Götter der Sterne

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II.2 Der Mensch aus dem Himmel

Im Koran ist zu lesen, dass Adam und Eva den Himmel verlassen mussten, nachdem sie die verbotene Frucht aßen. Bereits zitierte Textstellen apokrypher Schriften (s. I.9) sagen das gleiche aus, und die Sumerer nennen zusätzlich eine "Schöpfungskammer" ("Duku") hoch oben über den Wolken als Ursprungsort des ersten "Menschenpaares". Legenden von der Elfenbeinküste in Südwest-Afrika, der Eskimos am Noatak-Strom (Alaska) und nordamerikanischer Indianerstämme klingen erstaunlicherweise im Kern recht ähnlich. Auch hier wird von den ersten Menschen erzählt, die irgendwie vom Himmel auf die Erde gelangten.

Die Erschaffung des ("göttlichen") Menschen als Diener oder Arbeiter der "Götter" wurde uns in mesopotamischen Texten, wie sie zum Beispiel der Sumerologe Professor Samuel Noah Kramer übersetzte, recht bemerkenswert wiedergegeben. Ein wichtiger Schöpfungsakt soll in der himmlischen "Duku" geschehen sein, dort formten die "Götter" die "menschlichen Götter" "Aschnan" (Getreidegöttin, sumerisch auch "Emmer") und "Lahar" (Rinder- und/oder Schafsgottheit):

"In jenen Tagen, in der Schöpfungskammer der Götter, in ihrem Hause Duku wurden Lahar und Aschnan geformt. In jenen Tagen sagt Enki zu Enlil: Vater Enlil, Lahar und Aschnan, sie, die im Duku erschaffen wurden, lassen wir sie aus dem Duku hinabsteigen." (Krassa, Gott, S. 239)

Das erschaffene Paar Lahar und Aschnan wurde irgendwo oberhalb der Erde geschaffen. Dies geht aus dem Text eindeutig hervor, da sie zur Erde hinabstiegen! Aber folgen wir der Übersetzung weiter, so wird diese Tatsache weiter hervorgehoben:

"Auf das reine Wort Enlils und Enkis hin stiegen Lahar und Aschnan aus dem Duku hinab. Für Lahar errichteten sie die Schafhürde, Pflanzen und Kräuter in Fülle schenkten sie ihm. Für Aschnan errichteten sie ein Haus, Pflug und Joch schenkten sie ihr." (Krassa, Gott, S. 239f.)

Die zwei sonderbaren Wesen, die aus der "Himmelskammer" herniederstiegen, werden in der Moderne als "Götter" angesehen. Aschnan, zum Beispiel, war die Tochter der "Gottheit" Enki, die für die Lebensmittelversorgung der Menschen zuständig war. Dennoch weiß der sumerische Mythos davon zu berichten, dass diese "Kulturheroen" nur indirekte Nachkommen Enkis gewesen sein können, da er sie im Duku "formte", nicht "zeugte".

Vielleicht können wir annehmen, bei dieser Legende handelt es sich um "Adam und Eva", die bekanntlich aus dem Himmel vertrieben wurden und fortan auf der Erde arbeiten mussten.

Hinweise, dass das erste Menschenpaar als "göttlich" verehrt wurde, zumindest von den "Engeln" verehrt werden sollte, finden sich auch in apokryphen Büchern. So etwa im Buch Schatzhöhle, in dem steht, dass der "Herr" Adam einiges an Privilegien gönnte und er wunderschön anzusehen war (Priester, König und Prophet sollte er sein):

"Als die Engel dies Wort hörten, beugten sie alle die Knie und verehrten ihn (Adam)." (Scha. 2,25)

Oder die bereits erwähnte siebte Sure (Zwischenmauer) des Koran, Vers 12:

"Wir haben euch (den Menschen, L.A.F.) erschaffen, dann euch gestaltet, und darauf zu dem Engel gesagt: Verehrt den Adam; und sie taten also, mit Ausnahme des Iblis, des Satans, der nicht mit den Verehrenden sein wollte."

)

Oder an anderer Stelle im Koran:

"Darauf sagten wir zu den Engeln: Fallt vor Adam nieder! Und sie taten es (...)" (2. Sure, Die Kuh, Vers 35)

Eva und Adam sollten von den "Engeln" verehrt werden - schließlich waren sie Produkt der Elohim, also "göttliche" Geschöpfe. Mit Blick auf die mesopotamischen Schöpfungslegenden, in denen es über die Erschaffung heißt: "Es war eine unfassbare Arbeit", scheint die Verehrung des Menschen auch gerechtfertigt. Können die Duku-Wesen, Aschnan und Lahar, tatsächlich als "Adam und Eva" angesehen werden? Oder waren sie eine andere Art von Geschöpfen?

Erstaunlicherweise berichtet auch das Neue Testament etwas über einen "irdischen" und einen "himmlischen" Adam:

"Der erste Mensch ist aus Erde, ist Staub; der zweite Mensch stammt aus dem Himmel." (1. Kor., 15,47)

Es soll demnach einen zweiten Adam ("Der zweite Adam kam vom Himmel", so eine moderne Übersetzung, Deutsche Bibelgesellschaft 1982) gegeben haben. Auch andere Mythen der Welt, wie etwa der Popol Vuh, das Buch der Quiché Maya, berichten von einem Menschen aus Lehm (Sproul, westlich, S. 242), wobei diese Schöpfung nicht auf Anhieb gelang. Einige "Exemplare" mussten wieder vernichtet werden, was uns wiederum an die Sintflut erinnert. Warum also gab es einen zweiten Menschen?

Nach der Weltanschauung der im Regenwald von Zaire lebenden Ngombe-Indianer gab es am Anfang der Zeit keine Menschen auf der Erde. Alle lebten im Himmel:

"Am Anfang gab es keine Menschen auf der Erde. Sie lebten im Himmel mit Akongo (der Schöpfer, L.A.F.) und waren glücklich." (Sproul, westlich, S. 311)

Die Ngombe erzählen weiter, dass eine Frau mit ihren Kindern aus dem himmlischen Paradies (!) vertrieben wurde und fortan auf der Erde lebte.

Vielleicht würde die einstige Existenz eines "himmlischen Adams" (und/oder Eva) die Berichte über ein irdisches sowie ein himmlisches Paradies erklären (siehe I.8/9). Der Koran verlegt bekanntlich den ganzen Garten Eden (Paradies) in den Himmel. Von hier soll Adam auf die Erde gekommen sein, und er durfte nie wieder zum Ort seiner Schöpfung zurückkehren. Im Buch der Jubiläen erfahren wir sogar (Jubi. 3,9), dass "Adam vierzig Tage in dem Land, wo er erschaffen ward, zugebracht hatte", und dann erst in den Garten Eden kam. Eva soll erst "am achtzigsten Tag" das Paradies betreten haben (gleicher Vers).

II.3 Parallelen in globalen Schöpfungslegenden!

Es ist faszinierend zu erfahren, dass weltweite Legenden davon zu berichten wissen, wie in unbekannten Zeiten einmal die ersten Menschen oder Menschenpaare vom Himmel auf die Erde kamen! Nicht nur die Mythen der Bibel oder die Überlieferungen aus Mesopotamien haben einen gemeinsamen Kern, sondern dieser ist global zu finden. überall auf der Welt existieren mythische Überlieferungen, die teilweise starke Parallelen besitzen. Zum Beispiel kennen wir den bekannten Spruch der Bibel: "Es werde Licht, und es ward Licht" (Gen. 1,3). Im pazifischen Raum (etwa bei den Maois) finden sich zahllose Mythen mit ähnlichen Aussagen.

Auch in Theologenkreisen wird nicht bestritten, dass Schöpfungsmythen anderer Völker (nicht aber global!) der Bibel einst als Vorlage dienten:

"Die Elemente der Erzählungen stammen zum größten Teil aus dem Erzählgut des Volkes Israel, das er zum Teil aus den Mythen und Sagen anderer Völker entlehnt hat. Seit wann (...) wissen wir nicht." (Mertens, S. 108)

Wir haben bis jetzt nur einige "Mythen"-Teile aus den Weltreligionen betrachtet, die Ähnlichkeiten zur Genesis aufweisen, aber von diesen gibt es zahllose. Werfen wir also einen Blick auf diese Überlieferungen. Der Autor Niederhäuser ("Fremde Länder - Fremde Völker") hat zum Beispiel einige davon in einem Buch veröffentlicht, die wir uns kurz ansehen wollen.

So erzählt eine Legende der Eskimos vom Noatak-Fluss in Alaska, USA, nennenswerte Einzelheiten über die Erschaffung der Welt (Niederhäuser, S. 38 bis 45): Am Anfang der Weltschöpfung wird ein Wesen namens Tulungersaq erwähnt, das die Eskimos auch als "Vater Rabe" bezeichnen. Er soll (zuerst) ein anatomisch normaler Mensch gewesen sein, der zu Beginn der Zeit über die dunkle, lehmige "Erde" kroch. Es war finster, öde und leblos, so die Legende weiter, und da er sich einsam fühlte, "formte er aus Lehm eine Gestalt, die ihm gleich war"! Dieser Mensch aber gefiel dem "Vater Rabe" nicht, so dass er ihn in einen Abgrund warf, wo er zum bösen Geist wurde, von dem alle schlechten Geistwesen abstammen sollen.

Tulungersaq irrte weiter über die trostlose Erde, bis er sich für den schier bodenlosen Abgrund zu interessieren begann, in den er seinen ersten Menschen geworfen hatte. Deshalb schickte er einen kleinen "Sperling" hernieder, der ihm die Lage schildern sollte. Der Vogel kam mit der Nachricht zurück, dass dort unten ein neues Land liegen würde, "das gerade begonnen hatte, eine feste Kruste zu bilden"... So wie es die heutige Forschung über die Entstehung unserer Erde bestätigt.

Neugierig geworden, was dies für ein Land sein könnte, beschloss Tulungersaq, selber niederzusteigen. Er verwandelte sich in einen Raben - deshalb sein Zweitname "Vater Rabe" - und gelangte so auf die Erde. Das Land, von dem er kam, nannte er fortan "Himmel", und das Land in der Tiefe "Erde". Und die Legende beschreibt die Erde ähnlich wie die Genesis: als "öde und kahl".

Nun machte er sich daran, die Erde "in gleicher Weise wie das Land im Himmel" zu bepflanzen. Als er dies Werk vollendet hatte, begann er erneut, den Menschen zu erschaffen - diesmal aus Lehm!

Die Legende weiß außerdem noch von einer weiteren Menschenrasse zu berichten, die aus einer "Schote" geboren wurde. Diese sollen die Vorfahren der "stärksten Geschlechter der Erde" gewesen sein.

Am Anfang, so die Mythe der Eskimos, bestand "kein großer Unterschied zwischen Mensch und Tieren". Die Menschen konnten "zu Tieren werden" und Tiere sogar zu Menschen.

Um der neuen Menschheit ausreichend Nahrung zu beschaffen, schuf "Vater Rabe" zahllose Tiere aus "Lehm" und führte sie dem Menschen zu. ähnlich wie auch Adam in der Genesis von seinem "Herrn" den Auftrag bekam, allen Tieren Namen zu geben. Weiter dokumentiert die Schöpfungslegende, dass der "Rabe" seinen Geschöpfen alle Dinge des täglichen Lebens, wie Hüttenbau, Jagdkunst oder Schiffs- und Bootsbau lehrte.

 

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Legende der Eskimos - hier nur das Wichtigste wiedergegeben - deutliche Parallelen zur biblischen Schöpfung enthält. Die Eskimos, Tausende Kilometer vom Nahem Ostern entfernt, kennen ein "Schöpfungswesen" (der "Rabe"), der im "Himmel" einen Menschen erschuf, den er aber letztendlich auf die "Erde" verbannte. Dieser "Rabe" bepflanzt die kahle und leblose Erde mit allerlei Pflanzen und erschuf neue Lebewesen, denen er verschiedene Dinge lehrte. Wir werden noch sehr klar sehen (Kapitel VII), dass das Buch Henoch tatsächlich davon berichtet, wie "Engel" oder "gefallene Engel" den vorsintflutlichen Menschen auf Erden in zahllosen Wissenschaften unterrichteten.

Eine Schöpfungslegende der Schwarzafrikaner von der Elfenbeinküste in Südwest-Afrika ist nicht minder aufschlussreich (Niederhäuser, S. 216 bis 220). So glauben diese, dass zu Beginn der Welt eine "Götter-Mutter" im Himmel lebte, die Niamye und Anangama, die ersten und höchsten "Götter"(Brüder), gebar.

Nun wird die Legende spannend: Denn, wörtlich, "durch Gottes Hand" wurde der Mensch im Himmel erschaffen, ebenso wie Tiere und Geisterwesen. Nach ihrer Schöpfung lebten sie hoch im Himmel "und vermehrten sich (...), bis es im Himmel zu eng wurde". Der höchste "Gott" sah sich gezwungen, gegen die Übervölkerung seines himmlischen Reiches etwas zu unternehmen, also beschloss er, die Erde aus "Staub" und "Wasser" zu formen. Zu Anfang, so die Überlieferung, in altbekannter Form:

"(...) war die Erde nur ein Schlammbrei, und erst allmählich trennten sich Wasser und Erde." (Niederhäuser, S. 216)

Stichwort Schlamm: Die animistische Religion der Ainu, die Ureinwohner Japans, kennt ein solches Szenario ebenfalls:

"Am Anfang war die Welt nur Schlamm, denn die Wasser und der Schlick waren ganz durcheinandergemischt. Alles war stumm, kein Ton zu hören, es war kalt, keine Vögel in der Luft, nirgends ein lebendes Wesen." (Sproul, östlich, S. 270)

Es sah zu Beginn der Welt bei den Ainu also ähnlich aus wie in der afrikanischen Legende - gleicher Inhalt, gleiche Quellen?! Diese Vermutung erhärtet sich, wenn wir einen Blick in das Popol Vuh der Quiche-Mayas werfen. Dort beginnt die Schöpfung mit den Worten:

"Alles schwebte in Schweigen, alles war in tiefer Ruhe, bewegungslos, still und leer war der Himmel. (...) Es gab noch keinen Menschen, kein Tier; es gab nicht Vogel, Fisch, Krebs, Baum, Stein, Höhle, Schlucht, Gras oder Wald. (...) Noch war das Antlitz der Erde nicht zu sehen. Nur das Meer staute sich, und der Himmel war da." (König, S,. 148)

Bereits hier sind biblische Elemente unverkennbar. Als sich jedoch der Schöpfer aufmachte, die Welt zu ordnen, werden diese Ähnlichkeiten noch klarer:

"Es geschehe! Dieses Wasser weiche und schaffe Platz. Es entstehe die Erde, sie ebene sich." (König, S. 148)

Und wie sollte es anders sein, die Schöpfer aus dem Popol Vuh stellten nach getan Arbeit fest: "Gut war es".

Aber zurück zur Elfenbeinküste: Nach einiger Zeit trocknete die Erde, und "Gott" schickte seine Frau Assie hinunter, damit sie dort herrsche. Dabei brachte sie auch Bäume mit, um mit ihnen die Erde zu bepflanzen. Die Tasache, dass einst "Götter" die Erde oder ein lokal begrenztes Gebiet (Garten Eden) kultivierten, ist uns bereits im Zusammenhang mit der "Gottheit" Enki und auch Marduk, sowie natürlich den biblischen Elohim begegnet. Gleichfalls ist auch eine Parallele zu zum germanischen Midgard zu erkennen, der später ebenfalls künstlich bepflanzt wurde.

Dann war es an der Zeit, die Menschen und Tiere dort anzusiedeln. An einer langen, starken Kette verließen sie den Himmel in Richtung Erde:

"(...) erst einen Mann, dann eine Frau, und so machte er es bei jedem Menschenvolk, das er im Himmel hatte(!), ein jedes an seinem Platz. Und jedem Menschenvolk gab er ein Paar von allen Tieren (...)" (Niederhäuser, S. 217)

Wie kaum anders zu erwarten, waren die ersten Menschen unwissend - ja dumm, wenn man so will. Erst als der "Gott" Anangama vom Himmel kam, um den Menschen zu zeigen, "wie dieses und jenes gemacht wird", waren sie in der Lage, wenigstens teilweise selbständig zu leben.

Anangama hatte seine Mission erfüllt und fuhr wieder in den Himmel auf. Von dort schickte er seine Frau zur Erde, damit sie sein Projekt beende. Diese jedoch bekam große Probleme, "denn sie wusste über ganz natürliche Dinge nicht Bescheid", so die Erzählung. Als Hilfe sandte Niamye nun einen "Geist" zu ihr, der mächtig und gut gewesen sein soll. Zahlreiche weitere Geistwesen folgten diesem. Aber mehr unabsichtlich, denn der "Gott" Niamye warf diese aus dem Himmel, da sich die Geister "im Himmel schlecht aufgeführt" hatten. Hier erkennen wir sehr deutlich, was schon in biblischen und außerbiblischen Schriften steht: Der Fall der Engel, angeführt vom Oberbösewicht Satan!

Und so wie die "gefallenen Engel" der biblischen Texte der Welt Unheil brachten, so geschah es auch in dieser Erzählung:

"Nach einiger Zeit sah Gott, wie die Menschen da unten auf der Erde miteinander Krieg zu führen begannen, und überhaupt viel Schlimmes geschah." (Niederhäuser, S. 218)

Sicherlich zeigt sich hier deutlich eine Verwandtschaft zur Genesis! Wie in der Bibel (Sintflut-Bericht), so kennt auch die schwarzafrikanische Legende eine Art Vernichtung oder Umgestaltung der Menschheit. Da viel Bosheit auf Erden regierte, wurden die "göttlichen Abfälle" und "Schmutz" vom Regen auf die Erde geschwemmt. Fortan soll, so die Legende, auch ein anderer "Gott" die Herrschaft über die Erde übernommen haben, da er es scheinbar besser machen konnte als der "Gott" Niamyes.

Selbst die Griechen wissen von derartigen Katastrophen (Nack, S. 51). Ihre mythischen Überlieferungen sagen, dass die ersten Menschen in perfekter Harmonie auf der Erde lebten. Doch dann wurden sie immer lasterhafter, ihr Glaube an die "Götter" schwand und die Erde wurde von Verbrechen und Unheil überschwemmt. Und wie anders sollte es kommen, der "Gottvater" geriet in "großen Zorn über die Untaten" und vernichtete die Menschen durch eine gewaltige Flut!

Nicht nur die Griechen kannten die Sintflut, sondern auch Indianerstämme in weit voneinander entfernten Ländern. So berichten etwa die Chiricahua-Apachen (Sproul, östlich, S. 68), dass die Menschen einst falsche "Götter" anbeteten:

"Deshalb erhob sich der Ozean und überflutete die Erde. So ertranken diese Menschen der alten Zeiten. Nur einige von ihnen wurden gerettet (...)" (Sproul, östlich, S. 68)

Wir sehen also deutlich: Schöpfungsmythen, selbst in den entlegendsten Winkeln unseres Globus, weisen teilweise die gleichen Kerne auf. Natürlich, und niemand will es bestreiten, existieren auch Schöpfungslegenden, die vollkommen anders gestaltet sind und selbst mit größter Kraft nicht mit dem Alten Testament übereinstimmen.

Eine knappe Legende über den Ursprung der Welt und des Menschen von der Osterinsel im südlichen Pazifik ist uns dank des Autors Francis Mazière ("Insel des Schweigens") erhalten geblieben. Sie hat auffallende Ähnlichkeiten mit der Genesis, die kaum mit dem lapidaren Wort Zufall erklärt werden können.

Auf der viel diskutierten und in Paläo-SETI-Kreisen gut bekannten Osterinsel beherrschte einst der "Gott" Make Make die Religion. Er war "Hauptgott" einer Gruppe von Wesen, die aber auch als vergöttlichte Urkönige angesehen wurden. Wie dem auch sei, Make Make galt vor Zeiten als Schöpfer der Welt und des Menschen als Mann und Frau. Wenn man so will, ein monotheistischer Ursprungsglaube.

So liest sich der Mythos "Die Erschaffung der Welt" wie eine komprimierte Fassung des ersten Schöpfungsberichtes der Genesis:

"Die Lüfte, die Dämpfe, die Leere. Das Nichts rundherum, die Meere, die Finsternis. Das erste Beben, das erste Wort, das Licht gebar, Kuihi-Kuaha (Eine Art Zauberformel, L.A.F.). Die Erde entstehe! Das Meer vergehe! Es komme die Sonne, das große Licht! Es komme der Mond, das kleine Licht! Es mögen die Sterne kommen, Kuihi-Kuaha! Es komme Make Make, der erste Mensch." (Mazière, S. 65)

Auch die Osterinsel-Legende berichtet uns in stark mythischer Form von einer ursprünglichen Welt ohne Licht und Leben. Hier werden ebenfalls Wasser und Land getrennt, und die Sonne als großes Licht, sowie der Mond als kleines Licht erschaffen.

Dann kam Make Make irgendwie in die Welt. Make Make wird als erster Mensch bezeichnet, obwohl außer Frage stehen dürfte, dass er auf der Osterinsel als "Gottheit" verehrt wurde. Wie auch die Legende der Eskimos vom Noatak-Fluss, die das Schöpferwesen "Vater Rabe" als einen Menschen, zumindest vom Aussehen her, bezeichnet, wird hier Make Make als Mensch betrachtet.

Dass Make Make nicht der erste Mensch war, weiß ein zweiter Mythos der Insel zu berichten. "Die Erschaffung des Menschen", so der Name der Legende, ist außerordentlich wertvoll, wenn wir nach vermeintlichen Überlieferungen mit gleichen oder ähnlichen Inhalten suchen:

"Make Make nahm eine Kalebasse, erblickte sich darin, sah sein Gesicht und rief: Make Makes erstgeborener Sohn! Ein weißer Vogel kam, setzte sich auf seine rechte Schulter und rief: Kuihi-Kuaha te anga a makemake! (Wiederum ein Zauberspruch, L.A.F.) Make Make tat Erde in eine runde Form, legte die Hand mitten hinein, um ein Loch zu machen, blies dann hinein in das Loch. Hervor kam daraus ein junger Mann, He repa. Sagte Make Make: Das ist nicht gut. Er schläferte He repa ein. Make Make nahm einen Bananentrieb. Er öffnete den Brustkorb He repas auf der linken Seite. Das Blut floss auf den Bananentrieb. Da hauchte Make Make den blutigen Bananentrieb an. Geboren wurde Uka, die junge Frau." (Mazière, S. 65f.)

Anhand der beiden Überlieferungen können wir erkennen, dass es scheinbar zwei Make Make gab. Zum einen den Schöpfer Make Make, und zum anderen sein erstgeborener Sohn Make Make. Der Make Make-Sohn, so ist es deutlich zu erkennen, schuf den Menschen, den ersten Mann, aus Erde, die er anblies. In vollkommener Übereinstimmung zu sumerischen bzw. biblischen Mythen gefiel es Make Make nicht, dass der junge Mensch alleine ohne Weib lebte. Also schläferte er ihn ein(!), nahm Blut aus seinem Brustkorb und formte daraus seine Gefährtin Uka.

Die Ähnlichkeiten zur Genesis springen geradezu ins Auge. Dennoch sei angemerkt, dass die Osterinsel und der Nahe Osten, die Gebiete des Alten Testamentes zigtausende Kilometer über Land und Meer voneinander getrennt liegen. Wie also ist diese Parallele zu erklären, wenn wir die mythischen Inhalte nicht als einstige Realität betrachten?

Gehen wir von der einsamen Osterinsel zu den Indianerstämmen am Missouri, USA. Verschiedene Volksgruppen dieser Gegend erzählen die Legende vom Schöpfer Tirawa, dem Herrn über "Triwawahut" ("Ausdehnung"), dem Universum (Niederhäuser, S. 242 bis 248). In sumerischen und anderen Texten erfahren wir von einer Versammlung der "Götter", auf der die Erschaffung des Menschen beschlossen wurde. Nichts anderes weiß auch die Missouri-Legende, in der es heißt, dass der Schöpfer alle anderen "Götter" um sich versammelte. Tirawa plante, seinen untergebenen "Göttern" eine wichtige Mitteilung zu machen:

"Jedem von euch werde ich seinen Platz am Himmel geben; einem jeglichen will ich Macht verleihen, denn ich will Menschen schaffen nach meinem Bilde(!), und diese sollen unter eurer Obhut stehen. Ich will ihnen euer Land geben, damit sie darauf leben können, und mit eurer Beihilfe soll für sie gesorgt werden." (Niederhäuser, S. 242f.)

Nach dieser Überlieferung, sollen die "Götter" allesamt zu Sonne, Mond und Sterne geworden sein, denen Tirawa ihre Plätze am Firmament zuwies. Dann machte er sich an die große Aufgabe, die Menschheit zu erschaffen. Die ersten Wesen, die "der Vater im Himmel" schuf, waren Menschen aus Stein, die ungeheuer schwer und groß wurden. Diese respektierten ihn nicht, so dass er sie in einer gewaltigen Sintflut ("großen Regen") vernichtete! Da sich diese Riesen wegen ihres Gewichtes und ihrer Größe nur schwer bewegen konnten, starben sie alle in der Flut, denn sie erreichten die Berggipfel nicht rechtzeitig.

 

Der Schöpfer beschloss, eine zweite Menschheit zu erschaffen. Aber auch diese entwickelte sich unkontrolliert und wurde so mächtig, dass er gar vor ihnen erschrak. Laut der Legende, "machte er sie sich allzu ähnlich", so dass der Schöpfer nur einen Ausweg sah: Er vernichtete sie allesamt wieder.

Der dritte Versuch brachte dann die gewünschten Resultate. Tirawa formte einen ersten Mann, dem es aber alleine auf der Welt "nicht ganz behaglich zumute" gewesen sein soll. Deshalb bekam er von seinem Schöpfer ein Weib geschenkt, mit dem er bestens zufrieden war.

Tirawa betrachtete sein erstes Menschenpaar und die von ihm erschaffenen Tierarten mit Wohlwollen. Die Legende weist ausdrücklich darauf hin, dass alles Leben im Himmel, dort wo ihr "Gott" wohnte, geformt wurde. Der Schöpfer rief nun einen "Blitz", mit dem Mensch und Tier mit einer "Wolke" und einem "gewaltigen Schlag" zur Erde niederfuhren.

Hier lebte der Mensch als Nomade und zog durch die Lande. Interessant ist auch, dass angeblich alle Menschen eine Sprache sprachen. Nach einem Krieg oder kriegerischen Zwischenfall, "sprachen die Menschen nicht länger eine Sprache". Sie teilten sich in acht Stämme auf, die sich untereinander nicht verständigen konnten, und so gingen alle ihre eigenen Wege. Die gleichen Geschehnisse finden sich auch in der Genesis. Auch hier sollen alle Menschen die gleichen Worte benutzen, bis sie schließlich durch eine große "Sprachverwirrung" durch "Gott" in alle Winde zerstreut wurden (ab Gen. 11,1).

Die Suaheli-Stämme aus Afrika, deren Religion vom Islam beeinflusst wurde, kennen eine Schöpfung, die ebenfalls sehr starke Ähnlichkeit zur Bibel zeigt. So überliefert ihre Mythologie, dass die Welt nach und nach erschaffen wurde, um sie zum Schluss mit Menschen zu bevölkern:

"Eines Tages rief er ("Gott", L.A.F.) seine Engel zusammen. Alle erschienen sie von seinem Thron und beteten das rituelle Morgengebet. Dann sprach der Herr: Es hat mir gefallen, den Entschluss zu fassen, ein Wesen zu erschaffen - mit einem Geist, wie ihr ihn habt, aber es soll aus Lehm bestehen. Ich werde es aus Erde formen, und auf der Erde soll es leben." (Sproul, westlich, S. 303)

Auch von der ägyptischen Hochkultur sind uns Schöpfungsmythen erhalten geblieben (Große Mysterien, S. 24ff.). In den Pyramidentexten (um 2400 v. Chr.), den Schriften der Sonnenpriester aus Heliopolis, dem einstigen Zentrum des ägyptischen Reiches, ist auch die Schöpfungslegende zu finden. Dort ist von einer grenzenlosen Finsternis, Einöde und Urflut die Rede, die am Anfang der Welt existierten. Dann erschuf der Himmelsgott Atum die ersten "Götter" Schu, "Gott" der Luft und Tefnut, "Göttin" der Feuchtigkeit.



Auf einem 1805 gefundenen Basaltstein, dessen Inschrift eine Kopie älterer Texte ist und dessen neue Niederschrift von Pharao Sabakos in Auftrag gegeben wurde, wird vom "Gott" Path gesprochen, der alles erschuf. Wie in der biblischen Genesis, war Path "zufrieden, als er alle Dinge und alle göttlichen Worte geschaffen hatte." Aber weder dieser Stein, noch die bekannten Pyramidentexte enthalten konkrete Hinweise, wie der Mensch entstanden sein könnte.

Der Herrscher Amenophis III. (Ägypten, 1402 bis 1364 v. Chr.) ließ einst ein Relief anfertigen, auf dem ein Abbild des widdergestaltigen "Gottes" Chnum wiedergegeben wurde. Dieser formt mit seinen eigenen Händen den Menschen auf einer Art "Töpferscheibe" (Abb. 5). Als Gehilfin dieser großen Aufgabe ist auch die "Göttin" Hathor - die "Göttin" des Himmels und scheinbar auch eine "Muttergottheit" - teilweise zu sehen (Abb. 6), die in der Hand das Ankh, das Symbol des Lebens, hält. Offenbar treibt sie damit Chnum (auch Chnumu) irgendwie an (Große Mysterien, S. 27/Lurker, Symbole, S. 299).



Wider Erwarten hat das Volk der Ägypter, das alles mit Schriften und Reliefs schmückte, nur diesen spärlichen Hinweis auf die Erschaffung der Menschheit hinterlassen. Zwar haben die alten Schreiber der Ägypter wunderbare Hymnen und Huldigungen an unterschiedliche "Götter" hinterlassen (sie gehören teilweise zu den Meisterwerken der Weltliteratur!), aber eine reine, umfangreiche Überlieferung der Menschwerdung fehlt. Zumindest sind bislang keine weiteren gefunden worden. Dennoch hat es den Anschein, dass auch hier der Glaube entstand, der Mensch sei als Diener der "Götter" geformt worden, um ihnen Tempel zu errichten. Gleichfalls lassen sich Anspielungen erkennen, die vermuten lassen, dass auch die Ägypter an eine Erschaffung des Menschen aus Lehm glaubten. Die Abbildung des Chnum als "Menschentöpfer" rechtfertigt zumindest diese Annahme.

Ein ganz besonders erstaunlicher Schöpfungsbericht ist uns in einer Mythensammlung von Ovid (41 vor bis 18 n. Chr.) erhalten geblieben. Genau genommen lesen wir hier bereits moderne Erkenntnisse der Astronomie. Die Erzählung (Sproul, westlich, S. 97 bis 101) beginnt wie viele Schöpfungsberichte:

"Ehe das Meer und die Erde bestand und der Himmel, der alles deckt, da besaß die Natur im All nur ein Antlitz, Chaos genannt, eine rohe und ungegliederte Masse, nichts als träges Gewicht. Und geballt am nämlichen Ort disharmonierende Samen nur lose vereinigter Dinge." (Sproul, westlich, S. 97)

Hier begegnen wir dem in I.1 mehrfach erwähnten Chaos erneut. Der einstige Urheber der Mythe muss irgendwo erfahren haben, dass es vor der Erde nur die "rohe und ungegliederte Masse" gab. Wir wissen aber auch, dass andere Schöpfungen dies Chaos ebenfalls beschreiben!

Die Mythe aus der Hinterlassenschaft des Ovid erläutert nun die Trennung und Ordnung dieser Substanz, bis es an der Zeit war, die Erde zu erschaffen. Und hier sollten wir aufhorchen:

"Als so der Gott, wer immer es war, die Materie geordnet, so sie zerteilt und die Teile zu wirklichen Gliedern gestaltet, ballte er gleich zu Beginn die Erde, damit sie auf jeder Seite sich gänzlich gleiche, zur Form einer riesigen Kugel (!!)." (Sproul, westlich, S. 99)

Noch klarer geht es wirklich nicht! Der Schreiber wusste klipp und klar, dass die Erde ein Kugel ist, aus einer "ungegliederten Masse" entstand, und all dies von Gott erschaffen wurde. Diesen Gott kannte der Urheber dieses Mythos nicht, und es ist nur verständlich, da es der reale Gott war, der diese Schöpfung vollbrachte. Erst später werden die anderen "Götter" erschaffen. Und der Mensch betrat noch später die Erde, und zwar "nach dem Bilde der alles regierenden Götter" (Sproul, westlich, S. 101). Wie in der Genesis. Unglaublich.

Die Bambuti-Pygmäen aus Afrika besitzen eine Mythe über den Anfang der Menschen, der sogar von einem friedlichen Paradies berichtet (König, S 33f.)! Der "Gott" Mugasa "schuf die Menschen und lebte (...) im Paradies", bis sich die menschliche Frau (!) gegenüber ihrem Herrscher versündigte. Voller Zorn vertrieb Mugasa seine Menschen aus dem Paradies, die fortan von "Tod und Not" geplagt werden sollen. Noch interessanter ist die Feststellung, dass "Wild und alle Nahrungsmittel (...) vor ihnen fliehen würden". Dieses Ereignis ist uns auch in Gen. 3,1-19 beschrieben, wo es heißt, dass nach dem Sündenfall dem Adam "Dornen und Disteln" wachsen würden, und er im "Schweiße seines Angesichts" Nahrung beschaffen müsste! "Ewiges Leben" erhielt er auch nicht.

Eins sollte nach diesem kurzen Ausflug in die Mythologie unserer Ahnen deutlich geworden sein: Schöpfungsmythen der ganzen Welt weisen teilweise merkliche Ähnlichkeiten untereinander auf. Auch die Bibel, der Kern der Betrachtungen in diesem Buch, zeigt diese Parallelen. Durch irgendeine "Eingebung" hielten es die Menschen der Vergangenheit für nötig, recht ähnliche Sichtweisen über ihren Ursprung zu entwickeln. Dass naturverbundene Völker, wie etwa nordamerikanische Indianerstämme, ihre Schöpfung aus irdischem Material (Lehm, Erde etc.) annehmen, sollte nicht verwundern. Aber dass global zahlreiche Völker oder Volksgruppen praktisch das Gleiche zu berichten wissen, müsste eigentlich jeden stutzig machen. Die Bibel darf also nicht für sich allein betrachtet werden.