Der Reisebericht des Hieronymus Münzer

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Über die Hauptkirche

Die KathedraleValencia, OrtNuestra Señora Santa María, K. ist der Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi geweiht1. Sie hat einen Erzbischof2, 24 Kanoniker, Vikare, Sänger und Sakristane, sodass die Zahl der Priester dieser Kirche zweihundert beträgt. Sie führen ein ziemlich kanonisches und religiöses Leben. Der Bau ist wunderbar konstruiert; das hervorragend geschnitzte Chorgestühl hat 144 Sitze. Der Turm ist ziemlich hoch. Wir bestiegen ihn über 206, unter einem Gewölbe liegende Treppenstufen. Als wir hochgingen und oben waren, betrachteten wir die Lage und die Stadt, und dies war ein wunderbarer Ausblick. Der hohe Turm ist achteckig. Seine Breite betrug oben 20 Schritte. Der Bau dieser Kirche ist, wie ich schon sagte, hervorragend ausgeführt. Sie ist 156 Schritte lang und 53 Schritte breit, hat die Form eines Kreuzes und besitzt mehr als 20 einzelne Kapellen, die durch Säulen getrennt sind. Die Gesamtsumme der Altäre beträgt 56. Die Kirche ist ziemlich hoch und schön gewölbt. Man könnte noch viele Dinge über sie schreiben.

Dort gibt es weiterhin viele und bekannte Klöster für beiderlei Geschlecht. Im Kloster des heiligen AugustinusAurelius Augustinus Hl., Kirchenvater, Bf. von Hippo (395–430) ist eine Kapelle der Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi geweiht, die ihrer großen Wunder wegen erstrahlt. Dort zählten wir mehr als 120 Silberlampen, aber sie brannten nicht alle. Es ist nämlich Brauch der Spanier, um die Gott gegebenen Gelübde zu erfüllen, Silberlampen zu opfern, jeder nach seinem Vermögen. Noch nie sahen wir eine Stadt, wo alle Kirchen mit Altarverzierungen und mit vergoldeten Altarretabeln so erlesen geschmückt sind wie in ValenciaValencia, Ort. In der KathedraleValencia, OrtNuestra Señora Santa María, K. bauen sie einen Hauptaltar, der äußerst teuer und ausschließlich aus Silber ist. Dargestellt werden die sieben Freuden der Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi. Und nichts wird vergoldet werden außer den Bärten, den Haaren und anderen Dingen, die man vergolden muss. Er wird mehr als dreitausend Mark wiegen. Diese Details erzählte mir der Goldschmied, der aus LauingenLauingen, Ort stammt, einer Stadt SchwabensSchwaben, L. in der Nähe der DonauDonau, Fluß3. Schon das alte Altarretabel besaß viel Silber, die Kanoniker und die Einkünfte der Kirche fügten Weiteres hinzu. Es wird ein wunderbares Altarretabel sein. Ich sah noch viele andere Bilder, die mir der Baumeister zeigte.

Über das Haus der KaufleuteValencia, OrtLlotja / Lonja / Loya, Börse

Der Handel und Austausch ganz SpaniensSpanien, L. wurde vor 50 Jahren vor allem in BarcelonaBarcelona, Ort betrieben1, ähnlich wie heute der Handel Oberdeutschlands fast ausschließlich in NürnbergNürnberg, Ort stattfindet. Aber nach den Auseinandersetzungen und Kriegen flüchteten sich die Kaufleute nach ValenciaValencia, Ort, heute die Hauptstadt des Handels. Augenblicklich baut man dort ein großartiges Gebäude, das sie LoyaValencia, OrtLlotja / Lonja / Loya, Börse (Börse) nennen, wo sich die Kaufleute treffen, um ihre Geschäfte zu tätigen2. Es ist ein hohes Gebäude, das aus behauenem Stein und edlen Säulen erbaut und 32 Schritte breit und 62 Schritte lang ist. Fast bis zum Dach vollendet, und dies soll auch bald gemacht werden, wird es einen Garten mit verschiedenen Früchten und einem Springbrunnen besitzen. Das Haus wird auch einen sehr hohen Turm und darunter eine Kapelle haben, wo täglich zwei Messen gelesen werden3. Die Architekten versicherten, dass sie noch etwa zwei Jahre bis zum Abschluss bräuchten. Die Börse ist nahe dem großen Markt bei der Waage gelegen, und sie wird wesentlich edler und schöner als die Börse von Barcelona sein.

Die deutschen Kaufleute Heinrich SporerSporer, Heinrich, Kaufmann, Vertreter der Ankenreuter- Gesellschaft in Valencia und Konrad HumpissHumpis, Konrad († 16. Jh.), Kaufmann, Vorsteher der Ravensburger Handelsgesellschaft, beide aus RavensburgRavensburg, Ort, erwiesen uns mit ihrer Gefolgschaft so große Ehren, zeigten einzeln uns alle interessanten Orte, luden uns ein und gaben uns Gewänder; mehr geht nicht! Mögen wir es ihnen oder ihren Freunden einmal vergelten können!

Über den Verkauf von Sklaven

In einem gewissen Haus sah ich Personen beiderlei Geschlechtes, die zum Verkauf bestimmt waren, auch Kinder und Knaben. Sie waren von TenerifeKanarische InselnTeneriffa/Tenerife, einer der Kanarischen InselnKanarische Inseln im Atlantischen OzeanAtlantik, die gegen den König von SpanienSpanien, L. rebelliert hatte und von diesem unterworfen wurde. Er ließ sie alle verkaufen1. Es gab einen Kaufmann aus ValenciaValencia, Ort, der in einem Schiff 87 herbeibrachte, von denen 14 starben, weil sie Meer, Luft und Klima nicht ertrugen. Die anderen wurden zum Verkauf freigegeben. Es sind dunkelhäutige Männer, jedoch nicht schwarz wie die Barbaren. Die Frauen waren gut gebaut mit kräftigen Gliedern und recht groß. Sie sind aber tierisch in ihren Gebräuchen, weil sie bis heute nicht unter irgendeinem Gesetz gelebt haben, sondern allesamt Götzen huldigten2. Die Kanarischen InselnKanarische Inseln liefern Zucker3 im Übermaß. Der Sklavenhalter informierte mich darüber, dass das Zuckerrohr dort etwa 6 und 7 Schritte lang ist und von der Dicke eines Unterarms. Sie haben auch viele Tiere und verschiedene Früchte sowie Getreide, essen aber kein Brot, sondern geröstete Gerste, die sie in einer Art Handmühle mahlen, in Wasser oder in Milch auflösen und dann essen oder trinken. Sie verspeisen außerdem gekochtes oder gebratenes Fleisch im Überfluss. Der siegreiche König (FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516))Ferdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) gab ihnen einen Bischof und ließ eine Kirche erbauen4. Sie sind bereit, unsere Religion anzunehmen, inzwischen benutzen sie Kleider wie wir. Oh, was bewirken Glaube und Fürsorge, dass aus Tieren im menschlichen Körper sanfte Menschen gemacht werden können! Wenn ich nicht viele von diesen gesehen hätte, würde ich nicht wagen, solche Dinge aufzuschreiben. Die KanarenKanarische Inseln bestehen aus 7 Inseln, von denen CanariaKanarische InselnGran Canaria größer als ganz MallorcaMallorca, Balearische Insel ist. Die zweite ist Tenerife, die dritte FuerteventuraKanarische InselnFuerteventura, die vierte GomeraKanarische InselnLa Gomera, die fünfte die Insel HierroKanarische InselnEl Hierro und so weiter. Sie verstehen sich kaum untereinander, so wie es auch mit dem Ober- und Niederdeutschen ist. Vor dem Sieg des spanischen Königs waren sie wie Tiere. Nun werden sie dank der Religion sanfter. Die sechste Insel ist LanzaroteKanarische InselnLanzarote. Ich sah viele Gefangene in Eisenketten und hinter Gittern, die zu sehr harten Arbeiten gezwungen wurden wie zum Beispiel Balken durchzusägen und andere Dinge5.

Über die Lieblichkeit der GärtenValencia, OrtJardines del Real in ValenciaValencia, Ort

Wir wurden zum Garten der Stadt geführt, der vorzüglich mit Zitronen- und Apfelsinenbäumen sowie mit Zitrusbäumen und Dattelpalmen bepflanzt war. Rundherum war alles von Ästen und Blättern der Orangenbäume bedeckt. Es gibt dort ebenso Tische, Altäre, Pulte, Schiffe, Sitze, die aus großen Myrtensträuchern geformt sind. Die Myrte ist eine Mischung aus Baum und Strauch mit immergrünen Blättern, ähnlich wie der Buchsbaum. Sie hat weiße und sehr duftende Blüten wie die Tallilie und ist wie der Buchsbaum immergrün. Mit Leichtigkeit kann sie gebogen werden, sich ausdehnen oder in jegliche Richtung gezogen werden. So lassen sich aus ihr selbst verschiedene Figuren formen. Wir weilten auch in den königlichen GärtenValencia, OrtJardines del Real beim Turm und bei der BurgValencia, OrtRahal / Real, Palast1; sie waren sehr groß und mit verschiedenen Fruchtbäumen bepflanzt, es gab Aquädukte und Wasserbecken. Ähnlich sah es in anderen Gärten von Adligen aus, sie waren alle so geschmückt, dass man sich im Paradies wähnt.

Über die verschiedenen Früchte SpaniensSpanien, L.

Das Land von ValenciaValencia, Ort1 ist äußerst fruchtbar, wie ich schon gesagt habe; es bringt Früchte in großer Zahl hervor, die in andere Gegenden exportiert werden und aus denen die Leute große Gewinne ziehen. Die deutschen Kaufleute erzählten mir von weiteren Früchten, aber ich kann sie nicht alle aufzählen2. Unter anderem ist das Zuckerrohr sehr verbreitet, ich beobachtete in einem gewissen Haus, wie es in großer Menge gekocht wurde. Ich sah viele Gefäße, in denen sie den Zucker schmelzen und riesengroße Pyramiden daraus bauen! Es war eine höchste Anstrengung, die mit vielen Knechten ausgeführt wurde. Wir sahen, wie der Zucker gereinigt, gekocht, das Beste ausgesucht und wie der Kandiszucker produziert wurde. Für uns war dies eine sehr aufschlussreiche Vorführung. Wir sahen auch, wie Zuckerrohr wächst, und wir probierten den Saft, aus den Rohren extrahiert. Der Besitzer des Betriebs – ein sehr ehrenwerter und glaubwürdiger Mann – sagte mir, dass in den Gegenden von Valencia, woher er stamme, jährlich etwa 6000 kargi, das entspricht zehntausend Nürnberger Zentnern, produziert werden.

Dort wird ebenso in großem Maße Seide von guter Qualität gewonnen und verarbeitet. Es gibt zwei Sträucher, von deren Blättern sich die Seidenraupen ernähren. Der erste ist der schwarze Maulbeerbaum, der als Früchte Maulbeeren hervorbringt. Mit seinen Blättern ernährt man die Seidenraupen in ItalienItalien, L., zum Beispiel in FlorenzFlorenz, Ort, VenedigVenedig, Ort und BolognaBologna, Ort. Der andere Baum gleicht dem Maulbeerbaum, aber er trägt keine Frucht und hat grüne und samtige Blätter ähnlich wie die Pappel. Damit nähren sie die Seidenraupen. Wir sahen in ValenciaValencia, Ort unzählige Werkstätten, wo sie Seide verarbeiten.

 

Ebenso wächst dort reichlich die Kermesbeere, mit deren Hilfe die edelsten Tücher gefärbt werden. Es ist ein kleiner Baum mit kleinen Blättern, gezackt und sehr dornig. Die Früchte erscheinen im November grün, und im Mai, wenn sie reif sind, zeigen sie eine tiefrote Farbe. Sie haben die Form von Wacholderbeeren. Das Pfund wird für einen Dukaten und mehr verkauft, denn man muss die Frucht lange Zeit sammeln, bevor die Armen ein Pfund zusammengebracht haben; ähnlich verhält es sich in PolenPolen, L. mit der Kermesbeere, das heißt mit der Scharlachbeere3.

Es gibt auch ein sehr mildes Öl in großer Menge. Niemals sah ich größere und mildere Oliven.

Wunderbar ist auch der Überfluss an Wolle, die nach GenuaGenua, Ort und nach VenedigVenedig, Ort gebracht wird4. Ebenso werden in der Stadt ValenciaValencia, Ort und dem ganzen Reich hervorragende Tücher hergestellt.

Der sehr gute Morfedrawein5, der früher Saguntwein genannt wurde, ist ebenso anzutreffen. Als das ruhmreiche römische Reich in Blüte stand, reichte das Anbaugebiet fast bis zum Meer; aber heute ist es wie in ähnlichen Fällen kleiner geworden. Aus der Stadt AlicanteAlicante, Ort wird eine große Menge edelsten Weines nach EnglandEngland, L. und Niederdeutschland exportiert.

Ebenso werden ganze Schiffe mit gepressten und getrockneten Trauben, die von den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) sehr gut zubereitet werden, nach ganz Europa bis nach EnglandEngland, L., FrankreichFrankreich, L., DeutschlandDeutschland, L., ItalienItalien, L. und in andere Länder geschickt6.

Weiterhin findet man Feigen, Reis und süßesten Honig, den die Bienen aus Rosmarinblüten herbringen. Ebenso gibt es Wachs und Leder von Hammelhäuten und so weiter, die mit einer großen Perfektion in verschiedenen Farben gefärbt werden, vor allem mit Apfelsinensaft und mit anderen Flüssigkeiten; es gibt nichts Besseres. Sie haben auch Espartogras, in der Art von Korbweide oder Binse, damit stellen sie dicke Seile und Taue her, wie wir im Seehafen von AlicanteAlicante, Ort sahen, und sie schicken damit voll beladene Schiffe in andere Gegenden.7

Vor allem gibt es dort eine Art Schlamm oder Tonerde, die anderswo nicht zu finden ist. Daraus stellen sie so große Gefäße her, man könnte glauben, es seien Weinfässer. In einigen von ihnen lassen sich leicht 3 oder 4 Amphoren unterbringen, die wir „aymer“ nennen.

Sie fertigen auch Suppennäpfe, Teller, Krüge und verschiedene Dinge dieser Art, und sie bemalen sie so schön, dass du glaubst, sie seien mit Gold oder Silber verziert. Diese schicken sie mit vollbeladenen Schiffen nach VenedigVenedig, Ort, FlorenzFlorenz, Ort, SevillaSevilla, Ort, PortugalPortugal, L., AvignonAvignon, Ort, LyonLyon, Ort und weiteren Orten zum Kauf. Es gibt ausgesprochen viele Töpfer. Was gibt es sonst noch? Wunderbar wirkt der Herr in diesen Gegenden!

Ich übergehe den Safran, der dort in beträchtlicher Menge wächst8; ich übergehe ebenso den Anis, den Fenchel, den Kümmel, die Zitrusfrucht und Weiteres. Ich kann nicht alle Dinge aufzählen; so schicken sie den Zimt in großer Menge von AlicanteAlicante, Ort nach FlandernFlandern, L.. Dies tun sie auch mit dem Safran Cartamus, der in der Volkssprache „Saffla“ genannt wird. Dies ist ein wilder Safran, um Tücher zu färben. Ebenso übergehe ich die rote Farbe.

Über einige Klöster und Kapellen

Es gibt ein Nonnenkloster des Predigerordens in strenger ObservanzValencia, OrtSanta Catalina de Sena, Kl., das den Namen der heiligen Katharina von SienaKatharina von Siena († 1380), Hl. trägt1. Dort leben 70 Nonnen. Ich sage euch, dass es vor ungefähr zwei Jahren erbaut wurde und mit wunderbaren großen Mauern eingefriedet ist. 4 Jahre vorher war es die Kirche des heiligen ChristophorusValencia, OrtSan Christóbal (fälschlich Sankt Christopherus), Kl. und K.. Die MarranenMarranen, jüdisch- christliche Konvertiten2, das heißt die falschen Christen, die innerlich Juden geblieben waren, besaßen im Innern ihre Grabmäler. Sobald ein Marrane starb, gaben sie vor, alles der christlichen Religion entsprechend zu machen, mit einer großen Prozession, den Sarg mit goldenen Tüchern bedeckt und ein goldenes Bild des heiligen ChristophorusChristophorus († um 250), Hl. voraustragend. Aber heimlich wuschen sie die Körper der Verstorbenen und begruben sie ihren Gewohnheiten entsprechend. Nachdem dies entdeckt wurde und nachdem viele Marranen verbrannt wurden, hat man diese Kirche in ein Kloster umgewandelt, das von der Königin und anderen frommen Männern gut ausgestattet wurde3.

Nicht weit von dieser Kapelle liegt das Kloster der PredigerValencia, OrtReal convento de Santo Domingo, Kl.4, eine großartige Anlage mit schönsten Gärten und Umgängen. Angeschlossen ist eine sehr große KapelleValencia, OrtReal convento de Santo Domingo, Kl.Capilla de los Reyes, welche die heute noch regierende Königin IsabellaIsabella I., Kg. von Kastilien und León (1474–1504), Gemahlin Kg. Ferdinands II. von Aragón in großer Schönheit bauen ließ. Sie ist sehr geräumig, und alle ihre Wände vom Boden bis zur Decke sind mit den Kleidern der MarranenMarranen, jüdisch- christliche Konvertiten bedeckt, die Buße leisteten. Ebenso hängen dort die Kleider derjenigen, die verbrannt wurden und deren Anzahl sehr groß ist. Auf jedem Kleidungsstück ist der Name des Marranen geschrieben. Ich glaube, es gab mehr als tausend; und ich übergehe diejenigen, die es weiterhin im Verborgenen gibt. In jenen Tagen, in denen wir in ValenciaValencia, Ort weilten, waren im Gefängnis mehr als 50 Personen, die in den kommenden 14 Tagen verbrannt werden sollten.

Über die MarranenMarranen, jüdisch- christliche Konvertiten

Die MarranenMarranen, jüdisch- christliche Konvertiten sind getaufte Juden. Obwohl sie aber von getauften Vätern abstammen und obwohl sie öffentlich den christlichen Glauben bekennen, leben sie im Geheimen nach dem Ritus der Juden. Sie hatten in BarcelonaBarcelona, Ort, ValenciaValencia, Ort und anderen Orten verborgene Synagogen, denen sie die Namen von Heiligen und von Pfarreien zulegten. So wussten sie schon, wenn sie sagten: „Heute treffen wir uns in der Pfarrei des Heiligen Kreuzes“, dass es die Synagoge war, die sie so getauft hatten1. Weil die Juden und die Marranen fast im gesamten spanischen Reich nahezu alle die besseren Ämter innehatten und die Christen bedrängten, hatte Gott Erbarmen und legte in die christlichen Herzen des Königs und der Königin den Geist der Wahrheit. Diese vertrieben aus allen ihren Reichsteilen in nur kurzer Zeit mehr als einhunderttausend Judenfamilien und ließen auch viele Marranen verbrennen. Es wäre ein langes Unterfangen, hierüber zu sprechen2.

Über das Kloster der Heiligsten DreifaltigkeitValencia, OrtReal Monasterio de la Santísima Trinidad, Kl.

Außerhalb der Tore bei der Burg des Königs steht ein sehr edles und neues Kloster, das zur heiligsten Dreifaltigkeit heißt. Es gehört zum Minderbrüderorden der strengen Observanz. Im Jahre 1462 wurde es von der Königin Johanna aus fränkischem Geschlecht gestiftet, die nach dem Tode ihres Mannes, des Königs Alfons, dieses Kloster gründete und ein religiöses Leben begann. Dort ruht sie und wird wie eine Heilige behandelt1. Niemals sah ich eine solche Kirche mit einer so großen Anzahl von reichen und wunderbaren Altartafeln sowie Ornamenten, mit denen sie geschmückt ist. Dieser Anblick erheischt größte Bewunderung. Zu meiner Zeit gab es in dem Kloster etwa 80 Nonnen, deren Äbtissin die Schwester des noch regierenden Königs FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) ist2. Die Klostergemeinschaft ist reich und lebt strikt nach der Observanz.

Über das Kloster von Santa María de JesúsValencia, OrtSanta María de Jesús, Kl.

Zehn Steinwurf weit vom Tor in der Mauer entfernt befindet sich auch das Kloster Santa María de JesúsValencia, OrtSanta María de Jesús, Kl. mit Minderbrüdern der Observanz. Es handelt sich um eine neue Gründung1. Im Kreuzgang gibt es einen schönen Garten mit Zitronenbäumen, Zitrusfrüchten und verschiedenen, außergewöhnlichen aus Myrte geformten Figuren. Im zweiten Kreuzgang ist der Boden mit Kieseln bedeckt, und es gibt einen Brunnen in der Mitte, der von in einer Zisterne gesammeltem Regenwasser gespeist wird. Oh, welch schönes Refektorium! Du wähnst dich in einer Kirche! Ebenso schön sind die Zellen, in deren Eingangsbereich es einen ausreichend großen quadratischen Vorraum gibt. Geht man durch eine zweite Tür, so sieht man in ein schönes Studierzimmer. Ebenso besticht das Kloster durch einen hervorragenden Krankenraum. Alles ist dort nützlich eingerichtet. Innen sah ich einen Siccomorobaum, dessen Früchte wie kleine Trauben des Paternosterbaums aussehen; sie fertigen daraus Rosenkränze. Dort wandeln mehr als 60 edle und fromme Brüder, die auch für die Nonnen des Klosters der Heiligen Dreifaltigkeit sorgen.

Über das Haus der Unschuldigen und DummenValencia, OrtHospital dels folls de sancta María dels ignoscents

Es gibt ein gewisses edles Haus und eine Stiftung, in der nur die Verrückten, die Dummen, die Melancholiker und die Rasenden beiderlei Geschlechtes aufgenommen werden1. Ich sah viele, darunter einen sehr jungen Verrückten, der nackt mit einer Eisenkette in einem Käfig festgebunden war. Unsere Begleiter forderten ihn dazu auf, dass er für einige Pfennige etwas aufsagen möge. Er begann in Hebräisch zu beten und blasphemische Worte gegen Christen und Juden zu sagen. Dies machte er auch, weil er der Sohn eines sehr reichen MarranenMarranen, jüdisch- christliche Konvertiten war, der ihn von klein auf im Judentum erzogen hatte. Nachdem der Vater auf diese Art entdeckt worden war, wurde er verbrannt. Diese Stiftung gibt es nur für die Handwerker der Stadt. Ihr jährliches Einkommen beträgt zweitausend Dukaten. Nur Söhne von Handwerkern, keine Adligen werden aufgenommen. Es ist eine schöne Stiftung, und sie ist in jeder Hinsicht gut geordnet.

Man findet andere sehr edle Häuser wie das Haus der RichterValencia, OrtHaus der Richter, das Haus des Sohnes des gegenwärtigen Papstes Alexander VI.Alexander VI. / Rodrigo de Borja, P. (1492–1503)2, das noch nicht vollendet ist, das Haus des Grafen von OlivaOliva, Geschlecht3 sowie unzählige weitere Adelshäuser, die vorzüglich gebaut sind mit verschiedenen Hallen, Palästen und Gärtlein, so dass man glaubt, es seien königliche Gebäude oder sogar das Paradies.