Die Frau widersetzte sich Adam und floh. Der "Herr" sah sich gezwungen, eine zweite Frau zu formen, dieses Mal jedoch aus dem "Leben" des Mannes. Eva und Adam aßen (durch die "Schlange") vom Baum der Erkenntnis, wurden wissend und scheinbar auch zeugungsfähig (Lilith und Adam waren bis zur Vertreibung aus Eden ebenfalls ohne Nachwuchs geblieben). Auch dass die Schlange in der Vergangenheit unbestreitbar mit phallischen Assoziationen belegt wurde und sich zuerst an die Frau Eva wandte, könnte durchaus auf einen verborgenen Fruchbarkeitsglauben hindeuten. Nach all diesen Ereignissen betrat Lilith erneut die Bildfläche, denn sie musste 130 Jahre mit Adam nichtmenschliche Wesen - eine fremde Rasse - zeugen. Erst dann gründeten Adam und Eva eine Familie.

Versuchslabor Erde? Auch andere Überlieferungen scheinen auf genetische Experimente hinzuweisen...

II.5 Himmlische Schwangerschaften - sonderbare Abstammungen

Adam und Eva hatten laut Genesis nach der Ermordung Abels keine weiteren Kinder mehr. Kain wurde von "Gott" vertrieben, stand jedoch weiterhin unter seinem "Zeichen" (Schutz), und das erste Menschenpaar lebte alleine. Nun betrat der dritte Sohn des ersten Menschenpaares die Bühne der Schöpfung. Es war der fromme Seth (oder Set, Schet).

Die Bibelübersetzungen nennen Adam als leiblichen Vater von Seth, was nach unserem bisherigen Verständnis natürlich auch nicht anders sein konnte, da er der einzige Mann auf Erde (plus Kain) war. Die Geburt des dritten Sohnes wurde von Adam und Eva mit Freuden erwartet - endlich sollten sie nicht länger alleine sein. In der biblischen Textstelle über die Geburt Seths erfahren wir bei genauer Betrachtung von einer bemerkenswerten Tat der Elohim:

"Adam erkannte abermals sein Weib, sie gebar einen Sohn und rief ihn mit Namen Seth (das ist: Setzling); denn, sagte sie, Gott hat mir einen anderen Spross gesetzt anstatt Abels, weil ihn Kain erschlug." (Gen. 4,25)

Die Aussage dieses Verses, der sich aus zwei verschiedenen Versen zusammensetzt, ist sehr deutlich: Adam "erkannte" seine Eva und sie wurde schwanger. Ihren Sohn nannte Eva "Seth" ("Setzling" bzw. "Eingesetzter"), denn, und hier sollten wir aufhorchen, "Gott" (im hebräischen Text steht hier Elohim, "Götter") setzte ihr einen Sprössling ein! Zwar erfahren wir, dass Adam selber Geschlechtsverkehr mit seiner Frau hatte, aber noch im gleichen Vers wird das Kind "Gottes" Wirken zugesprochen.

Gen. 4,25 klingt je nach Bibel recht unterschiedlich, was sicherlich auch darauf zurückzuführen ist, dass hier zwei Verse miteinander verschmolzen wurden. Der evangelische Theologe und Autor Walter-Jörg Langbein übersetzte den entsprechenden Vers selber aus dem Hebräischen ins Deutsche, und seine wörtliche Übersetzung ist inhaltlich zwar sehr ähnlich, weist jedoch beachtenswerte Unterschiede auf:

"Und Adam schwängerte nochmals seine Frau, und die gebar einen Sohn, den nannte sie Setzling (auch Eingepflanzter), denn gesetzt haben mir die Götter (Elohim, L.A.F.) fremden Samen für Abel, welchen der Kain erschlug." (Langbein, Syndrom, S. 22)

Nach dieser Version wurde der ersten Frau nicht ein Spross oder Nachwuchs eingesetzt, sondern fremder Samen! Wer aber gab Adams Weib diesen Samen oder das Sperma? Die Antwort ist eindeutig: Die himmlischen "Götter", die Elohim der Genesis, die Wesen des Himmels! Zwar ist aus diesen "göttlichen" Wesen - dank des Monotheismus - ein einzelner "Gott" geworden, aber die hebräische Schrift nennt diesen nicht.

Wurde Seth demnach durch eine künstliche Befruchtung geboren, wie sie heute unlängst machbar ist? Weitere Hinweise, die ebenfalls einen derartigen Schluss zulassen, finden sich auch in anderen Schriften und Überlieferungen unserer Ahnen.

Das 5. Kapitel der Genesis ("Die Patriachen vor der Sintflut", oder ähnlich) dokumentiert uns die "Nachkommen Adams" (Gen. 5,1+). Und am Ende dieser Ahnreihe findet sich der Held der biblischen Sintflut Noe oder Noah (= "Ruhe"?), dem die Söhne Sem, Cham und Japhet zugesprochen werden.

Dieser Noah ist uns bestens bekannt, denn er und seine Familie wurden von "Gott" auserwählt, als einzige die große Flut auf einem Schiff zu überleben. Alle anderen Menschen sollten jämmerlich ertrinken.

Noahs Vater war Lamech, der Sohn des Methusalem, der laut Altem Testament (Gen. 5,27) stattliche 969 Jahre alt geworden sein soll - der älteste Patriarch der Bibel. Den Bericht über die eigentliche Geburt des Helden Noah finden wir im 5. Kapitel der Genesis beschrieben:

"Lamech war hunderzweiundachzig Jahre alt, da zeugte er einen Sohn. Er gab ihm den Namen Noach; denn, sagte er, dieser wird uns Trost verschaffen in unserer Arbeit und der Mühsal unserer Hände aus dem Ackerboden, den Gott verflucht hat." (Gen. 5,28-29)

Lamech, der im wahrhaft biblischen Alter von 777 Jahren das Zeitliche segnete, wird uns in diesen Versen unmissverständlich als Vater Noahs genannt. über die Identität von Lamechs Frau, der Mutter Noahs, schweigt die Genesis sich aus. Wir können aber dem 4. Kapitel entnehmen, dass Noahs Vater zu den Nachkommen Kains gehörte und sich zwei Frauen nahm. Die erste war Ada und die zweite Zilla. Ada bekam zwei Söhne, einen namens Jabel, der - wie Kain - der Stammvater der Nomaden geworden sein soll (Gen. 4,20) und seinen Bruder Jubal. Der Knabe von Zilla war Tubal-Kaijn (Kain), der "Stammvater" der Schmiede, der eine Schwester mit Namen Naama hatte (Gen 4,22). Von Noah leider keine Spur, obwohl er gleichfalls Lamechs Nachkomme war...

Wie sollte es anders sein, die apokryphen Schriften des Alten Testamentes liefern wertvolle Hinweise über Noahs Abstammung. Auch seine Mutter wird namentlich genannt, sie hieß Bat-Enoch.

Im "äthiopischen Henochbuch" (entspricht "Hen.") lesen wir ab Hen. 106,1+ eine interessante Geschichte über Noah und seinen Menschentyp, die wir uns beide an dieser Stelle näher ansehen wollen. Glauben wir den Versen in der Henochschrift, war Noah ein völlig fremdartiger Mensch, der den Engeln des Himmels ähnlich war. Selbst Lamech - laut Genesis sein Vater - fürchtete sich vor ihm und hatte Bedenken, Noah als eigenen Sohn zu akzeptieren. Aber lassen wir die alten Texte, die erstaunlicherweise in der Ichform geschrieben sind, selber sprechen:

"Nach einigen Tagen nahm mein (Henochs, L.A.F.) Sohn Metusala ein Weib für seinen Sohn Lamech; sie ward von ihm guter Hoffnung und gebar einen Sohn." (Henoch, Hen. 106,1)

Dieser Spross war Noe (Noah), der überlebende der verheerenden Flut, dem die Henochschrift bemerkenswerte Eigenschaften zuschreibt:

"Sein Leib war weiß wie Schnee und rot wie eine Rose, sein Haupthaar weiß wie Wolle und seine Augen wie Sonnenstrahlen. Wenn er seine Augen öffnet, dann erleuchtet er gleich der Sonne das ganze Haus, und das ganze Haus ward sehr hell." (Hen. 106,2)

Eine sonderbare Beschreibung, die uns hier erzählt wird! Noah, der erste Albino der Geschichte? Vielleicht... aber wir stoßen zum Beispiel in der Offenbarung (Apokalypse) des Johannes auf eine ähnliche Beschreibung. Dort erfahren wir, wie ein sonderbarer "Thron" mit viel Lärm vom Himmel niederstieg, indem sich ebenfalls ein solcher "Mensch" befand (s. auch Teil III.7):

"Sein Haupt und seine Haare waren weiß wie Wolle, leuchtend weiß wie Schnee, und seine Augen wie Feuerflammen." (Off. 1,14)

Bei Noahs Geburt geschah noch etwas ganz Außergewöhnliches, denn kein Kind der Welt kann in den Armen seiner Hebamme sprechen. Noah durchaus:

"Darauf richtete er sich in den Händen der Hebamme auf, öffnete seinen Mund und redete mit dem Herrn der Gerechtigkeit." (Hen. 106,3)

 

Lamech wusste nicht, was geschah, wie konnte sein Junge so einfach sprechen? Er bekam es mit der Angst zu tun und floh zu seinem Vater Metusala (Hen. 106,4). Ihm offenbarte er seine Sorgen - vielleicht wusste der weise Metusala ja Rat? Sicherlich sehr erregt sprach Lamech zu seinem Vater:

"Ich habe einen merkwürdigen Sohn; er gleicht nicht einem Menschen (!), sondern den Gottessöhnen des Himmels(!!) und seine Natur ist verschieden; er ist nicht wie wir; seine Augen gleichen Sonnenstrahlen und sein Antlitz ist majestätisch." (Hen. 106,5)

Lamech zweifelt, und wer würde es ihm übelnehmen, an seiner Vaterschaft. Er unterbreitete seinem Vater, dass er mit Sicherheit nicht der tatsächliche Erzeuger dieses Kindes sein kann, und dass "in seinen Tagen auf Erden ein Wunder geschieht".

Nun bat er Metusala, seinen Vater, er möge zu Henoch gehen, "er wohnt ja bei den Engeln."

Metusala wandte sich ratsuchend an Henoch, seinen Vater, und berichtete ihm von der "beunruhigenden Erscheinung" und "beängstigenden Sache" über Noahs Geburt. Noch einmal lesen wir im Henochbuch, dass Noahs "Gestalt und Natur nicht der eines Menschen gleicht" (Hen. 106,10), sondern "ein Abbild der Engel des Himmels sei" (Hen. 106,12), so wie es u. a. die Beschreibung aus Off. 1,14 vermuten lässt.

An anderer Stelle im Buch Henoch (Hen. 71,1) werden Engel (= Wächter) des Himmels beschrieben, deren Antlitz "leuchten wie Schnee". Ob auch Noah diese Eigenschaft besaß, da er den Engeln geglichen haben soll?

Der Prophet Henoch, der zu seiner Zeit ein Mann von unermesslichem Wissen war (s. Kapitel VII), prophezeite seinem Sohn Matusala die kommende Sintflut. Er berichtete ihm auch, dass Gottessöhne des Himmels Kinder mit Menschenfrauen zeugten (Hen. 106,14) und "Gott" sie durch die große Flut vernichten würde (vergl. Gen. 6). Metusala sollte seinen Sohn Lamech beruhigen, denn sein Kind ist auserwählt, die Katastrophe zu überleben und "die Erde nach all der Vernichtung (zu) trösten". (Hen. 107,3)

Henoch, und das ist interessant, erzählte Metusala, dass die Sünde durch die Flut vertilgt werden würde. Aber "danach wird die Gottlosigkeit noch weit größer werden als die, die zuerst auf Erden begangen ward". Folgerichtig war die Flut völlig überflüssig, da sie nichts nutzte.

Noah - dies lässt sich zweifelsfrei aus den Versen entnehmen - war ein Mensch mit ganz außergewöhnlichen Eigenschaften, die ihn eigentlich nicht als richtigen Menschen erscheinen lassen. Er soll den himmlischen Engeln geglichen haben. Dennoch wies Henoch seinen Sohn an, dem Lamech zu sagen, dass Noah "wirklich sein Sohn ist". Wie konnten aber Lamech und sein Weib ein derart fremdes Kind bekommen?

Das Rätsels Lösung ist ähnlich gelagert wie bei der Geburt Seths, bei der Eva den fremden Samen eingesetzt bekam.

Die sogenannte Lamech-Rolle, ein fragmentarisches Schriftstück aus den Höhlen von Qumran, enthält ebenfalls einen Bericht über Noahs sonderbare Geburt, ziemlich ähnlich wie im Henochbuch. Nach der zweiten Kolumne dieser Qumran-Rolle kann Lamech gar nicht der Vater Noahs gewesen sein, denn er kehrte nach einer über neun Monate langen Reise zurück zu seiner Frau Bat-Enoch, wo er den ominösen Knaben vorfand. Sofort beschuldigte er seine Frau, sie sei ihm untreu gewesen und das Kind in seinem Haus nicht seines - wie sollte es auch? Verbittert kam er zu dem Schluss, dass Bat-Enoch ein Kind der "Wächter" ("Nefilim", "Die Hinabgeworfenen") sein müsse und stellte seine Frau zu Rede:

"Ich möchte, dass du schwörst, beim Allerhöchsten, beim obersten Herrn, dem König aller Welten, dem Führer der Söhne des Himmels, dass du mir die Wahrheit sagst (...)"

Bat-Enoch wich Lamechs Fragen aus und appellierte an sein Herz, er möge sich an ihre "empfindliche Gefühlslage erinnern". Nach eingehender Bedrängung durch ihren Mann antwortete sie ihm schließlich:

"(...) ich lasse alle meine zarten Gefühle außer acht und schwöre dir beim Heiligen und Großen, dem Herrn des Himmels und der Erde, dass dieser Samen von dir kam, die Empfängnis durch dich geschah und diese Frucht von dir gepflanzt wurde und nicht von irgendeinem Fremden oder von irgendeinem der Wächter oder himmlischen Wesen (!)."

Immer wieder wird es deutlich, Noah war ein Abkömmling der Himmelssöhne, auch wenn Bat-Enoch dies bestritt. Die Bestätigung dieser Behauptung findet sich ebenfalls in der Qumran-Rolle, denn, wie auch im Buch Henoch, geht Metusala zu seinem Vater Henoch, dem Großvater Lamechs und unterbreitet ihm das Problem. Henoch aber gab Metusala den Auftrag, seinem Sohn auszurichten, dass der Same von den "Wächtern des Himmels" in den Schoß von Bat-Enoch gelegt wurde!

Noah, der von "Gott" auserwählt wurde, eine neue Menschheit zu begründen, soll künstlich von den "Wächtern" oder besser Nefilim erschaffen worden sein. Die Umstände, die zu der Geburt des Sintfluthelden führten, finden sich leider nicht in der alttestamentarischen Überlieferung. Aber anhand der außerbiblischen Quellen und der Qumran-Rollen zeichnet sich hier ein deutliches Szenario ab: Eine künstliche Befruchtung, wie bei Seth.

Wir haben bereits die Bhil aus Indien kennengelernt, die offenbar den Menschen als einen Arbeiter des "Gottes" Bhagwan betrachten. Auch nennt der Schöpfungsbericht dieser Religion eine Vertreibung von diversen "Untergöttern" auf die Erde, die wiederum an Gen. 6 erinnert. Erstaunlich ist aber ihre Erzählung über eine große Flut (König, S. 30), die einen klaren Kern zum biblischen Geschehen enthält. Denn, als die Flut hereinbrach, wurde ein Geschwisterpaar von Bhagwan gerettet, welches er nach Rückgang des Wassers anwies, wie es sich zu vermehren hatte. Und so wie Noah künstlich erschaffen wurde, formte auch Bhagwan dieses Paar künstlich! Diese Schöpfung soll sogar, so sagt es die Legende, mit "Lehm" geschehen sein, was auch mesopotamische Mythen der Menschwerdung deutlichst betonen (s. II.1)!

Vielleicht wurde auch lange, lange Zeit später der Enkel Abrahams auf diese Art geboren. Abrahams Sohn war Isaak, dessen aramäische Mutter Rebekka, die Tochter von Betuel aus Paddan-Aram gewesen sein soll (Gen. 25,19-20). Als

Isaak sechzig Jahre als war (Gen. 25,26), bekamen er und Rebekka Zwillinge, obwohl das Paar zuerst kinderlos blieb (Gen. 25,21).

Bekanntermaßen wünschten sich die beiden aber Kinder, da Isaak den "Herrn" anbetete, damit seine Frau ihm Erben schenkt. Das Gebet wurde erhört und Rebekka wurde mit zwei besonderen Kindern schwanger. Denn als sie sich an "Gott" wandte, gab er ihr zur Antwort:

"Zwei Völker sind in deinem Leib, zwei Stämme trennen sich schon in deinem Schoß. Ein Stamm ist dem anderen überlegen; der ältere muss dem jüngeren dienen." (Gen. 25,23)

Als Rebekka schließlich gebar, erhielt sie einen sonderbaren Spross, den sie Esau nannte. Er soll rötlich und "über und über mit Haaren bedeckt" gewesen sein, "wie ein Fell", so Gen. 25,25. Sein Zwillingsbruder war der bekannte Jakob, von denen die Israeliten abstammen sollen. Von diesem sonderbaren Esau stammen angeblich alle Edomiten ab, die von dem israelitischen König David (ca. 1010 bis 970 v. Chr.) unterdrückt wurden (2. Sam. 8,13-14). Erst unter König Joram (ca. 848 bis 841 v. Chr.) konnten sie sich aus der Hand der Israeliten befreien (2. Kön. 8,20-22).

Da aber beide Kinder bzw. Völker von derselben Mutter geboren wurden und diese erst mit "Gottes" Hilfe gebären konnte, ist es natürlich verwunderlich, dass Jahwe Rebekka diese einsetzte, obwohl es nach Gen. 25,23 auf der Hand liegt, dass er wusste, dass sich die Völker in Zukunft unterdrücken würden. Vielleicht war der sonderbare Esau - dessen hebräischer Name ("Esaw") übrigens "Behaarter" bedeutet (Mertens, S. 156) - nicht geplant, als Jahwe Rebekka künstlich befruchtete. Denn im Buch Maleachi erfahren wir sogar, dass "Gott" "seinen" Sohn Esau hasste:

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