Der Reisebericht des Hieronymus Münzer

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Über die Seestadt Vélez-MálagaVélez-Málaga, Ort

Am 28. desselben Monats bestiegen wir in der Früh höchste Berge, durchquerten Täler und gingen endlich in Richtung Meer hinunter; nach 6 großen Meilen erreichten wir dort die großartige Stadt Vélez-MálagaVélez-Málaga, Ort. Sie ist ziemlich groß und an der Meeresküste gelegen. Auf einem Berg steht eine sehr edle Festung, deren Übergabe der königliche Geist durch Gewalt und Aushungern erreichte1. Die Böden sind sehr fruchtbar, es gibt im Übermaß Öl, Feigen, Mandeln, Färberpflanzen und andere Früchte, die ich gesehen habe.

Über die Stadt MálagaMálaga, Ort

Am 29. desselben (Monats) verließen wir morgens das Meeresufer und kamen nach 5 Meilen in MálagaMálaga, Ort an, einer großen Seestadt, die gut bevölkert und für ihren HafenMálaga, OrtHafen bekannt ist. Dieser Weg war wegen der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) außergewöhnlich gefährlich, die während der Nacht, durch Winde begünstigt, aus dem Barbarenland kommen und, weil sie Ortskenntnisse besitzen, alle berauben und abführen, die sie vor Sonnenaufgang antreffen. An jenen Tagen wurden einige Hirten und 5 Bauern verschleppt1. Wir kamen an der Küste entlang zu Pferd von VélezVélez-Málaga, Ort nach Málaga und sahen große Mengen von Aloe2, aus denen ein Aloesirup für die Leber hergestellt wird. Die Pflanze hat lange und feste Blätter mit einer großen Wurzel, ähnlich wie das Blatt der Iris, aber sehr fest und knorrig. Sie verstärken diesen Saft mit einer Koloquinte. Der Apotheker von GuadalupeGuadalupe, Ort gab mir einen großen Vorrat von dieser Pflanze.

Die Stadt ist rund, ja fast eher triangulär angelegt und so groß wie NördlingenNördlingen, Ort. Während der Herrschaft der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) hatte sie siebentausend Häuser. Es gibt zwei wunderbare Häfen in Form von Halbkreisen mit drei sehr stark bewehrten Türmen an den Ecken3. Beim westlichen Hafen stehen ein großes Gebäude mit sieben Bögen, um die Schiffe und Galeeren unterzubringen und eine wunderbare Moschee mit 113 freistehenden Säulen, inzwischen ist es ein Bischofssitz.

Abb. 3:

Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 431, fol. 155v

Die wichtige Hafenanlage Málagas, nicht weit vom muslimischen Nordafrika entfernt, war durch zwei Becken und drei Türme gesichert, wie die Zeichnung verdeutlicht.

Die Stadt hat auch drei Klöster: der Minderbrüder, der Prediger und eine neue Gründung der Minderbrüder, welcher der Aragonese Bruder Bernhard BoilBernardo Boil/Bernal Boyl († 1507), zeitweise Sekretär Kg. Ferdinands des Katholischen, Gelehrter und Diplomat vorsteht. Er wurde als wirklicher Entdecker nach IndienIndien, L. entsandt4. Und er war mit uns in MadridMadrid, Ort beim König ausgesprochen vertraut5. Er erzählte mir viel von den [entdeckten] Inseln. Der Konvent liegt im Süden der Stadt in einer fruchtbaren Ebene mit Gärten, die früher üppig waren, nun aber durch die Belagerungszeit zerstört sind. In der Hauptmoschee ließ der KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) ein wunderbares Altarbild6 zu Ehren des heiligen JohannesJohannes der Täufer, († um 29), Hl. des Täufers errichten, der sein Patron ist. Gemalt ist der König mit einer Tafel in der Hand, die die Aufschrift trägt: Non nobis domine etc., und die KöniginIsabella I., Kg. von Kastilien und León (1474–1504), Gemahlin Kg. Ferdinands II. von Aragón hat folgende Aufschrift: Benedicta sit sancta trinitas et indivisa unitas que fecit misericordiam nobis7.

Über die Burgen MálagasMálaga, Ort

Am Fuß eines Berges im Osten der Stadt steht ein sehr edles und großes KastellMálaga, OrtAlcazaba, gut befestigt und mit vielen Eisentüren und verschiedenen Schlössern versehen1. Oh, wie lieblich ist die Aussicht auf das Meer! Es gibt unter anderem drei Grotten oder drei große Verließe, die in das sehr harte Gestein geschlagen sind, wie auch in GranadaGranada, Ort2, in denen die christlichen Gefangenen bewacht wurden. Nachdem wir den Herrn Kastellan3 der Burg erreicht hatten, empfing uns dieser dank unserer vorgenannten Empfehlungsschreiben4 sehr freundlich und ließ uns durch einen Bediensteten zur Befestigung der höher gelegenen Burg führen, die auf einem Berggipfel zwischen zwei Mauerreihen steht5. Oh welch schönes und gut befestigtes Kastell! Von dort kann man bei freiem Himmel leicht AfrikaAfrika, L. und das berberische Land erkennen. Ich schätze eine Entfernung von etwa 15 kleinen Meilen6. Wir sahen auch eine kleine königliche Moschee und erlesene Monumente mit einigen sehr schönen Beispielen von Mosaiken im Stil der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime)7.

Über den vom König von KastilienKastilien, L. errungenen Sieg über MálagaMálaga, Ort

Die Lage, der Seehafen und die zwei uneinnehmbaren Burgen machten MálagaMálaga, Ort zu einer sehr befestigten Stadt1. Der KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) belagerte sie sechs volle Monate2 vom Lande und vom Wasser her. Er schnitt alle Versorgung ab und unterwarf sie dem Aushungern, so dass die Wachen über den Mauern täglich nur zwei Unzen an Brot ausgaben, und die Armen, ja auch die anderen, sich gezwungen sahen, Brot herzustellen, indem sie Holz und die oberen Teile der Dattelpalmen – wo sie relativ weich sind –zum Mahlen gaben. Schließlich verließen fünftausend SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) mit ihren Frauen die Stadt über das Meer in Richtung auf die westlich gelegenen Küstengebirge, die noch voll von Sarazenen waren3. Aber das Heer von König FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) verhinderte dies, tötete viele von ihnen und zwang die anderen wieder zurück in die Stadt. Schließlich übergaben sie sich in die Huld des Königs, der fünftausend Menschen einzeln verkaufte, einen für 30 Dukaten, mit der Maßgabe, dass jeder sich mit weiteren 30 Dukaten freikaufen könne4. Nachdem die Stadt erobert worden war, leisteten (die Bewohner der) Burg noch fünfzehn Tage Widerstand. Schließlich ergaben sie sich auch. Es wäre noch viel hierüber zu schreiben, so zum Beispiel, wie ein gewisser Sarazene, der unter ihnen als heilig galt, aus Málaga floh und sich in das Heer des Königs einreihte. Er verletzte einen gewissen Grafen Don Álvaro von PortugalÁlvaro de Portugal-Braganza / Álvaro de Braganza y Castro († 1504), portugiesischer Adliger, Exilant5 tödlich, von dem er glaubte, dieser sei der König. Diesen Álvaro, dessen Bruder FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) der König von PortugalPortugal, L.6 enthaupten ließ7, sah ich in MadridMadrid, Ort und sprach mit ihm. Der Sarazene wurde von den Christen in kleinste Teile zerstückelt8.

Einstmals, vor siebzig Jahren, als die Mohammedaner MálagaMálaga, Ort beherrschten, töteten sie alle Christen bis zum letzten. Deshalb schwor der König, das gleiche zu tun. Aber er war von Milde und Menschlichkeit bewegt und verkaufte sie (die unterworfenen SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime)) deshalb als Gefangene9. In den Tagen des Januar 1494 (schon vor 10 Monaten), gab es in Málaga ein großes Erdbeben, das viele Türme und Gebäude einstürzen ließ10. Auch die Erde im HafenMálaga, OrtHafen bebte so sehr, dass viele Schiffe aufs Trockene gehoben wurden, bis dass das Land sich wieder beruhigt hatte.

Nachdem der KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) MálagaMálaga, Ort erobert hatte, stellte man ihm 752 christliche Gefangene vor, die durch so starken Hunger ausgemergelt waren, dass der König sie mit einer Hühnersuppe und anderen Lebensmitteln wieder zur Gesundheit zurückführte. Unter ihnen befand sich ein gewisser Deutscher aus ZürichZürich, Ort, Heinrich MurerMurer, Heinrich (Heinricus Murer), Zürcher Bürger11, der 4 Jahre lang in harter Sklaverei gelebt hatte12. Unter den anderen gab es auch einen sehr Alten mit Bart, der versicherte, 48 Jahre lang gefangen gewesen zu sein. Zu ihm sagte die Königin: „Was hättest Du gedacht, wenn man Dir im ersten Jahr deiner Gefangenschaft gesagt hätte: Dein Retter ist wie wir noch nicht geboren worden?“. Darauf antwortete dieser traurig: „Ich wäre vor Schmerz gestorben“. Die Gefangenen verließen die Kerker mit einem kleinen Holzkreuz und riefen mit lauter Stimme: „Du bist gekommen, oh Retter der Welt!13 Du hast uns aus den Schatten der Hölle befreit!“ Sie warfen sich vor dem König und der Königin zu Boden und sagten unter großen Tränen: „Oh Kreuz, rette uns, Du einzige Hoffnung! Nicht uns, sondern Deinem Namen gebührt die Ehre!“14 Wieviel Traurigkeit war dort mit Jubel gemischt! 9 christliche Gefangene, die dem Glauben weiterhin absagten, wurden nach der Eroberung Málagas vom christlichen König mit zugespitzten Schilfrohren tödlich durchbohrt. 2 waren Lombarden und 7 Spanier aus KastilienKastilien, L.. Nachdem sie mit Rohren getötet worden waren, verbrannte man ihre Leichname. Oh christlichster König15, dein Lob werde ich ewig singen!

In einem gut bewässerten Tal, 5 Meilen von MálagaMálaga, Ort entfernt, liegt eine Burg, die der König mit Gewalt einnahm. Nachdem er sich der Burg bemächtigt hatte, verlangte er nach den christlichen Gefangenen, welche die SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) vorher in Höhlen mit Steinen gepeinigt hatten. Als die Sarazenen nur noch die Leichen herbeibrachten, befahl der König, alle Sarazenen zu töten. So blieb es: Wenn er irgendeine Stadt belagerte, ordnete er zunächst an, dass sie die Gefangenen nicht töten sollten, andernfalls würde er im Fall des Sieges alle enthaupten lassen. Aus Furcht töteten die Sarazenen später nur noch sehr wenige. Im ganzen Heer hatte (der KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516)) immer Glocken, bei deren Geläut die Sarazenen sagten, als sie das vernahmen: „Wir hörten den Klang der Glocken und der kleinen Glocken, aber dem König fehlt noch die Kuh“. Schließlich jedoch besiegte der König mit göttlicher Hilfe alle Kühe, das heißt die Sarazenen. Während aber die christlichen Gefangenen Málaga verließen, gab es viel Trauer, blieb das Bild des Todes lebendig und waren so viele mit Ketten gefesselt, dass kaum zwei große Wagen die Ketten transportieren konnten, die man ihnen von den Füßen genommen hatte.

 

Am 30. Oktober nach Mittag verließen wir MálagaMálaga, Ort über sehr hohe Berge, wie den Puerto de LeónPuerto de León, Berg oder andere, und durch einige Täler, wo der König zu Kriegszeiten einen wunderbaren Weg hatte befestigen lassen, um Kriegsgerät zu transportieren. Wir ließen zur Linken RondaRonda, Ort und MarbellaMarbella, Ort liegen und kamen nach vielen Ortschaften und Häusern am dritten Tag nach OsunaOsuna, Ort, einer Stadt des Marquis von CádizRodrigo Ponce de León († 1492), Marquez de Cádiz, Historiograph16. Wir sahen dort mehr als 300 SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) hinter Gittern gefangen. MarchenaMarchena, Ort und MairenaMairena, Ort (del Alcor), Orte unter der Herrschaft des gleichen Marquis, waren ebenso voller Gefangener. Schließlich kamen wir am vierten Tag nach SevillaSevilla, Ort. Der König hatte den Gefangenen das Vorrecht gewährt, dass alle, die nach GranadaGranada, Ort gingen (das schon drei Jahre zuvor erobert worden war), die Freiheit erhielten. Deshalb bewachten die Christen sie in ihren Gebieten sorgfältig, um zu vermeiden, dass die Gefangenen – von ihren Fesseln befreit – nach Granada als Asyl der Freiheit flüchteten.

Über die Stadt Hispalis, die heute SevillaSevilla, Ort heißt

Am 4. November verließen wir früh MairenaMairena, Ort, und nach 4 Meilen kamen wir zu der sehr bekannten Stadt des andalusischen Reiches, die heute SevillaSevilla, Ort und auf Latein Hispalis heißt. Diese Stadt liegt in einer sehr schönen und wunderbaren Ebene, größer, als ich je eine in SpanienSpanien, L. sah, sehr fruchtbar an Öl, edelstem Wein und allen Arten von Früchten. Ich stieg auf den höchsten Turm1 der Kirche der seligen JungfrauSevilla, OrtSanta María de la Sede, K.Maria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi Maria, dies war zuvor die Hauptmoschee gewesen2; von dort aus betrachtete ich selbst die Stadt und bemerkte, dass sie zweimal größer als NürnbergNürnberg, Ort war. Sie ist insgesamt rund angelegt und liegt auf flachem Grund. Entlang der Mauern gegen Westen fließt der GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß, ein sehr edler Fluss, der breit und schiffbar ist; zu Zeiten von Meeresflut steigt der Wasserstand tagsüber bis zu drei oder 4 Ellen an, dann führt der Fluss ein etwas salziges Wasser. Bei Ebbe sinkt der Wasserspiegel, und das Wasser ist sehr gut und sehr süß. Sevilla verfügt über noch mehr Trinkwasser. Unter anderem gibt es eine Wasserleitung mit 390 Bögen, von denen manche sogar doppelt wegen der Ungleichheit und Unebenheit des Geländes gebaut sind. Dieses Wasser, ich wiederhole es, ist sehr nützlich zum Bewässern der Gärten, zum Säubern der Straßen, der Häuser und auch zu anderen Dingen3. Der Ort hat weiterhin viele bekannte Klöster von FranziskanernSevilla, OrtSan Francisco, Kl.4, AugustinernSevilla, OrtSan Agustín, Kl.5, DominikanernSevilla, OrtSan Pablo, Kl.6, von Nonnen und anderen7.

Über die HauptkircheSevilla, OrtSanta María de la Sede, K. der heiligen Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi

Die Stadt SevillaSevilla, Ort wurde vor einhundertsiebzig Jahren den Händen der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) entrissen und wurde christlich1. Noch heute gibt es unzählige Gebäude und Überreste der Sarazenenzeit. Die Leute von Sevilla und CórdobaCórdoba, Ort unterstützten den König deshalb mit großen Hilfstruppen bei der Eroberung von GranadaGranada, Ort, weil sie benachbart und diesem Gefahrenherd nahe waren. Die Sevillaner trugen zu diesem Krieg mehr als eine Million Dukaten bei, das heißt zehnmal hunderttausend. Das gleiche taten die Cordobeser2.

Unter anderen Dingen gab es eine sehr große Moschee, deren Garten und drei Gebäude noch bestehen. Die Länge der gesamten Moschee misst 250 Schritte, und die Breite beträgt 190. Die Länge des Gartens messe ich heute mit 140 meiner Schritte. In der Mitte des Gartens gibt es einen sehr schönen Brunnen, in dem sich die Muslime wuschen. Nachdem der Brunnen aber zerstört worden war, wurde an seiner Stelle ein besserer, schönerer aufgestellt. Vorne auf den Steinen stehen folgende Verse geschrieben:

„Seine königliche Majestät gab mir nach dem Sieg über die Mauren dieses schöne Wasser, nachdem ich zusammengebrochen war.“3

Mit diesem Wasser wird heute der ganze Garten bewässert, in dem viele Zitronen- und Limonenbäume, Apfelsinenbäume, Zypressen und Dattelpalmen wachsen. Die Hälfte von dem, was ehemals Moschee war, ist heute verfallen, und an der Stelle erhebt sich eine wunderbare Kirche zu Ehren der seligen Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi. Es ist ein so bewundernswertes Werk, wie es in ganz SpanienSpanien, L. kaum mehrere gibt. Die Kirche ist schon vollendet, aber der Chorraum bisher noch nicht. Das ganze Gebäude misst 200 Schritte in der Länge und 117 in der Breite. Es gibt sieben Schiffe4, an deren beiden Seiten wunderbare Kapellen anschließen, weiterhin 45 freistehende Säulen und ein sehr schönes Chorgestühl. Dort dienen 40 Kanoniker und 40 Pfründner sowie 20 weitere Würdenträger und Ministranten. Sie erhalten fette Pfründen von zweihundert und 300 Dukaten, und der Klerus folgt dort der Observanz. Manche sehr hohe und oktogonale Säulen haben einen Umfang von 25 Schritten. Außerdem gibt es sehr hohe und sehr breite Bögen. Ich glaube, dass die Kirche in 6 Jahren vollständig vollendet sein wird5. Alles ist aus behauenen, härtesten Steinquadern, die aus dem Küstengebirge des Reiches von GranadaGranada, Ort stammen und über den Fluss GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß nach SevillaSevilla, Ort transportiert werden.

SevillaSevilla, Ort ist 14 kurze Meilen vom Meer entfernt6, und über den Fluss GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß können Schiffe von 150 Tonnen7 zur Stadt gelangen. Der Fluss ist der Bevölkerung sehr nützlich, dort wächst edelster Wein8. Es gibt Malvasiawein im Überfluss9, und die Oliven sind so dick wie bei uns die Damaszenerpflaumen, die „Spilling“ heißen10. Man kann es schwer glauben, wenn man es nicht sieht. Der Graf und königliche Präfekt in Sevilla heißt Juan de SilvaJuan de Silva y Téllez de Meneses († 1464), erster Gf. von Cifuentes, Graf von CifuentesCifuentes, Ort11. Er gab uns auf unsere Bitte hin Geleitbriefe, um die Grenze von KastilienKastilien, L. zu überschreiten, und versprach, uns alles mögliche Gute zu erweisen.

Der KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) reformierte in SevillaSevilla, Ort viele Klöster12, darunter das der Minderbrüder, die in Aufruhr und unter Verwendung ihrer Privilegien den König öffentlich exkommunizieren ließen. Der König erlaubte sogar, dass diese Exkommunikation jeden Sonntag verkündet wurde, blieb jedoch fest bei seinem Vorsatz. Nachdem er durch Geduld von der Fessel seiner Exkommunikation befreit war, verpflichtete er die Mönche, die Observanz zu beachten. Der König wollte auch für Gerechtigkeit sorgen und beauftragte alle Rechtsträger, bei den öffentlichen Sitzungen unter den Arkaden zu stehen; und die Namen der Kläger sollten in einem Register unter Hinzufügung ihrer Entschädigungen neben ihren Namen erfasst werden, denn früher hatten sie die Armen in ihren Häusern schwer ausgepresst13.

In SevillaSevilla, Ort gab es vor der Eroberung durch den König so viel Hass, dass nachts niemand sicher draußen gehen konnte. Die Leichenträger kamen sogar nachts in die Häuser und nahmen wie Diebe Gold, Schmuck und alles mit, was sie fanden. Es gab in der ganzen Provinz keinen sicheren Ort, weder innerhalb noch außerhalb der Mauern. Oh glorreicher König, der mit seiner starken Hand dem allem ein Ende setzte!

Über die Kartause zur Heiligen MariaSevilla, OrtSanta María de las Cuevas / La Cartuja, Kl., die „Kofes“ genannt wird

Außerhalb der Mauern von SevillaSevilla, Ort, auf der anderen Seite des GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß nach Westen hin, steht ein beachtenswertes Kartäuserkloster, das Santa Maria de las CuevasSevilla, OrtSanta María de las Cuevas / La Cartuja, Kl. genannt wird1. Es ist ein sehr vornehmes Gebäude mit einem so schönen Refektorium und Tischen aus schneeweißem Marmor, von denen sie essen, dass es nichts Besseres gibt. Und wie schön die KapelleSevilla, OrtSanta María de las Cuevas / La Cartuja, Kl.Capilla de Santa Ana, K. des Kapitels ist! Es gibt edelste Zellen und darüber Schlafräume, schöne Gärten und Kreuzgänge, die vor den Zellen bestens angelegt wurden. Im Mittelpunkt befindet sich ein lieblicher Garten mit verschiedenen Figuren aus Myrte, Apfelsinenbäumen und Jasmin, wie man kaum glauben kann. Ich sah auf ihrem Friedhof auch einen Baum mit sehr großen Blättern, deren Breite zwei und deren Länge 4 Fuß betrug. Sie sagten, dass es eine Platane sei, aber dem ist nicht so, weil er in der Höhe nicht breiter wird. Sie glauben, dass sie weder Früchte noch Samen je gesehen hätten. Ihre Blätter jedoch sind sehr grün und ähneln sehr stark in der Form dem Hibiskus2.

Außerhalb des KlostersSevilla, OrtSanta María de las Cuevas / La Cartuja, Kl. und der Zellen werden zwei sehr große Gärten durch zwei Maultiere (mit Wasser) aus dem Fluss GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß bewässert. Es sind, wie ich wiederhole, wunderschöne Gärten mit Zitrusfrüchten, Apfelsinen, Granatäpfeln, Feigen, Mandeln, Wein und Birnen; die Früchte hingen noch an den Bäumen. In der Tat habe ich nie schönere Gärtlein gesehen. Die Bewässerungskanäle sind vorzüglich angelegt. Die Konversen haben ebenso einen eigenen Kreuzgang mit marmornen Säulen und kleinen, wunderschön angelegten Gärtlein sowie ihre wunderbar angelegten Wohnstätten. Zu jener Zeit gab es 40 Patres und 30 Konversen. Und der Pater Prior war ein sehr ehrwürdiger Mann, alt und gelehrt; er wohnte in einer eigenen Wohnung mit einem sehr schönen Kreuzgang. Wir sahen ebenso ihren langgestreckten Keller, in dem es 93 sehr große Amphoren gab, die mit Wein gefüllt waren. Ich glaube, dass zwei Nürnberger Fässer etwa drei Amphoren entsprechen. Sie enthielten einen köstlichen Wein wie den Malvasier. Wir sahen auch den Tabernakel hinter dem Hauptaltar, der so sehr mit Gold, Silber und Elfenbein verziert war, dass es unbeschreiblich ist. Sie warteten uns in wunderbarer Weise mit verschiedensten Ehrerbietungen auf. Nachdem die Erlaubnis gegeben war, betraten sie mit uns den Garten und versicherten, dass unsere Gebräuche, religiöse Praktiken, Kleider, Spiele und viele andere Dinge sie sehr erfreut hätten. Ich glaube, abgesehen von der Kartause in PaviaPavia, Ort3, gibt es keine schönere. Außerdem sind sie sehr reich. Sie erhalten viertausend Dukaten an jährlichem Einkommen. Die Lebensmittel sind dort ebenfalls sehr billig, weil die ganze BaeticaBaetica (Hispania Betica), röm. Provinz sehr fruchtbar ist.