Götter der Sterne

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I.6 Als der Mensch wie "Götter" wurde

Die in der Genesis nun folgende Überlieferung ist sehr beliebt und oft nacherzählt worden. Sie bildet, neben dem Buch Exodus, eine der bekanntesten - wenn nicht sogar die bekannteste - Überlieferungen des Alten Testaments: "Der Fall des Menschen", auch als "Sündenfall" betitelt, obwohl dies Wort in der Bibel nicht zu finden ist.

Die dogmatische Auslegung dieser äußerst interessanten Überlieferung hört sich etwa so an: "Gott" stellte Adam und Eva in Eden auf die Probe. Entweder sie halten sich an sein Gebot, den Baum nicht anzurühren, oder aber sie übertreten es. So weiß der Herr, dass der Mensch schwach ist und die nur ihm zukommenden Eigenschaften (die "symbolischen Bäume") begehrt. Die gesamte Edengeschichte inklusive Sündenfall wird von der Kirche als reine Symbolik gesehen. Kaum einer betrachtet die Legende als geschichtlichen Tatsachenbericht von Ereignissen, die in längst vergessenen Zeiten wirklich einmal stattfanden. In religiösen Büchern, die versuchen, den unerfahrenen Leser in die Geheimnisse des "richtigen Lesens" (was immer man darunter verstehen mag) der Bibel (Altes Testament) einzuweihen, finden sich zahllose Auslegungen, was denn nun in Eden geschah. Alles wird zu "Gottessymbolen" oder zu Symbolen der unterschiedlichsten Eigenschaften. Ganz Eden ist ein symbolischer Ort, und die Geschehnisse reine "Zeichen".

Wer aber eine Bibel zur Hand nimmt, sollte sich selber ein Bild der Ereignisse machen, nicht aber krampfhaft versuchen, theologische Sichtweisen in sie hineinzuzwängen. Die Geschichte hat mit Sicherheit symbolische Charaktereigenschaften, aber dennoch ist nicht alles an ihr als reine Symbolik zu deuten.

Im dritten Kapitel der Genesis findet sich die sündige Geschichte der bösen Schlange und der "bösen" Eva. Hierbei stellt man problemlos fest, dass sich die Schlange mit listigen, zweideutigen und halbwahren Worten an die Menschenfrau heranmachte, um sie in ein Gespräch zu verwickeln:

"Die Schlange war arglistiger unter allen Tieren des Feldes, die Gott der Herr gemacht hatte, und sie sprach zum Weib: Sollte Gott wirklich gesagt haben, dass ihr nicht von allen Bäumen im Garten essen dürft? - Da sprach das Weib zur Schlange: Von der Frucht der Bäume im Garten dürfen wir essen; aber von der Frucht des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Ihr dürft nicht davon essen und daran rühren, sonst müsst ihr sterben! Und die Schlange sprach zum Weibe: Mitnichten werdet ihr des Todes sterben: sondern Gott weiß, dass an dem Tag, da ihr davon esst, eure Augen aufgehen werden, und ihr werdet sein wie Götter, erkennend das Gute und das Böse." (Gen. 3,1-5)

Mit dieser "verdrehten" Frage der Schlange gegenüber der Eva gewann sie das Interesse der ersten Frau. Nachdem das Reptil die Menschen darüber aufklärte, dass sie nicht sterben werden, war Evas Neugier selbstverständlich geweckt. Die Worte der listigen Schlange "verführen" natürlich, doch von der verbotenen Frucht zu naschen. Interessant ist auch, dass selbst uralte Darstellungen aus Mesopotamien eine Schlange an einem vermeintlichen "Baum der Erkenntnis" mit Früchten zeigen (s. Abb. 2).

Diese "Frucht" wird immer und immer wieder als ein knackiger Apfel dargestellt, sei es auf religiösen Gemälden oder Fresken des Mittelalters oder gar in einigen Büchern. Selbst eine Bekannte von mir, die sich als Nonne berufen fühlte, glaubte, die sündige Frucht sei ein Apfel gewesen - sie hatte die entsprechenden Verse scheinbar nie selber gelesen, sondern ihren "Lehrern" vertraut. Die schier unauslöschbare Vorstellung der Apfelfrucht, die Eva einst vom Baum pflückte, geht wahrscheinlich vom Lateinischen aus. Dort heißt "Des Guten und Bösen" "bonum el malum", wobei "malus" auch mit "Apfel" übersetzt werden kann. Ein reines Missverständnis! Apfel hin, Apfel her - es ändert nichts an der Tatsache, dass Eva nicht widerstehen konnte, die Frucht zu nehmen, denn, so der sechste Vers, sie sah, "dass von dem Baum gut zu essen und er eine wahre Augenweide war".



Eva, die im übrigen nicht persönlich vom "Herrn" dies Verbot bekam, entschied sich nicht aus freien Stücken dazu, "Gottes" Gebot an Adam zu übertreten! Die listige Schlange und das Aussehen jener Früchte "verführten" sie zu dieser Tat. Erst als Eva mit dem Reptil gesprochen hatte, sah sie, wie schön und unwiderstehlich die Früchte des Baumes waren (Gen. 3,6). Ein apokrypher Text, "Leben Adams und Evas" (entspricht "AuE"), ein hebräisches Werk jüdischen Ursprungs, dessen älteste Version uns heute in lateinisch vorliegt, weiß von einer zusätzlichen Einzelheit zu berichten. Denn wir erfahren dort (nach E. Weidinger: Teil "Adams Krankheit und Erzählung vom Sündenfall. Aussendung Seths und Evas zum Paradies. Ihre Begegnung mit einem wilden Tier. Gottes Bescheid und Rückkehr beider" - AuE. 33 -, dieses Buch besitzt keine Kapitel), dass "Gott" im Paradies "zwei Engel zu unserer (Adam soll hier gesprochen haben) Bewachung" stationierte. Als die zwei Wächter dann "hinaufgingen, vor Gottes Angesicht zu beten" oder "anzutreten", verführte der "Widersacher" gegen "Gott" - bekannt als "Teufel" - die unschuldige Eva. Von einer Probe kann hier keine Rede sein! Klipp und klar, laut Apokryph, wurden die ersten Menschen sogar in Eden von "Engeln" bewacht, damit sie nichts Unrechtes oder Falsches tun.

Theologen sehen in der Schlange natürlich keine Schlange, sondern den symbolischen Satan - den Teufel Luzifer, der einst von den Himmlischen verstoßen wurde. Interessanterweise lautet das hebräische Wort "ha-Satan" schlicht "Widersacher"; er war demzufolge offensichtlich ein unbeliebter Zeitgenosse "Gottes". Aber das Alte Testament kennt keine abtrünnigen Engel, sondern diese Überlieferung findet sich erst im Neuen Testament. Solche Engel-Überlieferungen sind vor allem in den "ketzerischen" Schriften Henochs enthalten (s. Kapitel VII), die vor Zeiten "heimlichen" Einzug in das Neue Testament hielten (Thompson, S. 221).

Laut Drechsels "Bibel Lexikon" (S. 372) steht die Schlange im Matthäus-Evangelium (Mt. 23,33) angeblich auch als "Symbol für Betrug" bzw., dass "sich Christen nach ihrer Klugheit ausstrecken sollen" (Mt. 10,16, nach Drechsel). Die Schlange in Eden aber soll eine Symbolisme des Satans sein. Warum nicht, wie bei Matthäus, ein "Symbol für Betrug", da sie ja auch "Gott" hintergangen hat?

Man muss nicht in die Tiefen der biblischen Theologie hinabsteigen, um zu ahnen, dass Eva kaum mit einer Schlange, wie wir sie uns vorstellen, gesprochen hat. Mit wem dann? Bibelfußnoten bezeichnen dieses arme Reptil zum Beispiel als ein "Sinnbild für die gefährliche Macht des Bösen und für die Hinterhältigkeit". Eine wenig aufschlussreiche Deutung. Sie als Luzifer, den aufrührerischen Engel des "Herrn" zu sehen, oder gar als "Symbol für Betrug", scheint mir da wesentlich interessanter zu sein. Diesen Luzifer, den verstoßenden Engel aus "Gottes" Himmelreich, als das personifizierte "Böse" und "Schlechte" zu betrachten, ist aber falsch (s. auch Kapitel über Henoch).

Von einer hinterhältigen Schlange, und sei sie auch von Luzifer, der sich einst gegen "Gott" auflehnte und den Himmel verlassen musste (lateinisch = "Lichtbringer", was eher gegen böse Absichten steht), "besessen" gewesen zu, davon kann demnach keine Rede sein. Apokryphen wissen im übrigen davon zu berichten, dass Satan in der Schlange "wohnte" und mit ihr "durch die Luft" flog (Scha. 4,5). Etwa eine Art von Fahrzeug, mit dem Luzifer umherreiste, und von dem aus er zu Eva sprach!? Auch Abraham sah im Himmel (AA. 23,5) eine Schlange mit "Flügeln", "Beinen" und "Armen", die in Eden gewesen sein soll (s. IV.7).

Die "Schlange" (belassen wir es bei diesem Wort) war ein gut unterrichtetes Geschöpf und bestens über die Pläne des "Höchsten" informiert. Schließlich sprach sie Eva auf "Gottes" Verbot an, kannte also folgerichtig seine Worte.

In Hebräisch steht für Schlange "nahasch", welches aus dem Sumerischen ("nhsch"= "herausfinden"/"entziffern") abgeleitet worden sein soll. Und dies "nahasch" (Mertens, S. 58: "nachásch") bedeutet in etwa soviel wie: "der, der entziffern/herausfinden kann". Somit bestätigt auch der ursprüngliche Ausdruck, dass die Schlange ein gut informierter, jedoch vom Himmel ausgeschlossener Engel war. Etwas anderes sei noch erwähnt: Nehmen wir für jeden hebräischen Buchstaben von "nachásch" einen fortlaufenden Zahlenwert (s. hierzu VI.5) erhalten wir 358. Diese 358 ergeben sich aber auch, wenn wir dasselbe System auf das ähnlich klingende Wort "maschiách" anwenden. "Maschiásch" bedeutet "Messias"...!

Eva wurde von dieser Schlange keineswegs hinterhältig belogen. Sie offenbarte ihr die Wahrheit, denn "mitnichten werdet ihr des Todes sterben" (oder so ähnlich). Nur ein Griff in den Baum, nur eine Frucht des Guten und Bösen, und Eva und ihr Mann werden wie "Götter" sein. Kein Wunder, dass diesen Aussagen der Schlange niemand widerstehen konnte. Adam wurde vom "Herrn" gesagt, er werde sterben, sobald er sich an den Früchten vergreifen würde. Dies war eine Lüge, denn Adam und Eva lebten noch viele Jahre nach ihrer Schandtat, bis sie starben.

Sie starben aber doch? Ja, denn für die Unsterblichkeit gab es einen zweiten Baum in Eden. Erst wenn der Mensch von diesem nahm, würde er unsterblich werden. Der Mensch war - so wie auch die Bibel in Gen. 3,19 berichtet - von Anfang an sterblich. Aber Adam wurde der Zugang zu diesem Gewächs, dem Baum des Lebens, durch die "Cherube und das ständig zuckende Flammenschwert" (Gen. 3,24) versperrt. Nur durch diesen Baum konnte der Mensch die ersehnte Unsterblichkeit erlangen, die "Gott" ihnen nicht gönnte:

 

"Und der Herr sprach: Siehe, Adam ist geworden wie einer von uns, erkennend das Gute und Böse; dass er nur nicht seine Hand ausstrecke und vom Baum des Lebens nimmt und isst und ewig lebe!" (Gen. 3,22)

Der Mensch ist geworden wie "einer von uns", klagte der "Herr"; genau gesagt die Elohim, die "Götterwesen"! Aber genau dieses hatte die Schlange Eva auch prophezeit: "sie werden sein wie Götter" ... und wurden es! Bevor der Mensch durch seine Sünde den Garten Eden verlassen musste, geschah noch einiges im Zusammenhang mit dem menschlichen "Fall", das an dieser Stelle natürlich nicht übergangen werden soll:

"Und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab davon auch ihrem Manne, der bei ihr war, und er aß. Nun gingen beiden die Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Deshalb flochten sie sich Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze." (Gen. 3,6-7)

Der Mensch hat die Erkenntnis der himmlischen Wesen erlangt. Adam und Eva wurden sich bewusst, dass sie splitternackt waren und fertigten sich deshalb Schurze aus Feigenblättern, um ihr Geschlecht zu verbergen. Hier könnte man fragen, woher das erste Menschenpaar wusste, wie man derartige Kleidung fertigt, denn bekanntlich waren beide nackt, "aber sie schämten sich nicht voreinander" (Gen. 2,25). Kleidung war für sie überhaupt kein vorstellbarer Begriff. Auch könnte man vermuten, dass die zwei von einem "Feigenbaum" aßen, da sie auch seine Blätter als Schurze nutzten, nachdem sie gegessen hatten. Diese Vermutung ist aber völlig belanglos, da weder ein Apfelbaum noch irgendein anderer Baum als reales "Tatobjekt" in Eden betrachtet werden kann und darf. Bäume wurden sehr häufig in den unterschiedlichsten Kulturen als Metapher der verschiedenartigsten Eigenschaften und Vorgänge benutzt.

Interessant ist meiner Meinung nach die mythische Assoziation der vergangenen Völker des Nahen Ostens und anderswo zwischen Baum, der weiblichen Erde (= Mutter Erde) - somit auch der Frau -, und der biologischen Fruchtbarkeit! Da - siehe nächstes Thema - auch im Zusammenhang mit dem Sündenfall durchaus eine symbolische Fruchtbarkeitsdarstellung herausgelesen werden kann, sollten wir diese Auslegung, wie sie die Theologin Dr. Edeltraut Staimer in ihrem Buch erläutert, im Hinterkopf behalten. So wie verschiedene Bäume mit der (weiblichen) Fruchtbarkeit assoziiert wurden (Abb. 3), wurde aber auch die Schlange als ein derartiges Symbol verstanden.



Der Glaube an einen "Baum" als Symbol für große Fruchtbarkeit zeigte sich in der Vergangenheit zum Beispiel bei nordamerikanischen Indianern, deren Frauen ihre Kinder unter Bäumen entbanden. Auch skandinavische Völker meinten, dadurch, dass eine werdende Mutter einen Schutzbaum umschlang, sie eine leichtere Niederkunft haben würde. So, wie ein großer Baum seine Kraft aus dem Schoße der Mutter Erde erhält, versuchten derartige Bräuche möglicherweise diese Attribute auch auf die werdenden Mütter zu übertragen. Das lateinische Wort für "Mutter", "mater", bedeutet sogar "Baumstumpf" oder "Wurzelstock" (Lurker, Symbole, S. 164).

Zurück zum biblischen Geschehen: Die zwei "Sünder" waren irritiert, sie hatten "Gottes" Verbot eindeutig missachtet und fürchteten seine Strafe. Kaum anders, als erwartet, erschien nun "Gott" persönlich in Eden, um nach seinen Menschen zu sehen. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste der "allwissende Schöpfer" noch nichts von Adams und Evas böse Verschulden:

"Und sie hörten die Stimme (Schritte) Gottes des Herrn, der im Mittagswind (Tagwind) durch den Garten fuhr, da versteckten sich Adam und sein Weib vor Gott dem Herrn zwischen den Bäumen des Gartens. Und Gott der Herr rief nach Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? - Und er antwortete ihm: Ich habe deine Stimme (Schritte) gehört im Garten und fürchtete mich, weil ich nackt bin, und verstecke mich. - Er aber sprach: Wer hat denn dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verbot?" (Gen. 3,8-11)

Hier geschah etwas Sonderbares: "Gott" bemühte sich höchstpersönlich nach Eden, kann aber nirgends seine Geschöpfe finden. Er wusste nicht, wo sich Adam und seine Frau aufhielten! Als Adam ihn dann aufklärte, dass er sich verstecken würde, da er sich seiner Nacktheit bewusst ist, wurde der "Herr" stutzig. Er fragte ihn, woher er sein Wissen habe, ob er möglicherweise den verbotenen Baum angetastet habe. "Gott" selber scheint über die vorangegangenen Geschehnisse mit der "Schlange" tatsächlich nicht unterrichtet gewesen zu sein! Sollen wir diese "Unwissenheit" dem wirklichen, multi- und interdimensionalen Schöpfer des Universums zusprechen!?

Die Genesis schweigt sich weitestgehend aus, wie und unter welchen Umständen der "Herr" sich in Eden zeigte. Es ist dem Alten Testament lediglich zu entnehmen, dass er irgendwie durch den Garten "fuhr".

Weit aufschlussreicher sind da die sogenannten "apokryphen Bücher der Bibel". Diese Schriften sind nicht in den Kanon der Bibel aufgenommen worden, obwohl sie in der Vergangenheit als ebenso "heilig" angesehen wurden wie die heutigen, immer noch umstrittenen Bibeltexte (vergl. VII.1). Alles in allem wurden zum Beispiel von rund achtzig Evangelien nur vier in das Neue Testament genommen.

In der Schrift "Apokalypse des Mose" oder "Moseapokalypse" (entspricht "AM.") findet sich ein interessanter und erstaunlicher Hinweis, wie der "Herr" in das Paradies reiste:

"Als wir (Der Texter legte Eva diese Worte in den Mund, L.A.F.) den Erzengel trompeten hörten, da dachten wir: Gott kommt ins Paradies, um uns (Adam und Eva, L.A.F.) zu richten; deswegen fürchteten wir uns und suchten ein Versteck. Gott aber fuhr zum Paradies in einem Cherubwagen(!); die Engel priesen ihn. Als Gott das Paradies betrat, da schlugen alle Bäume wieder aus dem Bezirke Adams, wie in meinem, und Gottes Thron ward aufgestellt beim Lebensbaum." (Apokalypse des Mose, AM. 22)

Eindeutig wird uns hier überliefert, wie "Gott" einen sonderbaren Wagen, einen Cherubwagen, zur Fortbewegung benötigte, mit dem er am Lebensbaum landet. Wir werden im weiteren Verlauf dieses Buches noch einige Male mit diesem ominösen Vehikel konfrontiert werden, mit dem "Gott" umherflog. Der Prophet Jesaja, zum Beispiel, weiß einiges über derartige Gefährte zu berichten.

Bemerkenswert an der Erzählung Evas ist auch, dass der Garten Eden offenbar in "Bezirke" unterteilt war. Adam wurde einem zugeteilt, und Eva einem anderen. Auch die der oben zitierten Beschreibung vorangegangenen Verse der Moseapokalypse weisen auf eine Unterteilung des Paradieses hin. Wurden Mann und Weib vielleicht unterschiedlich eingesetzt?

Adam offenbarte aus seinem Versteck heraus "Gott" die Wahrheit über seine Schandtat. Er weist aber energisch jede Schuld an seinem Tun von sich und schiebt sie auf sein Weib. Eva fühlt sich ebenfalls völlig unschuldig und weist ihren "Gott" darauf hin, dass die Schlange sie dazu verleitet habe. Eben typisch menschlich.

I.7 Die Vertreibung aus dem Garten der "Götter"

Die Schlange, die "entziffern" kann, wollte den Menschen keineswegs in irgendeiner Art schaden. Vielmehr war sie es, die Adam und Eva die "Augen öffnete", sie schenkte dem Menschen die Erkenntnis, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Trotzdem wird sie bis heute als listiges, teuflisches oder abtrünniges Tier angesehen. Zahlreiche andere Völker der Geschichte sahen in ihr ein "göttliches Wesen", dem große Verehrung zuteil wurde. Aufgrund der biblischen Überlieferung ist sie im Christentum nichts weiter als ein bösartiges Reptil des Satans oder sogar der Teufel in Person. Ganz zu Unrecht...

Nachdem nun Adam und Eva ihrem "Gott" erklärten, was in Eden während seiner Abwesenheit geschah, war der "Herr" äußerst ungehalten. So verfluchte er die Schlange. Bis an das Ende ihrer Tage muss sie fortan auf dem Bauch "kriechen und Staub fressen", und ihre "Nachkommen" werden auf ewig Feinde der "Nachkommen" der Frau sein (Gen. 3,14-15). Wörtlich genommen könnte man diesen Versen entnehmen, dass die Schlange erst seit ihrer Tat im Paradies über die Erde kriecht.

Das Hebräische Wort für "Nachkommen" steht hier eigentlich im Singular: "Same"/"Nachkommenschaft". Die alten Kirchväter deuteten diesen "Samen" als die Nachkommen der Menschen, die in Feindschaft mit der Schlange, dem symbolischen "Bösen", leben werden, bis Jesus Christus aus diesen Nachkommen entsteht und die Schlange zertritt (Trutwin, S. 59). Nach dieser Auslegung soll die erteilte Strafe gleichzeitig die Hoffnung symbolisieren, dass der Messias das Böse bekämpfen wird. Und dazu wird diese Überlieferung als ein "Protoevangelium" angesehen, also als ein erstes Evangelium...Wie man auf derartige Symbole kommt, ist mir schleierhaft.

Eva trägt nach üblicher Exegetenmeinung die Hauptschuld an der "Erbsünde". Nur durch ihre "labile" Psyche soll jeder Mensch, der von Adam abstammt, bis ans Ende seiner Zeit eine unauslöschliche Sünde in sich tragen. Für mich ist diese "Lehre" völliger Quatsch. Die Bibel kennt keine sogenannte Erbsünde. Wohl finden wir im Paulus-Brief an die Römer, Neues Testament (Röm. 5,12-21), den Hinweis, dass durch Adam die Sünde in die Welt gekommen sein soll, aber das war es dann auch. Lesen wir jedoch in der Genesis, stellen wir fest, dass die Sünde genaugenommen durch Eva geboren wurde. Oder noch konkreter durch die Schlange, die so oder so das Böse repräsentiert. Erst Augustinus (354 bis 430 n. Chr.) formulierte das Dogma der vererblichen Sünde, und die eigentliche Lehre wurde erst "vor kurzen" auf der fünften Sitzung des Konzils von Trient (1545 bis 1563) im Jahr 1546 amtlich ausgesprochen.

Die Interpretationen von Augustinus gingen auch noch von einer im Lateinischen falsch übersetzten Bibeltextstelle des Paulusbrief an die Römer aus (s.o.). Die hebräische Überlieferung des "Sündenfalls" kennt weder Worte wie "Sünde" oder "Sündhaftigkeit", noch den eigentlichen "Sündenfall" an sich (Fox, S. 30). Professor Robin Lane Fox, einer der herausragenden Experten für die Schriften der Bibel, dessen geschichtliche Arbeiten mehrfach preisgekrönt wurden, beschreibt diese Tatsache sehr deutlich:

"Augustinus’ Interpretation basierte auf einem Text, der fälschlicherweise lautet: ,Der Tod gelangte zu allen Menschen wegen Adam, durch den alle sündigten.’ Die Erbsünde wurde also in die Genesis hineingelesen(!) und dann infolge eines Übersetzungsfehlers mit dem Paulusbrief in Zusammenhang gebracht." (Fox. S. 30)

Trotzdem, auch wenn die erste Frau keine "Erbsünde" verursachte, sollte Eva ihre Strafe erhalten. Sie wurde zwar nicht verflucht, aber in ihrer tiefen Persönlichkeit bestraft:

"Zum Weibe sprach er: Mehr und mehr Mühsal will ich häufen auf deine Mutterschaft (Schwangerschaft); mit Schmerzen sollst du Kinder gebären; nach deinem Manne soll dein Verlangen gehn, und er soll dir gebieten!" (Gen. 3,16)

Dieser Vers ist einer der vieldeutigsten, aber auch interessantesten des Alten Testamentes überhaupt. Wort für Wort gelesen könnten wir vermuten, dass Eva durch die "Erkenntnis" der Frucht von nun an imstande war, Kinder zu bekommen. Das erste Menschenpaar wurde sich ja bekanntlich nach dem Verzehr der Frucht ihrer Nacktheit erst bewusst, und die Bilder "Baum" und "Schlange" waren unbestreitbar Attribute der weiblichen Gebärkraft bzw. es lagen sogar phallische Vergleiche nahe, wie etwa in Indien steinerne Schlangenidole, die die weibliche Fruchtbarkeit fördern sollen. Aus anderen, indischen Gebieten ist auch bekannt, dass Frauen, die sich konkret ein Kind wünschten, zu einer Kobra beteten (Lurker, Symbole, S. 187).

Manfred Lurker, ein bekannter Autor und Experte für "Symbolik", bemerkt in seinem Wörterbuch zur biblischen Bildersprache (S. 218), dass die Nacktheit Adams und Evas "der Unschuld entspricht". Erst durch den Sündenfall "entstand das Schamgefühl".

 

Nehmen wir den obigen Vers wörtlich, dann war das Gebären für Eva entweder vor dem "Sündenfall" völlig schmerzlos, oder aber sie war erst durch ihre Tat in der Lage, Nachwuchs zu bekommen... Dass die Geburt vor dem Fall des Menschen ohne Wehen vonstatten gegangen sein soll, ist mehr als nur unwahrscheinlich.

Die "Gottesstrafe" der schmerzhaften Schwangerschaft ist aber nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit der nun folgenden "Strafe" für den Mann in Gen. 3,17-19 zu betrachten. Denn sollte die Schwangerschaft und Geburt vor dem Sündenfall schmerzlos gewesen sein, dann muss sich unter diesem Aspekt auch der Ackerboden durch die "Sünde" verschlechtert haben, denn "Dornen und Disteln lässt er dir wachsen", weiß Gen. 3,18.

Die aus der Feder der Jahwisten stammende Bestrafung der Frau sagt also nicht aus, dass Eva zuvor eine "angenehme" Schwangerschaft durchleben konnte. Schließlich bedeutet der in Gen. 3,14 ausgesprochene Fluch gegenüber der Schlange auch nicht, dass sie vor ihrer Tat nicht über den Boden kroch, sondern Beine hatte.

Ich nehme eher an, dass Mann und Frau grundsätzlich keine Kinder bekommen konnten, auch wenn "Gott" im ersten, jedoch viel jüngeren(!) Schöpfungsbericht (Gen. 1,28) dem Menschen die Fruchtbarkeit verkündete. Dass Adam und Eva bis zur Vertreibung aus Eden keine Kinder hatten, sollte jeder wissen. Konnten sie daher keine bekommen, bis sie durch die Schlange die neue "Erkenntnis" erlangten und wurden "wie Götter"? Auch gab Adam nach diesem Ereignis seinem Weib "den Namen Eva (Cheva/Chawwa = "Die aus Leben"/"Die Leben schafft", L.A.F.); denn sie wurde die "Mutter aller Lebendigen". (Gen. 3,20). Hier taucht der Name "Eva" zum ersten Male in der hebräischen Bibel auf! Erst von nun an kann sie Leben schaffen, erst jetzt heißt Adams Frau "Die Leben schafft" und nicht mehr "Weib". Wurden sie (Mann, Weib) von der "Schlange" genetisch umprogrammiert, um so erst die Zeugungsfähigkeit zu erlangen, die von den Elohim ihnen nicht bestimmt war?

Der "Gott" des Alten Testamentes offenbarte seinem Menschen unmissverständlich, dass ihnen der Erkenntnisbaum, somit das symbolische Wissen dieses Gewächses, nicht bestimmt ist, was durch ein entsprechendes Verbot untermauert wurde. "Ha-Satan", der "Widersacher", ignorierte dieses Aussage und verhalf Adam und Eva dennoch zu diesem Wissen, wodurch sich der Mensch nun auch fortpflanzen konnte. In der Gnosis, einer antiken Religionsgemeinschaft aus iranischen, jüdisch-christlichen und hellenistischen Gedanken, wurde die Schlange selber zum "Gott" erhoben. Die Naasener glaubten an die Schlange des Sündenfalls als "Herrn", da durch sie der Mensch reich an Erkenntnis wurde, die wiederum "der Schöpfer (ihm) vorenthalten wollte" (Lurker, Symbole, S. 188). Die Naasener interpretierten den vermeintlichen Sündenfall demnach als eine "Wohltat" bzw. eine Art "göttliche" Offenbarung, die der Mensch der Schlange, nicht aber dem Schöpfer zu verdanken hat!

Das Buch Mormon, eine Art Bibel der Religionsgemeinschaft "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage", die der Gründer Joseph Smith (1805 bis 1844 n. Chr.) von einem Engel namens Moroni überbracht bekommen haben will, enthält ebenfalls zahllose Textstellen über Adam und sein Weib. In Teil zwei des zweiten Buches "Nephi" (2Ne.) erfahren wir eindeutig, dass die ersten Menschen nur durch den Sündenfall die Zeugungskraft erhielten. Nichts anderes besagt folgendes Beispiel:

"Und nun siehe, wenn Adam nicht übertreten hätte, dann wäre er nicht gefallen, sondern er wäre im Garten von Eden geblieben. (...) Und sie hätten keine Kinder gehabt, darum wären sie in einem Zustand der Unschuld verblieben (!!) (...) Adam fiel, damit Menschen sein können, und Menschen sind, damit sie Freude haben können." (2Ne. 2,22-25)

An dieser Aussage ist nichts misszuverstehen!

Die Genesisautoren könnten vielleicht auch aus älteren mündlichen oder schriftlichen Quellenmaterial des Zweistromlandes ihre Informationen bezogen haben. Denn dort (aber auch andere Religion enthalten derartige Informationen) erfahren wir von der einst hoch verehrten "Gottheit" Enki, der primitive Arbeiter oder Diener (den Menschen) für die "Götter" erschaffen sollte, um diese zu entlasten. Wie wir bereits gesehen haben, deutet auch die Genesis (Gen. 2,15) an, dass der Mensch als Arbeiter für den "Garten des Herrn" geschaffen wurde. über Enki heißt es weiter, dass er dem Menschen "Weisheit" verlieh, indem er ihn mit "Großem Verständnis" vervollkommnete. Auch soll er dem Menschen "Wissen gegeben" haben, aber das ewige Leben bekam er nicht. Dieser Enki ist interessanterweise sogar als "Schlangengott" bekannt, denn sein Symbol war oftmals eine Schlange, und die Weisheit wurde ebenfalls mit ihm in Verbindung gebracht, so dass er als eine Art "Weisheitsgott" verehrt wurde!

Zweifellos lassen sich deutliche Parallelen zum Bibelgeschehen erkennen, denn bekanntlich wurde der Weg zum "Lebensbaum", der ewiges Leben verspricht, von "Gott" versperrt, so dass der Mensch dieses nicht erhielt. Er bekam zwar "Wissen" oder "Erkenntnis", indem er mit Hilfe der "Schlange" die vermeintliche Frucht aß, obwohl der "Herr" ihm diese ebenfalls vorenthalten wollte, aber "Gott" verwehrte ihm die Gunst des unendlichen Lebens - wie bei Enki.

Auch tausende Kilometer entfernt, bei den Tschuktschen Eskimos in Nordsibirien, erzählt man sich einen interessantes Mythos (Sproul, westlich, S. 133 bis 138), wie der Mensch die Zeugungsfähigkeit erhielt, nämlich von einem "Gott", der ihnen den Sex zeigte:

"Der Schöpfer hatte inzwischen die Geduld verloren und ging nun selbst. Er kam zu den Menschen und fasste den Mann an der Schulter. Setz dich! Dann befahl er der Frau, sich dicht neben dem Mann niederzulassen. Er sagte zu beiden: Legt euch nun hin! Und dann zu der Frau: Dreh dich auf den Rücken, das Gesicht nach oben. Sie tat es. Jetzt spreize die Beine. Sie tat es. Noch weiter! Dann nahm er den Mann und legte ihn auf die Frau. So vereinigten sie sich, vermehrten sich und wurden zur Menschheit." (Sproul, westlich, S. 137)

Auch die Tschuktschen verdanken ihre Fortpflanzungsgabe einer "Gottheit". Wenn sie also zuvor nicht Kinder bekommen konnten, stützt dies die Vermutung, dass sie "Hybriden" waren, die sich nicht vermehren konnten (s. auch II.1). Warum aber der "Herr" seinen Geschöpfen nicht das ewige Leben gönnte, ist der Genesis leider nicht zu entnehmen.

Daraufhin kleidete der "Herr" Adam und Eva mit "Fell" ein. (Apokryphen nennen hier teilweise Baumrinde aus Eden, da sie wie Seide gewesen sein soll). Theologische Auslegungen (Trutwin, S. 59) sehen in dieser Ankleidung schlicht, dass sich "Gott" noch einmal "hilfreich und gnädig" zeigte. Davon kann natürlich keine Rede sein, denn die eigentliche Bestrafung für die sündigen Menschen folgte noch: Sie wurden aus Eden vertrieben. In diesem Moment erfahren wir auch den wirklichen Grund für die Vertreibung des Menschen aus Eden, denn die Schlange hatte tatsächlich recht:

"Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, so dass er Gutes und Böses erkennt. Dass er nun aber nicht seine Hand ausstrecke und auch von dem Baum des Lebens nehme und esse und ewig lebe!" (Gen. 3,22)

Sehr klar wird uns der Grund geschildert, warum der Mensch Eden verlassen musste: Er ist wie ein "Gott" geworden, wie "einer von uns". Adam war von nun an in der Lage wie weiter oben erwähnt, "Gutes und Böses" zu unterscheiden. Eigentlich ist dies ein Vorteil, den der Mensch erlangt hat, er kann nun selber Schlechtes von Gutem unterscheiden. Ihre Schöpfer aber gönnten es ihnen nicht. Sie wollten verhindern, dass Adam und Eva sich jetzt am "Lebensbaum" zu schaffen machen, der bekanntlich ewiges Leben versprach. So wie es im Buch Mormon geschrieben steht, wenn der Mensch "vom Baum des Lebens genossen hätte, hätte er für immer gelebt" (Alma, Al. 42,5).

In dieser Mormonen-Bibel ist ebenfalls zu erfahren, dass der Mensch wie "Götter" wurde und deshalb aus Eden vertrieben wurde (Al. 42,3 oder auch Al. 12,31).