Lieblingsplätze Chiemgau

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3 Hinter diesem Tor ist Hoffnung
Frauenchiemsee: Inselmünster auf der Fraueninsel

Mitten im Dreißigjährigen Krieg, als die Fraueninsel von Flüchtlingen überquoll, stellte im Winter 1627 die Äbtissin Magdalena Haidenbucher im Münster von Frauenwörth eine Weihnachtskrippe auf, deren Figuren heute berühmt sind. Wie das Tagebuch der Äbtissin berichtet, waren die armen Verfolgten voll Andacht und zogen aus der überirdisch scheinenden, frommen Inszenierung viel Hoffnung und Zuspruch. Kein Soldat hatte bis dahin einen Fuß auf die Insel gesetzt – und so blieb es weiterhin.

Über Jahrhunderte haben die Menschen Trost und Beistand im Inselmünster gesucht und gefunden. Das zeigt, für jeden sichtbar, die tief ausgetretene Schwelle im 900 Jahre alten romanischen Portal. Im Inneren bezeugen das die Votivbilder, die der seligen Irmengard als Helferin in der Not danken. Irmengard wird als die zentrale Figur des Klosters verehrt, schon 150 Jahre nachdem sie im Jahr 857 von ihrem Vater König Ludwig dem Deutschen auf der Insel als Äbtissin eingesetzt wurde.

Die Benediktinerinnen durften nach der Säkularisation auf der Insel bleiben, aber auch nur, weil sich kein Käufer für das Kloster fand. König Ludwig I. half 1836 bei der Neueinrichtung, allerdings mussten sich die Nonnen ihre Existenz selbst sichern. Sie gründeten das Irmengard-Gymnasium mit Internat für Mädchenerziehung, das bis 1995 Bestand hatte. Heute treffen sich in der Abtei Frauenwörth Sinnsucher aus aller Welt. Das weithin bekannte Seminarzentrum bietet ihnen ein spirituelles und praktisches Angebot von beachtlicher Breite. Auf Frauenwörth sind Moderne und Tradition kein Gegensatz.

Viele Besucher des Inselmünsters spüren mehr als nur sein ehrwürdiges Alter oder die Bedeutung der sakralen Kunst. Der Ort ist mit einer wohltuend sanften geistigen Spannung aufgeladen, der sich so leicht niemand entziehen kann.

Eine Kirchenführung durchs Inselmünster ist bestimmt keine Zeitverschwendung. Anmeldung über 08054 9070 oder über hanna.fahle@frauenwoerth.de


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Das uralte Portal des Inselmünsters

Abtei Frauenwörth

83256 Frauenchiemsee

08054 9070

www.frauenwoerth.de

4 Bald 300 Jahre in der Familie
Frauenchiemsee: Inseltöpfer auf der Fraueninsel

»Wenn Sie uns besuchen, dann stehen Sie gleich mittendrin«, lese ich im hauseigenen bunten Führer. Gemeint ist die Werkstatt der Inseltöpferei Georg Klampfleuthner, denn wenn Hochsaison ist auf der Fraueninsel, kann es dort schon mal eng werden. Doch sie wollen es nicht anders, und auch wenn das Interesse der Gäste hin und wieder von der Arbeit abhält, tragen es die Töpfer mit Gelassenheit. Die Töpfer, das sind vor allem Georg, Christina und Andrea in der Werkstatt und Isolde im Verkauf. Weil beides ineinander übergeht, stehen wir halt mittendrin. Das ist das Besondere beim Inseltöpfer.

Aber nur auf den ersten Blick, denn das wirklich Besondere sind die traditionellen Farben und Formen der Krüge, Teller, Tassen, Vasen und vor allem der Ofenkacheln. Regale und Gestelle sind voll davon, manches noch halb fertig, aber alles weit weg von dem, was man sonst so kennt.

Im Jahr 2009 feierte der Inseltöpfer sein 400-jähriges Bestehen, die Klampfleuthners selber kamen 1723 aus der Steiermark auf die Insel. Sie wurden, wie andere Handwerker auch, vom Kloster angeworben, die Abtei wollte durch Selbstversorgung unabhängig sein. Manche Kirchenbänke im Münster haben noch alte Namensschilder wie Gürtler, Schuster oder Hafner, die auf frühere Inselhandwerker hinweisen.

Für seine Kachelöfen war der Inseltöpfer schon immer berühmt. Die Hohlformen der Kachelmuster sind zum Teil Originale aus dem 17. Jahrhundert, die heute noch benutzt werden. Alles, auch die Bemalung, ist bei den Klampfleuthners vom ersten bis zum letzten Schritt Handarbeit im eigenen Haus. Selbst die Mitbringsel für Touristen, wie der hübsche, handliche Insel-Campanile. Andrea ist starr vor Schreck, als ich frage, ob es den auch als Salzstreuer gibt. Als sie merkt, dass es nur ein Scherz war, meint sie: »Wir machen ja fast alles, aber eben nur fast.«

Sonstige Mitbringsel, wie man sie kennt? Eher im Klosterladen, einer Fundgrube für Bücher, Karten, Devotionalien, Gregorianik-CDs, Klosterlikör und anderes.


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Inseltöpferei

Klampfleuthner

Haus 4a

83256 Frauenchiemsee

08054 1233

www.inseltoepferei.de

5 Nur stehen bleiben und schauen
Frauenchiemsee: Pollfischer rund um die Fraueninsel

»Ich fahre schon 30 Jahre raus, aber auch jetzt noch mag ich manchmal nur stehen bleiben und schauen«, sagt der gestandene Chiemseefischer Georg Ferber von der Fraueninsel, mit dem Hausnamen Pollfischer. Er meint dieses einmalige Erlebnis von Morgendämmerung und Sonnenaufgang über dem See, wenn das Boot still liegt und eine Stimmung herrscht, die zu allen Jahreszeiten anders, aber immer besonders ist. Ich kann ihn verstehen, auch wenn mir im Oktober morgens um sechs die Kälte durch und durch geht.

Beim zweiten Netz, mitten auf dem See, schwärmt plötzlich wie aus dem Nichts ein Dutzend Möwen ums Boot, von einer Größe und Lautstärke, die mich verblüfft. »Das sind adriatische Mantelmöwen, die schlucken eine ausgewachsene Renke im Ganzen!«, sagt der Georg und wirft für sie vereinzelte tote Fische zurück ins Wasser. Heute ist letzter Renkentag, danach beginnt die Schonzeit. Während im ersten Netz nur eine einzelne Brachse war, hat er jetzt mehr Glück. Als die Sonne aufgegangen ist, liegen an die hundert Renken auf Eis in den Wannen, und es geht flott zurück zur Insel. Der Fang wandert in die Räucherkammer, und wir gönnen uns den ersten heißen Kaffee des Tages.

Der Ferber Georg ist einer von sechs Fischern auf der Insel. Seit 1570 sind die Pollfischer bereits dort ansässig, er selber hat beim Vater gelernt. Lieber hätte er zwar woanders reingeschnuppert, »aber da ham’s mich nicht gelassen«. Die Genossenschaft der Chiemseefischer, derzeit sind es 16 Mitglieder, betreibt zwar auch Fischaufzucht und setzt ein, doch »80 Prozent kommen aus dem See selber«, schätzt Georg Ferber. Sein Fang kommt noch am gleichen Tag geräuchert beim Pollfischer auf den Tisch. Die Stammgäste schätzen das, vielleicht auch weil sein kleiner Biergarten etwas abgelegener aber dafür familiär und überhaupt nicht schickimicki ist.

Nach dem besonderen Fisch das besondere Bier: Im Inselbräu (Haus 28) braut der Inselbraumeister Daniel Hagen nach dem Motto Qualität statt Quantität.


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Pollfischer Georg Ferber

Pollfischer Haus 2a

83256 Frauenchiemsee

08054 7198

Inselbräu Frauen­chiemsee GmbH

Haus 28

83256 Frauenchiemsee

08054 902088

www.inselbraeu-frauenchiemsee.de

6 Der Hindu im Nonnenkloster
Rimsting: Ayurveda Kochschule Nicky Sabnis

Am Schrank in der Klosterküche klebt ein Spruch von John Lennon: »Leben ist das, was passiert, während du dabei bist, Pläne zu machen.« Pläne hatte er genug, der Nicky Sabnis, gelernter Ayurvedakoch aus Indien. Gerade war er Vater geworden, die Zukunft sah rosig aus. Doch als er vor 21 Jahren in Deutschland strandete, war weder von den Plänen noch von ihm selbst viel übrig. Schicksalsschläge und Krankheit, er landete ganz unten.

Im Krankenhaus in München nahm die Sozialarbeiterin Gabi den zierlichen Mann unter ihre Fittiche – und dann kam dieser Ausflug auf die Fraueninsel, wo zufällig per Aushang ein Koch für den Seminarbereich gesucht wurde. Nicky wagte es, das Probekochen ging gut, und seitdem gehört er quasi dazu, zum Kloster auf der Fraueninsel – er darf kochen und ist glücklich.

Seit über 20 Jahren können die Seminargäste des Klosters wählen zwischen dem bayerischen Klosterwirt und ayurvedischer Küche bei Nicky. Und weil diese rasch einen Ruf bekam, sind seine Kochbücher erfolgreich und seine Ayurveda-Kochkurse weit im Voraus ausgebucht. Zu ihm kommen nicht nur Vegetarier und Indienfans, sondern auch ernährungsbewusste Sportler, neugierige Hausfrauen und Profiköche. Schwester Scholastica, die gestrenge Leiterin des Seminarbereichs, nahm seinerzeit das Probekochen ab und ist heute glücklich über ihre Zusage. Die geräumige Lehrküche im ehemaligen Mädcheninternat des Klosters hat mit Nicky eine neue Bestimmung gefunden.

»Ich erinnere mich an den Tag noch heute«, sagt Nicky über seinen ersten Inselbesuch mit Gabi, die heute seine Frau ist. »Die Berge, das Schiff, die Insel und das Kloster … ja, und jetzt bin ich da!« Bleiben will er auch, er hat sich sogar auf dem Inselfriedhof einen Platz reservieren lassen. Bis dahin aber werden ihm noch sehr viele für seinen gut gewürzten Kulturaustausch dankbar sein. Namaste, Nicky!

 

Zwischen Gstadt und Breitbrunn hat Nicky am Aussichtspunkt über den See seinen Friedensgarten angelegt, einen Ort der Meditation und des Dankes.


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Nicky Sabnis beim

Ayurveda-Kochseminar im Kloster

Anmeldung, auch für Besuch: seminar.abtei@t-online.de

Nicky Sitaram Sabnis

Hochriesstraße 4

83253 Rimsting

08051 309551

www.nicky-sitaram-sabnis.de

7 Ein Chiemgau-Wirtshaus als AG
Übersee am Chiemsee: Wirtshaus D’Feldwies

»Ein echter Schmarrn!« So und ähnlich war die Reaktion auf Wolfgang Gschwendners Vorschlag, eine AG zu gründen. Eine AG, um Geld zu sammeln fürs Betreiben des gerade mit viel Bürgereinsatz grundsanierten Wirtshauses D’Feldwies. Die Gemeinde Übersee hatte es im November 2003 zwar gekauft, aber Bürger und Vereine sollten sich mit freiwilliger Arbeit bei der Rettung des Baudenkmals einbringen.

Anwalt Gschwendner sorgte für die notwendige Motivation, nur für den späteren Betrieb und die Einrichtung fehlte noch das Kapital. Also wurden Aktien im Wert von 100 Euro aufgelegt. Der Anwalt nutzte seine Kontakte, der Verkauf brummte, und die Pessimisten gaben Ruhe. Heute hat die AG 1.500 Aktionäre in aller Welt, die Dividende wird für alle, die kommen können, als monatliches Aktionärsessen am Sitz der AG ausgeschüttet. Gschwendners Motiv? »Ich bin in Übersee aufgewachsen. D’Feldwies war unser Treffpunkt, als wir jung waren, so was gibt man nicht so einfach auf.« Dass die Gemeinde später von den offiziellen Prüfern gerüffelt wurde – denen war die Aktion zu wenig nach Vorschrift gegangen – dazu meint Gschwendner: »Ohne schnelle Entschlüsse wäre das nie was geworden!«

Das 450 Jahre alte Dorfwirtshaus ist heute geselliges und kulturelles Zentrum von Übersee. Wer ein echtes bayerisches Bierwirtshaus sucht, ist hier richtig. Unterm Dach übt gerade die Plattlergruppe, im ersten Stock ist eine Kunstausstellung heimischer Maler zu sehen, und im wunderschönen Biergarten unterhalten sich die Leute vom Dorf mit den »Fremden«. Die Küche vom Andy ist bayerisch, aber mit viel Fantasie, Vereine feiern manchmal ihre Feste hier, und in der Stube hängt der alte Stammtisch an der Wand, porträtiert vom Farbenfürsten Exter. Leider nur als gute Kopie. Am nächsten Josephitag, dem 19. März, ist wieder Jahreshauptversammlung der AG. Da kommen die Aktionäre bis aus Namibia und Shanghai.

Wer am späteren Nachmittag noch Zeit hat, sollte die paar Schritte zum Exterhaus machen.


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Wirtshaus D’Feldwies

Greimelstraße 30

83236 Übersee am Chiemsee

08642 595715

www.wirtshaus-feldwies.de

8 Sie nannten ihn den Farbenfürsten
Übersee am Chiemsee: Exterhaus in Feldwies

Es gibt Landschaften, von denen gerade Maler magisch angezogen werden, sei das die Provence oder die Heide von Worpswede. Den Chiemgau entdeckten Maler Mitte des 19. Jahrhunderts für sich und damit die Idylle der Fraueninsel. Bald entstand dort eine der ersten bedeutenden Künstlerkolonien in Süddeutschland.

Heute erinnern Jahresausstellungen von Chiemseemalern unterschiedlicher Qualität von ferne an die große Zeit, die echten Klassiker sieht man nur in Museen. An einem Platz kann man aber noch heute einen Meister von damals im Atelier besuchen. Machen wir also per Zeitreise Visite bei Julius Exter (1863 – 1939) in seinem Anwesen, dem Exterhaus in der Feldwies:

Der Kiesweg führt nach links Richtung Garten, die Haustür steht halb offen. »Hallo, jemand daheim?« Gleich links fällt der Blick in einen eher bürgerlichen Salon. Eine freundliche Stimme fragt: »Grüß Gott, kann ich helfen?« Das könnte die Hausdame des Künstlers sein, und – jetzt wieder in der Gegenwart – so etwas in der Art ist sie tatsächlich: Der Kuratorin Monika Kretzmer verdanken wir, dass wir der Persönlichkeit eines besonderen Malers nicht nur in den gezeigten Bildern, sondern in jedem Winkel seines Hauses begegnen – gerade weil es viel mehr als ein Museum ist.

1902 kaufte Exter das Bauernhaus und baute es um. Der blühende Künstlergarten an der Südseite war ein wiederkehrendes Motiv des Farbenfürsten, wie ihn Zeitgenossen nannten. Hier am Chiemsee, mit seinem besonderen Licht, hat er seine lange Entwicklung als Maler vollendet. Nach Salonmalerei und Expressionismus fand er ganz für sich zu seiner suggestiven Farbigkeit. Das Münchner Publikum von 1929 sah in einer Ausstellung der Juryfreien erstmals kleinformatige Exter-Landschaften, es war begeistert und die jungen Kollegen verblüfft: Der Alte vom Chiemsee malte mindestens so jung wie sie.

Mehr vom Farbenfürsten zeigt eine ständige Ausstellung in der Gemäldegalerie Julius Exter im Alten Schloss auf der Herreninsel, 08051 68870.


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Künstlerhaus Exter

(Mai–September)

Blumenweg 5

83236 Übersee am

Chiemsee – Feldwies

08642 895083

9 Der Charme der späten 80er
Bernau am Chiemsee: Freibad und Strandcafe H2O

Die Formel H2O deutet es an: Hier ist das Wasser nicht weit weg. Gerade so weit, dass jeder alles sieht, was sich im und auf dem Chiemsee-Südzipfel so tut, was da schwimmt und Schifferl fährt, an- und ablegt, rein springt und wieder an Land geht. Ein richtiges Freibad ist das, sogar mit freiem Eintritt, wo sich auf der grünen Wiese, unter Schirmen und auf Decken, bis zum Strand und den Stegen immer genug tummelt, dass es nicht langweilig wird. Auch weil alles quasi im Vorbeigehen passiert, kein Eingang, kein Zaun, jeder nimmt sich so viel Zeit wie und wo er sie braucht. Ob nun für Volleyball, faul in der Sonne liegen oder sich mit Freunden treffen.

Auch dafür gibt es das H2o, manche verabreden sich dabei am »Kiosk«, was aber nur bedingt passt. Dieser lang gestreckt Bungalow mit dem Charme der späten 80er Jahre bietet eine locker freundliche Mischung aus Badeanstalt, Biergarten und Strandcafe, mit fließenden Grenzen Richtung Liegewiese und mit Blick auf den See. Essen und Trinken funktionieren bestens für alle die wissen, wie Selbstbedienung geht. Und wenn an schönen Tagen schon mal eine Schlange am Bestell-Fenster steht, ist das die beste Gelegenheit für einen Ratsch zwischen Bernauern und Sommergästen.

Der Höhensteiger Klaus, Pächter seit dem Jahr 2001, tut das seine, dass die Stimmung so bleibt. Damit »sich auch mal was rührt« gibt es bei ihm Grillabende, Motorradtreffen, Musikevents oder auch Freilicht-Filmabende. Die Miniküche fabriziert flink Handfestes aus der Region, »alles, was halt schnell geht«, meint der Klaus, »unsere Pommes sind besonders gefragt! Am See gibt’s schon Plätze, wo mehr los ist, doch wer den Rummel nicht mag, der kommt halt zu uns!« Es soll Bernauer geben, die im Sommer hier täglich in Ruhe frühstücken, mit frischen Semmeln versteht sich, und einem Top-Kaffee.

Nur ein paar Schritte weiter gibt es Elektro- und Ruderboote zu mieten. Bootsverleih Thomas Pfliegl, Birkenallee 54, 83233 Bernau am Chiemsee, 0175 3213783.


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Strandcafe H2o

Birkenallee 54

83233 Bernau am Chiemsee

0151 5756427

www.h2o-bernau.de

10 Über 300 Pralinen in Handarbeit
Bernau am Chiemsee: Schoko-Laden-Werkstatt

Schokolade macht glücklich, heißt es, und wer in der Bernauer Chiemseestraße 25 die Ladentüre öffnet, bekommt gleich eine erste Ahnung von diesem Glück. Alleine dieser Geruch, oder besser gesagt Duft! Egal, denn schon werden weitere Sinne angesprochen: Farben, Licht, angenehme Kühle und eine freundlich weibliche Stimme fragt auf Bairisch nach den Wünschen. Ein üblicher Schoko-Laden ist das hier offenbar nicht, denn wie erklären sich Hammer, Zange und sogar ein paar Zahnräder in Zellophan verpackt, gleich neben den Brotzeitbretteln mit Radi, Kas und Brezn? Freilich, in der Mitte des Ladens gibt’s auch Schokoherzen mit »Alles Gute« und »Gute Besserung«, außerdem gefüllte Präsentkörbe und weiter hinten eine Theke mit Pyramiden von Kugel-Pralinen. Ungewöhnlich sind deren Farben, curry, grün, blau, bronze oder bunt gemustert, und so richtig ebenmäßig rund sind sie auch nicht.

»Alles von Hand gemacht!«, betont Erika Kania, die Chefin der Manufaktur, und natürlich alles aus Schokolade allerbester Qualität. Im Gespräch erfahren wir viel Wissenswertes über Schokolade, die Geheimnisse ihrer Verarbeitung und der Zutaten und über verrückte Kundenwünsche (dunkle Schokolade mit Wasabi, oder auch mit Bacon!). Und für Kunden ohne Wünsche hat die kleine Mannschaft ausreichend eigenen Witz und Fantasie. »Wir sind zu viert«, erzählt die Konditormeisterin, und »alle können alles, sonst ginge es nicht.« Ein zweites Geschäft in Erding haben sie außerdem: »Ja, wir arbeiten wirklich viel!«

Wobei man ihnen durch große Glaswände zuschauen kann, Transparenz ist hier ernst gemeint. Gut ausgebuchte Kurse fürs Schokoladen- und Pralinen-Selbermachen sind auch im Angebot und auf die Scherzfrage nach den Zahnärzten als Kunden kommt die überraschende Antwort: »Sie gehören zu unseren Top-Kunden, die kommen richtig gerne, nicht mal anonym, sondern oft in voller Montur!« Vielleicht wegen der Werkstatt-Atmosphäre?

Kontrastprogramm im Curry & Pasta. Zwar wenig Ambiente, dafür original Indisches, schön scharf, auch zum Mitnehmen.


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Schoko-Laden-Werkstatt

Chiemseestraße 25

83233 Bernau am

Chiemsee

08051 9676282

www.schoko-laden-werkstatt.de

Curry&Pasta

Bahnhofsplatz 6a

83233 Bernau am

Chiemsee

08051 9649911

www.currypasta.de

11 Kirche und Wirt gehören z’samm
Prien am Chiemsee: Filialkirche St. Jakobus in Urschalling

Wo die Römer ihre Landhäuser bauten und später die Falkensteiner ihre Burgen, an diesen bevorzugten Plätzen finden wir im Chiemgau oft die kleinen, alten Kirchen der besonderen Art. In Urschalling zum Beispiel, einem winzigen Weiler auf dem nacheiszeitlichen Hochufer des Chiemsees. Von Süden auf der Staatsstraße 2092 kurz vor Prien geht es 500 Meter nach dem Kreisel links den steilen Hang hinauf. Oben empfiehlt sich der Parkplatz der Mesnerstub’n, wo Kirchenbesucher alltäglich und deshalb gern gesehen sind. Einmal rechts ums Hauseck und da steht sie, klein, weiß, mit achteckigem Zwiebelturm: St. Jakobus in Urschalling. Vor der Hintertür des Wirts werden gerade Kartoffeln geschält, nur zehn Meter entfernt vom frommen Portal – so sieht sie aus, die altbayerische Nachbarschaft von Kirche und Wirtshaus.

Hier haben die Falkensteiner um 1160 ihre Burganlage erbaut, aus der auch die Kirche hervorgegangen sein soll. Der Ruf von Urschalling hat sich herumgesprochen, wir sind also in Gesellschaft. Jedem Neuankömmling, wenn er nicht gerade Kunsthistoriker ist, sehen wir beim Eintritt die Verblüffung an. Respektvolle Stille, Kommentare werden nur geflüstert, und das Gitter vor dem sakralen Raum akzeptiert jeder. Dieses weithin berühmte Fresken-Kleinod wurde mehrfach restauriert, zuletzt in den Jahren 1980 bis 1991, in denen auch der ursprüngliche Boden wieder ausgegraben wurde.

 

Die Fresken in der Apsis und im Chorjoch sind noch romanisch, um 1390 hat der letzte Falkensteiner auch den Laienraum mit einer farbigen biblia pauperum reich ausstatten lassen. Hier wurden für das leseunkundige Volk alle wichtigen Begebenheiten des Alten und Neuen Testaments bildlich dargestellt. Der ausliegende Kirchenführer verrät zwar viele Details, die einstündige Führung (organisiert vom Priener Tourismus) sollte man trotzdem besuchen!

Im behaglichen Biergarten des Mesnerwirts wird der Besucher mit bewährten Mitteln sehr schnell vom Mittelalter zurück in die Gegenwart geholt.


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St. Jakobus

Urschalling 3

83209 Prien am Chiemsee

Mesnerstub’n

Urschalling 4

83209 Prien am Chiemsee

08051 3971

www.mesnerstubn.de

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