Der Reisebericht des Hieronymus Münzer

Tekst
0
Recenzje
Przeczytaj fragment
Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

Über die Erscheinung des Heiligen JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) bei Karl dem GroßenKarl der Große, fränkischer Kg. (768–814), Kg. der Langobarden (774–814), Ks. (800– 814)

Karl der GroßeKarl der Große, fränkischer Kg. (768–814), Kg. der Langobarden (774–814), Ks. (800– 814)1 war, nachdem er mit Mühen und mit Hilfe Gottes EnglandEngland, L., FrankreichFrankreich, L., DeutschlandDeutschland, L., ItalienItalien, L. und weitere Gebiete seinem heiligen Reich unterworfen und den Heiden entrissen hatte, durch so große Anstrengung und Schweiß erschöpft und nahm sich vor, sich mehr Ruhe zu gönnen. Eines Nachts aus dem Traum gerissen, erschien ihm der Apostel JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) und sagte: „Mein Leichnam liegt unerkannt in GalicienGalicien, L.; ich wundere mich, der Du doch so viele Länder unterworfen, aber mein Land, das von den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) besetzt ist, noch nicht befreit hast. Brich also auf so schnell Du kannst. Ich werde Dein Helfer sein.“ Nachdem Jakobus ihm aber dreimal erschienen war, sammelte Karl vom Versprechen des Apostels bewegt, ein Heer und betrat SpanienSpanien, L.. Dies machte er 14 Jahre lang, bis er Spanien und Galicien zurückgewonnen hatte […].

[Es folgen die zahlreichen Kriegszüge Karls des GroßenKarl der Große, fränkischer Kg. (768–814), Kg. der Langobarden (774–814), Ks. (800– 814) entsprechend des Berichtes der Historia Turpini, die in einer gerafften Form erscheinen2.]

Über die Passion und Translation des heiligen JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) nach GalicienGalicien, L.

Der heilige JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) predigte zuerst in JudäaJudäa, L. und kam später nach GalicienGalicien, L.1. Nach nur geringem dortigen Erfolg kehrte er nach Judäa zurück und wurde von HerodesHerodes Agrippa († wohl 44) enthauptet2. Dies alles kann man ausführlicher in seiner Legende, die „Iacobus“3 genannt wird, finden. Allerdings ist viel Apokryphes über dessen Translation nach Galicien aufgeschrieben worden, aber nachdem er alles dies zurückgewiesen hatte, erklärte CalixtCalixt II., P. (1119–1124)4 jenes Buch, das „Iacobus“ genannt wird, gleichsam als authentisch5.

Es sagt der Papst CalixtCalixt II., P. (1119–1124) weiterhin, dass während er (Jakobus) enthauptet wurde, das Haupt nicht auf die Erde fiel, sondern er dies selbst in seinen Armen hielt, damit es nicht von irgendeinem der Verfolger getrennt werden konnte. In der Nacht kamen aber seine Jünger, fanden den Leichnam selbst und beugten die Knie. Sie legten das Haupt in einen hirschledernen Beutel mit aromatischen Stoffen und übertrugen [alles] von JerusalemJerusalem, Ort nach GalicienGalicien, L., ein Engel begleitete sie über das Meer. Und sie begruben ihn bei dem Ort, an dem er heute verehrt wird6. Der heilige JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) wurde 11 Jahre nach der Passion des Herrn enthauptet7. In dieser Zeit herrschte die Königin LupaLupa, heidnische Kg. in der Hagiographie in Galicien, das kannst du in seiner Geschichte ausführlicher lesen8.

Exclamatio pulcra

Freue1 Dich also, GalicienGalicien, L., mit einem solchen Glanz ausgestattet und vom Irrtum des Aberglaubens befreit worden zu sein. Freue Dich, dass Du durch die Ankunft eines solchen Gastes die Wildheit der Tiere hinter Dir ließest und das zuvor ungezügelte Hirn dem Joch Christi unterwarfst. Denn die Demut des heiligen JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) gewährt Dir sogar mehr als die wilde Entschlossenheit all Deiner Könige. Denn während jene Dich dazu verführten, Götzen zu verehren, reinigte Dich jener und empfahl Dir die wahre Verehrung Gottes. Sei glücklich, SpanienSpanien, L., über das Füllhorn dieser zahlreichen Dinge, aber sei noch glücklicher über die Gegenwart des seligen Jakobus. Einstmals warst Du der Säulen des Herkules wegen berühmt, aber jetzt stützt Du Dich noch glücklicher auf die Säule Jakobs. Herkules hatte Dich durch den verstockten Aberglauben mit dem Teufel verbunden, Jakobus verband Dich mit seinem Schöpfer. Du steigerst mit steinernen Säulen den Unglauben, jene aber führt Dich zu Heil und Gnade.

Wir2 wollen also ehrwürdig seinen Festtag begehen und die Begierden unseres Fleisches zügeln, damit wir weder durch Wollust verstört und befleckt, noch durch Hochmut und Stolz überheblich werden. Wir wollen nicht zu leicht im Zorn entbrennen, und ebenso dürfen wir uns nicht durch Neid oder Eifersucht quälen lassen. Streben wir danach, ihm ähnlich zu sein, wenn wir möchten, dass unsere Bitten erhört werden. JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) nämlich zügelten weder die grausamen Juden oder die arroganten Pharisäer, noch hielt ihn der zornige HerodesHerodes Agrippa († wohl 44) vom wahren Gott fern. Deshalb dürfen wir uns auch nicht von Reichtum und Überfluss beeindrucken lassen, noch mögen uns fleischliche Regungen umschmeicheln, noch mögen uns die Qualen der wilden Fürsten schrecken, damit wir die Aufgaben der Predigt nicht zu wenig wahrnehmen.

In Bezug auf die Translation glauben wir also, wie ich vorher gesagt habe, jenem authentischen Buch, das „Iacobus“ genannt wird, und wir weisen Anderes zurück3. Dieses4 Buch „Iacobus“ berichtet nämlich das, was zum Lesen und an den Festtagen zum Singen notwendig ist. Freuen wir uns also auf Erden über JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi), wie die Engel in der himmlischen Heimstatt frohlocken. Siehe, die Stadt CompostelaSantiago de Compostela, Ort ist durch die Hilfe des seligen Jakobus geheiligt worden. Dort wird Gläubigen und Ankommenden das Heil zuteil. Wie sehr ist dieser heilige Ort zu verehren, in dem die heiligsten Gebeine des Apostels, die Gott in seinem Fleisch berührten, begraben liegen. Deshalb erstrahlt der große Jakobus in GalicienGalicien, L. durch Wunder, und er erstrahlt ebenso an anderen Orten.

Lasst uns also pilgern, das bedeutet im wahren Pilgergeist: Unterdrückung der Laster, Abtötung des Fleisches, Hervorhebung der Tugenden, Vergebung der Sünden, Buße der Reumütigen, Weg der Gerechten, Liebe zu den Heiligen, Glaube an die Auferstehung, Ferne von der Hölle und Gewährung des Himmelreichs. Vermieden seien Völlerei, das Verlangen des Bauches sei fern, die Begierde gebremst. Er (JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi)) bändigt die fleischlichen Genüsse, reinigt den Geist, regt den Menschen zur Kontemplation an: Er erniedrigt die Hochmütigen, preist die Erniedrigten selig, liebt die Armut und hasst es, wenn jemand durch Raffsucht Besitz erworben hat.

Über die Muscheln (De crusillis). CalixtCalixt II., P. (1119–1124)1

Im Meer2 des seligen JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) gibt es eine gewisse Fischart. Die Fische haben auf jeder Seite einen Schild, und zwischen diesen Schilden verbirgt sich, wie zwischen zwei Schalen, der Fisch in Gestalt einer Auster. Diese Schalen sind wie die Finger einer Hand geformt. Volkssprachlich heißen sie nidulae (Nestchen), bei den Franzosen crusillae (kleine Gefäße), bei den Deutschen „muschelas“3. Die Pilger, die vom Grabe des heiligen JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) zurückkehren, heften sie an Hut und Mantel und tragen sie zu Ehren des Apostels, zur Erinnerung an ihn und als Zeichen einer solch großen Pilgerfahrt freudig in ihre Heimat zurück.

Durch zwei Schalen werden die zwei Vorschriften der Liebe bezeichnet, mit denen der Träger sein Leben kennzeichnen möge, zum einen, Gott immer über alles zu lieben und den Nächsten wie sich selbst zu lieben. Gott liebt, wer seine Gebote einhält, seinen Nächsten liebt und der so handelt, dass er niemandem etwas zufügt, was er nicht selbst wollte. Oh, Pilger des heiligen JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi)‘, mögest Du nicht mit jenem Munde lügen, mit dem Du seinen Altar geküsst hast. Mit den Füßen aber, mit denen Du so viele Schritte gemacht hast, schreite nicht zu schlechten Werken und mit den Händen, mit denen Du den Altar berührt hast, wage nichts Schlechtes auszuführen. Wenn Du einen starken Patron und Helfer haben möchtest, habe Jakobus zum Freund.

Gebet zum heiligen JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi)

Oh1, großer seliger JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi), Freund Christi, Sohn des ZebedäusZebedäus, bibl. Gestalt, Bruder des Evangelisten JohannesJohannes († um 101), Apostel, Hl., der Du mit dem Herrn glücklich im Himmel regierst, dessen großes Gotteshaus in GalicienGalicien, L. steht, der seinen Bittstellern das Heil gewährt, bewirke, dass diejenigen, die Dich dort oder anderswo anrufen, Dich als Fürsprecher bei Gott im Himmel wahrnehmen und von Dir alle heilbringenden Dinge erhalten. Dies geschehe, wen auch immer sie bitten oder wem auch immer sie in all ihrer Not vertrauen. Sei der Begleiter unserer Seelen am Tag unseres Hinscheidens, oh, Fürsprecher der Pilger! Du bist nämlich die Zierde der Spanier, Du bist Zuflucht der Armen, Halt der Schwachen, Tröster der Bedrängten, Heil der Pilger, Fischer der Seelen, Auge der Blinden, Fuß der Lahmen, Hand der Hilflosen, Schützer der Seeleute, Fürsprecher aller Völker, die Dich anrufen, ja der Vater aller, Zerstörer der Laster, Baumeister der Tugenden: Dich bitten wir mit demütigem Herzen, dass Du das Feuer der Laster bald auslöschen mögest.

 

In einem einfachen Stil schrieb dies Papst CalixtCalixt II., P. (1119–1124), damit seine Schriften sowohl den Gebildeten wie auch den Ungebildeten zugänglich seien. Ohne die einzelnen Krumen, so sagt er, könne keine Kruste entstehen. Ein unvermischter Trank könne umso deutlicher zeigen, was er in sich hat, und eine hell strahlende (Kerze), die allen leuchte, nütze mehr als eine, die den einen gibt, den anderen nicht.

Aus dem großen und weitläufigen Werk CalixtsCalixt II., P. (1119–1124) habe ich dies abgeschrieben, wie ich oben im Vorwort notiert habe2.

[Hier enden die Exzerpte aus dem Liber Sancti Jacobi]

Über den Erzbischof, die Kardinäle, Kanoniker und Reliquien

Papst CalixtCalixt II., P. (1119–1124) (II.)1 verlieh dieser Kirche viele Privilegien2. Heute ist Don AlfonsoAlfons de Fonseca y Acevedo, Ebf. von Santiago de Compostela (1460–1465 und 1469–1506/07), Patriarch von Alexandria (1506–1508) Erzbischof, der Graf von CifuentesCifuentes, Ort3, ein gelehrter Mann und großer Redner. Seit sechzig Jahren interveniert er in inneren Streitigkeiten und dadurch belastete er die Gegend von GalicienGalicien, L.4. Der König (Ferdinand)Ferdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516), der inzwischen mit stärkerer Hand die Zügel der Regierung in der Hand hält, schickte ihn nach SalamancaSalamanca, Ort gleichsam ins Exil5, beraubte ihn seiner weltlichen Herrschaft(sgüter) und erlaubte ihm, dort von seinen Einkünften zu leben. Er führte in ganz Galicien neue Gesetze und Vorschriften ein6. Jener erhabenste KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) möge ewig leben.

Es gibt 45 Kanoniker. Von diesen ist nach der Vorschrift (des Papstes) CalixtCalixt II., P. (1119–1124) (II.) nur sieben allein gestattet, die Messe am Hauptaltar des heiligen JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) zu zelebrieren, sie werden Kardinäle des heiligen JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) genannt7. Auch dem ErzbischofAlfons de Fonseca y Acevedo, Ebf. von Santiago de Compostela (1460–1465 und 1469–1506/07), Patriarch von Alexandria (1506–1508) und anderen dort hinkommenden Bischöfen ist dies erlaubt, sonst niemandem. Die Pfründen der Kanoniker belaufen sich auf siebzig Dukaten, von weiteren Einkünften abgesehen.

Der König von KastilienKastilien, L. stiftete für die Kirche wunderbare Schmuckstücke8. Auch König Ludwig von FrankreichLudwig XI., Kg. von Frankreich (1461–1483), der Vater jenes KarlKarl VIII., Kg. von Frankreich (1483–1498)9, schenkte ihnen viel; unter anderem übereignete er der Kirche drei sehr große Glocken und zehntausend Escudos, deren Hälfte die Kanoniker unter sich aufteilten, und für deren andere Hälfte sie schönste wertvolle (liturgische) Gewänder beschafften. Überall ist die Lilie als Zeichen des Königs (Ludwig) eingefügt.

Am 16. Dezember, am dritten Tag (Dienstag) vor dem Fest des (heiligen) ThomasThomas († um 72), Apostel, Hl.10, feierten sie das große Fest des heiligen Bischofs FructuosusFructuosus, Bf. von Braga (656–um 665), dessen Leichnam dort ruht11. In Prozession und Messe wurden kostbare Gewänder mit den Lilien des Königs von Frankreich benutzt. Am 18. Dezember, dem fünften Tag vor dem Fest des (heiligen) Thomas, feierten sie das Fest der heiligen Jungfrau, wie es bei den Spaniern begangen wird. Und der Name ist „Fest der Erwartung der Geburt des Herrn“12. Es gab eine besonders wunderbare Festlichkeit samt Prozession, man schwang das Weihrauchfass im Querhaus, außerdem sah man edle Ornate aus reinstem Gold, die der König von KastilienKastilien, L. geschenkt hatte13. Auf der vorderen Seite waren die Wappen der Könige mit Pfeilen und hinten die Wappen der Reiche Kastilien und AragónAragón, L., alle aus Gold und mit Gemmen. Oh, wie groß ist jener König durch seine Schenkungen an die Kirchen und auch durch deren Erneuerung!

Anläßlich dieses Festes zu Ehren der seligen Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi war der Hauptaltar mit zwei Heiligenbildern von 30, 25 und 40 Mark geschmückt, einige aus vergoldetem Silber. Unter ihnen war das größte, das der seligen Jungfrau, wie gesagt wurde, aus reinstem Gold; in der rechten Hand hielt sie ein strahlendes Szepter und in der Linken ihren Sohn mit einer prächtigen Krone. Während der Prozession trug dies ein Kardinal unter dem Velum, den unruhig Halt Suchenden hielten zwei Priester14. Es gab zudem ein riesiges Kreuz, welches mit Gemmen und Gold verziert war; dies wird in der Sakristei und Schatzkammer15 ausgestellt und den Pilgern gezeigt. Von den Reliquien in CompostelaSantiago de Compostela, Ort besitze ich eine Kopie auf einem gesonderten Blatt16.

Von den Kapellen im Chorraum von Sankt JakobJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi)us

Von den zwölf Kapellen, die den Chorraum umgeben, ist die erste diejenige des Königs von FrankreichSantiago de Compostela, OrtBasilika Sankt Jakob, K.Capilla del Salvador / Capilla del rey de Francia, K.Ludwig XI., Kg. von Frankreich (1461–1483)1, der diese erbauen ließ und mit einer Jahresrente von zweihundert Dukaten dotierte, damit in ihr die einzelnen kanonischen Horen gesungen werden. Aber, obwohl sie die Einnahmen erhalten, singen die Kanoniker die Tagzeiten nur im Hauptchor. Von den 12 Kapellen gehören sieben einzelnen Pfarreien von CompostelaSantiago de Compostela, Ort, dort werden die besonders vornehmen Bürger der Pfarreien begraben, und es werden die Sakramente gespendet2. Wir sahen, wie zwei Tote bestattet wurden, vor dem Leichenzug des einen trug man einen Weinschlauch, zwei Säcke Brot, zwei vordere Viertel eines Ochsen, zwei Hammel, dies und das beste Kleid steht rechtlich dem Pfarrer zu3. [Die Kanoniker] singen Horen und Offizien vorschriftsmäßig im Chorraum, aber sie sind vor allem auf Bezahlung aus.

In der Kirche herrscht dauernd ein solcher Lärm, dass man sich auf einem Marktplatz wähnt. Mäßig ist da die Ehrfurcht. Der heilige ApostelJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) wäre es wahrlich wert, dass man ihn mit größerem Respekt verehrt. Man glaubt, dass er mit seinen zwei Schülern unter dem Hochaltar beerdigt ist, einer zu seiner Rechten und der andere zu seiner Linken4. Niemand hat aber seinen Leichnam gesehen, nicht einmal der kastilische König, als er im Jahr des Herrn 1487 dort zu Besuch war. Allein durch den Glauben, der uns Menschen rettet, vertrauen wir darauf5.

Über die Abreise aus CompostelaSantiago de Compostela, Ort

Am 21. Dezember sagten wir dem heiligen JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi) Lebewohl und verließen die Stadt nach dem Essen; nach fünf Meilen1 kamen wir zur Stadt Ferreiros (FerrerosFerreiros, Ort), wo wir schlecht beherbergt wurden. Früh ritten wir durch den kleinen Ort Melide (MellidMelide / Mellid, Ort) 9 Meilen weit zu dem kleinen Ort LigondeLigonde, Ort; ebenso 24 bis nach Portomarín (PuertomarínPortomarín / Puertomarín, Ort), nach Durchquerung eines großen Flusses (Miño) kamen wir nach 8 Meilen bis nach SarriaSarria, Ort, einer kleinen Burg2. Diese gesamte Gegend ist fruchtbar und hügelig, aber nicht sehr bevölkert. Das Volk lebt hauptsächlich von Schweinefleisch und ist wahrlich in allen seinen Handlungen unrein und schweinisch.

Am 25. (Dezember), dem Fest der Geburt des Herrn, ruhten wir uns tagsüber aus, an diesem Tag erhielt ich durch einen gewissen Pilger den Brief von Jodocus MayerMayer, Jodocus, Schwiegervater des Ludwig Münzer3, einem Schwager meines BrudersMünzer, Ludwig († 1518), Bruder des Hieronymus Münzer4, der über die große Epidemie in NürnbergNürnberg, Ort berichtete5.

Am 26. (Dezember) kamen wir früh über Berg und Tal auf einen hohen Berg, dem Ort Cebreiro (CebreroO Cebreiro / El Cebrero, Ort)6, der auf der Höhe des Berges MalefaberMalfaber (Allefaber), Berg7 liegt. Es waren neun große Meilen.

Am 27. (Dezember) stiegen wir von diesem hohen Berg herunter und gelangten durch ein langes Tal nach 7 Meilen zu einer Burg, die VillafrancaVillafranca del Bierzo, Ort heißt8. Diese Burg liegt in einer schönen Ebene und beste Rebstöcke wachsen dort reichlich. Der Ort ist ausgezeichnet durch die beiden Klöster des heiligen FranziskusVillafranca del Bierzo, OrtFranziskanerkl.Franz von Assisi(† 1226), Hl., Ordensgründer und des heiligen BenediktVillafranca del Bierzo, OrtBenediktinerkl.Benedikt von Nursia († um 560), Hl., Mönchsvater9. Dort fließen drei Flüsse aus den höchsten Bergen GaliciensGalicien, L. zusammen10, sie führten sehr süßes und trinkbares Wasser, voller Forellen.

Am 28. (Dezember) verließen wir VillafrancaVillafranca del Bierzo, Ort früh, durchquerten jene fruchtbare Ebene, erreichten die Burg PonferradaPonferrada, Ort, am Fuße eines sehr hohen Berges gelegen, und kamen nach 8 Meilen in den Ort Río11. Dort liegt dieser Berg, der GalicienGalicien, L. von KastilienKastilien, L. trennt und äußerst hoch ist. Er heißt Mons RabanalRabanal del Camino und Berg, Ort12.

VI. Von BenaventeBenavente, Ort bis RoncesvallesRoncesvalles, Ort


Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 431, fol. 182v

Am 29. (Dezember) stiegen wir auf und wieder ab und gelangten 8 Meilen später nach KastilienKastilien, L., in eine kleine Stadt AlvalAlval, Ort1, wo wir schlecht beherbergt wurden. Am dreißigsten (Dezember-)Tag erhoben wir uns vor Sonnenaufgang und ritten streng 10 Meilen lang bis zur Stadt BenaventeBenavente, Ort2. Von SantiagoSantiago de Compostela, Ort bis nach Benavente sind es 56 recht gute Meilen Weges, und die Strecke ist bergig und sehr schlecht. Wir ließen aber die bekannte Stadt AstorgaAstorga, Ort liegen, die Bischofsstadt ist und durch starke Mauern und Wälle geschützt wird. Ganz SpanienSpanien, L., als es einstmals vom katholischen Glauben abwich und der Irrlehre MohammedsMohammed / Muhammad, Begründer des Islam3 zuneigte, ist von dieser Stadt SturiaAsturien, L.4 ausgehend von KantabrernKantabrer, Volk5, die Biscayer heißen, zurückerobert worden6. Nur die Asturer und die Biscayer waren starke Streiter Christi im Glauben geblieben, wie du in der Geschichte der Spanier7 ausgiebig finden kannst.