Götter der Sterne

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Solche Beschreibungen können offensichtlich nicht mit dem Zweistromland übereinstimmen. Wo nun lag Eden? Im Himmel oder auf der Erde, oder aber beides. Ich werde in II.9 dieses Problem noch einmal aufgreifen, da diese Berichte nicht widersprüchlicher sein können.

Kapitel II
Schöpfungsmythen anderer Völker
II.1 Mesopotamische Überlieferungen wissen mehr

Wir haben im vorherigen Kapitel bereits gesehen, dass Mesopotamien (Sumer) die Autoren der Bibel indirekt beeinflusst hat. Zumindest liegen heute Funde aus diesem Landstrich vor, die eindeutige Parallelen zur biblischen Paradieslegende aufzeigen. Auch sind die Schöpfungsmythen der Babylonier oder Sumerer sehr aufschlussreich, da sie Details über die Menschheitserschaffung schildern.


Abbildung 4: "Rollsiegel der Versuchung" aus dem Land der Sumerer

Besonders bemerkenswert ist eine unter dem Namen "Rollsiegel der Versuchung" (Britisches Museum, London, Abb. 4) bekannte Siegelabrollung (Barthel, S. 42/Willms, S. 132), welche bei Ausgrabungen vor rund 80 Jahren im einstigen Land der Sumerer entdeckt wurde. Der Name der Darstellung sagt eigentlich schon alles über dessen Motiv: Sie scheint - mit etwas gutem Willen - die biblische Verführung von Eva durch die Schlange in Eden zu zeigen. Dies ist besonders aufschlussreich, da Mythen keine bildlichen Berichte sind, eine Siegelabrollung hingegen als bildliche Mythe betrachtet werden kann.

Dieses 4000 Jahre alte Relikt des sumerischen Volkes zeigt eine Frau, die links neben einem Baum sitzt, dessen herunterragende äste "Früchte" tragen. Hinter der Frau findet sich eine symbolische Schlange mit klar zu erkennenden Kopf (nicht bloß ein "Strich"), und der Mensch ist gerade dabei, eine Frucht vom Baume zu nehmen, denn er streckt den Arm in seine Richtung aus.

Sollten wir diese Darstellung konkret mit dem biblischen Geschehen in Verbindung bringen, was in gewisser Hinsicht durchaus legitim ist, so darf aber auf keinen Fall ignoriert werden, dass die abgebildeten Personen bekleidet sind. Nach alttestamentarischen Berichten waren die ersten Menschen jedoch zur Zeit ihrer vermeintlichen Übertretung nackt, was zugleich eine der Kernaussagen dieser Überlieferung darstellt! Auch kann anhand der "Hörner" der rechten Person diese aller Wahrscheinlichkeit nach als eine "Gottheit" identifiziert werden.

Es bleibt dennoch eine interessante Darstellung - wie praktisch alle Siegel Mesopotamiens. Rollsiegel wurden und werden zu Tausenden aus dem mesopotamischen Boden gegraben; sie sind nichts Besonderes. Einige von ihnen zeigen immer wieder, wie der Mensch nackt auf Feldern arbeitet. Daneben sind "Götter" abgebildet, die jedoch stets bekleidet sind. Diese ungewöhnlichen Siegel sind bildliche Legenden der Völker des Zweistromlandes. Denn einst, so berichten es zahlreiche Tontafeln, haben die "Götter" den Menschen als Diener, Arbeiter oder Sklaven erschaffen, da "die Götter gleich den Menschen die Arbeit verrichteten und sich abplagten". Diese Überlieferungen decken sich teilweise mit der Genesis, wie ich bereits in I.5 kurz erläuterte. In Drechsels "Bibel Lexikon" wird dies in knappen Worten geschildert:

"Um die Götter von lästigen Aufgaben zu befreien, erschuf er (der "Gott" Marduk, L.A.F.) die Menschheit aus Lehm und dem Blut des aufständigen Gottes Kingu." (S. 375)

Was die mesopotamischen Schöpfungsmythen ebenfalls so interessant macht, ist die Tatsache, dass sie teils überdeutliche Übereinstimmungen zum hebräischen Bericht aufweisen. Die Genesis-Schöpfung (Gen. 1,1-2) berichtet davon, dass die "Götter" irgendwie vorhandenes "Baumaterial" nutzen, um damit die Welt (oder die Kuppel im Meer) zu errichten. Den Menschen erschufen sie aus Schlamm, Lehm, Erde oder dem Ei - je nachdem, welches Wort wir nehmen möchten - nach ihrem Bilde.

In dem Jahrtausende alten Gilgamesch-Epos (Papke, S. 312 bis 377) der Sumerer und Babylonier stoßen wir ebenfalls auf eine Schöpfung aus Lehm. Der Eposheld Gilgamesch - ein "göttliches" Mischwesen (s. II.5) - sollte einen Gefährten erhalten, der von den "Göttern" künstlich erschaffen wurde:

"Die Hände wusch Aruru sich, kniff Lehm ab und legt’ ihn in die Steppe. [...] schuf Enkidu, den Helden, den Spross [...], ein Abbild Ninurtas." (I. Tafel, assyrisch, 2,34-35)

Betrachten wir uns morgens verschlafen im Spiegel, so sehen wir, laut Genesis, ein Wesen, das im prinzipiellen Aufbau den "Göttern" gleicht. Die sumerische Schöpfungsmythologie betrachtet ebenfalls den Menschen als ein Abbild der "Götter". Denn sumerische Schriften wissen von einem "göttlichen Rat" oder einer Versammlung zu berichten, auf der die Erschaffung des Menschen beschlossen wurde. Auch das "Popol Vuh"/"Popul Vuh" der Maya - um 1600 n. Chr. - (Sproul, östlich, S. 47 und auch Sproul, westlich, S. 249ff.), ferner Legenden der afrikanischen Suaheli-Völker (Sproul, westlich, S. 303, s. II.3) und der Islam beschreiben, dass die Schöpfung der Menschen auf einer Versammlung verschiedener "Gottheiten" und Engel beschlossen wurde.

Laut den Sumerern meuterten die arbeitenden "Götter", so dass dieses Treffen nötig wurde, um den Streit zu schlichten. Der "Gott" Enki (Ea), dessen häufiges Symbol die Schlange ist, teilte dabei den anwesenden "Gottheiten" mit, dass auf der Erde ein Geschöpf existiert, das sich für ihr Vorhaben eignen würde. "Wir müssen es nur mit dem Bild der Götter verbinden".

Dass hier von einer Erschaffung nach dem Bild der "Götter" berichtet wird, ist sicherlich - mit Blick auf die Genesis - sehr interessant. Das mesopotamische "Epos der Schöpfung" (das bekannte Enuma Elisch), wahrscheinlich das bekannteste Epos des Nahen Ostens, weist ausdrücklich darauf hin, dass der erste Mensch als ein "Primitiver" ("Lullu"), ein Arbeiter ("Lulu Amelu", "primitiver Arbeiter") geschaffen wurde, was sich scheinbar auch - zumindest versteckt - in der Genesis niedergeschlagen hat. Dies geschah in der sumerisch/babylonischen Schöpfungsmythologie nur, um "den Göttern ihre schwere Arbeit abzunehmen" (Staimer, S. 73). Folgen wir dem Enuma Elisch-Epos weiter, so erfahren wir auf der VI. Tafel deutlich, was auf dem "göttlichen" Treffen Wichtiges beschlossen wurde: Eine Mensch als Sklave muss her:

"Blut will ich binden an Blut, Blut an Gebein, Aufstellen will ich Lullu, Mensch sei sein Name. Erschaffen will ich Lullu, den Menschen! Es sollen ihm auferlegt werden die Götterdienste, sie sollen ausgeführt sein!" (Sproul, östlich, S. 119)

Und unmissverständlich an späterer Stelle im Enuma Elisch:

"Die Schwarzköpfigen sollen den Göttern auf Erden dienen, bedingungslos." (Sproul, östlich, S. 124)

Oder in einem ähnlichen, altbabylonischen Mythos:

"Erschaffe den Lullu und lass ihn das Joch tragen! Das Joch wird er tragen [...] Die Last der Schöpfung wird tragen der Mensch!" (Sproul, östlich, S. 132)

Die uralte Enuma Elisch-Überlieferung, die in den Ruinen der Stadt Ninive entdeckt wurde (Sproul, östlich, S. 94), schildert weiter, dass der "Gott" Marduk, der hier gesprochen hatte, mit der "Muttergöttin" in einem Haus verschwunden sein soll, um dort mit der schweren Arbeit der Menschheitserschaffung zu beginnen. Dieses "Haus" wird "Schimti" ("das Haus, wo Schicksale bestimmt werden") genannt, welches vom sumerischen "Schi.im.ti" abgleitet sein könnte (Sitchin, Planet, S. 348). "Schi.im.ti" bedeutet in der Übersetzung "Atem-Wind-Leben", wobei wir "Leben" (= "ti") ebenfalls mit "Rippe" oder "Lebenskraft" ("ti" bedeutet auch "Pfeil") übersetzen können. "Bit Schimti" lautet sogar "Das Haus, in dem der Wind des Lebens eingeatmet wird", was sich zweifellos mit der biblischen Schöpfung deckt:

"(...) und hauchte ihm in die Nase den Lebensatem, und Adam ward zum lebendigen Wesen." (Gen. 2,7)

Die "Göttin" Nin-ti, eine wichtige Persönlichkeit in dieser Mythologie, sollte nicht übergangen werden. Allein ihr Name sagt viel über ihre einstige Funktion in dem mesopotamischen Götterpantheon als "Muttergöttin" oder "Göttin der Geburt" aus: "Herrin/Dame der Rippe/Lebenskraft"...

Nach einer anderen Schrift erkrankte einst der "Gott" Enki sehr schwer, als er von verschiedenen Kräutern aß. Acht Organe oder Körperteile von ihm gaben den Geist auf und schmerzten, so dass der "Gott" dem Tode nah war. Wehmütig klagte er "Meine Rippe (oder "Lebenskraft") tut mir weh". Erst als die "Göttin" Ninti eine seiner Rippen nimmt, um mit dieser Enki wieder zu heilen, erlangt der "Gott" seine Kräfte zurück und überlebte sein Leiden.

Ninti/Nintu, die Frau von Ea (Enki), ist laut den Texten, wie etwa einem altbabylonischen Mythos, neben zahlreichen weiteren "Muttergöttinen" aktiv an der Schöpfung des Gottesdieners beteiligt gewesen, denn eine Hymne, ein Anruf an sie, macht es sehr deutlich:

"Die Götter riefen sie an, [...] die Mutter, die gnädigste der Gottheiten, die weise Mama: ,Du bist der Mutterleib, der die Menschheit erschafft. Erschaffe den Lullu (Arbeiter, L.A.F.) und lass ihn das Joch tragen! Das Joch wird er tragen [...], Die Last der Schöpfung wird tragen der Mensch!’" (Sproul, östlich, S. 132)

Der Mensch als arbeitender Diener der Himmlischen? In der Religion der Bhil (Indien) könnten diese Hinweis ebenfalls enthalten sein (sie kennen auch die Sintflut). Ihre Schöpfung erzählt von einem "Gott" mit Namen Bhagwan, der diverse Helfer erschuf. Diese jedoch verrichteten ihre aufgetragenen Arbeiten nicht, so dass er sie schlug und prügelte, um sie letztlich auf die Erde zu verbannen (gefallene Engel?). Dann entschied er sich, die Menschheit als Diener zu erschaffen und trug ihnen auf, seine Arbeiten zu erledigen und sich dabei auf keinen Fall an die vorherigen Helfer zu richten (König, S. 30).

 

Die Mythen über den bereits erwähnten Ort Midgard, in dem der Mensch entstanden sein soll, haben wir bereits kennengelernt. Aber auch hier ist der Mensch offenbar ein Arbeiter gewesen. Die folgenden Aussagen ähneln biblischen Texten sehr:

"Aus diesen Bäumen lasst uns Menschen (Ask und Embla, L.A.F.) machen, auf dass Midgard, die schöne, fruchtbare Erde, von ihnen und ihren Nachkommen bewohnt und angebaut werde(!) (...) Seht! (sprach Wodan zu den Menschen, L.A.F.) Das ist eure Heimat! Da sollt ihr fortan wohnen, Tiere zähmen und züchten, das Land bebauen und essen die Früchte der Bäume und des Feldes (...)" (Pinos, S. 17)

Zurück zur Genesis. Hier heißt es, dass "Gott" uns Menschen nach seinem Bilde erschuf. Die Schriften aus Mesopotamien wissen das gleiche zu erzählen, denn die "Götter" sollen einen aus ihren Reihen erwählt haben, um ihn als "Muster" für den Menschen zu benutzen:

"Nach seinem Muster sollen die Primitiven gemacht werden. Aus seinem Blut(!) machten sie die Menschheit, auferlegten ihr den Dienst, die Götter zu befreien (...)" (Fischinger, Zeiten, S. 63)

Nach den Zitaten der Religionswissenschaftlerin Barbara C. Sproul (USA), berichtet der obige altbabylonische/assyrische Mythos von der Erschaffung des Menschen aus Lehm und dem Blut eines geopferten "Gottes". Aber auch in ihrem Zitat (östlich, S. 138f.) heißt es, dass "der Dienst der Götter" für den Menschen bestimmt ist. Und Drechsel (S. 375) gibt dies in seinem Lexikon ebenfalls wieder. Manfred Lurker, Experte symbolischer und mythologischer Überlieferungen, bemerkt ebenfalls, (Symbole, S. 299f.) dass der Mensch in den mesopotamischen Berichten "manchmal mit dem Blut eines getöteten Gottes" und aus Lehm erschaffen wurde.

Konkretes ist der assyrischen Schöpfungsüberlieferung (um 800 v. Chr.) zu entnehmen. Die Anunnaki, "die großen Götter", wurden gefragt "was sollen wir erschaffen", worauf beschlossen wurde, eine "Gottheit" zu töten, um aus ihm die Menschen zu erschaffen:

"Wollen wir Lamga, den Doppelgott schlachten, von seinem Blut wollen wir die Menschheit erschaffen. Der Dienst der Götter sei ihr Teil (...)" (Sproul, östlich, S. 139)

Die biblische Schöpfung der Genesis geht lediglich in Vers sieben (Kapitel zwei) auf die Erschaffung Adams ein (s. I.4). Irgendwie soll er aus Lehm, Schlamm oder schlichtem Boden hervorgekommen sein - mehr ist leider nicht zu erfahren. Bei Eva ist es etwas anders, denn sie entstammte Adams "Lebenskraft" ("ti"), die der "Herr" ihm im Schlaf entnahm.

In akkadischer Sprache bedeutet "ti" auch "Lehm", die "Formerde". In Hebräisch, die Sprache der Bibel, ist "ti" der "Schlamm", und "bos" ist das entsprechende Synonym dafür. Es wurde von "bisa" ("Sumpf") und von "besa" ("Ei") abgeleitet. Wir könnten also die Erschaffung Adams auch so verstehen, dass sich der "Herr" eines "Eis" bediente, um daraus den Adam zu formen.

Angenommen, die biblische Schöpfungsgeschichte stimmt (in etwa), so ist die Tatsache, dass die "Götter" aus Mesopotamien "göttliches" Blut nahmen, recht bedeutsam. Altbabylonische Mythen überliefern dies sehr deutlich. (Sproul, östlich, S. 133ff.: "Er werde geformt aus Lehm, werde belebt durch Blut!)

Die Erbfaktoren des Menschen, die Gene, könnten auf diese Weise manipuliert worden sein. Dass die Menschheit durch "göttliches" Blut entstanden sein soll, hören wir immer wieder in den Mythen. Die Schöpfung des Adam aus "Lehm" oder ähnlichem, wie es die Genesis schildert, findet auch in sumerischen Überlieferungen ein Gegenstück. Wir erfahren dort, dass die Aufgabe, einen Diener der "Götter" zu erschaffen, genau geplant war:

"Im Lehm (oder "Ei", L.A.F.) sollen Gott und Mensch zu einer zusammengeführten Einheit verbunden sein; auf dass bis zum Ende der Tage das Fleisch und die Seele, die in einem Gott gereift ist - diese Seele an eine Blutsverwandtschaft gebunden sei; als ihr Zeichen sei Leben verkündet. Damit dies nicht vergessen werde, sei die Seele an eine Blutsverwandtschaft gebunden." (Sitchin, Planet, S. 349)

Die Aussage ist deutlich: Die menschliche "Seele" ist verwandt mit der der "Götter". Auch die etwas anders klingenden Eposübersetzungen von B. C. Sproul (östlich, S. 132f.) bestätigen die Sitchin-Übersetzung (die in der Paläo-SETI stark angezweifelt wird). Auch hier lesen wir von diesem "göttlichen" Schöpfungsakt. Können wir uns aber vorstellen, dass die "Seele", der "Geist" oder die "Persönlichkeit" - etwas nicht Greifbares - des Menschen "an eine Blutsverwandtschaft gebunden" sein kann? Wie schon beschrieben, suchten die "göttlichen" Mediziner einen "Gott" aus ihren Reihen aus, um "mit seinem Fleisch und Blut" "Lehm" zu vermischen (Sproul, östlich, S. 133), um so die Menschheit zu erschaffen.

Das Wort, das von den Gelehrten als "Seele" oder "Persönlichkeit" übersetzt wurde, ist "Te.e.ma.". Die buchstäbliche Übersetzung ist zwar verwirrend, aber dennoch interessant: "Das, dem das innewohnt, was die Erinnerung bindet".

Betrachten wir diese "Erinnerung" als Erbfaktoren - tatsächlich die "Erinnerung" an verschiedene biologische Eigenschaften -, so rückt der Mythos in ein völlig anderes Licht. Denn nicht die "Seele" des Menschen ist mit "Gott" verwandt, sondern die "Gene", die Träger des Erbgutes. Die Gene liegen aneinandergereiht zu der sogenannten Doppelhelix der DNS (Desoxyiribonukleinsäure). Diese winzigste DNS-Kette bestimmt alles in und an jedem Lebewesen. Nur vier verschiedene "Buchstaben", sie stehen in der Natur für vier unterschiedliche chemische Verbindungen, den sogenannten "Basen" (Adenyl-, Guanyl-, Cytidyl- und Thynidylsäure), verlaufen in unterschiedlicher Reihenfolge, so dass hier vom "genetischen Code" gesprochen wird. Diese zwei winzigen, in sich verschlungenen DNS-Ketten, die "Erinnerung", findet sich in jedem Zellkern, so dass "Te.e.ma." als "Zelle" oder "Zellkern" verstanden werden könnte. Völlig verständlich heißt es dann: "Die Zelle, dem das DNS innewohnt, das die Erinnerung bindet."!

Bei der Suche nach weiteren Hinweisen stoßen wir im islamischen Koran auf einige bemerkenswerte Verse über die Entstehung des Menschen, die vielleicht mit mesopotamischen Legenden etwas gemeinsam haben. Zumindest können wir auch im Koran eine genetische, sprich künstliche Schöpfung (aus "Samentropfen") erkennen, wie sie uns ähnlich von den mesopotamischen Völkern überliefert wurde. So sagt der Koran:

"Wir schufen den Menschen aus den im Samentropfen vermischten Geschlechtern, um ihn zu prüfen, und haben ihm Gehör und Gesicht gegeben." (76. Sure, Der Mensch, Vers 3)

Oder in der 16. Sure, Die Bienen, "Al-Nahl", Vers 5:

"Den Menschen schafft er aus Samentropfen (...)"

Und ganz deutlich in der 40. Sure, Der Gläubige, Verse 68:

"Er ist es, der euch zuerst aus Staub geschaffen hat, dann aus einem Samentropfen, dann aus geronnenem Blut und euch als Kinder aus dem Mutterleib werden (...) ließ."

Die Religionswissenschaftlerin B. C. Sproul hat in einem ihrer Bücher (östlich, S. 203) sogar dieses "geronnene Blut" als "Embryo" wiedergegeben.

Die Vermutung, einst hätten die "Götter" das Blut - und daraus die Erbfaktoren - eines "Gottes" benötigt, um die Menschheit zu erschaffen, wie es die Legenden in Mesopotamien erzählen, findet im Koran noch eine weitere Bestätigung:

"Lies im Namen deines Herrn, der alles geschaffen hat und den Menschen aus geronnenem Blut erschuf." (96. Sure, Das geronnene Blut, Verse 2-3)

Eine Mythe aus der neubabylonischen Epoche (ca. 600 v. Chr.), die in Sippar gefunden wurde und Teil eines Gesanges zur Tempelreichung war, kennt ebenfalls eine Zeit, in der es keine Menschen gab (vergl. I.5). Auch in dieser Überlieferung (Sproul, östlich, S. 140ff.) ist der Hinweis zu finden, dass die "Muttergottheit" Aruru (die auch Enkidu im Gilgamesch-Epos das Leben geschenkt haben soll) und der babylonische "Gott" Marduk "Menschensamen" machten.

Dass die alten Überlieferungen in der Tat einiges an sonderbaren Berichten über die Menschwerdung enthalten, ist sehr interessant. Ob nun Samen/Sperma oder Blut die Substanz der Schöpfung war, ist belanglos, denn die Genkette findet sich in jedem Zellkern des Körpers.

Ninti (Ninki), so lassen es die Schöpfungslegenden vermuten, war die wichtigste Person, die an der Erschaffung des Arbeiters "Mensch" beteiligt gewesen ist. Sie soll es gewesen sein, die den Menschen mit "dem Abbild der Götter" behaftete. Die sumerischen Schriften berichten uns auch, dass nicht nur eine "Geburtengöttin" an diesem Projekt arbeitete, sondern Ninti vierzehn ("sieben und sieben") "Geburtengöttinen" zur Seite standen. Diese "Göttinnen" waren, so ein etwas beschädigter assyrischer Mythos, "weise Frauen"und wurden in zwei Gruppen zu je sieben aufgeteilt:

"(Von den) [sieben] und sieben Mutterleibern, brachten sieben männliche Wesen, [sieben] brachten weibliche Wesen hervor. (...) Paarweise vollendete er sie, paarweise vollendete sie vor ihr." (Sproul, östlich, S. 234)

Der intelligente Mensch betrat durch künstliche "Verfeinerung", indem ein existierendes Wesen mit dem Bilde der "Götter" verbunden wurde, die Erde. Ein Arbeiter (Lullu) der "Götter" war geschaffen worden, und er konnte seinen Dienst antreten. Auch wenn babylonische oder sumerische Schöpfungslegenden die Erschaffung des Menschen detaillierter überliefern als der biblische Bericht, so sind doch klare Parallelen zu erkennen, was auch kaum von der Wissenschaft bestritten wird. Der Unterschied, dass die Genesis ihre überlieferten Geschehnisse als Machwerk eines "Gottes" ansieht, ändert an dieser Tatsache nichts. Auch wies ich bereits darauf hin, dass das Wort Elohim, welches in der Genesis verwendet wurde, "Gottheiten", eine Vielzahl von "göttlichen" Wesen beschreibt. Wenn man so will, ein Sammelbegriff für die mesopotamischen "Gottheiten".

Wo der Mensch das Licht der Welt erblickte, erfahren wir weder in der Genesis, noch in anderen Zweistromlandlegenden. Nach apokryphen Hinweisen lag das Paradies - wo Eva erschaffen wurde - nicht auf der Erde (s. I.9), sondern irgendwo im All. Von dort soll der erste Mensch auf die Erde gekommen sein. Auch die alten Sumerer oder andere Völker der Welt lokalisierten den Ort der ursprünglichen Menschheit in den unerfindlichen Weiten des Himmels. Stammen wir alle also nicht von der Erde?